Titel: Einige Worte über die Bedeckung der Gebäude und über Dächer von Messingblech.
Autor: Richard Jakob August Voit [GND]
Fundstelle: Band 1, Jahrgang 1820, Nr. VI., S. 92
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VI. Einige Worte über die Bedeckung der Gebäude und über Dächer von Messingblech. Mit Abbildungen. Tab. II. Vom k. b. Kreisbauinspektor Voit in Augsburg. Nebst einem Zusaze des Herausgebers. Voit über die Bedeckung der Gebäude mit Metallblechen. Wenn der Grundbau die erste Sorge des Architekten verlangt, so gebuͤhrt der Bedeckung seines Gebaͤudes die zweite. Zur Erhaltung eines Bauwerkes ist wohl nichts nothwendiger, als eine dauerhafte Bedachung, welche das ganze Gebaͤude gegen die Einwirkung der Witterung, bei den wenigsten Reparaturen, auf laͤngere Zeit vollkommen sichert. Es ist hier die Rede nicht von der Holzverbindung, oder von dem Dachstuhle, sondern von dem Materiale, welches angewendet wird, die aͤußere Flaͤche dieses Geruͤstes zu bedecken. Dabei aber leidet es keinen Widerspruch, daß die Form des Dachstuhls sich nach dem Materiale richten muß, welches zur Eindeckung gebraucht wird; ein Kalksteinschieferdach z.B. muß eine ganz andere Form haben, als ein Ziegeldach. Auch das Klima kommt in Betracht bei der Form, welche man dem Dachstuhle gibt, und in suͤdlichen Laͤndern koͤnnen die Daͤcher viel flaͤcher gelegt werden, als in noͤrdlichen. In vielen Faͤllen ist man aber auch zu einer gewissen Form des Daches unvermeidlich gezwungen, wenn man z.B. nicht Hoͤhe genug fuͤr ein gemeines Dach hat; ein solcher Umstand bestimmt dann den Baumeister, nach einem dauerhaftern Deckungsmateriale zu greifen, das bei flachen Daͤchern angewendet werden kann. In den meisten Faͤllen, vorzuͤglich bei landwirthschaftlichen Gebaͤuden, wird dem Baumeister zur Pflicht gemacht, das Gebaͤude so wohlfeil als moͤglich aufzufuͤhren, und der kameralistische Architekt wird diese Aufgabe nie aus dem Auge verlieren. Dabei wird aber selten bedacht, daß nicht immer das Wenigstkostbare auch das Wohlfeilste ist. Will der Baumeister eine kostbare Konstruktion, ein theures Materiale in Anwendung bringen, so sind tausend Stimmen gegen ihn, ohne die Sache gruͤndlich untersucht und erwogen zu haben. Man sollte dagegen nicht nur den Ankaufspreis, sondern auch die Dauerhaftigkeit des anzuwendenden Materials und den positiven Werth, den dadurch das Gebaͤude erhaͤlt, in Anschlag bringen, und nicht uͤbersehen, daß auf diese Weise viele und kostbare Reparaturen in der Zukunft erspart werden koͤnnen. Wer nur fuͤr seine eigene Lebensdauer, oder fuͤr den Genuß des Augenblicks schaffen will, der braucht freilich nicht so sorgfaͤltig in der Wahl seiner Baumaterialien zu seyn, wie der, welcher seine Schoͤpfung auf seine Nachkommen zu bringen wuͤnscht. Daher erwaͤgt der denkende Baumeister immer alle Umstaͤnde, und wenn ihn unvermeidliche Sparsamkeit zu den wohlfeilsten Materialien noͤthiget, so wird er allemal den haltbarsten, obgleich theurern, den Vorzug geben, indem er die laͤngere Dauer seiner Bauwerke und die Ersparniß an Reparaturen in Rechnung bringt. Mit solchen Ueberlegungen sollte man sowohl in der landwirthschaftlichen, als in der schoͤnen Baukunst zu Werke gehen, um uͤberall, wo es seyn kann, das Beste und Dauerhafteste zu seinen Zwecken zu waͤhlen. Verdient unlaͤugbar die Bedeckung unserer Gebaͤude alle unsere Sorgfalt, so muͤssen wir uns auch mit den dazu erforderlichen Materialien bekannt machen; und tritt dann die Nothwendigkeit gebieterisch auf, uns zur Anwendung wohlfeiler Stoffe zu bestimmen, so koͤnnen wir doch unter diesen die vortheilhaftesten waͤhlen. Die bekanntesten, und bei uns gebraͤuchlichen Deckungsmaterialien sind folgende: Rohr, Stroh, und dieses mit Lehm gegen Feuergefahr gesichert, Lehmschindeln. Nur bei laͤndlichen Gebaͤuden kommen Daͤcher von diesen Materialien vor, unter denen ich den Lehmschindeln den Vorzug gebe, weil sie weniger feuergefaͤhrlich sind, und weil ein, auf ein bloßes Stroh- oder Rohrdach abgezimmerter, Dachstuhl ein Lehmschindeldach zu tragen vermag. In vielen Gegenden sind bloße Stroh- und Rohrdaͤcher, der Feuersgefahr wegen, verboten. Bretter; diese werden nur bei ganz geringen Gebaͤuden, z.B. bei Holzremisen u. dgl. angewendet. Schindeln, von Eichen, Tannen oder Forln-Holz. Man hat sogenannte Legschindeln, und aufgenagelte. Die ersteren werden in einigen Gegenden auf dem Lande angewendet; sie geben kein schoͤnes Dach und sind sehr feuergefaͤhrlich. Der aufgenagelten Schindeln bedient man sich auch bei eleganten Gebaͤuden, bei Gartenhaͤusern und bei Wohngebaͤuden auf dem Lande und in Staͤdten, weil sie keinen so hohen Dachstuhl verlangen, als Ziegeldaͤcher, und sehr leicht sind; dabei geben sie ein wasserdichtes Dach. Um sie dauerhafter zu machen, erhalten sie einen Anstrich von Oelfarbe. Der groͤßte Fehler, den diese Dachungsart hat, ist ihre Feuergefaͤhrlichkeit. Ein den Brand abhaltender Anstrich koͤnnte diesen Schindeln einen großen Vorzug geben, und sie einer allgemeinen Einfuͤhrung empfehlungswerth machen. Ziegel. Die meisten Daͤcher in den Staͤdten, so wie die besser gebauten Oekonomie- und Wohngebaͤude auf dem Lande, sind mit Ziegeln bedeckt. Will man ein noch besseres Dach dieser Art, so wird dasselbe doppelt belegt, so daß ein oberer Ziegel die Fugen, welche zwei untere machen, uͤberdeckt. Bei minder wichtigen Gebaͤuden wird, um Kosten zu ersparen, nur ein einfaches Dach gewaͤhlt, und unter die Fugen werden duͤnne Spaͤhne von Holz eingeschoben. Ein Ziegeldach erfordert oͤfters Reparaturen, und seine Dauerhaftigkeit haͤngt groͤßtentheils von der Guͤte der Ziegel ab. Auch bei einem Doppeldach muß man die Fugen mit Moͤrtel verstreichen, um zu verhindern, daß Schnee auf den Boden geweht werde. Ein sehr dauerhaftes Dach geben Hohlziegel, besonders wenn immer uͤber zwei derselben sogenannte Preiße gelegt werden. Aber dergleichen Daͤcher belasten das Gebaͤude, und verlangen einen sehr dauerhaft abgebundenen Dachstuhl. Aus dieser Ursache scheinen sie nach und nach außer Gebrauch gekommen zu seyn. Da in neuern Zeiten das Ziegelmateriale nicht mehr so sorgfaͤltig gearbeitet wird, wie ehemals, so fehlt es auch unseren Daͤchern an der gewuͤnschten Dauerhaftigkeit. Man hat zwar bereits allerlei Mittel versucht und angeruͤhmt, um dauerhafte Ziegel zu gewinnen; noch ist aber keines dieser Mittel allgemein geworden. Auch fieng man an, den Ziegeln, groͤßerer Haltbarkeit wegen, eine Glasur zu geben; dies hat jedoch wieder aufgehoͤrt, weil der Kostenaufwand dabei zu groß war. Schiefer. Es gibt Thon- und Kalksteinschiefer. Der erstere hat eine schwaͤrzlich graue Farbe, und kann mit Naͤgeln auf eine Bretterschelung genagelt werden. Der Kalksteinschiefer wird ohne alle Bedeckung aufgelegt. Beide geben ein schweres Dach, und vorzuͤglich macht der leztere einen dauerhaft abgebundenen Dachstuhl nothwendig. Sie zerspringen im Feuer, daher sie bei einem entstandenen Brande den Rettenden gefaͤhrlich werden. Dergleichen Schiefer koͤnnen nur in der Naͤhe der Schieferbruͤche mit Nuzen angewendet werden, weil sie zu schwer sind, und der Transport zu viel kosten wuͤrde. Steinpappe oder kuͤnstlicher Schiefer. Die damit angestellten Versuche haben, so viel ich weiß, der Erwartung bisher nicht entsprochen. Indessen waͤre zu wuͤnschen, daß dieses leichte Deckungsmateriale in Zukunft eine groͤßere Vollkommenheit erlangen moͤchte. Die bisher beschriebenen Materialien sind alle noch sehr unvollkommen zur Bedeckung der Daͤcher; sie sind entweder zu schwer, oder nicht dauerhaft genug, oder auch zu feuergefaͤhrlich. Zu Gebaͤuden von hoͤherm Werth geben Metalle die beste Eindeckung; aber sie sind auch sehr theuer, und daher werden sie gewoͤhnlich nur bei schwierigen Dachflaͤchen, bei Hohlkehlen, Dachfenstern u.s.w. verwendet. Doch siehet man auch ganze Gebaͤude mit Blei- Eisen- Zink- und Kupferblech bedeckt. Auch hat man schon Platten von Gußeisen, in Form der Dachziegel, welche aber in einander greifende Falze haben, gebraucht. Daͤcher von Bleiblech haben eine ziemliche Dauer, wenn sie mit Oelfarbe angestrichen werden. Man nimmt dazu das sogenannte Rollenblei, wovon ein Quadratfuß 2 – 2 1/2 Pf. wiegt. Das Eisenblech ist entweder schwarz oder verzinnt. Da es in Ansehung der Dicke sehr ungleich ist, so werden die damit bedeckten Daͤcher an den duͤnnen Stellen vor der Zeit schadhaft. Man muß das schwarze Blech mit Oelfarbe anstreichen, um den Rost daran abzuhalten. Der Quadratfuß kostet ohne Anstrich 24 kr. (Das gewalzte Eisenblech ist von gleicher Staͤrke.) Das weiße oder verzinnte Blech ist zu Daͤchern besser als das schwarze, und man erspart dabei den Anstrich mit Oelfarbe. Ein Quadratfuß kostet 28 bis 30 kr. Wird das alte Blech auf einem Dache unbrauchbar, so hat es keinen Werth mehr. Das Zinkblech wurde schon fruͤher in Frankreich und in Norddeutschland, in neuern Zeiten aber auch in Suͤddeutschland, zu Dachungen verwendet. Der hiesige eben so geschickte als thaͤtige Hofstuͤckgießer, Herr Reiser, hat auf seinem neueingerichteten Blechwalzwerk mehrere gut gelungene Proben dieses Fabrikats geliefert, womit bereits einige Daͤcher in Muͤnchen von Zink und Blei, und in Augsburg mit Messing gedeckt wurden. Außer diesem Blechwalzwerke in Augsburg, welches vorzuͤgliches Messing- Zink- und Bleiblech liefert, und jezt auch zum Walzen der Kupferbleche eingerichtet wird, findet sich im Koͤnigreiche Baiern nur noch ein einziges aͤhnliches Werk, im Fichtelgebirge zu Unterlind, das aber blos auf Eisenbleche angelegt seyn soll. Die geschlagenen Kupferbleche, welche bisher zu Daͤchern verwendet wurden, sind von ungleicher Dicke, weswegen man gezwungen war, staͤrkere Bleche auszuwaͤhlen, wodurch der Aufwand noch groͤßer wurde. Waren die Bleche nicht besonders stark, so rechnete man vergeblich auf die gewuͤnschte Dauerhaftigkeit, weil die schwachen Stellen sehr leicht zerspringen, ein Uebel, dem keine Vorsicht abhelfen konnte. Nur durch Walzwerke bekommt man ein vollkommen gleich dickes Blech, von dem man duͤnnere Tafeln anzuwenden wagen darf, und das folglich eine wohlfeilere Dachung giebt. Wenn der Quadratfuß Zinkblech 3/4 Pfund wiegt, so darf man sich bei einer guten Bretterverschalung ein dauerhaftes Dach auf ein gewoͤhnliches Gebaͤude versprechen. Ein Pfund von diesem Blech kostet 30 kr., wozu noch die Arbeit des Kupferschmids oder des Spenglers beim Auflegen kommt, die gewoͤhnlich mit 8 oder 9 kr. fuͤr das Pfund bezahlt wird. Ehe die Zinkbleche aufgelegt werden, erwaͤrmt man sie durch Kohlenfeuer, oder mit erhizten Eisenstaͤben und Kolben, weil sie sich dann besser biegen und auffaͤlzen lassen. Ihre groͤßte Geschmeidigkeit zum Faͤlzen erhalten sie bei einer Temperatur zwischen 200 und 300° Fahrenheit. Die Kosten eines Quadratfußes Zinkbedachung berechnen sich demnach folgendermaßen: 24 Loth Blech auf 1 Quadratfuß = 22 1/2 kr. Der Erfahrung zufolge muß man den sechsten Theil des Werths vom Blech auf die Falze rechnen, also 3 2/3 kr. Das Aufdecken fuͤr 1 Pfund 8 1/2 kr. und fuͤr den Quadratfuß 6 kr. –––––––– Summa 32 1/6 kr. oder in runder Zahl fuͤr einen Quadratfuß 33 kr. Hat man ein Gebaͤude von einer großen Dachflaͤche zu bedecken, so kann man staͤrkeres Zinkblech waͤhlen, allenfalls den Quadratfuß ein Pfund schwer. Kupferblech behaͤlt unter den bisher beschriebenen Dachungsmaterialien den Vorzug, weil es das dauerhafteste ist. Zwar ist es auch das theuerste; aber es schuͤzt ein Gebaͤude lange Zeit, ohne die geringste Reparatur, vollkommen gegen Regen und Schnee. Ein Quadratfuß Kupferblech wiegt gewoͤhnlich 1 1/4 Pf.; nur bei Hohlkehlen nimmt man es etwas staͤrker. Dabei ist zu bemerken, daß wir bisher nur geschlagenes Kupfer anwenden konnten; dieses muß, wegen seiner ungleichen Dicke, die eben angegebene Staͤrke haben. Wird aber das Kupferblech auf einem Walzwerk bereitet, so kann es fuͤglich so duͤnne genommen werden, daß der Quadratfuß nur ein Pf. wiegt. Auch bei diesem Bedeckungsmateriale ist der bekannte Umstand zu beruͤcksichtigen, daß das alte, als schadhaft abgehobene, Kupfer noch einen Werth hat. Der große Vortheil der Blechwalzwerke faͤllt auch hier in die Augen; denn es macht einen bedeutenden Kostenunterschied, wenn bei gleicher Haltbarkeit der Quadratfuß Bedeckung 1/4 Pfund leichter seyn darf. Diesen Unterschied recht deutlich zu machen, stehe hier eine zweifache Berechnung. 1) Ein Quadratfuß Kupfereindeckung von geschlagenem Blech, wenn derselbe 1 1/4 Pfund wiegt, kostet: 1 1/4 Pfund Kupfer à 1 fl. 1 fl. 15 kr. Vom Pfund aufzudecken 9 kr. - 11 1/4 Auf Faͤlze - 12 1/2 –––––––– Summa 1 fl. 38 3/4 2) Die Kosten eines Quadratfußes Kupfereindeckung von gewalztem Blech, welcher 1 Pfund wiegt, sind: 1 Pfund Kupfer auf 1 Quadratfuß 1 fl. – Auf die Faͤlze 1/6 – 10 kr. Dieses aufzudecken vom Pfund – 9 kr. –––––––– Summa 1 fl. 19 kr. Demnach kommt der Quadratfuß Entdeckung von gewalztem Blech um 19 3/4 kr. wohlfeiler als von geschlagenem, ein Unterschied, welcher bei einer großen Dachflaͤche keine kleine Summe ausmacht. Bei obigen Berechnungen ist jedoch zu erinnern, daß dabei die noͤthige Bretterverschalung nicht beruͤcksichtiget worden ist. Messing, welches aus einer Mischung von Kupfer und Zink besteht, wurde, so viel mir bekannt ist, bisher noch zu keiner Dachbedeckung gebraucht. In Ansehung des Werths nach dem Gewichte, und in Hinsicht der Dauer, wird es dem Kupfer gleich seyn. Auf dem neuerrichteten Walzwerke des Hrn. Reiser wird Messingblech von vorzuͤglicher Guͤte und durchaus gleicher Dicke geliefert, so daß ein Quadratfuß, welcher 24 Loth wiegt, eine vollkommen dauerhafte Eindeckung verspricht. Der erste Versuch mit einer solchen Eindeckung eines Gebaͤudes wurde mit dem besten Erfolg angestellt. Die beiliegende Zeichnung theilt den Grund- und Aufriß, so wie den Durchschnitt dieses kleinen tempelartigen Gebaͤudes mit, welches in dem Garten des Hrn. Banquier Suͤßkind vor dem rothen Thore, von dem hiesigen geschickten Maurermeister Hrn. Gelb mit vieler Reinheit der architektonischen Glieder und Verzierungen aufgefuͤhrt worden ist. Die Bedeckung einer Kuppel ist immer mit mehr Schwierigkeiten, als die eines gewoͤhnlichen Daches, verbunden; sie erfordert weit mehr Puͤnktlichkeit in der Arbeit, und die Kosten erhoͤhen sich dadurch etwas. Um aber dadurch, daß die einzeln aufzudeckenden Blechtafeln zugespizt seyn muͤssen, keinen großen Abfall an Blech zu bekommen, wurden die Blechtafeln auf dem Walzenwerke, nach der verlangten Form bearbeitet. Durch dieses geschickte Verfahren haben sich die Kosten wieder etwas vermindert. Damit der Leser im Stande sey, eine Messingblech-Bedeckung mit einer von Kupferblech zu vergleichen, so gebe ich folgende Berechnung: 1 Quadratfuß Messingblech wiegt 24 Loth; das Pfund 1 fl. 45 kr. Aufzudecken fuͤr 1 Pfund 9 kr. 6 3/4 kr. Auf die Falze 1/6 7 1/2 kr. –––––––– Auf einen Quadratfuß 59 1/4 kr. Oder in gerader Zahl 1 Gulden. Dabei ist noch zu bemerken, daß der Arbeitslohn des Aufdeckens im vorliegenden Falle etwas groͤßer, als in obiger Berechnung war, weil in dem obern Theil des Kugel-Abschnitts, mehr Faͤlze vorkamen, als bei einem geraden Dache. Da ich aber die Berechnung der Kupferbedachung auf eine gerade Flaͤche herstellte, so mußte ich es auch hier beim Messingblech thun, um beide mit einander vergleichen zu koͤnnen. Die zu bedeckende Flaͤche des Kuppeldaches auf dem genannten Gartengebaͤude hat folgenden Inhalt: Die Kuppel ist ein Abschnitt von einer Kugel, deren Diameter cm Fig.A. 17 Fuß betraͤgt; die Hoͤhe des Abschnitts he ist 7 Fuß. Nun aber wird der Flacheninhalt dieses Abschnittes erhalten, wenn man die Peripherie des groͤßten Zirkels der Kugel mit der Hoͤhe des Abschnitts multiplicirt. Das Verhaͤltniß des Diameters zum Umkreis sey , mithin Textabbildung Bd. 1, S. 101 Dieses in Zahlen ausgedruͤckt: 100 : 314 = 17 = 53 19/50 × 7 = 375 32/50, Aus der angestellten Berechnung gehet hervor, daß 1 Quadratfuß Messingbedachung 59 1/4 kr., oder in einer runden Zahl 1 fl. koste; mithin kaͤme obiges Kuppeldach auf 375 fl. Von Kupfer haͤtte es nach der Berechnung Nro. 1. gekostet, 617 fl. 18 kr.; mithin 242 fl. 2 kr. mehr. Nach der Berechnung Nro. 2. 493 fl. 45 kr. oder 113 fl. 45 kr. mehr. Hieraus ist offenbar, daß man mit solchem Messingbleche bei einer großen Flaͤche eine wesentliche Ersparung erziele, wobei man zugleich eine eben so dauerhafte Bedeckung, wie von Kupferblech, erhaͤlt, auch an dem als unbrauchbar abgenommenen Messingblech nicht alles verliert, weil es noch einigen Werth hat. Das Kupfer besizt eine groͤßere spezifische Schwere, als das Messing; nach Muschenbroek findet folgendes Verhaͤltnis dieser beiden Metalle zu einander statt: Kupfer (japanisches) 9,000 Kupfer schwedisches 8,784 Messing, gegossenes 8,000 Messing, geschlagenes 3,349 Daher hat man bei gleich dicken und schweren Blechen dieser beiden Metalle einen etwas groͤßern Flaͤcheninhalt beim Messing. Dagegen aber haben die Theile des Messings einen staͤrkern Zusammenhang durch einander, als die des Kupfers. Nach Muschenbroͤck wurden cylindrische Faͤden von Messing und Kupfer, deren Durchmesser 0,1 rheinlaͤndischer Zolle betrug, von nachstehendem Gewichte zerrissen: Drath aus Messing von 360,00 Pfund. Drath aus Kupfer von 299,25 Pfund. Man kann sich also von dem als Deckungsmaterial hier angewendeten Messing ein moͤglichst gutes Dach versprechen, und im Verhaͤltniß zum Kupfer um so gewisser davon seyn, da die Einwirkung der Witterung auf beide gleich, das heißt, auf beide von geringem Einfluß ist. Ein mit Messingblech belegtes Dach macht auf einem, in schoͤnem Styl aufgefuͤhrten, Gebaͤude eine herrliche Wirkung, und der aͤsthetische Baumeister wird es bei allen Bauwerken anzubringen wuͤnschen, auf die er einen artistischen Werth legt. Nimmt man nun alle die Vortheile zusammen, welche das Messing als Deckungsmateriale hat, so wird man gestehen muͤssen, daß die Anwendung desselben ein wahrer Gewinn fuͤr die schoͤne Baukunst seyn wuͤrde. Ich hoffe daher, es werde nicht bei dem ersten, hier gemachten und so vollkommen gelungenen Versuche bleiben, sondern dieses Metall noch oͤfter zur Bedachung vorzuͤglicher Gebaͤude angewendet werden, zumal da die Eindeckung eines geraden Daches bei weitem nicht soviel Schwierigkeiten verursacht, als die in unserer Zeichnung vorliegende Kuppelform. Wenn auch die Kosten der Anlegung eines solchen Daches groß sind, so hat man doch nicht nur einen bleibenden Werth an demselben, sondern man erspart auch sehr viel sowohl an Reparaturen, als dadurch, daß man keinen so schweren, kostbaren Dachstuhl aufzustellen noͤthig hat. Zu einem Ziegeldache muͤßte der Dachstuhl unter dem Winkel bac Fig.B. aufgefuͤhrt werden. Soll aber ein Dach auf dieselbe Balkenlaͤnge mit Kupfer- oder Messingblech belegt werden, so genuͤgt der Winkel bad, wodurch man eine schoͤnere, rein architektonische Form erhaͤlt. Dabei ist leicht begreiflich, daß man viel Holzwerk erspare, welches das Mauerwerk belastet, daß man dadurch viel brennbaren Stoff aus dem Gebaͤude entferne, und sich in dieser, wie in aͤsthetischer, Hinsicht immer mehr dem Vollkommenen naͤhern koͤnne. Zusaz des Herausgebers. Nach den Resultaten, welche die vielen Versuche des Hrn. Reiser in Augsburg darboten, duͤrfte nun die Bedeckung der Daͤcher mit Zinkplatten leichter als bisher zu bewerkstelligen seyn, wenn, seinen Erfahrungen zufolge, der Zink mit etwas Zinn und Blei legirt wird. Die Platten von legirtem Zink werden etwas biegsamer bleiben aber noch immer kompakt genug, um allen Forderungen einer Metallbedachung zu entsprechen. Durch diese Biegungsfaͤhigkeit lassen sich die legirten Zinkplatten ohne Erhizung falzen, wodurch bei der Bedachung die Feuersgefahr, welche durch das Erhizen der Metallplatten herbeigefuͤhrt werden koͤnnte, vermieden wird. Von besonderm Interesse sind auch die Versuche, welche Hr. Reiser angestellt hat, um gewalzte Eisenbleche dauerhaft zu verkupfern. Eine mit verkupfertem Eisenblech belegte Bedachung wird sich, gleich dem Kupfer, sowohl gegen die atmosphaͤrischen Einfluͤsse als auch gegen Feuersgefahr dauerhaft verhalten. Auch kann man die Bedachung leicht und durch jeden Feuerarbeiter zu Stande bringen, und der Preis duͤrfte kaum die Haͤlfte gegen das Kupfer betragen. Ueber diesen hoͤchst wichtigen Gegenstand hoffe ich den Lesern bald etwas Ausfuͤhrlicheres mittheilen zu koͤnnen.

Tafeln

Tafel Tab. II.
Tab. II.