Titel: Erklärung des dem Peter Heinrich Fuller, Apotheker in Piccadilly, ertheilten Patentes auf eine Verbesserung in Erzeugung oder Bereitung von schwefelsaurem Natron, reiner Soda oder Natron, und basischem kohlensaurem Natron und Salzsäure. Den 3. April 1819
Fundstelle: Band 1, Jahrgang 1820, Nr. XXX., S. 341
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XXX. Erklärung des dem Peter Heinrich Fuller, Apotheker in Piccadilly, ertheilten Patentes auf eine Verbesserung in Erzeugung oder Bereitung von schwefelsaurem Natron, reiner Soda oder Natron, und basischem kohlensaurem Natron und Salzsäure. Den 3. April 1819Woͤrtlich uͤbersezt aus dem Repertory of Arts Manufactures et Agriculture, II. Series. N. 213. Februar 1820. S. 138. Mit einem Zusaz des Herausgebers. Fuller über die Bereitung der Salzsäure und Natrum. Ich Peter Heinrich Fuller erklaͤre hiermit, daß meine Erfindung in Folgendem beschrieben ist, naͤmlich: Man sezt einer Aufloͤsung von salzsaurem Natron (Kochsalz), welche entweder durch Aufloͤsung von salzsauren Natron in heißem oder kaltem Wasser oder durch Abdampfung von Seewasser erhalten wurde, und welche irgend eine in Wasser aufloͤsbare Menge von salzsaurem Natrum enthaͤlt, eine Aufloͤsung von schwefelsaurem Eisen (Eisenvitriol) in solcher Menge zu, daß beilaͤufig sieben und vierzig und ein Viertel schwefelsaures Eisen auf ungefaͤhr zwanzig Theile salzsaures Natrum kommen. Diese Mischung seze man der Einwirkung des Feuers so lang aus, bis beinahe alles Wasser verduͤnstet ist. Die uͤbrig bleibende Masse bringe man dann in einer Retorte von Gußeisen oder von irgend einem anderen feuerfesten Materials, (ich finde es uͤberfluͤssig die Form der Retorte zu beschreiben, da sie zu dem Gelingen des Prozesses nicht wesentlich gehoͤrt), in volle Rothgluͤhhize, um die Salzsaͤure heruͤber zu distilliren. Diese Salzsaͤure wird durch die Hize von der oben benannten Masse, welche von der Mischung der besagten Aufloͤsungen des salzsauren Natrums und des schwefelsauren Eisens nach Abdampfung des Wassers uͤbrig bleibt, abgetrieben, die Aufloͤsungen selbst aber werden, wenn sie in obigem Verhaͤltnisse gemischt wurden, sich veraͤndert, und als Aufloͤsungen von salzsaurem Eisen und schwefelsaurem Natron zeigen. Die Kochsalzsaͤure muß in einer verdichtenden Vorlage, in welcher sich eine gewisse Menge Wassers befindet, aufgenommen werden; ich finde es indessen uͤberfluͤssig, die Form dieser Vorlagen naͤher zu beschreiben. Wenn nun die Saͤure ganz oder beinahe ganz uͤbergezogen ist, muß der Ruͤckstand, welcher sich als schwefelsaures Natron und Eisen-Oxyd, theilweise oder ganz in glimmerartiger Form, als salzsaures und als schwefelsaures Eisen zeigen wird, in heißem oder in kaltem Wasser aufgeloͤset und filtrirt werden, um das Eisen-Oxyd davon zu scheiden. Ich finde es nicht noͤthig, die Art und Weise, wie dieses Aufloͤsen und Filtriren geschieht, naͤher zu beschreiben, da jede Methode hier gleichguͤltig, und jedem geuͤbten Arbeiter ohnedies bekannt ist. Der Aufloͤsung von schwefelsaurem Natrum wird nun eine Aufloͤsung von kaustischer oder reiner Schwererde (Baryt) in Wasser in solchem Maaße auf jedes Zwanzigtheil salzsaures Natrum, welches in dem ersten Prozesse genommen wurde, ungefaͤhr sieben und zwanzig Theile reiner oder kaustischer Schwererde kommen; das Produkt dieser Mischung wird nun reines oder beinahe reines Natrum und schwefelsaure Schwererde seyn. Die Soda muß nun durch Filtriren oder auf irgend eine andere Weise, die es jedoch uͤberfluͤßig waͤre zu beschreiben, von der schwefelsauren Schwererde abgeschieden werden. Wenn basisches kohlensaures Natrum bereitet werden soll, muß die Aufloͤsung des reinen Natrum mit Kohlensaͤure verbunden werden, die man entweder aus kohlensaurer Schwererde oder aus kohlensaurer Kalkerde durch Brennen derselben oder auf irgend eine andere Weise erhaͤlt; ich nehme jedoch diese Verbindung mit Kohlensaͤure nicht als etwas Eigenes, ausser in so fern ich sie oben angab, in Anspruch, Die oben angegebenen Verhaͤltnisse sind diejenigen, deren ich mich gewoͤhnlich bediene; ich behalte mir jedoch das Privilegium bevor, mich derselben in jedem anderen Maaße, in welchem ich sie anwendbar und zu meinem Zwecke tauglich finden werde, zu bedienen. Urkunde dessen etc. Zusaz des Herausgebers. Bei diesem patentisirten Verfahren, das Natron aus seiner Verbindung der Schwefelsaͤure rein darzustellen, verdient das Ausscheidungsmittel, naͤmlich der reine Baryt (Schwererde), alle Aufmerksamkeit, in so ferne ein Verfahren ausgemittelt wird, um den Baryt aus dem schwefelsauren Baryt (Schwerspat) auf eine leichte wohlfeile im Großen ausfuͤhrbare Methode darzustellen. Herr Fuller muß allerdings im Besize dieses Verfahrens seyn, das er aber in der Erklaͤrung seines Patentes nicht beschreibt, was uns gerade am meisten interessirt haͤtte; denn an der Mittheilung des Verfahrens, wie er das schwefelsaure Natron darstellt, ist uns wenig gelegen. Es ergeht nun hiemit an unsere deutsche Chemiker die Aufforderung Versuche anzustellen, um aus dem Schwerspat den Baryt auf eine leichte, im Großen ausfuͤhrbare Methode rein darzustellen. Erst dann, wenn dieses ausgemittelt ist, hat das Verfahren Natron aus seiner Verbindung der Schwefelsaͤure mittelst Baryt zu trennen, fuͤr Deutschland einen unberechenbaren Vortheil, und zwar namentlich fuͤr die Tuͤrkischrothfaͤrbereien, fuͤr die Glasfabrikation, fuͤr die Bereitung der Seife, fuͤr das Bleichwesen und andere Fabrikationsgegenstaͤnde mehr. Der Schwerspat wird in Deutschland sehr haͤufig gebrochen, sein Preis ist daher sehr gering. Noch verdient bei dieser Methode ein anderer nicht unbedeutender Vortheil besonders erwogen zu werden, daß man sich nur einmal den Schwerspat anzuschaffen braucht, weil er durch den Scheidungsprozeß immer wieder in seinem natuͤrlichen Zustande gewonnen wird, und ein fortwaͤhrendes Scheidungsmittel bleibt. Damit aber auch derjenige, welcher sich mit der Aufsuchung einer leicht ausfuͤhrbaren Methode, den Baryt von seiner Verbindung der Schwefelsaͤure zu trennen, zu befassen Lust hat, sich fuͤr seine Muͤhe einer Belohnung versichert halten kann, so bringen wir hier eine auf diesen Gegenstand Bezug habende Preißaufgabe in Erinnerung, welche der polytechnische Verein in Baiern, auf das Verfahren das schwefelsaure Natron auf krystallisirtes Natron zu zersezen, ausgesezt hat. Sie lautet wie folgt: Bis jezt wird eine sehr bedeutende Menge des Ruͤckstandes bei der Bearbeitung der oxydirt-salzsauren Salze, wo die oxydirte Salzsaͤure (Chlorine) aus einem Gemenge von Kochsalz, Braunstein und verduͤnnter Schwefelsaure entbunden wird, ungenuͤzt weggeworfen. Wer ein Verfahren angiebt, durch welches dieser Ruͤckstand (schwefelsaures Natron und Maganoxyd) mit Zuverlaͤssigkeit auf krystallisirtes Natron (kohlensaures Natron) so bearbeitet werden kann, daß der Centner des krystallisirten Natrons bei maͤßigen Ankaufskosten des Feuermaterials nicht hoͤher als 15 Gulden kommt, erhaͤlt den Preis von 50 Dukaten. Die Einsendungen werden an den Verwaltungs-Ausschuß des polytechnischen Vereins in Muͤnchen addressirt.