Titel: Erklärung des dem Robert Salmon von Woburn in Bedfordhire, Esqu., und dem William Warrell von Chenies in Buckinghamshire, Maschinisten, ertheilten Patentes auf gewisse Verbesserungen und verschiedene Vorrichtungen zum Abkühlen, Verdichten und Durchlüften der Würzen, Abkochungen, und aller anderen Flüssigkeiten oder festen Körper. dd. 15. Jänner 1819.
Fundstelle: Band 2, Jahrgang 1820, Nr. XVI., S. 136
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XVI. Erklärung des dem Robert Salmon von Woburn in Bedfordhire, Esqu., und dem William Warrell von Chenies in Buckinghamshire, Maschinisten, ertheilten Patentes auf gewisse Verbesserungen und verschiedene Vorrichtungen zum Abkühlen, Verdichten und Durchlüften der Würzen, Abkochungen, und aller anderen Flüssigkeiten oder festen Körper. dd. 15. Jänner 1819. Woͤrtlich uͤbersezt aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture Second Series N. CCXIV. Maͤrz 1820. Mit einer Kupfertafel. Salmon über Abkühlen, Verdichten und Durchlüften. Unsere Erfindung besteht in Folgendem: Da die Form und Groͤße unserer Vorrichtungen so wie die Anwendung derselben und das Verfahren bei diesen lezteren selbst so unendlich mannigfaltig ist, daß man sich nimmermehr auf eine einzelne Form und Groͤße oder Verfahrungsweise beschraͤnken kann, so bestimmen wir hier zuerst den Grundsaz, auf welchem unsere Erfindung beruht, und stellen dann dieselbe in Zeichnungen dar, ohne uns uͤbrigens auf solche Formen oder Verfahrungsweisen zu beschraͤnken, wie wir dieselben hier beschreiben, noch alle hier beschriebenen Theile des ganzen Apparates zugleich, sondern bald einzeln, bald zugleich, so wie es eben noͤthig ist, anzuwenden. Dieses Grundsaz unserer Erfindung ist Erzeugung von Kaͤlte mittelst eines Windzuges, welcher so angebracht ist, daß er in der abzukuͤhlenden Fluͤssigkeit eine stete Umwaͤlzung derselben erzeugt, auf eine große Oberflaͤche derselben einwirkt, dadurch Verduͤnstung und Erzeugung von Kaͤlte hervorbringt, die kaͤlteren Theilchen zuruͤckhaͤlt und den Waͤrmestoff frei entweichen laͤßt. Diese Verduͤnstung sezen wir solang fort, als es zu unserem Zwecke, Abkuͤhlung, Verdichtung oder Gefrieren, noͤthig ist. Wo die aͤußerste Kaͤlte noͤthig ist, lassen wir den Windzug zuerst uͤber die Oberflaͤche von kaltem Wasser hinziehen, und sammeln und leiten dann diese kalte Luft in den Condensator zuruͤck, um ihn bei jeder neuen Anwendung noch kaͤlter als vorher in allen unseren Vorrichtungen und bei jedem Processe anbringen zu koͤnnen, indem wir naͤhmlich, wie es unten abgebildet und erklaͤrt werden wird, die umwaͤlzende Luft und die verduͤnstenden Daͤmpfe horizontal so durchziehen lassen, daß die kalten Theilchen zu Boden fallen, die verduͤnnten und mehr elastischen aber entweichen koͤnnen. Ehe wir jedoch zur Erklaͤrung der unten folgenden Figuren schreiten, muͤssen wir die verschiedenen Theile unserer Vorrichtungen und unseres Verfahrens hier angeben. Wir bedienen uns erstens: eines oder mehrerer der gewoͤhnlichen Condensatoren, die wir auf die unten angegebene Weise zu unserem Zwecke verwenden: den Windzug, den wir hierdurch erhalten, lassen wir auf die Oberflaͤche in irgend einer erforderlichen Richtung einwirken, und wir verschaffen diesen Condensatoren ihre noͤthige Luft entweder aus der Atmosphaͤre, oder aus irgend einem Keller, oder Brunnen, oder wir leiten ihren eigenen Wind wieder in sie zuruͤck, ohne daß dadurch die Muͤhe bei der Anwendung derselben vergroͤßert wuͤrde. Zweitens: wir erzeugen einen solchen Windzug, daß dadurch die abzukuͤhlende Fluͤssigkeit umgewaͤlzt, und jedes Theilchen derselben in Bewegung gesezt, und nach und nach seines Waͤrmestoffes entlediget wird. Drittens: bringen wir gelegentlich andere Vorrichtungen in die Fluͤssigkeit, die wir Brecher (breakers) nennen; gegen diese muß die Fluͤssigkeit mit aller Heftigkeit anschlagen und sich an denselben brechen, zugleich sich desto inniger mit dem Windzuge vermischen, welcher einen Theil derselben mit sich fortreißt und verduͤnstet, dem Waͤrmestoffe bei seiner Elasticitaͤt volle Freiheit laͤßt sich zu entbinden und die kaͤlteren Theilchen in der sich umwaͤlzenden Fluͤssigkeit zu Boden sinken macht. Viertens: bringen wir gelegentlich noch andere Vorrichtungen an, die wir Senker (descenders) nennen; diese noͤthigen die Oberflaͤche der Fluͤssigkeit bei ihrer Umwaͤlzung sich auf den Boden hinabzusenken, und bringen dasjenige von ihr, was vorher am Boden lag, auf die Oberflaͤche hinauf, damit es sich daselbst seines Waͤrmestoffes entlade. Fuͤnftens: wenden wir gelegentlich noch andere Vorrichtungen an, die wir umwaͤlzende Entlader (revolving dischargers) nennen; wir wenden dieselben an, um Fluͤssigkeiten in einem tiefen Gefaͤße abzukuͤhlen; der Windzug waͤlzt diese Entlader um und bringt dadurch die Fluͤssigkeit in Bewegung; waͤhrend sich aber diese Entlader umwaͤlzen, leiten sie nach und nach den Waͤrmestoff an und uͤber die Oberflaͤche der Fluͤßigkeit, und biethen dadurch dem Windzuge eine große feuchte Oberflaͤche dar, vermehren hierdurch die Verduͤnstung und beschraͤnken und leiten den Windzug auf die Oberflaͤche der Fluͤssigkeit. Sechstens: wenden wir gelegentlich noch andere Vorrichtungen an, die wir Daͤmmer (Confiners) nennen: diese halten den Windzug auf der Oberflaͤche der Fluͤßigkeit nieder, ziehen die aus derselben aufsteigenden Daͤmpfe an, und biethen sie dem Windzuge zur Verduͤnstung dar. Siebentes: wenden wir gelegentlich noch andere Vorrichtungen an, die wir Leiter, (Conductors) nennen; sie sind Gehaͤuse oder Troͤge um den Windzug in den Fang zuruͤckzufuͤhren, nachdem er uͤber die Oberflaͤche der Fluͤßigkeit hinstrich und eine Temperatur, die niedriger ist als jene der Atmosphaͤre, annahm. Da wir nun die Grundsaͤze, auf welchen unsere Erfindung beruht, erklaͤrten, gehen wir zur weiteren Erlaͤuterung derselben durch folgende Darstellung uͤber: Tafel XII. Fig. 2. stellt im allgemeinen den Grundsaz unseres Verfahrens dar, und die Weise nach welcher wir kalte und kuͤhle Fluͤssigkeit erzeugen. A bezeichnet das Gefaͤß, welches die Fluͤßigkeit enthaͤlt, B die Fluͤßigkeit, C die Richtung des Windzuges, D die Daͤmmer, welche den Windzug niederhalten, und die von der Fluͤßigkeit aufsteigende Feuchtigkeit anziehen, welche, wenn sie mit Gewalt durch den Windzug verduͤnstet wird, Kaͤlte erzeugt, und diese auf die Fluͤßigkeit niederschlaͤgt, waͤhrend der Waͤrmestoff sich frei nach oben entwickeln kann. E soll die Richtung des Aufsteigens der Theilchen des Waͤrmestoffes aus der Fluͤßigkeit ausdruͤcken; Textabbildung Bd. 2, S. 139 die kaͤlter gewordenen Theilchen und die Lage derselben uͤber der Oberflaͤche der Fluͤßigkeit; Textabbildung Bd. 2, S. 139 die waͤrmeren Theilchen oder den Waͤrmestoff, wie er aus der Fluͤssigkeit entweicht. Aus dieser Skize wird es erhellen, daß, in demselben Augenblicke, als der Waͤrmestoff aus der Fluͤssigkeit aufsteigt, er durch den Windzug zum Theile verdichtet und an der Oberflaͤche fortgefuͤhrt wird, waͤhrend indessen andere noch waͤrmere und mit Feuchtigkeit beladene Theile aufsteigen, und an die Daͤmmer anschlagen, da aber auch diese durch den Windzug abgekuͤhlt werden, so werden sie verdichtet, kehren auf die Oberflaͤche der Fluͤssigkeit zuruͤck, und lassen ihren Waͤrmestoff frei nach aufwaͤrts zwischen den Daͤmmern, entweichen: so gelangt allmaͤhlig das ganze Volumen bis an das vordere Ende, die Menge des Waͤrmestoffes vermindert sich, und was davon noch uͤbrig bleibt, wird durch den Luftstrom weggefuͤhrt. Fig. 3. stellt die Weise dar, wie der Windzug eines gemeinen Fanges oder Condensators angewendet wird, A ist ein in einem Geruͤste aufgestellter gemeiner Fang oder Condensator; dieses Geruͤste kann entweder ganz oder zum Theile in dem Kuͤhlgefaͤße an dem Ende desselben stehen, und durch die Hand, durch ein Pferd, oder auf irgend eine andere Weise in Thaͤtigkeit gesezt werden; B ist die Oeffnung, durch welche der Windzug auf die Oberflaͤche der Fluͤssigkeit herausfaͤhrt; C die Fluͤssigkeit; D das an Angeln haͤngende Richtbrett, welches den Windzug nach Bedarf beschraͤnkt und leitet. Fig. 4. erklaͤrt die Einrichtung unserer Brecher; A sind verschiedene einzelne Stuͤcke von Holz oder Eisen, welche nach Belieben in das Kuͤhlgefaͤß gestellt werden koͤnnen, und auf besonderen von dem Kuͤhlgefaͤße ganz abgesonderten Fuͤssen stehen. B zeigt dieselben von der Vorderseite. Die Kante dieser Brecher ragt etwas uͤber die Oberflaͤche der Fluͤssigkeit empor, und ist saͤgefoͤrmig gezaͤhnt, so daß durch die Gewalt des Windzuges die Fluͤssigkeit an denselben hinangetrieben und in der Luft zertheilt wird, wodurch jener zugleich sich mit dieser vollkommen mischt, und den Waͤrmestoff entbindet. Fig. 5. erklaͤrt die Wirkung der Senker, diese sind einzelne Stuͤcke Bretter oder Metallplatten, welche mit gehoͤrig belasteten Fuͤßen in das Kuͤhlgefaͤß eingesezt werden: ein Blick aus diese Skizze wird es zeigen, daß mittelst derselben die Fluͤssigkeit waͤhrend ihres Durchganges gezwungen wird auf den Boden des Gefaͤßes hinabzusteigen. Fig. 6. stellt die umwaͤlzenden Entlader dar, welche zum Abkuͤhlen einer Fluͤssigkeit von betraͤchtlicher Tiefe dienen. Sie sind eine Art von Raͤder A, oder haben irgend eine beliebige Form, und koͤnnen in beliebiger Anzahl in der Fluͤssigkeit angebracht werden. Ein Blick auf die Figur wird es zeigen, daß der Windzug dieselben herumdrehen muß, und daß hierdurch die Brettchen wechselweise in die heiße Fluͤssigkeit eingetaucht und dem Windzuge ausgesezt werden; so wie aber diese Brettchen naß aufsteigen, werden sie kuͤhl, und es entsteht starke Verduͤnstung und folglich Kaͤlte. Ueber denselben befinden sich die Daͤmmer, und der Windzug wird an der Oberflaͤche nieder gehalten. B sind queer uͤber das Kuͤhlgefaͤß gelegte Bretter um die bestimmte Stroͤmung der Fluͤssigkeit beguͤnstigen zu helfen: diese Stroͤmung geht aber, wie die kleinen Pfeile zeigen, oben von der Maschine weg und am Boden nach derselben hin, so daß Oberflaͤche und Boden hier bestaͤndig wechseln. Fig. 7. erlaͤutert die Daͤmmer, deren Wirkung durch Fig. 2. hinlaͤnglich dargethan ist: diese Daͤmmer sind Stuͤcke Bretter oder Metallplatten, die queer uͤber laufen, und an den Waͤnden des Gefaͤsses ruhen. Sie sind so eingerichtet, daß sie nach Belieben weggenommen werden koͤnnen. Fig. 8. Plan eines Kuͤhlgefaͤsses mit einem einzigen Condensator an dem einen Ende, und so eingerichtet, daß der Windzug nach dem Fange, wenn es noͤthig ist, zuruͤckgeleitet wird, nachdem er eine niedrigere Temperatur als jene der Atmosphaͤre erhalten hat. A ist das Kuͤhlgefaͤß; B sind die Daͤmmer, die so eben erklaͤrt wurden; C die Leitungs-Thore an dem Ende des Kuͤhlgefaͤsses, welche, wenn sie offen stehen, dem Windzuge volle Freiheit zum Austritte verstatten, indem der Fang aus der Atmosphaͤre seine Fuͤllung erhaͤlt; D ist der Punkt, in welchem die Thore zusammenstossen, wenn sie geschlossen werden; sobald sie geschlossen sind, hindern sie die Entladung des Windzuges, welcher dann durch kleine Roͤhren unter oder uͤber oder an den Seiten des Kuͤhlgefaͤsses zuruͤckgeleitet wird um den Fang neuerdings mit Luft zu fuͤllen, welche unter der Temperatur der Atmosphaͤre ist, und dann wieder auf einen noch niedrigeren Grad verdichtet und so in die Fluͤssigkeit entladen wird. E ist das Theilungsbrett, welches so in das Kuͤhlgefaͤß gelegt ist, daß dadurch eine Umwaͤlzung der Fluͤssigkeit nach der Richtung der kleinen Pfeile entsteht, sobald der Windzug nach der Richtung des großen Pfeiles auf dieselbe wirkt. Fig. 9. Plan eines Kuͤhlgefaͤsses mit zwei Condensatoren, welche so gebaut sind, daß sie den Windzug zur neuen Fuͤllung der Maschine zuruͤckfuͤhren. A die Condensatoren an den entgegengesezten. Enden des Kuͤhlgefaͤsses; B, das Theilungsbrett in der Mitte des Kuͤhlgefaͤsses; C, Daͤmmer wie oben; D Leitthore, welche, solange sie offen sind, den Windzug an beiden Enden des Kuͤhlgefaͤsses entladen; E der Punkt, in welchem diese Thore sich schliessen, und den Windzug, wo es noͤthig ist, in den anderen Condensatoren treiben. Die Weise, die Roͤhre und die Behaͤlter zur Zuruͤckleitung des Windzuges gehoͤrig anzulegen, ist so einfach und leicht und zugleich so mannigfaltig, daß sie keiner weitern Eroͤrterung bedarf. Nachdem wir auf diese Weise die Grundsaͤze erklaͤrten, nach welchen wir Kaͤlte erzeugen, namentlich, durch Hervorbringung eines Windzuges, der auf die Oberflaͤche des Wassers wirkt, so daß er das Wasser mit Gewalt in Dampf verwandelt, ferner dadurch, daß wir diesen, wo es noͤthig ist, wieder sammeln, und dann wieder zersezen oder verduͤnsten, und auf diese und andere oben beschriebene Weise die kaͤlteren Theilchen zum Gebrauche niederschlagen, den Waͤrmestoff aber fahren lassen; so nehmen wir jezt alle Mittel in Anspruch einen solchen Windzug zu erzeugen, und zugleich auch alle Arbeiten, auf welche dieses Verfahren bei dem Abkuͤhlen anwendbar ist.Wir finden die Grundsaͤze, auf welchen diese Verbesserungen beruhen, allerdings richtig und hoͤchst beherzigungswerth; zweifeln aber sehr ob, nach der hier gegebenen Erklaͤrung der Anwendung derselben irgend jemand im Stande seyn wird, dieselben auch gluͤcklich anzuwenden. Waͤre auch dieses wirklich der Fall, so wuͤrde dieses Patent den dreimal gluͤcklichen Oedipus der hier aufgegebenen Raͤthsel nur in Prozesse mit den privilegierten Hrn. Salmon u. Warell, bringen, die alles in Anspruch nehmen, was sie nicht erklaͤrten. So geht's mit den unseligen Privilegien und Patenten!Anmerk. d. Ueb.