Titel: Preis-Aufgaben des polytechnischen Vereins für das Königreich Baiern.
Fundstelle: Band 3, Jahrgang 1820, Nr. XXXII., S. 250
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XXXII. Preis-Aufgaben des polytechnischen Vereins für das Königreich Baiern. Preis-Aufgaben des polytechnischen Vereins für das Königreich Baiern. Zur Feier des Namensfestes Seiner Majestaͤt des Koͤnigs von Baiern bestimmt der polytechnische Verein aus seinen Mitteln, fuͤr die Jahre 1821 und 1822, Sechzig Dukaten, als Aufmunterung zur Loͤsung folgender Aufgaben, naͤmlich: I. Einen Preis von fuͤnf und zwanzig Dukaten, fuͤr diejenige baierische Dorf-Gemeinde, die, mit Zuziehung eines kundigen Bauwerkmeisters, ihren Wohnort und ihre Markung, bis zum Schluße des Jahres 1822, am plan- und zweckmaͤßigsten verschoͤnert, besonders alle Feld- und Dorfwege, in gehoͤriger Breite, so viel moͤglich nach geraden Linien, trefflich bahnt und mit den erforderlichen Abzugsgraben versieht; da, wo es nur immer thunlich, Baumreihen pflanzt; die Duͤngerstaͤtten hinter den Staͤllen versteckt, nach den bewaͤhrtesten landwirthschaftlichen Regeln, anlegt; die Hofraithen und Gemeindeplaͤze saͤuberlich ordnet; die Garten-Einfassungen geschmackvoll, die Wohnhaͤuser, die Stiftungs- und Communal-Gebaͤude von außen und innen reinlich herstellt; die Ufer der Commun-Gewaͤsser, die Brunnen, die Bruͤcken, Stege und Durchlaͤsse vorzuͤglich gut unterhaͤlt; fuͤr Neubauten hoͤchst uͤberlegte Baulinien festsezt; allenthalben freundlich aufraͤumt, und im ganzen Dorfe, so wie in der Markung, Reinlichkeit und Ordnung verbreitet; woruͤber sich jede konkurrirende Gemeinde durch beglaubigte Zeugnisse und Plane gehoͤrig auszuweisen hat. (Der Bauwerkmeister, welcher sich hierbei besonders thaͤtig zeigt, erhaͤlt die Vereins-MedailleEs waͤre aͤußerst erfreulich, wenn dieser Preis durch freiwillige Beitraͤge mehrerer patriotischen Baiern bis auf die Summe von 1000 vaterlaͤndischen Thalern gebracht werden koͤnnte. Auch duͤrfte es hier wohl am rechten Orte seyn, auf die vom Baurath Vorherr, ( der obige Preißaufgabe veranlaßte), fruͤher erschienenen Abhandlungen und Aufsaͤze, „uͤber Doͤrfer- und Laͤnder-Verschoͤnerung,“ im allgemeinen Anzeiger der Deutschen, Jahrg. 1807, Nro. 177 u. 178, dann Jahrg. 1808, Nro. 346, und in der Allgemeinen Zeitung, Jahrg. 1819, Nro. 114, Beilage Nro. 64, aufmerksam zu machen. Eine diesen hoͤchst wichtigen Gegenstand moͤglichst erschoͤpfende Abhandlung wird in einem der naͤchstfolgenden Hefte dieses Journals erscheinen.). II. Einen Preis von fuͤnfzehn Dukaten, fuͤr denjenigen, der bis zum Schluße des Jahres 1822 ein durch Erfahrung bewaͤhrtes Mittel zur oͤffentlichen Bekanntmachung vorlegt, womit feuchte Mauern (aus natuͤrlichen, oder kuͤnstlichen Steinen) im Innern der Gebaͤude dauerhaft trocken gestellt werden koͤnnen. III. Einen Preis von zwanzig Dukaten, fuͤr denjenigen, der bis zum Schluße des Jahres 1822, ein nicht zu kostspieliges Verfahren ausmittelt, und genau beschrieben vorlegt, wie dem aus Getreide und Kartoffeln erzeugten Brandwein das Fuseloͤl gaͤnzlich benommen, und solcher – was Geruch und Geschmack betrifft – dem Franzbrandwein vollkommen gleich gemacht werden kann. Da jaͤhrlich fuͤr Rum, Arak, Franzbrandwein und feine Liqueurs eine große Summe in das Ausland geht, und gegenwaͤrtig ein betraͤchtlicher Vorrath von Korn- und Kartoffel-Brandwein in Baiern vorhanden ist, so duͤrfte sich derjenige, der diese Aufgabe loͤßt, ein nicht geringes Verdienst um das Vaterland erwerben. Ein besonderes Comité aus dem Verwaltungs Ausschuße des polytechnischen Vereins wird die bis zum Schluße des Jahres 1822 eingegangenen Loͤsungen der vorstehenden Aufgaben pruͤfen, und Bericht daruͤber erstatten; worauf sodann die Vertheilung der Preise an die wuͤrdig befundenen Konkurrenten, bekannt gemacht werden soll.