Titel: Beschreibung der neuen Entdekung des Grafen de la Boulaye-Marsillac in der Färbekunst.
Fundstelle: Band 5, Jahrgang 1821, Nr. XIV., S. 88
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XIV. Beschreibung der neuen Entdekung des Grafen de la Boulaye-Marsillac in der Färbekunst. Aus der Bibliothéque Physico-Economique. In Tilloch's Philosoph. Magaz. et Journ. August 1820. Nr. 268. S. 130. Im Auszuge uͤbersezt. Marsillac Vortheile beim Färben. Bekanntlich wird Tuch, in ganzen Stuͤken gefaͤrbt, nie gehoͤrig von der Farbe durchdrungen, und man erkennt solche im Stuͤke gefaͤrbte Tuͤcher durch die lichtere Kante, wenn man sie durchschneidet. Das Faͤrben in der Wolle kommt aber viel hoͤher zu stehen, und einige Farben, z.B. Scharlach, koͤnnen sogar nur im Stuͤke gefaͤrbt werden; Scharlach bleibt daher immer in der Mitte weiß. Diesem Nachtheile suchte der Direktor und Professor der Gobelinsschule, Graf de la Boulaye Marsillac, auf folgende Weise vorzubeugen. Er haͤlt naͤmlich das Wasser, in welches das Tuch eingeweicht wird, ehe dasselbe in den Farbekeßel kommt, und welches die Zwischenraͤume in dem Tuche ausfuͤllt, fuͤr die Ursache, warum die den Farbestoff enthaltende Fluͤssigkeit nicht weiter in dasselbe eindringen kann, und wenn auch das Tuch noch so stark ausgerungen wird, um das Weichwasser zu entfernen, gleichsam auf der Oberflaͤche sizen bleiben muß. Er suchte daher das Tuch nur so feucht zu erhalten, als es zum Faͤrbungsprocesse noͤthig ist, und das Wasser aus dem Inneren desselben so zu entfernen, daß die Farbebruͤhe bis dahin gelangen kann. Dieß bewirkt er mittelst zweier Walzen im Grunde des Faͤrbegefaͤsses, durch welche er das nasse Tuch durchlaufen laͤßt, so daß, waͤhrend das Stuͤk von einem Haspel durch das Farbegefaͤß zwischen den beiden Walzen auf einen anderen Haspel hinlaͤuft, dasselbe von den Walzen stark zusammengedruͤkt, alles enthaltene Wasser aus demselben in die Farbebruͤhe (die dadurch verduͤnnt wird) ausgepreßt, und auf der Stelle durch die Farbebruͤhe ersezt wird, so daß es diese selbst in seinem Innersten aufnimmt. Dieses Durchziehen durch die Walzen und Aufwinden auf dem Haspel wird solang hin und her fortgesezt, bis die Farbe gesaͤttigt genug erscheint. Scharlachtuͤcher, die auf diese Weise gefaͤrbt werden, erhalten eine so gesaͤttigte Farbe, daß sie weniger hell- und stechend roth als der auf die gewoͤhnliche Weise gefaͤrbte Scharlach erscheinen: diesem Fehler laͤßt sich jedoch durch einige der Farbebruͤhe zugesezte Curcume oder Gelbholz (Fustic) vorbeugenDer Glanz oder die Helle des Scharlachs wird aber hierdurch nicht acht, nicht dauerhaft, auch ist der Scharlach gerade diejenige Farbe, welche um so beliebter ist, je weißer der Schnitt zum Vorschein kommt. Bei andern Farben duͤrfte dieses Verfahren mit groͤßerem Vortheile angewendet werden koͤnnen. D..