Titel: Leichte und sichere Methode, Champignons zu ziehen sowohl mit als ohne Dünger. Von Herrn Wilh. Wales.
Fundstelle: Band 5, Jahrgang 1821, Nr. XX., S. 102
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XX. Leichte und sichere Methode, Champignons zu ziehen sowohl mit als ohne Dünger. Von Herrn Wilh. Wales. Aus den Memoirs of the Caledonian Horticultural Society im Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. II. Series. N. CCXXV. S. 177. Wales Methode Champignons zu ziehen. 1. Wie man sich mit Champignonbrut versehen kann. Dieß geschieht am besten im Maͤrz, wo das Vieh noch nicht auf der Weide und bei irgend einem troknen Futter im Stalle ist. Man nimmt zwei Schubkarren voll Kuhduͤnger, einen Schubkarren Schafduͤnger, und einen voll Pferdeduͤnger; troknet denselben gut aus, und stampft ihn so klein, daß er leicht durch ein grobes Gartensieb durchlaͤuft. Nachdem man diese Duͤngerarten nach dem Sieben gehoͤrig unter einander gemengt hat, schlaͤgt man sie auf einen runden Haufen, den man oben in eine Spize zulaufen laͤßt. Dieß muß, wie es sich von selbst versteht, an einem trokenen bedekten Orte geschehen. So wie der Haufen aufgeschlagen ist, muß er getreten werden, wodurch dem Ueberhizen desselben vorgebeugt wird. Wenn man zur Probe einen Stok in den Haufen stekt, und dieser beim Herausziehen sich in per Hand etwas warm anfuͤhlen laͤßt, so hat die Hize den gehoͤrigen wohlthaͤtigen Grad erreicht: denn man muß bemerken, daß waͤhrend des ganzen Aufziehens der Champignons auf den gehoͤrigen Grad der Waͤrme vorzuͤgliche Ruͤksicht genommen werden muß, indem diese Gewaͤchse ebensowenig zu große Hize als zu große Kaͤlte ertragen koͤnnen. Der beste und fruchtbarste Grad von Waͤrme, den ich jemals gefunden habe, ist zwischen 55–60 Fahrenheit(× 10 – × 12 Réaum. d. Uebers.); und je naͤher diesem Grade von Hize die Champignonsbeete gehalten werden, desto mehr werden sie tragen. Dieser Haufen muß mit Pferdestreu, waͤhrend diese in Gaͤhrung ist, in einer Dike von vier Zollen uͤber und uͤber bedekt werden. Wenn der Ort, wo der Haufen aufgeschlagen wird, an und fuͤr sich warm ist, so wuͤrde ich vielmehr Bastmatten statt Pferdestreu empfehlen, weil auch die geringste Ueberhizung den Haufen verdirbt. In diesem Zustande lasse man den Haufen einen Monat liegen, und nehme die Streu ein wenig ab. Man greife nun mit der Hand in das Innerste des Haufens, und ziehe eine Handvoll aus demselben heraus. Wenn die Brut bereits zu laufen begann, so wird man eine Menge weißer Fasern oder Faden durch den Duͤnger hinziehen sehen; wenn nicht, so lasse man eine neue Lage Streu, von der Dike der vorigen, auf diese auftragen, und nach einem Monate wird man ohne Zweifel den Haufen reichlich mit Brut versehen finden. Ich hatte schon mit drei Wochen Brut, zuweilen aber auch erst in zehn Wochen: dieß haͤngt großen Theils von dem Duͤnger ab. Diese so erzeugte Brut ist von der besten Guͤte, und uͤbertrifft bei weiten diejenige, die man auf Feldern oder in Mistbetten sammelt. Ich schreibe aus Erfahrung und habe diese Weise, Brut zu erzeugen, von keinem anderen entlehnt. Die Brut laͤßt sich in diesem Zustande nicht lang aufbewahren; man muß Brutziegel (spawn-briks) daraus verfertigen, von welchen man soviel, als man fuͤr den ganzen Sommer oder selbst fuͤr eine Reihe von Jahren noͤthig hat, wenn man sie anders troken haͤlt, auf ein mal verfertigen kann. 2. Verfertigung der Brutziegel. Man nehme drei Schubkarren voll Pferdeduͤnger ohne Streu, zwei Schubkarren voll Lauberde, eben so viel Kuhduͤnger, einen Schubkarren voll Gaͤrberlohe, so wie sie aus der Lohegrube kommt, und eben soviel Schafduͤnger, mische alles dieses gehoͤrig durch einander, bis die Mischung einem Kampost gleicht, und so sein und zart wie gemeiner Moͤrtel wird, oder wie Thon, den man beim Pfropfen braucht: denn sonst geht sie nicht leicht aus dem Model. Man nehme dann einen Model oder eine Form, so wie die Ziegelschlaͤger sie gebrauchen, sechs Zoll lang, vier breit, drei tief. Man druͤke hierauf einen Theil dieser Mischung in diesen Model, dessen Seiten man vorher etwas befeuchtete, und der Brutziegel wird, ohne zu brechen, aus demselben genommen werden koͤnnen. Nachdem die Ziegel durch zwei oder drei Stunden so gestanden sind, mache man mit einem stumpfen oder zugerundeten Sezholze drei Loͤcher mitten in jedem Ziegel, jedes einen Zoll von dem anderen, bis ungefaͤhr in die halbe Tiefe des Ziegels. Diese Loͤcher dienen zur Aufnahme der Brut. Ich finde es am besten, die Ziegel, so wie sie gemacht sind, auf Bretter zu legen, damit man dieselben an einem schoͤnen Tage zum troknen in die Luft bringen kann. Sie werden oͤfters von außen troken scheinen, waͤhrend sie von innen noch naß sind. Man sieht dieß am deutlichsten, wenn man ein Stuͤk davon abbricht, und acht giebt, ob sie innenwendig auch wirklich troken sind. Ich muß bemerken, daß man beim Umkehren derselben auf den Brettern wohl acht geben muͤsse, daß sie nicht brechen, indem sie, ehe sie troken genug geworden sind, um die Brut aufzunehmen, leicht in Stuͤke gehen. Wenn sie fertig sind, sind sie fest, und vollkommen troken an der Aussenseite: dieß werden sie in ungefaͤhr drei Wochen, wenn die Witterung troken ist, und wenn man gehoͤrig auf sie acht giebt. Nun nehme man frische Pferdestreu, die man vorlaͤufig zum Abliegen, wie bei Mistbetten, auf Haufen geschlagen hat, und bereite davon eine Grundlage von sechs Zoll Maͤchtigkeit, worauf die Ziegel zu liegen kommen. Die Pferdestreu, welche man zum Deken der Ziegel braucht, muß troken und grob seyn, weil, je trokener und milder die Hize ist, desto freyer die Brut arbeitet. Ich habe schon vorher bemerkt, daß, je waͤrmer das Wetter, desto leichter die Deke seyn muͤsse, und wenn noch einige Hize nach Verlauf von drei Wochen in der alten Deke vorhanden ist, so bedarf man keiner neuen mehr, da die alte vollkommen hinreicht. Hierauf muß nun jedes Loch in den Ziegeln mit Brut vollkommen vollgefuͤllt werden, und da diese Ziegel uͤber einander zu liegen kommen, so muß auch die obere Seite des Ziegels bei dem Legen mit Brut belegt werden: man muß zugleich bei dem Aufschichten dieser Ziegel acht geben, daß sie so frey als moͤglich uͤber einander zu liegen kommen, damit die Waͤrme und der Dampf des Duͤngers frey durch alle Theile des Haufens durchziehen kann. Der Haufen muß oben am Gipfel mit einem einzelnen Ziegel sich schließen. Nachdem nun alle Ziegel so aufgeschichtet worden sind, lege man sowohl um die Seiten, als auf den Gipfel des Haufens sechs Zoll hoch hizigen Duͤnger, welcher bald eine schoͤne maͤßige Waͤrme erregen wird. Alles dieß muß an einem Orte geschehen, wo kein Regen den Duͤnger abzukuͤhlen vermag. Nach vierzehn Tagen lege man neuerdings drei Zoll hoch frischen Duͤnger auf den alten, wodurch die Hize erneuert, und wieder kraͤftig vierzehn Tage lang fortgearbeitet wird, wo man dann die Streu wegnehmen und die Brutziegel davon reinigen kann. Ehe man diese Deke wegnimmt, wird es gut seyn einen Theil davon bei Seite zu legen, und einige Ziegel herauszunehmen, um zu sehen ob die Brut durch alle Ziegel gelaufen ist oder nicht: wenn nicht, so bringt man die Ziegel an ihren alten Ort, dekt sie wieder zu, und laͤßt sie noch zehn Tage laͤnger liegen, wo dann jeder gleichsam als eine feste Masse von Brut erscheinen wird. Man kann sie nun einige Tage im Haufen liegen und troknen lassen, und bringt sie hierauf an einen trokenen Plaz, wo sie zum Gebrauche aufbewahrt und mehrere Jahre lang gut bleiben werden. 3. Erziehen der Champignons. Nachdem ich nun gezeigt habe, wie man sich Brut verschaffen koͤnne, was die Hauptsache ist, will ich nun fortfahren darzuthun, wie man Champignons aus der Brut ziehen koͤnne. Ich ziehe die Champignons in Kistchen, Koͤrbchen, uͤberhaupt in allem, was Duͤnger und Erde zusammenhalten kann. Diese Kistchen stelle ich in die Hintergemaͤcher der Treibhaͤuser, oder an irgend einen Ort, wo weder Nasse noch Frost Zutritt hat. Man muß mehrere Kistchen haben, wovon immer nur einige gefuͤllt werden, damit ein gewisser Wechsel unter denselben statt hat, und man zu jeder Zeit Champignons fuͤr seinen Tisch erhalten koͤnne. Ich nehme an, daß drei Kistchen auf ein mal gefuͤllt werden. Jedes Kistchen mag drei Fuß lang, anderthalb Fuß breit und sieben Zoll tief seyn. Man lasse diese Kistchen zur Haͤlfte mit frischem Pferdeduͤnger aus dem Stalle fuͤllen, (je frischer desto besser, und wenn er naß ist, muß er durch drei oder vier Tage, ehe man ihn in das Kistchen legt, getroknet werden), und druͤke denselben recht gut in dem Kistchen niederSeit ich diesen Aufsaz schrieb, fand ich es sehr vortheilhaft, auf drei Schubkarren Pferdeduͤnger einen Schubkarren vollkommen trokenen Kuhduͤnger zu nehmen, den man, so wie er ist, pulvert, und dann mit dem Pferdeduͤnger recht gut mischt, nachdem dieser vier oder fuͤnf Tage lang zum Troknen unter Dach gelegen ist. Die Ursache, warum ich den Kuhduͤnger troken versuchte, war, weil ich immer fand, daß der Pferdeduͤnger sehr stark dampft, nachdem er schon einige Zeit uͤber in den Kistchen lag. Wenn aber der Kuhduͤnger gepuͤlvert ist, so troknet er diesen feuchten Dampf auf, und macht auch zugleich den Pferdeduͤnger in dem Kistchen dichter liegen: je mehr er niedergedruͤkt ist, desto schoͤner laͤuft die Brut durch denselben.. Wenn nach dem zweiten oder dritten Tage einige Hize durch den Duͤnger aufsteigt, dann ist es Zeit die Brut einzusezen. Man bricht in dieser Hinsicht jeden Brutziegel in drei, soviel als moͤglich gleiche Theile, und legt dann diese Staͤke ungefaͤhr vier Zoll weit von einander auf die Oberflaͤche des Duͤngers in dem Kuͤstchen. Hier werden sie ungefaͤhr sechs Tage lang liegen bleiben, und nach dieser Zeit wird man wahrscheinlich finden, daß die Seite der Brut zunaͤchst am Duͤnger anfieng sich in den unten gelegenen Duͤnger zu verlaufen. Man lege dann neuerdings anderthalb Zoll frischen Duͤnger oben auf die Brut hinauf, und druͤke ihn, wie vorher, nieder. Im Verlaufe von vierzehn Tagen wird das Kistchen auf dem Punkte stehen, Erde aufzunehmen: diese Erde muß zwei und einen halben Zoll hoch aufgetragen, mit dem Ruͤken einer Schaufel gut niedergeschlagen und an der Oberflaͤche vollkommen geebnet werden. Ehe aber das Kistchen mit Erde uͤberlegt wird, wird es gut seyn, etwas von dem Duͤnger aufzuheben, und zwar so nahe als moͤglich von dem Boden des Kistchens, um zu sehen, ob die Brut durch den Duͤnger durchgelaufen ist; wenn hieß nicht waͤre, so lasse man das Kistchen noch durch einige Tage laͤnger unbedekt mit Erde stehen: denn, wenn man die Erde eher auftraͤgt, als die Brut durch den Duͤnger gelaufen ist, so wird man nur eine arme Erndte erhalten. Nach fuͤnf oder sechs Wochen fangen die Champignons an durchzustechen: wenn dann die Erde troken scheint, so besprize man sie sehr sanft, und warme das Wasser vorher ehe man dasselbe anwendet. Dieses Besprizen laͤßt die Champignons freyer durchbrechen, und groͤsser werden. Ich habe drei Stuͤke Champignons aus einem auf diese Weise behandelten Kistchen abgeschnitten, die 37 Lothe wogen. Die Kistchen werden durch ungefaͤhr sechs Wochen tragen, und ich hatte sie auch durch zwei Monate lang tragbar, wenn man gehoͤrig acht trug, ihnen taͤglich, wenn sie troken waren, Wasser zu geben: denn sie brauchen weder licht, noch frische Luft. Ich habe in diesen Kistchen zwei und dreißig stattliche Champignons an einem Stoke gehabt. Wenn man sie als Kindchen (button-mushrooms) schneidet, so gibt jedes Kistchen zwischen 6–12 Schott'sche Pinten100 Engl. Pinten sind gleich 40, 78 Wienermaaßen. Wahrscheinlich sind die Schott'schen Pinten groͤßer, als die Englischen, da die Schotten – wenigstens diejenigen, die wir in Deutschland als Moͤnche kennen – wohl drei mal so viel trinken, als ein aͤchter Englaͤnder: und dieß will viel sagen. Anmerk. d. Uebers., nach Witterung naͤmlich und nach Umstaͤnden. Die hier beschriebene Methode ziehe ich jeder anderen vor, wo es sich darum handelt, viele Champignons zu erzielen: ohne Duͤnger gezogene Champignons haben aber einen weit feineren Geschmak. Man kann diese lezteren kaum von denjenigen unterscheiden, die wild auf dem Felde wachsen: allein man erhaͤlt auf diese Weise verhaͤltnismaͤßig nur sehr wenige. 4. Champignons ohne Duͤnger zu erziehen. Man nehme etwas Stroh, und lege es sorgfaͤltig auf den Boden des Champignon-Kistchens, ungefaͤhr einen Zoll hoch, oder eher etwas hoͤher. Man nehme ferner einige Brut-Ziegel, breche sie jeden ungefaͤhr in zehn Stuͤke, und lege diese Bruchstuͤke so nahe als moͤglich auf das Stroh. Man bedeke sie mit Erde drei und einen halben Zoll tief, und bruͤte die Erde fest nieder. Scheint die Oberflaͤche derselben troken, so gebe man, wie oben gesagt wurde, etwas laues Wasser; man muß aber hier zwei mal soviel Wasser geben, als bei der vorigen Methode, da bei dieser Duͤnger, hier aber gar nichts Feuchtes am Boden liegt. Die Champignons werden in einem Monate oder in fuͤnf Wochen durchbrechen, fruͤher oder spaͤter, je nachdem der Ort, wo die Kistchen stehen, mehr oder minder warm ist. Sie brechen weder so zahlreich durch, noch werden sie so groß, noch traͤgt das Kistchen so lang, als bei der vorigen Methode mit Duͤnger. 5. Erde oder KampostDie Englaͤnder nennen jede Duͤngermischung oder jede Mischung von Duͤnger und Erde Kampost (Compost), wofuͤr wir noch kein Wort in unserer Sprache besizen. Anmerk. d. Uebers.. Ich werde nun noch jene Erdart oder jenes Kampost angeben, welches zur Erziehung der Champignons in Kistchen am vorzuͤglichsten taugt. Man nehme eine hinlaͤngliche Menge Pferdeduͤnger frisch aus dem Stalle, und auf jede Lage Duͤnger von sechs Zoll Tiefe bringe man eine Lage seine Erde von irgend einem leichten Boden, und schuͤtte sie drei Zoll hoch auf. Man bringe so viele solche Lagen abwechselnd uͤber einander, bis man glauben kann, ungefaͤhr fuͤr einen Jahresbedarf genug zu haben. Nachdem nun diese lagen beilaͤufig ein halbes Jahr uͤbereinander gelegen sind, wird der Duͤnger hinlaͤnglich verfault seyn: der Haufen muß dann mit dem Grabscheite umgebrochen und durch ein Gartensieb durchgetrieben werden. Zwei Zolle dieses Kampost oben auf die Kistchen gelegt und mit dem Ruͤken des Grabscheites gehoͤrig angedruͤkt werden jedem Wunsche entsprechen. Dieses Kampost kann sowohl uͤber jene Kistchen aufgeschlagen werden, in welchen man Champignons mit Duͤnger, als in welchen man sie ohne Duͤnger zieht, nur muß es fein durchgesiebt und vollkommen troken seyn: denn wenn es daͤmpfig ist, laͤuft die Brut nicht frei durch dasselbe. Bey aller Achtung fuͤr Herrn Oldacre's Methode Champignons zu erziehen, muß ich doch gestehen, daß ich dieselbe weder sah, noch von ihr sprechen hoͤrte, bis der Sekretaͤr der Gesellschaft mich an dem Rande dieser Schrift daruͤber befragteDer Uebersezer sah diese Methode schon vor 30 Jahren in Wien von einem Gartenmeister befolgen, der lange Zeit in Holland die Gartenkunst lernte und trieb. Er bediente sich indessen des Eselmistes, statt des Pferdeduͤngers, da Eselmist in Wien leicht zu haben ist, und nach den Erfahrungen dieses sehr geschikten Gartenmeisters zu Champignon-Kistchen noch viel besser dient, als Pferdeduͤnger, und weniger davon noͤthig ist..