Titel: Erklärung des dem Wilh. Archer Deacon, in Pilgram's Hatch, in der Pfarre von South Weald, Grafschaft Essex Gentleman, ertheilten Patentes auf gewisse Verbesserungen in Verfertigung der Stiefel, Schuhe und Ueberschuhe durch Anwendung gewisser, bisher hierzu noch nicht angewendeter, Materialien. Dd. 1. November 1819.
Fundstelle: Band 5, Jahrgang 1821, Nr. XXXVI., S. 183
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XXXVI. Erklärung des dem Wilh. Archer Deacon, in Pilgram's Hatch, in der Pfarre von South Weald, Grafschaft Essex Gentleman, ertheilten Patentes auf gewisse Verbesserungen in Verfertigung der Stiefel, Schuhe und Ueberschuhe durch Anwendung gewisser, bisher hierzu noch nicht angewendeter, Materialien. Dd. 1. November 1819. Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. II. Series. N. CCXXVII. April 1821. S. 276. Mit Abbildungen auf Tab. V. Deacon's Verbesserungen in Verfertigung der Stiefel, Schuhe etc. Ich erklaͤre, daß die Erfindung meiner Verbesserungen bei Verfertigung der Stiefel, Schuhe und Ueberschuhe in der Anwendung von Barden oder FischbeinEs verdient wohl kaum bemerkt zu werden, daß wir auf dem festen Lande hei dem bestehenden Preise des Fischbeines von dieser Erfindung wenig Gebrauch machen koͤnnen, und daß, wuͤrde diese Erfindung selbst in England allgemein, die Wallfische aller Meere kaum zu Schuhen und Stiefeln hinreichen wuͤrden. Wir werden im naͤchsten Haͤfte eine zwekmaͤßige Art von Sohlen aus unseren Graswallfischen, unseren Ochsen bereitet, beschreiben, ohne uns dafuͤr ein Patent geben zu lassen. Anmerk. d. Uebers. unter verschiedenen Gestalten und verschiedenen Bereitungen entweder zur aͤußeren oder inneren Sohle derselben besteht, welche ich auf folgende Weise zubereite und anwende. Ich waͤhle die flachsten und an ihrer Oberflaͤche ebensten Barden, und sage sie quer nach der Richtung ihrer Fasern in Stuͤke von solcher Laͤnge zu, daß sie in der Folge im Schraubstoke gehoͤrig bearbeitet werden koͤnnen. Zuerst will ich die Weise beschreiben wie ich die zur inneren (oder Brand)- Sohle bestimmten Materialien zurichte und bereite. Dieses Materiale ist die aͤußere Schale oder die Haut der Barde oder des Fischbeines, welche ihrer inneren weichen und faßerigen Lage beraubt wird. Um diese Schale zu erhalten wird jedes nach obiger Weise quer geschnittene Stuͤk der Breite nach, und so viel als moͤglich in der Mitte, mittelst eines Messers und hoͤlzernen Hammers so gespalten, daß es zwei Blaͤtter oder flache duͤnne Stuͤke von ungefaͤhr der Haͤlfte der urspruͤnglichen Dike der Barden gibt, welche vorlaͤufig in dem Schraubstoke eingespannt werden. Die auf diese Weise durch das Spalten erzeugten Stuͤke kommen wieder, jedes einzeln fuͤr sich in den Schraubstok, wo das Fleisch (the core) oder der innere faßerige Theil ausgepuzt werden muß, indem die Fasern soviel moͤglich gesplissen werden. Dieß geschieht leicht mittelst eines kleineren Messers, mit welchem man alles solang wegnimmt, bis nur mehr ungefaͤhr ein zwei und dreißigstel Zoll dikes Stuͤk, oder bis kaum mehr etwas anderes als die harte Schale oder nur der aͤußere glaͤnzende Theil des Fischbeines mehr uͤbrig bleibt. Diese lezte Operation erfordert Aufmerksamkeit, denn nie darf mehr als ein kleiner Theil der Fasern auf ein mal weggenommen werden, weil sonst die aͤußere glatte Seite beschaͤdigt werden koͤnnte. Wenn dieses geschehen ist, muͤssen die auf diese Weise erhaltenen duͤnnen Blaͤtter auf einen flachen Werktisch mit ihrer glatten Seite unten gelegt, und mittelst einer Schraube oder anderen Klammer darauf so befestigt werden, daß die noch uͤbrigen Fasern und Ungleichheiten mit Raspeln oder Feilen weggenommen, und die ganzen Blaͤtter so ziemlich eben und beinahe gleichdik werden koͤnnen. Nun werden sie in die zu den Sohlen an Stiefeln, Schuhen oder Ueberschuhen noͤthige Laͤnge zugeschnitten, und auf folgende Weise aufgezogen und angewendet. Nachdem man die innere oder Brandsohle auf die gewoͤhnliche Weise zugeklopft und zugerundet hat, wird, wenn man eine Korksohle gebrauchen will, das auf obige Weise zugerichtete Stuͤk Fischbein in der Groͤße und Form einer Brandsohle zugeschnitten, ehe aber kleiner als groͤßer. Am Fersenende muß ein Einschnitt gemacht werden, der am besten in Form eines Winkels geschnitten wird, wie A Tab. V. zeigt, damit sie hohl liegen kann, und dadurch fuͤr die Ferse desjenigen, der sie traͤgt, das erzeugt, was man Siz nennt. Nachdem dieß geschehen ist, werden alle aͤußeren Kanten mit Sandglas oder Schmergelpapier abgerieben um die scharfen oder drahtigen Kanten wegzubringen; die Sohle kommt hierauf in heißes Wasser, um in demselben anzuziehen, und ist nun zur Ansezung an Stiefeln, Schuhen oder Ueberschuhen fertig. Um sie anzusezen, nehme man Schaf- oder anderes zaͤhe Leder von hinlaͤnglicher Groͤße um die Sohle oder den unteren Theil des Leistens zu bedeken, und noch ungefaͤhr drei Viertelzoll weit auf allen Seiten uͤber demselben hervorzuragen. Dieses Leder bildet die innere sichtbare Ausfuͤtterung des Stiefels, Schuhes oder Ueberschuhes, und dient zugleich die fischbeinerne Sohle zu deken und nieder zu halten. Dieses Leder muß daher zuerst auf den Leisten gelegt werden, und dann erst die zugerichtete fischbeinerne Sohle, worauf endlich die Brandsohle kommt. Alle diese drei Sohlen werden auf dem Leisten mittelst kleiner eiserner Zweke befestigt, die so nahe als moͤglich an dem Rande oder der Feder der Brandsohle eingeschlagen werden muͤssen, damit die Loͤcher, welche dadurch nothwendig entstehen, so nahe als moͤglich an die Naht an der Kante der Sohlen kommen; denn sie koͤnnten die fischbeinerne Sohle spalten, und auch auf eine andere Weise derselben nachtheilig werden, wenn sie durch die Mitte derselben giengen, und ließen Naͤße und Feuchtigkeit durch. Fuͤnf oder sieben solche Zweke sind fuͤr einen geschikten Arbeiter hinlaͤnglich: ich befestige sie zu jeder Seite bei BB Fig. 1., dann an jeder Seite des Ausschnittes CC, und schlage einen oder drei vorne bei den Zehen DDD ein. Nun fange ich an den Stiefel, Schuh oder Ueberschuh mit Schusterdraht auf dieselbe Weise am Leisten zu bearbeiten, wie Schuster den Vordertheil eines Stiefels oder Schuhes an die Brandsohle anzunaͤhen pflegen: man darf hier aber weder Zweke noch Naͤgel gebrauchen, ausser den oben erwaͤhnten, und zwar aus den daselbst angegebenen Gruͤnden, und diese muͤssen bei der Arbeit ausgezogen und nur dann, wo es noͤthig ist, um das Oberleder niederzuhalten, an ihrem eigentlichen Orte befestigt werden. Das Schenkelstuͤk, welches man bei Stiefelsohlen gebraucht, muß an die Brand, sohle mit kleinen kupfernen oder eisernen Zweken gehaftet werden, jedoch mit vieler Vorsicht, damit sie nicht durch die Brandsohle in die fischbeinerne Sohle durchstechen. Das Uebrige muß genaͤht werdenThe split lift is to be stitched on, as also the piece sole which is to be stitched on to the joint of the outsole.. Die aͤußere Sohle wird mit Schusterdrath an das Zehenstuͤk am Umschlage befestigt, und nicht, wie gewoͤhnlich, mit Naͤgeln am Leisten. Endlich wird die aͤußere Sohle und das Oberstuͤk auf die gewoͤhnliche Weise angenaͤhet: um das leztere mehr zu befestigen, braucht man auch einige kupferne, messingene, oder eiserne Stifte statt der gewoͤhnlichen Hoͤlzernen Schuhnaͤgel: man muß aber dafuͤr sorgen, daß sie nicht zu lang sind, und nicht durch die innere lederne Sohle durchgehen. Da keine Loͤcher von Zweken in diesen Sohlen vorkommen, so wird es auch ganz unnoͤthig den Stecher hier zu gebrauchen. Das Materiale, welches ich aͤußerlich an den Sohlen und Absaͤzen der Stiefel, Schuhe und Ueberschuhe anwende, ist Fischbein, welches jedoch nicht auf obige Weise gespalten und zubereitet, sondern ganz gebraucht wird, nachdem es mittelst einer seinen Saͤge oder eines anderen Werkzeuges in gehoͤriger Groͤße zugeschnitten, und mittelst Raspel und Feile geebnet und gehoͤrig zugerichtet wurde. Die Sohlen muͤssen aus mehreren Stuͤken, wie E, F, G, H in Fig. 2 Wir werden auf diese, urspruͤnglich einem Baier angehoͤrige, Erfindung, die Sohlen so zu wappnen, bei dem Braun'schen Schuhe zuruͤk kommen. Anmerk. d. Uebers., gebildet, oder mit denselben bedekt werden, und es muͤssen Loͤcher durchgeschlagen werden an dem aͤußeren Rande dieser Stuͤke, um die Schrauben, Nagel oder Nieten, mittelst welcher sie fest an die Sohle gewoͤhnlicher Stiefel, Schuhe oder Ueberschuhe, oder an Schuhe mit einer inneren fischbeinernen Sohle gehoͤrig befestigt werden, wie die Figur zeigt, aufzunehmen. Meine Erfindung laͤuft also keinesweges auf das Annaͤhen, Anschrauben, oder irgend eine andere Befestigungsweise der Theile der Stiefel, Schuhe, oder Ueberschuhe hinaus, sondern bloß auf Einfuͤhrung und Anwendung des bereiteten Fischbeines zur inneren Sohle und des gewoͤhnlichen Fischbeines außen an der Sohle. Urkunde dessen etc.

Tafeln

Tafel Tab. V
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