Titel: Beschreibung einer für die Regenten-Canal's Compagnie gezeichneten Schleuse. Von Hrn. Richard Hall Gower zu Ipswich.
Fundstelle: Band 5, Jahrgang 1821, Nr. LXV., S. 416
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LXV. Beschreibung einer für die Regenten-Canal's Compagnie gezeichneten Schleuse. Von Hrn. Richard Hall Gower zu IpswichHr. R. Hall Gower, Verfasser mehrerer Werke uͤber Seeschifffahrt und Seegegenstande, war einer der Mitwerber um den von der Regenten-Canal's Gesellschaft ausgeschriebenen Preis fuͤr den besten Plan einer einfachen oder doppelten Schleuse. Der Preis war 100 Guineen. Hr. R. Hall Gower sah die Schleusen an diesem Canale nach seiner Zeichnung gebaut, und erhielt weder Preis noch Dank, wie aus der dieser Beschreibung angehaͤngten Korrespondenz, welche wir uͤbrigens nicht der Muͤhe werth fanden zu uͤbersezen, leider zur Genuͤge erhellt. Da wir hoffentlich auch in Baiern einst Canaͤle erhalten werden, etc. (wo ist ein Land geeigneter beide Meere zu verbinden im Herzen von Europa!) wenigstens dann hoffentlich, wann die Strafhaͤuser nicht mehr Canonicate fuͤr Verbrecher, und als Verbesserungs-Anstalten fuͤr diese nicht mehr Verderbungs-Anstalten fuͤr den rechtlichen Buͤrger seyn werden, der schwere Abgaben fuͤr das Recht bezahlen muß, mit kleinem Kapitale das zu fertigen, was im Arbeitshause nur einem Kapitale von Tausenden zum sicheren Verderben seines und seiner Gewerbsgenossen Fleißes sehr leicht wohlfeiler und besser gefertiget werden kann, wollen wir diese Beschreibung uͤbersezen, des Glaubens, daß nicht zum Schiffe ziehen, wohl aber zum Graben von Canaͤlen, wo Pferde die Barken ziehen, der Arm der Verbrecher der beleidigten Menschheit zu hoͤherem Vortheile fuͤr diese, als durch Fabrikation von Tuͤchern, Loden etc. verwendet werden koͤnne. Anm. d. Uebers.. Aus Tilloch's Philosophical Magazine et Journal, N. CCLXXVIII. Junius 1821. S. 401. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Hall Gower's Beschreibung einer Canal-Schleuse. Der Plan einer doppelten Schleuse, in welcher bei halbem Wasser-Aufwande der Durchgang der Schiffe noch ein Mal so leicht wird, ist folgender: A und B Tab. VIII. sind Beken, welche mittelst der Schleusenloͤcher W und Z in dem Mittel-Pfeiler in Verbindung stehen. Sezen wir, daß A voll, und B leer ist, und daß in diesem Augenblike zwei Barken ankommen, wovon die eine auf- die andere abwaͤrts will: die abwaͤrts fahrende wird natuͤrlich in das Beken A kommen, welches zu ihrer Aufnahme bereit ist, waͤhrend die andere in das Beken B eintreten wird. Da nun die Schleusen und Thore geschlossen sind, lasse man die Schleusen-Loͤcher in dem Mittelpfeiler sich oͤffnen, so daß das Wasser aus dem Beken A in das Beken B heruͤber fließen kann, (man sehe den Querdurchschnitt) damit die Barke in A sich senkt, und jene in B sich hebt, bis beide gleich hoch stehen: in diesem Falle ist dann die Barke in A halb oben, und in B halb unten. Nun schließe man die Schleusenloͤcher in dem Pfeiler W und X, und oͤffne die Seiten-Schleusenloͤcher Y und Z: auf diese Weise wird das Beken A fortfahren sich zu entleeren, und B fortfahren sich zu fuͤllen, bis das Wasser in beiden mit jenem in dem oberen und unteren Canale gleich hoch steht. Wenn man dann die Thore C und D oͤffnet, kann jede Barke frei abfahren auf- wie abwaͤrts. Die Zeit, welche man braucht um diese beiden Barken aus der Doppelschleuse zu bringen, betraͤgt nicht mehr, als jene, welche man zur Durchfoͤrderung Einer Barke aus einer einfachen Schleuse noͤthig hat, und doch ist hier zur Erreichung dieses doppelten Zwekes nicht mehr als Ein volles Beken Wassers noͤthig, welches dem oberen Theile des Canales entzogen wurde. Die Schleusen-Thore koͤnnen hier auf die gewoͤhnliche Weise gebaut seyn; da aber die aͤltere Weise der Einrichtung derselben manchem Leke unterworfen ist, und durch Verstopfung oͤfters in Unordnung geraͤth, z.B. durch Eis bei kaltem Wetter, so schlaͤgt Erfinder vor diesen Nachtheilen durch folgende Vorrichtungen abzuhelfen. Fig. 1. Tab. VIII. ist eine halb kreisfoͤrmige Rinne mit uͤbergebogenem Rande, welche abfallend in den Thorpforten eingelegt, und daselbst mit Naͤgeln an dem uͤbergebogenen Rande befestigt wird. In diese Rinne wird im Mittelpunkte eines jeden Endes derselben eine Spindel aus Gußeisen eingetrieben. An dieser Spindel ist das Thor befestigt, wie der Durchschnitt Fig. 4. darstellt. Fig. 2. ist ein Hahn aus Gußeisen, welcher, insofern er in einer starken Wasserstroͤmung sich befindet, als eine Art von Schleuse dienen kann. Fig. 3. ist gleichfalls ein zu demselben Zweke bestimmter Hahn, jedoch so gebildet, daß er in dem Mittelpunkte der cylindrischen Wasserleitung aus Gußeisen eingefuͤgt werden kann. Es ist offenbar, daß durch diese Vorrichtungen die Nachtheile, welche aus dem Lekwerden und durch Verstopfungen entstehen, auf eine sehr bedeutende Weise beseitigt werden; und wenn die ganze Schleuse mit allen ihren Vorrichtungen gut ausgefuͤhrt ist, die Wasserleitungen aus Gußeisen gut angebracht sind, so ist kein Grund zu behaupten, daß eine solche Schleuse nicht eine Reihe von Jahren dauern sollte. Die Haͤhne muͤssen mittelst Hebeln gedreht werden, welche in die Treibloͤcher derselben, die Brusthoch uͤber der Erde zu stehen kommen, eingesezt werden: und da die Hahne in dem Mittelpunkte dieser verschiedenen Wasserleitungen liegen, so laͤßt sich erwarten, daß sie nicht einfrierenDieß wird indessen diesen Haͤhnen, so wie den Canaͤlen selbst, bei uns in jedem Winter begegnen. Allein, dieß darf uns nicht abschreken; so wenig als wir uns abschreken lassen, vom Maͤrz bis December unsere Fluͤße zu befahren, weil vom December bis Maͤrz das Eis gewoͤhnlich jede Schiffahrt auf denselben unmoͤglich macht. Anm. d. Uebers..