Titel: Beschreibung des Durchschlag-Flintenschlosses (Percussion-Gun-Lock). Von Hrn. Collinson Hall's Erfindung, High-street, Mary-le-bone.
Fundstelle: Band 6, Jahrgang 1821, Nr. III., S. 38
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III. Beschreibung des Durchschlag-Flintenschlosses (Percussion-Gun-Lock). Von Hrn. Collinson Hall's Erfindung, High-street, Mary-le-bone. Aus den Transactions of the Society of the Encouragement of Arts, Manufactures et Commerce XXXVI. Bd. in Tilloch's Philosophical Magazine et Journal. N. CCLXIX. September 1820. Mit Abbildungen auf Tab. I. Die Gesellschaft ertheilte Hrn. Hall fuͤr diese Erfindung ihre silberne Medaille. Hall's Durchschlag-Flintenschloß. Der Hahn, der Hammer und das Zuͤndloch sind die einzigen Theile, durch welche Hrn. Hall's Flinte sich von den uͤbrigen gewoͤhnlichen Flinten unterscheidet, und diese Theile sind so einfach, daß jedes gewoͤhnliche Flintenschloß fuͤr eine Kleinigkeit sich in ein Hall'sches Schloß umarbeiten laͤßt. Das Knallpulver, dessen man sich hier statt des Zuͤndkrautes bedient, wird zu einem Knoͤpfchen geformt, und in dem Mittelpunkte eines kleinen runden Stuͤkes mit Wachs uͤberzogenen Papieres befestigt. In diesem Zustande wird es in eine im Kopfe des Hammers angebrachte Hoͤhlung gelegt, an welchem es mittelst des Wachses anklebt, und dadurch zugleich gegen die Einwirkung der Naͤsse geschuͤzt wird. Das Zuͤndloch besteht aus einem walzenfoͤrmigen Pfropfe, welcher in die Seite der Pulverkammer eingeschraubt wird, und einen Stift oder ein Waͤrzchen hat, das unter einem rechten Winkel hervorsteht: dieser Stift oder dieses Waͤrzchen ist in der Richtung seiner Achse durchbohrt, und laͤßt auf diese Weise eine Verbindung mit dem Pulver in der Hoͤhlung des Pfropfes offen. Wenn durch das Nachlassen der Feder, der Hammer losschlaͤgt, so faͤllt die in demselben angebrachte Hoͤhlung, welche das Knoͤpfchen aus Knallpulver enthaͤlt, auf die Spize des Stiftes am Zuͤndloche, das Knallpulver-Knoͤpfchen verpufft und feuert, indem es seinen Schlag durch die Oeffnung in dem Stifte mittheilt, das Pulver in der Hoͤhlung des Propfes ab, und dadurch zugleich die Flinte. Das aͤzende und zerfließende Salz, welches durch die Zersezung des Knallpulvers entsteht, kann nur auf die Hoͤhlung in dem Hammer wirken, wo es keinen materiellen Schaden verursachen kann; statt daß sonst in dem Zuͤndloche selbst Schmuz uns Feuchtigkeit erzeugt wird. Ein auf diese Art vorgerichtetes Schloß versagt fast niemals, und das Abfeuern geschieht auffallend schnell: zwei Umstaͤnde, welche sowohl auf das Gelingen des Schusses als auf die Zufriedenheit des Jaͤgers wesentlichen Einfluß haben. Die Verpuffung geschieht mit solcher Staͤrke, daß, wenn man auch ein Kartenblatt auf den Stift legt, oder selbst wenn man den Canal in demselben mit Talg verstopft, die Flinte dessen ungeachtet abgefeuert wird. Wenn man den Hammer, nachdem man das Knallpulver-Knoͤpfchen aufgelegt hat, sacht nachlaͤßt, so druͤkt die Feder das Knoͤpfchen vollkommen in die Hoͤhle hinein, und vermehrt dadurch die Wirkung um ein Bedeutendes. Der Teig zu dem Knallpulver wird aus folgenden Ingredienzen in folgenden Verhaͤltnissen gemacht; naͤmlich aus 196 Granen oxygenirt salzsaurem Kali,   68 Granen Schwefelblumen,   34 Granen fein gepulverter Holzkohle,   12 Granen arabischem Gummi. Man loͤse das Gummi in so wenig Wasser als moͤglich auf, reibe das oxygenirt salzsaure Kali fuͤr sich allein in einem Moͤrser aus WedgwoodAber ja mit aller moͤglichen Vorsicht und so sacht als moͤglich. A. d. Ueb. mit einem Pistille aus derselben Materie, und eben so die Schwefelblumen und das Kohlenpulver miteinander. Die Mischung dieser drei Ingredienzen mit dem arabischen Gummi muß entweder in einer hoͤlzernen Reibschale mit einem hoͤlzernen Pistille, oder in einer Reibschale aus Wedgwood mit einem hoͤlzernen Pistille geschehen, und man muß genau dafuͤr sorgen, daß die Masse waͤhrend der ganzen Operation hinlaͤnglich feucht bleibt, denn sonst verpufft sie. Wenn diese Masse die Consistenz von weichem Thone erhalten hat, wird sie zu Knoͤpfchen geformt, und zwar mittelst einer Kupfer- oder Messingplatte, welche ein Sechzehntel Zoll dik und voll Loͤcher ist, deren jedes ein Achtel Zoll im Durchmesser haͤlt. Diese Platte legt man auf einen Tisch oder auf irgend eine ebene Flaͤche, worauf man aber vorlaͤufig ein Stuͤk Papier gelegt hat. Die Masse wird gleichfoͤrmig eben uͤber die Oberflaͤche derselben hingestrichen und dann in die Loͤcher entweder mittelst einer Walze, die man daruͤber hinlaufen laͤßt, oder mittelst eines hoͤlzernen Hammers, den man darauf schlaͤgt, eingedruͤkt. Der Teig wird hierauf von der oberen Flaͤche des Models entweder mit einem duͤnnen Spatel oder mit einem Paletten-Messer abgenommen, und der Model selbst ungefaͤhr einen Zoll lang laͤngs dem Papiere hingezogen, um ihn von der Masse los zu machen. Man kann ihn sodann aufheben und die Knoͤpfchen behutsam aus den Loͤchern hinausstossen, indem man mit einer weichen Buͤrste darauf schlaͤgt. Die Knoͤpfchen muͤssen nun getroknet werden. Die runden Papier-Flekchen werden mittelst eines eigenen Schlageisens ausgeschlagen, und auf einer Seite mit Wachs, welches mit etwas Talg vermengt ist, bedekt und roth gefaͤrbt, damit man die Seite, auf welcher sie ankleben, leicht von der anderen unterscheiden kann. Das Knoͤpfchen wird hierauf in dem Mittelpunkte des Papier-Flekchens auf der Wachsseite desselben sanft angedruͤkt, bleibt daran kleben, und so waͤre das Zuͤndkraut fertig. Bei dem Gebrauche wird das Flekchen Papier (an seinem Mittelpunkte) in die in dem Hammer befindliche Hoͤhlung fest eingedruͤkt; mittelst des Wachses auf seiner Oberflaͤche bleibt es leicht auf demselben kleben, da es hier mit Metall in Beruͤhrung kommt. Folgendes Recept zur Verfertigung der Knoͤpfchen wurde von einer anderen Seite her empfohlen. Man nehme 49 Gran oxygenirt salzsaures Kali, 17 Gran Schwefel-Blumen und 8 1/2 Gran gepuͤlverte Holzkohle. Diese drei Ingredienzen mische man in einem hoͤlzernen Moͤrser mit einem Theeloͤffel voll schwachen Gummiwasser, und mache sie ungefaͤhr so dik an wie Buchbinder-Kleister. Man lege eine, mit kreisfoͤrmigen Loͤchern von ein Achtel Zoll im Durch messer durchloͤcherte, Messing- oder Kupferplatte auf ein Brett, und streiche die Mischung daruͤber, so daß die Loͤcher alle damit ausgefuͤllt werden. Man lasse die Masse durch ungefaͤhr 20 Minuten hart werden, stoße die Knoͤpfchen mittelst eines hoͤlzernen Meißels, der genau in die Loͤcher paßt, aus denselben hinaus, und breite sie aus, damit sie vollkommen abtroknen, worauf man sie sodann mittelst irgend einer klebenden Mischung auf kleine kreisrunde Flekchen Papier aufkleben kann. Viele Zeugnisse zu Gunsten von Hrn. C. Hall's Erfindung von Personen ausgestellt, die sich derselben bedienten, begleiten die Mittheilung derselben an die Gesellschaft: wir fanden es aber nicht noͤthig sie hier einzuruͤken. Erklaͤrung der Figuren. a, Fig. 7. Tab. I. die Schloßplatte einer gewoͤhnlichen Flinte, Hammer und Feder aufgezogen und die Schraubenloͤcher geschlossen; die Pfanne eben mit der Schloßplatte abgefeilt und schief abgedacht, damit der Regen ablaufen kann. b, der Hammer an der Achse der Hahnschraube statt des gewoͤhnlichen Hahnes. c, ein Pfropf an der Wand der Pulverkammer dort eingeschraubt, wo ehevor das Zuͤndloch war; dieser Pfropf ist seiner ganzen Laͤnge nach unter einem rechten Winkel mit der Achse der Pulverkammer durchbohrt. d, ein kleiner Stift oder ein Waͤrzchen an dem Pfropfe, durch welchen ein Loch unter einem rechten Winkel mit der Achse des Pfropfes gebohrt ist. Die Spize oder der oberste Theil dieses Stiftes ist so gestellt, daß er gerade auf den Mittelpunkt des Zuͤnd-Papieres am Kopfe des Hammers schlaͤgt, wenn dieser abgelassen wird, wie die punktirte Linie ff zeigt. e, ein Roͤschen von Platina, das in dem Ende des Pfropfes eingeschraubt und in einem Haarroͤhrchen durchbohrt ist, um die Wirkung des Verpuffens zu maͤßigen, und auf diese Weise zu verhindern, daß das Schießpulver nicht vor der Entzuͤndung aus dem Pfropfe weggeblasen wird. Fig. 8. zeigt die Vorrichtung von vorne: der Lauf ist hier dicht vor dem Pfropfe abgeschnitten. Fig. 9 u. 10. sind Seiten-Ansichten und Durchschnitte des Pfropfes. Fig. 11. ist ein Durchschnitt des Hammers um die Hoͤhlung g zu zeigen, in welche das Knallknoͤpfchen eingelegt wird. Fig. 12 und 13. Grund- und Aufriß des Knoͤpfchens.