Titel: Ueber Damascener-Klingen.
Fundstelle: Band 6, Jahrgang 1821, Nr. XXVI., S. 193
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XXVI. Ueber Damascener-Klingen. Auszug aus dem Werke: Sull arte di fabbricare le sciabole di Damasco. Memoria di Antruio Crivelli, dottore in matematica e professore di fisica matematica e sperimentale nell' I. R. Liceo di S. Alessandro in Milano. Letta all' J. R. Istituto di scienze, lettere edarti, e publicata per ordine dell' Istituto medesimo. – Milano, 1821. dall' J. R. Stamperia, di pag. 76 . in 8vo. Mitgetheilt in der Biblioteca italiana. August 1821. S. 207. Ueber Damascener-Klingen. Wir glauben unseren Lesern einen nicht unangenehmen und dem Publikum einen nuͤzlichen Dienst zu erweisen, wenn wir hier einen etwas vollstaͤndigeren Auszug aus diesem wichtigen Werke des Hrn. Professors Crivelli mittheilen; und zwar um so mehr, als dieses Werk auf Befehl des k.k. Institutes der Lombardie gedrukt wurde, und daher nicht in den Handel und in die Haͤnde aller derjenigen kommen kann, welche vielleicht dasselbe zu besizen wuͤnschten. Das Werk des verdienten Hrn. Professors beginnt mit der Betrachtung der Eigenschaften guter Saͤbel. Da diese Waffen ziemlich hart seyn muͤssen, wenn sie ihre Schneide behalten, und zugleich auch weiche Substanzen schneiden sollen, welche eben dadurch, daß sie nachgeben, auch am schwersten zu zerschneiden sind; da sie ferner auch fest seyn muͤssen, um, wenn sie auf harte Koͤrper geschlagen werden, nicht zu brechen, so folgt, daß sie weder ganz aus Stahl bestehen koͤnnen, indem sie sonst zu leicht brechen, noch auch ganz aus Eisen, weil sie in diesem Falle bei jedem Hiebe schartig werden wuͤrden. Um die Sproͤdigkeit des Stahls mit der Fertigkeit und Zaͤhigkeit des Eisens zu vereinen, pflegt man bei uns, wie unser Physiker bemerkt, die schneidenden Werkzeuge bald aus ganz reinem Eisen zu fertigen, und dann zu staͤhlen, bald jenes Gußeisen, welches Urspruͤnglich zur Erzeugung des Stahles bestimmt war, aber aus Nachlaͤßigkeit der Arbeiter nur jene Art von Stahl oder von unvollkommenem Eisen gibt, welche die Deutschen Mock, Wir aber acciajo da molli, acciajo da falci, oder auch ferro duro nennen, hierzu anzuwenden. Diese beiden Verfahrungsarten sind aber in der Ausuͤbung wenig vortheilhaft: erstere, weil dadurch jedes staͤhlerne schneidende Werkzeug unbrauchbar werden muß, sobald der Stahl an der Oberflaͤche desselben allmaͤhlig abgeschliffen worden ist; die andere, weil sie durchaus auf keinem rationellen Grundsaze beruht, und man sich nicht erklaͤren kann, wie durch dieselbe jene beiden Eigenschaften, Nachgiebigkeit und Staͤrke, in gehoͤrigem Grade verbunden werden koͤnnen, um dadurch die beßten Klingen zu erhalten. Da die Bereitung des zur Verfertigung der Klingen bestimmten Materiales also von der bloßen Empirie der Arbeiter und von Routine abhaͤngt, so war es, wenn man die Guͤte der daraus verfertigten Klingen bestimmen wollte, nothwendig, seine Zuflucht zu einem Versuchsmittel zu nehmen, welches darin besteht, daß man diese der Flaͤche nach mit der groͤßten Heftigkeit an einen diken Cylinder von gedrehtem Holze schlaͤgt, an welchem sie, durch ihre Beugung um denselben, den Grad ihrer Elasticitaͤt beurkunden. Herr Professor Crivelli zeigt, indem er diese Probe auf strenge physische Grundsaͤze zuruͤkfuͤhrt, klar und deutlich, daß dieselbe hoͤchstens um nichts besser ist, als die Kunst selbst, nach welcher die Klingen verfertigt werden, indem das Nichtzerbrechen der auf diese Weise probierten Waffen bloß davon abhaͤngt, daß die Dike des Cylinders mit der Elasticitaͤt und Zaͤhigkeit der Klinge selbst genau im Verhaͤltnisse steht: diese beiden Eigenschaften sind aber, leider, gerade das, was man durch diese Probe erkennen will. „Waͤhrend beinahe in allen unseren Fabriken, sagt Hr. Crivelli, die Klingen auf die beiden angegebenen Arten verfertigt und probiert werden, wissen die Voͤlker des Orients, obschon sie heut zu Tage zu einer erzwungenen Unwissenheit verdammt sind, ausschließlich und erblich den Ruhm zu erhalten, das Eisen auf die vortheilhafteste Weise mit dem Stahle zu vereinigen, und so die besten Klingen zu bereiten, die man bisher kennt. Die Klingen aus Aegypten und Persien, und besonders die alten Saͤbel von Damascus und die neuen von Tiflis, sind bei uns so beruͤhmt, und so kostbar, das dieß allein zu ihrem Ruhme hinreicht, wenn nicht schon die Bemuͤhungen und Versuche, dieselben nachzumachen, mit welchen sich so viele Gelehrte von ausgezeichnetem Verdienste bei uns abgegeben haben, auf eine noch uͤberzeugendere Art ihre großen Vorzuͤge vor den unsrigen bewiesen. Der aͤußere, leicht bemerkbare, Charakter dieser Klingen besteht darin, daß ihre ganze Oberflaͤche (selbst den Ruͤken und die Schneide nicht ausgenommen) mit verschiedenen mehr oder minder regelmaͤßigen und hervorragenden Zeichnungen sehr artig geziert ist, welche den, der sie betrachtet, in Erstaunen sezen, und stets der Hauptgegenstand der Nachforschungen der Kunst geblieben sind, um sie gehoͤrig nachzuahmen. Diese Zeichnungen sind entweder zusammenhaͤngend oder unterbrochen; die Linien, welche dieselben bilden, durchkreuzen sich nie, und geben so im Ganzen den Anblik einer Mischung, welche durch das Schmelzen vor dem Schmieden hervorgebracht wurde.“ Der Ursprung dieser Zeichnungen muß, wie Hr. Prof. Crivelli bemerkt, dem Umstande zugeschrieben werden, daß die Metalle, aus welchen die Klinge besteht, von einer Saͤure, und auch bloß von der Luft selbst auf verschiedene Weise angegriffen werden. Da nun diese Zeichnungen eine nothwendige Folge der Mischung zweier verschiedenen Metalle sind, so zeigen sie die Art der gegenseitigen Lage derselben gegeneinander an, und werden ein Kennzeichen, nach welchem man die Festigkeit und Guͤte der Klingen beurtheilen kann: ihre Schoͤnheit muß stets dem Zweke geopfert werden – sie so verfertigen zu koͤnnen, daß das Eisen dem Stahle auf die vortheilhafteste Weise seine Zaͤhigkeit leiht. Ueberdieß sind die Damascener Klingen specifisch um Vieles schwerer, als die unsrigen und troz dem, daß sie, wenn man sie schlaͤgt, einen anhaltenden Silberton geben, werden sie doch, wenn man sie sehr stark und mit vieler Gewalt biegt, nicht mehr vollkommen gerade. „Dieser Fehler“ sezt unser Physiker hinzu, „diese zu große Geschmeidigkeit, welcher die zum Hauen bestimmten Klingen nicht im hoͤchsten Grade beduͤrfen, wird mehr als hinreichend durch ihre außerordentliche Festigkeit ersezt, und durch die Faͤhigkeit, jede beliebige Haͤrte anzunehmen, selbst jene des Caͤment-Stahles (a pacchetto), welche, in verschlossenen Gefaͤßen mit der gehoͤrigen Vorsicht gegeben, den Stahl, ohne einen Theil Eisen zu caͤmentiren, vervollkommnet, und Klingen von einer Zaͤhigkeit und Haͤrte liefert, die man vergebens in den unsrigen vereint zu treffen hoffen wuͤrde. Da der Stahl und das Eisen immer auf dieselbe Weise gelegt und gemengt werden, so ist jeder Saͤbel, den man hierdurch erhaͤlt, gleicher Haͤrtung faͤhig, so daß, wann man aus einigen Proben weiß, welche Haͤrte eine Klinge haben muß, die zu irgend einem bestimmten Gebrauch dienen soll, und welches das gegebene Verhaͤltnis des Eisens und des Stahles in derselben ist, die anderen, welche nach dieser verfertigt werden, eben so gut zu eben demselben Gebrauche dienen.“ Und gleich darauf sagt er: „Waͤhrend im Allgemeinen die wirklich vollkommenen Damascener Klingen mit der groͤßten Leichtigkeit zum Schneiden weicher Koͤrper dienen, wie z.B. eines benezten zusammengerollten und irgendwo aufgehaͤngten Filzes, so schneiden sie mit derselben Schaͤrfe, und, ich moͤchte sagen, mit derselben Leichtigkeit, Knochen und Eisen ohne merklichen Schaden. Und wenn man, im schlimmsten Falle, gegen den moͤglich haͤrtesten Widerstand haut, so bemerkt man, daß die Schneide immer parallel mit sich selbst zuruͤkweicht, sich immer scharf erhaͤlt, und im Stande bleibt zu schneiden wie vorher.“ Da unser Physiker im Fruͤhlinge des Jahres 1820 sich zu Konstantinopel befand, wo er 3 Monathe lang verweilte, und oft Gelegenheit hatte sich uͤber diesen Zweig der orientalischen Industrie zu besprechen, versuchte er die darauf Bezug habenden Notizen zu erhalten; allein er erfuhr, wie er selbst gesteht, nicht mehr hiervon, als man gewoͤhnlich bei uns glaubt, d.i. – eine Art Nezes aus den feinsten Drahten verschiedener Metalle, mehrere Mahle zusammengelegt und auch zusammengedreht, durch das Schmelzen in eine und dieselbe Masse vereinigt, aus welcher hierauf die Klingen verfertigt werden, die an ihrer Schneide immer gestaͤhlt werden muͤssen. – Diese Meinung, welche wahrscheinlich von einigen der vielen Reisenden, welche vor dem Prof. Crivelli im Oriente gewesen sind, und die es gewiß nicht unterlassen haben, sich mit diesem wichtigen Gegenstande zu beschaͤftigen, unter uns verbreitet wurde, gefiel unserm Physiker durchaus nicht, welcher die große Schwierigkeit, und wir moͤchten sagen, die absolute Unmoͤglichkeit, Eisen mit anderen Metallen, und selbst mit einigen Arten von Stahl, in der noͤthigen Vollkommenheit zusammenzuschweißen, wohl kannte, und auch wußte, daß die Herren O'Neilly, Nicholson und Clouet, welche alle vor ihm diesen Gegenstand untersuchten, die tuͤrkischen Klingen bloß als eine Verbindung von Eisen und Stahl betrachteten. Nachdem Hr. Prof. Crivelli am Anfange des vergangenen Winters in sein Vaterland zuruͤkgekehrt war, widmete er sich der Untersuchung dieses Gegenstandes, zu welcher sein Aufenthalt in Konstantinopel ihm nur als zufaͤllige Gelegenheit gedient zu haben scheint, und nachdem er die Arbeiten seiner Vorgaͤnger in diesem Fache studierte, machte er sich an die Arbeit, theils um die Versuche der selben zu pruͤfen, theils, wo moͤglich, der so sehnlich gewuͤnschten Methode, dieselben nachzuahmen, auf die Spur zu kommen. Hier endet der erste Theil des im k. k. Institute vorgelesenen Aufsazes. Der zweite Theil unterzieht die Arbeiten der Herren Nicholson, O'Reilly, Wilde von Sheffield, und des Hrn. Clouet, Prof. der Chemie zu Mezieres, einer genauen Pruͤfung. Da wir diesen Aufsaz nicht weiter ausdehnen wollen, als es die Graͤnzen eines einfachen Aufsazes gestatten, so uͤbergehen wir hier die Methoden, welche Nicholson, O'Reilly und Wilde befolgten, und die aͤußerst sinnreichen Bemerkungen, mit welchen unser Physiker dieselben begleitet, und beschraͤnken uns bloß zu bemerken, daß Prof. Crivelli, nach unserer Ansicht, durch die Untersuchungen der Methoden dieser Gelehrten noch mehr angereizt werden mußte, den in Frage stehenden Punkt zu verfolgen, und selbst eine Verfahrungsart vorzuschlagen, welche vielleicht von den Physikern und Mechanikern fuͤr gluͤklicher und nuͤzlicher erkannt werden koͤnnte. Dieß hat er nun im dritten Theile seines Aufsazes geleistet, aus welchem wir, da wir nicht weitlaͤufig seyn duͤrfen, weder jene Arbeiten anfuͤhren werden, die er unternahm, um geradezu zu erforschen, welchen Nuzen man durch das Zusammenschweißen des Eisens und Stahles mit verschiedenen anderen Metallen, wenn es moͤglich waͤre, erhalten koͤnnte, durch welche Arbeiten er sich uͤberzeugte, daß, so oft Metalle von einem verschiedenen Grade von Schmelzbarkeit ohne vollkommne Schmelzung zusammengeschweißt werden, man immer nur ein unter dem Hammer bruͤchiges Ganzes erhaͤlt; noch auch jene andere Arbeiten, durch welche er erforschen wollte, welche Zeichnungen man durch Drehung oder durch verschiedenes Zusammenbiegen und Haͤmmern der aus Draͤhten oder Platten zusammengesezten Stangen, oder durch einen 2 Linien tiefen, und ebenso breiten mittelst eines eisernen Keiles auf eine aus 24 Platten bestehende Stange der Breite nach gemachten, Einschnitt bekaͤme; welche Versuche alle ihn immer mehr uͤberzeugten, daß die Zeichnungen der Klingen, als ganz vom Zufalle unabhaͤngig, vorher in der ganzen Masse vorbereitet werden muͤssen; sondern bloß den Prozeß werden wir hier entwikeln, durch welchen er die beßten damascirten Klingen erhielt. Da Hr. Crivelli das aͤußere Ansehen der Damascener Klingen bloß als ein Zeichen der inneren Lage zweier Metalle betrachtete, so vergaß er, waͤhrend er in der ganzen Masse die gewuͤnschten Zeichnungen anzulegen dachte, nicht, das Eisen und den Stahl auf die vortheilhafteste Weise zu mengen, und gerieth in der That auf eine Methode, welche uns aͤußerst sinnreich scheint. – Er nahm Stangen von jenem Brescianer Stahle, welcher im Handel unter dem Namen Meißel-Stahl (acciajo da scultore) vorkommt, aus welchem er in der dunkelrothen Gluͤhhize (à color rosso di ciliegia) Platten von 15 Zoll Laͤnge, 9 Zoll Breite, und 3/4 Linie Dike haͤmmerte. Diese Platten umwand er mit Eisendraht von gleicher Dike so, daß die schief um die Platten gewundenen Drahtstreifen noch ein Mal so weit als ihre Dike, und immer gleich weit von einander, entfernt waren, um nicht mehr Eisen als im Verhaͤltnisse der Haͤlfte des Stahles anzubringen: hierauf erhizte er die so umwundenen Platten bis zum dunkelrothen Gluͤhen, und haͤmmerte sie stach mit einem breiten Hammer. Dadurch bewirkte er, daß ein Theil des Eisens sich auf dem Stahle zerquetschte, und daß der andere bis auf 1/3 der Dike der Platte eindrang, indem der aus seiner Stelle verdraͤngte Stahl gezwungen wurde zwischen Draht und Draht zu treten, und sich unter dem Hammer gleichfalls zu zerquetschen; auf diese Weise wurde jede Platte Stahl geschlaͤngelt, als wenn man sie absichtlich der Breite nach bald von einer Seite, bald von der anderen entgegengesezten Seite gegen eine halbkreisfoͤrmige Spindel von Eisen geschlagen, und jede Furche wieder ganz mit Eisen angefuͤllt haͤtte. Diese so umwundenen und dann gleichgeschlagenen Platten waren 18 Zoll lang, 10 Zoll breit, eine Linie die und wogen 15 Pfund, von welchen 10 Pfund Stahl waren. Nachdem er jede Platte in 3 Theile zerschnitten hatte, legte er sie so aufeinander, daß der Stahl der einen das Eisen der anderen beruͤhrte, und bildete, einen Buͤndel von 24 Stuͤken, welche sich durch dreimaliges Hizen vollkommen zu einer Masse zusammenschweißten, aus welcher er einen ungarischen Saͤbel verfertigte, der so ziemlich nach Art der Damascener Klingen gezeichnet war. Um sich einen richtigen Begriff von den durch diesen Proceß unseres Physikers hervorgebrachten Wirkungen zu machen, „nehme man eine der mit Eisendraht umwundenen Platten, in welcher dieses Eisen biß zu 1/3 der Dike zwischen den Stahl eingedrungen ist und zusammengeschweißt wurde, und nachdem man einen Hieber daraus gemacht hat, denke man uͤber den inneren Bau desselben nach. Es ist klar, daß die Schneide ganz aus Stahl bestehen wird, welcher sich allmaͤhlig an den Seiten an das Eisen anlehnt; und es ist ferner klar, daß, wenn man mit der Schneide aufhaut, diese fast nie wird brechen koͤnnen, weil der Bruch nach der Breite queer durch die Platte geschehen muͤßte, und gerade in dieser Richtung kommt man auf das Eisen, welches sie von einer Veite in einer Richtung durchlaͤuft, und von der anderen in der entgegengesezten Richtung jeden Theil des Stahles stuͤzt, indem es ihn durch das Eindringen bis auf 1/3 seiner Dike, so zu sagen, fest haͤlt, und die ganze Masse auf diese Art unbeschreiblich fest macht. Es versteht sich allerdings, daß, wenn man die Dike der Platte auf die Haͤlfte reduciert, auch das innere, vom Eisen nicht unterstuͤzte. Drittel Stahles auf die Haͤlfte reduciert werden muß, und daß man auf diese Weise eine noch festere Schneide bekommt, eben deßwegen, weil nur 1/6 des Stahles nicht vom Eisen unterstuͤzt ist. Daraus erhellt, daß, wenn man die Klinge aus 24 solchen Platten zusammensezt, welche auf obige Art zusammengelegt wurden, der nicht gestuͤzte Stahl in derselben sich bis auf 1/62 verringert. Auf diese Weise wird auch, indem die beiden Metalle in demselben Verhaͤltnisse besser mit einander abwechseln, die Schneide ganz aus Stahle, der an jedem seiner Theile vom Eisen gesichert ist, bestehen, oder zur Haͤlfte aus Stahl, zur Haͤlfte aus Eisen, aber immer abwechselnd und springend von der rechten Seite der Schneide zur linken der ganzen Laͤnge der Klinge nach. Wenn indessen Hr. Prof. Crivelli auch mit Recht mit der Festigkeit der auf seine Weise bereiteten Klingen zufrieden seyn konnte, so war er es doch nicht ebenso mit dem aͤußeren Ansehen derselben: er fand sich gezwungen, um seiner Arbeit auch in dieser, obschon minder wichtigen Hinsicht, die Vollendung zu geben, eine Weise zu suchen, seine Klingen in ihrem ganzen Complexe, und nicht bloß auf der Oberflaͤche, auf eine bestimmte Art zu zeichnen, damit seine Waffen eher Damascener-Klingen, wie sie es jezt auch wirklich sind, als Klingen nach Art der Damascener genannt werden koͤnnen. Indem er bedachte, daß die eigentlich charakteristische Form der Damascener-Zeichnungen darin besteht, daß die Linien, welche dieselben bilden, sich nie durchkreuzen, fand er, daß diese Zeichnungen von der regelmaͤßigen und um huͤllenden Stellung einiger Theile der ganzen Maße hergeleitet werden muͤssen, und ein persischer Dolch, uͤber dessen aͤußeres Ansehen er lange nachgedacht hatte, veranlaßte ihn jene Methode auszusinnen, nach welcher er die noͤthige Anziehung der Theile bewerkstelligen konnte. Da der Dolch mit elliptischen, ganz concentrischen und mehr oder minder wellenfoͤrmigen Zeichnungen geschmuͤkt war, so uͤberzeugte er sich, daß dieselben von verschiedenen uͤbereinander gelegten Platten herruͤhren, welche der Breite nach so durchschnitten waren, daß die mittlere den kleinsten, die anderen immer einen groͤßeren und groͤßeren Durchschnitt darbothen. Und da ihm ein Haufe Kartenblaͤtter von verschiedener Farbe, die er auf ebendieselbe Weise durchschnitt, einen ganz aͤhnlichen Anblik darboth, so war er von diesem Augenblike an gewiß, endlich ein Problem geloͤst zu haben, welches ihn in Konstantinopel so sehr angereizt hatte, und dessen er in Mayland, nach mehr als 20 mehr oder minder mißlungenen Versuchen, uͤberdruͤßig zu werden anfing. Er nahm also eine Stange aus 24 Stuͤken, wie wir oben gesagt haben, und machte mittelst einer runden Feile auf jeder Seite, der Breite nach 25 kreisfoͤrmige Canaͤle von 2 Linien im Durchmesser, oder von 1/3 der Dike der Platte, alle parallel und in einer solchen Lage, daß da, wo auf einer Seite eine Furche war, auf der anderen entgegengesezten eine Erhoͤhung wurde. Nachdem dieß geschehen war, haͤmmerte er, bei dunkelrother Gluͤhhize, die Stange der Breite nach, indem er sie mit einem Hammer so schlug, daß sie regelmaͤßig eben wurde, wodurch die acht Plaͤttchen, welche ganz geblieben waren, ihrer ganzen Dike nach sich umbogen, und mit der ersten Platte bis zur Oberflaͤche der Stange, wo diese einen Einschnitt hatte, sich vereinigten, und dieselbe mit 8 Plaͤttchen bedekten, welche dort ausgeschnitten waren, wo eine Erhoͤhung sich fand. Diese dem Scheine nach geebnete, aber wirklich gekruͤmmte, Stange, bestand aus 8 ganzen Platten und 416 Stuͤken, welche aus den anderen 16 Platten, wovon jede in 26 Theile geschnitten war, entstanden; sie wog nur 43 Unzen, und war 15 Zoll lang, 11 Linien breit und 6 Linien dik. Er zerschnitt sie hierauf wieder in 3 Theile, und erhielt durch Vereinigung und Zusammenschweissen derselben eine Stange aus 1248 Stuͤkchen, und 24 ganzen Platten, welche, da 8 auf jedes Drittel der ganzen Dike kommen, sich durch 416 dieser kleinen Stuͤke schlaͤngeln. Dann gab er dieser Maße die Gestalt, die doppelte Dike und die Haͤlfte der anderen Dimensionen der Klingen, die er daraus bekommen wollte; machte dann noch 25 rinnenfoͤrmige Einschnitte auf jeder Seite, welche etwas schief gegen die Klinge, 4 Linien breit, und so tief als noͤthig waren, so daß sie immer auf 1/3 der ganzen Dike reichten. Auf diese Weise erhielt er eine Stange, welche aus 8 ganzen Platten bestand, die sich mitten durch 2496 Stuͤke schlaͤngeln, welche von 32 zwei mal in 16 Theile geschnittenen und von anderen 32, nur in 26 Theile geschnittenen, Theilen entstanden. Sie wog 30 Unzen, und gab unserem Physiker einen vollkommene ungrischen Saͤbel. Jeder so bereitete Saͤbel hielt 5 1/2 Pfund Stahl und 2 1/2 Pfd. Eisen, und war bewundernswerth auf jeder Seite mit 110 kleinen Zeichnungen bedekt, welche alle einander aͤhnlich und aus 45 oder 50 Linien oder concentrischen Ringen zusammengesezt waren, deren aͤußerst deutlicher Durchschnitt am Ruͤken erschien, und, ungeachtet eines Verlustes von 65 oder 69 per Cent, kam der Saͤbel, ganz fertig, nicht hoͤher als auf 17 Lire 90 Centesimi. Andere gleiche Saͤbel, welche mit einem einzigen Einschnitte gemacht wurden, waren mit einer gleichen Anzahl aͤhnlicher Zeichnungen geziert, und bloß durch die geringere Anzahl der concentrischen Linien verschieden; diese kosteten 13 Lire 80 Cent. Der Verfasser schließt seinen Aufsaz mit der Bemerkung daß das aͤußere Ansehen bloß von der Veraͤnderung der Form der Linie, die man in die Stange zieht, von der Aenderung der Richtung der Furchen, und blaß davon abhaͤngt, daß man in die schon eingeschnittenen und wieder ebengemachten Platten wieder neu einschneidet, und dadurch in das Unendliche abgeaͤndert werden kann. Wenn wir bedenken, daß die Kunst unsers Physikers darin besteht, solche Einschnitte in die Stange zu machen, daß die auf den entgegengesezten Seiten angewandten Erhoͤhungen dazu dienen, das Drittel des mittleren ganz gebliebenen Theiles zu versezen, indem er sie links und rechts zwischen die Furchen, welche sich außen auf der Stange selbst befinden, schiebt, so erkennen wir, daß diese Methode allgemein anwendbar und vollkommen zureichend ist, jede Zeichnung und selbst eine unausloͤschliche Schrift, hervorzubringen. Indem wir es unseren einsichtsvollen Lesern uͤberlassen, sich dasjenige hinzuzudenken, uͤber welches wir, um dem Zweke dieser Schrift zu entsprechen, gezwungen sind zu schweigen, werden wir bloß noch sagen, daß aus den wiederholt vor dem k. k. Institute angestellten, und oft in Gegenwart sehr gelehrter Personen und der geschiktesten Kuͤnstler wiederholten. Versuche erhellt, daß die von Hrn. Professor Crivelli verfertigten Klingen mit den wahren Damascener-Klingen vollkommen wetteifern, wo sie dieselben nicht noch an Werthe uͤbertreffenDer Uebersezer zweifelt keinen Augenblik an dem Ausspruche des k. k. Institutes in der Lombardie, daß die Klingen des Hrn. Prof. Crivelli den Damascener-Klingen gleich kommen, oder dieselben wohl gar noch uͤbertreffen, obschon er aufrichtig gesteht, nicht zu wissen, und auch nicht wissen zu koͤnnen, ob das Verfahren des Hrn. Crivelli durchaus dasselbe ist, nach welchem man im Oriente die beruͤhmten Damascener verfertigt. Es ist doch fuͤr wahr unbegreiflich, wie Tausende und Tausende von Deutschen, Italiaͤnern, Franzosen und Englaͤndern seit Jahrhunderten durch die Thore von Damascus gehen konnten, ohne daß auch nur ein einziger derselben bei einem Waffenschmide dieser Stadt stehen geblieben und zugesehen haͤtte, wie man die beruͤhmten Damascener-Klingen daselbst verfertigt. Man bringt uns jaͤhrlich Rosenkraͤnze und Amulete und allerley Heiligkeiten aus Palaͤstina zuruͤk; unseres Wissens hat aber noch von allen den Hunderten gelehrter und frommer Pilger nach dem heiligen Lande keiner die kleine Kunst mit heim gebracht, Damascener-Klingen zu machen. Wir sagen die kleine Kunst, weil nach den Eisenarbeiten, die wir von Zigeunern aus dem schlechtesten Eisen bei dem elendesten Herde, mit den schlechtesten Kohlen verfertigen sahen, es uns keine Hexerey scheint, auf eine wohlfeilere und leichtere Art bessere schneidende Eisenwaaren zu liefern, als wir bei all unserer Eisenhuͤttenkunde nicht im Stande sind, auf die Welt zu bringen. Warum that man seit Jahrhunderten nicht, was ein an, derer Mitarbeiter an unserem Journale so verstaͤndig als wohlmeinend, wenn auch etwas derb, vorschlug: warum schikt man nicht ein paar Duzend Waffenschmide-Gesellen nach dem Oriente, damit sie bei den dortigen tuͤrkischen und persischen Schmide-Meistern lernen, wie man Damascener-Klingen schmiedet? Eine Reise von zehn bis zwoͤlf Schmiden nach dem Oriente wuͤrde weniger kosten, als eine Reise von einem Halbduzende Gelehrter; und wenn nur ein Paar derselben die Kunst, Damascener zu fertigen heimbringt, so wird unser deutsches Vaterland davon mehr Gewinn haben, als wenn es zu den 199 Beschreibungen des heil. Grabes noch die zwei hundertste, und zu den 300 Alphabeten uͤber die Hieroglyphen das dreihundert und einte erhaͤlt. Die tuͤrkische und persische Sprache laͤßt, zum Bedarfe fuͤr Schmide, bei hoͤchst mittelmaͤßigen Anlagen sich noch leichter lernen, als jede europaͤische, und wenn die Schmide bei ihrer Ruͤkkehr uns keine gelehrte Abhandlung uͤber die Damascener-Klingen schreiben, dafuͤr aber Damascener-Klingen schmieden koͤnnen, so werden wir dabei, wie es uns scheint, mehr gewonnen als verloren haben. A. d. Ueb., und indem wir uns, so wie ihm, zu seinen gut gelungenen kuͤnstlichen Arbeiten Gluͤk wuͤnschen, wuͤnschen wir, daß dieser neue Zweig von National-Industrie in den Haͤnden unserer Kuͤnstler gedeiheHr. Carlo Ponti, ein sehr geschikter Eisenarbeiter alla Croce di Porta Tosa in Mayland Nr. 464. von dem wir wissen, daß Hr. Prof. Crivelli sich desselben bei dem groͤßten Theile der Versuche, die er anstellte, bediente, verfertigt Klingen dieser Art, jedoch immer nur auf Bestellung, und nach Angabe der Form. –. –