Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 8, Jahrgang 1822, Nr. LXI., S. 503
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LXI. Miszellen. Miszellen. Neue Obst-Baumzucht. Ueber die Weise, Aepfel- Kirschen- und Pflaumen-Baͤume an Gelaͤndern zu ziehen, um sie waͤhrend des Winters, in Rußland, vor dem Froste zu schuͤzen, hat Hr. Jos. Busch, kais. Gaͤrtner in Rußland, in den Transact. of the London Horticultural-Society einen kleinen Aufsaz eingeruͤkt, der im Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. August 1822. S. 179, wieder abgedrukt wurde. Das Ganze seines Verfahrens besteht mit wenigen Worten darin, daß er die Zweige der Baͤume auf horizontalen Gelaͤndern nur 10–12 Zoll hoch uͤber der Erde weg zieht, wodurch die Baͤume im Winter sehr bald unter Schnee begraben, und dadurch vor dem Erfrieren geschuͤzt werden. Die waͤhrend 20 Jahren von Herrn Busch auf diese Weise behandelten Obstbaͤume blieben auch in den strengsten Wintern wohl erhalten, waͤhrend die in den benachbarten Gaͤrten auf andere Weise gezogenen erfroren; brachten reichliche, und fruͤher reife Fruͤchte. Die schwarze Herz-Kirsche allein vertraͤgt diese Behandlung, wie Hr. Busch glaubt wegen der Erddaͤmpfe, nicht. Wenn das Gelaͤnder unter den Baͤumen verfault, erneut Hr. Busch dasselbe nicht: denn bis dieß geschieht, stuͤzen die Baͤume sich selbst in ihrer horizontalen Lage mittelst der abwaͤrts gehenden Aeste. Baͤume, die auf diese Weise gezogen werden, fangen fruͤher an zu tragen, und sind gegen Wind besser gesichert. Wenn auch die Fruͤchte abfallen, so beschaͤdigen sich dieselben bei dieser geringen Hoͤhe niemals. Von Insekten bemerkte Herr Busch keinen NachtheilDer Uebersezer findet diese Art Obstbaͤume zu ziehen in einem rauhen Klima hoͤchst vortheilhaft, schon aus dem Grunde allein, weil sie der allmaͤchtigen Mutter Natur treu nachcopiert ist. Die wenigen genießbaren Beeren, die, statt allen Obstes, an der ewigen Schnee- und Eisgraͤnze der Alpen und beider Pole wild wachsen, kriechen alle an der Erde hin, um sich an dem von den Strahlen der Sonne hoͤher, als die Luft, erwaͤrmten Boden auszureisen, und fruͤher mit ihren Wurzeln und Aesten mit Schnee bedekt, und der Kaͤlte entzogen zu werden. Wenn ferner es allgemein bekannt ist, daß im suͤdlichen Ungern wie in Italien, Spanien und im suͤdlichen Frankreich die suͤßesten Trauben und die edelsten Weine sind, und man dort, aus Mangel an Holz, die Reben auf der Erde hinkriechen laͤßt, wo sie auf dem heißen Boden wahrer Gluͤhwein werden; warum ahmte man bei uns im kalten Deutschland diese an beiden Polen wie unter der sengenden Sonne von der Natur selbst gelehrte Methode noch nicht nach, um zaͤrtere Obstbaͤume vor dem Froste zu schuͤzen, und ihre Fruͤchte zur schmakhaften, nicht bloß waͤsserigen Reife zu bringen? Warum zieht man sie lieber in der kalten Luft empor, als nahe an der warmen Erde? Wir glauben, daß, wer klug ist, Hrn. Busch's Methode zu beherzigen, zu befolgen, und dann gewiß auch, selbst an Neben, nicht bloß an Obst, zu schaͤzen lernen wird. A. d. Ueb... Ueber den Weinbau bei den alten Griechen. Im Mai-Hefte der Biblioteca italiana S. 265 findet sich ein sehr lehrreicher Aufsaz des Hrn. L. Reynier zu Lausanne uͤber den Weinbau bei den alten Griechen, auf welchen wir die Einwohner jener Laͤnder in welchen trinkbarer Wein, und genießbare Trauben wachsen, (was leider mit Ausnahme Wirtembergs in dem uͤbrigen Deutschland nicht der Fall ist) aufmerksam machen zu muͤßen glauben. Merkwuͤrdig ist das allgemeine Resultat der historisch-antiquarischen Untersuchungen des Herrn Verfassers, welchen zu Folge alle griechischen Schriftsteller nur von niedrig gehaltenen Reben, die roͤmischen hingegen nur von hochgezogenen sprechen, so daß man zu der Vermuthung gezwungen wird, daß die Kultur der hochgezogenen Reben den Griechen eben so unbekannt war, als den Roͤmern die Kultur der niedrig gehaltenen. Wirklich ist auch noch heute zu Tage kein Weingarten mit hohen Reben in ganz Griechenland, und in ganz Italien windet sich noch heute zu Tage, von den Alpen bis in das suͤdliche Neapolitanische hinab (das ehemalige Groß-Griechenland, wo wieder nur niedrige Reben vorkommen) die Rebe, wie bei den alten Roͤmern um die Ulme. Um Marseille, einer urspruͤnglich griechischen Colonie, werden die Reben niedrig gehalten; waͤhrend in dem uͤbrigen Frankreich, wo die Roͤmer die Reben hinbrachten, vorzuͤglich unter den ehemaligen Allobrogen bis Genf hin, die Reben als sogenannte hautains hoch gezogen werden. Man kann also aus der Weise, wie die Rebe heute zu Tage in gewißen Gegenden gezogen wird, so ziemlich auf die unmittelbare oder mittelbare griechische oder roͤmische Abkunft derselben schließen. Die Weise, wie die alten Griechen der Rebe pflegen, hat der Hr. Verf. hier aus den Quellen, aus den alten griechischen Schriftstellern selbst, die er uͤberall genau, anfuͤhrte, mitgetheilt, und mancher vor mehr dann einem Jahrtausende gegebene gute Rath ließe sich noch heute zu Tage gut benuͤzen. Wo man nichts Neues lernen will, sollte man doch wenigstens das Alte nicht vergessen, sonst verkruͤppelt alles noch mehr als selbst die – Ueber Reinigung des Fisch-Thranes mittelst thierischer Kohle. Man machte in Daͤnemark die hoͤchst wichtige Entdekung, daß man Fisch-Thran mittelst thierischer Kohle (welche auf besondere Art aus gesottenen Rinderknochen wahrscheinlich in eisernen Retorten bereitet wird) reinigen, und dem beßten Wallrathe gleich bringen kann. Die Kohle wird mit dem Thrane gemengt und widerholt, 2 Monate lang geschuͤttelt, und hierauf durch 12 Lagen frisch bereiteter, und alsogleich angewendeter Kohle durchgesiehen. Die Menge Gases, welche sich waͤhrend der Verbrennung der Kohlen entwikelt, ist sehr groß, und wird als Beleuchtungs-Materiale in der Fabrike, und den naheliegenden Gebaͤuden angewendet, und das, was nach dem Durchseihen uͤbrig bleibt, wird mit Thone gemengt, und als Feuer-Materiale benuͤzt. Der Verlust an Thran waͤhrend dieses Verfahrens und in dem Ruͤkstande etc. wird auf 15 p. C. geschaͤzt, und der Gewinn an Verfeinerung desselben bis zu diesem hohen Grade von Reinheit auf 40 p. C., so daß 25 p. C. reiner Gewinn uͤbrig bleiben, wobei, wie Hr. Gill in einer Note bemerkt, das waͤhrend der Verkohlung der Knochen erhaltene Ammonium, oder die Beinschwaͤrze nicht in Anschlag gebracht wird. (Aus Gill's technical Repository. Mai 1822. S. 396.) Untersuchungen uͤber die Zeichnungen oder uͤber das Wasser des damascirten Stahles. Unter dieser Aufschrift liefert Hr. Héricart de Thury im Bulletin de Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale. N. CCXIII. S. 84. einen, fuͤr die Geschichte der Stahlbereitung allerdings sehr interessanten, Aufsaz, welchen zugleich ein sehr schoͤn gearbeiteter Kupferstich, die verschiedenen Arten von Damascirung vorstellend, begleitet. Er beschreibt darin die bisher in Europa, oder vielmehr in Frankreich, gewoͤhnlichen Arten den Stahl zu damasciren. Wenn auch diese Verfahrungsweisen unseren Stahl-Arbeitern noch nicht bekannt waͤren, so verliert doch selbst die Bekanntmachung derselben dadurch allen technischen Werth, daß, wie dasselbe Bulletin, in welchem Hr. Héricart de Thury seine allerdings lehrreichen Untersuchungen mittheilt, gleichzeitig aussagt: Hr. Bréant so eben die Methode erfunden hat, echten Damascener Stahl zu verfertigen, und eben dieser Bulletin, den Beschluß der Franzosen verkuͤndet: daß Bréant's Erfindung dem Auslande nicht mitgetheilt werden soll, nicht oͤffentlich bekannt gemacht werden darf.“ Wenn man in einem in Europa gelegenen Lande verbiethet, Erfindungen auszufuͤhren, und Ochsen einzufuͤhren, so wird man bald auch ein europaͤisches China entstehen sehen, dem bis zur Stunde noch nichts fehlt, als eine chinesische Mauer. Wenn Frankreich, dasselbe Frankreich, uͤber welches Heinrich IV. u. Ludwig XIV. herrschte, verbiethen kann, gemeinnuͤzige Ideen dem Auslande mitzutheilen, so wird Niemand in allen 5 Welttheilen diejenigen Ideen fuͤr gemeinnuͤzig halten, welchen Frankreich den Uebergang uͤber den Rhein, uͤber den Kanal oder uͤber die Pyrenaͤen gestattet: denn, wird man sagen, waͤre etwas an diesen Ideen, und koͤnnten die Franzosen dieselben fuͤr sich gebrauchen, so wuͤrden sie ihnen das Transito uͤber ihre Graͤnzen nicht gestattet haben, da sie auf alle Ausfuhr brauchbarer Ideen am 3. April 1822 – ein merkwuͤrdiger Tag in der Geschichte der Kultur der Menschheit –!!! Verboth legten. Sollte nicht jeder Nicht-Franzose in allen Laͤndern und Welttheilen alle vom 3. April 1822 an im technischen Fache in Frankreich erscheinenden Werke den franzoͤsischen Buchhaͤndlern mit Hinweisung auf den Beschluß der Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale vom 3. April remittiren? Wenn ihr Herren jenseits des Rheines dasjenige, was im Technischen gut und brauchbar ist, fuͤr Euch behaͤlt, so muͤßen wir, wenn wir Euch Verstand zutrauen wollen, voraussezen, daß Ihr uns nur dasjenige mittheilt, und mittheilen laͤßt, was Ihr selbst nicht brauchen koͤnnt. Waͤret Ihr klug gewesen, so haͤttet ihr einstweilen von Bréant's Entdekung geschwiegen: allein Ihr wolltet Renomée haben! Ihr macht es, wie schlimme Wirthe, die den guten Wein, den sie bloß zu kosten geben, selbst trinken, und den schlechten den Gaͤsten vorsezen. Das Ende solcher Wirthe ist bekannt. Sie trinken ihren Wein so lang, bis sie keine Gaͤste mehr haben. Verbesserung bei Metall-Gießereien. Im Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture N. 243. August 1822. S. 162. findet sich eine Erklaͤrung des dem Jakob Hollingrake, Mechanikers zu Manchester in der Grafschaft Lancaster ertheilten Patentes auf eine Vorrichtung, Metalle in verschiedene Formen und Gestalten zu gießen, und ihr Gefuͤge dadurch dichter und gesuͤnder zu machen, dd. 15. Mai 1819.“ Diese Erklaͤrung ist aber so kurz und undeutlich, daß sie kaum mehr als die Idee enthaͤlt. Hr. Hollingrake sagt naͤmlich, daß er zu seinen Gußwerken Model aus Eisen oder anderen brauchbaren Substanzen verfertigt, und in diese Model eiserne oder andere Staͤmpel oder Keile einpaßt, welche auf die obere und untere Flaͤche des eingegossenen Metalles pressen, und so das fluͤßige Metall durch angebrachten schnellen und gewaltigen Druk in einen engeren Raum zusammentreiben, als es durch die bloße Schwere und Anziehung seiner Theile gelangen koͤnnte. Er meint dadurch die Dichtheit der gegossenen Waare in gerades Verhaͤltniß mit der Staͤrke des auf dieselbe angewendeten Drukes bringen zu koͤnnen. Die Weise, wie der Druk angebracht werden soll, durch Schrauben, Keile, Hebel, Zahn- oder Triebstoͤke, hydraulische Presse oder bloße Gewichte uͤberlaͤßt er dem Gießer. Er versichert dadurch nicht nur ein weit dichteres und gleichfoͤrmiges Gefuͤge, sondern auch eine weit gleichfoͤrmigere Oberflaͤche zu erhalten, und erwartet davon viele Vortheile bei dem Guße von Flintenlaͤufen und Kanonen, Platten, Cylindern, Kegeln, Stangen und anderen Artikeln. Schwarzes Email aus Platinna. Man mische Platinna-Chloruͤr in Wasser aufgeloͤset mit neutralem salpetersaurem Queksilber, und seze den sich bildenden Niederschlag einer Hize aus, die nicht großer seyn darf, als zur Verfluͤchtigung des Queksilber-Protochloruͤres noͤthig ist. Man wird auf diese Weise ein schwarzes Pulver erhalten, welches, mit einem Flusse behandelt, ein schoͤnes schwarzes Email gibt. (Annales de Chimie, Juni 1822. S. 198.) Finanz-Etat der Société d'Encouragement pour l'Industrie nationaleDa der Name nationale in Frankreich immer mehr veraͤchtlich wird, so schlug ein Mitglied der Gesellschaft, bei Gelegenheit der Debatten, ob Bréant's Entdekung der Verfertigungsart des Damascener-Stahles bekannt gemacht werden soll, als die Bekanntmachung verbothen wurde, vor, das Wort royale statt nationale zu gebrauchen, was aber nicht angenommen wurde.. Die Einnahme der Gesellschaft betrug fuͤr das J. 1821 49,838 Fr. 46 C. Die Ausgabe 43,955 Fr. 55 C. –––––––––––––   5,882 Fr. 91 C. Ueberdieß hat die Gesellschaft, die im Jahr 1802 einen Fond von 16,286 Fr. 32 C. und zehn Jahre spaͤter von 87,616 Franken besaß, gegenwaͤrtig einen Fond von 237,257 Fr. 91 Cent, in Actien der franz. Bank. – Unter den Ausgaben finden wir 9,617 Franken 60 Cent. fuͤr Preise; 3,294 Fr. fuͤr die Redaction des Bulletin, nebst 11,418 Frank. 20 C. „Ausgaben fuͤr den Bulletin uͤberhaupt und andere Ausgaben“ (dépenses générales relatives au Bulletin, et autres dépenses) und „Verwaltungs-Ausgaben, Ausgaben fuͤr den Bulletin, Abgaben fuͤr die erhaltenen Subscriptionen, Versammlungs-Kosten“ (dépenses administratives et du Bulletin etc.) 8,536 Fr. 75 C., was uns etwas viel duͤnkt, da der Bulletin fuͤr 1820 nur 1,960 Franken 50 C. trug. Vergl. Bulletin de la Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale. April 1822, in welchem S. 149 ein Vermaͤchtniß des Hrn. Grafen und der Frau Graͤfinn Jolltvet an die Société d'Encouragement vorkommt, welches der lezteren nicht weniger als 300,000 Franken Capital nach dem partiellen Verkaufe der Guͤter tragen wird, und wovon Graf Jollivet die Renten zu jaͤhrlichen Preisen bestimmte.