Titel: Ueber die aphlogistische Lampe, oder die Lampe ohne Flamme. Von Dr. I. L. Comstock zu Hartford in Connecticut in den vereinigten Staaten.
Fundstelle: Band 9, Jahrgang 1822, Nr. XXII., S. 178
Download: XML
XXII. Ueber die aphlogistische Lampe, oder die Lampe ohne FlammeVergl. genaue Beschreibung und Pruͤfung der Davy'schen Gluͤhlampe von Juch, polyt. Journal Bd.i. S. 104. D.. Von Dr. I. L. Comstock zu Hartford in Connecticut in den vereinigten Staaten. Aus Silliman's American Journal II. Bd. Nr. 2. in Gill's techn. Repos. Jul. 1822. Mit der Abbildung Fig. 25. auf Tab. II. Comstock über die aphlogistische Lampe. Man will durch diese Lampe einen Draht-Wikel ohne Flamme und Ranch im stetem Gluͤhen erhalten. Der Grundsaz, nach welchem sie vorgerichtet ist, ward, wie ich glaube, zuerst vom Hrn. Davey (Davy?) entdekt, welcher fand, daß, wenn man einen Draht-Wikel von Platinna-Draht, roth gluͤht, und im Augenblike des Gluͤhens nahe an die Oberflaͤche von Aether in einem Weinglas haͤlt, der Draht, so lang sich derselbe in dieser Nachbarschaft befindet, roth gluͤhend bleibt. Ob sie nun Humphrey weiter verfolgte, weiß ich nicht. Wahrscheinlich geschah dieß nicht, in dem Hr. Professor Ure zu Glasgow in einem Londoner-Blatte des vergangenen Jahres die Umstaͤnde entwickelte, welche auf diese Lampe Einfluß haben und eine solche von ihm vorgerichtete Lampe zu London in voller Thaͤtigkeit war, und die allgemeine Aufmerksamkeit erregte. Die Notiz, die er hieruͤber mittheilte, betrifft die Dike des Drahtes und die Art, denselben zu flechten. Ich habe indessen keine Beschreibung dieser Lampe gesehen, nach welcher man eine aͤhnliche vorrichten koͤnnte, und in dieser Hinsicht wird vielleicht die gegenwaͤrtige einige Leser interessirenHerr Gill hat zuerst im Anfange des Jahres 1818 in den Annals of Philosophy diese Lampe oͤffentlich bekannt gemacht; da sie indessen durch Hrn. Comstock einige Verbesserungen erhielt so glaubte er diesen Artikel aus dem american Journal auch seinen Landsleuten mittheilen zu muͤßen. A. d. O. d. Repositor.. Zwei Bedingungen sind bei dieser Lampe unerlaͤßlich, naͤmlich, ein brennbarer Koͤrper, der schon bei einer niedrigen Temperatur verfluͤchtigt, und ein Metall, welches ein schlechter Waͤrmeleiter ist. Als brennbarer Koͤrper scheint Alkohol am tauglichsten, in dem Schwefel-Aether außer dem, daß er zu theuer ist, und unangenehm riecht, auch oͤfters, man weiß nicht warum, nicht zu gebrauchen ist, und das Gluͤhen aufhoͤren macht. Gold und Silber koͤnnen nicht an gewendet werden, weil sie, die Waͤrme zu rasch leiten; Silber wird uͤberdieß zu schnell durch staͤrkere Hize zerstoͤrt. Eisen, obschon ein schlechter Leiter, in dem es lang gluͤhend bleibt, taugt nicht, weil es in rothes Oxid verwandelt wird. Platinna scheint das einzige hiezu brauchbare Metall, in dem es verhaͤltnißmaͤßig ein sehr langsamer Waͤrmeleiter und auch durch die hoͤchste Hize nicht leicht oxidirbar ist. Sie muß zu einem Drahte von 56/100 bis 60/100 eines Zolles gezogen werdenZuverlaͤßig ist hier ein Drukfehler, in dem nach diesen Angaben der Draht ehr dann einen halben, Zoll dik seyn muͤßte: wahrscheinlich wird des 1/56 bis 1/60 Zoll heißen sollen. Hr. Gill fand, daß ein Draht von der Staͤrke eines Hundertel Zolls am beßten zu einer solchen Lampe taugt, und es wird aus dem Folgenden erhellen, daß diese Staͤrk auch ungefaͤhr jene des angewendeten Drahtes gewesen ist. A. d. O. d. Repositor., in welcher Dike derselbe, der Erfahrung zu Folge, am beßten ist; denn wo er diker ist, leitet er die Waͤrme zu schnell ab, und das Gluͤhen hoͤrt in wenigen Secunden auf und, ist er duͤnner, so behaͤlt er an dem untern Theile des Wikels die Hize nicht lang genug, um die Verduͤnstung des Alkohols zu unterhalten. Das Flechten des Drahtes und die Vorrichtung des Dochtes sind das Schwierigste bei Verfertigung dieser Lampe. Der Wickel A (Tafel 2. Fig. 25) wird durch Aufwinden des Drahtes um ein in gehoͤriger Form-Dike zugeschnittenes Stuͤk Holz verfertigt. Die Dike richtet sich nach der Weite der Glasroͤhre, welche zur Aufnahme des Wikels bestimmt ist. Die Form ist an jenem Theile, welcher in der Roͤhre stekt, cylindrisch, wo er aber uͤber dieselbe herausragt, etwas kegelfoͤrmig. (Dieß ist, wie ich glaube, die beßte Form, obschon der Versuch auch gelingt, wenn der Wikel durchaus gleichfoͤrmig ist.) Beim Aufwinden des Drahtes muß man sehen, daß die Windungen desselben mit einander in Beruͤhrung kommen, spaͤter zieht man den Wikel sachte an, so daß die Windungen so nahe als moͤglich aneinander kommen, ohne sich zu beruͤhren. Der Durchmesser des Wikels ist dort, wo er in die Roͤhre eintritt, ungefaͤhr ein Sechstel-Zoll, seine Laͤnge einen halben Zoll oder etwas weniger, in welcher Streke er zwischen 20 und 30 Draht-Windungen haͤlt. Ueber die Roͤhre ragt er etwas weniger als um die Haͤlfte seiner Laͤnge empor. B ist eine glaͤserne Roͤhre, welche einen Docht von Baumwolle enthaͤlt, der, durch Anziehung seiner Haar-Roͤhrchen den Alkohole, zu dem Platinna-Wikel hinauf fuͤhrt. Die Laͤnge dieser Roͤhre ist willkuͤhrlich, und kann Einen bis vier Zoll betragen. Die Weite an der Muͤndung ist ungefaͤhr ein Sechstel-Zoll, so daß sie genau den Wikel faßt. Der Docht, der aus acht bis zehn Faden besteht, wird zuerst durch die Roͤhre gezogen, und dann bis zur Haͤlfte in den Wikel eingefuͤhrt, so daß er beinahe so hoch als die oberste Muͤndung der Roͤhre zu stehen kommt. Diese Vorrichtung fodert viele Genauigkeit: denn wenn der Docht zu hoch steht, wird der Draht zu schnell vom Alkohol abgekuͤhlt, und das Gluͤhen hoͤrt gar bald auf, und wenn er zu niedrig ist, reicht die durch die Hize des Drahtes hervorgebrachte Verduͤnstung kaum hin. Wenn indessen die uͤbrigen Theile alle gehoͤrig vorgerichtet sind, so bedarf es nur einige Versuche, um die Sache in den Gang zu bringen. Der Koͤrper der Lampe ist eine niedrige Flasche, ein glaͤsernes Dinten-Faͤßchen z.B. das ungefaͤhr 2 Unzen Alkohol enthaͤlt. Die Flasche wird mit einem Korkstoͤpsel genau verschlossen, den man, der Zierlichkeit wegen, oben mit Staniol belegt. Die Oeffnung zur Aufnahme der Roͤhre und des Dochtes wird mit gluͤhendem Eisen durchgebrannt. D ist eine glaͤserne Rohre zum Nachfuͤllen des Alkohols. Man kann sich hiezu zwar eines Tropf-Glaͤschens bedienen; indessen laͤßt sich auch sehr leicht ein kleiner Trichter aus einem gebrochenen Retorten-Halse verfertigen, wenn man ein 1 Zoll langes Stuͤk davon abschlaͤgt, die untere Oeffnung mit einem Stuͤke Korkes schließt, und durch diesen einen Federkiel stekt. Um die Luft, so wie der Alkohol nachgefuͤllt wird, leichter herauszulassen, kann noch eine Oeffnung angebracht werden. Nachdem die Lampe gefuͤllt ist, werden diese Oeffnungen geschlossen, um alle Ausduͤnstung zu verhindern. Nun wird der Alkohol in der Lampe dadurch entzuͤndet, daß man den Draht-Wikel in die Flamme einer Kerze bringt, nachdem man sie ein paar Minuten lang brennen ließ, blaͤst man die Flamme aus, und, wenn alles gehoͤrig vorgerichtet war, wird der Draht so lang fortgluͤhen, bis aller Alkohol erschoͤpft ist. Die Erklaͤrung des fortwaͤhrenden Gluͤhens des Drahtes ist hoͤchst einfach. Alkohol verbindet sich in Dampfgestalt sehr leicht mit dem Sauerstoffe. Die Temperatur des Drahtes wird, durch die Flamme der Kerze, auf ungefaͤhr 800° Fahrenh. gebracht, und dieser Grad von Hize bewirkt die Verbindung des Alkoholes mit dem Sauerstoffe der Atmosphaͤre. Wenn diese einmal geschehen ist, so ist der durch die Verbrennung des Alkohols entwikelte Warmestoff hinreichend, den Draht in Rothgluͤhhize zu erhalten, bei welcher Temperatur der Alkohol wieder verbrennbar wird, so daß ein Theil des Alkoholes, durch sein Verschlingen des Sauerstoffes und die dadurch entstehende Entwikelung des Waͤrmestoffes, den Grund zur Verbrennung eines anderen Theiles des Alkoholes legt: da nun der Alkohol in einem steten Strome aufsteigt, so bleibt auch die Wirkung stetig. Der Strom der Alkohol Dampfe wird durch die Hize des unteren Theiles des Draht Wikels, wo er den Docht umgibt, sehr vermehrt, und die Temperatur der Daͤmpfe wird bedeutend erhoͤht, ehe sie jenen Theil des Wikels erreichen, wo die Verbrennung statt hat. Zuweilen ist nur die lezte oder oberste Windung des Drahtes roch gluͤhend. Diese Lampe, eine der sonderbarsten Erfindungen unseres Zeitalters, ist nicht ein bloßer Gegenstand der Curiositaͤt: sie wird auch dadurch, daß man mittelst eines Zuͤndkerchens leicht und sicher Licht von ihr erhalten kann, wirklich nuͤzlich. Man taucht zur Verfertigung solcher Zuͤndkerzchen die gewoͤhnlichen Schwefelfaden in eine teigartige Mischung aus zwei Theilen weißen Zuker, und einen Theil Chlorsaurer (oxigenirt-kochsalzsaurer) Pottasche.Diese Mischung zerfließt aber, und man hat bessere, wie die von uns angegebene, besonders wenn man statt der Staͤrke Lycopodium nimmt. A. d. O. im Reposit.Hr. Gill bemerkt, daß er auf die hierangegebene Weise sich eine solche Lampe verfertigte, jedoch nur einen Platinna-Draht von einem Hundertel-Zoll in der Dike anwendete, und dadurch mit einer Unze Alkohol den Draht 20 Stunden lang gluͤhend erhielt. Die Verbesserung besteht darin, daß der untere Theil des Draht-Wikels sowohl, als der baumwollene Docht in der Glasroͤhre eingeschlossen ist, und daß der Docht nicht uͤber dieselbe empor steht, und der untere Theil des Draht-Wikels bloß auf dieselbe aufgesezt ist. Da die oxigenirten Zuͤndkerzchen bei ihrer Explosion den Platinna-Draht oxidiren, so ist es besser, sich der Schwefel-Faden, oder des Feuer-Schwammes, oder beider zugleich zum Anzuͤnden zu bedienen. Wo man Feuer ohne Licht haben will, ist diese Lampe herrlich.