Titel: Ueber die Benuzung des schwefelsauren Bleies in den Künsten. Von Hrn. P. Berthier, Markscheider.
Fundstelle: Band 9, Jahrgang 1822, Nr. XXIX., S. 234
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XXIX. Ueber die Benuzung des schwefelsauren Bleies in den Künsten. Von Hrn. P. Berthier, Markscheider. Aus den Annales de Chimie. Juillet 1822. S. 275. Berthier über die Benuzung des schwefelsauren Bleies in den Künsten. Man bereitet seit Jahren essigsaure Thonerde fuͤr die Indienne-Fabriken, in dem man Alaun und essigsaueres Blei miteinander verbindet. Aus dieser Verbindung entsteht zugleich sehr reines schwefelsaueres Blei, welches man bisher zu nichts benuzen konnte. Kluͤgere Fabrikanten haben indessen dasselbe einstweilen aufbewahrt, wohl wissend, daß fruͤher oder spaͤter Nachfrage nach demselben entstehen wird, und einige Fabrik-Inhaber besizen gegenwaͤrtig wirklich bedeutendebedeudente Vorraͤthe von schwefelsauerem Bleie. Ich werde in vorliegendem Aufsaze einige Mittel zur Benuzung desselben angeben. Man koͤnnte das schwefelsauere Blei sowohl als Blei als auch aus Bleioxid wieder herstellen; man koͤnnte sich desselben auf Haͤtten bedienen, wo man Bleiglanz (galéne) entschwefeln will; man koͤnnte ihn statt Glasur (alquisoun) der gemeinen Toͤpferwaare oder statt des Menniges zur feinern Glasur der weißen Fajence und Pfeifenthone, ja selbst zur Bereitung des Kristallglases benuͤtzen; vielleicht waͤre es sogar moͤglich, das schwefeligsaure Gas aufzusammeln, welches bei Zersezung des schwefelsauren Bleies sich immer entwickelt, und dieses Gas in schwefelsaures Gas zu verwandeln. Man wird sich ein Idee von dem Werthe des schwefelsauren Bleies, in Hinsicht auf obige Benuzung desselben machen koͤnnen, wenn man seine Bestandtheile kennt. Es enthaͤlt: Textabbildung Bd. 9, S. 234 Bleioxid bestehend aus Blei; Sauerstoff; Schwefelsaͤure bestehend aus schwefeliger Saͤure; Schwefel 100 Kilograme schwefelsauren Bleies enthalten demnach, nach den heutigen Preisen, fuͤr 43 Franken Blei, fuͤr 50 Franken Bleioxid, fuͤr 4 Franken 25 Cent. Schwefel, und fuͤr 13 Franken Schwefelsaͤuere. Wiederherstellung des Bleies aus dem schwefelsauern Bleie. Wenn man bei bloßer Rothgluͤhehize entweder schwefelsaures Blei allem in einem gefuͤtterten Tiegel, oder schwefelsaures Blei in hinlaͤnglicher Menge mit Kohlengemischt in einem bloßen Tiegel, oder in einer irdenen Retorte gluͤht, so verwandelt sich die Haͤlfte der darin enthaltenen Schwefelsaͤure in schwefelige Saͤure, und das Blei bildet mit dem Schwefel der andern Haͤlfte ein basisches Schwefelblei. Die schwefelige Saͤure reißt eine gewisse Menge des lezteren in Dampfgestalt mit sich fort; diese Menge ist aber so gering, daß sie kaum zwei Hundertel des Gewichtes des Salzes im Tiegel betraͤgt. Wenn man unter gleichen Umstaͤnden die TemperaturTemparatur uͤber die Rothgluͤhehize erhoͤht, so zersezt sich das basische Schwefelblei von selbst, und verwandelt sich in eine andere Schwefelverbindung, die sich verfluͤchtigt, und in Blei, welches mit dem zersezten basischen Bleie verbunden bleibt. Der Verlust an Blei durch Verfluͤchtigung wird desto groͤßer, je staͤrker und laͤnger man gluͤht, wie folgende Versuche beweisen. 100 Gran schwefelsaures Blei, mit 9 Gran kalcinirter Kohle gemengt, wurden in einer irdenen Retorte gegluͤht, an deren Schnabel man eine glaͤserne Roͤhre anbrachte, die in eine mit Wasser gefuͤllte Flasche tauchte. Die Entwiklung des Gases dauerte eine halbe Stunde lang, nach welcher Zeit, bei Abnahme des Apparates, man am Boden der Retorte eine schlakige Masse von basischem Schwefelblei fand, welches noch ungefaͤhr ein halbes Prozent seines Gewichtes schwefelsaures Blei enthielt. Das Wasser enthielt bloß schwefelige Saͤure, und die glaͤserne Roͤhre war innenwendig mit einer duͤnnen Lage koͤrnigen und krystallisirten Bleies uͤberzogen. Nach der Menge der angewendeten Kohle zu urtheilen mußte diese zum Theile in Kohlensaͤure, zum Theile in Kohlenstoff-Oxid verwandelt worden seyn. 10 Gran schwefelsaures Blei, in einem mit Kohlen gefuͤtterten Tiegel im Kalzinirofen eine Viertelstunde lang gegluͤht, gaben eine schlakenfoͤrmige Masse von 7, 1 Gran, welche aus 0,4 Schwefel und 6, 7 Blei bestand. Da das schwefelsaure Blei nur 0,683 dieses Metalles enthaͤlt, so sieht man, daß waͤhrend dieser Operation sich nur wenig von demselben verfluͤchtigte. 10 Gran schwefelsaures Blei auf dieselbe Weise behandelt, aber eine halbe Stunde lang im Kalcinirofen mit einer Zugroͤhre gegluͤht, gaben einen Saz von 6 Gran, 3. Bei einem dritten Versuche, in welchem der Tiegel drei Viertelstunden lang im Feuer blieb, erhielt man einen halb zaͤhen Saz, der nur mehr 5, 3 Gr. wog. Man ersiebt aus diesen Versuchen, daß, wenn man in einem Reverberir-Ofen bei maͤßigem Feuer schwefelsaures Blei mit dem zehnten Theile seines Gewichtes Kohle mengt, man dasselbe ohne bedeutenden Verlust in basisches Schwefelblei verwandeln kann. Diese leicht zu bewerkstelligende Operation wuͤrde nur wenig kosten, und wenn man dann mit diesem Schwefelblei auf irgend eine bei Behandlung des Bleiglanzes gewoͤhnliche Weise verfahren wuͤrde, wuͤrde man das Blei sehr leicht aus demselben gewinnen. Es gibt aber noch ein einfaches, und zugleich noch wohlfeileres Mittel, reines metallisches Blei aus dem schwefelsauern Bleie herzustellen. Man weiß aus den Versuchen des Herrn Guenyveau, daß das schwefelsaure und geschwefelte Blei sich wechselseitig zersezt, und Herr Puvis zeigte, daß, wenn man diese beiden Koͤrper in gehoͤrigem Verhaͤltniße mengt, reines Blei zum Vorscheine kommt. Das schwefelsaure und das geschwefelte Blei wirken auf dieselbe Weise wechselseitig auf, einander, und koͤnnen so reines Blei darstellen, wie folgender Versuch beweiset. 20 Gr. schwefelsaures und 29 Gr. basisches geschwefeltes Blei wurden in einer irdenen Retorte bis zur Weißgluͤhehize gehizt. Es entwikelte sich eine bedeutende Menge hoͤchst reiner schwefeliger Saͤure, und im Boden der Retorte blieb ein Saz von 39 Gr. dehnbaren Bleies, welches mit einer duͤnnen Schichte verglasten Oxides bedekt war: da nun die Mischung 40 Gr. Metall enthielt, so sieht man deutlich, daß nur der zwanzigste Theil desselben als Oxid zuruͤckblieb. Wenn man nun schwefelsaures Blei mit einer geringeren Menge Kohle gluͤht als noͤthig ist, um dasselbe gaͤnzlich in Schwefelblei zu verwandeln, wird dieses neugebildete Schwefelblei alsogleich auf das nicht zersezte schwefelsaure Blei einwirken: und wenn dieß nun so eingerichtet wuͤrde, daß diese beiden Substanzen, nach Einwirkung der Kohle, im Verhaͤltnis von. 29 zu 20 stunden, wird das endliche Produkt der Operation nothwendig reines Blei seyn muͤssen. Dieß geschieht auch wirklich, wenn man dem Schwefelbleie 0,06 seines Gewichtes an Kohle zusetzt. Ich habe mit 100 Gr. schwefelsauren Bleies den Versuch angestellt, und einen Metallsaz von 63 Gr. erhalten, welcher mit einer duͤnnen Lage von geschmolzenem Oxide bedekt war. Die Reduction war nicht ganz vollstaͤndig, weil ein Theil des basischen Schwefelbleies sich der Einwirkung des Oxides entzog, in dem es sich mit dem Bleie vermengte; auch war es etwas sproͤde. Nachdem man, dasselbe aber mit 0,02 bis 0,03 seines Gewichtes Eisenfeile schmolz, ward es vollkommen dehnbar: es enthielt also noch 0,01 Schwefel. Diese Operation koͤnnte sehr gut im Großen in einem Reverberir-Ofen geschehen, und wuͤrde wenig Kosten verursachen; man koͤnnte das Blei im Flusse einige Zeit uͤber in Aufnahmsbeken ruhen lassen; es wuͤrde sich ein Bleistein abscheiden, den man mit schwefelsaurem Bleie entschwefeln koͤnnte, und man koͤnnte die Schlaken, die man aus dem Reverberir-Ofen erhaͤlt, in einem Krumm-Ofen schmelzen. Ich glaube, daß diese Verfahrungsweise mit schwefelsaurem Bleie unter allen die vortheilhafteste waͤre. Man wuͤrde auf diese Weise leicht und mit wenigen Kosten, 0,65 bis 0,66 Blei erhalten, und dieses Blei wuͤrde seiner Reinheit wegen sehr gesucht seyn; denn es wuͤrde nur eine unbedeutende Spur von Silber, und kein Atom von Kupfer, Zink Spießglanz enthalten, welche Metalle bekanntlich durch ihre Beimischung sehr oft die Zaͤhheit des im Handel vorkommenden Bleies vermindern. Verwandlung des schwefelsauren Bleies in Oxid. Das schwefelsaure Blei verwandelt sich in reines Blei-Oxid, wenn man dasselbe nach vorlaͤufiger Mischung mit soviel Kohle als noͤthig ist, um die in demselben enthaltene Schwefelsaͤure in schwefelige Saͤure zu verwandeln, oder um die Haͤlfte weniger basisches Schwefelblei zu erhalten, als sich bei Reduktion des schwefelsauren Bleies erzeugt bis zur Weißgluͤhehize erhizt. Ich weiß aus Erfahrung, daß die anzuwendende Menge Kohle 0,03 ist. Das auf diese Weise erhaltene Oxid war vollkommen gleichfoͤrmig, dicht, glasig, durchscheinend, und schoͤn harzgelb. Man kann also durch Kohle allem das schwefelsaure Blei nach Belieben in basisches Schwefelblei verwandeln, oder in Blei, oder in reines Blei-Oxid. Auch das metallische Blei zersezt sehr leicht die schwefelsaͤure, welche das schwefelsaͤure Blei enthaͤlt, und verwandelt folglich dasselbe dadurch, daß es sich selbst oxidirt, in ein Oxid. Man findet durch Berechnung, daß die hiezu noͤthige Menge Bleies 0,68 des zu verwandelnden schwefelsauern Bleies betraͤgt. Durch Anwendung dieser Menge Bleies erhielt ich wirklich ein sehr reines Oxid, und es blieb im Grunde des Tiegels nur ein sehr kleines metallisches Bleikorn. Wenn man silberhaͤltiges Blei angewendet hat, bleibt das Silber mit der geringen Menge nicht oxidirten Bleies zuritt, und diese Operation ging fuͤr Abtreiben hin. Um das schwefelsaure Blei in Oxid zu verwandeln, koͤnnte Watt, statt des Bleies, auch Bleiglanz oder basisches Schwefelblei waͤhlen. Ein Zusatz von 7 Gr., 3 basischem Schwefelblei zu 10 Gr. schwefelsaurem Bleie hat mir so wie es sich aus der Berechnung vermuthen ließ, das erwuͤnschteste Resultat gegeben. Abscheidung der schwefeligen Saͤure aus dem schwefelsauren Bleie. Es wuͤrde moͤglich seyn, das schwefelsaure Blei im Groͤßen in verschlossenen Gefaͤßen zu zersezen, z.B. in irdenen oder selbst in gegossenen Roͤhren, und folglich das durch diese Zersezung entwikelte schwefelig saͤure Gas aufzusammeln, wenn man dasselbe durch Blei-Kammern, welche mit salpeterigem Gase gefuͤllt sind, durchziehen ließe, und auf diese Weise in Schwefel-Saͤure verwandelte. Wenn man Kohle zur Reduktion des schwefelsauren Bleies anwendete, wuͤrde die entwikelte Schwefel-Saͤure beinahe mit eben so viel Kohlen-Saͤure und Kohlenstoff-Oxid, als sie selbst wiegt, gemengt, und die Kammern wuͤrden bald mit diesem Gas gefuͤllt seyn. Um diesen Nachtheil zu vermeiden, muͤßen vorerst zwei Theile schwefelsaures Blei in basisches Schwefelblei mittelst Kohle in einem Reverberir-Ofen verwandelt, und hierauf dieser basische Bleischwefel in Roͤhren mit einem Theile schwefelsauren Bleies gegluͤht werden. Auf diese Weise wuͤrde man aus dem schwefelsauren Bleie endlich die zwei Drittel schwefeliger Saͤure erhalten, welche dasselbe zu erzeugen im Stande ist. Um die ganze Menge dieser Saͤure in vollkommen reinem Zustande zu gewinnen, muͤßte man das schwefelsaure Blei durch Blei, durch Bleiglanz, oder durch Eisenfeile, im Verhaͤltniße von 0,15 angewendet, zersezen; ich muß jedoch bemerken, daß der Schwefel gegenwaͤrtig so wohlfeil ist, daß man zweifeln darf, ob die schwefelige Saͤure aus dem schwefelsauren Bleie mit Vortheile, wenigstens durch dieses Verfahren, ausgeschieden werden kann. Behandlung des Bleiglanzes mit schwefelsaurem Bleie. Wo man Bleiglanz und schwefelsaures Blei zugleich zu behandeln haͤtte, koͤnnte man mit vielem Vortheile diese beiden Koͤrper mit einander mengen, weil man hiedurch das Roͤsten des Bleiglanzes zugleich mit allen Kosten desselben ersparen wuͤrde. Um die Reduction und die Entschwefelung vollkommen zu bewerkstelligen, muͤßten 79 Theile Bleiglanz mit 100 Theilen schwefelsaurem Bleie gemengt werden, wodurch ungefaͤhr 137 Theile metallischen Bleies zusammen kaͤmen. Ware der Bleiglanz silberhaltig, so muͤßte man etwas weniger von demselben nehmen, z.B. 50 Theile auf 100 Theile schwefelsaures Blei, um das zu bearbeitende Blei zu bereichern, und zugleich die Menge desselben zu verringern. Diese Mischungen maßen hierauf, sie moͤgen wie immer veranstaltet worden seyn, in einem Reverberir-Ofen, gerade so wie der reine Bleiglanz behandelt werden. (Vergl. hieruͤber Mémoire de Mr. l'ingenieur Puvis Annal. d. Mines t. XI p. 301.) Zersezung des schwefelsauren Bleies durch Kieselerde. Hize allem vermag das schwefelsaure Blei nicht zu zersezen; man hatte aber Grund zu vermuthen, daß es durch Kieselerde, und durch alle Koͤrper, welche mit Blei-Oxid sich verglasen, leicht zersezt werden koͤnnte, und die Erfahrung bestaͤtigte diese Vermuthung. Ich mengte 16 Gr. sein gepulverten Bergkrystall mit 11 Gr. schwefelsauren Bleies, that diese Mischung in einen kleinen, genau gewogenen, hessischen Schmelztiegel, und schloß denselben in einen anderen genau lutirten Tiegel ein. Ich gluͤhte beide eine halbe Stunde lang in gradmaͤßig bis zum 60 pyrometrischen Grade aufsteigender Hize. Als der kleine Tiegel neuerdings gewogen wurde, fand ich sein Gewicht um 3 Gr., 3 vermindert. Dieser Verlust steht aber genau mit 2 Gr., 9 Schwefelsaͤure in Verbindung, welche die 11 Gr. angewendeten schwefelsaͤuren Bleies enthielten: dieses Salz hat also alle seine Saͤure verloren. Der Ruͤkstand in dem Tiegel bildete ein schwammiges, durchscheinendes, sehr schoͤn weißes Email. Ich wiederholte diesen Versuch unter andern Verhaͤltnißen von Quarz und schwefelsaurem Bleie, und fand, daß immer Zersezung Statt hatte. Mit 4 Theilen Quarz und 12 Theilen schwefelsaurem Bleie, und 4 Theilen Quarz, und 6 Theilen schwefelsaurem Bleie erhielt ich dichtes, vollkommen durchscheinendes Glas von honig- oder schwefelgelber Farbe. Mit 4 Theilen Quarz, und 3 Theilen schwefelsaurem Blei erhielt ich nur ein schwammiges Email, selbst bei einer Temperatur von 150 pyrometrischen Graden. Bei einer Temperatur von 60° hatte noch Zersezung des schwefelsauren Bleies und Verglasung statt, wenn man gleiche Theile des lezteren, und eines Gemenges aus Thon und Kalk genommen hat, das nur bei einer Temperatur von 150° schmelzbar war. Diese Versuche berechtigen zur Erwartung, daß man sich des schwefelsauren Bleies statt verschiedener anderer Blei-Zusaͤze, die man als sogenannte Fluͤße gebraucht, bedienen koͤnnte. Ich versuchte dasselbe statt der Glasur bei der gemeineren Toͤpferwaare, und statt des Menniges bei der Bereitung des Krystall-Glases. Schwefelsaures Blei statt der Glasur angewendet. Ich uͤberzog einige kleine hessische Tiegel mit einer duͤnnen Lage mit Wasser angeruͤhrten schwefelsauren Bleies, und stekte diese in Gehaͤuse, in welchen ich sie bis zur Weißgluͤhe-Hize gluͤhen ließ: sie zeigten sich nach dem Gluͤhen mit einem gelblichen Glase uͤberzogen, das eben so durchscheinend und glaͤnzend war, als wenn sie mit Glasur von der ersten Feinheit uͤberzogen worden waͤren. Glasur von der ersten Guͤte ist reiner Bleiglanz, und der Werth derselben verhaͤlt sich zu jenem des schwefelsauren Bleies wie 13 : 10. Die gemeine Glasur enthaͤlt uͤber, außer dem Bleiglanze, verschiedene aͤrmere Bleierze, z.B. kohlensaͤures Blei und andere steinig Erze in großer Menge, so daß das schwefelsaure Blei eben so gut seyn wuͤrde. Schwefelsaures Blei statt des Menniges bei Bereitung des Krystall-Glases. Das Glas, welches man Krystall-Glas nennt, besteht eigentlich aus Kieselerde, Pottaͤsche oder Soda, und aus Bleioxid: je nachdem dasselbe zu verschiedenen Zweken bestimmt ist, nimmt man mehr oder weniger Blei-Oxid. Da zu Luxus-Artikeln verwendete besteht aus 0,61 Kieselerde 0,33 Blei-Oxid 0,06 PottascheDieß ist das Resultat der Analyse des Krystalles von Bonêche. Es ist merkwuͤrdig, daß dieses Resultat beinahe identisch mit jenem ist, welches die einfache Formel KP l² S¹² ausdruͤkt.. Bisher bediente man sich bei Bereitung desselben bloß des Menniges. Außer dem, daß dieses Oxid sehr theuer ist (der Zentner kostet 100–120 Franken), hat es auch noch den Nachtheil, daß es oͤfters etwas kupferhaltig ist, wodurch das Glas blau gefaͤrbt wird. Schwefelsaures Blei wuͤrde nie diesen Nachtheil erzeugen, in dem es vollkommen rein ist; und da der Zentner desselben nur 10–12 Franken kostet, so haͤtte dabei noch große Ersparung Statt. Im Kleinen gelingt die Anwendung desselben vollkommen, und ich bin uͤberzeugt, daß sie auch im Großen in Glas-Fabriken sowohl als in Toͤpfereien zur Erzeugung von weißer Glasur auf Fajence gelingen wuͤrde; ich kann aber nicht dafuͤr buͤrgen, daß auch das feinste Krystall-Glas mittelst desselben erzeugt werden koͤnnte, in dem man an demselben die vollkommenste Dichtheit und Durchscheinenheit verlangt, und ich nicht dafuͤr stehen moͤchte, daß das schwefelsaure Blei nicht der einen oder der anderen dieser Eigenschaften nachteilig seyn koͤnnte. Ich lade die Fabrikanten ein. Versuche mit demselben anzustellen, und erzaͤhle indessen hier das Resultat derjenigen, die ich im Laboratorium machte. Ich gluͤhte bei einer Hize von 60 pyrometrischen Grade in einem genau gewogenen irdenen Tiegel ein Gemenge aus 12 Gr. gepuͤlverten Bergkrystall,   9 schwefelsauren Blei,   2 calcinirter kohlensaurer Pottasche. Nach dem Versuche war der Tiegel um 2 Gr. 7 leichter, welcher Verlust genau mit dem Gewichte der in dem schwefelsauren Blei enthaltenen Schwefelsaͤure, und mit der in der kohlensauren Pottasche enthaltenen Kohlensaͤure uͤbereinstimmt. Die Masse bildete ein glasartiges, blasig schwammartiges, durchscheinendes, milchweißes Email. Die Hize war nicht stark genug zur Verglasung, die Zersezung des schwefelsauren Bleies indessen aber vollstaͤndig. Eine aͤhnliche Mischung aus 72 Gr. gepuͤlvertem Bergkrystall, 50 schwefelsaurem Blei, 15 calcinirter kohlensaurer Pottasche, gab, bis auf 130° erhizt, ein durchsichtiges, aber graues und etwas blasiges Glas. Bei einem dritten Versuche erhielt ich ein vollkommen helles Glas; es war aber noch nicht frei von allen Blasen. Die Ursache der Schwierigkeit, in Krystall-Glas ohne lasen zu erhalten, beruht darauf, daß in dem Augenblike, wo es in den Fluß tritt, es anfaͤngt zu kochen, und sich dabei bedeutend aufblaͤht, so zwar, daß es zuweilen sogar aus dem Tiegel Ueberlaͤuft. Da dieses Aufblaͤhen vorzuͤglich von dem schwefeligen Gase, und von dem Sauerstoff-Gase herruͤhrt, welches sich aus dem schwefelsauren Bleie waͤhrend der Zersezung desselben entwikelt, so scheint es mir, daß sich dasselbe, mit allen daraus entstehenden Nachtheilen dadurch bedeutend vermindern ließe, daß man zuerst aus gepuͤlverten, Kieselsande, und schwefelsaurem Bleie, ein kieselsaures Blei bereitet, und dieses dann mit kohlensaurer Pottasche zusammenschmilzt. Obige Versuche beweisen, daß, wenn man zur Bereitung des kieselsauren Bleie die Kieselerde und das schwefelsaure Blei in demselben Verhaͤltniße, wie zum Krystalle (ungefaͤhr 100 Theile Kieselerde und 75 Th. schwefelsaures Blei) nimmt, man nur ein schlakiges oder schwammiges Email erhaͤlt, welches nicht vollkommen schmelzen wuͤrde: hiedurch entstuͤnde der Vortheil, daß es kaum an der Sohle des Ofens anhaͤngen, und dadurch dieselbe nicht beschaͤdigen, auch leichter zu zerschlagen und zu zerreiben seyn wuͤrde, als ein dichtes Glas. Ich machte einen Versuch mit 100 Gr. gestoßenen Sand von Aumont, und 75 Gr. schwefelsauren Blei, und schmolz das hieraus entstandene kieselsaure Blei, nachdem es fein gepuͤlvert wurde, mit 18 Gr. kohlensaurer Pottasche, und erhielt wirklich ein durchscheinendes und vollkommen dichtes Glas; es zog jedoch etwas in's Gruͤnliche, was wahrscheinlich von einigen Thontheilchen herruͤhrte, die von dem Dekel des Tiegels los wurden. Gewinnung der schwefeligen Saͤure aus dem schwefelsauren Bleie. Wenn man das schwefelsaure Blei mit Kieselerde in irdenen Roͤhren zersezte, was sehr leicht moͤglich waͤre, wenn man die Masse nicht bis zum Schmelzen erhizt, so koͤnnte man, wenn man das schwefelige Gas und das Sauerstoffgas, welches sich entwikelt, in eine Blei-Kammer leitet, welche eine gewisse Menge salpeterigen Gases enthaͤlt, dadurch die Schwefelsaͤure unmittelbar herstellen: es wuͤrde in dieser Hinsicht zureichen, von Zeit zu Zeit etwas Gas in diese Kammer zu fuͤhren. Da es uͤberfluͤßig waͤre, atmosphaͤrische Luft in diese Kammer zu leiten, so wuͤrde die Kammer nie wie es gewoͤhnlich geschieht, mit Stikstoffgas gefuͤllt werden; es waͤre daher nie noͤthig, dieselbe zu oͤffnen, und folglich wuͤrde dasselbe salpeterige Gas eine beinahe unbestimmbare Zeit uͤber dienen koͤnnen. Man wuͤrde auf diese Weise eine Art von Analyse des schwefelsauren Bleies veranstalten, in dem man seine Basis in eine Verbindung braͤchte, welcher sie großen Werth ertheilt, ohne daß man etwas anderes, als etwas Salpeter brauchte, um die Schwefelsaure zu gewinnen. Zersezung des schwefelsauren Bleies durch kohlensaures Ammonium. Um nichts zu uͤbergehen, was zur Zersezung dieses diese Metallsalzes gehoͤrt, will ich hier noch zweier hiezu gehoͤriger Mittel erwaͤhnen. Das erste besteht in der Anwendung des unreinen kohlensauren Ammoniums, welches man unmittelbar durch Destillation thierischer Stoffe erhaͤlt, und wodurch das schwefelsaure Blei in kohlensaures verwandelt, und dann in einem Krumm- oder Reverberir-Ofen ganz reducirt werden kann. Dieser Methode bediente sich Hr. Pluvinet; sie ist gut; kann aber offenbar nur in einer Salmiak-Fabrik angewendet werden. Zersezung des schwefelsauren Bleies durch kohlensaure Pottasche. Das zweite Mittel soll das schwefelsaure Blei in reines kohlensaures Blei, oder in Bleiweiß umwandeln. Man hat es bereits vor Jahren vorgeschlagen; ich weiß aber nicht, ob es jemals im Großen versucht wurde. Man muͤßte in dieser Hinsicht das schwefelsaure Blei mit kohlensaurer Pottasche kochen, dann waschen, und die Absuͤßwasser abrauchen, um die schwefelsaure Pottasche daraus zu gewinnen, die man an Alaun-Fabrikanten verkaufen kann. Dieses Verfahren koͤnnte aber nur so fern mit Vortheil angewendet werden, als man daraus leichtes, und eben so feinkoͤrniges Bleiweiß erhielte, wie durch Zersezung des essigsauren Bleies mittelst der Kohlensaͤure, woran indessen sehr zu zweifeln ist. Da uͤberdieß die schwefelsaure Pottasche sehr wohlfeil geworden ist, in dem man sie in großer Menge aus den Schwefelsaͤure- und Salpetersaͤure-Fabriken erhaͤlt, so wuͤrde dieses Produkt den Verbrauch der kohlensauren Pottasche kaum bezahlen.