Titel: Ueber Bestellung der Felder mit dem Spaten. Schreiben des Herrn Wilh. Falla.
Fundstelle: Band 10, Jahrgang 1823, Nr. XXXIX., S. 223
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XXXIX. Ueber Bestellung der Felder mit dem Spaten. Schreiben des Herrn Wilh. Falla. In Tilloch's Philosophical Magazine and Journal. N. 289. 1822. S. 377Dieses Schreiben des Herrn Falla, welches die Resultate vierjaͤhriger ununterbrochener Versuche, Weizen mittelst des Spatens zu bauen, enthaͤlt, war an Herrn Owen in Lanark gerichtet, und von diesem als Anhang zu seinem Berichte an die Grafschaft Lanark uͤber einen „Plan, das allgemeine Wehe zu erleichtern, und Unzufriedenheit durch anhaltende eintraͤgliche Beschaͤftigung der armen und arbeitenden Classe zu beseitigen“ (A Report to the County of Lanark of a plan for relieoing public distress and removing discontent, by giving permanent productive employment to the poor and working classes.) herausgegeben. Wir theilen dasselbe hier noch einmal mit, weil die Akerbau treibende Classe sich gegenwaͤrtig in einem solchen Zustande befindet, daß es von der hoͤchsten Wichtigkeit ist, jedem Plane zur Erleichterung der Lasten desselben, oder wenigstens zur Linderung der Leiden, unter welchen diese große Menge von Menschen, die sich mit Akerbau beschaͤftigt, gegenwaͤrtig seufzet, alle moͤgliche Publicitaͤt zu geben. Niemand vermag die Masse unserer Kenntnisse uͤber diesen Gegenstand mehr zu bereichern als Maͤnner wie Herr Falla, welche nur Wahrheit und Erfahrung zu ihren Fuͤhrern waͤhlen, und die nie aufhoͤren, Thatsachen den Theorien, und einen kleinen practischen Nuzen einem ganzen Haufen theoretischer Vortheile vorzuziehen. A. d. O.. Falla's Beschreibung über die Bestellung der Felder mit dem Spaten. Gateshead, Newcastle upon Tyne, Nov. 13. 1820. In der Ueberzeugung, daß der Gegenstand, uͤber welchen Sie Auskunft wuͤnschen, von der hoͤchsten Wichtigkeit ist, gehorche ich mit Vergnuͤgen Ihrer Aufforderung, Ihnen die Resultate meiner Erfahrung uͤber Bestellung der Weizen-Aeker mittelst des Spatens zu uͤberliefern. Es ist vielleicht nicht uͤberfluͤssig, Sie mit den Umstaͤnden bekannt zu machen, welche meine Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand leiteten. Ich nehme mir daher die Freiheit, Ihnen zu bemerken, daß Landbau seit einigen dreißig Jahren meine Hauptbeschaͤftigung war: ich zog vorzuͤglich Baͤume und Samen zum Verkaufe. Als ich vor ungefaͤhr 16 bis 18 Jahren dieses Geschaͤft im Großen zu treiben anfing, fehlte es mir an Arbeits-Leuten, um meine Gruͤnde hiezu mit dem Spaten zu bestellen, und ich wendete zu dem Umbrechen derselben den Pflug an, glaubend, daß, außer dem, daß ich auf diese Weise leichter und bequemer mit der Arbeit fertig werden wuͤrde, was allerdings der Fall gewesen ist, ich dieselben auch mehr gleichfoͤrmig, als mit dem Spaten, bestellen koͤnnte. Die erste Wirkung des Pfluges war nicht so schlecht, als die leztere, nachdem der Pflug oͤfters uͤber die Gruͤnde ging. Das Festtreten des Unterbodens von den Pferdehuͤfen und die Einwirkung des Eisens des Pfluges hatte nicht gleich Anfangs die klaͤglichen Resultate, den Unterboden fest und hart zu machen, hervorgebracht: nach und nach aber ward dieser dadurch so hart, wie ein Treppelweg, und die welkende Gesundheit und Staͤrke der Baͤume zeigte nun bald die verderbliche Einwirkung des fortgesezten und anhaltenden Gebrauches des Pfluges. Gluͤklicher Weise machte ich diese Beobachtung, als wieder leichter Arbeitsleute zu bekommen waren; ich konnte den Pflug wenigstens zum Theile beseitigen, und habe denselben zeither bei allen meinen Baumschulen gaͤnzlich abgeschafft. Mit dem Spaten gewinne ich eine Tiefe von 9 bis 10 Zoll gut durchgearbeiteter Erde, also mehr als zweimal so viele Tiefe, als der Pflug in Durham und Northumberland nicht geben kannDaß bei uns in guten Gruͤnden 9 bis 10 Zoll tief geakert wird, brauchen wir wohl nicht zu bemerken. A. d. Ueb., und statt des hart getretenen Unterbodens, der in unseren festen thonigen Feldern weder die uͤberfluͤssige Naͤsse noch die Wurzeln der Gewaͤchse durchlaͤßt, erhalte ich einen lokeren, gehoͤrig durchgearbeiteten Boden, der bei solchen Gruͤnden, wie die unsrigen, sehr vortheilhaft wird. Bald darauf, oder vielmehr waͤhrend der Zeit, als ich vom Pfluge zum Spaten uͤberging, erhielt ich von einem sehr achtbaren Herrn in Yockshire, der ein feiner Beobachter ist, ein Schreiben, in welchem er sehr kraͤftig seine Meinung dahin aͤußert, daß es ihm scheine, die Feldwirthschaft wuͤrde mit weit hoͤherem Ertrage betrieben werden koͤnnen, wenn man die Gruͤnde, wie in Gaͤrten, mit dem Spaten statt mittelst des Pfluges bestellen wollte; daß die Kraft des Bodens sich erst dann in ihrer vollen Staͤrke zeigen koͤnnte, wenn der Spaten den Pflug verdraͤngt haben wuͤrde. Er fragte mich hieruͤber um meine Meinung, wuͤnschte meine Beobachtungen, und erzaͤhlte mir zugleich hoͤchst umstaͤndlich die Resultate eines Versuches, den man vor vielen Jahren zu Nottingham in Bestellung eines Weizen-Akers mittelst des Spatens angestellt hatte, und der einen beispiellosen Ertrag lieferte. Ich wurde hiedurch, da ich meine Beobachtungen bestaͤtigt sah, nicht nur in meinem Verfahren, den Spaten in meinen Baumschulen und auf meinen Samengruͤnden anzuwenden, bestaͤrkt, sondern selbst veranlaßt, demselben mehr Ausdehnung zu geben, und Versuche im Freien auf den Aekern selbst anzustellen. Da man zu Rottingham den Versuch mit Weizen-Pflanzen anstellte, die in Garten-Beeten gezogen und von diesen auf den Aker verpflanzt wurden, so fing ich meinen Versuch auf dieselbe Weise an, saͤete im August Weizen in Garten-Beete, und verpflanzte denselben im September und August, einmal in Reihen, die 9 (englische) Zoll, ein andersmal in Reihen, die 12 (englische) Zoll von einander entfernt waren: in beiden Reihen kamen 12 Pflanzen auf einen Yard (3 englische Fuß). Diese Versuche wiederholte ich zwei Jahre nach einander, und der geringste Ertrag war 52, der groͤßte 60 Bushel (Winchester Maß) fuͤr den AcreEin Acre ist 1125 Wiener □ Klafter. Ein Bushel ist 1278 Cubiczolle englisch, oder etwas mehr als ein halber oͤsterreichischer Mezen. A. d. Ueb.. Zu diesem Versuche wurde jedes Jahr ein halber Acre Land verwendet: ein Stuͤk Landes, das zu einem solchen Versuche groß genug ist; ein kleineres wuͤrde aber vielleicht auch nicht hinreichend seyn. Das Umgraben kostet, nach einem gewoͤhnlichen Gartenpreise, vier Pence (30 Pfennig saͤchsisch) fuͤr unsere □₃ Ruthe von 49 □ Yards, oder 33 Schillings per AcreEin Schilling ist 7 1/2 Groschen saͤchs. oder 33 kr. im 24 fl. Fuß. A. d. Ueb.; das Versezen von 1000 Pflanzen vier Pence und einen halben (33 3/4 Pfennig saͤchsisch). Man erspart aber sehr viel an der Aussaat, indem 1 oder 2 PecksEin Peck ist 2 1/2 Massel Wiener Mez. A. d. Ueb. Weizen hinreichen, um einen ganzen Acre damit zu bepflanzen; waͤhrend man, wo man ein Weizen-Feld mit dem Pfluge bestellt, und aus freier Hand besaͤet, gewoͤhnlich 8 Pecks oder 2 Bushel per Acre noͤthig hat. Nach diesen Daten ist die Ausgabe fuͤr einen Acre, der mit dem Spaten bestellt wird, bei 9 zoͤlliger Entfernung der Reihen von einander berechnet: Umgraben 1 Pfund 13 Schilling 0 Den. Verpflanzen von 232,323 Pflanzen, dasTausend zu 4 1/2 D. 4     –   7    – 1 1/2 Zwei Pecks Samen-Weizen        –   4    – 6 –––––––––––––––––––––              Betrag der Ausgabe: 6 Pfund 4 Schilling 7 1/2 D. Waͤhrend ich diese Versuche anstellte, entstand der Zweifel in mir, ob der hoͤhere Ertrag an Weizen, der bei dieser Bauart Statt hatte, nicht vielleicht wahrscheinlicher von dem tiefen Umgraben mit dem Spaten, als von dem Verpflanzen, herruͤhren koͤnnte: ich machte daher in den beiden folgenden Jahren außer den Verpflanzungs-Versuchen auch noch andere, in welchen ich den Weizen drillte, und auf die gewoͤhnliche Weise durch den Wurf saͤen ließ: der Boden wurde bei allen diesen Versuchen auf dieselbe Weise mit dem Spaten umgegraben. FolgendeFolgenende Tabellen enthalten die Resultate dieser Versuche: Ernte vom Jahr 1819. Bushels per Acre: Nro. 1, verpflanzt aus dem Gartenbeete in Reihen von   6 Zoll Entfernung, gab 62 1/2 2,     –           –       –   9   –         –           – 56 3/4 3,     –           –       – 12   –         –           – 61 4, in Reihen gesaͤet     (gedrillt)     –     –   9   –         –           – 65 5, im Wurfe gesaͤet        –         –           – 58 2/3 Ernte vom Jahre 1820. Nro. 1, verpflanzt aus dem Gartenbeete in Reihen von   6 Zoll Entfernung, gab 68 1/4 2,     –           –       –   9   –         –           – 68 1/4 3,     –           –       – 12   –         –           – 60 1/4 4, in Reihen gesaͤet     (gedrillt)     –     –   9   –         –           – 73 1/2 5, im Wurfe gesaͤet        –         –           – 70 1/4 Ich muß hier bemerken, daß ein Theil von Nro. 4 im lezten Versuche waͤhrend der Bluͤthe vom Regen niedergelegt, und daher nicht befruchtet wurde, denn sonst wuͤrde Nro. 4, ohne Zweifel, wie im Jahr 1819, Nro. 5 in der Menge uͤbertreffen haben. Ein bedeutender Theil von Nro. 1, 2 und 3 ward vom Winde ausgeschlagen, und von Voͤgeln verheert, so daß wahrscheinlich 5 bis 6 Bushels verloren gingen. Hinsichtlich der Vergleichung des Winchester Maßes mit dem schottischen muß ich bemerken, daß der Winchester Bushel 32 Quarts haͤlt, und das Quarter 8 Bushels, und daß ein Boll Linlichgow oder Edingburgher Maß beinahe (es fehlt nur ein kleiner Bruch) vier Winchester Bushels haͤlt. Ich habe bereits die Ausgabe, wenn man einen Acre Weizen-Feld mit dem Spaten bestellt, und die Pflanzen in 9 Linien weit von einander entfernten Reihen darauf verpflanzt, oben angegeben. Ich will nun die Ausgabe bei dem Drillen und Saͤen gleichfalls aufstellen: Umgraben 1 Pfund 13 Schilling. Samen-Weizen, 2 Bushels per Acre       – 18       – –––––––––––––––– 2 Pfund 11 Schilling. Wird im Wurfe gesaͤet und der Samemit einem Pferde eingeegget, so betraͤgtdieß 2 Schilling per Acre; geschieht esaber mit einer Garten-Harke (Rechen)so kostet es       –   4 Schilling. –––––––––––––––– 2 Pfund 15 Schilling. Wenn man drillt, und die Furchen mit einer Gartenhaue zieht, so kostet dieß 4 Schilling per Acre mehr, wobei man aber im Vergleiche mit dem Saͤen im Wurfe, mehr als diesen Betrag an Samen zur Aussaat erspart. Ich nehme mir nun die Freiheit, eine Parallele mit der Ausgabe bei Bestellung eines Acre mittelst des Pfluges zu ziehen. Ich glaube behaupten zu koͤnnen, daß einmal Umgraben, so wie es bei mir geschah (ohne alle Ruͤksicht auf die dabei gewonnene Tiefe), eben so viel ausgibt, als dreimal Pfluͤgen und Eggen; ich glaube ferner annehmen zu duͤrfen, daß man die Pfluͤgungs-Kosten eines Acre zu 8 Schillings, und das Eggen zu 2 Schillings rechnen darf. Dieß angenommen, kommt ein Acre, bei dreimaligem Pfluͤgen und Eggen à 10 Schilling aus 1 Pfund 10 Schilling. Samen-Weizen, 2 Bushels per Acre       – 18       – Eineggen       –   2       – –––––––––––––––– 2 Pfund 10 Schilling. Wenn man also einen Acre Weizenfeld mit dem Spaten bestellt, so kommt diese Bestellungs-Art nur um 5 Schilling hoͤher als mit dem Pfluge. Vergleicht man ferner die Auslage zwischen Verpflanzen und Saͤen des Weizens, so ergibt sich aus den in den beiden lezten Jahren angestellten Versuchen offenbar, daß Saͤen besser ist als Verpflanzen, daß der Vortheil bei der Spaten-Wirthschaft vor der Wirthschaft mit dem Pfluge lediglich in der groͤßeren Tiefe, oder sonstigen besseren Bearbeitung durch den Spaten besteht. Nun muͤssen wir aber auch den Ertrag bei diesen beiden verschiedenen Methoden vergleichen. Der Mittel-Ertrag der Weizen-Aeker auf unserer ganzen Insel ist in siebenjaͤhrigem Durchschnitte, wie man sagt, zwanzig Busheln per Acre. In meiner Nachbarschaft ist, wie ich glaube, der Durchschnitt 24 Bushels. Doch, statt dieß hier als Maßstab zur Vergleichung aufzustellen, will ich bemerken, daß man sich im Jahr 1819 viele Muͤhe gegeben hat, die Menge Weizens, die ein an meine Gruͤnde unmittelbar anstoßendes Feld trug, zu bestimmen, und daß man bei einer Ernte, die man fuͤr eine merkwuͤrdig reiche Ernte hielt, dieselbe auf diesem Felde zu 38 Bushels per Acre gefunden hat. Der Boden auf diesem anstoßenden Felde war besser als der meinige, eben so gut geduͤngt, und auf die im Lande gewoͤhnliche Weise mit 2 Pferden gepfluͤgt, und im Wurfe besaͤet. Man wird nun aus vorigen Tabellen ersehen, daß der mittlere Durchschnitt meiner Drill- und Wurf-Versuche im Jahr 1819 und 1820 nicht weniger als 68 1/2 Bushels per Acre betrug. Man hat damals das Bushel Samen-Weizen zu 9 Schilling gerechnet; ich will es aber nur zu 8 Schilling rechnen, und dann stehe die Bilanz in Hinsicht des Ertrages so: Mit dem Spaten: 68 1/2 Bushels per Acre zu 8 Schill. 27 Pf. 8 Schill. Mit dem Pfluge: 38 Bushels per Acre zu 8 Schill. 15  – 4    – ––––––––––––– Differenz 12 Pf. 4 Schill. die man durch eine Neben-Auslage von 5 Schillings sich verschafft hat. Es ist bei einem so interessanten Gegenstande hoͤchst wichtig, jeden Umstand, der auf die Versuche Einfluß haben konnte, genau zu kennen. Ich muß daher bemerken, daß meine Gruͤnde, auf welchen diese Versuche angestellt wurden, obschon von Natur aus arm, doch von der Art waren, daß die beiden Extreme, Turnips und Bohnen, darauf gebaut werden konnten; daß sie, in einer Entfernung von 10 bis 12 Meilen (englisch) von Newcastle, fuͤr hoͤchstens 30 Schilling per Acre zu haben sind; daß, als ich sie antrat, sie, auf einem thonigen Unterboden, hoͤchstens 4 bis 6 Zoll Erde hatten; daß in jedem Jahre, in welchem ich sie bebaute, ich etwas von dem Unterboden, vielleicht einen Zoll, herauf brachte, und daß ich jezt einen Fuß tief Erde habe, die, der Guͤte nach, den 4 bis 6 Zollen, die ich antraf, ganz gleich, oder vielleicht mehr als gleich ist; daß ferner meine Versuche im Jahr 1819 nach einer Ernte von Turmp-Samen angestellt wurden, fuͤr welche ich, vor ihrer Aussaat, das Land duͤngte, und zwar im Verhaͤltnisse von 20 Tonnen Stall-Duͤnger fuͤr den Acre, ohne alle Nebenduͤnger sowohl fuͤr die Turnips, wenn sie verpflanzt wurden, als fuͤr den Weizen, welcher bei diesen Versuchen gleichzeitig im September gesaͤet und verpflanzt wurde. Der Boden, auf welchem die Versuche im Jahr 1820 angestellt wurden, hat vorher durch drei Jahre lang verpflanzte Lerchen getragen, wodurch er folglich nicht wenig erschoͤpft wurde; auf die Lerchen kamen zwei Jahre Turnips fuͤr Samen, die ihn, wie man zugeben wird, gleichfalls sehr erschoͤpften. Ich gab ihm 20 Tonnen Stall-Duͤnger per Acre, als die Turnips gesaͤet, und nichts mehr weiter, als sie verpflanzt wurden: in Hinsicht der Erschoͤpfung aber, die er von den Lerchen und Turnips-Samen erlitten haben mußte, schien es mir, daß ich dem Weizen nicht seine Schuldigkeit erweisen wuͤrde, wenn ich ihm nicht etwas von demselben Duͤnger zukommen ließe, und so gab ich ihm 10 Tonnen per Acre. Bei Gerste und Hafer habe ich den Spaten noch nicht versucht; ich werde aber, und vielleicht auch mit Bohnen, im naͤchsten Fruͤhjahre Versuche damit anstellen, und lasse bereits gegenwaͤrtig eines meiner Felder zu diesem Ende umgraben: die Resultate hievon werde ich Ihnen mitzutheilen die Ehre haben. Um zu sehen, in wie weit und mit welchen Kosten es moͤglich ist, Felder mittelst des Spatens durch Weiber, Maͤdchen, Jungen und alte schwaͤchliche Maͤnner bestellen zu lassen, und arme Leute von diesem Schlage, von welchen es leider in unserer Gegend, suͤdlich vom Tweed, wimmelt, zu beschaͤftigen, habe ich in diesem Herbste einen Versuch mit einem Stuͤke Landes von 1728 □ Yards angestellt, und ließ dasselbe mit zwei kurzen Spießen (two short Spits)Wir erkennen hieraus das gebrauchte Werkzeug nicht, wenn es nicht das in Oberdeutschland sogenannte Haͤunel ist. A. d. Ueb. umgraben, oder vielmehr aufreißen; ich habe das Vergnuͤgen zu versichern, daß die Arbeit mit zwei solchen kurzen Spießen, wovon jeder 5 bis 6 Zoll tief geht, und einer auf den anderen folgt, besser geschieht, als durch das Umgraben der Maͤnner, die mit dem vollen Spaten 9 bis 10 Zoll tief grabenEs scheint also nicht die Tiefe, in welcher die Erde aufgelokert wird, wie Herr Falla oben anzunehmen schien, sondern die Art, wie sie aufgelokert und der allmaͤchtigen Luft zugaͤngig gemacht wird, das Gedeihen der Gewaͤchse zu bestimmen. Unser Haͤunel ist ein, jedem erfahrnen Gaͤrtner, hoͤchst schaͤzbares Werkzeug. A. d. Ueb.. Der Taglohn, den ich diesen Maͤdchen zahle, ist 10 Pence des Tages: (75 Pfennig saͤchsisch oder 27 kr. im 24 fl. Fuß) und ein Maͤdchen ward damit in 19 Tagen fuͤr 15 Schilling 10 Den. fertig. Nach derselben Rechnung wuͤrde ein Acre, der 4840 □ Yards haͤlt, 2 Pfund, 4 Schilling 5 Den., also um 11 Schilling 4 Den. mehr kosten, als wenn er durch Maͤnner mit dem vollen Spaten umgegraben worden waͤre: ich bin aber mit der Arbeit der Maͤdchen so wohl zufrieden, daß ich mir diesen Unterschied sehr gern gefallen lasse. Da dieß der erste Versuch war, den die Maͤdchen mit dem Spaten machten, so glaube ich uͤberzeugt seyn zu duͤrfen, daß sie bei fernerer Uebung in kurzer Zeit ihre Arbeit um denselben Preis liefern werden, wie die Maͤnner, naͤmlich fuͤr 33 Schilling. Die Maͤdchen arbeiten mit ganz leichten Spaten, die 9 1/4 Zoll lang, 8 Zoll breit, und, mit dem leichten Stiele, nur 4 1/2 Pfund schwer sindHieran sehen wir aber nicht die zwei kurzen Spieße. A. d. Ueb.. Ich habe mir vor einigen Monaten die Freiheit genommen, Ihnen zu bemerken, daß, im Pfarr-Betreffe, ruͤksichtlich der Verwendung der Armen, die gegenwaͤrtig von ihren Pfarren unterhalten werden muͤssen, Ihr System mit dem beßten Erfolg angewendet werden kann. Es war, wie ich bereits bemerkte, ein Hauptzwek bei meinem lezten obigen Versuche, zu bestimmen, in wie fern zur Bestellung der Felder Weiber, Maͤdchen, Jungen und schwaͤchliche Maͤnner, die gegenwaͤrtig von der Pfarre unterhalten werden muͤssen, und gegenwaͤrtig gewoͤhnlich nichts anderes thun, als am Kamine des Pfarr-Armenhauses sizen, verwendet werden koͤnnen. Der groͤßte Theil derselben kann, wie es jezt erwiesen ist, mit dem beßten Erfolge selbst zur schwersten Arbeit im Feldbaue gebraucht werden, um so mehr also zu den leichteren, wie das Behauen und Jaͤten etc. Ich glaube sogar, es wagen zu duͤrfen, zu behaupten, daß hoͤchst wahrscheinlich sich gegenwaͤrtig nur sehr wenige unter diesen Ungluͤklichen befinden werden, welche nicht im Stande waͤren, auf diese Weise ihren Unterhalt zu verdienen, und daß, wuͤrde diese Maßregel in England allgemein befolgt, die Armen-Taxe, die gegenwaͤrtig sich bis auf acht Millionen Pfund Sterling (88 Millionen Gulden) belaͤuft, sich vielleicht auf ein Viertel dieser Summe reduciren ließe. Wahrscheinlich laͤßt sich noch eine bessere Einrichtung denken, als ich hier vorschlug, naͤmlich, daß die Pfarre, nach ihrem Bedarfs, 20 bis 50 oder mehr Acres Land kauft, darauf Huͤtten in gehoͤriger Zahl und Groͤße erbaut, und einen eigenen Mann aufstellt, der die Gruͤnde, auf die zwekmaͤßigste Weise vertheilt, darauf sieht, daß die Armen gehoͤrig ihre Arbeiten verrichten, jeder, nach seinen Kraͤften, sein Tagwerk vollbringt, und wer nicht graben oder Harken kann, zu anderen leichten Arbeiten, wie es seine Geschiklichkeit und die Witterung erlaubt, verwendet wird. Ehe ich schließe, muß ich noch eines wichtigen Grundes fuͤr die Spaten-Wirthschaft erwaͤhnen. Wenn man dieselbe einfuͤhrt, wird Land zur Erzeugung der Nahrung fuͤr Menschen gewonnen, welches gegenwaͤrtig zum Unterhalte fuͤr Pferde bestimmt ist. Es scheint mir, daß Wenige daran denken, daß um ein Pferd jaͤhrlich naͤhren zu koͤnnen, man 4 1/2 Acres Landes noͤthig hat: naͤmlich von solchem Boden, wie der meinige ist. Eine Flaͤche von 4 1/2 Acres eines solchen Bodens naͤhrt aber neun Menschen Familienweise, Maͤnner, Weiber und Kinder in einander gerechnet, und dieß noch unter der Voraussezung, daß sie mit dem Pfluge bestellt wird; nimmt man aber an, daß sie mit dem Spaten bebaut wuͤrde, so wuͤrde dieselbe reichlich mehr als zwoͤlf Menschen naͤhren koͤnnenDer Uebersezer erlaubt sich, dieses Schreiben mit einigen Anmerkungen zu begleiten. Es scheint ihm vor Allem noch unentschieden, in wie fern der Akerbau gegenwaͤrtig uͤber das jezt bestehende Maß beguͤnstigt werden darf. Wenn wir jezt die reichere Guͤterbesizer uͤber die geringen Getreidepreise allgemein klagen, die aͤrmeren Landwirthe bei denselben buchstaͤblich darben, und beide, so zu sagen, in ihrem eigenen Fette erstiken sehen, so fragt es sich allerdings; ob es wuͤnschenswerth seyn kann, noch mehr Getreide auf die Kornmaͤrkte gefahren, und dadurch den Preis desselben noch mehr sinken zu sehen? Es scheint beinahe, als ob man die Vortheile, welche wohl verstandene Landwirthschaft in Hinsicht auf Vermehrung des Ertrages gewahrt, bloß auf die Zeiten hoͤherer Kornpreise versparen, dafuͤr aber gegenwaͤrtig vorzuͤglich auf Viehzucht, auf Erzeugung jener Produkte, die wir aus dem Auslande erhalten, und bei uns selbst ziehen koͤnnten, und vor Allem auf Foͤrderung der Kuͤnste und Gewerbe Ruͤksicht nehmen sollte, die jezt um so mehr gedeihen muͤßten, als das Taglohn wohlfeil, und der Bauer bei vollen Scheunen geldarm ist. Die Armuth, die unter dem Landvolke aus zu niedrigen Kornpreisen entsteht, laͤßt sich nur durch Erwekung der Industrie heben, so wie die Armuth bei einem Volke, das mehr Industrie als Akerbau treibt, und durch die unvermeidlichen Wechselverhaͤltnisse der Industrie verarmt, nur durch Ermunterung des Akerbaues gehoben werden kann. Gluͤklicher Weise ist die erste Art von Armuth weniger schreklich, weniger verderblich als die leztere: in einem akerbauenden Staate wird bei niedrigen Kornpreisen Niemand buchstaͤblich verhungern, wie dieß in England so haͤufig der Fall ist; in einem akerbauenden Staate wird die Unterhaltung der Armen von 16 Millionen Menschen nie die ungeheuere Summe von 88 Millionen Gulden kosten koͤnnen: allein dieser akerbauende Staat wird nie zur vollen Unabhaͤngigkeit und Selbststaͤndigkeit gelangen, und wird aus dem industriellen Joche des gewerbfleißigeren Auslandes unter das politische desselben fallen, wo er es versaͤumt, sich aus der Laͤhmung, in die ihn sein Ueberfluß versezte, bei Zeiten aufzuraffen.Die Versuche, die Hr. Falla mit dem Spaten anstellte, kann der Uebersezer auch aus seiner Erfahrung bestaͤtigen; er glaubt diejenigen, die an der Wahrheit derselben zweifeln koͤnnten, nur auf jene Laͤnder und Gegenden aufmerksam machen zu duͤrfen, in welchen der Akerbau nicht mit dem Pfluge getrieben werden kann, sondern, von der aͤrmsten Klasse der Einwohner, mit der Haue getrieben wird: auf die Aeker, die in Steyermark, Kaͤrnthen, Krain, Tirol, Ober-Baiern an den steilen Abhaͤngen der Berge haͤngen, wie die Schindeln auf einem steilen gothischen Dache. Ware es moͤglich, diese unfruchtbaren steinigen Gruͤnde mit dem Pfluge zu bestellen, sie wuͤrden nicht die Haͤlfte ihres Ertrages liefern.Es ist dem Uebersezer aufgefallen, daß Hr. Falla bei seinen mannigfaltigen Versuchen nicht auf die Idee gerieth, den Weizen kornweise steken zu lassen, wie man es in China thut. Der Uebersezer hat mehr dann einmal aus einem Korne 20, 30, 40 Aehren in seinem Garten erhalten; auch fiel es ihm auf, daß man in England, seines Wissens, mit den vielen hoͤchst interessanten italiaͤnischen und afrikanischen Weizen-Sorten noch keine Versuche anstellte. Alle Akerbau-Maschinen werden die Hand des Menschen nie zu ersezen vermoͤgen. Man kann, wie die Erfahrung bewiesen hat, Maschinen bauen, die hundert- ja tausendmal besser spinnen, als der Mensch; die besser weben, besser walken rauhen, scheren, zurichten als der Mensch; man kann Maschienen bauen, die die Kraft von 40 Pferden besizen; die selbst staͤrker sind als der Sturmwind, und Schiffe gegen den Sturm treiben auf der tobenden See; man wird aber keine Maschine bauen koͤnnen, die besser graben, besser saͤen und behauen, besser maͤhen kann als die beiden Arme des Menschen mit den 10 Fingern an den beiden Haͤnden derselben. Der Mensch gehoͤrt der Erde an, aus der er genommen ist. Wie konnten doch die Oekonomen, die so viel uͤber Akerbau-Maschinen schrieben, der alten Fabel von dem Vater vergessen, der am Sterbebette seinen Soͤhnen von dem Schaze sprach, welchen er in seinem Weingarten verbarg! Lasset uns Landwirthe mit dem Todtengraͤber in Hamlet singen: „Grabe, Spaten, grabe! etc.“ . Sollte man dagegen einwenden, daß hiedurch ein bedeutender Nachtheil aus dem Mangel an Pferdeduͤnger entstuͤnde, so ließe sich demselben leicht dadurch abhelfen, daß man mehr Hornvieh hielte, und daß man, wie in China, eine beinahe religioͤse Aufmerksamkeit auf die Erhaltung eines der beßten und kraͤftigsten Duͤngungsmittel, auf den menschlichen Harn, wendete, der in unserer Insel beinahe gaͤnzlich unbenuͤzt verloren geht. Ich bin etc.