Titel: Practische Anleitung frühe Melonen zu ziehen. Von Hrn. Patrik Flanagan, Gärtner bei Sir Thomas Hare, Baronet F. H. S. zu Stow-Hall, Norfolk.
Fundstelle: Band 10, Jahrgang 1823, Nr. XL., S. 234
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XL. Practische Anleitung fruͤhe Melonen zu ziehen. Von Hrn. Patrik Flanagan, Gärtner bei Sir Thomas Hare, Baronet F. H. S. zu Stow-Hall, Norfolk. Aus den Transactions of the London Horticultural Society im Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. N. CCXLIX. Februar 1823. S. 175. Flanagan's practische Anleitung frühe Melonen zu ziehen. Ich ziehe meine fruͤhen Melonen unter drei leichten Aufsez-Kasten, welche 11 Fuß lang und 4 1/2 Fuß breit, ruͤkwaͤrts zwei Fuß und vorne 14 Zoll tief sind. Die Nahmen sind mit dem beßten Tafelglase versehen, das genau in die Falze paßt und eingekittet ist: sie schließen so genau, daß durchaus keine Luft eindringen kann, außer wenn ich die Fenster hebe, um zu luͤften. Jeder Kasten ruht auf einer aus Baksteinen aufgemauerten Grube, die innenwendig 4 Fuß tief ist. Der untere Theil, ungefaͤhr 10 Zoll, ist dicht, und in die Erde eingesenkt, der uͤbrige bildet einen Kanal, der rings um die Grube laͤuft, und 3 Zoll im Lichten haͤlt: die Waͤnde sind 4 Zoll dik, d.h. die Ziegel liegen flach auf. Die innere Wand ist mit gutem Moͤrtel ausgelegt, und innenwendig und auswendig so vollkommen verstrichen, daß der Dampf des Duͤngers, der durch diesen Kanal geleitet wird, nicht in das Innere der Grube gelangen kann. Die aͤußere Wand des Kanales ist offen gemauert, so daß der Dampf des aufgeschlagenen Duͤngers in den Kanal gelangen kann. Oben ist der Kanal mit 11 zoͤlligen Dachziegeln bedekt, die uͤber den hohlen Theil desselben hinlaufen, und beide Seitenwaͤnde, wie diese Deke, sind mittelst Moͤrtel dampfdicht gemacht. Der Aufsaz-Kasten ruht auf der aͤußeren Wand des Kanales, und paßt genau auf die aͤußere Flaͤche des Mauerwerkes. Der Boden der Grube wird durch Abzuͤge troken erhalten. Ehe der Kasten aufgesezt wird, wird die Hoͤhlung der Grube, welche 9 Fuß 2 Zoll lang, 2 Fuß 8 Zoll breit und 4 Fuß tief ist, mit losen Dachziegeln oder Ziegel-Broken bis auf 18 Zoll unter dem Dache des Kanales ausgefuͤllt. Auf diesen Ziegelschutt kommt eine Lage kurzen, beinahe kalten, Duͤngers, ungefaͤhr. Einen Fuß hoch, und dann eine andere Lage von gut verfaultem Duͤnger, beinahe 6 Zoll hoch; beide Lagen werden gut und fest niedergetreten, so daß sie spaͤterhin nicht mehr einsinken koͤnnen, und uͤber das Ganze kommt hierauf, in gleicher Hoͤhe mit dem Dache des Kanales, eine Deke von Steinkohlen-Asche, die einen halben Zoll dik aufgetragen und vollkommen geebnet wird. Hiedurch werden die Wuͤrmer, die allenfalls in dem Duͤnger steken koͤnnten, abgehalten, in die obenauf liegende Erde durch zu kriechen. Die Erdmischung, deren ich mich bei meinen fruͤhen Melonen bediene, besteht aus 3 Theilen gut zubereiteter fruchtbarer Lehmerde und einem Theile recht wohl verfaulten Duͤngers: diese mische ich gehoͤrig unter einander, und schlage sie auf 6 Wochen bis 2 Monate vor dem Gebrauche in Haufen, damit sie besser wird. Da ich den ganzen Winter uͤber Gurken sowohl auf Mistbeeten als in gemauerten Gruben ziehe, so erspare ich die Muͤhe und Kosten eines eigenen Melonen-Samenbeetes, und bediene mich, statt desselben, irgend eines meiner Gurken-Kasten. Ich baue die fruͤhen Melonen in der ersten Woche des Januars an, und stelle die Samen-Toͤpfe so nahe als moͤglich unter das Glas der Kasten. Acht oder neun Tage darauf, wenn die Samen-Blaͤtter sich vollkommen entfaltet haben, verseze ich meine Melonen-Pflaͤnzchen in kleine Toͤpfe von 5 Zoll im Durchmesser, und zwar drei in Einen Topf, und nachdem sie das zweite oder dritte rauhe Blatt getrieben haben, halte ich sie zuruͤk. Diese Pflaͤnzchen werden, wenn sie gehoͤrig gepflegt wurden, bis dahin das Toͤpfchen mit Wurzeln ausgefuͤllt, und bis zum 6ten oder 7ten Februar zum Versezen in Melonen-Kasten reif seyn. Gewoͤhnlich schlage ich meine Gruben 8 oder 10 Tage vorher auf, ehe ich die Melonen-Pflaͤnzchen verseze, und bediene mich bei denselben immer des frischen Duͤngers, den ich nicht bloß deßwegen vorziehe, weil ich dabei die bei der gewoͤhnlichen Zurichtung des Duͤngers noͤthige Ausgabe und Muͤhe erspare, sondern auch weil der Duͤnger bei dieser Zubereitung viel von seiner Kraft verliert. Wenn der Gaͤrtner und seine Gehuͤlfen aufmerksam sind, so laͤßt sich alle Gefahr von dem Dampfe des frischen Duͤngers vermeiden. Aus eben diesem Grunde bediene ich mich auch bei der Erneuerung meiner Mistbeete, und wo Duͤnger nachgetragen werden muß, immer des frischen Duͤngers. Wenn die Hize aus meinem zuerst aufgeschlagenen Duͤnger aufsteigt, so behandle ich den Kasten gerade so, wie spaͤter, wo die Pflaͤnzchen in demselben ausgesezt sind, gebe eben so Luft, deke und waͤssere die Kanaͤle, wie ich unten sagen werde. Wo ich meine Erdmischung in die Kasten eintrage, breite ich zuerst uͤber die Asche eine leichte Deke von derselben vollkommen eben aus, und fuͤhre dann eine gute Schiebkarre voll unter jedes Fenster in einen Haufen auf. Wenn diese anfangen warm zu werden, bilde ich daraus die Haufen in der Mitte eines jeden Fensters so, daß der Gipfel derselben nur 7 bis 8 Zoll von dem Glase entfernt ist, und druͤke die Erde etwas weniges mit der Hand fest, so daß die Wurzeln der Pflaͤnzchen leicht durch dieselbe dringen koͤnnen. Sobald die Wurzeln der Pflaͤnzchen durch die Haͤufchen zum Vorscheine kommen, trage ich auf dieselben ungefaͤhr ein Zoll dik Erde auf: dieses Deken wird bald nach dem Aussezen der Pflaͤnzchen nothwendig, und muß von Zeit zu Zeit bis Anfangs Maͤrz wiederholt werden, wo die Oberflaͤche der Grube beinahe bis zur inneren Kante des Kanales hinauf mit der neu hinzugekommenen Erde bedekt seyn wird. Auch die Kanaͤle selbst werden am Ende zum Theile mit Erde bedekt: indessen darf nie bis ganz an den Kasten hinauf aufgefuͤllt werden, sondern die Erde muß an beiden Seiten gegen den Grund herab abhaͤngen. Die gehoͤrige Behandlung bei dem Treiben der fruͤhen Melonen beruht auf der Aufmerksamkeit, welche man auf die Regulirung der Waͤrme, des Luftgebens, und der Dekung der Kasten verwendet. Jeder Kasten mit 3 Fenstern wird Nachts mit einer guten, reinen, breiten Matte der Laͤnge nach bedekt, wodurch das Glas geschuͤzt und rein erhalten wird. Hierauf kommt eine regelmaͤßige Lage Heu im Verhaͤltnisse zur Waͤrme des Mistes und der Kaͤlte der Nacht, und uͤber das Heu kommt fuͤr jedes Fenster eine besondere Matte, (also drei Matten fuͤr jeden Kasten) welche gehoͤrig mit Naͤgeln befestigt ist, und nicht uͤber die Seiten oder Enden des Kastens hinabhangen darf. Die Bedekung wird gewoͤhnlich um Sonnen-Untergang befestigt, und ich untersuche den Kasten stets zwischen 7 und 8 Uhr, bis zu welcher Zeit die Hize in denselben etwas zugenommen hat. Finde ich diese zu hoch, so gebe ich im Verhaͤltnisse Luft, und zwischen 9 und 10 Uhr richte ich die Fenster fuͤr die Nacht her, indem ich sie, soviel zur Regulirung der Hize nothwendig ist, offen lasse. Ich halte ungefaͤhr 80° F. (21,5 R.) fuͤr die Temperatur, die fuͤr den fruͤheren Theil der Nacht so viel moͤglich unterhalten werden muß. Die Kasten werden am Morgen, sobald es Licht wird, abgedekt, wenn anders das Wetter nicht rauh ist; haͤtte es aber einen schaͤrferen Frost, so muͤßte die Deke laͤnger liegen bleiben. Ich habe es gern, wenn die Hize am Morgen im Kasten drei oder vier Grad uͤber 80 ist: bei sehr strenger Kaͤlte hatte ich sie wohl auch schon zu 68° (F.), indessen geschieht es selten, daß sie so tief herab kommt. Um 9–10 Uhr Morgens besprize ich das Dach des Kanales innerhalb des Kastens mit einer Brause, wodurch ein Dampf entsteht, der fuͤr die Pflanzen hoͤchst zutraͤglich ist. Nach dem Besprizen schließe ich die Fenster auf eine halbe Stunde, und wenn die Hize uͤber 83 Grade gestiegen ist, gebe ich Luft, mehr oder weniger, je nachdem die Temperatur am Tage wechselt. Die Hize im Kasten darf nie uͤber 85° F. (23 1/2 R.) steigen, und nie unter 70° F. (17° R.) fallen. Ich weiß aus Erfahrung, daß, um Melonen fruͤhe zur Reife zu bringen, man eine Hoͤhere Temperatur noͤthig hat, als bei GurkenWas sehr natuͤrlich ist, da Gurken bei uns z.B. in Baiern in freier Luft reifen, Melonen aber nie. A. d. Ueb.. Wenn der Kanal des Morgens besprizt wird, so ist es nicht noͤthig, die Pflanzen zu begießen, ein- oder zweimal, oder, wenn es noͤthig ist, oͤfter wird, waͤhrend des Februars, am Tage der Haufen selbst am Grunde begossen, die Blaͤtter der Pflanze selbst aber werden nicht benezt. So wie die Sonne kraͤftiger wird, nach Ende Februars, wird das Begießen allmaͤhlich vermehrt, und zweimal in der Woche besprizte ich auch, so ziemlich freigebig, die Blaͤtter selbst mit der Brause: gewoͤhnlich geschieht dieß an schoͤnen hellen Morgen. Wenn die Melonen-Pflaͤnzchen versezt sind, machen sie bald Auslaͤufer. Diese kuͤrze ich bei dem dritten oder vierten Gliede, wodurch bald neue entstehen, welche gewoͤhnlich mehr fruchtbare Blumen bringen, und mir meine erste Ernte geben. Ich sorge sehr dafuͤr, daß die Pflanze regelmaͤßig von allen schwachen und unfruchtbaren Trieben, so wie von den aͤltesten Blaͤttern, wenn diese zu dik werden, gereinigt wird. Waͤhrend dieses ganzen Treibens der Melonen muß die Hize im Kasten durch gelegentliche Erneuerung des Duͤngers unterhalten werden. Ungefaͤhr um die Mitte des Maͤrz, oder zuweilen etwas vor dem Ende dieses Monats, sind die ersten Fruͤchte, die angesezt haben, beinahe so groß als ein Huͤhner-Ei geworden. Von allen diesen lasse ich nur 9 stehen, drei fuͤr jedes Fenster, und fuͤr jede Pflanze eine. Da die Frucht hierauf schnell anschwillt, wird, wenn es noͤthig ist, frische Erde gegeben, und die unfruchtbaren Auslaͤufer und alten Blaͤtter werden, wie oben gesagt wurde, ausgebrochen. Nachdem die Frucht ihre volle Groͤße erreicht hat, begieße ich gar nicht mehr, oder gebe hoͤchstens rings um das Beet unter dem Kasten noch etwas Wasser, um die Wurzeln lebendig zu erhalten, die oben uͤber den Kanal laufen. Gewoͤhnlich ernte ich von einer Pflanze zwei- oder dreimal. Die ersten Fruͤchte reifen ungefaͤhr Ende Aprils; wenn diese ausgewaschen sind, so bilde ich, bevor sie reif werden, die zweite Ernte, indem ich jeder Pflanze wieder, wie vorher, eine Frucht lasse. Sobald die ersten Fruͤchte abgeschnitten sind, gebe ich reichlich Wasser, und zugleich frische Hize, wodurch die Pflanzen neue Kraͤfte erhalten, die jungen Fruͤchte schnell wachsen, und ungefaͤhr um das Ende Mai's reifen. Die dritte Ernte wird, wo es noͤthig ist, auf dieselbe Weise erhalten.