Titel: Gewisse Verbesserungen bei'm Zurichten der Wollen-Tücher, wie auch bei Verfertigung und Anwendung der Draht-Karden in dieser Hinsicht, worauf Jos. Clislid Daniell, dd. 17. Jul. 1819, ein Patent erhielt. Dd. 17. Jul. 1819.
Fundstelle: Band 10, Jahrgang 1823, Nr. LXIX., S. 393
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LXIX. Gewisse Verbesserungen bei'm Zurichten der Wollen-Tücher, wie auch bei Verfertigung und Anwendung der Draht-Karden in dieser Hinsicht, worauf Jos. Clislid Daniell, dd. 17. Jul. 1819, ein Patent erhielt. Dd. 17. Jul. 1819. Aus dem Repertory of Arts, Manufactures and Agriculture. N. 248. Januar. 1823. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Daniell's Verbesserungen bei'm Zurichten der Wollen-Tücher. Das Erste, worauf es hier ankommt, ist das Zuschleifen oder Zuspizen der Draht-Enden oder Zaͤhne der Karden, so wie sie im Handel auf Leder aufgezogen vorkommen; denn diese Enden muͤßen zu einer feinen Spize zugeschliffen werden, was ich mittelst eines auf einer Achse aufgezogenen Cylinders bewirke. Dieser Cylinder A in Fig. 14 ist an seiner Oberflaͤche glatt und genau cylindrirt, hat ungefaͤhr 18 Zoll im Durchmesser, und ist ungefaͤhr 6 Zoll laͤnger als die laͤngste Karde, die darauf gespizt werden soll. Dieser Cylinder wird mit Draht-Karden, oder, wie die Karden-Macher sagen, mit Flechten, wie man sie auf Maschinen zum Wollkrazen braucht, besezt. Nachdem diese Flechten (fillings) rings um die Walze aufgenagelt wurden, so daß sie die ganze Oberflaͤche derselben bedeken, fuͤlle ich sie mit einer Mischung aus Fett, feinem Sande, Schmergel oder irgend einem anderen feinen scharfen Sande so aus, daß alle Zwischenraͤume zwischen den Zahnen derselben mit dieser Mischung vollgepropft werden. Nun wird die Walze mittelst einer Rolle B und eines Lauf-Riemens auf die gewoͤhnliche Weise oder auf irgend eine andere Art so in Bewegung gesezt, daß sie sich 100 bis 250 mal in einer Minute dreht. Die Karde, die geschliffen oder gespizt werden soll, nagle ich auf ein flaches und glattes, mit einem Griffe versehenes Brettchen, bei welchem ich dasselbe waͤhrend des Schleifens festhalten kann, und halte die Spizen der Zaͤhne der zu schleifenden Karde (Fig. 14. und Fig. 15.) so auf die Flechten, welche die im Umtriebe stehende Walze bedeken, wie es bei dem Schleifen der zum Rauhen der Tuͤcher bestimmten Karden auf der sogenannten Streichwalze geschieht, welche an ihrer Oberflaͤche mit Sand, Schmergel und Leim bedekt ist, und deren sich die Kardenmacher gewoͤhnlich bedienen, nur mit dem Unterschiede, daß ich waͤhrend des Schleifens mit der Karde oͤfters von einer Seite gegen die andere fahre. Waͤhrend des Schleifens muß man alle zwei bis drei Minuten etwas feines Schmergel-Pulver auf die Flechten streuen, wodurch die Zaͤhne der Karde in kuͤrzerer Zeit gespizt werden. Man muß auch dafuͤr sorgen, daß die Fuͤllung, oder das Fett und der Schmergel zwischen den Zaͤhnen der Flechten immer weich bleibt, so daß die Spizen der Zaͤhne leicht sich in dieselbe eindruͤken koͤnnen, und daher etwas Oel oder weiches Fett zusezen, denn sonst werden die Spizen der Zaͤhne der Karden platt, wie Meißel, und so, wie sie auf der Streichwalze gewoͤhnlich ausfallen. Zweitens muß man zum Aufrauhen der Tuͤcher in der Maschine, die man in Tuchfabriken die Geige (gig) nennt, gespizte Draht-Karden, deren Zaͤhne in eine feine Spize zulaufen, anwenden, und nicht solche, die an der Spize meißelfoͤrmig oder platt sind, wie sie gewoͤhnlich werden, wenn man die Karden auf einer Streichwalze, oder an einer Stahlwalze, die an ihrer Oberflaͤche wie eine Feile zugehauen ist, oder auf einem Steine schleift. Eben dieß muß auch an jenen Karden beachtet werden, mit welchen man aus freier Hand rauht, und wo die Zaͤhne auf einem anderen Grunde, als auf Leder aufgezogen werden, oder wo diese laͤnger, als bisher gewoͤhnlich, sind, wodurch sie mehr Elasticitaͤt erhalten, was, wo die Zaͤhne sehr spizig sind, noͤthig ist. Wenn in der Geige gerauht wird, finde ich es am Beßten, wenn man kleine Stuͤke dieser gespizten Draht-Karden verfertigt, die 1 1/2 Zoll lang, und ungefaͤhr ein Zoll breit sind, mit einer kleinen Zugabe fuͤr das Leder, das aufgenagelt werden muß. Jede solche Karde hat ungefaͤhr hundert und zehn Zaͤhne, und jeder solche Zahn ist ungefaͤhr sieben Achtel-Zoll lang; das Leder selbst, in welchem diese Zaͤhne eingefugt sind, ist von mittelmaͤßiger Staͤrke. Diese Stuͤke Karden nagle ich auf Bretter (Fig. 16, a, a, a, a,), so daß sie eben so weit von einander entfernt stehen, als sie lang sind, und diese Bretter selbst muͤßen so lang als der Cylinder in der Geige seyn, in welcher sie gebraucht werden, und koͤnnen uͤbrigens mit Schrauben, oder so, wie es bei den langen Brettern Sitte ist, die man an der Geige braucht, an demselben befestiget werden. Die Theile dieser Bretter, an welchen diese Karden-Stuͤke befestigt sind, sind zugerundet oder kreisfoͤrmig (Fig. 17. b, b, b, b), so daß, wenn die Karten-Stuͤke darauf aufgenagelt sind, die Spizen der Zaͤhne eine krumme oder kreisfoͤrmige Linie bilden (Fig. 17. c, c, c, c), wodurch die Karde mehr gleichfoͤrmig auf die Oberflaͤche des Tuches wirkt. Man kann zwar groͤßere Karden-Stuͤke anwenden, und diese naͤher an einander stellen; allein, wo zu viele Karden auf das Tuch wirken, leidet nicht bloß die Oberflaͤche des Tuches, sondern jezt selbst der Grund desselben: waͤren aber die Kardenstuͤke ohne allen Absaz in Einem fort gestellt, und, ohne die kreisfoͤrmige Woͤlbung bloß flach, so wuͤrde das Haar, das an faltigem Tuche dicht angedruͤkt ist, nicht gehoben. Ich brauche zwoͤlf solche Bretter an dem Cylinder auf einmal, und sorge dafuͤr, daß sie an der Oberflaͤche desselben so gestellt werden, daß sie so viel moͤglich von einer Sahlleiste zur anderen gleichfoͤrmig arbeiten; denn sonst erscheint das Tuch streifig. Wenn das Tuch auf dem Cylinder der Geige zu sehr gekreipt wird, oder wenn es zu dicht waͤhrend der Arbeit an die Karde gedruͤkt und gespannt wird, so leidet die Karde und der Grund des Tuches. Wenn man mit spizigen Draht-Karden mit der Hand rauht, so finde ich es am beßten, wenn die Karden ungefaͤhr 8 Zoll lang, und zwischen zwei und drei Zoll breit sind, nebst einer kleinen Zugabe fuͤr das Leder; die Zaͤhne muͤßen ungefaͤhr sieben Achtel-Zoll lang seyn, und nicht so dicht an einander stehen, wie bei den gewoͤhnlichen Handkarden; das Leder muß von mittelmaͤssiger Staͤrke und auf die gewoͤhnlichen Brettchen aufgezogen seyn. Man arbeitet damit, wie gewoͤhnlich, nur etwas sachter, damit das Tuch keinen Schaden nimmt. Drittens muß das Tuch, nachdem es gerauht und zugerichtet wurde, und ehe es gestrekt und getroknet wird, damit es einen schoͤnen und dauerhafteren Glanz bekommt, und das Gewebe mehr gedekt wird, und sich feiner anfuͤhlt, gehizt werden. Dieß bewirke ich dadurch, daß ich das Tuch eben und dicht auf eine Walze, noch waͤhrend es beinahe ganz naß ist, nach dem Rauhen, und wenn das Haar niedergelegt ist, aufziehe, und dann in einen Ofen steke, der lang genug ist, um es sammt der Walze aufzunehmen, und vollkommen mit Wasser bedeke, welches auf die gewoͤhnliche Weise von einem unter dem Ofen angebrachten Feuer erhizt wird. Das Tuch bleibt solang in dem Ofen, bis es uͤberall heiß geworden ist. Hierauf nehme ich dasselbe heraus, und lasse es kalt werden, ehe ich es von der Walze abnehme, wo es dann zum Troknen fertig ist. Man muß Acht geben, daß die Wolle an der Oberflaͤche des Tuches bei dem Aufwinden und vor dem Erhizen nicht in Anordnung gebracht wird. Fig. 14. A, ist die Walze, auf welcher die Flechten zum Schleifen oder Spizen der Karden befestigt sind. B, die an der Achse der Walze A befestigte Rolle, wodurch jene getrieben oder gedreht wird. C, die an dem Brette befestigte Karde, wie sie uͤber den Flechten angebracht werden muß, wenn sie geschliffen oder gespizt werden soll. D, das Gestell, in welchem die Rolle A angebracht ist, und in welchem sie gedreht oder getrieben wird. Fig. 15. Seitendurchschnitt der Fig. 14 ; A, die Walze; C, die Karde, wo sowohl die Richtung, in welcher die Walze sich dreht, als die Richtung oder Neigung der Zaͤhne der Flechten auf der Rolle und auf der Karde waͤhrend des Schleifens oder Spizens angezeigt ist. Fig. 16. Das Brett auf welchem die Karden-Stuͤke aufgenagelt sind, und welches auf dem Cylinder der Geige angebracht ist. a, a, a, a, die auf das Brett aufgenagelten Karden-Stuͤke, mit den noͤthigen Zwischenraͤumen zwischen denselben. Fig. 17. obiges Brett Fig. 16. im Durchschnitte, mit den kreisfoͤrmigen Stuͤken b, b, b, b, auf welchen die Karden-Stuͤke aufgenagelt sind, mit den Zaͤhnen, c, c, c, c.