Titel: Ueber die schiklichste Erdemischung (Compost) für Annanas. Von Hrn. Wilh. Spuchly.
Fundstelle: Band 12, Jahrgang 1823, Nr. XXVII., S. 112
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XXVII. Ueber die schiklichste Erdemischung (Compost) für Annanas. Von Hrn. Wilh. Spuchly. Aus dessen Werke: on the Culture of the Pine-Apple,“ in Gill's technical Repository. Jun. 1823. S. 394. Spuchly über die schiklichste Erdemischung für Annanas. Gehoͤrige Erdemischung (Compost) ist fuͤr die Cultur des Annanas ein sehr wichtiger Gegenstand. Nach vielen Versuchen, die ich mit Kuͤhe-, Rothwild-, Schaaf-, Hennen-, Tauben- und verfaulten Stall-Duͤnger; mit Ruß und mit anderen Duͤnger-Arten, die ich in verschiedenen Mengen mit frischem Weidengrunde mischte, angestellt habe, kann ich es wagen, folgende Mischung zu empfehlen. Man nehme im April oder Mai die obere schwarze Schichte eines starken fruchtbaren roͤthlichen Lehmgrundes ungefaͤhr zwei Zoll tief ab, und fuͤhre sie in eine Schaaf-Pferche, wo die Schaafe gewoͤhnlich gehalten werden. Diese Stelle reinige man vorlaͤufig von allen Steinen etc., und mache sie vollkommen eben: Dann lege man die abgestochene Schichte, mit dem Grase abwaͤrts gekehrt, in einfacher Lage uͤber dieselbe hin, und lasse sie daselbst zwei drei und mehrere Monate lang liegen. Waͤhrend dieser Zeit muß sie mit dem Spathen ein oder zweimal umgekehrt werden, je nachdem naͤmlich mehr oder weniger Schaafe in diese Pferche kommen, und mit ihrem Harne oder Duͤnger diese Lage von Rasenerde wehr oder minder fruchtbar machen. Die Fuͤße der Schaafe zertreten sie, und hindern das Nachwachsen des Unkraues. Nachdem nun diese Rasenerde eine hinlaͤngliche Zeit uͤber in der Pferche gelegen ist (ich lasse sie gewoͤhnlich so lang daselbst liegen, bis der Schaafmist beinahe den dritten Theil derselben ausmacht), wird sie an einen schiklichen Ort gebracht, und wenigstens acht (und noch besser zwoͤlf) Monate lang auf einen Haufen geschlagen, waͤhrend welcher Zeit sie haͤufig umgekehrt wird. Wenn sie sodann mittelst der Schaufel, nicht aber mit einem Siebe, hinlaͤnglich sein gemacht wurde, ist sie zum Gebrauche fertig. Wenn die obige Verfahrungsweise nicht angewendet werden kann, so mengt man eine gewisse Menge Schaafmist (oder, wo man ihn haben kann, Rothwildmist) und Rasenerde unter einander. Man muß aber, was wohl zu bemerken ist, diesen Duͤnger frisch von der Weide holen, und etwas mehr von demselben nehmen, indem der Harn hier fehlt. 1. Drei Theile obiger abgelegener Rasenerde, ein Theil Lauberde ans verwittertem Eichenlaube und ein halber Theil groben Sandes sind die Mischung fuͤr Kronen, Ableger und junge Pflanzen. 2. Drei Theile obiger Rasenerde, zwei Theile Lauberde, ein Theil groben Sandes und ein Viertel Rußes sind die Mischung fuͤr Frucht tragende Annanas. Diese Mischungen muͤssen einige Tage fruͤher, als man sie braucht, gemacht, und waͤhrend dieser Zeit haͤufig umgekehrt werden, damit die Bestandtheile derselben sich gehoͤrig und gleichfoͤrmig durchdringen koͤnnen. Man muß nicht vergessen, daß, wenn man in Treibhaͤusern junge Annanas-Pflanzen in eine leichte Erde sezt, diese schon im ersten Jahre Fruͤchte ansezen, und, wie man sagt, Laͤufer (runners) werden, waͤhrend im Gegentheile, wo man sie in eine reiche starke Erde sezt, sie fortfahren zu wachsen, und selbst zu gehoͤriger Zeit keine Frucht tragen. Die Menge des beizusezenden Sandes muß sich demnach nach der Natur des Bodens richten, von welchem man die obere Schichte abgenommen hat; wenn der Thon in diesem Boden nicht sehr bindend ist, so ist der Sand uͤberfluͤssig, wenigstens in der Mischung, die fuͤr junge Pflanzen bestimmt ist. Es scheint mir, daß der Harn der Schaafe mehr Schleim oder oeligen Stoff enthaͤlt, als der Duͤnger dieser Thiere; diese Ansicht bestaͤtigt sich auf den Schaaf-Weiden wo man waͤhrend des Sommers die Wirkungen beider deutlich beobachten kann. Ich glaube auch, daß die Rasenerde in den Pferchen durch die Einwirkung der Fuͤße der Schaafe bedeutend an Fruchtbarkeit gewinnt. Wo man in den Treibhaͤusern kein Eichenlaub anwenden kann oder will, kann man sich die Lauberde aus denselben auch dadurch verschaffen, daß man eine hinlaͤngliche Menge Blaͤtter gleich nach ihrem Abfallen auf einen Haͤufen schlaͤgt, der groß genug ist, um die Waͤhrung zu foͤrdern. Anfangs muß man sie eine Zeit uͤber bedeken, damit die oberen Blaͤtter nicht von dem Winde weggewehet werden; hierauf muß der Haufen fleißig umgestuͤrzt und vom Unkraute rein gehalten werden. Diese Blaͤtter werden zwei Jahre lang liegen muͤssen, ehe man sie gebrauchen kannHaynes glaubt indessen in seiner Abhandlung uͤber verschiedene Erdarten und Erdmischungen, daß sie auch in kuͤrzerer Zeit schon hinlaͤnglich brauchbar werden. A. d. Hrn. Gill.. Ich muß noch bemerken, daß die Haufen, in welchen man die verschiedenen Mischungen aufgeschlagen hat, immer vom Unkraute rein gehalten, und haͤufig umgekehrt werden muͤssen, und daß man sie, wenn es lang fort regnet, zurunden muß. Wenn man sie bedekt, so ist es noch besser; bei anhaltendem Froste und bei schoͤnem Wetter muͤssen sie aber ausgebreitet werden.