Titel: Ueber verbesserte ökonomische und tragbare Kessel. Von Hrn. Gill.
Fundstelle: Band 12, Jahrgang 1823, Nr. LXVI., S. 389
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LXVI. Ueber verbesserte ökonomische und tragbare Kessel. Von Hrn. Gill. Aus dessen Repository. September 1823. S. 156. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Gill's verbesserte ökonomische und tragbare Kessel. Vor mehr bann zehn Jahren kaufte ich mir einen der tragbaren zinnernen Kessel des sel. Grafen Rumford, um eine sehrkleine Menge Wassers miteiner Weingeist-Lampe zum Barbiren zu hizen. Er war ungefaͤhr drei und einen halben Zoll im Durchmesser. Dieser Raum war aber großen Theiles von einem umgestuͤrzten zinnernen Gefaͤße ausgefuͤllt, das unten eine Hoͤhlung bildete, um die Flamme der Weingeist-Lampe aufzunehmen, und diese Hoͤhlung war zwei Zoll hoch, und hatte Ein Zoll 7/8 im Durchmesser, so daß das Wasser'sich bloß in einem etwas zugeflaͤchten Theile des umgekehrten Gefaͤßes (damit man das Barbier-Messer in heißes Wasser tauchen konnte) befand, und in dem noch uͤbrigen Raume zwischen demselben und den Seiten des Kessels; und oben auf dem flachen Theile der Hoͤhlung. Die Flamme der Lampe stieg herab und umgab, nachdem sie die Hoͤhlung ausgefuͤllt hatte, die Aussenseite des Kessels, indem sie durch ein aͤußeres zinnernes Gehaͤuse beschraͤnkt ward, welches einen halben Zoll tief unter den Boden des Kessels herabstieg, denselben umgab, und einen Raum von ungefaͤhr 1/8 Zoll rings um den Kessel ließ, damit die erhizte Luft aufsteigen konnte, die durch eine Menge von Loͤchern rings um den oberen Theil des aͤußeren Gehaͤuses entwich. Ich fand indessen, daß durch diese Vorrichtung eine große Menge von Hize verloren ging, indem der zinnerne Mantel an dem aͤußeren Gefaͤße rings umher schmolz, und herab rann. Ich dachte dann darauf, dieses Gehaͤuse mit einem anderen zu umgeben, das einen Raum zwischen beiden ließ, und so einen Ringkessel um den in der Mitte stehenden bildete, mit demselben Durchgange fuͤr die Luft. Ich fand, daß auf diese Weise dieselbe Menge Weingeist zweimahl soviel Wasser zu hizen vermochte, als vor dieser Abaͤnderung. Ich fuͤllte hierauf einen Theil der Hoͤhlung mit einem hohlen Kegel aus, der gleichfalls mit Wasser gefuͤllt war, und der untere Theil des Kessels both sich unmittelbar unter der Flamme der Lampe dar: das Wasser in demselben ward bedeutend fruͤher heiß, als das uͤbrige. Nachdem ich solche Vortheile bei diesen neuen Vorrichtungen fand, machte ich mir einen Kessel ungefaͤhr nach der 25. Figur, die ganz und gar die Kehrseite von Grafen Rumford's Apparat darstellt. An diesen Kesseln tritt eine kurze Roͤhre aus dem inneren in den aͤußeren; so daß, wenn man Wasser in den ersteren gießt, auch der leztere gefuͤllt wird. Von diesen Kesseln ließ ich mehrere fuͤr einige meiner Freunde verfertigen, und alle waren damit zufrieden. Ich bediente mich haͤufig statt der Weingeist-Lampe, des unteren Theiles oder der Basis meines Bimsstein-Ofens (techn. Repos. 1. p. 461. Polytechn. Journ. B. 9. S. 171). mit einigen Holzkohlen in demselben in einer halbkugelfoͤrmigen Hoͤhlung von nur 2 1/2 Zoll im Durchmesser und 1 1/2 Zoll Tiefe (das Feuer ist hier leicht angezuͤndet; man darf nur die Flamme einer Kerze mittelst eines Loͤthrohres auf die Holzkohlen blasen). Und wirklich ist dieser Ofen vortheilhafter, weil man dabei Feuer erspart, und das Wasser eine unbestimmte Zeit uͤber warm erhalten kann. Diese neue Einrichtung des Kessels gab mir auch Gelegenheit, ein zinnernes Gefaͤß zur Aufbewahrung des Weingeistes fuͤr die Weingeist-Lampe mit einem wasserdicht aufgeschraubten Dekel sehr bequem in den inneren Kessel paken, und noch dazu ein sehr brauchbares zinnernes walzenfoͤrmiges Gefaͤß beifuͤgen zu koͤnnen, das 3 1/2 Zoll hoch und 2 1/4 Zoll im Durchmesser weit ist, und umgekehrt in dem aͤußeren oder Ring-Kessel stekt uͤber welchen das flache Gefaͤß anschließt, das oben uͤber dem Kessel in der Figur gezeichnet ist. Die Kessel werden von drei starken Stahlfedern, von welchen zwei hier angezeigt sind, in gehoͤriger Hoͤhe uͤber der Lampe getragen: sie schieben sich in dem zwischen dem aͤußeren und inneren Kessel zum Aufsteigen der Hize angebrachten Raume hin und her. Die Weingeist-Lampe ist von verzinntem Kupfer mit baumwollenen Dochte, und, wenn anders der Alkohol nur wenig Wasser enthaͤlt, wird derselbe eine bedeutende Zeit uͤber dauern ohne verzehrt zu werden. Ein walzenfoͤrmiges Gehaͤus schiebt sich in die Basis der Lampe, und bildet einen bequemen Behaͤlter zur Aufnahme des Feuerzeuges, naͤmlich des gewoͤhnlichen oder des deutschen Zunders, Stahles, Feuersteines, und der Zuͤndkerzchen (entweder der gewoͤhnlichen, oder, was besser ist, der Baumwollen-Faden in geschmolzenen Schwefel getaucht) des Spar-Baumwolle-Docht-Garnes zur Lampe, einer Wachskerze, etc. Statt Stahles, Steines und Zunders kann man sich auch sehr bequem der oxigenirten Zuͤndkerzchen und einer Flasche mit Saͤure bedienen. Der ganze Apparat bildet, wo er geschlossen ist, einen Cylinder von weniger als 5 Zoll Hoͤhe und nur 3 Zoll im DurchmesserHr. Gill hat im Octoberhefte 1. J. seines technical Repository noch einen Nachtrag uͤber diese tragbaren Kessel und den Bimssteinofen geliefert, in welchem er die Brauchbarkeit desselben durch eine Reihe von Erfahrungen beweiset, die er waͤhrend zwei Monaten ununterbrochen fortsezte. Er versichert, daß man, um fein Wasser zum taͤglichen Barbieren (wie es in England Sitte ist, wo die Elegans sich zweimahl des Tages den Bart schaben) in diesem Apparate auf seinem Tische zu hizen, nicht mehr als einen Shilling Kohlen das ganze Jahr uͤber noͤthig hat, da nur 1/3 der jedesmahl zur Fuͤllung dieses kleinen Ofens noͤthigen Kohlen verbraucht wird. Die große Hize, welche diese geringe Menge Kohlen in dem kleinen Bimsstein-Oefchen erzeugt, ruͤhrt vorzuͤglich davon her, daß der Bimsstein ein so außerordentlich schlechter Leiter der Waͤrme ist..