Titel: Ueber die Fabrikation der Papier-Tapeten.
Fundstelle: Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XIV., S. 58
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XIV. Ueber die Fabrikation der Papier-Tapeten. Aus den Annales de l'Industrie. October 1822Aus diesen in den polyt. Jahrbuͤchern. Bd. 5. S. 422. u. f. Mit Anmerkungen von Hrn. Prof. Karl Karmasch. Mangel an Raum verhinderte uns diese Abhandlung aus den Annales de l'Industrie bei ihrem Erscheinen aufzunehmen; da sie nun durch die Anmerkung des Hrn. Karmasch ein erhoͤhtes Interesse hat, so glauben wir unsern Lesern durch die nachtraͤgliche Mittheilung derselben noch einen Dienst zu erweisen. Die mit K. bezeichnete Anmerkungen sind von Hrn. Karmarsch. D.. Ueber die Fabrikation der Papier-Tapeten. Seitdem die Oekonomie Papier-Tapeten statt der seidenen, wollenen und baumwollenen Zeuge zur Bekleidung der Gemaͤcher anwenden lehrte, hat sich die Verfertigung dieses Fabrikates, vorzuͤglich in Frankreich, mit außerordentlicher Schnelligkeit vervollkommnet, und es ist wirklich zu erstaunen, daß diese Kunst, noch nie vollstaͤndig beschrieben wurdeDie deutsche Beschreibung in Sprengels Handwerken und Kuͤnsten, fuͤnfzehnte Sammlung, S. 5–19, so wie in Jacobsons Schauplaz der Zeugmanufakturen, Bd. I, ist unvollstaͤndig, und enthaͤlt mehrere veraltete Angaben. Ein von Leuchs im Handbuch fuͤr Fabrikanten (Bd. XI.) mitgetheilter Aufsaz uͤber diesen Gegenstand ist eben so wenig befriedigend. K.. Die wahre Ursache hievon mag in was immer fuͤr einen Umstaͤnde liegen, so kann es wohl ein verdienstliches Unternehmen genannt werden, diesen Fabrikationzweig in seinem gegenwaͤrtigen Zustande detaillirt zu beschreiben, und dadurch ein Sublement zu allen fruͤheren technischen Handbuͤchern zu liefern. Hr. Dufour, einer der groͤßten Tapentenfabrikanten in Paris, ist hiebei den Herausgebern der Annales de l'Industrie an die Hand gegangen und das Resultat davon ist nachstehender Aufsaz, den ich frei bearbeitet, und wo es noͤthig schien und thunlich war, mit erlaͤuternden Anmerkungen begleitet, hier mittheile. Die Kunst, Papier-Tapeten zu verfertigen, stammt aus China, wo seit undenklichen Zeiten sehr feine Zeichnungen auf Papier gemahlt werden. Die ersten Muster dieses Erzeugnisses, welche Europa gesehen hat, kamen nach England; spaͤter erst, aber bald darauf, erhielt auch Frankreich dergleichen, und die Kuͤnstler dieses Landes suchten mit Gluͤk sie nachzuahmenAuch im oͤsterreichischen Staate, besonders in Wien, existiren gegenwaͤrtig Papier-Tapeten-Fabriken, welche es in ihrem Kunstfache außerordentlich weit gebracht haben. Eine der vorzuͤglichsten ist namentlich die der Herren Sperlin und Rahn, von deren Verdiensten ich noch einige Mahl zu sprechen Gelegenheit haben werde. K. (Das Etablissement der Leztern ist eine Verpflanzung franzoͤsischer Industrie, naͤmlich der aus Rixheim im oberrheinischen Departement, nach Wien. Gin sehr beachtungswerthes Etablissement in Baiern ist das des Hrn. Wilhelm Sattler in Schweinfurt, aus dem gleich bei seinem Entstehen die gelungendsten Fabrikate hervorgegangen sind. D.). Man bediente sich hierzu Anfangs der durchgeschnittenen Patronen aus Kartenpapier, wie man sie noch jezt zum Ausmahlen der Zimmer anwendet. Diese muͤhsame, langwierige und kostspielige Arbeit, deren Beschreibung hier von wenig Nuzen seyn wuͤrde, erfuͤllte keineswegs ganz ihren Zwek, indem sehr zusammengesezte, feine und vielfarbige Desseins sich das durch nicht wohl darstellen ließen. Die Papiertapeten-Fabrikation konnte erst dann zur Vollkommenheit gelangen, als man den erwaͤhnten Patronen, die noch gegenwaͤrtig uͤblichen Holze formen substituirt hatte. Im Jahre 1760 war dieser Industrie-Zweig in Frankreich beinahe unbekannt; zwanzig Jahre spaͤter hatte er schon erstaunliche Fortschritte gemacht. Die zahlreichen seither entstandenen Fabriken, reichen kaum hin, eine Mode zu befriedigen, welche bereits zum Beduͤrfnisse geworden ist, weil diese Art Ameublement eine außerordentliche Oekonomie gewaͤhrt. Man ist gegenwaͤrtig im Stande, auf Papier nicht bloß Laubwerk, Blumen und Landschaften, sondern selbst ganze historische Stuͤke herzustellen. Wenn von der Verfertigung der Papier-Tapeten die Rede ist, so kann man fuͤglich die glatten, bloß farbig bedrukten Tapeten von jenen, deren Desseins durch irgend einen aufgetragenen fremden Stoff verziert sind, unterscheiden. Das franzoͤsiche Orginal nennt die erstem schlechtweg papier peint, die zweite Art hingegen papier tontisse.Die von Seidan in Wien verfertigten gepreßten Tapeten, von welchen S. 155 des vierten Bandes der polyt. Jahrbuͤcher die Rede war, verdienen hier ebenfalls erwaͤhnt zu werden. K. a. Von der Verfertigung der bloß bedrukten Tapeten. Um mit Farbe bedrukt zu werden, ist im Grunde jede Papiergattung tauglich, vorausgesezt, daß sie geleimt sey; indessen muß man doch ein desto schoͤneres Papier dazu waͤhlen, je feiner und kostbarer der aufzudrukende Dessein ist. Es waͤre zu wuͤnschen, daß alle Tapetenpapiere aus ungefaulter Masse bereitet und beim Pressen in der Fabrik schon durch wiederholtes Austauschen hinreichend dicht und fest gemacht wuͤrde. Auf solchem Papiere wuͤrden nicht nur die Umrisse der Zeichnungen schaͤrfer, und ihre Farben lebhafter ausfallen, sondern die Tapeten selbst besaßen eine groͤßere Festigkeit, welche ihnen sowohl bei der Verfertigung als beim Gebrauche hoͤchst noͤthig istIn der Regel nimmt man zur Tapetenfabrikation bloß Velinpapier, da dieses sich wegen seiner glatten und gleichfoͤrmigen Oberflaͤche besonders dazu eignet. Die oͤsterreichischen Tapetenfabrikanten beziehen das bessere Papier dieser Art noch immer aus Frankreich und aus der Schweiz. Doch haben auch seit ein Paar Jahren die Gebruͤder Galvani zu Pordenone im venetianisch-lombardischen Koͤnigreiche sehr brauchbares Tapetenpapier geliefert. K. (Wenn man die enorme Summen Geldes in Anschlag bringt, welche mehrere Staaten fuͤr Papier ins Ausland zu senden veranlaßt sind, so muß man sich wundern daß von Seiten der Regierungen dieser Staaten fuͤr die Vervollkommnung der Papierfabrikation bisher nichts geschehen ist. So gut man die Lumpen moralisch zu bessern sucht, um so sicherer wuͤrden sich unsere Leinen-Lumpen technisch zum besten Papier veredlen lassen. Gehoͤriges Sortiren und Bleichen der Lumpen vor ihrer weitern Bearbeitung ist das wesentlichste Bedingniß zu feinen Papier-Sorten. D.). Die erste Operation, welche mit dem zur Tapeten-Fabrikation bestimmten Papier vorgenommen wird, ist das Beschneiden desselben. Das Papier muß an allen vier Kanten ganz gerade, und unter rechten Winkeln beschnitten seyn, damit die durch das Zusammenkleben derselben entstehenden Rollen oder langen Streifen an ihren Seiten vollkommen gerade, und durchaus gleich breit ausfallen koͤnnen. Man bedient sich zum Beschneiden ganz derselben Mittel, welche der Buchbinder anwendet, naͤmlich einer starken Presse und des Beschneidhobels. Der Arbeiter nimmt zwei Riß oder 1000 Bogen des Papiers, legt sie auf ein uͤberfluͤßig großes Brett, und bedekt sie mit einem andern, welches genau rechts winklig und nicht groͤßer ist, als die Bogen nach dem Beschneiden bleiben sollen. Mit diesen zwei Brettern legt man das Ganze so zwischen die Preßbalken, daß die eine Kante des kleinern Brettes mit ihnen gleich hoch steht, und nachdem man die Schrauben angezogen hat, nimmt man mit dem Hobel das von dem Papier Vorstehende weg. Nach dem Beschneiden einer Kante oͤffnet man die Presse nur so weit als es noͤthig ist, um den ganzen Stoß umkehren und auf eine andere Seite wenden zu koͤnnen; dann schließt man sie wieder, und beschneidet von Neuem. Auf diese Art werden alle vier Kanten der Papierbogen beschnitten, indem man jedesmahl den Schnitt so weit hinaus zu ruͤken sucht, als es angeht, um den Abfall moͤglichst zu vermindern. Die Tapeten werden bekanntlich in langen Streifen oder sogenannten Rollen verkauft, welche die Breite eines einzelnen Papierbogens, gewoͤhnlich aber eine Laͤnge von 32 Fuß besizen. Um diese Laͤnge zu erhalten, werden 24 einzelne Bogen in einer Reihe mit der breitern Seite ineinander geklebt, wozu man sich des Staͤrkekleisters als Bindungsmittels bedient. Das Verfahren dabei ist folgendes: Die mit dem Zusammenkleben beschaͤftigte Arbeiterin legt das Papier flach auf das Ende eines langen Tisches, nimmt davon 12 Bogen, und bringt sie in eine solche Lage, daß regelmaͤßig jeder Bogen uͤber den anderen um 1/2 Zoll vorsteht, und das Ganze die Gestallt einer Treppe bekommt; daher diese Operation im Franzoͤsischen échelonner (von échelon, eine Stufe) genannt wird. Diese Verrichtung geht mit vieler Lichtigkeit vor sich. Die Arbeiterin legt die Papierbogen so vor sich auf den Tisch, daß sie genau gleich liegen, und nicht uͤber einander vorstehen, sie gibt ihnen dann mit einem kleinen stachen Holzstuͤke einen leichten Stoß, die Blaͤtter gleiten parallel unter sich fort, und befinden sich durch einen einfachen Handgriff in der gewuͤnschten Lage. Jene zwoͤlf, zur linken Seite der Arbeiterin liegenden Bogen werden hierauf mit einem Steine beschwert. Zu ihrer Rechten breitet die Arbeiterin zwoͤlf andere Bogen auf die naͤmliche Art aus, jedoch so, daß dieselben nur um zwei Linien ungefaͤhr uͤber einander hervorragen. Mit einem großen Pinsel wird nun der Kleister auf die vorstehenden Kanten der zur rechten liegenden Bogen gestrichen, und man legt diese einzeln auf jene, die sich zur linken Hand befinden, und sechs Linien weit uͤber einander vorstehen. Hierbei muß sorgfaͤltig darauf geachtet werden, daß von keiner Stelle des Randes mehr als von der andern verdekt werden, um die Seiten der Blaͤtter immer in einer geraden Linie zu erhalten. Die vollkommen gerade gearbeitete Kante des Arbeitstisches dient hierbei zur Richtschnur. Die ganze Operation erfordet nur eine geringe Aufmerksamkeit, wenn die Bogen einmal in der gehoͤrigen Lage sind. Nach dem Zusammenkleben der ersten zwoͤlf Bogen bedekt man dieselben mit einem glatten Brette, und beschwert sie, um der Wirkung des Kleisters Zeit zu lassen. Man beginnt dann sogleich das Ankleben anderer Bogen, und faͤhrt so fort, bis die ganzen Rollen beendigt sindEs waͤre sehr zu wuͤnschen, daß man beliebig langes Papier zu den Tapeten allgemein anwendete; denn dadurch ersparte man nicht nur die Arbeit des Zusammensklebens, sondern es wuͤrde auch ein Nachtheil vermieden werden, der jezt oͤfter eintritt. Wenn naͤmlich der Kleister sauer wird, und zwischen den zusammengeklebten Bogen herausdringt, verdirbt er dort die spaͤter aufgetragenen Farben, und schadet somit der Schoͤnheit der Tapete. Spoͤrlin und Rahn bedienen sich bereits des endlosen Papiers. K. (Die Mechaniker Bauer und Koͤnig in Oberzell bei Wuͤrzburg und die Gebruͤder Rauch in Heilbronn etabliren gegenwaͤrtig Papierfabriken, in welchen endloses Papier verfertigt wird. D.). Diese werden nunmehr grundirt, d.h. mit der Grundfarbe bestrichen, welche entweder weiß oder blau, gelb, gruͤn u.s.w. ist. Die Pigmente welche man hiezu anwendet, sind theils erdig, theils fluͤßig (couleurs terreuses ou liquides); ihre Zusammensezung und Zubereitung werden wir in einem eigenen Abschnitte dieses Aufsazes kennen lernen. Hier indessen nur so viel. Die Erdfarben sind undurchsichtige, meist mineralische Pulver, welche im fein geriebenen Zustande mit Leimwasser versetzt werden, um sie zum Aufstreichen geschikt zu machen. Die fluͤßigen Farben hingegen sind farbige Tincturen, welche durch Ablochung vegetabilischer Substanzen erhalten werden. Das Papier bedarf nicht der mindesten Vorbereitung, um mit Erdfarben bestrichen zu werden; es muß aber jedes Mahl einen eigenen Grund erhalten; wenn man fluͤßige Farben darauf anbringen will. Dieser Grund besteht aus feinem Tischlerleim (flandrischen Leim), welcher, in Wasser aufgeloͤst, lauwarm aufgetragen wird. Der damit beschaͤftigte Arbeiter haͤlt in jeder Hand eine große; runde; langhaarige Buͤrste, womit er schnell uͤber das Papier hinfaͤhrt. In derselben Zeit breitet ein hinter dem Arbeiter hergehender Knabe das Leimwasser mit einer andern Buͤrste weicht Gestalt und Groͤße eines gewoͤhnlichen Kehrbesens hat, gleichfoͤrmig uͤber die Rolle aus. Ein fleißiger Arbeiter kann auf diese Art; mit einem oder zwei Gehuͤlfen, des Tages dreihundert Rollen leimen. Zum Ausstreichen der Grundfarbe bedient man sich derselben Werkzeuge und Handgriffe. Um zu troknen, werden die geleimten oder mit der Grundfarbe versehenen Rollen auf Stangen gehaͤngt. Es wird gut seyn; hier das Verfahren beim Aufhaͤngen derselben zu beschreiben; da diese Operation im Verfolge der Arbeit oͤfter vorkommt, und jedes Mahl auf die naͤmliche Art wiederholt wird. Zwei hoͤlzerne Leisten sind in horizontaler Richtung parallel mit einander, und wenige Zolle von der Deke der Werkstaͤtte entfernt, befestigt. Der Abstand zwischen ihnen betraͤgt 18 bis 20 Zoll, uͤberhaupt etwas mehr, als die Breite der Papierrollen. Man besizt in jeder Werkstaͤtte mehrere gerade runde Stangen aus leichtem Holze, welche beilaͤufig 24 Zoll lang sind, und ausserdem noch ein T foͤrmiges Hoͤlzstuͤk, welches auf seiner oberen 8 oder 10 langen Querleiste rinnenfoͤrmig ausgehoͤhlt ist, um eine der erwaͤhnten Stangen aufzunehmen. Eine jede Rolle wird gewoͤhnlich aus vier Theile zusammengebogen, um sie aufzuhaͤngen. Man verfaͤhrt dabei folgender Massen. Sobald eine das Troknen nothwendig machende Operation beendigt ist, faßt der Arbeiter die Rolle, und haͤngt sie ungefaͤhr in dem vierten Theile ihrer Laͤnge (vom aͤussersten Ende angefangen) uͤber eine der Stangen; dasselbe thut sein Gehuͤlfe am anderen Ende, und mittelst des erwaͤhnten T – foͤrmigen Holzes werden die Stangen in die Hoͤhe gehoben, und quer auf die zwei in der Nahe der Zimmerdeke befindlichen Leisten so gelegt, daß die Herabhaͤngenden Blaͤtter des Papiers einander moͤglichst nahe sind, ohne sich jedoch zu beruͤhren. Das Herabnehmen nach dem Troknen geschieht mit Huͤlfe des naͤmlichen Werkzeuges. Die entweder unmittelbar oder auf dem Leimanstrich mit der Grundfarbe versehenen Tapeten bringt man in ein anderes Local, wo sie geglaͤttet werden. Hier kann die Bemerkung Plaz finden, daß die Tapeten jedes Mahl, wenn man dieselben aus einer Werkstaͤtte in die andere transportirt, um sie einer neuen Behandlung zu unterwerfen, zusammengerollt werden, weil sie in jeder andern Gestalt unbequem zu tragen seyn wuͤrden. Das Glaͤtten geschieht auf der nicht angestrichenen Seite des Papiers, da der Grund bei den gewoͤhnlichen Tapeten matt bleibt. Eine fast horizontal an der Zimmerdeke befestigte hoͤlzerne Stange, welche einigermassen nach Art einer Feder zu wirken im Stande ist, traͤgt an ihrem freien Ende mittelst eines Gewindes eine andere, senkrecht herabgehende Stange, welche unten eine Gabel bildet, und hier die Zapfen einer polirten messingenen Walze aufnimmt, die in verschiedenen Richtungen uͤber das auf dem Werktische liegende Papier hingefuͤhrt wirdDiese Vorrichtung gleicht somit ziemlich genau derjenigen, welche allgemein zum Glaͤtten des Kattuns und der Leinwand, des Papiers und der Spielkarten angewendet wird. – Statt der erwaͤhnten Walze bedient man sich mit mehr Vortheil eines sehr glatten, 4 bis 6 Zoll langen, und fast eben so diken Cylinders aus gegossenem Eisen, der an zwei Handgriffen gefuͤhrt wird. K.. Diese Walze ist 5 Zoll lang, 10 Linien dik, an ihren Enden etwas duͤnner als in der Mitte, und an den Kanten aus einer leicht begreiflichen Ursache abgerundet, um naͤmlich nicht in das Papier einschneiden zu koͤnnen. Durch die sich federnde Stange, von der oben die Rede war, und welche man noch besser mit einem Gewichte beschwert, wird die Walze an das mit der weißen Seite nach oben gekehrte Papier gedruͤkt, und verrichtet so das Glaͤtten, indem der Arbeiter sie durch Anfassen der senkrechten Stange in Bewegung sezt. – Wie schon gesagt, bleibt hierbei der farbige Grund der Tapete ohne allen Glanz. Will man ihn glaͤnzend machen, so kann dieses nicht durch bloßes Glaͤtten geschehen, sondern um einen dauerhaften Glanz zu erhalten, satinirt man die Tapeten. Auf den Umstand, ob die Tapete matt bleiben oder satinirt werden soll, muß schon beim Auftragen der Grundfarbe Ruͤksicht genommen werden; man versezt naͤmlich diese Farbe, wenn die Tapete matt bleiben soll, mit Bleiweiß, um sie heller zu machen; hingegen mit sehr feinem Gips zu demselben Behufe; wenn sie in der Folge satiniert werden soll. Man bedient sich zum Satiniren eines aͤhnlichen Apparates, wie zu der vorhin beschriebenen Operation des Glaͤttens; nur ist hier, statt der metallenen Walze, eine aus kurzen steifen Borsten bestehende Buͤrste angebracht, und die senkrechte Stange ist mit einem knieartigen Gelenke versehen, damit diese Buͤrste immer flach auf dem Tische bleibe. Die nun mit der farbigen Seite aufwaͤrts gekehrte Tapete wird mit fein gepulverter Brianconer Kreide (welche die Arbeiter Talk nennen) bestreut, und durch das Reiben mit der Buͤrste mit einem dauerhaften atlasartigen Glanze versehenAuf die naͤmliche Art bereitet man das bekannte Satinpapier, welches zu feinen Papparbeiten etc. deswegen sehr beliebt ist, weil es seinen Glanz beim Aufziehen mit Kleister oder Leim, oder wenn es uͤberhaupt feucht gemacht wird; nicht verliert. – Man kann uͤbrigens auch (und dieses geschieht wirklich in mehreren Fabriken) den Talk schon mit der Farbe vermischt auftragen, und dann durch Buͤrsten den Glanz hervorbringen. K.. Die wichtigste Arbeit der ganzen Tapetenfabrikation ist das nunmehr folgende Druͤken oder das Auftragen der Desseins, welche die Verzierung der Tapete ausmachen. Es geschieht mit Formen, welche, sowohl was ihre Einrichtung als ihren Gebrauch betrifft; mit den Formen zum Bedruken des Kattuns im Allgemeinen uͤbereinstimmen. Wir werden hier nicht die Verfertigung dieser Formen beschreiben, welche eine abgesonderte Kunst ist, und eine sehr geuͤbte Hand erfordertGewoͤhnlich halten die Tapetenfabriken ihre eigene Formschneider im Hause. Die Formen bestehen aus drei Schichten von Holz, von welchen die untern zwei weiches, uͤber Hirn (d.h. so, daß sich die Fasern durchkreuzen) zusammengeleimtes Holz sind, um das Werfen zu verhindern. Die oberste Lage ist Birnbaumholz, und in dieses ist der Dessein geschnitten. Feine Zuͤge der Desseins macht man, wie bei den Kattunformen, aus Meßingblech; Puncte, Sternchen u. dergl. aus rundem, oder faconnirtem Draht. Die nicht erhabenen oder zum Dessein gehoͤrigen Theile der Formen sind mit Oehlfarbe angestrichen; um die Wirkung der Feuchtigkeit (da man mit Wasserfarben drukt) zu beseitigen. K. (Wuͤnschenswerth waͤre es, keinen Formschneider in der Lehre zuzulassen, der nicht schon einen guten Grund in der freien Handzeichnung gelegt hat. Bei dem Modelholz ist darauf zu sehen, daß das Birnbaumholz von voͤllig ausgewachsenen Arten wilder Birnbaumstaͤmme gewaͤhlt wird, und daß die Bretter vor dem Aufleimen wenigstens 3 Jahre lang lufttroken lagen. Fuͤr feinere Desseins ist das Buchsbaumholz das geeignetste. Nur bei Moͤdeln, welche von gut ausgetrokneten Brettern zusammen geleimt sind, ist ein Oehlfirniß-Anstrich, welcher sie gegen Werfen und Springen schuͤzt, zutraͤglich; bei gruͤnem Holze ist dieses Schuzmittel mehr nachtheilig wie nuͤzlich. D.); Wir sezen vielmehr voraus, daß der zum Druken angestellte Arbeiter schon mit allen ihm noͤthigen Formen versehen sey. Es muß hier bemerkt werden, daß zur Hervorbringung und gaͤnzlichen Ausfuͤhrung irgend einer Zeichnung eben so viele Formen erfordert werden, als Farben und Farben-Nuͤancen vorhanden sind. Um z.B. eine Rose darzustellen, sezt man dreierlei Roth, und zulezt noch Weiß auf; dieses fuͤr die hoͤchsten LichterDie ersten Formen, mit denen man drukt, sind die sogenannten Klatschformen, welche große Flaͤchen, z.B. den Grund eines Blattes, einer Blume u.s.w. enthalten. Die Lichter werden zulezt aufgedrukt. K. (Unter Klatsch- oder Pflatschformen versteht man, wenigstens in den Kattundrukereien, den Dekmodel zu einem Boden (Uni-Grund); auch heißt dieser Model noch Dek, wenn aus der Grundform die Stellen, wohinein das Dessein kommt, geschnitten sind. D.). Es braucht kaum erinnert zu werden, daß der Arbeiter hier, so wie beim Druken des Kattuns, ein Kennzeichen haben muß, nach welchem er sich beim Aufsezen der Formen richten kann, um denselben jedes Mahl ihre rechte Stelle anzuweisen. Diese Zusammenstimmung der einzelnen Formen, oder der sogenannte Rapport, wird hier ebenfalls durch ein Paar auf jeder Form befindliche Drahtstifte bezwekt, welche sich wir abdruken, und beim naͤchsten Aufsezen der Form genau die Stelle bezeichnen, auf welche dieselbe kommen muß. Eine weitere Auseinandersezung dieses Gegenstandes duͤrfte hier wohl uͤberfluͤßig seyn, indem die ganze Sache genau so wie beim Kattundruk beschaffen ist. Ein etwas geschikter Formschneider weiß es leicht dahin zu bringen, daß nach der Vollendung des Musters die durch das Abdruken der Stifte entstandenen Puncte von Farben bedekt erscheinen, und daher die Einheit der Zeichnung nicht stoͤren. Man bemerkt in diesem Falle hoͤchstens zwei solche Puncte, denjenigen naͤmlich, der am Anfange der Rolle steht, und jenen, der sie beschließt. Die Vorrichtung, mittelst welcher die Farbe auf die Drukformen gebracht wird, befindet sich zur Rechten des Arbeiters. Sie besteht in einem 9 bis 10 Zoll tiefen hoͤlzernen Kasten, von welchem jede Seite um drei Zoll laͤnger ist, als die groͤßte Form, welche vorkommt. Man fuͤllt diesen Kasten bis auf 6 Zoll Hoͤhe mit Wasser, in welches man Abschnizel von Papier mischt, um sie faulen zu lassenDer Grund dieser auffallenden Maaßregel haͤtte wohl sollen angegeben werden. K. (Durch das Faulen wild das Bindemittel des Papiers (der Leim) voͤllig zerstoͤrt, und da durch die Papier-Masse (vegetabilische Fasern) gleichzeitig mehr zertheilt, wo sie mit dem Wasser eine konsistente elastische Masse bildet, die beim Aufsezen des Models in das Chasse (Sieb) das Wasser nicht leicht fahren laͤßt. In den Kattunfabriken werden die Kaͤsten mit Abgaͤngen von mit Gummi verdikten Farben gefuͤllt. D.), und legt daruͤber einen mit Kalbleder bespannten Rahmen, so, daß das Leder mit der Oberflaͤche des Wassers in Beruͤhrung ist. Der Rahmen liegt in gleicher Hoͤhe mit dem Rande des Kastens; der Raum zwischen beiden wird wohl ausgefuͤllt und verstopft, um das Herausdringen des Wassers zu vermeiden. Auf das Leder wird ein vierekiges Stuͤk Tuch gelegt, welches man mit Farbe bestreicht, oder noch besser ein kleinerer Rahmen, der mit Tuch uͤberzogen ist. Dann hat man fuͤr jede Farbe einen abgesonderten Rahmen, und der Arbeiter ist nicht gezwungen, das Tuch zu waschen, wenn er eine andere Farbe auftragen will; er begnuͤgt sich damit, es abzuschaben, wenn er sich desselben nicht mehr bedient. Der Nuzen des in dem Kasten befindlichen Wassers ist wesentlich. Es dient naͤmlich nicht nur um das Leder, mit dem es in Beruͤhrung steht, immerfort geschmeidig zu erhalten, sondern gibt demselben eine weiße und elastische Unterlage. Wenn daher irgend eine abzudrukende Form, um sie mit Farbe zu versehen, umgekehrt (mit dem Dessein nach unten) auf das Tuch gelegt, und etwas dagegen niedergedruͤkt wird, so nimmt sie sehr leicht und gleichfoͤrmig die Farben an allen Stellen an. Das Druken geschieht auf einem starken, mehrfach mit Tuch des kleideten. Tische von 5 bis 6 Fuß Laͤnge, 24 Zoll Breite und 4 Zoll Dike, der von starken, durch Querriegel verbundenen Fuͤßen getragen wird. Der Arbeiter manipulirt stehend von einer der laͤngeren Seite dieses Tisches; ihm gegenuͤber (d.h. an der andern langen Seite) ist, mittelst starker Stuͤzen, eine horizontal mit dem Tische parallel laufende hoͤlzerne Stange befestigt, welche etwas hoͤher steht, als die Flaͤche des Tisches selbst. Ein diker, 6 bis 8 Fuß langer, quer uͤber den Tisch liegender Hebel, der das Huͤlfsmittel zum Abdruken der Formen blechet, wird mit seinem Ende unter jene Stange gestekt, und laͤßt sich, da die Stange frei liegt, beliebig uͤber alle Stellen des Arbeitstisches bringen. Die Operation des Drukens geht auf nachfolgende Art vor sich. Nachem ein deck Arbeiter beigegebener Gehuͤlfe mittelst eines großen Pinsels die Farbe auf das in dem oben erwaͤhnten Kasten liegende Tuch moͤglichst gleichfoͤrmig aufgestrichen hat, legt der Druker seine Form darauf, und druͤkt sie sanft nieder, um das Anheften der Farbe zu befoͤrdern; er sezt sie nun vorsichtig auf jene Stelle der Tapete, wo sie hin gehoͤrt. Hierauf bedekt er die Form mit einem kleinen aber diken Brete, und laͤßt auf dieses den erwaͤhnten Hebel wirken, welchen er nebst seinem Gehuͤlfen am vordern Ende ergreift, und mit Gewalt niederdruͤkt. Waͤhrend hierauf der Arbeitet den Hebel beseitigt und die Form abhebt, traͤgt sein Gehuͤlfe neue Faͤrbt auf das Tuch, oder vertheilt die noch darauf befindliche moͤglichst gleichfoͤrmig; so daß in kurzer Zeit die ganze Operation von Neuem angefangen werden kannGanz große Formen haben oben einen ledernen Riemen, in welchen der Arbeiter die Hand stekt. Sie werden abgedrukt, indem man bloß mit der Hand oder Faust darauf schlaͤgt. Dieses kann aber nur dann der Fall seyn, wenn wenige oder feine Zuͤge auf der Form sich befinden. Dort, wo man sehr große Druk anwenden muß (namentlich beim Aufdruken des spaͤter zu erwaͤhnenden zaͤhen Firnißes zum Persilbern, Vergolden oder Velutiren, dann wenn große Flaͤchen bedrukt werden sollen), bedienen sich die Herren Spoͤrlin und Rahn in Wien eines Druktisches mit doppelten Hebel, wo der erste quer uͤber den Tisch liegende Hebel nicht unmittelbar von der Hand des Arbeiters, sondern mittelbar durch einen zweiten einarmigen Hebel, mit dem er zusammen haͤngt, niedergezogen wird. Diese Vorrichtung strengt die Arbeiter weniger als die gewoͤhnliche an, und ist doch von solcher Art, daß sie bequem und schnell gehandhabt werden kann. K. (Eine neuere Maschine zum Druken der Tapeten ist in Bd. XIII. S. 196. in diesem Journal beschrieben, und auf Tab. IV. daselbst abgebildet. D.). An der dem Arbeiter zur Rechten befindlichen Seite des Druktisches sind zwei senkrechte Stuͤzen aufgerichtet; und diese tragen in horizontaler Lage eine runde Eisenstange, um welche die ganze Tapete zu Anfang der Arbeit aufgewikelt ist, und von welcher sie sich nach und nach abrollt. Es wird vorerst ein uͤber die ganze Laͤnge des Tisches reichendes Stuͤk derselben ausgebreitet; der Arbeiter bedrukt dasselbe, indem er den Hebel jedesmahl in die erforderliche Stelle bringt, durchaus mit einer und der naͤmlichen Form, und rollt erst dann ein neues Stuͤk wieder ab, wenn das erste vollendet ist. Um zu verhindern, daß die bedrukte Rolle auf der Erde schleife, leitet man sie uͤber einen hoͤlzernen Bok oder uͤber eine in der Naͤhe der Zimmerdeke befestigte horizontale Stange, und haͤngt sie endlich zum Troknen auf. Der Tapetenfabrikant gibt seinem Arbeiter gewoͤhnlich so viele auf gleiche Art zu bedrukende Rollen, daß ihn einen ganzen Tag hindurch das Aufdruken einer einzigen Form hinreichend beschaͤftigt. Erst den folgenden Tag, wenn die Farbe vollkommen getroknet ist, werden alle Rollen mit der naͤchsten Form ohne Gefahr bedruktNach jedesmahligem Troknen wird die Tapete geglaͤttet, mit denselben Werkzeugen und den naͤmlichen Handgriffen, durch deren Huͤlfe das Glaͤtten gleich nach dem Aufstreichen der Grundfarbe vorgenommen worden ist. Die natuͤrliche Ursache davon liegt in der Bemerkung, daß durch die nassen Farben das Papier sich verzieht und Falten bekommt, welche nothwendiger Weise vor dem Anfange einer neuen Operation beseitigt werden muͤssen. K.. Jedes Mahl, wenn die Rolle mit einer neuen Farbe versehen ist, schreitet man zur Durchsicht derselben, und bessert dabei jene Stellen, an welchen die Farbe zufaͤllig ausgeblieben ist, mit dem Pinsel nach. Die Borduͤren haben nichts Besonderes, sie werden, nur auf schmalen Streifen, ganz auf die naͤmliche Art ausgefuͤhrt, wie die Tapeten selbst. Wenn alle einem Muster zukommende Farben aufgedrukt und ausgebessert sind, ist die Tapete vollendet, und kann in das Magazin zum Verkauf abgegeben werden. Sowohl um an Raum bei der Aufbewahrung zu sparen, als auch um die Farben vor der unzeitigen Einwirkung der Luft und des Lichtes zu schuͤzen, rollt man die Tapeten so fest zusammen, als es moͤglichst istDurch die vorstehende Auseinandersezung wird nun wohl deutlich seyn, daß die mit Formen verfertigten Tapeten immer nur eine unvollkommene, fuͤr das Ansehen in einer gewissen Entfernung berechnete, Nachahmung der eigentlichen Mahlerei seyn koͤnnen, indem vorzuͤglich Licht und Schatten auf eine ganz besondere, zu sanften Uebergaͤngen fast gar nicht geeignete Art hervorgebracht werden. Um sein Erzeugniß einem Gemaͤhlde einiger Massen zu naͤhern, muß der Tapetenfabrikant eine fuͤr zusammengesezte Muster hoͤchst bedeutende Anzahl von Formen besizen, welche zweckmaͤßig verbunden, wohl einen erstaunlichen Effect hervorzubringen vermoͤgen, doch aber eine gewisse Haͤrte im Kolorit zugleich hinterlassen. Merkwuͤrdig und einer ausgezeichneten Erwaͤhnung wuͤrdig ist in dieser Ruͤksicht die Erfindung der sogenannten Iris-Tapeten, worauf Spoͤrlin und Rahn in Wien patentirt sind. Hier ist die erwaͤhnte Haͤrte so sehr gemildert, daß die Farben an vielen Stellen ganz unmerklich in einander verstießen, und z.B. ein helles Morgenroth ohne auffallende Abstufungen in Grasgruͤn uͤbergeht. Offenbar nicht durch Anwendung zahlreicher Drukformen, sondern durch ein anderes sinnreiches Verfahren ist diese uͤberraschend angenehme Erscheinung bewirkt. Laubwerk und dergleichen ist auf solche Art, fast ohne aufgedrukte Formen, mit Licht und Schatten versehen. Die Moͤglichkeit hiervon scheint schon durch das Auftragen der Grundfarbe bedingt zu werden; wenigstens hat sich mir diese Vermuthung bei der Ansicht der Tapeten aufgedrungen. Ein spaͤteres Patent haben Spoͤrlin und Rahn auf den sogenannten Irisdruk erhalten, wobei durch einen einzigen Abdruk mehrere Farben zugleich aufgetragen werden. K. (Dieser Irisdruk ist ebenfalls eine franzoͤsische Erfindung, und macht nicht nur in der Tapetendrukerei, sondern auch in der Kattundrukerei bedeutende Epoche. Die Anordnung zum Druk ist aͤusserst einfach und mit bedeutender Ersparung an Formen verbunden, weil mit einer Form gleichzeitlich die verschiedenste Farben fuͤr sich, oder in Uebergaͤngen aufgedrukt werden koͤnnen. Von den sehr gelungenen Tapetenfabrikaten in diesem Genre des Hrn. Sattler in Schweinfurt haben wir schon im Bd. XIII. S. 151. in diesem Journal Nachricht gegeben. Auch befindet sich in Bd. XIII. S. 531. eine Notiz fuͤr dieses Fabrikat zum Walzendruk auf Calicos. D.). b. Von der Verfertigung der velutirten, vergoldeten und versilberten Tapeten. Die Anwendung der Papier-Tapeten hatte sich kaum etwas verbreitet, als man ihnen auch schon durch gaͤnzliche oder theilweise Bedekung mit farbiger Wolle das Ansehen der sammetartigen gewebten Savonnerie-Tapeten zu geben versuchte. Man bediente sich dazu, wie noch jezt, der Scherwolle, d.h. jener kurzen Wallfaͤden, welche beim Scheren des Tuches abfallen; aber man kannte kein anderes Mittel, sie auf dem Papiere zu befestigen, als mit Hilfe des Pinsels. Der Arbeiter mahlte naͤmlich die verlangten Zuͤge mit einem firnißartigen Grunde vor, und trug, dann die Wolle, ebenfalls mittelst des Pinsels, auf. Solche Tapeten sind unter der Benennung der velutirten oder bestaͤubten Tapeten (Papier soufflé, velouté ou tontifse) viel haͤufiger geworden, seitdem man ihre Verfertigung erleichtert, und die Mittel dazu vereinfacht hat. Alle Operationen bei der Verfertigung der velutirten Tapeten kommen mit den unter a. beschriebenen, welche bei der Fabrikation der gemeinen Tapeten angewendet werden, uͤberein; es bleibt daher nur das Velutiren selbst, oder die Zubereitung und das Auftragen der Scherwolle zu eroͤrtern uͤbrig. Man waͤhlt diese Wolle gern weiß, damit man sie beliebig faͤrben koͤnne, und sucht sie uͤberdieß durch Waschen und Bleichen zur Annahme schoͤner und heller Farben (welch' leztere auf Tapeten allein angewendet werden) noch geeigneter zu machen. Das Farben selbst wird mit den gewoͤhnlichen und allgemein bekannten Mitteln und Handgriffen vorgenommen; vorzuͤgliche Sorgfalt muß hierbei auch auf das Troknen der gefaͤrbten Wolle verwendet werden, welches auf ausgespannter Leinwand, des Winters in geheizten Zimmern, des Sommers aber an einem sehr luftigen Orte vorgenommen, und bis auf den hoͤchst moͤglichen Grad getrieben wird. Wenn die Austroknung der Wolle vollendet ist, sucht man die Fasern derselben zu verkleinern, und gleichsam in Staub zu verwandeln, weil sie im natuͤrlichen Zustande noch viel zu lang seyn wuͤrden. Die Vorrichtung, deren man sich hierzu bedient, gleicht der Tabaksmuͤhle, und besteht naͤmlich aus einem in Spiral-Linien gekerbsten Kegel, der sich in einer aͤhnlich gestalteten, mit schneidenden Klingen versehenen Hoͤhlung dreht. Durch Huͤlfe einer Schraube naͤhert man den Kegel mehr oder weniger den erwaͤhnten Schneiden, und erhaͤlt so ein mehr oder weniger fein gemahlenes Product. Zur Seite der Muͤhle ist ein Beutelwerk angebracht, welches dem einer gemeinen Mahlmuͤhle gleicht, und zur Trennung des feinen Standes von der noch nicht vollstaͤndig zermahlenen groͤbern Wolle dient. Man wirft die fertige Wolle in einen vierekigen hoͤlzernen Kasten, der 7 bis 8 Fuß lang, 15 bis 18 Zoll tief, in der Naͤhe des Bodens 24, oben aber 36 Zoll breit ist, und dort einen an Gewinden beweglichen Dekel besizt. Der Boden dieses Kastens besteht aus stark gespanntem Kalbleder, wegen einer noch anzugebenden Ursache. Erst wenn alle Farben auf die Tapeten aufgedrukt sind, schreitet man zum Velutiren derselben, welches wieder in das eigentliche Auftragen der Wolle, und in das folgende Aufdruken der Schattenpartien zerfaͤllt. Um die Wolle auf dem Papiere zu befestigen, bedrukt man, ganz mit den fruͤher beschriebenen Werkzeugen und Handgriffen, die erforderlichen Stellen mit einem aus Leinoͤhlfirniß und Bleiweiß zusammengeriebenen Grunde (encaustique), dessen Zaͤhigkeit es noͤthig macht, daß man ihn mittelst eines Pinsels auf die Form vertheilt, bevor man diese zum Abdruke auf die Tapete seztMan kann sich auch des reinen Oehlfirnisses, ohne Zusaz von Bleiweiß, bedienen; dann muß man ihm aber mit Leimwasser vordruken, weil der Firniß auf dem rauhen Grunde der Tapeten auseinander fließen wuͤrde. K.). In demselben Maße als dieses Druken fortschreitet, legt der Gehuͤlfe des damit beschaͤftigten Arbeiters den bedrukten Theil der Rolle in das Innere des oben erwaͤhnten Kastens, der dicht an der linken Seite des Druktisches sich befindet. Wenn der ganze Boden des Kastens mit der Tapete bedekt ist, bestreut der Gehuͤlfe diese leztere mit Scherwolle, schließt den Dekel des Kastens und schlaͤgt mit ein Paar Staͤben stark und anhaltend gegen den ledernen Boden desselbenLeicht kann man eine mechanische Vorrichtung anbringen, wodurch diese Arbeit erspart wird, indem etwa durch Umdrehen einer Art Daumenwelle gewisse hoͤlzerne Staͤbchen mit Gewalt gegen das Leder geschnellt werden. K.. Hierdurch wird die auf der Tapete liegende Wolle in die feinsten Fasern zertheilt, emporgeworfen, und faͤllt als Staub wieder auf die Tapete nieder. Sie kommt hier auch auf die mit Firniß bedrukten Stellen zu liegen, und klebt dort natuͤrlicher Weise an. Am Schluße dieser Operation Wird die nicht angeklebte Wolle, durch Klopfen auf die Ruͤkseite der Tapete, abgeschuͤttelt. Das endliche Troknen ist hier ebenso unentbehrlich, als nach dem Aufdruken der Farben bei allen uͤbrigen Tapeten. Kaum zu erinnern duͤrfte es noͤthig seyn, daß das Velutiren mit einer Tapete mehrmahls wiederholt, daß auf oder sieben das Velutirte wieder mit andern Farben velutirt werden kannAuf diese Art lassen sich sehr schoͤne Blumen darstellen. D.. Durch das Verfahren, welches eben beschrieben worden ist, erhaͤlt man die velutirte Stellen saͤmmtlich von gleicher Farbe, und ohne alle Nuͤancirung. In den meisten Faͤllen kann man jedoch hiermit nicht zufrieden seyn, sondern es ist, damit die Zeichnug angenehm hervortrete, die Anbringung eines Schattens noͤthig; wie z.B. in den Falten des Gewandes einer Figur, auf Blaͤttern oder Blumen, denen man durch Velutiren mehr Aͤhnlichkeit mit der Natur zu geben versucht hat, u.s.w. In diesen Faͤllen hilft man sich durch Ausdruken dunklerer Farben mittelst passender Formen auf die schon velutirten Stellen, welche aber vorher ganz troken geworben seyn muͤssen. Ebenso verfaͤhrt man zur Hervorbringung der hoͤchsten Lichter auf dem Velutirten. Im Franzoͤsischen wird diese Arbeit durch die Benennung Repiquage angezeigtDie velutirten Tapeten haben den Nachtheil, daß sie von Motten angegriffen, und auch beim Reinigen sehr bald zu Grunde gerichtet werden. K.. Zuweilen werden einzelne Stellen der Papiertapeten auch vergoldet. Das Verfahren hierbei ist einfach, und laͤßt sich mit wenig Worten deutlich machen. Mit der dazu gehoͤrigen Holzform drukt man auf die uͤbrigens schon ganz vollendete Tapete einen diken Leinoͤhlfirniß auf, den man fast ganz eintroknen laͤßt. Erst wenn dieses geschehen ist, wird gewoͤhnliches Blattgold in Streifen von der erforderlichen Groͤße zerschnitten, aufgelegt und mit Baumwolle oder einem Pinsel aus Dachshaaren angedruͤkt. Durch Abreiben mit Baumwolle oder einem feinen Leinentuche wird zulezt, nach dem vollstaͤndigen Eintroknen des Firnißes, das uͤberfluͤßige Gold weggenommen. Man wirft weder die Baumwolle, noch das erwaͤhnte Tuch weg, sondern sucht durch das Verbrennen derselben, und indem man die Asche von beiden amalgamirt, das darin enthaltene Gold wieder zu gewinnenGanz auf die beschriebene Art werden die Tapeten zuweilen auch versilbert. Gold und Silber koͤnnen aber auch durch ein anderes Verfahren aufgetragen werden, indem man sich der sogenannten Bronze (des durch Reiben in ein feines Pulver verwandelten Goldes oder Silbers) statt einer Farbe bedient. Das Gold behaͤlt in beiden seine Farbe sehr lange, aber das Silber wird sehr bald schwarz. Deßwegen haben Spoͤrlin und Rahn nicht ohne guten Erfolg versucht, das schon aufgelegte Silber noch mit einem Firniß aus Eyweiß und Leim zu uͤberdruken. Das auf solche Art vor dem Zutritte der Luft und der darin enthaltenen Daͤmpfe geschuͤzte, Silber bleibt viel laͤngere Zeit hindurch glaͤnzend, als außerdem. Erhabene Vergoldung und Versilberung der Tapeten kann man dadurch hervorbringen, daß man mit einer sehr diken Farbe, welche nach dem Eintroknen erhaben bleibt, vordrukt, und auf diese die Gold- oder Silberblaͤtter befestigt. K.. c. Von den Farben, welche bei der Papiertapeten-Fabrikation angewendet werdenDiesen Theil des Aufsazes behandelt das franzoͤsische Original beinahe am weitlaͤufigsten; ich habe bei der Uebersezung alles nicht hierher Gehoͤrige, sonst schon allgemein Bekannte, oder bloß auf Frankreich Bezug habende weggelassen. K.. Die Farben, welche in der Papier-Tapetenfabrikation angewendet werden, sind, wie schon oben erinnert wurde, theils fluͤßige theils Erdfarben. Wir werden die vorzuͤglichen derselben hier angeben. 1) Weiß. Man bedient sich der weißen Farbe bald um eine andere Farbe, welche man damit vermischt Heller zu nuͤanciren, bald wieder um die hoͤchsten beleuchteten Stellen damit anzudeuten, oder selbst den Grund einer weißen Blume und dergleichen zu bilden; denn man darf nicht vergessen, daß das Druken aus einem schon gefaͤrbten Grunde geschieht, und die weiß seyn sollenden Stellen also nicht durch Aussparen des Raumes hervorgebracht werden koͤnnen. Die weiße Farbe ist immer eine Erdfarbe. Man bedient sich des Bleiweißes und zwar entweder im reinen Zustande, oder mit Kreide (10 Theile der lezteren auf 6 Theile Bleiweiß) gemengt. Auch Kreide fuͤr sich wird angewendetAls Weiß, welches sich nicht in der Luft veraͤndert, ist das schwefelsaure Blei am aller geeignetsten. Man gewinnt es bei vielen Zersezungen in chemischen Fabriken, so wie in Cottonfabriken als Nebenproduct. D.. 2) Gelb. Die gelben Farben sind theils Erd –, theils fluͤßige Farben. Zu jenen gehoͤren das Mineralgelb (Kasseler Gelb), das Chromgelb (chromsaures Bleioxid) und der gelbe Ocher. Die Bereitung der ersten beiden Farben findet man fast in jedem Handbuche der Chemie angegeben. Das Chromgelb insbesondere ist die schoͤnste von allen gelben Farben, kann aber seiner Kostbarkeit wegen nicht allgemein angewendet werdenBei dem gegenwaͤrtigen wohlfeilen Preis des Chrom-Erzes laͤßt es eine groͤßere Anwendung zu. D.. Der Ocher kommt natuͤrlich vor und braucht bloß geschlaͤmmt zu werdenAuch das Auripigment und das Schuͤttgelb, welches leztere aus Kreide, mit Kreuzbeeren-Absud gefaͤrbt, besteht, gehoͤren hierher. K.. – Die fluͤßigen gelben Farben erhaͤlt man aus der Waupflanze (Reseda luteola), wovon die in Gaͤrten gezogene am meisten geschaͤzt wird; aus den Avignonkoͤrnern, welches die Beeren von Rhamnus infectorius sind, und aus den noch bessern, eine schoͤnere und haltbarere Farbe liefernden persischen Kreuzbeeren, den Fruͤchten einer andern Rahmnus-Art. 3) Roth. Die rothen Farben zum Gebrauch in der Tapetenfabrikation sind beinahe ohne Ausnahme fluͤßige Farben, und diese werden allein aus den verschiedenen Sorten des Brasillenholzes, die unter den Benennungen Fernambuk, S. Martha, Sapan, Siam, Bimas u.s.w. bekannt sind, erhalten. Das eigentliche Brasilien- oder Fernambukholz ist unter allen am hoͤchsten geschaͤzt, weil es das meiste und schoͤnste Pigment enthaͤlt; dieses ist in den uͤbrigen Sorten mehr oder weniger mit einem andern falben Pigmente gemischtDie Herren Spoͤrlin und Rahn haben ein Verfahren erfunden, aus den gemeinen Rothholz-Sorten ein eben so schoͤnes Pigment zu erhalten, als sonst nur das eigentliche Fernambukholz liefert. Vielleicht hat ihre Methode Aehnlichkeit mit jener, welche von Dr. Dingler (in dessen polyt. Journal, Mai 1821, S. 85) bekannt gemacht worden ist. Man extrahirt die genannten Holzgattungen im geraspelten Zustande durch siedendes Wasser oder durch Wasserdampf so lange bis sie keine faͤrbende Theile mehr abgeben; dann concentrirt man die erhaltene Bruͤhe durch Abdampfen bis etwa zum dreifachen Gewichte des ausgezogenen Holzes, und sezt ihr, wenn sie beinahe erkaltet ist, abgerahmte Milch, welche seit dem Melken 12 bis 18 Stunden gestanden hat, in einem solchen Verhaͤltnisse zu, daß 1 Theil Milch auf 2 Theile des extrahirten Holzes kommt. Die Milch wird mit der Farbenbruͤhe gut durch Zusammenruͤhren vermischt, und der entstehende Niederschlag durch Filtriren abgesondert. Der kaͤsige Theil der Milch zieht hierbei das falbe Pigment an sich, und bleibt aus dem flanellenen Filtrirtuche zuruͤk. K. (Das Verfahren der Hrn. Spaͤrlin und Rahn beruht auf dem bekannten Grundsaz, die Pigmente mit Kali auszuziehen, welches von unserm Verfahren ganz abweicht. Sie kochen die Rothhoͤlzer mit Wasser und einem Zusaz von Kalk aus, und schlagen den Kalk mit verduͤnnter Schwefelsaͤure als Gips aus der Faͤrbe-Fluͤßigkeit nieder. Daß dieses Verfahren schon einen geuͤbten Arbeiter erfordert und weniger Vortheil als unser Verfahren darbietet, wird jeder Sachverstaͤndige leicht einsehen. – Lak-Dye, mit Saͤuren behandelt, darauf mit Zinnsalz versezt, und die Farbe aus der Aufloͤsung mit Kali niedergeschlagen, liefert hierzu ein vorzuͤglich schoͤnes Roth. D.). Kochenille, als das schoͤnste rothe Farbenmaterial, wird, ihrer Kostbarkeit wegen, nur aͤußerst selten angewendet. 4) Blau. Die Tapetenfabrikanten wenden zur Hervorbringung dieser Farbe bloß das Berlinerblau und das natuͤrliche oder kuͤnstliche Bergblau anWohl auch zuweilen das vorzuͤglich aus Kobaltoxidul bestehende Kobaltblau (Leitnerblau). K. (Dieses Blau liefert Hr. Dr. Geitner in Schneeberg am schoͤnsten. D.); beide sind Erdfarben. Das Bergblau wird insbesondere zu hellen Nuͤancen sehr geschaͤzt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß man durch zwekmaͤßige Mischung der vorstehenden Farben, naͤmlich des Weiß, Gelb, Roth und Blau, die meisten der erforderlichen Nuͤancen hervorzubringen im Stande waͤre; doch zieht man es vor die zusammengesetzten Farben schon in fertig gebildeten Zustande anzuwenden wenn die Natur oder Kunst sie darbiethet. Aus dieser Ursache bedienen sich die Fabrikanten noch der nachstehenden Substanzen. 1) Des Blau- oder Kampechenholzes, welches mit Alaun eine schoͤne violette Farbe liefert. 2) Des Berggruͤnes, natuͤrlich oder kuͤnstlich, als gruͤne ErdfarbeDas arseniksaure Kupferoxyd, welches in Oesterreich unter der Benennung Kirchberger, oder Mitis-Gruͤn bekannt ist, verdient hier eine Stelle. K. (Aehnlich mit diesem ist das sogenannte Schweinfurter Gruͤn des Hrn. Sattler. D.). 3) Der Umbererde, ebenfalls eine Erdfarbe; zu Braun. 4) Des gebrannten Elfenbeins oder Beinschwarzes, welches fuͤr sich allein zu Schwarz, mit Bleiweiß mehr oder weniger gemischt, zur Hervorbringung der verschiedenen grauen Farben gebraucht wird. Es waͤre unnoͤthig; die Aufzaͤhlung der von den Tapetenfabrikanten benuͤzten Pigmente noch weiter zu treiben; wir beschraͤnken uns lieber auf die Bemerkung, daß zum Tapetendruk alle jene erdigen Farben Anwendung finden koͤnnen, deren man sich in der Wassermahlerei bedient. Mit mehr Ausfuͤhrlichkeit muß dagegen jezt uͤber die Zubereitung der Farben die Rede seyn; und hierin findet ein wesentlicher Unterschied zwischen erdigen und fluͤßigen Farben Statt. Die meisten Erdfarben zertheilen sich leicht im Wasser, ohne sich darinnen aufzuloͤsen, und man benuͤzt diese ihre Eigenschaft, um sie in unfuͤhlbare Pulver zu verwandeln, und von allen beigemischten Unreinigkeiten zu befreien. Man zerstoͤßt das Pigment, erweicht es eine Zeit lang in Wasser, und befoͤrdert zulezt die Zertheilung in dieser Fluͤßigkeit durch starkes Ruͤhren. Hierauf laͤßt man das Ganze einige Augenblike ruhen, und wenn sich die groͤbsten Theile zu Boden gesezt haben, laͤßt man die noch truͤbe Fluͤßigkeit in ein anderes Gefaͤß ab, an dessen Boden das feinere Pulver sich sammelt. Das uͤberstehende klare Wasser wird endlich abgegossen, der Bodensaz getroknet, und mit heißer Leimaufloͤsung vermischt. Man sucht diese Farbe immer lauwarm zu erhalten, um dem Leime seine Fluͤßigkeit nicht zu nehmen. Jene Erdfarben, welche (wie z.B. das Berlinerblau) keine ihnen fremde Theile enthalten, wovon man sie vorher durch Schlaͤmmen reinigen muͤßte, werden auf dem Reibsteine mittelst des Laͤufers gerieben, und dann ebenfalls mit der noͤthigen Menge Leim versezt. Die fluͤßigen Farben sind, wie schon fruͤher gesagt wurde, Abkochungen vegetabilischer Stoffe (Hoͤlzer, Pflanzen, Saamen etc.) von welchen wir die vorzuͤglichsten oben aufgezaͤhlt haben. Man vermischt sie im siedenden Zustande mit der erforderlichen Menge gepuͤlverten Alauns, um die Farben haltbar zu machen, verdikt sie so weit es noͤthig ist, durch Zusaz von Staͤrke, und fuͤgt endlich noch etwas Leim hinzu, ohne welchen sie am Papiere nicht haften wuͤrden. Einige Fabrikanten bedienen sich auch der Lakfarben, welchen keine Staͤrke zugesezt wird. Man erhaͤlt vielmehr die Lakfarben auf die bekannte Art, indem man der durchgeseihten kochenden Farbbruͤhe, ausser einem Ueberschusse von Alaun, noch so viel Pottaschenaufloͤsung beimischt, als zur chemischen Zerlegung des Alauns erfordet wird. Die Theorie dieses Verfahrens ist einfach, gehoͤrt aber eigentlich nicht hierher; uns genuͤgt es zu wissen, daß der zu Boden fallende Niederschlag nichts anders, als die durch das Pigment der Fluͤßigkeit gefaͤrbte Thonerde des Alauns istHierher gehoͤren der gelbe Lak aus Kurkume, Avignon-Koͤrnern, Wau oder Gelbholz; der rothe Lak aus Krapp oder Rothholz u.s.w. K.. Bei der Ausfuͤhrung des beschriebenen Processes muß die Pottaschenlauge nur allmaͤhlig, d.h. portionenweise, und unter Umruͤhren zugesezt werden, damit durch das entstehende Aufbrausen kein Ueberlaufen erfolge. Der niedergefallene Lak wird durch Filtriren abgesondert; man gießt zu diesem Ende die Fluͤßigkeit auf ausgespannte, mit Loͤschpapier bedekte Leinwand und bedient sich des zuruͤkbleibenden Lakes wie einer ErdfarbeAus dem Vorhergehenden wird man schon ersehen haben, daß die fluͤssigen Farben eigentlich gar nie in ihrem natuͤrlichen unveraͤnderten Zustand gebraucht, sondern immer entweder durch Beimischung von Staͤrke oder durch ihre Umwandlung in Lake undurchsichtig, und somit den Erdfarben aͤhnlich gemacht werden. Dieses ist nothwendig, weil beim Tapetendruke, wo haͤufig die verschiedensten Farben aufeinander aufgesezt werden, eine jede derselben die unter ihr befindlichen vollkommen deken muß. Eigentliche Saftfarben sind eben deßwegen hier ganz unanwendbar. K. (Die Zubereitung der Koͤrperfarben macht einen der wichtigern Gegenstaͤnde der Tapetenfabrikation aus, und gerade hierinnen ist noch gar Vieles zu wuͤnschen uͤbrig, wenn anders die Farben auf den Papier-Tapeten den Luͤster erlangen sollen, der zu ihrer Erhoͤhung unbedingt noͤthig ist. Alle Farben, mit Ausnahme der Erdfarben soll sich der Tapetenfabrikant selbst zubereiten, wodurch er moͤglichst gleiche Nuͤancen erhaͤlt. Aber gerade dieser wichtige technische Zweig der Farbenbereitung liegt noch gleichsam in der Kindheit; denn unter tausend gedrukten Farben-Recepten sind nicht zehn brauchbar. Nirgends ist auf die Staͤrke der zu faͤllenden Fluͤßigkeit zur Staͤrke des Faͤllungsmittels, noch darauf, wo beide Fluͤßigkeiten zum Faͤllen in gleichen Massen gleichzeitlich zusammengegossen werden muͤssen; eben so wenig auf die Temperatur der beiden Fluͤßigkeiten Ruͤksicht genommen, worauf gerade die Hauptsache zur Erlangung gleichfoͤrmiger Farben-Niederschlaͤge beruht. D.).