Titel: Ueber den comparativen Werth des Steinkohlen und Oehl-Gases. Von Andreas Fyfe, M. D. Mitglied der köngl. Societät von Edinburgh, Vorleser über Chemie zu Edinburgh.
Fundstelle: Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XVI., S. 105
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XVI. Ueber den comparativen Werth des Steinkohlen und Oehl-Gases. Von Andreas Fyfe, M. D. Mitglied der köngl. Societät von EdinburgEdinburgh, Vorleser über Chemie zu EdinburgEdinburgh. Aus dem Edinburgh Philosophical Journal. Juli 1824. S. 171. (Im Auszuge.) Fyfe, über den comparativen Werth des Steinkohlen- und Oehl-Gases. Obgleich bei der ersten Errichtung von Gaswerken die oͤffentliche Meinung sich stark gegen dieselben aussprach, wegen ihrer vermeintlichen Gefahr und unangenehmen Geruche, so hat doch das Vorurtheil sich allmaͤhlig verloren. Zwar hat Sir William Corgreve die Gefahr großer Gasbehaͤlter auf eine ungeheure uͤbertriebene Art dargestellt; doch hat sich nur ein einziger Fall einer Explosion eines solchen Behaͤlters ereignet, und dieser nur durch die Unwissenheit und Nachlaͤßigkeit der Arbeiter bei dem ersten Fuͤllen eines solchen Behaͤlters zu Manchester. Da naͤmlich die atmosphaͤrische Luft aus demselben nicht gezogen wurde, so vermischte sich solche mit dem Kohlen-Gas, und ein Mann, welcher untersuchen wollte, ob der Behaͤlter dicht sey, brachte ein Licht an einen Theil, wo brennbares Gas, mit atmosphaͤrischer Luft vermischt, durch eine zufaͤllige kleine Oeffnung ausstroͤmte, was die unmittelbare Explosion und das Zerreißen des Behaͤlters zur Folge haben mußte. Einige wenige Zufaͤlle haben sich durch das Entweichen des Gases aus den Leitungs-Roͤhren ereignet; aber auch diese entstanden groͤßtentheils durch Nachlaͤßigkeit der Arbeiter, und waren von geringer Bedeutung. Denn, wenn Gas auf diese Art entweicht, so kann es nur dann einigen Schaden thun, wenn es in einem geschlossenem Gewoͤlbe oder einer geschlossenen Cloake sich sammelt, und ein brennendes Licht oder Feuer dazu kommt. Einige Personen haben behauptet, solche Ungluͤksfaͤlle koͤnnten entstehen, wenn das Gas aus den ausgeloͤschten Brennern ausstroͤmte, deren Haͤhnen man zu verschließen vergaß. Wir haben indessen von keinem Falle dieser Art gehoͤrt; auch ist dieß sehr unwahrscheinlich. Kauflaͤden und Zimmer von Wohnhaͤusern sind nicht dicht genug geschlossen, um das Gas eingesperrt zu haltenDieß ist allerdings richtig von den Wohnzimmern in England, deren jedes mit einem offenen Kamine versehen ist: aber in unsern deutschen, durch Oefen geheizten, Stuben, deren Fenster und Thuͤren im Winter fast hermetisch geschlossen sind, duͤrfte doch einige Gefahr von dieser Seite zu befuͤrchten seyn. A. d. Ueb., waͤren sie es aber auch wirklich, so ist doch die entweichende Menge von Gas gegen jene der eingeschlossenen atmosphaͤrischen Luft viel zu klein. Die Explosion von Kohlen-Gas ist am staͤrksten, wenn selbes mit ohngefaͤhr fuͤnf Theilen Luft vermengt ist. Fuͤr ein Zimmer, 12 Fuß im Quadrat und eben so hoch, ist ein Brenner zur Beleuchtung hinreichend, welcher 5 Kubik-Fuß Gas in einer Stunde verzehrt. Da nun aber ein solches Zimmer 1728 Kubik-Fuß enthaͤlt, so muͤßte, vorausgesagt, daß kein Gas aus dem Zimmer verloren ginge, der Brenner uͤber 50 Stunden lang, oder wenigstens zwei Tage und Naͤchte lang offen bleiben, um mit der eingeschlossenen Luft eine Gefahr drohende Mischung zu bilden, was wohl schwerlich je geschehen duͤrfte. Wo mehrere Gaslichter brennen, da sind die Zimmer auch groͤßer, so daß in Bezug auf die Zeit immer dasselbe Verhaͤltnis bleibt. Uebrigens wird in solchen Faͤllen, da die Brenner offen bleiben, durch den Geruch des unverbrannten Gases selbst das Entweichen desselben verrathen, so daß eben das, was man fuͤr eine laͤstige und unangenehme Eigenschaft haͤlt, als eine schaͤzbare Warnung zur Sicherheit erkannt werden muß. Ueber die Menge von Gas, welche man aus Steinkohlen und aus Oehl erhaͤlt. Diese ist sehr verschieden nach der Beschaffenheit der Kohlen, und nach der Art, wie solche behandelt werden. Nach Hrn. Packston geben 2 Centner Steinkohlen von Newcastle Wallsend beilaͤufig 750 Kubik-Fuß Gas. Zu Edinburg erhaͤlt man von 2 Centnern Parrot-Kohle 860 Kubik-Fuß Gas von vorzuͤglicher Guͤte. Nach Hrn. Neilson zu Glasgow geben 2 Centner Lesmasago Kohlen 1080 Kubik-Fuß Gas, oder 4 1/2 Kubik-Fuß von jedem Pfund, u.s.w. = Von allen diesen verschiedenen Angaben kann man im Durchschnitte den Schluß ziehen, daß 2 Centner gute Steinkohlen ohngefaͤhr 1000 Kubik-Fuß Gas liefern. Eben so verschieden ist die Gasmenge, welche man aus Oehlen erhaͤlt. Hr. Ricardo hat nach wiederholten Versuchen in verschiedenen Oehl-Gas-Beleuchtungs-Anstalten gefunden, daß eine GallonEine Bier-Gallon (deren man sich in England bei solchen Messungen zu bedienen pflegt), haͤlt 282 Kubik-Zoll; folglich gehen 6,1276 Gallons auf 1 Kubik-Fuß. A. d. Ueb. Oehl 100 Kubik-Fuß Gas erzeugt. Dasselbe Verhaͤltniß ohngefaͤhr ergab sich aus den Versuchen der Hrn. Brande und Faraday. In einzelnen Faͤllen erhielt man wohl 120 Kubik-Fuß, dann war aber das Gas nicht so gut. Zu Leith gewinnt man von einer Gallon Wallfisch-Oehl von 98 bis 103 Kubik-Fuß Gas, und von demselben Maße von Palmen-Oehl zwischen 97 und 114 Kubik-Fuß. Im Ganzen kann man als richtige Schaͤzung annehmen, daß jede Gallon Oehl 100 Kubik-Fuß Gas liefert, unter der Voraussezung naͤmlich, daß die Zersezung des Oehles auf die vortheilhafteste Art geschehe, so daß das Gas die groͤßte Beleuchtungskraft erhalte, worauf alles ankoͤmmt. Nach meinen Versuchen und Beobachtungen gibt Oehl, welches in eine schwach roth gluͤhende Retorte fließt, weniger Gas, aber viel fluͤchtiges Oehl; bei einer staͤrkern Hize wird viel Lampenruß erzeugt, so daß in beiden Faͤllen ein bedeutender Verlust statt findet. Ist hingegen die Retorte vollkommen roth gluͤhend, so scheint die Zersezung am leichtesten vor sich zu gehen, und die groͤßte Menge guten Gases zu liefern. Beleuchtungskraft des Oehl- und Kohlen-Gases. Nach den Versuchen der Hrn. Ricardo, Accum, Taylor und Martinnau gaͤbe ein Kubik-Fuß-Oehl-Gas so viel Licht, als 3 1/2 Kubik-Fuß Steinkohlen-Gas. Nach Hr. Neilson zu Glasgow waͤre dieses Verhaͤltniß nicht groͤßer als 2, oder hoͤchstens 2 1/4 zu 1, was auch aus einer Reihe von Versuchen sich ergab, welche die Hrn. Herapath und Rootsey zu Bristol mit der groͤßten Genauigkeit angestellt haben. Diese so sehr von einander abweichenden Resultate muͤssen entweder von der fehlerhaften Art, die Intensitaͤt des Lichtes zu messen, oder von der Verschiedenheit in der Guͤte und Beschaffenheit der zum Vergleiche gebrauchten Gase herruͤhren. Die gewoͤhnliche Art dieser Messung durch die Intensitaͤt der Schatten ist seht unsicher. Einige haben behauptet, das specifische Gewicht des Kohlen-Gases sey die beste Probe seiner Guͤte, und je leichter, desto groͤßer waͤre seine Beleuchtungskraft. Die Versuche des Doctor Henry und anderer zeigen indessen das Gegentheil, und ich glaube behaupten zu duͤrfen, daß, je schwerer diese Gase, nach vorher gegangener gehoͤriger Reinigung sind, desto mehr Licht bei ihrem Verbrennen erhalten werde. Das von Hr. Dewy gebrauchte Gas hatte ein specifisches Gewicht von 0,406 (das Gewicht der atmosphaͤrischen Luft = 1 gesezt) Es war also leichter als reines gekohltes Wasserstoff-Gas (carburetted hydrogene) dessen Gewicht = 0,555 ist. Dasselbe Resultat fand Hr. Faraday; das Kohlen-Gas welches er pruͤfte, hatte in einem Falle 0,429, im andern 0,405 specifisches Gewicht. Jenes von Oehl-Gas war 0,965 und 939 die Beleuchtungskraft des leztern verhielt sich zu jener des Erstern wie 3 1/2 zu 1. Da bei allen diesen Versuchen das Steinkohlen-Gas leichter war als das gekohlte Wasserstoff-Gas, so ist mit Grunde zu schließen, daß eine bedeutende Menge von reinem Wasserstoff darin enthalten war, welcher bekanntlich ein sehr schwaches Licht gibt. Daß ich hierin nicht irre, wenigstens daß die hierbei gebrauchten Steinkohlen-Gase von schlechter Qualitaͤt waren, beweisen die Versuche des Dr. Henry und Anderer. Dieser fand das specifische Gewicht des Gases verschieden, von 0,345 bis 0,650 und die beleuchtende Kraft in dem Verhaͤltnisse zunehmend, als ihr Gewicht dem Marinen sich naͤherte. Das specifische Gewicht des Kohlen-Gases zu Edinburg, dessen vorzuͤgliche Qualitaͤt allgemein anerkant wird, habe ich 0,680 gefunden. Das von Hrn. Dewy gebrauchte Oehl-Gas hatte 0,959, und war von guter Qualitaͤt. Wenn demnach bei allen diesen Versuchen ein gutes Oehl-Gas mit einem sehr schlechten Kohlen-Gas verglichen ward (was ich erwiesen zu haben glaube) und dabei das Verhaͤltniß der Beleuchtungs-Kraͤfte nur 3 1/2 zu 1 war, so muͤsse dieses Verhaͤltniß reducirt werden, wenn beide Gasarten von gleich guter Qualitaͤt gewesen waͤren, und das wahre Verhaͤltniß muß daher um Vieles geringer seyn, als das von Hrn. Dewy angegebene. Dr. Henry, in seiner Abhandlung uͤber die Natur der Gase, welche durch die Zersezung der Steinkohlen und des Oehles erzeugt werden, schlaͤgt vor, ihre Beleuchtungskraͤfte durch die Quantitaͤt des Sauerstoffes zu bestimmen, welches zu ihrem Werbrennen erfordert wird; denn, nach seiner Behauptung, gibt ein Gas desto mehr Licht, je mehr Sauerstoff selbes verbraucht. Er hat gefunden, daß Oehl- und Kohlen-Gas, unter verschiedenen Umstaͤnden erzeugt, verschiedene Mengen von Sauerstoff verbrauchen. 100 Maße von Kohlengas von spec. Gewicht verbrauchten Sauerstoff  – 345       78  – 500     166  – 620     194  – 630     196  – 650     217  – Oehlgas 464     116  – 590     178  – 758     220  – 906     260 Aus dieser Tabelle ginge also herfuͤr, daß die Beleuchtungskraft des Oehl-Gases N° 4, die groͤßte, und jene des Kohlen-Gases N° 1 kleinste war, indem sie sich wie 260 zu 78, d.i. wie 3 1/4 zu 1 verhielten. Hieraus ergibt sich daher, daß das beste Oehl-Gas zum schlechtesten Kohlen-Gase in diesem Bezuͤge wie 3 1/4 zu 1 sich verhalte, und daß ein ganz verschiedener Schluß gezogen werden muͤsse, wenn wir den Durchschnitt aus dieser Tabelle nehmen wollten, wobei die Beleuchtungskraft des Oehl-Gases noch geringer, und jene des Kohlen-Gases groͤßer erscheinen wuͤrde. Es gibt noch eine aͤndere Art, das Verhaͤltniß der beleuchtenden Kraft von verschiedenen Gasen zu bestimmen. Wir haben bereits erwaͤhnt, daß das Oehl- wie das Kohlen-Gas (wenn lezteres von allen Unreinigkeiten befreit ist) aus einem Gemische von veraͤnderlichen Massen von oͤhlerzeugenden (olefiant) Gas, gekohlten Wasserstoff-Gas (carburetted hydrogen) Wasserstoff-kohlensauren Oxyd (carbonic oxyde), und Stikstoff (azote) mit einem darin aufgeloͤsten wesentlichen Oehle, besteht. Der erste dieser Bestandtheile ist wahrscheinlich die Hauptquelle des Lichtes, da die andern entzuͤndbaren Gase, einzeln verbrannt, sehr wenig Licht geben. Wenn dem so ist, so haben wir ein leichtes Mittel, die relative Beleuchtungskraft zu bestimmen, wenn wir nur die Menge des oͤhlerzeugenden Gases finden. Dieses Gas, sowohl in Oehl- als in Kohlen-Gas enthalten, kann durch Chlorine condensirt werden, voraus, gesezt, daß die Mischung gegen das Licht verwahrt werde, um jede Einwirkung auf den gekohlten Wasserstoff zu verhuͤten. – Die Art diesen Versuch zu machen ist sehr einfach: ein in Grade eingetheiltes cylindrisches glaͤsernes Gefaͤß wird umgestuͤrzt, in einen mit Wasser gefuͤllten Trog gestellt, bis auf 50 Grad mit dem zu untersuchenden Gase gefuͤllt, und dann eine gleiche Menge Chlorin eingelassen, wobei das Rohr mit einer papiernen Haube bedekt wird, um den Einfluß des Lichtes auf die uͤbrigen Gase zu verhindern. In Zeit von 10 bis 15 Minuten ist die Verdichtung vollendet. Da Chlorine und oͤhlerzeugendes Gas in gleichen Massen sich verbinden, so zeigt die Verminderung in ihrem Gemische mit einem Mahle, wie viel vom Erstern in 100 Theilen das der Untersuchung unterworfenen Gases enthalten sind. So, wenn z.B. das Wasser in der Roͤhre auf 40 steigen sollte, enthielt das Gas 40 per Cent. von oͤhlerzeugendem Gase. Nach den von mir angestellten Versuchen, gibt dieses Verfahren ein sehr leichtes, und, so weit ich gefunden habe, genaues Maß zur Bestimmung der relativen Beleuchtungs-Kraft brennbarer Gase. Oehl- und Steinkohlen-Gas, wie solche zu Edinburg bereitet werden, auf diesem Wege untersucht, verhielten sich in genanntem Bezuͤge, wie 17 zu 31; d.i. beinahe wie 1 zu 1, 8. Zahlreiche andere Versuche mit Oehl-Gas, sind auf diese Art gemacht worden, und in keinem, mit Ausnahme eines Einzigen, betrug die Menge des durch Chlorine verdichteten Gases, das doppelte von jenem des Kohlen-Gases. – – In einigen Faͤllen betrug die Contensation nicht uͤber 25 bis 28 Theile. Wenn diese Methode in der Folge als genau sich bewahren sollte, so gibt selbe ein Mittel an die Hand, nicht nur die Beleuchtungskraft verschiedener Gase an demselben Orte, sondern auch das Licht, welches ein Gas gibt, mit dem Lichte eines jeden andern zu vergleichen. – Obwohl durch die verschiedenen hier erwaͤhnten Methoden, das Verhaͤltniß der Beleuchtungskraft eines gegebenen Kohlen-Gases zu jener eines gegebenen Oehl-Gases bestimmt werden kann, so halte ich es doch fuͤr unmoͤglich, nach den Versuchen eines Einzelnen, hieraus ein allgemeines Verhaͤltnis fuͤr beide Gattungen von Gas fest zu sezen, da so gar Vieles auf die Art ihrer Bereitung ankoͤmmt. Wenn man das beste Kohlen-Gas gegen das beste Oehl-Gas in Vergleichung nimmt, wie dieß am billigsten ist, so vermuthe ich, daß das Erstere ohngefaͤhr die Haͤlfte der beleuchtenden Kraft des leztern zeigen, oder wenigstens so bereitet werden koͤnne. Wir kommen jezt zur wichtigen Frage: kann Oehl-Gas in oͤkonomischer Hinsicht mit Steinkohlen-Gas concurriren? es leidet keinen Zweifel, daß Oehl-Gas, wenn es so wohlfeil als Kohlen-Gas erzeugt werden koͤnnte, aus mehr als einem Grunde den Vorzug verdienen wuͤrde. Das zur Anlage noͤthige Capital ist viel kleiner; die Anlage fordert einen kleinern Raum; die Gasbehaͤlter sind kleiner, und der kostbare, und, bei vernachlaͤßigter Behandlung, stinkende Reinigungs-Apparat faͤllt hinweg. Noch andere Umstaͤnde, duͤrften zum entschiedenen Vorzuge des Oehl-Gases bestimmen. Allein bei allen diesen Vortheilen kann dasselbe doch mit dem Steinkohlen-Gase die Concurren; nicht bestehen, wenn es nicht eben so wohlfeil ist. Zwei Vortheile sind oft erwaͤhnt worden, wegen denen das Oehl-Gas von Vielen vorgezogen werden mußte. Der minder widerliche Geruch und die, Abwesenheit aller jener schaͤdlichen Bestandtheile, wie z.B. des geschwefelten Wasserstoffes (Sulphuretted hydrogen), durch welches das Steinkohlen-Gas, fuͤr Silberund plattirte Waaren so verderblich wird. Was den Geruch betrift, so muß ich bekennen, daß, nach allen meinen Beobachtungen, der Unterschied sehr gering zu seyn scheint. Allerdings ist derselbe zu Gunsten des Oehl-Gases; doch kann dieß, wie ich glaube, fuͤr keinen wesentlichen Vorzug einer Gasart vor der andern gelten, weil, wenn alle Fugen der Roͤhren dicht sind, kein Gas entweichen soll. Findet aber ein solches Entweichen von Gas wirklich statt, so ist, wie ich schon bemerkt habe, der Geruch desselben ein gluͤklicher Umstand, weil es eben hiedurch sich verraͤth. Daß das Oehl-Gas keinen geschwefelten Wasserstoff enthaͤlt, wird allgemein zugestanden: daß es aber deßwegen dem Steinkohlen-Gase vorzuziehen sey, ist nicht erwiesen; denn obwohl das Kohlen-Gas, bei seiner ersten Entwikelung mit schweflichten Daͤmpfen beladen ist, so ist es doch moͤglich, dasselbe ganz davon zu befreien. Hr. Neilson, von Glasgow, sagt in seinem Berichte an die Dunder-Gesellschaft, daß das in den dortigen Gaswerken erzeugte Steinkohlen-Gas, von geschwefeltem Wasserstoffe frei ist, und weder Silber noch Vergoldung faͤrbt. Eben so rein habe ich auch das Kohlen-Gas zu Edinburg gefunden, da Papier in eine Aufloͤsung von Bleizuker getaucht, nicht im geringsten davon entfaͤrbt wurde, was doch hatte geschehen muͤssen, kenn nur der kleinste Teil von geschwefeltem Wasserstoff darin waͤre enthalten gewesen. Man hat behauptet ein Vortheil des Kohlengases uͤber Oehl-Gas fuͤr Straßen. Beleuchtung bestuͤnde darin, daß die Brenner des leztern, deren Loͤcher viel kleiner sind, vom Winde leichter ausgeloͤscht werden. Allein dieser Einwurf findet nicht mehr statt, nachdem man die zu kleinen Brenner abgeschafft, und dafuͤr andere mit beinahe eben großen Loͤchern, wie fuͤr das Kohlen-Gas vorgerichtet dar. Zugegeben indessen, daß das Oehl-Gas solche Eigenschaften besize, welche uns bestimmten, ihm den Vorzug zu geben wollen wir nun erst untersuchen, ob es so wohlfeil zu erhalten sey als dasjenige, welches aus Kohlen bereitet wird. Ich habe schon oben bemerkt, daß bei der vorzuͤglichen Guͤte des Steinkohlen-Gases, wie solches gegenwaͤrtig im Allgemeinen bereitet wird kein groͤßeres Verhaͤltniß, hinsichtlich der Beleuchtungskraft der beiden Gase erwartet werden darf, als 2 zu 1, daß naͤmlich die Beleuchtungskraft des Oehl-Gases, bei gleichem Volumen daß doppelte von jener des Steinkohlen-Gases ist, und indem ich dieses annehme, glaube ich dem Erstern volle Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Wenn demnach Oehl-Gas. nicht beilaͤufig um den doppelten Preis, des Steinkohlen-Gases erhalten werden kann; so kann solches mit diesem nicht concurirren. Nach Hrn. Neilson wird zu Glasgow Steinkohlen-Gas mit dem Aufwande, von 4 1/2 Schilling fuͤr 1000 Kubik-FußWenn das Pfund Sterling im Curse zu 11 Fl. im 24 Fl. Fuße steht, so betraͤgt dieß 2 Fl. 28 1/2 kr. fuͤr 1000 Kub. Fuß in unserm Gelde.A. d. Ueb. erzeugt, jedoch, wie bekannt, unter sehr vortheilhaften Umstaͤnden. Hr. Peckstone schaͤzt die Kosten auf 5 1/2 Schilling. Bei diesen Angaben ist uns nicht bekannt, ob der Verlust durch die Fugen u. d. gl. mit eingerechnet sey. Ist es nicht, so muß der Selbstkosten um vieles hoͤher seyn. Zu Edinburg kostet die Erzeugung von 1000 Kubik-Fuß-Steinkohlen, Gas 4 Schilling und 11 Pence, aber, mit Einrechnung des Verlustes, 8 Schilling, was wir sohin als wahre Selbstkosten annehmen muͤssen. Dabei wird dieses Gas, fuͤr 12 Schilling per 1000 Kub. Fuß verkauft, so daß sich ein gutes Interesse von Kapital abwirft, gegenwaͤrtig 8 per Cent. – Die ganz einfache Frage ist also nun diese: kann Oehl-Gas, unter der Voraussezung seines doppelten Beleuchtungs-Vermoͤgens, fuͤr 16 Schilling per 1000 Kub. Fuß, oder selbst fuͤr 24 Schilling erzeugt werden, und dabei einen gleichen Profit abwerfen? denn es gibt viele Leute, welche eine so hohe Meinung von Oehl-Gase haben, daß sie es dreimahl theurer als Kohlen-Gas bezahlen. Hr. Ricardo, welcher ein sehr starker Vertheidiger des Oehl-Gases war, hat die Selbstkosten desselben im Geringsten zu 27 Schilling fuͤr 1000 Kub. Fuß angegeben, wobei er den Preis des Oehles zu 2 Schilling annahm. Zu Hull wird dieselbe Quantitaͤt fuͤr 28 Schilling, und zu Bow fuͤr 26 Schilling bereitet. Hr. Pockstone hat diesen Kosten auf 27 Schilling und 9 Pence, oder, in runder Zahl, auf 28 Schilling, und die Herren Taylor und Martineau, Patent-Inhaber fuͤr den Oehl-Gas-Apparat, haben solche auf 26 Schilling berechnet. Wenn wir demnach die geringsten dieser Kosten annehmen, wie solche die Patent-Inhaber selbst angeben, so kostet die Erzeugung von Oehl-Gas mehr als dreimahl so viel als jene des Steinkohlen-Gases. Ist nun dieses, bei dem gegenwaͤrtigen Preise von Oehl, der geringste Erzeugungs-Kosten des Oehl-Gases, so kann selbes, bei der angenommenen doppelten Beleuchtungs-Kraft, die Concurrenz mit dem Kohlen-Gase nie bestehen. Gesezt aber auch, daß seine Beleuchtungskraft dreimahl groͤßer, als jene des Kohlen-Gases waͤre, so muͤßte es, da das Leztere 8 Schilling kostet, fuͤr 24 Schilling erzeugt werden koͤnnen, statt 26, was seine Bereitung (fuͤr 1000 Kub. Fuß), nach dem niedrigsten Anschlage lostet. Nur in dem Falle also, daß das Oehl-Gas dreimahl mehr Licht gaͤbe, und nicht mehr als dreimahl mehr kostete, als Kohlen-Gas, koͤnnte solches dem Leztern gleich gestellt werden, was denn auch in einigen Gas-Anstalten welche unter den moͤglich guͤnstigsten Umstaͤnden arbeiten, wie z.B. zu Leith, wohl der Fall seyn mag. Daselbst versieht der Aufseher, mit einem jaͤhrlichen Gehalte von 100 Pfund, zugleich die Geschaͤfte des Buchhalters, des Maschinisten, und des Sekretaͤrs, waͤhrend bei vielen andern Oehl-Gas-Werken fuͤr jedes dieser Geschaͤfte ein besonders Individuum mit einem groͤßern Gehalte, als der Aufseher zu Leith beziehet, angestellt ist. Waͤre eine Anstalt dieser Art in voller Thaͤtigkeit, so, daß alles Gas, was sie erzeugen koͤnnte, abgesezt wuͤrde, so moͤchte sie vielleicht zu einem geringern Preise, als wir angenommen haben, Oehl-Gas fabriciren, welches Viele, die eine hohe Idee von dieser Art Gas haben, lieber als Kohlen-Gas kaufen wuͤrden. – Sechs Retorten, welche die Gas-Compagnie zu Leith gegenwaͤrtig besizt, erzeugen jeden Tag, bei zehnstuͤndiger Arbeit, 8000 Kub. Fuß Gas. Hierzu werden 80 Gallons Oehl erfordert, die Gallons zu 1 Schilling und 6 Pence; wir wollen es aber zu 1 Schilling und 9 Pence rechnen, um welchen Preis, wenn das Oehl themer werden sollte, Palmen-Oehl gekauft werden kann. Dieß macht also 7 = 0 = 0 Fuͤr Kohlen 0 = 8 = 0 Fuͤr den Aufseher 0 = 6 = 0 Fuͤr Loͤhnungen der Arbeiter 0 = 8 = 0 Abnuͤzung des Werkes (jaͤhrlich zu 100 PfundSterling gerechnet, welches hinlaͤnglich ist) 0 = 6 = 0 –––––––– 8 = 8 = 0 So koͤnnten also 8000 Kub. Fuß Oehl-Gas fuͤr 8 Pfund 8 Schilling (acht Guinneen) erzeugt werden. Wir muͤssen aber dabei den Verlust in Anschlag bringen, welchen das Gas leidet, ehe selbes den Abnehmern zugefuͤhrt wird, und welcher beilaͤufig den sechsten Theil des Ganzen betraͤgtDieß ist der wirklich der Verlust, wie er durch verschiedene Versuche gefunden wurde., und hiernach reduzirt sich die Quantitaͤt des (abgesehen) Gases auf 6600 Kub. Fuß, und der eigentliche Selbkosten fuͤr 1000 Kub. Fuß ergibt sich zu 25 Schilling 6 Pence. Wir wollen nun untersuchen, ob, bei dieser Fabrikation, und unter der Voraussezung, daß das Oehl Gas dreimahl mehr Licht gebe, folglich dreimahl theuer verkauft werde, als Steinkohlen-Gas, ein Gewinn fuͤr die Unternehmer sich auswerfe. Die Leith-Compagnie hat zwar gegenwaͤrtig nur 6 Retorten, sie muß aber, wenn sie ihre Werke ausdehnen will, noch sechse anschaffen, und ihr Kapital vergroͤßert sich dann auf 15,000 Pfund Sterling. Zwoͤlf Retorten sollten 16,000 Kubikfuß Gas taͤglich erzeugen; ist jedoch dieß die groͤßte Quantitaͤt, welche bereitet werden kann, und welche fuͤr den Verbrauch im Winter noͤthig ist, so muß das Beduͤrfnis und die Abnahme im Sommer geringer seyn. Berechnet man im Durchschnitte die Zahl der Stunden im ganzen Jahr, waͤhrend welchen Gas abgeliefert werden muß, so belaͤuft sich der jaͤhrliche Verbrauch nahe auf 4 Millionen Kubikfuß. Die Kosten der Erzeugung dieser Quantitaͤt von Gas betragen, mit Einrechnung des Verlustes oder Abganges durch die Fugen 5100 Das Ertraͤgniß hingegen, wenn das Gas zu 36 Schilling fuͤr 1000 Kub. Fuß verkauft wird, waͤre 7200 –––– Bliebe ein Gewinn von 2100 zur Bezahlung der Interessen von 15,000 Pfund, und zu einem Tilgungs-Fond zur Bestreitung zufaͤlliger Auslagen. Aber diese ganze Berechnung gruͤndet sich auf die Voraussezung, daß das Oehl-Gas (Kubikfuß fuͤr Kubikfuß) dreimahl theurer als das Kohlen-Gas bezahlt werde, und daß hievon zu einer bestimmten Beleuchtung nur ein Drittel des hiezu erforderlichen Kohlen-Gases noͤthig sey. Findet diese doppelte Voraussezung nicht Statt, dann kann das Oehl-Gas, bei seinen gegenwaͤrtigen Erzeugungskosten, die Concurrenz mit dem Steinkohlen-Gase nicht bestehen. Man kann hier die Frage auswerfen: Wenn Oehl-Gas fuͤr beilaͤufig 25 1/2 Schilling per 1000 Kub. Fuß erzeugt werden kann, warum laͤßt eine Compagnie, wie die von Leith, sich 40 Schilling dafuͤr bezahlen? – Und dieß war bis jezt ihr geringster Preis. – Die Antwort hierauf ist leicht. Sie erzeugen es gegenwaͤrtig nicht fuͤr 25 1/2 Schilling. Jede Anstalt dieser Art befindet sich bei ihrem Entstehen nicht in ihrer vollen Beschaͤftigung, und sie hat daher von der gegenwaͤrtig abgesehen Gas-Menge keine hinreichende Einnahme, um die Auslagen zu deken, und einen Gewinn von ihrem Kapitale zu ziehen, wenn sie ihr erzeugtes Gas zu einem niedrigerem Preise absezt. Hieraus entsteht noch eine zweite Frage: Wenn die Compagnie ihre Verkauf-Preise herab sezte, wuͤrde sie hiedurch eine groͤßere Abnahme, und folglich einen groͤßern Profit erzielen? – Ohne allen Zweifel wuͤrde hie Abnahme staͤrker werden; denn gegenwaͤrtig ist diese, wegen des hohen Preises, nicht betraͤchtlich, folglich liegt ein Theil des Kapitals todt; da hingegen bei einer groͤßern Abnahme die Selbstkosten der Erzeugung sich vermindern wuͤrden, mithin auch die Verkaufs-Preise herabgesezt werden koͤnnten. Indessen wuͤrde der hieraus entstehende Unterschied nicht so bedeutend werden, wie bei den Kohlen- Gas- Apparaten. Bei diesen ist der Werth des rohen Materials (der Steinkohlen) eine Kleinigkeit im Vergleiche mit dem uͤbrigen Aufwande; durch Erweiterung solcher Werke kann daher die Erzeugung des Gases um Vieles wohlfeiler werben; allein bei Oehl- Gas- Anstalten ist das Oehl die vorzuͤglichste Auslage, und diese bleibt bei einer vermehrten Erzeugnis, wenn auch die Kosten der Arbeit u.a. nicht bedeutend vermehrt werden, immer in demselben Verhaͤltnisse mit der erzeugten groͤßern Quantitaͤt. Obwohl ich hiemit meine Meinung gegen Oehl-Gas, so wie es jezt gemacht wird, ausgesprochen habe, so will ich doch keineswegs behaupten, daß dasselbe nie mit dem Steinkohlen-Gase zu concurriren im Stande seyn werde. Die Oehl- Gas- Apparate sind noch in ihrer Kindheit, und, da es erwiesen ist, daß bei der gegenwaͤrtigen Art das Oehl zu zersezen und in Gas zu verwandeln ein betraͤchtlicher Verlust an seiner Beleuchtungskraft Statt findet, so koͤnnen in der Folge noch andere wirksamere und vortheilhaftere Verfahrungs-Arten zu dessen Zersezung entdekt werden, wodurch die Kosten seine Erzeugung vermindert, folglich die Verkaufs-Preise herabgesetz werden, und so das Oehl-Gas mit dem Steinkohlen-Gase in Concurrenz gebracht werden kann; jedoch, wie ich bereits bewirkt habe, immer unter der Voraussezung, daß es (bei gleichem Maße) dreimahl mehr Licht als Kohlengas gebe; gibt es hingegen nur zweimahl so viel Licht als gutes Steinkohlen-Gas, so fuͤrchte ich, daß es mit lezterm einen Vergleich nie werde bestehen koͤnnen.