Titel: Ueber eine sehr wohlfeile Methode, den salzsauren Kalk in den Salinen zu gewinnen.
Autor: Dr. phil. Johann Gottfried Dingler [GND]
Fundstelle: Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XXXIV., S. 184
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XXXIV. Ueber eine sehr wohlfeile Methode, den salzsauren Kalk in den Salinen zu gewinnen. Vom Herausgeber. Dingler über eine sehr wohlfeile Methode, den salzsauren Kalk in den Salinen zu gewinnen. In N° 244 des allgemeinen Anzeigers der Deutschen ist die Frage aufgeworfen wie sich der kochsalzsaure Kalk im Großen auf eine einfache und wohlfeile Art herstellen lasse? In N° 250 ist diese Frage zwar beantwortet, aber ohne Erfolg fuͤr den deutschen Landwirth, weil die Salzsaͤure in Deutschland noch nicht als Nebenproduct gewonnen wird, wie es in Frankreich, bei der Soda-Fabrikation der Fall ist wo man den salzsauren Kalk so wohlfeil darstellt, daß auch der Landwirth davon mit Vortheil Anwendung machen kann. Der Schooß der vaterlaͤndischen Erde bietet uns indessen das Mittel dar, salzsauren Kalk aͤußerst wohlfeil darzustellen, naͤmlich aus den Mutterlaugen derjenigen Salinen, welche salzsaure Talkerde enthalten. Aus diesen scheidet man die Talkerde durch gebrannten und an der Luft zerfallenen Kalk oder durch Kreide aus, je nachdem die Oertlichkeit das eine oder das andere Faͤllungsmittel am wohlfeilsten darbietet. Die klare Fluͤßigkeit, welche den salzsauren Kalk geloͤst enthaͤlt, sondert man ab, und dampft sie in bleiernen Pfannen zur Trokne ein. Die Aufbewahrung und Versendung muß in luftdichten Faͤssern oder Steingut-Gefaͤßen statt finden. Einer weitern Anleitung wirb es nicht beduͤrfen, um Salinenbeamte in Stand zu sezen, den salzsauren Kalk auf diese sehr leichte und wohlfeile Art darzustellen. Außer dem in diesem Journale Bd. XIV. S. 370. angefuͤhrten landwirtschaftlichen Zwek, ist, wie wir auf S. 175. in diesem Hefte anfuͤhrten, der salzsaure Kalk bekanntlich das Mittel, um weinsteinsaures Kali zur weitern Bearbeitung auf Weinsteinsaure, vollkommen zu zersezen; eben so ist er im ausgegluͤhten Zustand das verlaͤßlichste Mittel um den Weingeist wasserfrei darzustellen; so wie seiner hycroscopischen Eigenschaft wegen ein treffliches Zusazmittel zur Schlichte fuͤr Baumwollen-Gewebe. Acht Loth dieses Salzes sind hinreichend fuͤr 16 bis 24 Pfund Weberschlichte bei deren Anwendung der Weber in troknen Zimmern die feinsten Baumwollen-Gewebe verfertigen kann. Eine zusammengeseztere Schlichte ist in diesem Journal B. 6. S. 80. angegeben. Daß die bei der Bereitung des salzsauren Kalkes gewonnene etwas kalkhaltige Talkerde zu mehreren technischen Zweken mit Nuzen verwendet werden kann, wird wohl den meisten Salinenbeamten bekannt seyn.