Titel: Le Maire's Hizkessel (Caléfacteur); ein Apparat zum Kochen der Speisen, des Fleisches sowohl als der Gemüse, und anderer Victualien; auch zum Wasser Hizen und Dämpfen.
Fundstelle: Band 15, Jahrgang 1824, Nr. CIII. CII. , S. 445
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CIII. CII. Le Maire's Hizkessel (Caléfacteur); ein Apparat zum Kochen der Speisen, des Fleisches sowohl als der Gemüse, und anderer Victualien; auch zum Wasser Hizen und Dämpfen. Aus dem Dictionnaire Technologique. B. 4. S. 74. Auch in Gill's technical Repository. September 1824. S. 175. (Im Auszuge.) Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Le Maire's Hizkessel; ein Apparat zum Kochen der Speisen. Wir haben im IX. B. S. 335 die Berichte der HHrn. Fourier und Thénard uͤber dieses Kochgefaͤß mitgetheiltPolytechn. Journ. Bd. IX, S. 335. D.; auf die Nothwendigkeit einer Abbildung aufmerksam gemacht, die hier folgt: Fig. 21. Tab. VIII, zeigt dasselbe im senkrechten Durchschnitte. ABCD ist ein cylindrisches Gefaͤß, welches ein anderes, inneres, von allen Seiten umgibt, und auf dasselbe aufgeloͤthet ist. Dieses doppelte Gefaͤß ist oben offen, und in der doppelten Scheibe, die der Boden desselben bildet, ist eine Oeffung, H, angebracht, welche eine Verbindung zwischen dem inneren oder kleineren Gefaͤße und der aͤußeren Luft herstellt. Der Schieber, HC , dient zur beliebigen Unterbrechung dieser Verbindung. Der Raum zwischen den beiden Cylindern hat bloß drei kleine Oeffnungen: die eine oben bei K, um Wasser in den Raum zwischen den beiden Cylindern einzugießen; die andere am Boden mit einem Hahne, um das Wasser abzulassen; und die dritte bei L, zum Abzuͤge des Dampfes, die aber fuͤglich wegbleiben kann, indem dieselbe Oeffnung, durch die das Wasser eingegossen wird, auch zur Ausfuͤhrung des Dampfes durch die gekruͤmmte Roͤhre LM dienen kann. In den so eben beschriebenen doppelten Cylinder kommen cylindrisches Gefaͤß I, welches in der Hoͤhlung desselben zu beiden Seiten ungefaͤhr um zwei Linien absteht, und mit seiner oberen Kante auf der Kante des Doppelcylinders so ruht, daß es in einer gewissen Entfernung von dem Boden ruht. Der am Boden uͤbrig bleibende Raum enthaͤlt eine Scheibe, eg, aus Eisenblech, die durchloͤchert ist, und deren erhabener Rand beinahe die innere Wand des Doppel-Cylinders beruͤhrt. Diese Scheibe ruht auf drei Fuͤssen auf dem Boden des Cylinders ungefaͤhr 6 Linien uͤber demselben. Ein drittes, gleichfalls cylindrisches, Gefaͤß P, mit einem Dekel schiebt sich etwas in das zweite Gefaͤß ein, und schließt luftdicht mit demselben. Mittelst eines Henkels, AF D, kann man den ganzen Apparat von der Stelle tragen, der, noͤthigen Falles, in ein grobes nasses Tuch, RSTU, von allen Seiten eingeschlagen werden kann. Auf diese Weise vorgerichtet dient dieser Kessel zum Hizen des Wassers, zum Sieden verschiedener Lebensmittel, und zur Bereitung der Suppe. Wenn er zum Daͤmpfen dienen soll, muͤssen einige Veraͤnderungen daran angebracht werden. Es wird aus der oben gegebenen Beschreibung erhellen, daß die doppelte Bedekung des Gefaͤßes ABCD, das innere Gefaͤß I, und endlich das Gefaͤß mit seinem Dekel P, wenn sie alle mit Wasser gefaͤllt sind, bei der großen Waͤrme-Capacitaͤt des lezteren, wenn man unter die ganze Masse Feuer anschuͤrt, ein bedeutender Hiz-Behaͤlter werden muß, vorzuͤglich wenn man die Huͤlle RSTU anwendet, um das Entweichen der Daͤmpfe aus den Cylindern zu verhuͤten. Wenn man ferner noch den Vortheil bedenkt, daß die Hize hier auf eine sehr oͤkonomische Weise erzeugt wird, indem die Kohlen zwischen Oberflaͤchen brennen, welche die Hize mit aller Gewalt einsaugen, und das Product der Verbrennung in sehr duͤnnen tagen zwischen den stark leitenden Scheidewaͤnden durchgeht, so kann uͤber die Wirksamkeit dieses Apparates kein Zweifel uͤbrig bleiben, vorzuͤglich bei Bereitung einer Suppe. Nachdem man das Fleisch und das Wasser in das innere Gefaͤß (den Topf) gebracht, und das aͤußere vorlaͤufig mit Wasser gefuͤllt hat, wird mit kleinen Holzkohlen Feuer auf dem Herde, d.h. auf der Scheibe von Eisenblech, eg, angeschuͤrt, und der Topf wird mit seinem Dekel-Gefaͤße bedekt. Anfangs sezt man den Topf so auf, daß seine Kante nicht ganz auf die Kante des großen Gefaͤßes faͤllt; was dadurch geschieht, daß man die drei kleinen hervorstehenden Stuͤke am Rande nicht in die drei correspondirenden Ausschnitte in dem Rande des aͤußeren Gefaͤßes fallen laͤßt. Auf diese Weise bleibt hinlaͤnglich Raum zur Entweichung des kohlensauren Gases. In diesem Zustande laͤßt man alles, bis das Wasser in dem aͤußeren Gefaͤße anfaͤngt zu sieden (was man an dem Aufsteigen von etwas Dampf bei M, an der Roͤhre LM, der sich gewoͤhnlich nach 36 bis 40 Minuten zeigt, erkennt) und endlich auch das Wasser in dem Topfe kocht. Dann wird das Dekelgefaͤß von demselben abgehoben, die Suppe abgeschaͤumt, gesalzen, Gruͤnzeug hineingethan etc., und nun erst werden dadurch, daß man die hervorstehenden Stuͤke am Rande in die Ausschnitte einfallen laͤßt, die Gefaͤße uͤber einander zum vollen Schluße gebracht. Das Wasser in dem oberen Gefaͤße P, welches bei dem ersten Kochen verduͤnstete, wird nun nachgefuͤllt, der Schieber HC geschlossen, und der Luft aller Zugang versperrt. Nachdem nun der ganze Apparat mit dem Tuche umhuͤllt wurde, hat man nichts weiter mehr zu thun, als die Suppe nach 6 Stunden warm und wohlschmekend herauszunehmen. Hr. Thénard bemerkte bei dem Gebrauche diesen Kessels, daß beinahe 2/3 der Kohlen unverbrannt blieben; daß, wenn man die Bruͤhe neuerdings in Sud bringen will, man nur etwas frische Luft geben, das kohlensaure Gas entweichen lassen, und dann den Schieber schließen darf: um sich aber auch diese Muͤhe zu ersparen, ließ er, nach dem Abschaͤumen waͤhrend des Kochens, zwischen dem Ende des Schiebers und dem Rande des Loches nur einen Raum von einigen Millimetern, oder durchloͤcherte das Ende des Schiebers in eben diesem Verhaͤltnisse. Wenn man diesen Kessel als Apparat zum Daͤmpfen braucht, wird die senkrechte Roͤhre, L'M', Fig. 22, die an der Seite des Dampfgefaͤßes angebracht ist, uͤber die Roͤhre LM in Fig. 21 so gebracht, daß sie dieselbe von allen Seiten umgibt, und dann wird der Dampf bei der Oeffnung N, die wie gewoͤhnlich unten an dem Dampfgefaͤße angebracht ist, in dasselbe eintreten. Dieses Gefaͤß muß mit einer Sicherheitsklappe und mit einem Wasserringe versehen seyn, damit der Dekel in denselben eintauchen, und das Ausstroͤmen des Dampfes verhindert werden kann. Wenn man statt des Topfes I, eine eiserne Pfanne I' (Fig. 23) nimmt, so dient dieser Apparat auch zum Baken. Diese Pfanne wird mittelst zweier Henkel A' und E' in den Koͤrper des Doppel-Cylinders in gehoͤrige Entfernung von dem Kohlenfeuer hinabgelassen; das zu bakende Brod wird auf die Pfanne gelegt, und die Hize wird sich durch die im Grunde derselben angebrachtes Loͤcher gleichfoͤrmig verbreiten. Man kann auch das obere Gefaͤß, P', statt einer Pfanne brauchen, um gleichzeitig andere Artikel zu hizen: die Central-Roͤhre kann durch die kleine Platte, p', im Dekel mehr oder minder geschlossen werden, je nachdem man dieselbe daruͤber dreht. Waͤhrend des Bakens muß der Schieber HC nur zum Theile geschlossen seyn, damit die Kohlen waͤhrend des Bakens immer brennenDer Hr. Regierungs-Praͤsident des Oberdonau-Kreises, Freth. v. Gravenreuth, brachte voriges Jahr einen solchen Koch-Apparat von Paris hieher, in dem wir zur eignen Ueberzeugung seiner Brauchbarkeit eine Mahlzeit fuͤr 10 Personen kochten. Die zubereitete Speisen waren uͤber Erwartung gut gekocht und schmakhaft; und der noͤthige Bedarf an Holzkohlenbetrug kaum einen Kreuzer im Werth, weßhalb er allgemeiner eingefuͤhrt zu werden verdient. Wer einen solchen Koch-Apparat zu besizen wuͤnscht, dem kann er nach dem Muster des Pariser in Augsburg verfertigt werden, weßhalb man sich an den Fabrikanten lakirter Blechwaaren Hrn. Ferd. Friedr. Zoller daselbst zu wenden hat. D..