Titel: Ueber die Unklugheit die Ausfuhr der englischen Maschinen gesezlich zu erlauben.
Fundstelle: Band 15, Jahrgang 1824, Nr. CVII. CVI. , S. 475
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CVII. CVI. Ueber die Unklugheit die Ausfuhr der englischen Maschinen gesezlich zu erlauben. Auszug aus dem IV. Berichte des Ausschusses des Hauses der Gemeinen uͤber Kuͤnstler und Maschinen. Sizung vom 26ten Maͤrz 1824. (Jos. Hume, Esqu., praͤsidirte.) Aus Hrn. Gill's technical Repository. N. 31. S. 35.Man wird aus diesem Berichte noch mehr als aus dem im vorstehenden mitgetheilten die Stimmung der englischen Fabrikanten gegen uns auf dem festen Lande entnehmen koͤnnen. Ob diese uns von unserer Anglomanie zu heilen vermag; ob wir so klug seyn wollen, die Einfuhr der Waaren der Englaͤnder eben so zu verbiethen, wie sie die Ausfuhr ihrer Maschinen, und unser Interesse eben so gut im Auge zu halten, wie sie das ihrige; dieß wird die Zukunft zeigen, wenn es anders fuͤr unsere Fabriken in jenen Staaten, in welchen freie Einfuhr besteht, noch eine Zukunft geben kann. A. d. Ueb. N. 32. S. 106. N. 33. S. 159. N. 34. S. 260. Ueber die Unklugheit, die Ausfuhr der englischen Maschinen gesezlich zu erlauben. Es wurde ein Maschinist vorgerufen, Hr. Wilh. Brunton, welcher auf die an ihn gestellten Fragen aussagte: Daß er sich mit Verfertigung der Baumwollen-Fabriken-Maschinen und der Dampfmaschinen seit dem Jahre 1790, seit 34 Jahren also, beschaͤftigt; daß er Gestaltung freier Ausfuhr der Maschinen aus England sehr nachtheilig fuͤr England haͤlt, indem sie den Leuten auf dem festen Lande Vortheile uͤber die Fabrikanten in England verschafft, waͤhrend diese niemahls mehr beschaͤftigt waren, als jezt. „Warum“, sagte er, „Maschinen verkaufen, die wir selbst gut brauchen koͤnnen? Wenn wir Maschinen ausfuͤhren, werden wir bald mehr Maschinen machen, als wir brauchen; dadurch werden aber weniger Menschen beschaͤftigt werden; denn eine Maschine kann viele Menschen Jahre lang beschaͤftigen, das Verfertigen einer Maschine aber beschaͤftigt sie nur ein paar Monatelang.“ Er versichert, daß jedes; englische Fabrikant jeden Augenblik so viel Maschinen erhalten kann, als er braucht; daß die englischen Maschinen-Fabrikanten noch mehr Maschinen liefern koͤnnten, wenn man welche von ihnen verlangte; daß aber die englischen Fabriken durch die Ausfuhr der Maschinen sehr leiden, indem die franzoͤsischen Maschinen nicht so gut sind; daß, wenn man die Ausfuhr der Maschinen gestattet, der Handel mit denselben bald sein Ende erleben wird, indem, wo man Maschinen braucht, dieselben auch ausgebessert werden muͤssen, und dort, wo man Maschinen ausbessert, man dieselben auch machen lernt, und im Falle eines Krieges machen muß, daß uͤberdieß der Absaz dieser Maschinen auch von Launen und von willkuͤhrlichen Zoll-Erhoͤhungen abhaͤngt, indem Frankreich erst neulich bei den Dampfmaschinen den Einfuhrszoll von 15 p. C. auf 30 erhoͤhte, obschon England der Ausfuhr der Dampfmaschinen kein Hinderniß im Wege legt; daß zwischen einer Dampfmaschine und einer Baumwollenmaschine ein Unterschied ist; eine Baumwollenmaschine ist wie eine Kornmuͤhle: Niemand wird sie verkaufen, wenn er selbst Korn zu mahlen hat; daß die Ausfuhr der Dampfmaschinen Englands Interesse, durchaus nicht gefoͤrdert hat; daß England durch Ausfuhr der Maschinen zur Verfertigung seiner Stapel-Waaren: Baumwollen-Wollen- und Leinen-Waaren, auch dann noch verliert, wann die im Auslande verfertigten Maschinen zu diesen Fabrikaten selbst wirtlich so gut waͤren, wie die englischen; daß, wenn die englischen Maschinen-Macher jezt nicht alle Bestellungen befriedigen koͤnnen, dieß daher ruͤhrt, daß man im Lande selbst so viele Maschinen braucht, und eben daher keine verkaufen soll; daß seit einem, Jahre die Nachfrage nach denselben taͤglich zunimmt; indem die Beschaͤftigung der Maschinen-Fabrikanten immer im Verhaͤltnisse mit der Beschaͤftigung der Fabriken steht, die dieser Maschinen beduͤrfen; daß aber auch dann, wann die englischen Fabriken keine Maschinen brauchten, diese nicht ausgefuͤhrt werden sollten, indem der Erfinder derselben, der ein Patent dafuͤr bezahlte, dadurch in seinem Rechte beeintraͤchtigt wird, eben so wie das englische Volk, welches in diesem Falle haͤrter gehalten ist, als das Ausland, da dieses von der Maschine Gebrauch machen kann, das englische Volk aber nicht vor 14 Jahren diese Maschine benuͤzen darf; daß es lediglich der schlechten Handhabung der bestehenden Ausfuhrs-Verbothe zuzuschreiten ist, wenn Maschinen aus England ausgefuͤhrt werden, deren Ausfuhr verbothen ist; daß, da Maschinen taͤglich verbessert werden koͤnnen und muͤssen. Niemand einen Kreuzer auf Verbesserung der Maschinen wenden wird, wenn er weiß, daß man dieselbe oder ein Modell hiervon in der naͤchsten Woche uͤber den Canal fuͤhren darf; daß, wenn auch der Erfinder dabei gewaͤnne, er doch nicht das Recht hat, seinem Lande dadurch Schaden zuzufuͤgen, daß er seine eigene Erfindung uͤber alle Meere fuͤhrt; daß das Ausland ohnedieß schon zuviel englische Maschinen besizt; daß Maschinen-Ausfuͤhren eben soviel ist, als die Kuͤnstler selbst ausfuͤhren; daß England durch seine Local-Verhaͤltnisse, z. B: durch den Reichthum an Steinkohlen Und durch die Beschraͤnkung seines Bodens mehr als jedes Land geeignet zur Anwendung von Maschinen ist, die es daher fuͤr sich allein benuͤzen soll; daß das Ausland endlich aufhoͤren muß, Maschinen aus England kommen zu lassen, es mag sich entweder vollstaͤndig damit versehen, oder dieselben selbst machen lernen, also die englischen Maschinen-Fabriken mit allen; darauf gewendeten Capitale desto eher zu Grunde gehen muͤssen, je mehr sie sich durch die jezige haͤufige Nachfrage vergroͤßern. „Wenn man euch sagt, daß z.B. aus Suͤd-America Bestellungen auf Maschinen von 5 bis 10,000 Pf. Sterl. Werth nach England gekommen sind, welche Maschinen nach den bestehenden Gesezen nicht aus England ausgefuͤhrt werden duͤrfen, und daß diese Personen, die aus England eine abschlaͤgige Antwort erhalten, sich nach Frankreich wenden, und von dort her dieselben Artikel beziehen, die wir ihnen verweigerten; glaubt ihr auch dann noch, daß es von unserer Seite staatsklug ist, den Franzosen zu erlauben eine Waare zu liefern, hie wir noch eher als sie haͤrten absezen koͤnnen?“ Brunton. Ich zweifle nicht, daß die Zeit kommen wird, wo die Franzosen im Stande seyn werden, diese Artikel eben so gut zu liefern, als wir dieselben gegenwaͤrtig erzeugen; ich zweifle nicht sehr daran; aber es geziemt sich nicht fuͤr uns, als Nation, so scheint es mir wenigstens, diese Zukunft zu beschleunigen. Wir haben nach vieljaͤhriger Erfahrung es endlich auf einen bedeutenden Grad von Vollkommenheit in Kenntniß der Verfertigung der Maschinen gebracht, und es waͤre ungereimt, wenn wir uns selbst und alle unsere Muͤhe und Arbeit dem Emporkommen der Franzosen oder irgend einem anderen Volke, dem es beliebt, daher zu kommen, und sich derselben zu bemaͤchtigen, aufopfern wollten. „Waͤre es nicht eben so wuͤnschenswerth, wenn es seyn koͤnnte, daß wir die ganze Welt mit Barbiermessern, wie mit Baumwollen-Waaren, versaͤhen?“ Brunton. Wenn es seyn koͤnnte! Es ist zu spaͤt fuͤr uns, die Ausfuhr der Hammer und Ambosse zu verbiethen! Ich fuͤrchte, der Tag ist voruͤber, wo man die Ausfuhr der Maschinen haͤtte verbiethen koͤnnen. Wir haben viel uͤber die Wirkung gehoͤrt, welche Beschreibungen gewisser Maschinen in verschiedenen Werken hervorgebracht habenBekanntlich wollten die Englaͤnder aus diesem Grunde ein Verboth der Ausfuhr von Rees's Cyclopaedia bei dem Parliamente bewirken. A. d. Ueb.. Hr. Osler, Deputirter bei der Handelskammer zu Birmingham, der hieruͤber befragt wurde, zeigte, daß ein großmaͤchtiger Unterschied zwischen einem Sachverstaͤndigen und dem Besize der wirklichen Maschine und zwischen einer bloßen Beschreibung und Zeichnung derselben Statt hat. Unsere Birminghamer Maschinen, von welchen ich jezt sprechen will, sind selten oder niemahls in einem unserer heutigen Werke beschrieben. Die Birminghamer Maschinen sind voruͤbergehende Erscheinungen; sie sind bloß fuͤr den Augenblik berechnet; sie dienen bloß zu einem gewissen Zweke, und verschwinden mit der Mode, in deren Dienste sie stehen; sie sind oft bloß zwischen die Mauern einer einzelnen Fabrik oder Stadt verbannt. Und doch getraue ich mir zu behaupten, daß die Ausfuhr einer solchen Maschine (die oft so leicht und tragbar ist, daß man mehrere derselben in eine große Kiste bringen, und uͤber Wasser schiken kann, ohne daß Jemand etwas von derselben ahndet) der Stadt Birmingham hoͤchst nachtheilig seyn wuͤrde. „Also halten die Birminghamer Fabrikanten ihre eigenen Maschinen selbst wechselseitig unter sich geheim?“ Brunton. Das versteht sich. „Wenn diese Maschinen so klein sind, koͤnnt ihr dann noch glauben, daß irgend ein bestehendes Gesez auch nur die mindeste Beihuͤlfe zur Verhinderung der Ausfuhr derselben gewahren kann?“ Brunton. Ja, ich glaube es; es ist sehr leicht moͤglich, und ich weiß, daß selbst die gegenwaͤrtig bestehenden Geseze die Ausfuhr selbst solcher kleiner Maschinen hinderten. „Koͤnnt ihr dem Ausschusse eine Idee angeben, wie man die Ausfuhrs-Verbothe mit einigem Erfolge bei der Visitation handhaben kann?“ Brunton. Maschinen, die versendet werden sollen, muͤssen aufgestellt, nicht eingepakt, zur Beschauung auf das Zoll-Amt geschikt werden; dann wird man sie von jenen Maschinen, deren Ausfuhr erlaubt ist, sicher Unterscheiden koͤnnen. Daß dieses Verfahren uͤbrigens seine Schwierigkeiten hat, ist offenbar. Wo Duzende verschiedener Stuͤke von Maschinen in Saͤgespaͤnen unter einander liegen, laͤßt sich nichts mit Sicherheit erkennen, ob es verbothen ist. Man sollte das Einpaken in Saͤgespaͤne durchaus nicht gestatten, sondern die einzelnen Stuͤke der Maschine in eigene Abtheilungen durch Querhoͤlzer in der Kiste legen, damit sie dem Beschauer nicht entgehen, der, wenn er sich auf Maschinen-Wesen versteht, bald sehen wird, ob die Angabe des Versenders mit der Waare uͤbereinstimmt. Ein Baumwollen-Spinner, Hr. Peter Ewart, ward vorgerufen. Er sagte auf die an ihm gerichteten Fragen aus: Daß er seit 30 Jahren Besizer einer Baumwollen-Spinnerei ist, und vorher Maschinist 6 Jahr, lang bei Hrn. Rennie und 5 Jahre lang bei den Hrn. Boulton etc. Watt war; daß die gegenwaͤrtig bestehenden Ausfuhrs-Verbothe wohl die unmittelbare Wirkung haben, zuweilen die Ausfuhr zu verhindern, indem hier und da auf dem Zollhause etwas entdekt wird; daß sie aber auch eine andere nachtheilige Wirkung mittelbar hervorbringen, naͤmlich diese, daß derjenige, der sie ausfuͤhrt, sich Leuten anvertrauen muß, die kein Vertrauen verdienen, und Agenten brauchen muß, die wenig Treu und Glauben besizen; diese Agenten benuͤzen ihren eigenen Vortheil, und wachen die Anzeige; die Waare wird entdekt etc. Dieß geschah erst neulich in dem Hafen von London selbst. – Er glaubte, daß die bestehenden Geseze die Ausfuhr der Maschinen fuͤr Baumwollen-Fabriken wirtlich so beschraͤnkten, daß man dies selbe bisher als unbedeutend betrachten kann. „Wißt ihr, ob die Auslaͤnder leicht Zeichnungen und Modelle von allen unseren Maschinen erhalten koͤnnen?“ Ewart. Zeichnungen erhalten sie leicht, schwerer aber Modelle, obschon auch dieß nicht gar zu schwer haͤlt. Nach beiden kann aber selbst ein englischer Kuͤnstler keine vollkommene Maschine verfertigen: das Modell muͤßte nur so groß seyn, wie die Maschine selbst. „Was ist Eure Meinung in Hinsicht auf die Geschiklichkeit der Metall-Arbeiter; ist, nach Eueren Erfahrungen, der Englaͤnder oder der Auslaͤnder im Durchschnitte hierin geschillert.“ Ewart. Einige der besten Metall-Arbeiter, die ich jemahls gesehen habe, waren Auslaͤnder: Deutsche Einer der besten chirurgischen Instrumenten-Macher zu London ist auch gegenwaͤrtig ein Deutscher, Hr. Weiß on the Strand. A. d. Ueb. und Franzosen; allein sie machen kleine Sachen fuͤr Uhren, mathematische Instrumente, nicht fuͤr große Maschinen. Die auslaͤndischen Maschinen-Fabrikanten verlegen sich nie auf eine Arbeit besonders, wie die unsrigen; sie sind daher nicht in jedem einzelnen Handgriffe so geschikt und vollendet wie die unsrigen; im Allgemeinen aber sind sie eben so gute Arbeiter, als die besten unter den unsrigen. „Ein Theil davon?“ Ewart. Ja! „Wem schreibt ihr die Vortrefflichkeit unserer Maschinen zu?“ Ewart. Einzig und allein den vielen Unterabtheilungen der Arbeiten bei denselben, und diese ist nur in großen Fabriken moͤglich. Die Instrumenten-Macher zur Verfertigung der Uhren in Lancashire sind vortreffliche Arbeiter und brauchen dieselben Werkzeuge, deren sich die Spinnmuͤhlen-Macher bedienen; und doch ist der geschikteste unter jenen Arbeitern, wenn er zu einem Spinnmuͤhlen-Macher kommt, ungeschikter, als ein Lehrling. So lang die Franzosen nicht so im Großen arbeiten, und die Arbeiten vertheilen, wie wir, haben wir immer einen großen Vortheil vor denselben voraus. Wir brauchten mehr als 50 Jahre zur Vollendung unserer Spinn-Maschinen. „Glaubt ihr, daß, wenn man dem englischen Maschinen-Wesen freien Markt halten laͤßt, die Franzosen uns in demselben erreichen, und uns die Fruͤchte fuͤnfzigjaͤhriger Erfahrung rauben werden?“ Ewart. Ich glaube, daß dieß geschehen wird. Bei der Frage: ob der Baumwollenwaaren-Handel in England seit 1815 zunimmt? zog er ein Papier heraus, und bewies aus den sichersten Quellen, daß in England im Jahre 1816 woͤchentlich 750 Tonnen, im Jahre 1823 aber nicht weniger als 1200 Tonnen Baumwollen woͤchentlich verbraucht wurden, und diese Zunahme schreibt er bloß dem niedrigen Preise der Baumwollen-Waaren zu, welche nun auch von der aͤrmeren Classe gekauft werden konnten. Dadurch wurden auch die Preise mancher Theile an den Spinnmaschinen theurer, weil diese mehr gesucht wurden, obschon man, durch die vermehrte Unterabtheilung der Arbeiten, dieselben leichter und besser verfertigen lernte. Es gibt jezt zwei bis drei verschiedene Classen von Spindelmachern; alle abgeschiedene Handwerke, mit Meister und Gesellen: vor dieser Vermehrung von Spinnmaschinen hatte man nur eine. Jezt, wo sich jeder auf seine Art von Spindeln beschraͤnkt, erhaͤlt man dieselben wohlfeiler und besser. Und doch verlangt man noch weit mehr Spinnmaschinen, viel mehr, als geliefert werden koͤnnen. Bestellungen aus dem Auslande wuͤrden also diese Verlegenheit der englischen Fabriken um vieles vermehren. (Er schaͤzt den Werth der, jaͤhrlich in England verfertigten, Maschinen zur Baumwollen-Verarbeitung auf 400,000 Pf. Sterl., wovon das Eisen allein an 150,000 Pf. Sterl. betraͤgt, oder ungefaͤhr 10,000 Tonnen). „Insofern Ihr mit den Handelsleuten bekannt seyd; koͤnnt ihr die Stimmung desselben angeben und sagen: ob sie die Aufhebung der Ausfuhrsverbothe der Maschinen als nachtheilig fuͤr sich erachten?“ Ewart. Insofern ich Handelsleute kenne, die mit Baum-Wollen-Waaren handeln, allerdings; sie wuͤnschen vielmehr, daß diese Verbothe verschaͤrft wuͤrden. Sie fuͤrchten, daß man dann noch mehr Maschinen fuͤr das Ausland verlangen, und in England selbst schlechter damit bedient seyn wird; daß das Ausland dadurch fruͤher in den Stand gesezt werden wird, mit uns Concurrenz zu halten, und also bei kleinem Gewinne großer Verlust seyn wird. „Meint ihr nicht, daß der englische Eisenhandel dabei leidet, wenn mehr Maschinen ausgefuͤhrt werden?“ Ewart. Durchaus nicht; es koͤnnte zwei Mahl so viel ausgefuͤhrt werden. „Wenn die Ausfuhr der Maschinen durchaus frei waͤre, wuͤrden die Baumwollen-Spinner ihre Fabriken vergroͤßern, so wie sie es jezt thun?“ Ewart. Sie koͤnnten es nicht, wenn sie auch wollten. Viele Spinnmuͤhlen mußten aus Mangel an Maschinen schon seit Monaten still stehen. Wer wird Spinn-Muͤhlen bauen, wenn man keine Maschinen zum Spinnen erhaͤlt! „Gibt es nicht sehr geschikte Mechaniker zu Manchester, die immer neue Verbesserungen an ihren Maschinen anbringen?“ Ewart. Ja. „Und glaubt ihr, daß, wenn die Ausfuhr der Maschinen erlaubt waͤre, die, von diesen Mechanikern so wie von anderen gemachten, Verbesserungen leichter und fruͤher zu den Franzosen und zu den anderen Nationen auf dem festen Lande hinuͤber gelangen wuͤrden?“ Ewart. Ja; leichter und fruͤher. Die Mechaniker wuͤrden allerdings dadurch noch mehr in Thaͤtigkeit gesezt werden; allein sie beduͤrfen keines Spornes und ihre Thaͤtigkeit ist ohnedieß zu sehr in Anspruch genommen: sie sollen mehr liefern, als sie liefern koͤnnen, und ihre Kraͤfte sind beschraͤnkt. Es braucht Jahre um Arbeiter abzurichten, Maschinen bauen zu lernen. „Hat man die Bestellungen, von welchen ihr sprecht, bei den Mechanikern zu London, oder bei jenen in Manchester gemacht?“ Ewart. Ich spreche von Mechanikern uͤberhaupt. Ich glaube nicht, daß Bestellungen zu London gemacht wurden. Ich, meines Theiles, wuͤrde zu London keine machen. „Kann man dort leine Maschinen machen?“ Ewart. Nein, außer fuͤr schweres Geld. Man muß dort erst dieses Handwerk lernen. Die Londoner sind mit dem Maschinen-Machen fuͤr Baumwollen-Fabriken, wie mit dem Uhrmachen, aus der Praxis gekommen. „Ihr sagtet, daß Muͤhlen aus Mangel an Maschinen still stehen. Wuͤrden die Eigenthuͤmer derselben sich nicht uͤberall hinwenden, um welche zu bekommen?“ Ewart. Sie wuͤrden sich sicher nicht nach London wenden, weil sie von dorther keine, erhalten koͤnnen. Ich bin sicher, daß, wenn die Londoner Maschinenmacher glaubten, daß sie denselben, welche liefern koͤnnten, sie sich mit dem Antrage, welche zu liefern an sie gewendet haben wuͤrden; sie thaten es aber nicht, und hieraus schließe ich, daß sie es nicht thun koͤnnen. Man hat zu London noch nicht einmahl die Arbeiten bei Verfertigung der Maschinen zu vertheilen gewußt, und so viel ich weiß, macht man zu London gar keine Maschine fuͤr Baum-Wollen-Fabriken. Die HHrn. Thom. Ashton Hr. Ashton war der erste, der Maschinen-Stuͤhle im Großen einfuͤhrte, und er besizt sehr große Fabriken, in welchen alles feuerfest und aus Eisen ist; eiserne Saͤulen, eisernes Gebaͤlke, und alles gewoͤlbt aus Baksteinen. A. d. O. und Jak. Bremner, beide Besizer von Baumwollen-Spinnereien zu Hyde bei Manchester, wurden vorgerufen, und befragt, und sagten auf die ihnen vorgelegten Fragen aus: Hr. Ashton: daß er gegenwaͤrtig sehr in Verlegenheit ist, die noͤthigen Maschinen zu erhalten; daß vorzuͤglich Walzen und Spindeln sehr theuer geworden sind, waͤhrend das rohe Material seit den lezten Jahren kaum um 5 p. C. theurer wurde; daß freie Ausfuhr der Maschinen den englischen Fabrikanten es außerordentlich erschweren wuͤrde, sich den noͤthigen Bedarf an Maschinen zu verschaffen; daß durch freie Ausfuhr der Maschinen, was man kaum glauben sollte, der Eisen-Verbrauch in England bedeutend vermindert wird; indem zu dem Baue der Spinnmuͤhlen selbst sehr viel an Eisen verbraucht wird, der Bau aber unterbleiben muß, sobald man keine Maschinen bekommen kann; daß es nicht an Haͤnden zum Baue der Muͤhlen, wohl aber zur Verfertigung der Maschinen fuͤr dieselben gebricht, indem es lang hergeht, bis man Jemanden zur Verfertigung der Maschinen abrichten und endlich auch wirklich brauchen kann; daß man zu London die noͤthigen Maschinen wegen des hohen Preises weder machen, noch auch nur ausbessern lassen kann: eine Fabrik, die neulich eine Maschine zum Ausbessern nach London schikte, mußte fuͤr das Ausbessern zwei Mahl so viel bezahlen, als die Maschine von Neuem kostete, naͤmlich 50 Pfund, da die Maschine neu zu Manchester um 25 Pfund gekauft wurde; daß die freie Ausfuhr der Maschinen die Errichtung neuer Spinnmuͤhlen auf eine sehr materielle Weise hindern muß. „Ist es Thatsache, daß schon die bloße Erwartung, daß freie Ausfuhr der Maschinen, erlaubt werden soll, die Errichtung neuer Spinnmuͤhlen gehindert hat.“ Ashton. Ich weiß nicht, in wie fern dieß bis jezt geschehen ist; die Sache war so neu, daß man in meiner Nachbarschaft gar nicht daran glauben konnte. Wenn aber freie Ausfuhr wirtlich erlaubt werden sollte, so muͤßte der Bau an vielen Spinnmuͤhlen eingestellt werden, oder die Muͤhlen muͤßten wenigstens, wenn die Maschinen ins Ausland gehen, leer stehen; denn wir haben jezt schon Mangel an Maschinen. Ich selbst habe eine Muͤhle seit 3 Monaten im Baue, und wuͤrde sehr einfaͤltig gehandelt haben, wenn ich dieselbe erbaut haͤtte, wo ich die Erlaubniß freier Ausfuhr haͤtte vorsehen koͤnnen. Ich habe mehrere Nachbarn, die, wie ich, keine Maschinen fuͤr ihre Muͤhlen erhalten; einige derselben warten schon ein ganzes Jahr lang darauf. Es fehlt sogar an Haͤnden, die alten Maschinen auszubessern: man braucht eben so viele Arbeiter zum Ausbessern einer Maschine, als zur Verfertigung einer neuen. Ich erlitt bedeutenden Verlust bei meinem Warten, und bin wirtlich davon etwas angegriffen. Ich muß bereits seit einem Jahre feinere Wolle brauchen, weil die Maschine Reparatur bedarf, um eben so feines Garn spinnen zu koͤnnen, wie vorher, und mein Antheil allein in unserer Compagnie betraͤgt, woͤchentlich, ungefaͤhr fuͤnf und zwanzig tausend Pfund Baumwolle. Ungefaͤhr 1200 Pf feinere brauche ich, weil die eine Maschine reparirt werden soll, woͤchentlich; ich verliere demnach woͤchentlich 1200 Pence (60 fl.) Einige meiner Nachbarn, die noch groͤßere Werke haben, verlieren jaͤhrlich auf diese Weise an 60,000 fl. Hr. Bermner sagte aus: Daß er im Februar 1823 eine Spinnmuͤhle pachtete, und im Maͤrz Maschinen fuͤr dieselbe bestellte, die bis zum 1. September geliefert werden sollten. Sie waren noch um Weihnachten nicht fertig, aus Mangel an Arbeitsleuten. Der Maschinen-Fabrikant versprach, bey 20 Pfund Poͤnfall, die erste bis 1. Februar, die andere Haͤlfte, wieder bei 20 Pfund Poͤnfall, bis 1. Maͤrz zu liefern. Der erste Maͤrz kam, und, aus Mangel an Arbeitern, ungeachtet ihres hohen Arbeitslohnes, war noch nichts fertig. Bei der Ausfuhr der Baumwollen-Maschinen wird es zuerst an Walzen und Spindeln fehlen. Hr. Ormerod ein angesehener Maschinen-Fabrikant, verpflichtete sich einer Fabrik zu Preston, unter 5 Pfund taͤglich Strafgeld, am 25. December eine Maschine zu liefern; er wird jezt noch (26. Maͤrz) durch 3 Monathe lang diese 60 fl. taͤglich bezahlen muͤssen; denn eher kann er nicht damit fertig werden. Freie Ausfuhr der Maschinen, muͤßte nach seiner Ansicht, den Taglohn der Maschinen-Arbeiter noch mehr erhoͤhen, da jezt schon, seit der haͤufigem Nachfrage nach denselben, die Walzen allein, die von einer eignen Classe von Arbeitern verfertigt werden, bloß durch Erhoͤhung des Taglohnes, um 30 p. C. theurer geworden sind. Wir muͤssen auf unsern Muͤhlen selbst dem sogenannten Mechaniker taͤglich 5 Shilling (3 fl. 30 kr.) bezahlen, der doch das ganze Jahr uͤber bei uns bleibt, und bloß die leichten Reparaturen zu besorgen hat. „Glaubt ihr, daß die freie Ausfuhr der Maschinen auch auf die Errichtung der Maschinen, Stuͤhle nachtheilig wirken wuͤrde?“ Bremner. Daran ist gar nicht zu zweifeln. Ehe diese Abaͤnderung der Geseze zur Sprache kam, wollte ich zu der Muͤhle, die ich pachtete, noch einen Fluͤgel dazu bauen; jezt aber lasse ich es bleiben, bis die Sache im Parliament entschieden ist. (Zu Hrn. Ashton.) Seid ihr derselben Meinung? Ashton. Durchaus derselben Meinung. „Habt ihr jemahls bemerkt, daß durch die Einfuͤhrung der Maschinen-Stuͤhle, bey dem Uebergange der Weber von den Hand-Stuͤhlen zu diesen, weniger Haͤnde beschaͤftigt und Leute brodlos werden?“ Ashton. Niemahls. Wir koͤnnen eben so viele Haͤnde auf den Maschinen-Stuͤhlen, als ehevor auf den Hand-Stuͤhlen beschaͤftigen, und die Arbeiter bekommen sogar hoͤheren Taglohn, um ein ganzes Drittel mehr. Der Zurichter verdient sich woͤchentlich an 24 bis 30 Shillings; und die Jungen und Weibsleute verdienen sich 12 bis 14 Shillings jede Woche. Die Ausfuhr der Maschinen wuͤrde also auch den Webern schaden, und in dem Maße schaden, als die Bevoͤlkerung zunimmt. „Gibt es viele Baumwollen-Fabriken um Hyde6 engl. Meilen (3 Stunden) von Manchester, Ostwaͤrts. A. d. Ueb.?“ Ashton. Innerhalb einer (engl.) Meile um mein Haus sind nicht weniger Dampfmaschinen, als ungefaͤhr die Kraft von 800 Pferden betraͤgt; und ich verbrauche auf meinen Muͤhlen allein woͤchentlich 100, des Jahres ungefaͤhr 500. Saͤke bei Dampfmaschinen von ungefaͤhr 200 Pferdekraft. Es kommen also auf die (engl.) Meile um mein Haus ungefaͤhr 20,000 Saͤke des Jahres. In den Staͤdtchen Ashton unter Lyne und Stayley-Bridge werden, jaͤhrlich, wenigstens 40,000 Saͤke gesponnen. „Wie lang glaubt ihr, daß ein Mensch braucht um mit den verschiedenen Theilen der Baumwollen-Fabrikmaschinen so bekannt zu werden, daß er dieselben leicht erkennt, wenn sie Theile einer anderen Maschine beigemengt werden?“ Ashton. Jeder Junge von 15 bis 16 Jahren wird jeden Theil einer solchen Maschine erkennen, wenn er einmahl mit derselben gearbeitet hat. Ich wenigstens kenne viele Jungen von diesem Alter, die jeden Theil einer solchen Maschine, wenn sie zerlegt ist, herauszufinden vermoͤgen. „Glaubt auch ihr, daß man keine Spinnmaschine nach Modellen verfertigen kann, und warum?“ Ashton. Weil dieß viele praktische Kenntnisse erfordert. Die besten Spinnmaschinen-Fabrikanten oder Leiter solcher Fabriken sind diejenigen, die selbst Spinner waren. Wir haben leine einzige sehr bedeutende Spinnmaschinen-Fabrik, wo dieß nicht der Fall waͤre. „Worin besteht, nach euerer Ansicht, der Hauptvortheil, den unsere englischen Maschinen-Macher vor allen ihren auslaͤndischen Rivalen voraus haben?“ Ashton. In der Unterabtheilung oder Vertheilung ihrer Arbeiten, und in dem großen Umfange, in welchem sie dieselben verfertigen. „Was ist die allgemeine Stimmung der Handelsleute in Lancashire uͤber die Aufhebung des Ausfuhrverbothes der Maschinen?“ Ashton. Alle Handelsleute so wie alle Fabrikanten und Maschinen-Arbeiter denken so, wie wir. Wir werden keine Maschinen haben und keine Maschinen-Fabrikanten; denn die Maschinen-Arbeiter wachsen nicht nach, wie die Ruͤben. Ihre Bildung fordert Zeit; wir haben 50 Jahre dazu gebraucht, und bis diese Leute ausgebildet sind, haben wir durch Ausfuhr die Concurrenz mit dem Auslande verloren, indem das Ausland, unsere 50 jaͤhrigen Bemuͤhungen benuzend, weit schneller Vorraͤten kann, als wir vorgeruͤkt sind. Wir machen die Auslaͤnder selbst zu unseren Rivalen. Aus unserer Gegend gehen indessen nur wenig Maschinen in das Ausland: daruͤber bin ich so ziemlich gut unterrichtet; und nirgendwo sind geschiktere Maschinen Fabrikanten als bei uns. Man kann zu London nimmermehr solche Arbeit liefern, wie bei uns. Hr. Robert Bowman, Patent-Fustian-Macher zu Manchester, wurde vorgerufen, und befragt; ob er irgendwo, ausser in England, erlaubte von seinem Patente Gebrauch zu machen? – Antw. Nirgendwo. „Ob auch er einen individuellen Verlust dabei erleide, oder glaubt daß das Land einen Verlust erleide, wenn seine Maschinen ausgefuͤhrt wuͤrden?“ Antw. Allerdings, weil er als Individuum, keinen Vortheil bei der Ausfuhr hat, und weil diese Stuͤhle hoͤchst einfach sind. Er hat sich 7 Jahre mit Versuchen beschaͤftigt, und ungefaͤhr 4000 Pfund Sterl. darauf verwendet. Im Auslande kennt man diese Stuͤhle bisher nicht, es wurde bisher noch keiner ausgefuͤhrt und England versieht ganz Deutschland mit Fustians, wo diese Zeuge sehr gesucht sind. Ein solcher Stuhl tostet fuͤr die breiteren Zeuge 13 Pfund Sterl., fuͤr die schmaleren 12 Pfund 10 Shill. Er weiß nicht, ob die Ausfuhr seiner Stuͤhle gesezlich verbothen ist; et hat aber nie einen in das Ausland schiken lassen, obschon man ihn darum ersuchte. Einer seiner Arbeiter ist nach Frankreich gegangen, er weiß aber nicht ob er dort einen solchen Weberstahl zu Stande bringen konnte. Joh. Harvy Esqu., mit 20 Jahren Chairman der Kaufleute und Fabrikanten zu Norwich, und Edw. Temple, Booth, Esqu., wurden vorgerufen und befragt. Hr. Harvey, welcher 30 Jahre Worsted-Fabrikant war, sagte aus: Daß ihm die Widerrufung des Ausfuhr-Verbothes der Maschinen hoͤchst feindselig gegen das Interresse der englischen Fabrikanten zu seyn scheint, und feindselig (hostile) gegen den Handel von ganz England, daß man auf dem festen Lande noch keine Maschine besizt, die aus langer oder Kaͤmmling-Wolle einen Faden spinnen kann; daß diese Maschinen vorzuͤglich in Yorkshire verfertigt werden, und in Norwich (wo die breiten Bombasins fuͤr die spanischen und suͤd-amerikanischen Damen gewebt werden) nur einige derselben sich befinden, die sehr nuͤzlich sind, „wir haben“ sagt er „aus Spanien eine in diesem Lande mehr beguͤnstigte Nation, die Franzosen, vom Markte gejagt, die sie besser machten, bloß durch unsere Maschinen, obschon ihnen das rohe Material, Seide, wohlfeiler kam, als uns bey unserem schweren Einfuhrzoll auf dieselbe. Hatten wir ihre Wolle und ihre Seide, so waͤren wir, bey unseren Maschinen, noch besser daran. Hr. Booth fiel ein, und sagte: daß man auch zu Kidderminster dieselben Bombasins eben so gut macht. – Sie gehen aber als Norwicher-Waare, fuhr der alte Chairman von Norwich fort. Die Norwicher-Waare gieng auch ehevor sehr stark nach Rußland, und den dahin bestimmten Zeugen, Calamanken die als Leibguͤrtel getragen werden, mußte ein sehr hoher Glanz gegeben werden, den nur wir mit unseren Maschinen geben konnten, die im Auslande eben so wenig bekannt sind, als unsere Bombasin-Maschinen. Man versuchte vergebens diese Zeuge im Auslande nach zu machen. Allein die Russen hohlen gegenwaͤrtig diese Waaren nicht mehr von uns; sie haben an dem noͤrdlichen China einen besseren Markt gefunden, und unsere Waare durch Ukasen und schweren Einfuhrszoll verbannt. „Wißt ihr, daß Arbeitsleute, welche Maschinen bei uns verfertigen, in das Ausland gelassen werden?“ Harvey. Ich weiß, daß ein Gesez denselben verbiethet, in das Ausland zu gehen; sie gehen aber doch dahin. Wenn es mir erlaubt ist meine Meinung zu sagen, so glaube ich, daß man ihnen erlauben muß dahin zu gehen; denn ich denke daß jeder Mensch das Recht hat von seinen Talenten so viel Vortheil zu ziehen, als er kann. Wir sehen dieß ja selbst. Unsere Maschinen sollten aber nicht ausgefuͤhrt werden, wenn auch der Auslaͤnder, ohne unsere Arbeiter bei denselben zu haben, nicht solche Waare mit denselben liefern kann, wie wir. „Wißt ihr nicht, daß man in mehreren Oertern des festen Landes Maschinen-Fabriken besizt, und daß Hunderte von englischen Arbeitern daselbst mit Verfertigung und Aufstellung verschiedener Maschinen beschaͤftigt sind?“ Harvey. Es scheint mir, daß die Nachrichten, die uns hinuͤber zu Ohren kommen, sehr uͤbertrieben sind, und daß, obschon unsere Arbeiter auf das feste Land auswandern, sie doch große Schwierigkeiten finden muͤssen, eine Maschine in ihrer ganzen Vollkommenheit zu Stande zu bringen, indem kein Kuͤnstler dieß fuͤr sich allein zu thun vermag; auch nicht zwei, nicht drei, und nicht vier. Wir wissen, daß unsere besten Maschinen hier von Kuͤnstlern verfertigt werden, deren ausgezeichnete Geschiklichkeit sich immer nur auf einen einzelnen Theil der Maschine beschraͤnkt, und daß, wenn nicht eine hinlaͤngliche Anzahl solcher Kuͤnstler sich zur Verfertigung aller einzelnen Theile der Maschinen vereinigt, nie etwas Vollendetes zu Stande kommen kann. Laͤßt man unsere Maschinen, nur z.B. die Zuricht-Maschine, die aus einer Menge besonders gestellter Cylinder besteht, welche unserer Waare ihre Vortrefflichkeit gibt, ausfuͤhren, so haben unsere Arbeiter im Auslande alles, was sie brauchen. „Was hindert aber die englischen Maschinen-Fabrikanten, wenn sie in so großer Anzahl auf dem festen Lande sind, Maschinen zu verfertigen? “ Harvey. Sie werden Schwierigkeiten finden, die noͤthigen Materialien auf das feste Land hinuͤber zu bekommen; und dann sind es nicht die bravsten Leute, die hinuͤber gehen. Die guten gehen nicht, weil ein gewisses etwas uͤber ihnen hingt; eine Art von Schaͤndlichkeit, wenn sie hinuͤbergehen. Wenn ich mich eines starken Ausdrukes bedienen darf, so sind es nur die Nichtswuͤrdigsten, die hinuͤber geben; und dieses Gefuͤhl fuͤr Ehre und Schande wird bald gaͤnzlich verschwinden, wenn man Maschinen frei ausfuͤhren laͤßtEs ist sehr wahr, das die arbeitende Classe in England es fuͤr eine Schande ansteht, auf das feste Land hinuͤber zu gehen, oder dort gewesen zu seyn, und alle diejenigen fuͤr Schufte erklaͤrt, die hinuͤber gehen. Die englischen Fabrikleute halten, ungeachtet ihres getheilten Interesses, zusammen wie die Juden. Sie halten den Auslaͤnder fuͤr etwas Unreines, wie die Juden die Christen. A. d. Ueb.. Ich halte die Franzosen fuͤr nicht besonders geschikt in Verfertigung ihrer Maschinen. „Wenn man euch sagt, daß waͤhrend drei Jahren 50 Arbeiter einer Maschinen-Fabrik dieselbe verließen, ins Ausland gingen, und daß diese die besten Arbeiter waren; werdet ihr es glauben?“ Harvey. Das thaͤte mir leid; ich zweifle daran. Indessen scheint es, daß die Franzosen nicht unsere Toͤlpel aus unseren Fabriken zu sich hinuͤber schwaͤrzen werden. Hr. Booth bemerkt: daß die Franzosen ihren Waaren nicht dieselbe Appretur zu geben vermoͤgen, wenn auch ihre Waare eben so gut ist, und daß sie daher die hierzu noͤthigen Maschinen zu erhalten wuͤnschen, die man ihnen nicht geben soll. Harvey. Wenn die Franzosen so Arbeiten koͤnnten, wie wir, so wuͤrden sie mit uns Concurrenz halten koͤnnen. Nun koͤnnen sie aber das nicht. Also fehlt es noch immer bei ihnen an etwas. Die Franzosen sind schlechte Stahl- und Eisenarbeiter, und ich werde nie glauben, daß sie eine hinlaͤngliche Menge englischer Auswanderer finden werden zu ihrem Bedarfe, ausser die Regierung selbst hilft ihnen uns allen moͤglichen Schaden zuzufuͤgen. „Erlaubt ihr Fremden Eure Fabrik zu besehen?“ Harvey. Ja; aber mit Vorsicht. „Zeigt ihr den Fremden Euere Maschinen?“ Harvey. Wenn eine Maschine sehr zusammengesezt ist, kann man dieselbe, wie ich glaube, sogar mit gutem Erfolge zeigen; sie macht die Schwierigkeit der Nachahmung groͤßer scheinen, als sie wirklich ist. „Wollt ihr Ausfuhrverboth nicht bloß auf Euere, sondern auf alle Maschinen beschraͤnkt wissen?“ Harvey. Auf alle uͤberhaupt. Die Nothwendigkeit dieses Verbothes sich durch nichts so klar, als durch unsere Baumwollenwaaren-Fabriken, die mit dem niedrigsten Arbeitslohne in der Welt concurriren, naͤmlich mit dem in Indien. Wir koͤnnen Baumwollenwaaren, aus indischer Baumwolle verfertigt, nach Bengalen zuruͤk schiken, und noch 50,60, ja sogar 75 p. C. Schuzgeld dafuͤr bezahlen, waͤhrend der Arbeitslohn in Indien selbst, fuͤr einen ganzen Monath, nur eine halbe Krone betraͤgt. Gluͤklicherweise kennt man keine Maschinen in Indien! Haͤtten die Franzosen unsere Maschinen, so koͤnnten sie auch in Bengalen mit uns Concurrenz halten. Da sie dieß aber nicht thun, so muͤssen die Maschinen, die sie bisher noch besizen, nicht so gut seyn, wie die unsrigen. „Laͤßt sich Euere Zuricht-Maschine leicht verfertigen?“ Harvey. Ich glaube, ja; sie besteht vorzuͤglich aus Cylindern, die auf eine gewisse Weise gehaͤrtet sind, was wir in unserem Lande besser verstehen, obschon die Franzosen in den hoͤheren Zweigen der Chemie eben so gut unterrichtet sind, wie wir. „Ist es nicht die lange Wolle, aus welcher man in England die Bombasin verfertigt?“ Harv. Allerdings. Booth. Der kuͤrzeste Theil naͤmlich jener Wolle, welche man lange Wolle nennt. Wir haben in England eine besondere Art Wolle, die man nirgendwo hat, und aus dieser verfertigen wir unsere Worsted-Waaren, die von den Bombasins durchaus verschieden sind, und sowohl in Yorkshire als in Norwich verfertigt werden. In keinem Lande der Welt, ausser in England, gibt es, wie ich glaube, eine Wolle, die man hierzu brauchen koͤnnte. Seit zwoͤlf bis fuͤnfzehn Jahren kann man zu Bombasins auch eine kuͤrzere Wolle verwenden, was man ehevor nicht konnte, naͤmlich den kuͤrzesten Theil der langen gekaͤmmten Wolle. „Koͤnnen die Franzosen eben so lang bei der Arbeit aushalten, als die Englaͤnder?“ Harvey. Bey leichterer Arbeit, wie z. B, Seide allerdings; nicht aber bei schwererer. Die Feiertage bringen den Franzosen, wenigstens zu Lyon, nicht solchen Schaden, wie den katholischen Cantonen in der Schweiz. Hr. Harvey sprach von einer neuerlichst zu Norwich errichteten, verbesserten Seidenspinn-Maschine, die mehrere hundert Menschen jezt daselbst beschaͤftigt. Er wurde befragt: „Ob er auch die Ausfuhr dieser aus dem Auslande eingefuͤhrten, und in England verbesserten, Maschine fuͤr nachtheilig hielte. Ich finde, war seine Antwort, nichts nachtheiliger fuͤr unser Land, als die Ausfuhr solcher Maschinen. „Wißt ihr nicht, ob einige unserer feinsten Spizens-Stuͤhle, von dem zusammengesezten Baue und nach den neuesten Verbesserungen an denselben, nach Frankreich ausgefuͤhrt worden sind?“ Harvey. Ja; die Franzosen haben erst vor kurzem einige solche Maschinen hinuͤbergeschwaͤrzt, und fuͤgen uns auch mittelst derselben bereits großen Schaden zu. Sie konnten sich aber diese Maschinen nur mit vieler Muhe und mit großen Kosten verschaffen, und dieß wird wahrscheinlich viele vor aͤhnlichen Versuchen abhalten. Man wird indessen diese Maschinen immer aus England zu erhalten suchen, indem man in Frankreich nicht im Stande ist, sie so fein und so gut zu verfertigen, wie bei uns. „Wenn freie Ausfuhr der Maschinen aus England erlaubt wird, wuͤrden nicht die englischen Maschinen-Fabrikanten ihre Landsleute, wenn diese bei ihnen Maschinen bestellen, ehe bedienen, als den Auslaͤnder. Harvey. Ja; wenn sie besser bezahlen, als die Auslaͤnder; denn der Maschinen-Fabrikant bedient denjenigen zuerst, der ihn am besten bezahlt. Nach demjenigen zu urtheilen, was ich auf meinen Reisen durch England gesehen und beobachtet habe, vorzuͤglich zu Manchester, wo man alles kann; nach der unendlichen Anzahl ungeheurer Gebaͤude, die jezt dort aufgefuͤhrt werden, und, mit Maschinen gefuͤllt werden muͤssen – ganze Strassen, die fuͤr sich allein schon beinahe Staͤdte bilden! – muß gegenwaͤrtig unter unsern Maschinen-Fabrikanten grosse Thaͤtigkeit herrschen, und unter allen Einwohnern unseres Koͤnigreiches haben diese Leute sicher am wenigsten ein Recht, sich zu beklagen; und wenn kein Ungluͤk kommt, d.h., wenn man nicht die Ausfuhr der Maschinen erlaubt, so werden sie immer die Haͤnde voll Arbeit haben koͤnnen. Man sagt, daß die Maschinen in Folge einer Art gegenseitigen Einverstaͤndnisses ausgefuͤhrt werden muͤssen, indem die Franzosen auch freie Ausfuhr ihrer Maschinen in das Ausland gestattet. Das ist zwar wahr; allein die Franzosen haben wohl weise und sehr schlau die Clausel beigefuͤgt: insofern nicht irgend eine Maschine ganz vorzuͤglich zu irgend einem Fabrikzweige geeignet ist, in welchem Falle sie nicht ausgefuͤhrt werden darf. Die Fortsezung folgt im nächsten Hefte.