Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 18, Jahrgang 1825, Nr. XXIII., S. 114
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XXIII. Miszellen. Miszellen. Verzeichniß der vom 26sten Juli 1825 bis 20sten August 1825 zu London ertheilten Patente. Dem Karl Friend, Zuker-Raffineur, Bell-Lane, Spitalfields, Middlesex; auf Verbesserungen beim Raffiniren des Zukers. dd. 26. Julius 1825. Dem Joh. Reedhead, Gentleman zu Heworth, Durham; auf Verbesserungen an den Maschinen zum Treiben der Schiffe aller Art, sowohl auf der See, als auf Fluͤssen und Canaͤlen. dd. 26. Jul. 1825. Dem Joh. Edw. Brooke und Jak. Hardgrave, beide Wollen-Zeug-Fabrikanten zu Headingly und Kirkstall bei Leeds; auf Verbesserung und Zusaͤze bei dem Reinigen und Kardaͤtschen der Wolle und anderer faseriger Substanzen. dd. 26. Jul. 1825. Dem David Oliver Richardson, Kasimir- und Tuch-Druker, und dem Wilh. Hirst, Fabrikanten, beide zu Leeds; auf Verbesserungen bei dem Druken und Faͤrben der Wollen- und anderer Stoffe dd. 26. Jul. 1825. Dem Jak. Kav, Baumwollenspinner zu Preston, Lancashire, auf eine Maschine zur Zurichtung und zum Spinnen des Flachses, Hauses und anderer faseriger Substanzen. dd. 26. Jul. 1825. Dem Richard Witty, Mechaniker zu Sculcoates, Yorkshire, auf einen verbesserten Rauchsang an Argand'schen und anderen Lampen. dd. 30. Juli 1825. Dem Joel Lean, Gentleman in Fishbond-House bei Bristol; auf eine Maschine zur Hervorbringung einer abwechselnden Bewegung zwischen Koͤrpern, die sich um einen gemeinschaftlichen Mittelpunct, oder um eine gemeinschaftliche Achse drehen; nebst einer Nebenvorrichtung, wodurch dieselbe zu mechanischen Zweken brauchbar wird. dd. 30. Jul. 1825. Dem hochw. Wilh. Barclay zu Auldeare, Nairnshire; auf ein verbessertes Instrument zur Bestimmung der Hoͤhenwinkel, ohne daß ein Horizont dabei noͤthig waͤre. dd. 30. Jul. 1825. Dem Rich. Badnall, dem juͤngeren, Seidenzeug-Fabrikanten zu Leek, Staffordshire; auf Verbesserungen bei Verfertigung der Seidenzeuge. dd. 30. Jul. 1825. Dem Samuel Bagshaw, Gentleman zu Newcastle-under-line, Staffordshire; auf eine neue Methode, Roͤhren zur Leitung des Wassers und anderer Fluͤssigkeiten zu verfertigen. dd. 8. Aug. 1825. Dem Georg Charleton, zu Maidenhead-Court, Wapping, und dem Wilh. Walker, zu New-Grove, Mile-end Road, Stepney, beide Schiffmeister; auf Verbesserungen im Baue der Schiffe und anderer Fahrzeuge. dd. 10. August 1825. Dem Samuel Lord, Jak. Robinson und Joh. Forster, Associes, Kaufleuten und Fabrikanten zu Leeds, Yorkshire; auf Verbesserungen an Maschinen zum Rauhen und Pressen der Tuͤcher und anderer Wollenzeuge. dd. 11. August 1825. Dem Wilh. Hirst, Heinr. Hirst und Wilh. Heycock, Wollentuch-Fabrikanten, und dem Sam. Wilkinson, Mechaniker zu Leeds, Yorkshire; auf eine Vorrichtung gegen das Umwerfen der Wagen aller Art. dd. 11. August 1825. Dem Joh. Steph. Langton, Esqu. zu Langton Jurta Partnev, Lincolnshire; auf eine verbesserte Methode, Bau- und anderes Holz auszureifen. dd. 11. August 1825. Dem Jak. Perkins, Mechaniker zu Fleetstreet, London; auf Verbesserungen im Baue der Bettstaͤtten, Sofa's und anderer aͤhnlicher Moͤbel. Mitgetheilt von einem Fremden, dd. 11. Aug. 1825. Dem Heinr. Richardson Fanshaw, Seidenstiker in Addlestreet, London; auf einen verbesserten Apparat zum Spinnen, Dubliren und Drehen der Seide, dd. 12. August 1825. Dem Jak. Butler, No. 64, Commercial Road, Lambeth, Surrey; auf eine Art von Sarg, aus welchem man die Leiche nach Beerdigung derselben nicht stehlen kann. dd. 12. August 1825. Dem Marc. Lariviere, Mechaniker, Nr. 21, Frith-street, Soho, Middlesex, ehevor zu Genf in der Schweiz; auf eine Maschine zum Durchloͤchern der Metall-Platten aus Gold, Silber, Zinn, Platinna, Messing, Kupfer, welche zur Bereitung aller Arten von Sieben, wozu man ehevor Canevaß, Leinwand und Draht verwendete, benuͤzt werden kann. dd 15. August 1825. Dem Joh. Alexander Taylor, Gentleman, Great St. Helen's, London; auf einen neuen Polir-Apparat zum Hausgebrauche. dd. 15. August 1825. Dem Karl Downing, Gentleman zu Bideford, Devonshire; auf Verbesserungen an Vogelflinten und anderen Feuergewehren. dd. 15. August 1825. Dem Andr. Shoolbred, Schneider in Jermyn-street, St. James's; auf Verbesserungen an Ruͤkenhaͤltern und Guͤrteln fuͤr Herren und Damen, um dem Nachlassen der Muskeln vorzubeugen. dd. 8. August 1825. Dem Phil. Taylor, Mechaniker in City-Road, Middlesex; auf Verbesserungen bei der Eisenerzeugung. dd. 18. August 1825. Dem Peter Williams, zu Leeds, und Jak. Ogle, zu Holbeck, Yorkshire, Tuchfabrikanten; auf Verbesserungen an Waltmuͤhlen, oder an den Maschinen zum Walken und Waschen der Tuͤcher und solcher Zeuge, die Walkung und Filzung noͤthig haben. dd. 20. August 1825. (Aus dem Repertory of Patent Inventions, September 1825. S. 215.) Ueber Ausfuhr der Maschinen aus England, hat der Ausschuß des Hauses der Gemeinen Bericht erstattet, dessen Druk befohlen wurde. Das Repertory of Patent Inventions theilt im September Hefte l. J., S. 163, diesen (Report of the Select Commitee of the House of Commens, appointed to inquire into the State of the Law and its consequences respecting the Exportation of Tools and Machinery) mit. Wir bemerken hieraus bloß den Beschluß des Ausschusses: „daß derselbe nach der eingezogenen, im Anhange befindlichen Zeugen-Vernehmung noch eine weitere und vollstaͤndigere Untersuchung nothwendig findet, ehe dieser wichtige Gegenstand gehoͤrig entschieden werden kann, und daher empfiehlt, denselben in der naͤchsten Parliaments-Sizung neuerdings in Erwaͤgung zu ziehen.“ Die Vorstaͤnde des Zollamtes erklaͤren, daß die Geseze, durch welche bestimmt wird, welche Werkzeuge und Maschinen ausgefuͤhrt werden duͤrfen, und welche nicht so unzureichend und mangelhaft sind, daß es nicht bloß aͤußerst schwer, sondern oft durchaus unmoͤglich ist, dieselben gehoͤrig zu handhaben; daß durch diese Geseze nichts anderes, als ein eigenes Contreband- oder Schmugeley-System herbeigefuͤhrt wurde; daß man entweder die Ausfuhr aller Maschinen erlauben, oder die Ausfuhr aller verbiethen muß; daß es also keinen Mittelweg hier giebt, und daß halbe Maßregeln hier, wie uͤberall, zu nichts fuͤhren. Der Ausschuß bemerkt: daß die Ausfuhr-Verbothe zu einer Zeit entstanden sind, wo man in Hinsicht auf Manufacturen und Handel noch sehr unrichtige Begriffe hatte; wo man glaubte, daß die Ausfuhr irgend einer Sache, die die Manufacturen und den Handel des Auslandes belebt, dem Wohlstande des Landes nachtheilig wird, aus welchem man dieselbe ausfuͤhren laͤßt; daß Scheelsucht und Eigennuz diese Geseze dictirte etc. Das aͤlteste Ausfuhr-Verboth ist jenes vom J. 1696, wo der beinahe 100 Jahre fruͤher (ungefaͤhr um 1600 von Wilhelm Lee, A. M. zu Cambridge erfundene Strumpfwirkerstuhl, nachdem man denselben bereits schon 30 Jahre lang in Frankreich hatte), auszufuͤhren verbothen wurde. Selbst in England durfte kein Strumpfwirkerstuhl von einem Orte nach dem anderen gebracht werden, ohne daß vorlaͤuft Anzeige hieruͤber bei der Strumpfwirker-Gesellschaft zu London gemacht wurde. Noch jezt ist dieß gesezwidrig, obschon die Gesellschaft dieser Strumpfwirker seit 50 Jahren nicht mehr existirt. Bericht uͤber die Gießereien und Industrie-Anstalten der HHn. Manky und Wilson zu Charenton, bei Paris. Diese große Anstalt wird eine Schule in der Kunst, das Eisen zu verarbeiten fuͤr ganz Frankreich. Die Eigenthuͤmer derselben haben keine Geheimnisse fuͤr diejenigen, die sie besuchen. Sie haben allen Eisen-Fabrikanten Frankreichs erklaͤrt, daß sie bereit sind, ihnen nicht nur alle Maschinen zur Verarbeitung des Eisens nach ihrem neuen Plane zu zeigen, sondern denselben auch alle noͤthigen Modelle und Zeichnungen nebst dem dazu gehoͤrigen Unterrichte mitzutheilen. Unter ihrer Leitung wurden die Eisenwerke des Herzoges von Ragusa zu Chatillon fuͤr Seine, der HHn. Muel-Doublat zu Ablainville an der Maas, Renaux und Comp. zu Roine, Debladis zu Imphi (Nievre), Saglio, Humann zu Audaincourt, (Doubs), Debuyère á la Chaudeau, (Haute Saone), die Bleiplatten-Fabrik zu Clichy, die Gas-Beleuchtung zu Thernes, das Eisenbergwerk zu Finz, (Allier), auf ihre Rechnung und mit Beitritt des Hn. Rian und Comp. angelegt, und in ihrer Fabrik wurden eine Menge Dampfbothe verfertigt. Sie arbeiten jezt an einem Dampfbothe aus Elsen von 40 Meter Laͤnge und 8 Breite. An dieser Anstalt sind Dampfmaschinen im Gange, welche zusammen der Kraft von 11, Pferden gleich kommen. Eine Maschine von der Kraft von 20 Pferden treibt die Geblaͤse an den Guß-Oefen, welche woͤchentlich 80,000 Kilogrammen gießen. Diese Oefen sind Reverberir-Oefen à la Wilkinson, und fassen 20,000 Kilogramme Metall, die man auf einen Punct hinleiten kann. Diese Anstalt erzeugt vortreffliche Walzer zum Streken des Bleches. Eine Maschine von der Kraft von 60 Pferden dient zum Streken des Eisenbleches, und zum Schmieden des Eisens. Hier werden woͤchentlich 70,000 Kilogramme Eisenarbeiten verfertigt, worunter 8–10,000 Kilogramme Blech, welches aus altem Eisen verfertigt wird. Eine dritte Maschine von der Kraft von 12 Pferden, mittelst welcher die großen Maschinen-Stuͤke so geschmiedet werden, daß oͤfters selbst die Feile nichts mehr auszubessern hat. Eine vierte Maschine von der Kraft von 16 Pferden treibt die Dreheladen, die Bohrladen, Muͤhlen. Die fuͤnfte hat nur die Kraft von 6 Pferden, und dient zum Schneiden, Bohren und Kruͤmmen des Bleches. Fuͤnfhundert Arbeiter sind hier beschaͤftigt, und die Haͤlfte derselben sind Franzosen. Ueber Magnetismus an Eisen und anderen Metallen durch Umdrehung erzeugt, enthaͤlt das Edinburgh philosophical Journal, Juli 1825, S. 119, eine Reihe von Versuchen, die die HH. Barlow, an der Militaͤr-Akademie zu London, und Hr. Arago zu Paris anstellten, von Hn. Marsh erzaͤhlt. Sie sind zu umstaͤndlich, als daß es der Raum unserer Blaͤtter gestattete, sie aufzufuͤhren, sind aber, bei all ihrer Feinheit, fuͤr die Verfertiger zarter mathematischer Instrumente zu wichtig, als daß wir dieselben nicht darauf aufmerksam machen muͤßten. Ueber Gewinnung des reinen Zinkes aus feinen Erzen. Hr. Gill gibt sich alle Muͤhe, seinen Landsleuten zu reinem Zinke zu helfen, „damit sie endlich so gutes Messing bekommen, wie das, was in Deutschland erzeugt wird.“ Er beklagt Sheffield's Tod, durch welchen die von diesem erbauten Zinkoͤfen (Vergl. Polytechn. Journ. B. XIII. S. 407.) unbenuͤzt bleiben. Hr. Benecke aus dem Harz hat, mit den HH. Shears, ausgezeichneten Kupferschmiden zu London, sich so oben ein Patent uͤber Zink-Gewinnung aus Zink-Erzen ertheilen lassen, und Zinkwerke in Wales errichtet. Hr. Gill (technical Repository, Mai, 1825) meint, daß Hn. Benecke's Methode die aͤcht indische Methode ist, reinen Zink zu gewinnen, die zwar schon vor mehreren Jahren aus Indien nach England kam, aber in England noch nicht, wie in Deutschland, schon seit mehreren Jahren benuͤzt wurde. Hn. Benecke's Ofen gestattet die groͤßte Leichtigkeit bei den: Ruͤken der Gefaͤße, die hier so nothwendig ist, um den Proceß gehoͤrig zu leiten. Dr.Wuettig's Ofen zur Ventilation der Schiffe, Spitaͤler und Bergwerke. Um den Krankheiten auf Schiffen wegen Mangel an gehoͤriger Reinigung der Luft, zumahl in den untern Schiffsraͤumen etc., vorzubeugen, scheint Dr. Wuettig's Ofen zwekmaͤßiger, als irgend eine andere Ventilations-Vorrichtung. Dieser Ofen ist aus Eisenblech, und in demselben befindet sich ein Ballon aus geschlagenem Kupfer, an welchem zwei Saugroͤhren und eine Entleerungs-Dille angebracht sind. Wenn man Feuer in diesem Ofen macht, so faͤngt die Dille an zu blasen, und zwar desto starker, je heißer der Ballon wird, je hoͤher die Temperatur der Luft in dem Ballon im Vergleiche zu jener der aͤußeren Luft, oder je groͤßer der Unterschied der Dichtigkeit dieser beiden Luftmassen ist. Wenn dieser Ofen zweimal des Tages eine Stunde oder ein paar Stunden lang geheizt wird, so kann man die Luft in einem Raume von 3–400 Kubik-Toisen ziemlich mittelst desselben erneuern. Dieser Ofen braucht keine Arme, wie die Blasebalg-Ventilatoren, und wirkt kraͤftiger, als alle anderen. (Bulletin de la Société d'Encouragement. N. 251. S. 151.) Ueber Brown's Vacuum-Maschine, woruͤber wir schon oͤfters im Polytechn. Journ. (B. XIV. S. 496. B. XV. S. 128) gesprochen haben, liefert das Repertory of Patent-Inventions, August 1825, S. 102, die Nachricht, daß sie noch nichts geleistet habe, und, (wie unser R. v. Bader vorher Bd. XV. S. 135 sagte) auch nichts leisten werde, und daß die erste Idee hierzu einem hochwuͤrdigen Herrn zu Cambridge, Hn. Cecil, angehoͤrt. Ueber Dampfmaschinen in Cornwallis. Hr. Gill theilt aus einem der neueren Monath-Berichte der HHn. Leans uͤber die Wirkung von 53 Dampfmaschinen zum Wasserpumpen in Cornwallis, fuͤr jeden einzelnen Bushel Kohlen, in seinem technical Repository, Julius, S. 31, folgende Notiz mit. Eine Maschine des Hn. Webb an der Bartongrube hob 43,270,713 Pfd. Einen Fuß hoch; die Last auf dem Cylinder war 18,914 Pfd. auf jeden □ Zoll in dem Cylinder. Eine andere des Hn. Woolfe, an der Wheal Alfred Grube, hob 41,058,808 Pfd. Einen Fuß hoch bei einer Last von 71,658 Pfd. per Zoll. Außer diesen 53 Maschinen sind noch 12 andere zur Erzfoͤrderung und 4 zum Stampfen der Erze im Gange. Ueberdieß giebt es noch eine Menge anderer in Cornwallis, die außer dem Bereiche dieses Berichtes liegen. Man baut jezt daselbst ein Wasserrad von 30 Fuß im Durchmesser, um das Wasser aus der Wheal-Harmony Grube zu gewaͤltigen, und foͤrdert das Wasser auch durch Druk-Maschinen, in welchen die Wassersaͤule durch Druk, wie der Dampf in Dampfmaschinen, wirkt. Ueber ein Dampf-Rettungsboth und Dampfmaschinen als Feuerlösch-Anstalt, hat Sir Wilh. Hillary, Baronet, neulich in seinem „Plan for the Construction of a Steam Life-Boat and The Extinguishment of Fire at Sea,“ und neuerlichst in Gill's technical Repository, Julius 1825, S. 40, einige Ideen mitgetheilt, die sicher nicht ihre Wirkung verfehlen werden, wenn sie ausfuͤhrbar sind. Ob sie dies werden koͤnnen, daruͤber koͤnnen nur Versuche entscheiden, und diese koͤnnen nur von denjenigen bezahlt werden, die, Feinde alles Negerhandels, in welchem der Schwarze doch mit 300 fl. baar bezahlt wird, das Stuͤk weißen Menschen fuͤr 3 Thlr. Handgeld kaufen, oder gar umsonst zu erhalten wissen. Parallele zwischen der Kraft des Wassers und des Dampfes, als Triebkraft. Die HH. Professoren Leslie und Jameson, die als gute Physiker bekannt sind, stellen in einem Aufsaze uͤber die Benuͤzung eines Theiles des Wassers des Leith, im Edinburgh philosophical Journal, Julius 1825, S. 170, folgende Parallele zwischen der Kraft des Wassers und jener des Dampfes auf. „Die Wirkung einer Dampfmaschine von der Kraft von 20 Pferden ist genau der Wirkung des Stoßes von 1000 Kubikfuß Wasser gleich, welches in einer Minute von einer Hoͤhe von 10 Fuß herabfaͤllt. Nun kostet aber eine Dampfmaschine von dieser Kraft bei der moͤglich groͤßten Ersparung jaͤhrlich 1000 Pfd. (12,000 fl. rheinl.); also kann jede Wasserleitung (in England) mit Vortheil unternommen werdest, die eine aͤhnliche Menge Wassers liefert, und weniger kostet.“ Da wir im suͤdlichen Deutschland reich an kleinen Fluͤssen und Baͤchen sind, die eine solche Wassermenge bei einem solchen Falle gewaͤhren, so werden die Dampfmaschinen bei uns selten so nothwendig, und wohl nie so allgemein werden, wie in England, wo so wenig Wasser und so geringer Fall desselben ist. Ueber Eisenbahnen. Das Edinburg Philosophical Journal. No. 24. S. 391. empfiehlt sehr die neu-patentirten Schienen zu Eisenbahnen des Hrn. Birkinshan, die im Supplement zur Encyclopaedia brittannica beschrieben sind. Diese Schienen sind nicht Paralellograme, sondern unten keilfoͤrmig; sie koͤnnen daher oben breiter seyn, als die gewoͤhnlichen, und noch staͤrker. An dem Kohlenwerke des Sir John Hope bedient man sich derselben um vielem Vortheile. Die Schienen sind 12 Fuß lang, oben zwei Zoll, unten 1/2 breit, und dazwischen noch viel duͤnner. Sie ruhen alle 3 Fuß auf Lagern, und sind daselbst zwei, dazwischen aber drei Zoll tief. Alle diese Ungleichheiten werden durch Strekwerke an diesen Schienen hervorgebracht, und diese Art von Strekarbeit ist eine neue Erfindung auf den englischen Eisenwerken, von welcher man sich fuͤr die uͤbrigen Eisen-Manufakturen noch viel verspricht. Ueber den Bau der Oehl- und Kohlengas-Lampen befindet sich in dem Julius Hefte des Edinburgh Philosophical Journal S. 1 ein aͤußerst wichtiger Aufsaz von den HHn. Rob. Christison, M. Dr. und Prof. d. Med. Poliz. zu Edinburgh, und Turner, M. Dr. und Prof. d. Chymie, ebendaselbst. Nicht bald wird man irgendwo so sorgfaͤltig und genau angestellte Versuche uͤber die Beleuchtungskraft dieser Gase, uͤber die Art, dieselbe zu bestimmen, uͤber die Umstaͤnde, die auf dieselbe Einfluß haben, antreffen; wir muͤssen nur bedauern, daß dieser Aufsaz einen zu großen Umfang erhielt (39 Seiten in gr. 8. mit der feinsten Petit gedrukt), als daß wir denselben hier mittheilen koͤnnten, indem er beinahe einen Heft fuͤllen wuͤrde, und uns freuen, daß er so gut geschrieben ist, daß man keinen Auszug aus demselben machen kann. Ein Volk, daß so viel und so fein auf seiner Insel uͤber Licht arbeitet, verdient allerdings, jene Staͤdte des festen Landes zu erleuchten, in welchen man nicht das nicht scheut. Ueber Gas-Beleuchtung zu Paris. Hr. Clément hat in einer Vorlesung seinem Auditorium zu Paris erwiesen, daß man in dieser Stadt durch Gas-Beleuchtung mittelst Stein-Kohlen nur Schaden und Verlust erwarten darf. Hr. Bérard widerlegt Hn. Clément in einem Schreiben an Hn. Gay Lussac (welches im 28. B. der Annales de Chimie, S. 113, abgedrukt ist), vorzuͤglich aus dem Grunde, daß, obschon zu Paris Steinkohlen und Gußeisen theurer sind, als in England, das Arbeitslohn doch wohlfeiler in Frankreich, als in England ist. Hr. Bérard hat in seinem Sendschreiben allerdings sehr wichtige Beitrage zur Geschichte und Technik der Gasbeleuchtung aus Steinkohlen geliefert, worauf wir alle Freunde der Gasbeleuchtung aufmerksam machen zu muͤssen uns verpflichtet glauben; wir sind aber der festen, aus traurigen Erfahrungen hervorgegangenen, Ueberzeugung, daß, wenn man in irgend einer Stadt auf dem Festlande Gasbeleuchtung einer anderen Beleuchtung vorzieht, es am besten gethan ist, sich dem Baron Congreve und Comp. anzuvertrauen, aus dem natuͤrlichen Grunde, weil es immer besser ist, zum Schmide zu gehen, als zum Schmidel. Bis unsere gegenwaͤrtig lebenden Bleiarbeiter, Eisenarbeiter, Maurermeister und Pflasterer lernen, einen Gasbeleuchtungs-Apparat so herzustellen, daß, wenn das Gas auch keinen Heller kostete, Vortheil beim Verbrennen desselben zu erwarten waͤre, wird uns gegenwaͤrtig noch Lebenden wahrscheinlich kein anderes Licht mehr leuchten, als das ewige; und bis unsere Nachkommen (wenn ja jemahls fuͤr nuͤzliche und nothwendige Kenntnisse, fuͤr Bildung der mechanischen Kuͤnstler nur 1 pro Cent des Capitales verwendet werden sollte, welches fuͤr juridische und andere schwarze und weiße Dinge verausgabt wurde), zur wohlfeilen, eigenen Gasbeleuchtung kommen, werden die Englaͤnder langst wieder ein „neues Licht“ haben; denn die Kezer haben, wie Pater Maͤrz zu Augsburg so oft donnern predigte: „die Kezer haben einen Bund mit dem Teufel, der ihnen uͤberall leuchtet.“ Ueber das Bruͤniren der Flintenlaͤufe. Hr. Gill theilt in seinem technical Repository, Julius 1825, S. 54, folgendes Verfahren des Hn. Joh. Duntze zu New-Haven mit, welches im IX. B. des American Journal of Sciences and Arts zuerst bekannt gemacht wurde. Er bedient sich hierzu einer Mischung aus 2 Loth Salpeter-Saͤure, 3   – suͤßen Salpetergeist, 4   – Weingeist, 8   – blauen Vitriol, 4   – Stahl-Tinctur (verduͤnntes salpetersaures Eisen). Der Vitriol wird vorlaͤufig in so viel Wasser aufgeloͤst, daß dieses mit den uͤbrigen Ingredienzen zwei Quart (eine halbe Gallone) bildet. Diese Mischung nennt er Bruͤnir-Mixtur. Ehe man einen Laus bruͤnirt, muß er von allem Fette und von aller Unreinlichkeit gesaͤubert, und ein Stoͤpsel in die Muͤndung und in das Zuͤndloch gestekt werden. Die Mixtur wird mit einem Schwamme oder mit einem Luͤmpchen aufgetragen, und jeder Theil des Laufes genau damit bedekt, worauf man den Lauf 24 Stunden lang in freier Luft laͤßt, und dann mit einer harten Buͤrste abreibt, um alles Oxid von der Oberflaͤche wegzuschaffen. Diese Arbeit wird noch ein Mahl, und, noͤthigen Falls, zum dritten Mahle wiederholt, wodurch der Lauf eine vollkommen schoͤne braune Farbe erhalten wird. Er muß hierauf sorgfaͤltig gebuͤrstet, mit einem Lappen abgerieben, und in siedendes Wasser getaucht werden, in welches man etwas Alkali geworfen hat, um die fernere Einwirkung der Saͤuren auf den Lauf zu hindern, und die Saͤuren, die dem Wasser mitgetheilt werden, zu neutralisiren. Nachdem der Lauf aus dem Wasser genommen wurde, muß er, wenn er vollkommen troken geworden ist, mir einem harten Polir-Holze glatt gerieben werden, worauf man ihn bis zur Temperatur der Siedehize erwaͤrmt, und den Firniß auftraͤgt, der auf folgende Weise bereitet wird: 1 Quart Weingeist, 3 Quentchen gepuͤlvertes Drachenblut (sanguis Draconis), 2 Loth gestoßener Schell-Lak, werden gemengt, bei gelinder Waͤrme aufgeloͤset, und dann durchgestehen. Nachdem der Firniß auf dem Laufe vollkommen troken geworden ist, wird er mit dem Polir-Holze gerieben, wodurch er Glaͤtte und Glanz erhaͤlt. Die Londoner Buͤchsenmacher bedienen, sich haͤufig des gruͤnen, wie des blauen Vitrioles, um hervorragende Adern auf dem Laufe zu erzeugen, und diesem dadurch ein damascirtes Ansehen zu verschaffen. Verfertigung der Zuͤndhoͤlzer fuͤr Feuerzeuge. Wir haben im Bd. VIII. S. 148. in diesem Journal die Bereitung der verbesserten oxygenirten Zuͤndkerzchen mitgetheilt, wobei auch die noͤthigen Handgriffe dazu ausfuͤhrlich angegeben sind. Die allg. preußische Staats-Zeitung gibt in ihrer Nr. 185. folgendes Verfahren hiezu an: „Aus leichtem Fichtenholz (alten Mastbaͤumen) oder Birkenholz werden Kloͤze von etwa 3 Zoll Hoͤhe geschnitten, dann die eine Seite des Hirnholzes recht sauber und glatt gehobelt. Geschieht das nicht, so kostet es zu viel Zuͤndmasse und die Hoͤlzer zuͤnden schlecht, weil kleine Holzfasern mit in die Masse kommen, welche die Einwirkung der Schwefelsaure verhindern. Hierauf spaltet man sie mittelst eines breiten Messers und hoͤlzernen Schlaͤgels kreuzweise in der Nike eines starken Strohhalms. Man kann diese Hoͤlzer auch auf Walzwerken mit Schneiden verfertigen, wie dieses in Frankreich geschieht.“ „Man nimmt von diesen Hoͤlzern 30 bis 100 in eine Hand, so daß die gehobelte Hirnseite derselben nach einer Richtung liegt, taucht dieses Ende in fließenden Schwefel und rollt die Hoͤlzer in beiden Haͤnden, damit sie nicht an einander kleben.“ „Zur Zuͤndmasse werden genommen: Schwefelblumen 1 Pfund 28 Loth, Zinnober 9 Loth, Gummi arabicum 8 Loth, Gummi tragenth 6 Loth, Colophonium 6 Loth. Jede dieser Substanzen wird zuerst fuͤr sich allein zu dem zartesten Pulver zerrieben, und hierauf werden sie unter einander gemengt. Alsdann zerreibt man 14 Loth chlorsaures Kali zu einem moͤglichst zarten Pulver, und mengt sie vorsichtig mit 1/3 der obigen Masse. Um Explosionen zu vermeiden, zerreibt man das Kali allein in einer Porzellan-Schaale oder Moͤrser. Sollte es feucht werden, so erwaͤrme man es in der Ofenroͤhre ganz gelinde. Je feiner das Kalt ist, je groͤßer ist die Ausdeute. Ein Pfund Kali gibt 180 bis 200,000 Zuͤndhoͤlzer. Das Ganze wird mit wenigem Wasser zu einem diken Brei angeruͤhrt, in welchen man jedes einzelne Zuͤndholz mit dem Schwefelende taucht, und dann auf ein schmales Brett legt, so daß das Ende mit der Zuͤndmasse uͤber den Rand hinwegliegt. Nach dem Troknen bindet man die Zuͤndhoͤlzer hundertweise zusammen.“ Wo diese Feuerzeuge eingefuͤhrt wurden, verminderte sich die haͤufige Verbrennung der Lumpen zum Vortheil der Papier-Fabrikation, auf deren große Verschwendung wir in der Anmerkung 147. B. XVII. S. 501. aufmerksam machten. Das chlorsaure Kali liefert die chemische Fabrik des Dr. Dingler in Augsburg in billigem Preise. Ueber Hrn. Morin'sVergleiche Journal de Pharmacie 1823. Polytechnisches Journal Bd. X. S. 512. Eine andere Vorschrift ist in Bd. XI. S. 383 angegeben, wo wir auch bei diesem Anlasse auf die Anmerkung 159. daselbst verweisen. D. Mittel, die Waͤsche mit einer chemischen Aufloͤsung zu merken, hat Hr. Thomassin zu Metz eine Notiz im Journal de Pharmacie, Mai 1825. S. 219, mitgetheilt, welcher zu Folge Hn. Morin's Mittel nichts taugt, zu wenig salpetersaures Silber und zu viel Saftgruͤn enthaͤlt. Er schlaͤgt folgendes vor, welches, auch nachdem die Zeichen durch langes Liegen in der Lauge oder durch Chlor-Daͤmpfe unkenntlich geworden sind, wieder an der Luft sich herstellt. Man befeuchtet das Stuͤk, welches man merken will, mit folgender Aufloͤsung, und laͤßt diese gut eintroknen, naͤmlich: 2 Loth trokene basisch kohlensaure Soda, 2 Quentchen arabischen Gummi, und loͤst alles in 8 Loth Wasser auf. Diese Aufloͤsung nennt er das Vorbereitungs-Wasser (eau préparatoire). Statt dieser Aufloͤsung kann man auch eine Prise eines Pulvers aus 8 Loth basischer kohlensaurer Soda, und 2 Loth arabischen Gummi auf die zu zeichnende Stelle streuen, und mit einem hatten glatten Koͤrper in dieselbe einreiben. Auf die entweder mit obiger Aufloͤsung oder mit diesem Pulver vorbereitete Stelle schreibt man dann, oder drukt mit einem hoͤlzernen Model mit einer Aufloͤsung aus 2 Quentchen geschmolzenen salpetersauren Silber (dem sogenannten Hoͤllenstein), 7 Quentchen, Wasser und 1 Quentchen arabischen Gummi, welcher man, da sie farbenlos ist, etwas Tusche zusezen kann, um die Zeichen zu sehen. Will man die Zeichnung aufdruken, so wird diese Aufloͤsung mittelst eines Pinsels auf dem zum Zeichnen bestimmten Model aufgetragen. Wie man diese Merke, die man anfangs kaum sieht, an die Sonne bringt, wird sie schwarz. Sie dient aus Baumwolle, Wolle und Leder so gut, wie auf Leinen. Je oͤfter man die damit gezeichneten Stoffe waͤscht, desto schwarzer wird die Zeichnung. Ueber die noch bestehenden Runkelruͤben-Zuker-Fabriken in Frankreich. Es ist bekannt, daß die meisten Runkelruͤben-Zukerfabriken auf dem festen Lande zu Grunde gingen, sobald die Continental-Sperre aufgehoben wurde. Indessen besteht doch noch eine solche Fabrik in Frankreich, zu Arras, die, bei der Invasion zerstoͤrt, und mit Anstrengungen wieder errichtet, jaͤhrlich 140,000 Pfund Zuker erzeugt. Diese Fabrik besieht vorzuͤglich durch den Ertrag an Viehfutter, welches die Runkelruͤben gewahren, und durch die Verbesserung, welche der Boden bei dem Baue derselben gewinnt; „die Runkelruͤben-Zukerfabrication eroͤffnet dem Akerbaue eine neue Quelle, wo die uͤbrigen Ertraͤgnisse zu versiegen drohen,“ sagt der Bulletin de la Société d'Encouragement, N. 250, S. 122. Hr. Crespel, dem obige Fabrik gehoͤrt, und der zu Senlis noch eine Filiale besizt, die jaͤhrlich zwischen 40 bis 50,000 Pfd. Runkelruͤben-Zuker erzeugt, hat kein Geheimniß in seiner Schuͤler vermehren zu koͤnnen. Russen, unter anderen der Hr. Graf Mosczensky, gehen bei ihm in die Schule. Die Société d'Encouragement bestimmte fuͤr Hn. Crespel die goldene Medaille erster Classe. Ueber Anwendung der Kastanien-Rinde und des Kastanien-Holzes als Gaͤrbe- und Faͤrbe-Material. Die Kastanien-Rinde enthaͤlt zwei Mahl so viel Gaͤrbestoff, als Eichen-Rinde, und beinahe zwei Mahl so viel Faͤrbestoff als Faͤrbeholz. Der Faͤrbestoff der Kastanien-Rinde verhaͤlt sich zu jenem des Campesche-Holzes genau wie 1,857:1. Das mit Kastanien-Rinde gegaͤrbte Leder ist fester und dauerhafter, und doch zugleich geschmeidiger. Diese Rinde ist das beste Materiale zur Dinten-Bereitung; mit Eisen gemengt wird sie blauschwarz. Die aus dieser Rinde ausgezogene Fluͤssigkeit scheint außen blau, wie Indig, wird aber auf dem Papiere aͤußerst schoͤn schwarz. Im Faͤrben zeigt sie groͤßere Affinitaͤt zur Wolle, als der Sumach, von welchem sie, wie von den Gallaͤpfeln, in anderer Hinsicht wenig verschieden ist. Die dadurch erhaltene Farbe bleibt im Lichte und an der Luft unveraͤndert. (Aus den Annales de l'Industrie nationale, im Repertory of Patent-Inventions. N. 2. August 1825. S. 108. Gewinnung des Gaͤrbestoffes aus der Hamlock Fichte. (Pinus canadensis.) „Die Rinde wird abgeschaͤlt, getroknet und gemahlen, wie gewoͤhnlich. Wenn sie nicht getroknet werden kann, wird sie zerhalt, und so geschieht es auch mit den Zweigen. Die gemahlene oder gehakte Rinde wird in Kessel gethan, und der Kessel mit Wasser gefuͤllt, woraus man so lang kochen laͤßt, bis das Wasser gehoͤrig gesaͤttigt wird. Dann wird es abgezogen, neues Wasser aufgeschuͤttet, und so lang gekocht, bis aller Garbestoff der Rinde entzogen ist. Wenn man mit Dampf kochen will, wie es jezt gewoͤhnlich ist, so geht die Arbeit noch leichter. Die gesaͤttigte Abkochung wird durchgesiehen, und in dem Kessel oder in flachen Gefaͤßen gehoͤrig eingedikt. Dieser eingedikte Saft laͤßt sich sowohl in heißem als in kaltem Wasser aufloͤsen, und gibt eine sehr gute Gerbebruhe, (London Journal of Arts. Junius 1825. S. 380. Es duͤrfte fuͤr manche holzreiche Gegend gewinnbringend seyn, gleich in den Waͤldern die Lohe mittelst Wasserdampfen auszuziehen, den Auszug mit demselben Dampf-Apparate zu verdichten und das Loh-Extrakt in Handel zu bringen. D.) Sauer-Kleesaͤure aus Flechten. Hr. Braconnot hat gefunden, daß die Lichenes crustacei, wie z.B. die gemeine Variolaria, die man so haͤufig auf alten Buchen findet, beinahe zur Haͤlfte aus sauerkleesaurem Kalke besteht: daß man also mit sehr geringen Kosten Sauerkleesaure aus diesen Flechten erhalten kann. Bei den haͤutigen und knorpeligen Flechten verliert sich der sauerkleesaure Kalk. (Annales de Chemie. Mars 1825. Giornale di Fisica T. VIII. 3 Bim. p. 231.) Ueber die Bildung schwefelsaurer Soda-Krystalle. (Glaubersalz.) Hr. Faraday theilt uͤber die Bildung dieser Krystalle im Quarterly Journal (Philosph. Magaz. and Journal April 1825. S. 317.) folgende Bemerkungen mit: „Es ist bekannt, daß, wenn man eine beiße starke Aufloͤsung von schwefelsaurer, Soda (Glaubersalz) in ein Gesaͤß gießt, und dieses zuschließt, dieselbe ohne alle Krystallisation erkaltet, waͤhrend, wenn man das Gefaͤß offen laͤßt, sich alsogleich eine Menge Krystalle bildet. Man hat ferner oͤfters bemerkt, daß, unter einigen Umstaͤnden, Krystalle sich in der Aufloͤsung waͤhrend des Erkaltens bilden, wenn auch das Gefaͤß nicht geoͤffnet oder geruͤttelt wird. Diese Krystalle sind, in der Aufloͤsung, sehr durchscheinend und groß: sie sind vierseitige Prismen mit dihedral Enden. Wenn das Gefaͤß geoͤffnet wird, krystallisirt die, diese Krystalle umgebende Fluͤssigkeit, schnell, und umhuͤllt dieselben mit anderen Krystallen, die sich indessen leicht dadurch von jenen unterscheiden lassen, daß sie alsogleich weiß und undurchsichtig werden. Die zuerst gebildeten Krystalle zeigen sich, wenn man sie herausnimmt, viel haͤrter, als die gewoͤhnlichen schwefelsauren Soda-Krystalle; bei dem Brechen zeigt sich ferner, daß die Undurchscheinenheit nicht blos oberflaͤchlich Statt hat, sondern daß sie bedeutend tief eindringt, und zuweilen sogar die ganzen Krystalle durchdringt. Diese haͤrteren und besonderen Krystalle erhaͤlt man leicht dadurch, daß man eine Aufloͤsung von schwefelsaurer Soda, die bei 180° gesaͤttigt wurde, in eine Florentiner-Flasche einschließt, in welcher man sie vorher kochte, ehe man die Flasche zustoͤpselt, damit alle Luft ausgetrieben wird. Nachdem sie 24 Stunden lang gestanden ist, haben sich feine Krystall-Gruppen gebildet. Wenn die Flasche geoͤffnet wird, sezt diese Aufloͤsung frische Krystalle ab. Wenn man die harten Krystalle abgesondert hat, so effloresciren sie an der Luft, wie die gewoͤhnlichen, und verlieren endlich alles Wasser, so daß bloß trokene schwefelsaure Soda uͤbrig bleibt. Hizt man sie dann in einem Platinna Tiegel, so geht die Haͤlfte ihres Gewichtes Wasser uͤber, und der Ruͤkstand ist trokenes Salz. Sie enthalten folglich 9 Proportionale Wasser, oder 72 schwefelsaure Soda, und 8 × 9 = 72 Wasser. Die gewoͤhnlichen Krystalle schwefelsaurer Soda enthalten 10 Proportionale Wasser. Wenn krystallisirte schwefelsaure Soda in einer Flasche erhizt wird, so loͤst ein Theil derselben sich in dem vorhandenen Wasser auf, und das Uebrige wird in wasserfreiem Zustande niedergeschlagen. Eine Aufloͤsung von 180° scheint Ein Proportional Salz 72, und 18 Proportionale Wasser, 162 zu enthalten; woraus, wenn dieß richtig ist, folgt, daß wenn die Krystalle auf 180° erhizt werden, 5/9 Salz alles Wasser aufnimmt, waͤhrend 4/9 sich im trokenen Zustande abscheiden.“ Beitrag zur Naturgeschichte des Jod. Hr. Balard zu Montpellier bemerkt in den Annales de Chimie T. 28 S. 178, daß Starke als Reagens auf Jod, so empfindlich sie ist, nicht immer zureicht, indem die meisten Koͤrper entweder durch sich, oder durch Beihuͤlfe des Wassers, das Jod in Hydroiod-Saͤure verwandeln, und folglich die blaue Farbe verschwinden machen. Hr. Balard schlagt daher das Chlor als Pruͤfungs-Mittel vor; da aber nur eine Kleinigkeit zuviel von diesem Mittel eben so zerstoͤrend auf die blaue Farbe wirkt, wie geschwefelter Wasserstoff, so empfiehlt er folgende Methode: „Nachdem die Fluͤssigkeit, welche Jod enthaͤlt, mit Staͤrke und Schwefelsaure gemengt wurde, gießt man sacht eine kleine Menge Chlor-Aufloͤsung zu. Diese Fluͤssigkeit mengt sich, da sie specifisch leichter ist, nicht mit der vorigen, und dort, wo sich beide beruͤhren, bildet sich ein blauer Kreis, der, wenn auch die Farbe noch so schwach seyn sollte, durch den Contrast in der Farbe mit den oberen und unteren Schichten sich leicht erkennen laͤßt. Wenn man das Gefaͤß etwas schuͤttelt, so entwikelt sich die blaue Farbe in jenem Theile, mit welchem das Chlor in Beruͤhrung ist; schuͤttelte man aber zu stark, und faͤnde sich zu viel Chlor, so wuͤrde die blaue Farbe auf der Stelle verschwinden.“ Auf diese Weise entdekte Hr. Balard das Jod in Koͤrpern, in welchen man es bisher noch niemahls fand, in mehreren See-Mollusken, sowohl mit als ohne Gehaͤusen, z.B. Doris, Venus, Austern etc.; in mehrern See-Polypen und Gewaͤchsen, wie z.B. Gorgonia, Zostera Marina, und in der Mutterlauge der Salinen des mittellaͤndischen Meeres. Er fand es auch im Meerwasser, wo es ihm im Zustande eines Hydrojodates vorzukommen scheint. Bereitung des reinen Kali. Hr. Donovan schlagt folgende Methode vor, reine Pottasche auf eine bequemere Weise, als bisher, zu erhalten. Man reinigt das kaͤufliche crystallisirte Pottasche-Bicarbonat, indem man dasselbe bei einer Temperatur von 100° (vermuthlich F.) in Wasser aufloͤst. Die gesaͤttigte Aufloͤsung wird filtrirt, und, auf einen flachen Teller gegossen, an das Feuer gestellt; in wenigen Stunden wird man eine Menge Crystalle reinen Pottasche-Bicarbonates erhalten. Die Crystalle koͤnnen dann mit etwas Wasser abgewaschen und auf Loͤschpapier getroknet werden. Nun werden sie wieder in Wasser aufgeloͤset, und mit gleichem Gewichte Kalk-Hydrat 15 Minuten lang gekocht; die Aufloͤsung wird auf die gewoͤhnliche Weise filtrirt. (Hr. Donovan hat eine Methode gefunden, Aufloͤsungen ohne Zutritt der atmosphaͤrischen Luft zu filtriren.) Auf diese Weise hat man eine Aufloͤsung von reiner „(?)“ Pottasche (Kali), ohne daß man die Muͤhe haͤtte, in Alkohol dieselbe aufloͤsen und abrauchen zu muͤssen. Der Wiederumwandlung des Alkali in kohlensaure Pottasche, die immer bei dem gewoͤhnlichen Abrauchen Statt hat, (wenn man anders nicht in silbernen Gefaͤßen ohne Zutritt der Atmosphaͤre abrauchen will) wird dadurch vorgebeugt. Um zu sehen, ob eine Pottasche-Aufloͤsung wirklich kaustisch ist, bedienen sich die Chemiker einer verduͤnnten Saͤure; die Saͤure muß aber dann im Ueberschusse zugesezt werden. Eine geringere Menge derselben treibt bloß die Kohlensaͤure aus einem Theile der Pottasche, und der uͤbrige Theil verbindet sich mit der frei gewordenen Saure, so daß kein Aufbrausen Statt hat, und ein Alkali, welches wirklich zum Theile kohlensauer ist, durch das Zugießen einer geringen Menge Saure gar nicht afficirt wird. (Aus dem Dublin Phylosophical Journal in den Annals of Philosophy. July 1825. S. 73.) Pektik-Saͤure des Hrn. Braconnot. Hr. Braconnot vermuthet eine durch das ganze Pflanzenreich verbreitete Saͤure entdekt zu haben, in welcher er Grew's und Duhamel's Cambium wieder zu erkennen glaubt, weßwegen er es auch Acide pectique nennt. Vergl. Giornale di Fisica. Dec. II. T. VIII. 3 Bim. p. 171. Ammonium-Bildung durch Zink und Kali. Wenn Zink und Pottasche (Kali) oder Zink und Soda, Kalk, Baryt, oder wenn diese Kalten, als Hydrate, auch mit Zinn, Eisen, Blei, Arsenik in Beruͤhrung kommen, oder mit Lignin, so entwickelt sich jedes Mahl Ammonium. (Vergleiche uͤber diese wichtige Entdekung des unermuͤdeten Faraday das London Quarterly Journal of Science Nro. 37. und Philosophical Magazine and Journal, April 1825. S. 309.) Ueber Surrey's Cokes-Bereitung und neue Heizung, haben wir bereits im Januar-Hefte S. 138. aus dem London Journal of Arts eine Notiz mitgetheilt. Das Repertory of Patent Inventions, August S. 73, liefert das Patent, das Hr. Surrey am 4. Sept. 1823 sich ertheilen ließ, ausfuͤhrlich; allein es ist keine Zeichnung beigefuͤgt, und, obschon die Vorrichtung sehr einfach scheint, ist sie, vielleicht eben deswegen, nicht ganz klar. Der Patent-Traͤger empfiehlt seine Vorrichtung allen Besizern von Dampfmaschinen und Coke-Bereitern, indem dieselbe sich an jedem bereits bestehenden Ofen mit Vortheil anbringen laͤßt, und ladet sie ein, seine Werkstaͤtte zu York House, Battersea, zu besuchen, wo er an seiner durch eine Dampfmaschine betriebenen Kornmuͤhle mehr als zwei Drittel an dem gewoͤhnlichen Feuer-Material erspart. Ueber Destillation fetter Koͤrper, hielten die HHn. A. Bussy und L. R. Lecann am 4. Jul. eine Vorlesung an der Académie des Sciences, die sich im August-Hefte des Journal de Pharmacie. S. 353, abgedrukt findet. Diese Herren erwarten, daß man bei einer vortheilhafteren Einrichtung der Destillation fetter Koͤrper noch Mit Vortheil die Margar-Saͤure statt des Talges zur Beleuchtung, und in der Seifensiederei statt der Oehle die Saͤuren wird benuͤzen koͤnnen, in welche diese sich verwandeln, so daß der Seifensieder seine kohlensauern Alkalien unmittelbar zur Bildung der Seife verwenden wird. Apsdin's Patent-Kalk und Moͤrtel. Hr. Apsdin ließ sich am 7. Juni l. J. ein Patent darauf geben, den „Straßenkoth“ oder „Straßenstaub“ von Straßen, die mit Kalksteinen beschuͤttet werden, zu sammeln, zu troknen, und dann wie gewoͤhnlich in Meilern zu brennen, wo dieser Straßenkoth dann als Kalk zu Moͤrtel sowohl wie zu Duͤnger mit Vortheil verwendet werden kann. Hieruͤber bemerkt aber das Repertory of Patent-Intentions, September 825, S. 205, sehr richtig, daß dort, wo man die Straßen mit Kalksteinen beschuͤttet, auch Kalksteine seyn muͤssen, woraus man besseren Kalk wird brennen koͤnnen, als aus einem Staube, der zusammenbakt und sich nur schlecht brennen laͤßt; daß dort, wo kein Kalk ist, auch keiner auf der Straße seyn wird; und daß endlich Straßenkoth ungebrannt weit besser duͤngen wird, als wenn man die thierischen Abfaͤlle in demselben verbrennt. Ideen zur Verbesserung der Luftschifffahrt. Hr. Gill theilt uns in dem Mai-Hefte des techn. Rep. 1825 S. 326 wieder einige Bemerkungen eines englischen Philanthropen des Hrn. J. M'S mit, wodurch die Gefaͤhrlichkeiten der aëronautischen Expeditionen vermindert werden sollen. Hr. M'S schlaͤgt vor, Ruder oder Fluͤgel an den Seiten des Luftballons zu versuchen, die durch kleinere Ballons gestuͤzt werden: bemerkt aber sehr weise, daß dieß nur bei Windstille versucht werden koͤnnte. Wenn es keine Winde aus allen Punkten der Windrose und keine gelehrten. Winde aus allen Dintenfaͤssern gaͤbe, so wuͤrde der Luftballon allerdings das bequemste Vehikel auf, oder vielmehr uͤber, der Erde seyn. Allein das „quis contra ventum“ ist noch schwerer zu loͤsen, als das „quis contra torrentem.“ Was indessen die Sicherung des Lebens der Aëronauten betrifft, so schlagt Hr. M'S vor, die Fang-Eisen nach Art der Patent Anker einzurichten, damit sie leichter fangen; und da das Seil an dem Fang-Eisen des Hn. Sadler bei dem Versuche desselben sich herabzulassen durch den zu ploͤzlichen Riß an demselben sprang, so meint er, waͤre es gut, wenn man dieses Seil mit einiger Reibung sich abwinden ließe, damit der Riß nicht mit solcher Heftigkeit daran geschehen koͤnnte. Er meint ferner, daß es gut waͤre, mehrere solche Fang-Eisen um das Schiffchen zu haben, damit sie alle fangen, und dasselbe vor dem Umschlagen sichern koͤnnten. Es koͤnnten auch, wie es ihm scheint, mehrere Fuͤße oder Stuͤzen unten an dem Schiffchen angebracht werden, die dann in die Erde einsinken koͤnnten, wenn der Ballon niederfaͤllt. Das Fangeisen, welches der Mittelpunkt der Bewegung wird, sobald es gefangen hat, so daß der Ballon von dem Winde getrieben, dann einen Theil eines Bogens beschreibt, wodurch das Schiffchen gehindert wird, senkrecht niederzufallen, sollte immer mit mehreren Striken an dem Neze des Ballons oder an dem oberen Ende der Seile befestigt werden, von welchen das Schiffchen gehalten wird. Die bisherigen Klappen sind gleichfalls fehlerhaft: ihre Schnur liegt in der Linie des Windes, und ist folglich außerhalb der Gewalt des Aëronauten. Dadurch verungluͤkte, wie man vermuthet, Hr. Harris. Wenn die Klappe, meint Hr. M'S, sich nach innen oͤffnete, und von einer starken Feder geschlossen wuͤrde, so koͤnnte die Klappen-Schnur durch das Gas in den Ballon, und durch eine Roͤhre in Form eines Hebers, die mit Queksilber gefuͤllt ist, so daß kein Gas entweichen kann, in das Schiffchen lausen, wo der Aëronaut der selben Herr und Meister ist. Den Manen des koͤnigl. preußischen geheimen Staats-Ministers, Grafen Ludwig von Buͤlow.Geboren den 14. Julius 1774 zu Essenrode; gestorben den 10. August 1825 zu Landeck. Wenn es das Loos der Menschheit bisher gewesen zu seyn scheint, daß die Geschichte des Wachsthumes, des hoͤchsten Standpunktes und des Unterganges eines jeden Volkes nur mit Blut in die Jahrbuͤcher der Geschichte derselben geschrieben werden mußte; wenn in dieser großen fortlaufenden Tragoͤdie des Menschengeschlechtes die Namen derjenigen glaͤnzen, die das meiste Blut ihrer Voͤlker vergießen wollten oder mußten; warum finden wir so selten die Namen derjenigen in der Geschichte gefeiert, die in den kurzen Augenbliken der Ruhe, welche das Verhaͤngniß dem Menschengeschlechts zuweilen zur Erholung schenkt, eben so viele Millionen ernaͤhren und erhalten helfen, als andere dem Tode weihten! Die Entwikelung der Gruͤnde dieses traurigen Phaͤnomens in der Geschichte der Menschheit wuͤrde uns um so schmerzlicher fallen, als wir seit wenigen Tagen den Verlust eines dieser Wohlthaͤter des Menschengeschlechtes zu betrauern haben, deren Andenken uns ewig ehrwuͤrdig und heilig bleiben muß. Die Industrie des festen Landes von Europa betrauert, verwaist, den viel zu fruͤhe fuͤr das Wohl von Millionen seiner gewerbfleißigen Buͤrger erfolgten Hintritt des k. preußischen geheimen Staats-Ministers Grafen Friedrich Ludwig Victor Hans von Buͤlow; denn nicht Preußen allein, Europa hat seinen Verlust zu beklagen. Preußen hatte, so wie ehemals das Koͤnigreich Westphalen, das Gluͤck, mehrere Jahre hindurch die Quellen seines neu aufbluͤhenden Wohlstandes, das Wohl derjenigen, die zur Arbeit, wie das Vergnuͤgen derer, die bloß zum Genusse geboren sind, der Sorgfalt dieses vortrefflichen Ministers anvertrauet zu sehen, der nur wenige Minuten seines schoͤnen Lebens fuͤr Sich und die Seinigen, viele Jahre aber fuͤr das Gluͤk von Millionen, und fuͤr den Glanz und die Ehre derer lebte, die ihn zu ihrem Minister zu waͤhlen weise genug waren. Der preußische Staat, sein erlauchter Koͤnig, wie seine kraftvollen, geistreichen und fleißigen Buͤrger haben an Buͤlow einen Verlust erlitten, den das gegenwaͤrtige froͤmmelnde Jahrhundert ihnen vielleicht nimmer zu ersezen vermag. Aber auch ganz Europa verlor das erhabene Beispiel, das Buͤlow einst in Westphalen, und spaͤter im hoͤheren Style in Preußen, als Finanz-Minister und als Minister des Gewerbe-Wesens und des Handels (eines Ministeriums, das Er in der Staatswirthschaft schuf, und das fuͤr ihn geschaffen war), den Finanz-Ministern anderer Laͤnder als Beispiel aufstellte, die, wenn sie den Geist desselben erfaßten, auch anderen Koͤnigen die Vaterfreude des aufbluͤhenden Wohlstandes ihrer Voͤlker, und diesen das beseligende Dankgefuͤhl fuͤr die ihnen gewordenen Wohlthaten gewaͤhren wuͤrden. Heil denjenigen, die wie Buͤlow, die heiligen Bande zwischen Fuͤrsten und Voͤlkern immer enger und fester zu knuͤpfen vermoͤgen, ohne jene zu beengen und diese zu erwuͤrgen; ohne diese mit dem falschen Scheine von Freiheit und jene, uͤber die Gefahren des Despotismus zu tauschen. Doch es koͤmmt uns nicht zu, die Groͤße dieses Mannes als Minister in dem Kabinette der Fuͤrsten, denen er redlich und thaͤtig diente, zu beurtheilen. Wir koͤnnen bloß die Weisheit desselben bewundern, mit welcher er, mitten im Kriege, die Finanzen seines erschoͤpften Vaterlandes so zu leiten und zu ordnen wußte, daß er die Staats-Kassen fuͤllen konnte, ohne den Bauer zu erdruͤken und den Buͤrger vollends auszusaugen; wir koͤnnen nur die Thaͤtigkeit und Redlichkeit bewundern, mir welcher er den, durch so harte Unfaͤlle erschuͤtterten, Staatskredit Preußens so schnell zu einer Hoͤhe zu erheben wußte, die derselbe zuvor selbst in gluͤklicheren Zeiten nicht erreicht hatte; wir koͤnnen endlich nur erstaunen uͤber die tiefen Einsichten in die verwikelten und mannigfaltigen Zweige des Gewerbewesens und des Handels, die Buͤlow, als Minister der Gewerbe und des Handels, wenn moͤglich, noch hoͤher in den Augen der Nachwelt stellen, als er derselben als Finanz-Minister zweier Koͤnigreiche erscheinen muß. Die weisen Verordnungen der k. preußischen Regierung, die seit dem Jahre 1817 in Hinsicht auf Gewerbe, deren Freiheit er begruͤndete, auf Handel, den er in die entferntesten Welttheile ausdehnte, auf Fabriken und Manufacturen, unter dem Schuze wohlerwogener und gut gehandhabter Mauth-Geseze, erlassen wurden, sind eben so herrliche Denkmaͤhler der Groͤße und Tiefe der Ideen dieses Staatsmannes, als seine herrlichen Land- und Wasserbaue, als die schoͤnen und bluͤhenden Institute zum Unterrichte der arbeitenden Klasse, die Er in das Leben rief, als der rasche Aufschwung der Industrie ist Preußen unter seinem Ministerium. Nur einen Ruͤkblik erlaube man uns auf die Laufbahn dieses wahrhaft großen Mannes; nur die Frage: wie ist Buͤlow das geworden, was er ward? – Durch das, was man jezt so sehr vernachlaͤßigt, durch zwekmaͤßige Bildung. Sein Vater, Major Frhr. von Buͤlow, war Direktor der Ritter-Akademie zu Luͤneburg, und leitete dort die Erziehung seines Sohnes selbst, nicht durch geistliche Hofmeister. Die Weihe zum Staats-Oekonomen empfing er aus der Hand des unsterblichen Johann Beckmann zu Goͤttingen, dessen Schuͤler nicht bloß uͤber alle Staaten von Europa, wo man sie benuͤzen wollte, Gewerbfleiß verbreiteten, sondern selbst uͤber die Steppen Sibiriens und die ehemaligen nordamerikanischen Wuͤsten. „Ein Minister, der in der Verwaltung des Staats, die ihm sein Fuͤrst anvertraute, nicht auf alle nur immer moͤgliche Weise Luft und Liebe zur Arbeit unter den Unterthanen zu weken und zu naͤhren versteht; der diese ihr Haares Geld fuͤr dasjenige, was sie in ihrem Lande erzeugen konnten, in das Ausland schiken laͤßt; der vielleicht gar so einfaͤltig ist, Gegenstaͤnde, die sie verarbeiten sollen, mit Einfuhr-Zoll zu belegen, und einen solchen Zoll fuͤr eine Finanz-Quelle zu halten, dem sollte unser Pedell das Porte-feuille abnehmen, wenn es der Koͤnig nicht thut, denn er suͤndigt schwer gegen Gott, der dem Menschen befahl: im Schweiße seines Angesichtes sein Brod zu verdienen. Muͤßiggang ist aller Laster Anfang; das arbeitsamste und fleißigste Volk ist immer auch das sittlichste. Er suͤndigt gegen seinen Koͤnig, indem er den Interessen desselben unteren wurde, da das Wohl der Koͤnige in dem Heile eines sittlichen, durch Arbeit, nicht durch Krieg und Raub, wohlhabenden Volkes beruht. Er suͤndigt gegen sein Vaterland, weil er dasselbe physisch und moralisch verderben hilft.“ Dieses Fragment aus einer Vorlesung Johann Beckmann's uͤber Technologie im J. 1791 scheint dem Minister von Buͤlow unvergeßlich geblieben zu seyn. Er hat der Weihe seines großen Lehrers entsprochen; er ist fuͤr Westphalen und Preußen in Einem Zweige der Staatsverwaltung das geworden, was unser unsterbliche Montgelas uns in allen Zweigen des Staats-Ministeriums fuͤr Baiern war.