Titel: Bericht über eine neue und bequeme Methode, die Bewegungen eines Dampfbothes zu reguliren. Von den HHrn. Jak. Carmichael und Karl Carmichael zu Dundee. Mitgetheilt in einem Schreiben an den Hrn. Capitän Basil. Hall, von d. k. Flotte.
Fundstelle: Band 19, Jahrgang 1826, Nr. XXIII., S. 125
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XXIII. Bericht uͤber eine neue und bequeme Methode, die Bewegungen eines Dampfbothes zu reguliren. Von den HHrn. Jak. Carmichael und Karl Carmichael zu Dundee. Mitgetheilt in einem Schreiben an den Hrn. Capitaͤn Basil. Hall, von d. k. Flotte. Aus dem Edinburgh philosophical Journal. Julius 1825. S. 159. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Carmichael's, Bericht uͤber eine neue und bequeme Methode, die Bewegungen eines Dampfbothes zu reguliren. Ihrem Wunsche zu Folge, senden wir Ihnen eine Zeichnung der Maschine des Zwilling-Dampfbothes, George IV., das auf unserer Ueberfahrt zu Dundee gebraucht wird, und gehen zur Beschreibung jenes Theiles uͤber, den wir selbst erfanden, dessen Brauchbarkeit sie erprobten, und von dem Sie zu glauben belieben, daß er der Aufmerksamkeit des Publicums nicht unwerth ist. Der Zwek dieser Vorrichtung ist, die Bewegungen des Dampfbothes auf eine bequemere Weise, als bisher, zu leiten. Durch die bloße Bewegung eines kleinen Griffes oder Zeigers auf einem Brette auf dem Verdeke, die der Steuermann und der Schiffmeister sehen und hoͤren kann, kann den Ruderraͤdern mit einem Mahle jede Bewegung gegeben werden, die die Maschine mitzutheilen vermag. Das Both kann ruͤkwaͤrts oder vorwaͤrts bewegt, in seiner Bewegung zuruͤkgehalten, oder gaͤnzlich aufgehalten werden, und dieß bloß dadurch, daß der Griff auf gewisse auf dem Zifferblatte angedeutete Stellen gefuͤhrt wird. Hierzu gehoͤrt durchaus keine Geschiklichkeit, so daß der Schiffmeister, oder jeder Schiffmann unter seiner Leitung, dieses Geschaͤft eben so gut verrichten kann, als der geschikteste Werkmeister an der Maschine. Auf diese Weise wird alle Verwirrung, welche so haͤufig des Nachts entsteht, wenn man dem Werkmeister unten zuruft, und wenn das Commando-Wort durch so viele verschiedene Munde laͤuft, vermieden. Die Maschine kommt dadurch eben so genau unter das Commando, wie das Ruder; eine wichtige Verbesserung an der muͤhseligen Art dem Werkmeister, der unten bei der Maschine stekt, und der nicht hoͤren will oder nicht hoͤren kann, das Commando zuzuplappern, wodurch oͤfters hoͤchst traurige Zufaͤlle entstehen. Die verschiedenen Theile der Maschine sind in der Figur nicht ganz genau so gestellt, wie in dem Bothe; wir hoffen aber, daß eben dadurch der Grundsaz, nach welchem sie wirken, deutlicher eingesehen werden kann, indem sie durch diese Anordnung deutlicher dargestellt worden sind. Der Cylinder und seine Fassung sind aus Einem Stuͤke gegossen, im Gusse unten verbunden, oben aber ganz frei von einander: der Zwischenraum zwischen beiden ist oben mit einem eisernen Ringe geschlossen, und wird mit Hanf etc. an den Zusammenfuͤgungen ausgestopft. Der Dampf tritt aus dem Kessel durch die Roͤhre, A, zwischen den Cylinder und seine Fassung, laͤuft rings um den Cylinder, und tritt durch den Arm, B, in Verbindung mit der Seiten-Roͤhre, C, an den Klappen-Gehaͤusen, kann aber nicht in den Cylinder, wenn die Dampf-Klappen, DD, geschlossen sind. Die Ableitungs-Klappen, EE, befinden sich unter den Dampf-Klappen. Das Gestaͤnge der Dampf-Klappe arbeitet in einer Flachs-Fuͤtterung, FF, und ist hohl, damit das Gestaͤnge der Ausleitungs-Klappe in demselben spielen kann. Auch dieses ist bei GG, mittelst Flachs-Fuͤtterung luftdicht gemacht. Die Klappen-Heber, HHHH, sind auf den Hebestangen, II, befestigt, von welchen nur eine gesehen werden kann: der Fuß derjenigen, die von dem Auge am weitesten entfernt ist, zeigt sich an der Schaukel-Spindel. Eine dieser Stangen hebt die obere Dampf-Klappe, und die untere Ausleitungs-Klappe; die andere, die untere Dampf-Klappe und die obere Ausleitungs-Klappe. Die untere Dampf-Klappe und die obere Ausleitungs-Klappe sind in der Figur als gehoben dargestellt. Die Schaukel-Spindel, K, dreht sich, auf ihrem Mittelpuncte um beilaͤufig 40° hin und her; die zwei Spanner oder Fluͤgel, L, die auf beiden Seiten hervorstehen, machen, daß die Hebestangen und die damit verbundenen Klappen abwechselnd auf- und niedersteigen. Die Hebestangen fallen durch ihr eigenes Gewicht, und wenn die Fluͤgel horizontal stehen, sind alle Klappen geschlossen, und fuͤr einen Augenblik in Ruhe. Die Schaukel-Spindel erhaͤlt ihre Bewegung durch ein excentrisches Rad, M, welches an der Achse der Kurbel befestigt ist. Die Befestigung dieses Rades in Hinsicht auf die Kurbel und die Klappen fordert sehr viel Genauigkeit, indem die Oeffnung und Schließung der Klappen zu gehoͤriger Zeit davon abhaͤngt. Die excentrische Stange, N, wird von der Kurbel-Achse mittelst eines zu jeder Seite des excentrischen Rades hervorstehenden Stuͤkes getragen, welches mittelst des Messing-Stuͤkes, O, concentrisch mit der Spindel wird. Die vier Stangen, P, laufen durch diese Messing-Stuͤke, und schieben sich in denselben frei hin und her. Fig. 2. stellt diesen Theil im Durchschnitte dar, nebst einem Theile der Kurbel- (oder Ruder-Achse), und der Kurbel an einem Ende. Das andere Ende der excentrischen Stange wird von der Walze, Q, getragen: so, wie die Kurbel-Spindel sich dreht, laͤuft die excentrische Stange hin und her, und zwar in einer Entfernung, die der doppelten Excentricitaͤt des excentrischen Rades gleich ist; und da diese Stange mit der Schaukel-Spindel mittelst des doppelendigen Spanners, RR, an einem Ende derselben verbunden ist, so laͤuft die Schaukel-Spindel von einem Ende ihres Bewegungs-Kreises bis zu dem anderen, waͤhrend die Kurbel-Spindel eine halbe Umdrehung macht, oder waͤhrend der Zeit, als der Staͤmpel in dem Dampf-Cylinder von oben nach abwaͤrts kommt, oder von unten nach aufwaͤrts. Der Staͤmpel des Dampf-Cylinders ist hier in der Mitte desselben dargestellt, und da die untere Dampf-Klappe und die obere Ausleitungs-Klappe offen sind, muß der Staͤmpel aufwaͤrts steigen, und da die Kurbel mit dem entgegengesezten Ende des Lauf-Baumes (des Hebels) verbunden ist, wird die Kurbel herabsteigen. Waͤhrend der Zeit, als der Staͤmpel zu seiner Hoͤhe hinangestiegen, und die Kurbel zu ihrer Tiefe herabgelangt ist, wird die Schaukel-Spindel in jene Lage gelangt seyn, in welcher die Fluͤgel auf derselben horizontal, und folglich alle Klappen geschlossen sind. Das Moment der Bewegung des Ruder-Rades (des Schwungrades), fuͤhrt aber die Bewegung fort, und die Klappen, welche vorher geschlossen waren, naͤmlich die obere Dampf-Klappe und die untere Ausleitungs-Klappe, werden geoͤffnet, und der Dampf druͤkt den Staͤmpel mit einer Kraft nieder, welche der Differenz zwischen der Elasticitaͤt desselben, und jener der unverdichteten Daͤmpfe unter dem Staͤmpel gleich ist. Auf diese Weise bleibt die Maschine im Gange, und das Ruderrad dreht sich in der Richtung des Pfeiles. Um Ihnen aber die Art zu erklaͤren, wie das Ruder-Rad gestellt, oder in entgegengesezte Bewegung gebracht werden kann; so handelt es sich hier um nichts anderes, als daß alle Klappen geschlossen werden. Dieß geschieht dadurch, daß man die excentrische Stange aus dem Spanner der Schaukel-Spindel heraushebt, wo dann die Klappen alle sich von selbst schließen, sowohl durch ihr eigenes Gewicht, als durch jenes der Hebel-Stangen etc., und die Maschine stehen bleibt. Um nun die Maschine wieder in den Gang zu bringen, und das Both ruͤkwaͤrts oder vorwaͤrts zu treiben, darf man nur die excentrische Stange herablassen, den doppelendigen Spanner an dem Ende der Schaukel-Spindel fassen, wie in der Figur angedeutet ist, und das Ruder-Rad wird sich in der Richtung des Pfeiles bewegen, oder die excentrische Stange bis an das obere Ende des Spanners an der Schaukel-Spindel heben, und dann wird das Ruder-Rad sich in entgegengesezter Richtung drehen. Der Nuzen der sectorartigen Anhaͤngsel, T, an dem Ende der excentrischen Stange besteht darin, daß die Stifte an den Enden des doppelendigen Spanners in die Ausschnitte geleitet werden, die fuͤr dieselben zu jeder Seite der excentrischen Stange angebracht sind. Die Form derselben ist deutlicher in Fig. 3. dargestellt. Das Handgewinde, um die Maschine in Gang zu bringen, oder aufzuhalten, befindet sich oben an dem Verdeke des Bothes auf einem kleinen Brette, so daß man es sehen, und der Mann am Steuerruder oder der Schiffmeister, der das Both zu leiten hat, deutlich hoͤren kann, wenn man an dem Quay anlangt. 1, ist ein Doppel-Griff auf der senkrechten Spindel, 2, an deren unterem Ende sich ein schiefes Rad, 3, befindet, welches in ein anderes Rad, 4, eingreift; dieses Rad befindet sich an einer liegenden Spindel, welche von einer Maschine zur anderen laͤuft, und an jedem Ende einen Sporn-Triebstok, 5, hat, welcher in den Zahnstok, 6, eingreift. Ein aͤhnlicher Zahnstok ist mit der excentrischen Stange der anderen Maschine verbunden, in welche der andere Sporn-Triebstok eingreift, so daß, wenn man den Griff, 1, dreht, beide Maschinen in Gang gebracht, aufgehalten, oder in entgegengesezten Umtrieb gebracht werden koͤnnen, und dieß zwar mit der groͤßten Leichtigkeit und Sicherheit. Die schiefen Raͤder, Sporn-Triebstoͤke muͤssen in solchem Verhaͤltnisse gegen einander stehen, daß zwei volle Umtriebe des Griffes, 1, die excentrische Stange von der niedrigsten Lage in die hoͤchste zu bringen vermoͤgen. Eine Umdrehung der Griffe hebt oder senkt die excentrische Stange in die anhaltende Stellung, und eine Umdrehung, nach einer Seite oder nach der anderen, wie es die Umstaͤnde fordern, treibt das Both vorwaͤrts oder ruͤkwaͤrts. Auf der aufrechten Spindel befindet sich ein Stuͤk, 7, das in einen Ausschnitt eingreift, in welchen es von einer Feder gedruͤkt wird, und so die Zahnstoͤke und excentrischen Stangen in jeder der drei erforderlichen Lagen haͤlt. Da die aufrechte Spindel zwei Umdrehungen macht, und immer auf demselben Puncte stehen bleibt, so kann hier kein Zeiger angebracht werden. Um diesem Umstande abzuhelfen, ist unter dem Brette ein kleiner Triebstok, 8, befindlich, welcher in ein Rad, 9, eingreift, welches vier Mahl so viel Zaͤhne hat, und den Zeiger, 10, fuͤhrt. Dieses Rad, welches bei zwei Umdrehungen der senkrechten Spindel nur ein Mahl sich dreht, macht den Zeiger auf seinem Stifte vor- oder ruͤkwaͤrts weisen, wenn die Maschine im Gange ist, und quer uͤber das Schiff, wenn die excentrischen Stangen in die stehende Lage gebracht sind. Der Zeiger, 11, ist mit der Regulir-Klappe, 12, mittelst Stangen und Spannern verbunden, und wird, nach Erforderniß der Umstaͤnde, mit der Hand gedreht. Der Zeiger, 13, ist mittelst Stangen und Spannern mit dem Einlaß-Hahne, 13, verbunden; dieser Hahn wird immer geschlossen, ehe man die Maschine still stehen laͤßt, und geoͤffnet, wenn man sie wieder in den Gang bringt. Jede Maschine hat ihr eigenes Drehwerk, um die Klappen und Einlaß-Haͤhne zu stellen, und in Grade getheilte Kreise auf Messing-Platten, um dem Auge die Lage zu zeigen, in welcher sie stehen. Wenn die Maschinen einige Zeit stehen, wird es nothwendig, den Dampf zwei oder drei Secunden lang frei durch dieselben durchzuziehen, um sie zu erhizen, und alle Luft auszutreiben, die in dieselben eingedrungen seyn mag. In dieser Absicht wird der lange Griff, 14, an der Seite des Brettes, an dem Schafte, 15 befestigt, der quer uͤber die Vorderseite beider Maschinen hinlaͤuft, und mittelst vier Spanner oder Fluͤgel alle Klappen an beiden Maschinen hebt, und den Dampf frei durch dieselben mittelst der Luftpumpe-Klappen ziehen laͤßt. Der Werkmeister an der Maschine erkennt an dem Tone, wann er den Griff in die in der Figur dargestellte Lage zu bringen hat, und nachdem er vorlaͤufig den Zeiger, nach der Richtung der Bewegung vorwaͤrts oder ruͤkwaͤrts, gestellt, und den Dampf-Regulator-Zeiger vorgerichtet hat, bleibt nichts uͤbrig, als die Einlaß-Haͤhne zu oͤffnen, und die Maschine wird augenbliklich in der verlangten Richtung zu gehen anfangen. Wenn noch eine weitere Erlaͤuterung noͤthig ist, so belieben Sie uns Ihre Zweifel mitzutheilen. Wir sind etc.Wir sehen aus einer Nachricht uͤber die (gefaͤhrliche) Ueberfahrt uͤber den Tay bei Dundee, von Capt. Basil. Hall, in eben diesem Hefte S. 147. daß dieses Zwillings-Both (nach des Erfinders der Dampfbothe, Miller's von Dalswinton, Idee, als Zwillingsboth, erbaut) 4330 Pfund, 14 Sh. 10 Penny kostete. Der Lohn fuͤr den Werkmeister, 6 Schiffleute, und einen Heizer betraͤgt jaͤhrlich 800 Pfund. Die Auslage fuͤr die Steinkohlen, 1000 Tonnen ungefaͤhr, 600 Pfund. Fuͤr Aufseher etc. 200 Pfund. Ausbesserungen und Interessen 600 Pfd. Neben-Ausgaben 57 Pfund. In allem jaͤhrlich 2400 Pfund. Der Ertrag der Ueberfahrts-Gebuͤhr im vorigen Jahre fuͤr 100,536 Reisende, 604 Kutschen und 2564 Lastwagen, 15449 Schafe, 4,777 Pferde, 6,627 Ochsen war = 3727 Pfund 12 Shill. Mehr als 25 Fahrzeuge waren hier ehevor mit Ueberfahrt beschaͤftigt, und mehr als 100 Schiffer! Und doch machte man diese Leute wegen zweier Dampfbothe brodlos, aus dem „einfaͤltigen“ Grunde, weil dadurch Zeit gewonnen, und folglich Industrie und Handel gefoͤrdert wird. Da sieht man wohl deutlich, daß Dundee nicht Lindau, und das Parliament, das diesen Dampfbothen so vielen Vorschub leistete, nicht das Bureau des Hrn. v. Y. ist. A. d. Ueb.

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