Titel: Notiz über eine weiße fadenartige Substanz, welche sich auf Gußeisen befindet. Von Herrn Vauquelin.
Fundstelle: Band 21, Jahrgang 1826, Nr. XIII., S. 58
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XIII. Notiz über eine weiße fadenartige Substanz, welche sich auf Gußeisen befindet. Von Herrn Vauquelin. Aus dem Journal de Pharmacie. Januar 1826. S. 1. [Vauquelin's, Notiz über eine weiße fadenartige Substanz, welche sich auf Gußeisen befindet.] Herr Mollerat Guyon uͤbergab mir am 17. Junius 1824 ein Stuͤk Gußeisen, an welchem ein großer Theil der Oberflaͤche mit einer weißen Substanz bedekt war, die aus seidenartigen Faden bestand, welche aus der Masse des Gußeisens hervorzukommen scheinen, und Buͤscheln von Amiant oder Federalaun aͤhnlich sind. Die Faben sind von der hoͤchsten Weiße, und so leicht, daß sie die geringste Bewegung der Luft fortnimmt, wenn sie von dem Gußeisen getrennt sind. Ich war begierig diese seidenartige Substanz der chemischen Analyse zu unterwerfen, und ich fand, daß sie aus hoͤchst reiner Kieselerde besteht; sie enthielt kein Atom Eisen. Ich erinnere mich bei dieser Gelegenheit, daß ich schon vor langer Zeit ein Mahl eine aͤhnliche Substanz, welche sich in einem Hochofen an einem Stuͤke Gußeisen befand, untersuchte. (Siehe Annales de Chimie.) Obwohl zu jener Zeit das Potassium und Sodium bereits bekannt waren, so dachte man doch noch nicht an das Silicium, so daß die Entstehung dieser fadenartigen Substanz auf der Oberflaͤche von Gußeisen, welches sich lange Zeit in Hochoͤfen befand, schwer zu erklaͤren war. Man mußte eine gewisse Fluͤchtigkeit der Kieselerde voraussezen, indem man annahm, daß sie entweder aus dem Gußeisen sich ausschied, oder daß sie, indem sie von außen kam, sich auf demselben absezte. Allein die erstere dieser Voraussezungen ist nicht wahrscheinlich; denn waͤre die Hize des Ofens stark genug gewesen, um die Kieselerde aus dem Inneren des Gußeisens auszutreiben, so wuͤrde sie sich nicht auf der Oberflaͤche desselben, die heißer seyn muß, als das Innere, abgesezt haben; der zweiten Voraussezung zu Folge haͤtte sich das Gußeisen an dem kaͤltesten Orte des Ofens befinden muͤssen, damit sich die dampffoͤrmige Kieselerde an demselben haͤtte verdichten koͤnnen. Heute zu Tage, wo man weiß, daß eine große Menge Silicium im Gußeisen enthalten seyn kann, begreift man leicht, daß dieses Metall in einer solchen Verbindung bei einer hohen Temperatur, und in Beruͤhrung mit der Luft, in Dampf verwandelt, und in dieser Gestalt auf die Oberflaͤche des Gußeisens kommen kann, wo es verbrennt und krystallisirt Das Stuͤk, welches ich hier vorlege, ist sehr geeignet um diese Wirkung begreiflich zu machen: seine Oberflaͤche ist dehnbar, waͤhrend sein Kern noch bruͤchig ist.