Titel: Ueber Entzündung des Pulvers durch den Stoß des Kupfers auf andere Körper.
Fundstelle: Band 21, Jahrgang 1826, Nr. LXXXVI., S. 364
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LXXXVI. Ueber Entzündung des Pulvers durch den Stoß des Kupfers auf andere Körper. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement. Junius. 1826. S. 181. Ueber Entzündung des Pulvers durch den Stoß des Kupfers auf andere Körper. Da Eisen mit Eisen, oder mit einem anderen harten Koͤrper Funken gibt, so hat man an allen Maschinen, Geraͤthen und Gebaͤuden der Pulver-Muͤhlen dasselbe nur mit der aͤußersten Vorsicht, und nur dort, wo es durchaus nothwendig ist, angewendet. Man hat immer statt des Eisens Kupfer empfohlen, weil es nicht dieselbe Ursache der Gefahr darbiethet; man hat sogar Verordnungen erlassen, und man erlaubte dieses Metall mit der groͤßten Zuversicht sowohl in den Pulver-Muͤhlen, als in den Pulver-Magazinen. Man konnte jedoch vermuthen, daß ein starker Stoß von Eisen auf Kupfer, so wie von Kupfer auf Kupfer, oder auf irgend einen harten Koͤrper eine Hize zu entwikeln vermag, die stark genug ist, um Pulver zu entzuͤnden, das sich in der Naͤhe des Beruͤhrungspunctes dieser Koͤrper befindet; bisher hat aber keine Thatsache, kein unmittelbarer Versuch die Moͤglichkeit einer solchen Entzuͤndung erwiesen. Das Auffliegen der Pulver-Muͤhle zu Bouchet am 19ten April 1825, wo eine Koͤrn-Maschine sich befand, veranlaßte den Obersten der Artillerie, Hrn. Aubert, seine Versuche, Pulver durch Schlaͤge oder Stoͤße von Kupfer auf Kupfer, die er im vorigen Jahre ohne allen Erfolg anstellte, wieder fortzusezen. Er erhielt in wenigen Tagen, durch Beihuͤlfe des Hrn. Hauptmannes Tardy, die gluͤklichsten Resultate: Kupfer auf Kupfer, oder Kupfer-Legirungen geschlagen entzuͤndete das Pulver. Er theilte seine Beobachtungen dem General-Director der Pulver-Muͤhlen und Salpeter-Plantagen mit, welcher befahl, daß diese Versuche in Gegenwart aller Mitglieder des Pulver-Berathungs-Ausschusses wiederholt werden sollten. Oberst Aubert wiederholte diese Versuche auf die ihm vorgeschriebene Weise, und erhielt die fruͤher gemeldeten Resultate, naͤmlich: 1) Eisen gegen Eisen. Eine Prise Pulver auf einen Amboß, oder auf einen Blok Gußeisen gelegt, und mit einem eisernen Hammer geschlagen, entzuͤndet sich jedes Mahl, wenn der Schlag gehoͤrig gefuͤhrt wurde, was oͤfters geschieht. 2) Eisen gegen Kupfer. Es geschieht dasselbe, jedoch weniger leicht, wenn man Pulver auf einen Amboß, oder auf einen Blok von Gußeisen legt, und mit einer Masse Gelbkupfer. oder Messing darauf schlaͤgt, oder wenn man das Pulver auf Messing legt, und mit einem eisernen Hammer darauf schlaͤgt. Das Pulver entzuͤndet sich auch, wenn man sich eines Hammers aus Stuͤkgut (100 Theile Kupfer und 16 Theile Zinn) bedient. 3) Kupfer gegen Kupfer. Pulver entzuͤndet sich auch, wenn man dasselbe auf Kupfer legt, und mit einem kupfernen Hammer darauf schlaͤgt: dieß geschieht jedoch weit seltener, als in den vorigen Faͤllen, und nur wenn man einen gehoͤrigen und festen Schlag fuͤhrt. Alle diese verschiedenen Resultate erhaͤlt man leichter, wenn man unter den oben angegebenen Umstaͤnden ein kleines Stuͤk Papier auf das Pulver legt. Das Pulver entzuͤndet sich auch noch, aber sehr schwer, wenn man dasselbe zwischen zwei Blaͤttchen Kupfer oder Messing auf den Amboß legt, und mit einer Metall-Masse auf das obere Blaͤttchen schlaͤgt. 4) Eisen gegen Marmor. Das Pulver entzuͤndete sich auch, wenn man es auf einen Marmor-Blok legte, der keine Spur von Kieselerde enthielt, und mit einem eisernen Hammer darauf schlug. Man versuchte vor dem Ausschusse, obschon vergebens, Pulver durch einen Schlag mit Eisen zu entzuͤnden, wenn es auf Blei-Bloͤken und senkrechtem Holze lag: der Schlag, den ein Arbeiter mit einem Vorhammer maͤchtig fuͤhrte, war indessen stark genug. Die Entzuͤndung gelang aber auf folgende Weise. 5) Blei gegen Blei. Man hat Pulver in eine Vertiefung des Wurf-Pendels der Direction gethan, und mit der Pendel-Flinte darauf geschossen. Der Schlag der Kugel entzuͤndete das Pulver alsogleich. Die Flinte hatte eine Ladung von 10 Grammen, und das Blei war drei Meter von der Muͤndung des Flintenrohres. Man hatte die Vorsicht getroffen, in den Zwischenraum eine Scheidewand mit einem Loche zum Durchgange fuͤr die Kugel, und zur Zuruͤkhaltung alles Feuers anzubringen. 6) Blei gegen Holz. Man brachte Pulver in ein Loch, welches man in ein senkrecht stehendes Stuͤk Hol; geschossen hatte, und schoß auf dieses Pulver mit der Pendel-Flinte. Es entzuͤndete sich durch den Schlag der Kugel. Das bei diesen Versuchen angewendete Pulver war superfeines Jagdpulver von Bouchet, Toulouse, Ripault und Dartford (in England), auch Mimitians-Pulver von Ripault. Diese Thatsachen beweisen auf eine eben so unmittelbare als einleuchtende Weise, daß man sowohl bei Verfertigung als bei jeder weiteren Verarbeitung des Pulvers jeden starken Schlag oder Stoß auf das Sorgfaͤltigste vermeiden muͤsse, indem dadurch so viel Hize entwikelt werden kann, daß das Pulver, welches diesem Schlage ausgesezt ist, sich entzuͤnden muß.So sehr auch obige Versuche lehrreich sind, und zur Beseitigung von Vorurtheilen beitragen, welche bisher vielen Hunderten das Leben kosteten, so waͤre es doch sehr der Muͤhe werth gewesen, denselben eine groͤßere Praͤcision zu geben, und mit dem Dynamometer die Kraft zu bestimmen, mit welcher der Stoß oder Schlag gefuͤhrt werden muß, um die Entzuͤndung zu bewirken. Hiernach ließe sich sodann die Maschinerie etc. so berechnen, daß nie ein Stoß oder Schlag zum Vorscheine kommen kann, der eine Entzuͤndung moͤglich machen koͤnnte. Diese Versuche koͤnnen deutsche Artilleristen anstellen. A. d. Ueb.