Titel: Ueber die Taucher-Gloke.
Fundstelle: Band 21, Jahrgang 1826, Nr. CXXXV., S. 527
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CXXXV. Ueber die Taucher-Gloke. Aus dem Philosophical Magazine and Journal. Juli. S. 43. Ueber die Taucher-Gloke. Folgende Bemerkungen wurden nach einer Unterredung mit einem der ersten Gelehrten unseres Zeitalters niedergeschrieben. Dieser Mann ist unter Freunden so wenig zuruͤkhaltend, daß ich kaum seine Ideen von den meinigen zu unterscheiden vermochte. Er hat einen meisterhaften Artikel uͤber diesen Gegenstand in der Encyclopaedia Metropolitana geliefert, und hat, wo unsere Ideen uͤbereinstimmen, auf jede derselben, wenn er will, das Vorrecht. Es gibt vorzuͤglich zwei Fehler an dem bisherigen Baue der Tauchergloke: Mangel an freier Bewegung, und Mangel an Reinheit der Luft. I. Es unterliegt keinem Zweifel, daß man ein Both erfinden kann, mit welchem man, ohne allen Beistand von der Oberflaͤche des Wassers, unter Wasser fahren kann (ein unterseeisches Both, submarine boat)Drebbel hatte vor beinahe 200 Jahren ein solches Both gebaut, und Prof. Schultes hat vor mehr denn dreißig Jahren einen Plan hierzu gezeichnet. A. d. Ueb.; auch die gemeine Taucher-Gloke laͤßt sich auf diese Weise verbessern. Man denke sich ein Wagengestell ohne Kasten von hinlaͤnglicher Schwere, um in dem Wasser unterzusinken. Man denke sich ferner eine hoͤlzerne Taucher-Gloke, die leicht genug ist, um mittelst der in derselben enthaltenen Luft mit den in ihr befindlichen Personen an die Oberflaͤche des Wassers emporzusteigen. Diese Gloke sey mittelst eines Seiles an dem Gestelle befestigt, und die in derselben befindlichen Personen sollen durch Aufwinden des Seiles die Gloke nach Belieben auf das Gestell niederziehen, und wieder, nach Belieben, in die Hoͤhe steigen lassen koͤnnen. Das Gestell kann so vorgerichtet seyn, daß die Gloke bis auf den Grund reicht, und, wenn diese darauf befestigt ist, durch irgend eine Vorrichtung, durch welche man Wagen oder Stuͤhle von innen aus in Bewegung sezt, von einem Orte auf den anderen geschafft werden kann. Diese Vorrichtung ist nur an einer ebenen Kuͤste anwendbar; unter anderen Umstaͤnden wird die specifische Leichtigkeit der Gloke immer Vorrichtungen darbiethen, dieselbe senkrecht zu erhalten, wenn auch der Wagen umwerfen sollte. Man kann ein Instrument anbringen, durch welches man den Weg vorlaͤufig untersuchen kann. Wenn z.B. zwei Raͤder mittelst einer Stange mit der Gloke verbunden sind, wird das Emporsteigen der Stange in der Gloke andeuten, daß die Raͤder abwaͤrts laufen, und wenn die Stange sich schief dreht, daß ein Rad niedriger steht.Unsere Leser werden fuͤhlen, daß diese Vorrichtungen rein theoretisch, und in den wenigsten Faͤllen von Nuzen sind. A. d. Ueb. II. Die Luft wird aus folgenden Ursachen in der Gloke verunreinigt: 1) Durch den erzeugten Dampf. Wir haben gehoͤrt, daß man auf dem festen Lande die Pulver-Magazine mit Bleiblaͤttern ausfuͤttert, damit der Dampf sich daran anlegen, und in Tropfen herabrieseln kann, damit die Luft troken bleibt. Dieß wird sich leicht versuchen lassen, vielleicht aber nur bei kalter Luft und kaltem Bleie gelingen. Einige Tauchergloken sind in dieser Absicht wirklich gefurcht, aber ohne Erfolg. Vielleicht wuͤrden absorbirende Substanzen, dergleichen Prof. Leslie sich bei seinen Versuchen mit der Luftpumpe bediente, hier von Nuzen seyn.Allerdings. Aber auch die Furchen sind an metallnen Taucher-Gloken, deren Waͤnde immer kalt erhalten werden, durch das außen anschlagende Wasser, von großem Nuzen. A. d. Ueb. 2) Die erhoͤhte Temperatur wird sehr laͤstig. Wenn man die heiße Luft oben durch die Gloke entweichen laͤßt, so geht viele noch brauchbare Luft verloren. Man kann sie durch das aͤußere Wasser in einer Roͤhre so lang herumfuͤhren, bis sie hinlaͤnglich abgekuͤhlt ist.Dieß hat der schwedische Taucher T. schon vor 70 Jahren gethan. A. d. Ueb. Man koͤnnte sich hierzu auch einer zweiten Gloke von einer solchen Form bedienen, daß sie dem Wasser, in welchem sie fleißig bewegt werden muͤßte, eine große Oberflaͤche darbiethet. Man muß nicht vergessen, daß jeder Koͤrper, der Dampf verschlukt, auch zum Abkuͤhlen der Luft beitraͤgt. Metallne Gloken sind als Waͤrmeleiter besser als hoͤlzerne. 3) Ist die Erzeugung von kohlensaurem Gase eine Hauptursache des Verderbens der Luft; wenn nur wenig kohlensaures Gas der Luft beigemengt wird, wird sie zum Athemholen untauglich. Schuͤtteln der Luft mit Wasser verschlukt nur wenig Kohlensaͤure; Kalkwasser wird zu diesem Zweke besser seyn.Es gibt noch bessere Mittel hierzu.a. d. Ueb. 4) Mangel an Sauerstoff. Dieser wird gewoͤhnlich (verbunden mit Stikstoff in der Form gemeiner atmosphaͤrischer Luft) in Faͤssern von oben herabgelassen, oder durch eine Luftpumpe erhalten. Wo die Gloke fest steht, kann es keine bessere Methode geben, da dadurch eine bestaͤndige Circulation der Luft erhalten, und dadurch alle obigen Schwierigkeiten beseitigt werden, die Leute unter der Gloke auch keine Zeit umsonst verlieren. Indessen kann auch auf eine andere Weise die Luft von oben herabgeschafft werden. Wenn, z.B., eine Roͤhre von oben herab mit dem Luftloche eines gewoͤhnlichen Blasebalges in Verbindung gebracht, und eine nach auswaͤrts sich oͤffnende Klappe an dem Schnabel desselben angebracht wird, so wird, wenn man den Blasebalg oͤffnet, die Luft durch die Roͤhre hinabstuͤrzen, und wenn man den Blasebalg schließt, dieselbe durch den Schnabel in die Gloke getrieben werden. Die Luft in der Roͤhre wird nicht von derselben Dichtigkeit seyn, wie die Luft in der Gloke; die Roͤhre darf daher nicht von Leder oder irgend einer Substanz seyn, die dem Druke des Wassers nachgibt. Man kennt einige Insecten, welche in dem Wasser auf und niedersteigen, und mit der Oberflaͤche desselben mittelst einer Roͤhre verbunden sind, die sich verlaͤngern oder verkuͤrzen laͤßt. Vielleicht laͤßt sich am Ende auch noch Sauerstoff durch ein chemisches Verfahren aus dem ringsumher befindlichen Wasser abscheiden, oder aus schwarzen Braunstein-Oxid erhalten, oder aus verdichtetem fluͤßigen Sauerstoffe oder aus irgend einer Substanz, die man in der Gloke mit hinabnimmt.Es ist sonderbar, daß der Hr. Verfasser nichts von comprimirter Luft weiß, woruͤber Prof. Schultes im polyt. Journ B. XVIII. H. 2. schon vor einem Jahre an den Redacteur des Mechanics' Magazine ein Sendschreiben abgehen ließ. A. d. Ueb. Ich will hier nur noch zwei Bemerkungen dem oben erwaͤhnten vortrefflichen Aufsaze beifuͤgen. 1) Wenn die Gloke an die Oberflaͤche hinaufsteigt, verdichten sich die waͤsserigen Daͤmpfe in eine Wolke. Ruͤhrt dieß nicht zum Theile von der Kaͤlte her, welche durch bloße Verduͤnnung der Luft entsteht, indem dadurch die Waͤrme-Capacitaͤt veraͤndert wird? 2) Wuͤrde es bei dem Plane eines Taucher-Bothes nicht besser seyn, die Natur im Baue der Fische nachzuahmen? Die Natur hat in den meisten Faͤllen die Flossen an den Seiten des Fisches angebracht. Die Bewegung des Fisches geschieht auf eine noch nicht allgemein bekannte Weise mittelst des Schweifes; der Schweif wird langsam gebogen, und dann ploͤzlich gerade ausgestrekt. Da der Widerstand beinahe wie das Quadrat der Geschwindigkeit sich verhaͤlt, so wird die Kraft, welche durch das Biegen des Schweifes verloren geht, von der Kraft, welche bei dem Streken gewonnen wird, um vieles uͤbertroffen. Diese leztere Kraft laͤßt sich aber in zwei aufloͤsen: eine Seitenkraft und eine Kraft in der Richtung der Bewegung des Thieres.