Titel: Ueber römischen Mörtel (roman Cement); aus einem Schreiben des Hrn. J. J. Hawkins an die Pennsylvania Society for the promotion of the internal improvement.
Fundstelle: Band 23, Jahrgang 1827, Nr. XVII., S. 65
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XVII. Ueber roͤmischen Moͤrtel (roman Cement); aus einem Schreiben des Hrn. J. J. Hawkins an die Pennsylvania Society for the promotion of the internal improvement. Aus dem Franklin Journal, in Gill's technical Repository N. 56. S. 93. (Im Auszuge). Hawkins, uͤber roͤmischen Moͤrtel. Der Stein, aus welchem der roͤmische Moͤrtel (roman Cement) verfertigt wird, und welcher auch in New-York gefunden wird, wo die Schleusen des Canales damit gebaut sind, kommt in Jameson's System of Mineralogy, 2. edit., Edinburgh, 1816. 2. B. S. 195 als Abart des „dichten erhaͤrteten Mergels“ vor. Er beschreibt ihn als „eisenschuͤßigen Mergel, welchem eine bedeutende Menge Eisen-Oxyd beigemengt ist. Er kommt kugelfoͤrmig zusammengewachsen unter dem Namen Septaria oder Ludi Helmontii in Stuͤken von einigen Zoll bis anderthalb Fuß im Durchmesser vor. Im Laͤngenbruche ist die Masse innenwendig mit einer Menge Spalten durchschnitten, durch welche er in mehr oder weniger regelmaͤßige, drei- sechs- oder mehrseitige, Prismen getheilt ist. Die Spalten sind zuweilen leer, oͤfters aber mit einer anderen Masse, die meistens Kalkspath ist, ausgefuͤllt.“ In Philip's Elementary Introduction to Mineralogy, 3. edit., Lond. 1823, S. 157 ist er eine „Abart des thonigeisenschuͤßigen Kalksteines „(Argillo-Ferruginous Limestone) genannt Septaria (Ludus Helmontii) in regelmaͤßigen Lagen in dem Thone um London vorkommend.“ In Mawe's, descriptive Catalogue of Minerals, 5. ed t., Lond. 1823, S. 29 wird er als eine Abart von „Thon-Eisenstein, (clay-iron stone)“ aufgestellt, „welcher Kalkspath-Adern enthaͤlt. Septaria.“ In Ure's Dictionary of Chemistry, 2. edit., Lond. 1824, werden, unter dem Artikel Cement, drei Analysen von Parker's Patent Cement aufgefuͤhrt, von Sir Humphrey Davy, Loftus und Mulgrave. Sie geben, im Durchschnitte in runden Zahlen, als Bestandtheile desselben   23 Kieselerde,     7 Thonerde,   12 Eisen- und Braunstein-Oxyd,   55 Kohlensauren Kalk,     3 Verlust im Feuer. ––––– 100. Die Erklaͤrung des dem Hrn. Jak. Parker d. 28. Jun. 1796 ertheilten Patentes findet sich im Repertory of Arts II. Series, 18. B. N. 118. Mai 1811, S. 360. Die Steine heißen daselbst „Thon-Knoͤpfe“ (nodules of clay) und die Erfindung besteht nach dieser Erklaͤrung darin, „daß gewisse Steine oder Thonproducte, Thonknoͤpfe genannt, gepulvert werden, und daß man aus diesem Pulver mit Wasser einen Moͤrtel oder Kitt verfertigen kann, der fester und haͤrter ist, als jeder andere durch die Kunst bisher bereitete. Ich weiß keilten besonderen Namen fuͤr diese Thonknoͤpfe, ich bezeichne aber damit gewisse Steine oder Concretionen aus Thon, die Adern von einer talkartigen Materie, und haͤufig, aber nicht immer, Wasser in ihrer Mitte enthalten. Die Hoͤhlung ist mit kleinen Krystallen von der oben erwaͤhnten kalkartigen Materie ausgekleidet, und diese Knoͤpfe gleichen in ihrer Farbe so ziemlich dem Thon-Lager, in welchem, oder in dessen Nahe sie gefunden werden. Wenn diese Knoͤpfe in einem staͤrkeren Feuer gebrannt werden, als man zum Kalkbrennen braucht, so nehmen sie gewoͤhnlich eine braune Farbe an, und werden dann etwas weicher; und wenn man in diesem gebrannten und erweichten Zustande Wasser auf sie gießt, werden sie warm, aber loͤschen sich nicht, und wenn man sie nach dem Brennen puͤlvert, und mit soviel Wasser mengt, als gerade noͤthig ist, um einen Teig daraus zu bilden, so erhaͤrten sie ungefaͤhr in Einer Stunde in dem Wasser.“ „Die Weise, wie ich diesen Moͤrtel bereite und zusammenseze, ist folgende. Die Thonsteine oder Thonknoͤpfe werden zuerst in kleine Stuͤke zerschlagen, dann in einem Kalkofen oder Ofen gebrannt, wie man gewoͤhnlich Kalk brennt, jedoch bei einer Hize, die beinahe hinreichte, sie zu verglasen; dann gepuͤlvert auf irgend eine mechanische oder andere Weise und das auf diese Weise erhaltene Pulver ist die Basis dieses Moͤrtels oder Kittes.“ „Um diesen Moͤrtel auf die beste und vorteilhafteste Weise zusammenzusezen, nehme ich zwei Maßtheile Wasser, und fuͤnf Maßtheile des beschriebenen Pulvers, und seze das Pulver dem Wasser oder umgekehrt zu, mit der Vorsicht, daß waͤhrend der Mischung derselben fleißig umgeruͤhrt wird. Der Moͤrtel ist dann fertig, und wird in 10 bis 20 Minuten darauf sowohl in als außer dem Wasser erhaͤrten.“ Zu den hier gegebenen Notizen kann ich noch, da ich diesen Stein selbst fand, und große Mengen dieses Moͤrtels brauchte, folgende Bemerkungen hinzufuͤgen: 1) Daß man den Stein oͤfters in Thonlagern bei dem Graben der Brunnen etc., aber noch haͤufiger und leichter an der Seekuͤste oder an den Ufern der Fluͤsse findet, die Thonlager bespuͤlen. 2) Daß die Steine, die man in Brunnen oder anderen Lagen, die nicht von gesalzenem Wasser befeuchtet werden, findet, einen blaßeren Moͤrtel geben, als die an der Meeres-Kuͤste oder an gesalzenen Fluͤssen. 3) Daß die Steine, die man am Meere und an den Ufern salziger Fluͤsse findet, einen Moͤrtel geben, der, wegen dieses Salzes, dadurch leidet, daß das Salz an den Waͤnden, die damit belegt wurden, in großen Fleken auswittert; daß dieses Salz jedoch der Haͤrte und Festigkeit des Moͤrtels nicht schadet. 4) Daß Steine von verschiedenen Oertern einen verschiedenen Grad von Hize fordern um solchen Moͤrtel in der besten Guͤte zu erzeugen; daß man aber den gehoͤrigen Grad von Hize durch einige vergleichende Versuche mit dem Steine selbst bald findet. 5) Daß der Stein sich nach dem Brennen mittelst Stampfen leicht zerbrechen, und dann mit gewoͤhnlichen Muͤhlsteinen zu Mehl zermahlen laͤßt. 6) Daß man weder Naͤße noch Feuchtigkeit mit diesem Steine, nachdem er einmahl gebrannt ist, in Beruͤhrung kommen lassen darf, bis zu dem Augenblike, wo er gebraucht wird, und daß er auch nicht der Luft ausgesezt werden darf. 7) Daß man diesen Moͤrtel mit Vortheil mit der Haͤlfte seines Volumens reinem scharfen Sande brauchen kann, welcher aber, ehe der Moͤrtel zum Gebrauche angenezt wird, mit diesem Pulver unmittelbar vor dem Gebrauche, und nicht fruͤher, gehoͤrig gemengt werden muß, indem sonst der Sand durch seine Feuchtigkeit dem Pulver die erhaͤrtende Kraft benimmt. 8) Man darf nie mehr Moͤrtel anmachen, als man in einigen Minuten verbrauchen kann, und der Moͤrtel darf waͤhrend des Erhaͤrtens nicht gestoͤrt werden. 9) Ein Beweis der Guͤte des Moͤrtels ist, daß er in 10 bis 20 Minuten so hart wie Stein wird, nachdem er mit Wasser zu einem festen Moͤrtel angeruͤhrt wurde. 10) Der Moͤrtel aus einigen dieser Steine kann so duͤnn angemacht werden, daß er sich in Model gießen laͤßt, wie Gyps; aus anderen Steinen dieser Art wird er aber, sobald einmahl soviel Wasser zugesezt wurde, nie wieder hart. 11) Dieser Moͤrtel erhaͤrtet schneller an feuchten Orten, als an trokenen. 12) Dieser Moͤrtel haͤngt nur wenig an einer Moͤrtel-Lage seines gleichen, die fruͤher aufgetragen wurde. Man muß ihn daher bei Stucco-Arbeit immer drei Viertel bis Einen Zoll dik in Einer Lage auftragen, und eine abgebrochene Kante lassen, an welche die naͤchste Lage sich anlegen kann. 13) Dieser Moͤrtel klebt sehr fest an den Ziegeln und an einigen Steinen; die Ziegel muͤssen aber benezt werden, ehe man ihn braucht, denn sonst entziehen sie dem Moͤrtel soviel Wasser, daß sie ihn nicht erhaͤrten lassen. Hr. Hawkins ist der Meinung, daß dieser Stein in den Thonlagern sich immer neu erzeugt, und schreibt, daß er hoͤrte, daß man andere sehr arme Eisen-Steine als Surrogat dieser Steine brauchte; er habe aber nie etwas davon gesehen.