Titel: Neue lithographische Hebelpresse. Von Hrn. de la Morinière, Officier beim See-Genie-Corps.
Fundstelle: Band 23, Jahrgang 1827, Nr. CIV., S. 496
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CIV. Neue lithographische Hebelpresse. Von Hrn. de la Morinière, Officier beim See-Genie-Corps. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement. N. 268. October. 1826. S. 301. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. de la Morinière's, neue lithographische Hebelpresse. An den meisten lithographischen Pressen ist der Stein, statt daß er ruhig auf dem Traͤger liegen bliebe, auf einem Wagen angebracht, den man unter dem Ruͤker vorlaufen laͤßt. Dadurch entstehen mehrere Nachtheile; denn, wenn auch die Walze, die den Wagen fuͤhrt, noch so wenig uͤber die Falze hervortritt, so wird doch immer das Ende des Steines in der Naͤhe der Drehewalze am Anfange des Zuges etwas gehoben, und obschon, wenn der Ruͤker in der Mitte seines Laufes ist, der Stein beinahe horizontal ist, so ruht dann doch am Ende des Drukes der gehobene Theil des Steines auf den Falzen, waͤhrend das andere Ende auf die Walze gekommen ist. Hr. de la Morinière bemerkte, daß diese Schwankungen des Steines unter dem Ruͤker, der vollkommen fest ist, der Nettigkeit des Abdrukes nachtheilig werden, indem der Druk nicht auf allen Puncten der Oberflaͤche gleich ist, weßwegen auch die Steine zuweilen sogar brechen; er verfertigte daher eine andere Presse, die diese Fehler nicht hat. Sie ist auf Tab. VIII. dargestellt. Der Stein, Q, liegt unbeweglich auf dem Traͤger, B, und der Ruͤker, F, wird durch einen Bolzen, q, wie gewoͤhnlich, festgehalten. Da er aber, wenn er uͤber den Stein herabgelassen wird, die ganze Laͤnge des Rahmens, C, zu durchlaufen hat, so ist er mit einem sehr starken Wagen, E, verbunden, der laͤngs einer starken, mit Eisen beschlagenen Stange, D, hinlaͤuft: er wird von Riemen, G, gezogen, die sich auf einer Drehewalze, H, aufwinden, die mit einer Kurbel, I, versehen ist. Die Stange ist so vorgerichtet, daß ihre untere auf dem Wagen aufliegende Flaͤche immer vollkommen parallel mit der Oberflaͤche des Steines ist: sie wird an ihren beiden Enden von zwei Buͤgeln, J, K, festgehalten, auf welche sich zwei Hebel, L, M, stuͤzen, deren laͤngere Arme mittelst zweier eisernen Schienen, O, O, die an dem Tretschaͤmel, P, befestigt sind, niedergezogen werden. Da man den Stuͤzpunct der Hebel, L, M, auf den Schienen, N, N, und die Laͤnge der Schienen, O, O, die sie niederziehen, nach Belieben aͤndern kann, so wird es leicht, den Ruͤker um so wenig als man will zu naͤhern oder zu entfernen. Wenn man mit der Presse arbeiten, will faͤngt man damit an, daß man die Stange und den Rahmen, der mit einem Felle uͤberzogen ist, in die in Fig. 3. angezeigte Lage bringt. In dieser Absicht dreht sich die Stange, um einen Bolzen, s, des hinteren Buͤgels, k; das Aufsteigen derselben erleichtert ein Gegengewicht, das an einer Schnur, f, haͤngt, die uͤber eine an der Deke, oder an der Mauer der Werkstaͤtte befestigte Rolle laͤuft. Nachdem die Farbe, wie gewoͤhnlich, auf dem Steine aufgetragen, und dieser mit dem Blatte, welches bedrukt werden soll, bedekt wurde, laͤßt man den Rahmen und die Stange, die mittelst einer kleinen Schnur, e, unter einander verbunden sind, herab, und stellt die Stange mittelst eines kleinen, am Buͤgel, J, befestigten Vorsprunges, a. Hierauf gibt man den Druk, indem man auf dem Tretschaͤmel, P, tritt, und indem man die Kurbel, I, der Drehewalze, H, an dem Ende der Stange dreht, laͤßt man den Ruͤker uͤber die ganze Laͤnge des Steines laufen. Diese Presse haben die HHrn. Lambert und Bellemère, Mechaniker zu Paris, rue des Vieilles-Tuilleries près la rue des Sèvres, ausgefuͤhrt, und den Lithographen zu Paris bereits mehrere derselben geliefert. Das Ministerium des Seewesens besizt eine solche Presse in sehr großem Maßstabe: sie nimmt wenig Plaz ein, und drukt Blaͤtter von Einem Meter im Gevierte. Ihr Bau ist einfach, dauerhaft, und sie fordert nur Einen Mann, waͤhrend die großen gewoͤhnlichen Pressen wenigstens zwei Maͤnner und ein Kind fordern.Die Abdruͤke lithographirter Gegenstaͤnde werden erst dann eine große Vollkommenheit erlangen, und die Abdruͤke sich gleich dem Letterndruke in's Unendliche vervielfaͤltigen lassen, wenn der Abdruk durch sogenannte Buchdruker-Schnell-Pressen geschieht. Diese Loͤsung waͤre eine Aufgabe fuͤr die sachkundigen Druk-Maschinen-Verfertiger Bauer und Koͤnig in Oberzell bei Wuͤrzburg. A. d. R. Erklaͤrung der Figuren. Fig. 1. Seiten-Aufriß der lithographischen Presse, wie sie im Gange ist. Fig. 2. Ansicht derselben von oben. Fig. 3. Aufriß der Presse in dem Augenblike, wo der Rahmen aufgehoben ist. Fig. 4. Grundriß, in der Hoͤhe der Linie, A, B, in Fig. 3. Fig. 5. Aufriß von vorne. Fig. 6. Ansicht von oben und von der Seite der Stange, die den Ruͤker fuͤhrt. Fig. 7. Wagen des Ruͤkers von der Seite und von oben. Fig. 8. Der Wagen mit dem Ruͤker verbunden, von oben und von vorne. Fig. 9. Vorderer Buͤgel von vorne und von der Seite. Fig. 10. Hinterer Buͤgel von vorne und von der Seite. Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde in allen Figuren. A, A, Gestelle der Presse; B, Traͤger; C, Rahmen mit einem Felle uͤberzogen, uͤber welchen der Ruͤker laͤuft: die Enden der der Laͤnge nach hinlaufenden Stangen sind mit Schraubengaͤngen zur Aufnahme von Schraubenmuͤttern versehen, wodurch man das Fell spannen kann. D, eine starke hoͤlzerne auf ihren vier Flaͤchen mit Eisen beschlagene Stange, die man auf den Rahmen niederlaͤßt; E, Wagen, der der Laͤnge der Stange nach hinrollt, und am Ende seines Laufes von einem kleinen Aufhaͤlter aufgehalten wird; F, Ruͤker; G, Riemen, die den Ruͤker ziehen; H, Drehewalze, auf welcher die Riemen sich aufrollen; I, Kurbel; J, vorderer Buͤgel, der die Stange, D, zuruͤkhaͤlt; K, hinterer Buͤgel, auf welchem sich die Stange dreht; L, Hebel, der diesen Buͤgel niederdruͤkt; M, anderer Hebel, der den Buͤgel, J, zieht; N, N, Schienen mit Loͤchern, um die Stuͤzpuncte der Hebel zu veraͤndern; O, O, andere Schienen, um den Grad des Drukes zu bestimmen; P, Tretschaͤmel, auf welchen der Arbeiter tritt, um den Druk zu bewirken; Q, der Stein auf der Presse. a, Vorsprung des Buͤgels, J: b, b, Rollen, uͤber welche die Schnur, c, laͤuft, die das Gewicht, d, fuͤhrt, um den Tretschaͤmel in der Hoͤhe zu halten; e, Schnur, welche den Rahmen, C, mit der Stange, D, verbindet; f, eine andere mit einem Gewichte versehene Schnur, um die Stange, D, gehoben zu erhalten; g, g, Reibungswalzen des Wagens, E: h, h, Mittelpunct der Belegung der Schienen, N, N: i, Bolzen, O, O, mit dem Tretschaͤmel verbindet; k, k, eiserne Stifte, die auf den obigen Schienen den Grad des Drukes bestimmen, den man zu erhalten wuͤnscht; l, Ringschraube, an welcher die Schnur, f, befestigt wird; m, Loch in der Stange, D, in welches der Vorsprung, a, einpaßt; n, Schraube, die die Hoͤhe des Felles des Rahmens uͤber dem Steine bestimmt; o, o, Schraubenmuͤtter zur Spannung des Felles; p, Mittelpunct der Bewegung des Tretschaͤmels; q, Bolzen, der den Ruͤker in dem Wagen, E, befestigt; r, Mittelpunct der Bewegung des Rahmens, C: s, Mittelpunct der Bewegung der Stange, D: t, Sperre, um die Bewegung des Tretschaͤmels zu hemmen. Unter der Figur 6. sieht man den Aufhaͤlter, den man in die Loͤcher der Stange, D, fuͤhrt, um den Lauf des Wagens, E, aufzuhalten, und den Lauf desselben nach der Laͤnge des Steines einzurichten. Ein aͤhnlicher Aufhaͤlter befindet sich auch an der Seite der Stange: beide sind mit einer Schraube versehen, um den gehoͤrigen Grad von Entfernung hervorzubringen.