Titel: Mittel, das Verdichtungs-Wasser bei den Dampfmaschinen zu sparen.
Fundstelle: Band 24, Jahrgang 1827, Nr. III., S. 17
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III. Mittel, das Verdichtungs-Wasser bei den Dampfmaschinen zu sparen. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement. N. 220. S. 376. Mittel, das Verdichtungs-Wasser bei den Dampfmaschinen zu sparen. Ein haͤufiges Hinderniß gegen Errichtung einer Dampfmaschine an manchem Orte ist die Schwierigkeit, die zur Verdichtung noͤthige Menge Wassers herbeizuschaffen. Die gewoͤhnliche Schaͤzung, nach welcher jede Minute fuͤr die Kraft Eines Pferdes 5 Liter kaltes Wasser nothwendig sind, ist unter der Wahrheit: Erfahrung und Theorie beweisen, daß mehr als 10 Liter nochwendig sind.Um die Kraft Eines Pferdes an einer Dampfmaschine ohne Ausdehnung zu erhalten, braucht man in Einer Stunde 5 Kilogramme Kohlen, die, waͤhrend dieser Zeit, 30 Kilogramme Dampf erzeugen, oder jede Minute ein halbes Kilogramm. Wenn nun das Verdichtungs-Wasser, welches frisch zugefuͤhrt wird, 10°, und das Wasser in dem Verdichter 40° haͤlt, so ergibt sich die zur Verdichtung eines halben Kilogrammes noͤthige Menge frischen Wassers, 1, aus der Formel:1/2 Kilogr. × 6°,50 + x Kilogr. × 10° = (1/2 + x) Kilogr. × 40°,wornachx = 10,16 Kit. oder 10,16 Liter.Soviel braucht man Wasser zur Verdichtung in Einer Minute fuͤr die Kraft Eines Pferdes. A. d. O. Es ist aber nicht uͤberall leicht, eine solche Menge Wassers herbeizuschaffen. Es wuͤrde vielleicht leichter seyn, das aus dem Verdichter herausstroͤmende Wasser abzukuͤhlen, so daß man dasselbe neuerdings zur Verdichtung anwenden koͤnnte. Auf diese Weise, wenn man naͤmlich ein leichtes und einfaches Mittel haͤtte, um in wenigen Augenbliken eine große Masse Wassers von 40° Waͤrme auf 10 bis 12° herabzubringen,Nach dem hundertgradigen Thermometer. A. d. Ueb. ließe die Anwendung der Dampfmaschinen sich leicht vervielfaͤltigen. Folgendes Mittel wurde in dieser Hinsicht mit Erfolg angewendet. Das Eisenwerk zu LajoyeDiese Eisenwerke wurden neuerlich bei Hennebon, Dep. du Morbihan, in der Naͤhe des Canales von Blavet, errichtet. Man zerrennt dort Eisen mit Steinkohle nach englischer Art, und verfertigt fuͤr die Arsenale der Marine treffliche Werke. A. d. O. hat zwei Dampfmaschinen: die eine von der Kraft von 30, die andere von der Kraft von 20 Pferden. Die Quellen, die man um dieses Werk sammelte, und anfangs fuͤr zureichend hielt, versiegten groͤßten Theiles in dem trokenen Sommer des Jahres 1826: man dachte schon daran, einen Canal aus dem Bache von Blavet herbeizufuͤhren. Ehe man aber dieses kostspielige Werk unternahm, befolgten die Verwalter der Anstalt den ihnen gegebenen Rath, das Wasser abzukuͤhlen, das bereits zur Verdichtung diente; und ihre Versuche gelangen ihnen vollkommen. Das zur Bedienung der Maschinen nothwendige Wasser kommt aus einem Behaͤlter, der 150 Meter oberhalb von dem selben entfernt liegt. Man brachte an einer dieser Maschinen eine Saugpumpe an, die das aus dem Verdichter ausstroͤmende Wasser großen Theils aufzog, und es in einen offenen Canal schuͤttelte, der bei dem entfernteren Ende des Behaͤlters in denselben eintritt. Hier faͤllt es aber nicht mit einem Mahle hinein, sondern fließt in einer duͤnnen Schichte uͤber eine Reihe von Faschinen, durch welche es sehr sacht in das kalte Wasser gelangt. Wenn es, waͤhrend seines Durchganges durch die Faschinen, noch nicht, bei der dadurch entstehenden Verdampfung, bis zur Temperatur der Atmosphaͤre herabgekommen ist, so verliert es seine Waͤrme noch mehr, indem es sich auf der Oberflaͤche des Behaͤlters verbreitet, wo das kaͤltere Wasser nothwendig am Boden bleibt, von welchem es zum Dienste der Maschine genommen wird. Wiederholte Erfahrungen haben gelehrt, daß bei vier und zwanzig stuͤndiger ununterbrochener Arbeit der Maschine die Temperatur des Wassers in dem Behaͤlter nicht bedeutend erhoͤht wurde. Man kann also auf diese Weise eine Dampfmaschine auch dort unterhalten, wo man nicht kaltes Wasser zur Verdichtung unmittelbar haben kann, um so mehr, als obige Vorrichtung sich nach Umstaͤnden auch abaͤndern laͤßt. Man kann z.B. das warme Wasser aus dem Verdichter durch eine Saugpumpe ausziehen, und in die Luft, wie ein Springbrunnen, aussprizen lassen, wo es dann in einem mit Thon ausgelegten Beken sich sammeln kann. Das Wasser wird dadurch einen großen Theil seiner Waͤrme verlieren. Die Redaction des Bulletin bemerkt, daß Hr. Madeleine zu Paris bei seinen durch eine Dampfmaschine getriebenen Steinsaͤgen an der Barrière de l'Enfer sich einer aͤhnlichen Methode, das Verdichtungs-Wasser abzukuͤhlen, schon seit vielen Jahren bedient.