Titel: Beschreibung einer vom Schleusenmeister Bähr, zu Bernburg, erfundenen Maschine zum Verfertigen thönerner Wasserleitungsröhren. Von Hrn. Frank.
Fundstelle: Band 24, Jahrgang 1827, Nr. XLIV., S. 220
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XLIV. Beschreibung einer vom Schleusenmeister Baͤhr, zu Bernburg, erfundenen Maschine zum Verfertigen thoͤnerner Wasserleitungsroͤhren. Von Hrn. Frank. Aus den Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preussen. Siebenter Jahrgang. S. 229. Mit Abbildungen auf Tab. V. Frank's, Beschreibung einer erfundenen Maschine zum Verfertigen thoͤnerner Wasserleitungsroͤhren. Die aus alten Zeiten schon bekannte Anwendung thoͤnerner Roͤhren zu Wasserleitungen hat man in neuerer Zeit mit gluͤklichem Erfolge wieder in Ausfuͤhrung gebracht. Bereits seit vielen Jahren werden in der Steingutfabrik des Bauraths Hoͤßlin, zu Luisensruhe bei Augsburg, thoͤnerne Wasserleitungsroͤhren von vorzuͤglicher Guͤte angefertigt, die den Druk einer Wassersaͤule von 80 Fuß Hoͤhe aushalten sollen; zu St. Georgien bei Bayreuth, zu Eggelsberg im Herzogthume Gotha, in Dresden, in Petersdorf bei Hirschberg, in Schreiberhau, in Bunzlau, und an andern Orten werden dergleichen Roͤhren von groͤßerer, oder geringerer Guͤte gemacht. Das Verfahren, welches bei der Fabrikation beobachtet wird, ist verschieden, und zum Theile noch mangelhaft. Man macht sie entweder auf der Toͤpferscheibe, oder man bereitet Platten, und wikelt diese um eine hoͤlzerne Spindel, oder man macht hohle Halbcylinder, und sezt diese als Roͤhren zusammen. Bei der ersten Methode kann man den Roͤhren nur eine sehr beschrankte Laͤnge geben, bei der zweiten und dritten entsteht eine unvollkommene Verbindung der zusammengesezten Theile, daher das Zerplazen der Roͤhren bei einem etwas starken Wasserdruke. Der Schleusenmeister Baͤhr, in Bernburg, hat eine Maschine erdacht, die zur Fabrikation der Wasserleitungsroͤhren zwekmaͤßig eingerichtet ist, sie ist auf Tab. V. Fig. 14. im Grundrisse, Fig. 15. von der Seite, und Fig. 16. von vorne dargestellt. Vermittelst dieser Maschine erhaͤlt die Rohre ihre aͤußere Gestalt durch eine Form, und die Hoͤhlung wird durch einen Kern, welcher vermittelst gezahnter Stange, Getriebe und Kurbel in die mit Thon angefuͤllte Form gepreßt wird, hervorgebracht. a, a, ist die Form; sie ist von Holz, und besteht aus zwei Theilen, von denen der eine auf der Unterlage, b, b, festliegt, der andere aber, wie der Grundriß zeigt, aufgeklappt werden kann. Beide sind durch 5 eiserne Charnierbaͤnder mit einander verbunden. Das Zusammenhalten der Form wird durch 5 in Gewinden sich drehende Haken, c, c, bewirkt. Die inwendige Kante ist zur Verhuͤtung der Abnuzung mit eisernen Schienen belegt. d, d, d, sind erhoͤhte Leisten, welche in die dazu passenden Ruthen des Obertheils gehen, um die Verschiebung der Form zu verhindern. Die Handgriffe, e, e, erleichtern das Oeffnen und Schließen der Form. An dem einen Ende derselben befindet sich eine Erweiterung zur Bildung des Kopfstuͤks, dessen Hoͤhlung durch den Kern, f, welcher Fig. 17. von der Seite und von vorne besonders gezeichnet ist, hervorgebracht wird. Dieser Kern ist rund abgedreht, und paßt mit dem Vorsprunge, g, genau in die Form, der Ansaz, h, legt sich gegen dieselbe. Durch eine eiserne Stange, k, k, welche sich in die Nuthe, l, und in die Einschnitte des Winkeleisens, m, legt, wird der Kern festgehalten. Zur groͤßeren Befestigung dient der Haken, n, welcher außerhalb am Kopfe des Kerns angebracht ist, und in eine Kramme, o, die an der Unterlage festsizt, eingreift. i, i, ist ein eiserner Handgriff, zum Einsezen oder Herausnehmen des Kerns. Durch die Achse des Kerns geht eine verschiebbare, runde, eiserne Stange, y, durch welche der Roͤhrenkern so beim Einpressen in die Form in der Mitte erhalten wird. Der Roͤhrenkern schiebt sich bei, q, auf einer halbrunden Unterlage. Durch die gezahnte eiserne Stange, r, welche am Roͤhrenkern befestigt ist, und durch das gezahnte Rad, s, dessen Achse, t, t, sich in den Pfannenlagern, u, u, dreht, kann der Kern, vermoͤge der Umdrehungen der Kurbeln, v, v, in die Form gepreßt, oder aus derselben herausgezogen werden. w, w, ist ein einfaches hoͤlzernes Gestell, auf welchem die Maschine ruht, die vermoͤge der eingeschobenen Leisten, x, x, der Unterlage, und durch die Einschnitte der Seitenwaͤnde des Gestelles, eine unverruͤkbare Lage erhaͤlt. Beim Gebrauche der Maschine ist Folgendes zu bemerken: die zu einer Roͤhre erforderliche Menge von zubereitetem Thone, welche durch vorhergegangene Versuche nach dem Gewichte ermittelt ist, und welcher man etwa noch ein Pfund als Ueberschuß zusezt, wird walzenartig gerollt, und in die auseinander geklappte Form gelegt, welche vorher mit Oehl oder Fett bestrichen worden, um das Ankleben des Thons zu verhuͤten, und das Ausheben der gepreßten Roͤhre zu erleichtern. Nachdem der kurze Kern, welcher die Hoͤhlung des Kopfstuͤkes macht, eingesezt, und der Roͤhrenkern zuruͤkgewunden ist, wird die Form geschlossen, die Leitstange durch den Kern des Kopfes, und durch den Thon hindurch einige Zoll tief in ein im Kerne befindliches Loch geschoben. Hierauf wird der Roͤhrenkern vermittelst der Winde in den Thon gepreßt, bis er den Kern des Kopfes erreicht hat, wobei der Thon alle Raͤume der Form ausfuͤllt, der uͤberfluͤßige aber, durch zwei kleine Oeffnungen, die an der Muͤndung der Form angebracht sind, heraustritt. Die Leitstange wird hierauf herausgezogen, das Kernstuͤk zuruͤkgewunden, das Kopfstuͤk herausgedreht, die Form aufgeklappt, und die Roͤhre herausgenommen, um getroknet und gebrannt zu werden. Zwei Menschen sollen mit dieser Maschine, aus vorher zubereitetem Thone, taͤglich 100 Stuͤk Roͤhren anfertigen koͤnnen.

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Tafel Tab.
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