Titel: Ueber Lakiren und Firnissen. Von Dr. Thom. P. Jones, Prof. der mechanischen Wissenschaften am Franklin-Institute in Pennsylvania.
Fundstelle: Band 24, Jahrgang 1827, Nr. L., S. 233
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L. Ueber Lakiren und Firnissen. Von Dr. Thom. P. Jones, Prof. der mechanischen Wissenschaften am Franklin-Institute in Pennsylvania. Aus dem Franklin-Journal in Gill's technical Repository. October 1826. S. 238. Januar. 1827. S. 43. (Im Auszuge.) Jones, uͤber Lakiren und Firnissen. Die Kunst der Bereitung und Anwendung der Firnisse ist nicht bloß dadurch hoͤchst wichtig, daß sie eine Menge von Gegenstaͤnden verschoͤnert, sondern auch dadurch, daß sie viele derselben dauerhafter, und manche sogar erst brauchbar macht. Die in Schriften gegebenen Recepte und empfohlenen Verfahrungs-Weisen sind aͤußerst mangelhaft. Gewoͤhnlich schrieb ein Schriftsteller den anderen aus, und so kamen falsche und unvollstaͤndige Angaben von Leuten ohne praktische Kenntnisse, die oͤfters nicht ahndeten, daß der, der ihnen sein Recept mittheilte, einen Theil desselben geheim hielt, in das Publicum. Und wenn auch die Recepte gut sind, so ist die Anleitung zum Gebrauche meistens so kurz, daß sie fuͤr die Unerfahrnen ganz unbrauchbar wird, oder eine Menge von Mißgriffen veranlaͤßt. Mitten unter einer Menge Mistes in den sogenannten „Kunststuͤken und Geheimnissen“, (Thonsand valuable Secrets, Guides, Instructors) findet sich manches Brauchbare, das gesammelt und gesichtet zu werden verdient. Eben so ist auch in vielen Journalen manches vergraben, was fuͤr den praktischen Arbeiter gaͤnzlich verloren ist. Wir wollten daher alles, was bisher uͤber diesen Gegenstand hier und da zerstreut vorkommt, sammeln, und so klar und deutlich und praktisch, als moͤglich zeigen, wie man Firnisse bereiten, auftragen und poliren muß. Dazu wird es aber noͤthig seyn, sich in ein Detail einzulassen, das fuͤr die Erfahrenen in dieser Kunst langweilig werden muß, und sich nur dadurch entschuldigen laͤßt, daß derjenige, der gehoͤrig lehren will, voraussezen muß, daß der Lernende uͤber den vorzutragenden Gegenstand noch gaͤnzlich ununterrichtet ist. Wir haben seit Jahren eine Menge Firnisse bereitet und angewendet, und Hr. I. Meer, der laͤnger dann 50 Jahre lang bei uns in Philadelphia Firnisse bereitet und anwendet, hat uns seines Beistandes in diesem Gegenstande versichert. Was also hieruͤber in diesem Aufsaze vorgetragen wird, ist verlaͤßig, denn es ist Gegenstand der wirklichen Erfahrung. Die Materialien, deren man sich zur Firniß-Bereitung bedient, sind verschieden und zahlreich; sie sind fast alle feste in irgend einer Fluͤßigkeit aufgeloͤste Koͤrper. Zuweilen, obschon selten, sind beide schon im natuͤrlichen Zustande mit einander verbunden, und bilden einen natuͤrlichen Firniß, wie z.B. der beruͤhmte chinesische und japanesische Firniß seyn soll. Die festen Koͤrper, die man zu Firnissen braucht, sind gewoͤhnlich unter dem Namen Gummi und Harz bekannt: allein es herrscht hier große Verwirrung in der Benennung, und mehrere sogenannte Gummi gehoͤren eigentlich zu den Harzen: wie Copal-Gummi, Gummi Animae, und mehrere dergleichen. Wir werden die Unterschiede derselben sogleich angeben. Die Aufloͤsungs-Mittel derselben (die Menstrua) sind nicht so zahlreich: sie sind bloß Wasser, Alkohol, Aether, und einige fixe und fluͤchtige Oehle. Die Reinheit dieser Artikel ist, in vielen Faͤllen, ein aͤußerst wichtiger Gegenstand, auf welchen wir oͤfters werden zuruͤkkommen muͤssen. Der Ausdruk Lakiren (im Englischen japanisiren, to japan), bezieht sich auf jene Anwendung der Firnisse, wodurch die Gegenstaͤnde mehreren aus Japan und aus anderen Gegenden Indiens eingefuͤhrten Artikeln aͤhnlich werden. Japanischer Firniß (Japan varnish) wird oͤfters ausschließlich jenem Oehl-Firnisse beigelegt, der auf Credenz-Tellern und Tischen u. dgl. aufgetragen, und in einer eigenen Troken-Stube getroknet wird. Gummi sind die verdikten Saͤfte gewisser Pflanzen. Ehe dieser Saft eingetroknet, oder ehe der eingetroknete Gummi wieder in Wasser aufgeloͤset wird, ist diese Aufloͤsung Schleim (Mucilago). Die eigentlich sogenannten Gummi sind in Wasser aufloͤsbar, in welchem die Harze gaͤnzlich unaufloͤslich sind. Gummi sind in Alkohol unaufloͤsbar, und bleiben in demselben eine unbestimmte Zeit uͤber unveraͤndert; sie werden sogar, wenn sie in Wasser aufgeloͤst sind, durch Alkohol, den man ihrer waͤsserigen Aufloͤsung zusezt, aus derselben niedergeschlagen. Die am haͤufigsten gebrauchte Gummi-Art ist arabischer Gummi, oder Senegal-Gummi. Der Gummi, welcher aus Zwetschgen-Pfirsich- oder anderen Baͤumen ausschwizt, besizt aͤhnliche Eigenschaften. Gummi-Wasser kann als der einfachste Firniß betrachtet werden. Man bedient sich desselben zuweilen bei Gemaͤhlden und bei bemahlenen Spielzeuge, um denselben eine glaͤnzende Oberflaͤche zu verschaffen; da aber der Gummi sich leicht in Wasser aufloͤst, so nuͤzt solcher Firniß nicht viel. Zuweilen bedient man sich desselben vor dem Auftragen des Weingeist oder Oehl-Firnisses, um das Einsikern derselben in die damit zu uͤberziehenden Gegenstaͤnde zu verhuͤten, wovon wir in der Folge bei dem Ueberfirnissen des Papieres ausfuͤhrlicher sprechen werden. Einige Schriftsteller betrachten Unaufloͤsbarkeit im Wasser als eine Haupteigenschaft des Firnisses, und schließen daher Gummi-Aufloͤsungen aus der Zahl der Firnisse aus. Traganth-Gummi (Gum tragacanth, gum dragon) wird auch zuweilen gebraucht. Er loͤst sich nicht so, wie der vorige, auf, schwillt aber, wenn er mit Wasser bedekt ist, auf, und wird ein weicher Brei, der sich mit anderen Schleimen leicht mengt, und bei dem Troknen hart und glaͤnzend wird, dem Wasser aber nicht widersteht. Die meisten Pflanzen enthalten eine bedeutende Menge Gummi, und viele sehr viel. Die Harze schwizen so, wie die Gummi, aus gewissen Baͤumen aus, theils fuͤr sich selbst, theils durch Einschnitte, die man absichtlich in dieselben gemacht hat. Sie sind, ihrem aͤußeren Ansehen nach, den Gummi aͤhnlich, unterscheiden sich aber durch viele Eigenschaften wesentlich von denselben. Sie werden in der Waͤrme weich und schmelzen, und brennen bei groͤßerer Hize mit lebhafter Flamme, und meistens mit angenehmen Geruche. Sie sind in Wasser unaufloͤsbar: die meisten loͤsen sich aber in Alkohol auf, und wahrscheinlich sind alle unter gehoͤriger Vorsicht in dieser Fluͤßigkeit aufloͤsbar. Harze werden durch Wasser aus ihren Aufloͤsungen in Alkohol niedergeschlagen: etwas Wasser, in Weingeist-Firniß eingetroͤpfelt, macht denselben auf der Stelle truͤbe oder milchicht; eine bei Anwendung des Firnisses nie zu vergessende Erscheinung. Die Harze sind alle in Aether und in wesentlichen Oehlen aufloͤsbar; sehr viele Firnisse bestehen bloß aus Harzen, die in Terpenthin-Oehl aufgeloͤst sind, und andere wesentliche Oehle werden zuweilen zur Foͤrderung der Aufloͤsbarkeit von Koͤrpern angewendet, die den meisten Aufloͤsungs-Mitteln widerstehen. Die fixen Oehle loͤsen viele Harze auf. Gewoͤhnlich wendet man Lein-Oehl hierzu an, um den sogenannten Oehlfirniß zu bilden. Gemeines Harz kann als das gemeinste Beispiel von Harz dienen: Copal, Mastix, Sandarach u. m. a. werden auch haͤufig gebraucht. Man findet einige Koͤrper unter der Erde, die den Harzen in ihren allgemeinen Eigenschaften sehr aͤhnlich sind: die wichtigsten darunter sind Bernstein und Asphalt, welche beide zu Firnissen gebraucht, und in der Folge werden aufgefuͤhrt werden. Gummi-Harze braucht man vorzuͤglich in der Arzenei: sie sind, wie schon ihr Name verkuͤndet, Gemenge aus Harz und Gummi, und schwizen zugleich aus demselben Baume aus. Sie loͤsen sich in gemeinem Weingeiste auf, der aus Alkohol und Wasser besteht, und wovon ersterer das Harz, lezteres den Gummi aufloͤset. Ihre Aufloͤsung ist gewoͤhnlich truͤbe. Getroknet sind sie weich und bruͤchig, und werden vom Wasser zum Theile angegriffen: sie koͤnnen daher nicht als Basis der Firnisse dienen, und verdienen hier keine weitere Beruͤksichtigung. Glanz, Haͤrte und Zaͤhigkeit sind wesentliche Eigenschaften des Firnisses, und verschiedene Firnisse besizen dieselben in einem verschiedenen Grade. Einige der angewendeten Harze besizen diese, andere eine andere Eigenschaft, weßwegen man sie oͤfters mit einander verbindet: Harte und Zaͤhigkeit wird sehr oft zum Theile dem Glanze geopfert. Gemeines Harz, das bruͤchigste unter allen, gibt einigen anderen einen großen Grad von Glanz; es darf jedoch nur sparsam zugesezt werden, da es in anderer Hinsicht den Firniß verdirbt. Es ist sehr wohlfeil, loͤst sich sehr leicht auf, und deßwegen wendet der Firniß-Fabrikant dasselbe nicht selten zu reichlich an, zu nicht geringem Nachtheile desjenigen, der den Firniß braucht. Die Zaͤhigkeit des Firnisses haͤngt nicht bloß von der Art des Harzes, die man anwendet, sondern auch von dem Aufloͤsungs-Mittel ab. Die Oehl-Firnisse sind die zaͤhesten, indem die Oehle selbst schon, wenn sie troknen, ohne allen Zusaz irgend eines Harzes sehr zaͤhe, und zuweilen sehr gute Firnisse bilden. Die Firnisse sind in Hinsicht auf die Zeit, welche sie zum Troknen brauchen, sehr verschieden. Einige Harze halten den Weingeist, in welchem sie aufgeloͤst wurden, weit kraͤftiger zuruͤk, als andere; indessen troknen doch alle Weingeist-Firnisse am schnellsten, und einige derselben erhaͤrten bei guͤnstiger Witterung beinahe so schnell, als man sie auftragen kann. Die Oehl-Firnisse brauchen eine groͤßere Zeit zum troknen, als Weingeist-Firniß, und derselbe Oehl-Firniß ist in verschiedenen Mustern oft sehr verschieden. Copal mit Leinoͤhl troknet zuweilen in Einer Stunde oder in zweien, waͤhrend er zuweilen mehrere Tage und oͤfters Wochen, braucht, um vollkommen hart zu werden. Da dieß von einem Unterschiede im Oehle herruͤhrt, so ist es offenbar hoͤchst wichtig, die Ursache dieses Unterschiedes einzusehen, um jedes Mahl ein solches Oehl zu erzeugen, wie man dasselbe braucht. Die Weingeist-Firnisse verdienen zuerst unsere Aufmerksamkeit, indem sie haͤufiger, als alle anderen, gebraucht werden. Man hat versucht in diesem Aufsaze eine so viel moͤglich systematische Ordnung zu befolgen; da aber zuweilen ein Recept oder ein Verfahren auch außer der vollkommen systematischen Ordnung vorkommen kann, so werden wir das, was wahrhaft nuͤzlich ist, nicht dem Systeme opfern. Ueber den Alkohol. Die verschiedenen Arten geistiger Maͤßigkeiten verdanken ihre Staͤrke, ihre Brennbarkeit, und ihre berauschende Kraft der Gegenwart eines Bestandtheiles, welchen sie alle besizen, dem sogenannten Alkohol. Probehaltiger Weingeist, er mag Franz- oder Kornbranntewein, Rum, Whisky oder Gin heißen, besteht aus ungefaͤhr gleichen Theilen Alkohol und Wasser; der besondere Geschmak und Geruch haͤngt von der zufaͤlligen Gegenwart eines Theiles des Artikels ab, aus welchem er destillirt wurde, und von welchem er vollkommen „(???)“, wenn auch nicht so leicht, durch Rectification abgeschieden werden kann. Die Fluͤßigkeit, die man gewoͤhnlich unter dem Namen Weingeist (spirits of wine) verkauft, ist gewoͤhnlich ein hoͤchst rectificirter Branntwein, und ein Mittelding, zwischen probehaltigen Weingeist und Alkohol, aber nicht hinlaͤnglich concentrirt, um zum Firnisse zu taugen. Man darf sich hier nicht durch den Namen verfuͤhren lassen, indem derselbe oͤfters mit Weingeist verwechselt wird. Der Kaͤufer desselben kommt bei der Firniß-Bereitung zu kurz, indem nicht die gehoͤrige Menge Harzes aufgeloͤset wird, weil die angewendete Fluͤßigkeit zu schwach ist. Man muß vor Allem die Guͤte des Alkoholes pruͤfen, und wenn derselbe irgend eine bedeutende Menge Wassers enthaͤlt, muß er beseitigt, oder das Wasser muß aus demselben weggeschafft werden, was auf die unten angegebene Weise leicht geschehen kann. Die gewoͤhnliche Weise, die Staͤrke des Weingeistes zu pruͤfen, ist, etwas Schießpulver in ein Naͤpfchen zu thun, und darauf etwas Weingeist zu gießen, und den Weingeist anzuzuͤnden. Wenn er, nachdem er ausgebrannt ist, das Schießpulver anzuͤndet, so gilt er fuͤr gut. Diese Pruͤfung ist aber hoͤchst unvollkommen, indem auch schwacher Weingeist das Pulver abbrennt, wenn man nur wenig davon aufgießt, indem die geringe Menge Wassers, welche dieser wenige Weingeist enthaͤlt, nicht vermag, das Pulver anzufeuchten, waͤhrend ein staͤrkerer Weingeist, in groͤßerer Menge aufgegossen, Wasser genug zuruͤk lassen kann, um das Abbrennen des Pulvers zu hindern. Das beste Mittel um zu sehen, ob Alkohol zu Weingeist-Firniß taugt, ist, eine große Flasche mit demselben zu fuͤllen, und dann ein kleines Stuͤk Pottasche oder Perlasche in denselben zu werfen, welches man vorher uͤber dem Feuer stark genug erhizte, um alle Feuchtigkeit aus demselben zu verjagen, und nicht wieder ganz erkalten ließ. Wenn man nun die Flasche schuͤttelt, und die Pottasche bleibt troken oder beinahe troken, so ist der Alkohol gut; wenn sich aber von der Pottasche etwas in bedeutender Menge aufloͤset, so taugt sie nicht zum Gebrauche. Sollte der Alkohol nicht gut befunden worden seyn, so laͤßt er sich dadurch rectificiren oder entwaͤssern, daß man eine bedeutende Menge auf obige Weise zugerichteter Pottasche noch warm in die Flasche gibt, die mit dem Alkohol gefuͤllt ist. Wenn der Alkohol viel Wasser haͤlt, muß man ein Drittel des Gewichtes des Alkoholes an Pottasche zusezen. Wenn man dann die Flasche schuͤttelt, wird das Wasser die Pottasche aufloͤsen; diese Aufloͤsung wird den unteren Theil der Flasche fuͤllen, und zwei von einander verschiedene Fluͤßigkeiten bilden, die sich, wie Oehl und Wasser, von einander scheiden. Nachdem beide einige Zeit uͤber uͤbereinander gestanden sind, wird der Alkohol sorgfaͤltig abgegossen, und kann noch einmahl auf dieselbe Weise rectificirt werden. Die waͤsserige Aufloͤsung und die Stuͤke Pottasche koͤnnen in einer eisernen Pfanne abgeraucht und getroknet, und wieder wie vorher benuͤzt werden. Obiges Verfahren gibt dem Alkohol eine roͤthliche Farbe, die man demselben durch Destillation entziehen kann. Bei ordinaͤren Firnissen hat diese Farbe nichts zu bedeuten, indem sie leine merkliche Faͤrbung denselben mittheilt; bei den hellen Firnissen aber muß sie beseitigt werden. Wenn man keinen Destillir-Apparat zu diesem Ende bei der Hand hat, so kann die Entfaͤrbung auch dadurch geschehen, daß man ein kleines Stuͤk gebrannten Alaun in denselben wirft, dessen saͤure sich mit der Pottasche verbindet, und dann dieselbe niederschlaͤgt. Sollte der Alkohol noch immer Faͤrbestoff enthalten, so kann er mittelst Filtrirens durch frisch gebrannte pulverisirte Holzkohle voll kommen entfaͤrbt werden. Die Weise, wie dieß zu geschehen hat, und auch ein einfacher Apparat, wird in der Folge angegeben werden, um auch denjenigen zu dienen, die in Entfernung von groͤßeren Staͤdten leben, und außer Stand sind, sich reinen Alkohol zu verschaffen. Es gibt noch eine andere Methode, die Staͤrke des Alkoholes zu pruͤfen, und diese beruht auf der specifischen Schwere desselben. Je reiner er ist, desto leichter ist er, in Massen von gleichem Umfange mit dem Wasser verglichen, und wenn er vollkommen rein ist, so betraͤgt seine Schwere wenig mehr, als 4/5 der Schwere des Wassers. Wenn man daher eine Flasche hat, die, wenn sie bis auf ein gewisses Zeichen an ihrem Halse gefuͤllt ist, genau 5 Unzen Wasser haͤlt, und diese Flasche bis zu diesem Zeichen mit Alkohol fuͤllt, so darf sie nur einen kleinen Bruchtheil mehr als 4 Unzen Alkohol bis zu diesem Zeichen fassen. Physiker werden mehr Genauigkeit fordern; fuͤr den Praktiker ist dieses Verfahren hinreichend, und leicht anwendbar. Die Groͤße der Flasche ist hier von keiner Bedeutung, wenn nur das Gewicht des Alkohols, welchen sie faßt, wenig uͤber 4/5 des Gewichtes des Wassers betraͤgt, welches sie zu halten vermag. Ueber das Lak. Das Lak ist eine harzige Substanz, die aus Ost-Indien kommt, wo es auf den Zweigen verschiedener Baͤume von einem eigenen Insecte, dem Coccus Lacca abgesezt wird. Es kommt unter drei verschiedenen Formen zu uns: als Stangen-Lak, Koͤrner-Lak und Schalen-Lak (sogenanntes Shell-Lack). Das erstere ist das Harz, welches sich an den Zweigen anhaͤngt; Koͤrner-Lak ist dasselbe, aber von dem Holze abgeschieden; und Schalen-Lak kommt in duͤnnen Blaͤttchen vor. Lak, in seinem natuͤrlichen Zustande, enthaͤlt eine bedeutende Menge von Farbestoff, der demselben aber vor seiner Ausfuhr aus Ostindien beinahe ganz entzogen wird, weil man es in Indien zur Bereitung einer schoͤnen rothen Farbe und zu anderen rothen Farben braucht, die man der Baumwolle und anderen Waaren damit ertheilt. Wir beschraͤnken uns hier bei Anwendung des Lakes auf das Koͤrner- und Schalen-Lak, und da lezteres, das sogenannte Schelllak, am haͤufigsten angewendet wird, so wollen wir es zuerst betrachten. Man sagt uns in Buͤchern, daß Schelllak Koͤrnerlak ist, welches gereinigt, geschmolzen und in duͤnne Platten gegossen wurde. Es ist indessen erlaubt, an diesen Angaben zu zweifeln, da das Schalen-Lak viel wohlfeiler ist, als das Koͤrner-Lak, schmelzbarer ist, sich leichter in Alkohol aufloͤst, und einen weicheren Firniß bildet. Es ist also hoͤchst wahrscheinlich, daß das Schalen- oder Schell-Lak eine bedeutende Menge irgend eines wohlfeileren Harzes enthaͤlt, mit welchem dieses Lak bei seiner Bildung zusammengeschmolzen wird. Schalen-Lak oder sogenannter Schelllak-Firniß. Wenn man Weingeist-Firniß bereitet, wird man sehen, daß das aufzuloͤsende Harz ein Drittel oder ein Viertel des angewendeten Alkoholes betraͤgt. Mehr davon kann nicht aufgeloͤst werden, und manches Harz loͤst sich nicht einmahl in dieser Menge auf. Das beste Schalen-Lak ist jenes, welches vollkommen durchsichtig ist. Auch seine Harte gibt ein gutes Kennzeichen: dasjenige, welches mit der Spize eines Messers sich am wenigsten krazen laͤßt, kann als das bessere gelten. Auf eine Pinte Alkohol kann man 3 bis 4 Unzen (6–8 Loth) Schalen-Lak rechnen. Man sezt den Firniß gewoͤhnlich in glaͤsernen Flaschen an; zinnerne Gefaͤße sind aber in mancher Ruͤksicht besser. Das Schalen-Lak braucht nicht gepuͤlvert zu werden, sondern kann in so großen Stuͤken, als die Flasche zu fassen vermag, in dasselbe gethan werden. Bei warmer Witterung ist es nicht noͤthig, die Flasche an das Feuer zu bringen, indem das Lak sich, wenn man es oͤfters schuͤttelt, in einem Tage aufloͤst. Oefteres Schuͤtteln ist hier noͤthig, so wie auch bei anderen Firnissen, indem sonst das Harz sich zu einer Masse zusammenkluͤmpert, und dann nur schwer sich aufloͤsen laͤßt. Bei kalter Witterung hingegen muß man die Flasche dem Feuer etwas nahe bringen, und sie langsam erwaͤrmen, aber nicht stark, indem sonst zuviel Alkohol durch Verdampfung verloren geht. Man muß in dem Stoͤpsel einen Laͤngen-Einschnitt machen, damit der Dampf entweichen kann, wenn man die Flasche an das Feuer ruͤkt; denn sonst koͤnnte derselbe hinausgeschlagen werden, und der Alkohol sich selbst entzuͤnden. Wer Weingeist-Firniß im Großen bereitet, bedient sich hierzu eines Butter-Faßes, in welches die Materialien gethan, und solang geruͤhrt werden, bis alles Harz aufgeloͤst ist. Diese Methode ist sehr gut, indem wenig Verduͤnstung dabei Statt hat, und das Harz sich nicht zusammenkluͤmpern kann. Schalenlak-Firniß ist nie vollkommen klar, indem dieses Harz einige Stoffe enthaͤlt, die nicht in Alkohol aufloͤsbar sind. Wenn dieser Lak kalt aufgeloͤst wird, so bleibt der groͤßte Theil desselben auf dem Boden; wenn er aber ziemlich warm gemacht wird, so zertheilt er sich durch die ganze Masse in Wolken, und kann durch Filtriren nicht mehr abgeschieden werden. Dieß schadet jedoch der Guͤte des Firnisses nicht, und vermehrt vielmehr die Zaͤhigkeit desselben. Sollte die Aufloͤsung zu dik ausfallen, so kann man mehr Alkohol zusezen, was am besten in geringen Mengen geschieht, und so, wie der Firniß verbraucht wird. Wo es auf die Haͤrte des Firnisses nicht besonders ankommt, sezt man dem Schell-Lak ein kleines Stuͤk gewoͤhnlichen Harzes zu, indem dadurch der Glanz der meisten Firnisse erhoͤht wird. Man muß es jedoch sparsam gebrauchen, da jeder Firniß dadurch bruͤchig wird. Schalen-Lak ist gelblich braun, und dient folglich nicht fuͤr jene Gegenstaͤnde, welche durch diese Farbe leiden: er ist uͤbrigens der beste gemeine Weingeist-Firniß, weil er zugleich auch der wohlfeilste ist. Er dient sehr gut auf Mahagony und auf den meisten gefaͤrbten Gegenstaͤnden: fuͤr schwarze Gegenstaͤnde muß er jedoch auf die unten beschriebene Weise zugerichtet werden, indem er sonst einen Stich in's Braune erzeugt. Professor Hare hat eine Methode gefunden, dem Schalen-Lake seine Farbe zu entziehen; er hat uns dieselbe mitgetheilt; wir haben jedoch nicht die Erlaubniß, dieselbe bekannt zu machen, und sie wird bald in diesem Journale mitgetheilt werden. Wenn Holz oder andere poroͤse Artikel gefirnißt werden, muͤssen sie mit irgend einer Substanz uͤberzogen werden, die denselben zu halten vermag: die Poren koͤnnen auf diese Weise vollkommen gefuͤllt, und zugleich viel Firniß und Zeit erspart werden. Auf Mahagony und einigen anderen Holzarten kann gekochtes Leinoͤhl gebraucht werden, vorzuͤglich wenn die Farbe derselben dadurch erhoͤht werden soll. Ein duͤnner Ueberzug aus gemeinem Leime, aus Hausenblase, Eierklar, Gummi-Wasser, oder Traganth-Aufloͤsung werden gelegentlich auch gebraucht; man hat bei Anwendung desselben keinen anderen Zwek, als die Einsaugung des Firnisses durch eine im Alkohol nicht aufloͤsbare Masse zu verhindern. Wenn man Leinoͤhl braucht, muß dasselbe spaͤrlich aufgerieben, und dann sorgfaͤltig abgewischt werden: man muß es einen oder zwei Tage lang sich erhaͤrten lassen, ehe der Firniß aufgetragen werden kann. Bei gewoͤhnlichen Gegenstaͤnden kann das Werkzeug, mit welchem man den Firniß auftraͤgt, ein gewoͤhnlicher Fenster-Pinsel (Sash-tool) seyn, indem der Firniß, wenn er nicht zu dik ist, sich eben vertheilt, wenn auch die Haare der Buͤrste nicht sein sind. Wenn aber die zu firnissenden Gegenstaͤnde feiner sind, und der Firniß duͤnner ist, oder die Oberflaͤche groß ist, muß man flache Pinsel aus Kameel-Haar brauchen. Meistens werden drei bis vier Ueberzuͤge nothwendig seyn, und, wenn das Holz sehr poroͤs ist, oder der Firniß eingerieben werden muß, auch doppelt so viele. Bei trokener Witterung verfliegt der Alkohol so schnell, daß man die Ueberzuͤge in Zwischenraͤumen von 5 Minuten auf einander folgen lassen kann: man muß aber immer sehr dafuͤr sorgen, daß die eine Lage vollkommen troken wird, ehe die andere aufgetragen wird. Es geschieht nicht selten, daß der Firniß ein undurchsichtiges weißes Ansehen bei dem Auftragen annimmt, und seinen ganzen Glanz verliert. Dieß geschieht vorzuͤglich durch Feuchtigkeit in der Atmosphaͤre, und beweiset, daß man eine geschlossene Stube und Feuer braucht, ohne welche man umsonst weiter fortarbeiten wuͤrde. Die Durchscheinenheit wird indessen durch den naͤchsten Ueberzug wieder hergestellt, wenn dieser an einem warmen und trokenen Orte aufgetragen wird. Diese Erscheinung hat nicht selten Statt, wenn wir uͤbrigens den Tag dem Anscheine nach fuͤr sehr geeignet zum Firnissen halten. Es ist offenbar, daß mehrere dieser Bemerkungen sich auf Firnisse uͤberhaupt beziehen, indem sie alle gewisse Eigenschaften gemeinschaftlich besizen, und eine aͤhnliche Behandlung erfordern. Eben dieß gilt auch vom Poliren und einigen anderen Kleinigkeiten, wovon wir in dem naͤchsten Stuͤke handeln werden, und die wir nicht zu wiederholen brauchen, wenn wir die uͤbrigen Firnisse abgehandelt haben. Das Ein- oder Niederreiben des Firnisses, oder die Zurichtung der gefirnißten Oberflaͤche zur Politur. Bei ordinaͤren Arbeiten ist es nicht noͤthig, den Schalen-Lakfirniß einzureiben und zu poliren; wo man aber eine vollkommen glatte Oberflaͤche haben will, ist dieses Verfahren noͤthig. Zum Einreiben oder Niederreiben des Firnisses wird gepuͤlverter Bimsstein gebraucht. Wenigstens vier oder fuͤnf Lagen Firniß muͤssen aufgetragen und vollkommen hart geworden seyn; dann nimmt man einen nassen Wollen-Lappen, und traͤgt etwas Pulver auf denselben auf, welches man sorgfaͤltig und gleichfoͤrmig uͤber jede Stelle der gefirnißten Oberflaͤche hinreibt, bis sie vollkommen glatt geworden ist. Man muß sehr dafuͤr sorgen, daß man bei dem Niederreiben des Firnisses nicht an einigen Stellen durchreibt, ehe die anderen eben geworden sind, vorzuͤglich, wenn der Gegenstand scharfe Kanten oder Vorspruͤnge hat. Wenn dieses geschehen seyn sollte, muͤßte die ganze Arbeit des Firnissens wiederholt werden. Einige Uebung wird jeden Arbeiter in den Stand sezen, diesen Fehler zu vermeiden, wenn der gefirnißte Gegenstand eine ebene Flaͤche hat, und die aufgetragenen Lagen dem Harze hinlaͤngliche Dike geben. Wenn die zu polirende Flaͤche eben ist, so kann der Wollen-Lappen um ein Stuͤk Kork oder Holz geschlagen werden, und dieselbe Methode kann auch bei dem Niederreiben an den Vorspruͤngen angewendet werden. Den Firniß zu poliren. Wenn die Flaͤche mit dem Bimssteine gehoͤrig zugerichtet ist, laͤßt sie sich leicht poliren. Dieses Poliren geschieht mit feinem alten Ziegelmehle, welches man ebenso wie den Bimsstein anwendet, nur daß man hier Oehl statt des Wassers braucht. Das Oehl kann von der Oberflaͤche wieder mit einem feinen Lappen oder mit Ziegelmehl weggeschafft werden, und wenn man dann etwas mit dem Ballen der Hand reibt, so erhaͤlt man die hoͤchste Politur auf der Flaͤche. Zubereitung des Ziegelmehles (rotten-stone). Ziegelmehl ist etwas rauh und griesig. Das beste Mittel, dasselbe zu pruͤfen, ist, etwas davon zwischen die Zaͤhne zu nehmen, wo man dann das mindeste Knirschen wahrnehmen wird. Sorgfaͤltige Arbeiter schlaͤmmen dasselbe, ehe sie sich desselben bedienen. Sie ruͤhren, in dieser Hinsicht, das sein gepuͤlverte Ziegelmehl unter Wasser, und lassen dasselbe einige Secunden lang ruhig stehen, worauf sie das Wasser in ein glasirtes irdenes Gefaͤß abgießen. Das Pulver, das dann zu Boden faͤllt, wird sehr sein und weich seyn. Wenn man den Ruͤkstand wieder auf dieselbe Weise schlaͤmmt, kann man die feineren Theile von dem Griese absondern. Polirtes Schalen-Lak glaͤnzt weniger stark, als unpolirter Firniß: der staͤrkere Glanz kann aber durch eine einzige Deke Koͤrnerlak-Firniß gegeben werden, wodurch nur wenig von der vollkommenen Ebenheit, die man durch die Politur erhielt, verloren geht. Schwarzer Schalenlak-Firniß. Man faͤrbt den Schalenlak-Firniß entweder durch Beimischung von Elfenbein oder von Lampenschwarz schwarz. Ich habe immer das leztere vorgezogen. Es muß nicht so angewendet werden, wie man es in den Kramlaͤden verkauft, wo es, wie die Lakirer sagen, zu schmierig ist, und sich weder gehoͤrig mengt, noch gehoͤrig troknet. Zuweilen findet sich unter dem Lampenschwarz Gyps von den Mauern der Stuben, in welchen es bereitet wird. Solches taugt nicht. Zubereitung des Lampenschwarzes zu Firnissen. Man druͤkt etwas davon in ein irdenes oder metallnes Gefaͤß, welches man im Feuer roth gluͤht. Bei geringeren Quantitaͤten reicht ein Tabakpfeifen-Kopf oder ein Stuͤk eines Flintenlaufes oder irgend einer Metallroͤhre hin. Es ist nicht noͤthig, dieses Gefaͤß zu schließen, wenn nur das schwarze Pulver fest genug eingedruͤkt wurde. Man stellt es hierauf in das Feuer, bis es durch und durch roth gluͤht, was man daran erkennt, wann das Lampenschwarz aufhoͤrt, an dem der Luft ausgesezten Theile Flammen zu schlagen. Dann nimmt man es von dem Feuer, und laͤßt es in dem Gefaͤße erkalten, ehe man es aus demselben herausnimmt: denn sonst brennt es zu Asche. Lampenschwarz, auf diese Weise zubereitet, mengt sich leicht mit Wasser, und troknet schnell im Firnisse, und wird auch schoͤner schwarz. Die Farbe mit dem Firnisse zu mengen. Man reibt das Lampenschwarz mit etwas Firniß ab, und mit Terpenthingeist oder mit schwachem Firnisse, und sorgt dafuͤr, daß es vollkommen sein wird, ehe man es in das Glas mit Firniß thut. Um eine schoͤne schwarze Farbe zu erhalten, braucht man eine bedeutende Menge von Lampenschwarz: dadurch verliert der Firniß zwar einiger Maßen allerdings an Glanz, den aber eine duͤnne Deke von Koͤrner-Lak bald wieder herstellt. Wenn man nur wenig schwarzen Firniß braucht, so kann man schwarzes Siegellak in Alkohol aufloͤsen, das vorzuͤglich aus Schalen-Lak besteht. Man muß aber wenig Waͤrme anwenden, denn sonst faͤllt die schwarze Farbe zu Boden. Schalenlak-Firniß von verschiedenen Farben. Man verfertigt denselben, indem man stark faͤrbende Koͤrper-Farben sein gepuͤlvert mit dem Firnisse mengt, und ebenso, wie das Lampenschwarz, abreibt. Nur starke Koͤrperfarben koͤnnen hierzu verwendet werden, indem die Farbe des Firnisses alle lichteren und durchscheinenden Farben verdirbt. Rother Schalenlak-Firniß. Der beste wird aus gutem rothen hollaͤndischen Siegellak verfertigt. Dieses Firnisses bedient man sich zum Firnissen der Glaser und des Holzes bei Elektrisir-Maschinen. Drei oder vier Lagen geben eine hinlaͤngliche Deke. Von den Pinseln beim Firnissen. Wir haben schon bemerkt, daß der gewoͤhnliche Anstreicher-Pinsel hierzu bei gewoͤhnlichen Artikeln hinreicht. Bei großen muͤssen große flache Kameel-Pinsel genommen werden, die man eigends hierzu verfertigt. Man hat sie von der Breite eines halben Zolles bis zur Breite von vier Zoll in allen Farbenkraͤmer-Laͤden. Fuͤr kleinere Gegenstaͤnde nimmt man runde Pinsel mit duͤnnen Roͤhren. Gewoͤhnlich laͤßt man den Pinsel, den man immer zu dem selben Firnisse braucht, mit demselben hart werden, nachdem man ihn nach der Arbeit am Rande des Glases abgestrichen hat; dann muß man denselben aber, ehe man ihn wieder braucht, einige Minuten lang in dem Firnisse sich erweichen lassen. Weit besser ist es, wenn man den Pinsel nach der Arbeit in Terpenthingeist oder Alkohol rein wascht. Der Alkohol geht dadurch nicht verloren, sondern kann in die Firniß-Flasche gegossen werden. Bei gefaͤrbten Firnissen, die man in geringem Menge aufbewahrt, kann der Pinsel in der Farbe gelassen werden: der Kork muß aber dann mit einem Loche versehen seyn, durch welches der Stiel des Pinsels herausragt, und die Spizen der Haare muͤssen in der Farbe bleiben: so kann man den Pinsel zu jeder Stunde brauchen. Ein gemeines Senfglas dient hierzu sehr gut. Weißer oder hellfarbiger Weingeist-Firniß. Wir haben oben bemerkt, daß, obschon die Firnisse aus Lak in mancher Hinsicht jenen aus anderen farbenlosen Harzen bereiteten Firnissen vorzuziehen sind, sie doch dort nicht angewendet werden koͤnnen, wo der Firniß auch nicht die mindeste Spur einer braͤunlichen Farbe haben darf. Gemaͤhlde, Landkarten, hellfarbiges Holz, eingelegte Arbeit, lakirte Stuͤhle und Moͤbeln uͤberhaupt mit Mahlerei und Vergoldung fordern, wenn sie uͤberfirnißt werden sollen, einen ganz farbelosen Firniß. Die Harze, die man hierzu braucht, sind Mastix, Sandarach, Elemi und Animaͤ-Harz. Die beiden ersteren kann man sich immer verschaffen; die beiden lezteren werden weniger gebraucht, und man findet sie bei uns nur hier und da in den Kramlaͤden. Weder Mastix noch Sandarach allein gibt einen guten Firniß; dem Sandarach fehlt es an Glanz, dem Mastix an Haͤrte und Festigkeit; man muß daher beide verbinden. Folgende Verhaͤltnisse taugen sehr gut zu dem hier und da sogenannten harten weißen Firniß. Nimm Sandarach-Gummi, 18 Loth; Mastix-Gummi, 6 Loth; Alkohol, 64 Loth. Tingrey sagt in seinem Varnisher's Guide indem er Firnisse dieser Art machen lehrt, man soll diese Harze puͤlvern, und ein Drittel ihres Gewichtes Glas zusezen, wenn man sie mit dem Alkohol mengt. Dadurch werden die Harztheilchen gehindert sich zusammenzukluͤmpern und sich am Boden des Gefaͤßes anzusezen, was immer geschieht, wenn nicht fleißig geruͤhrt oder geschuͤttelt wird. Wenn sich das Harz einmahl so zusammengekluͤmpert hat, loͤst es sich ungemein schwer auf. Tingrey empfiehlt auch die Aufloͤsung mittelst eines Sand- oder Wasserbades zu beguͤnstigen. Wir haben wiederholt Sandarach- und Mastix-Firniß bereitet, und immer das Harz in ganzen Stuͤken angewendet: nur die uͤbergroßen Stuͤke haben wir zerbrochen. Wir haben nie einen hoͤheren Grad von Waͤrme, als Sonnenhize, angewendet, oder die Waͤrme einer mittelmaͤßig warmen Stube. Auch haben wir nie geflossenes Glas gebraucht. Die einzige Vorsicht, die wir noͤthig fanden, war fleißiges Schuͤtteln und Umruͤhren mit einem Staͤbchen. Bei diesem Verfahren war die ganze Arbeit in 12 bis 24 Stunden vollbracht, ohne alle Gefahr und allen Verlust. Bei der Bereitung der Alkohol-Firnisse muß viel Alkohol verloren gehen, wenn man kuͤnstliche Waͤrme anwendet, indem das Gefaͤß zerspringt, wenn man demselben nicht Luft laͤßt. Wir werden unten die verschiedenen Methoden angeben, die man befolgte, um Copal in Alkohol aufzuloͤsen, welcher, bei dem gewoͤhnlichen Verfahren, nur wenig auf dieses Harz wirkt. Folgendes Recept haben wir nicht versucht, und wenn wir dasselbe in einem gewoͤhnlichen Recept-Buche gefunden hatten, wuͤrden wir dasselbe ohne Anstand verworfen haben. Tingrey, aus welchem wir es entlehnten, ist aber eine sehr gute Quelle; denn er war picht gewohnt, anderen nachzubethen, sondern stellte uͤber alles sorgfaͤltige und genaue Versuche an. Jeder Chemiker weiß, daß gewisse Koͤrper, die in einer bestimmten Fluͤßigkeit fuͤr sich allein unaufloͤsbar sind, zuweilen aufloͤs bar werden, wenn man ihnen andere Koͤrper zusezt, und wahrscheinlich ist dieß ein Beispiel dieser Art. Copal-, Sandarach- und Mastix-Firniß. Nimm gestoßenen, bernsteinfarbigen, und auf die unten angegebene Weise einmahl geschmolzenen Copal, 6 Loth; Sandarach, 12 Loth; Mastix, 6 Loth; hellen und reinen Terpenthin, 5 Loth; gestoßenes weißes Glas, 8 Loth; Alkohol, 64 Loth. Alle obigen festen Koͤrper muͤssen sein gepuͤlvert werden, außer dem Glase, welches durchgesiebt, und von welchem die feineren Theilchen weggeworfen werden muͤssen. Man gibt Alles Obige, mit Ausnahme des Terpenthines, in eine zinnerne Flasche oder in einen Kolben, und stellt diese oder diesen in ein mit warmem Wasser gefuͤlltes Gefaͤß, welches man spaͤter bis zum Siedepuncte erhizt, und so eine oder zwei Stunden lang kochen laͤßt. Man ruͤhrt die Mischung mit einem Staͤbchen von weißem Holze fleißig um, indem sonst das Harz durch die Hize sich zu Einer Masse zusammenballt. Nachdem die Aufloͤsung beinahe vollendet ist, sezt man den Terpenthin zu, der durch Eintauchen des Gefaͤßes, in welchem er sich befindet, in siedendes Wasser zerlassen werden muß. Man unterhaͤlt die Hize noch eine halbe Stunde laͤnger, wo man dann den Firniß erkalten laͤßt. waͤhrend dieser Arbeit muß immer fleißig umgeruͤhrt werden. Tingrey bemerkt, daß der allgemeine Glaube an Unaufloͤsbarkeit des Copales in Weingeist in ihm einige Zweifel uͤber die Anwendbarkeit desselben bei diesem Firnisse erregte; daß er aber durch Erfahrung sich uͤberzeugte, daß man mittelst desselben einen weit haltbareren Firniß erhaͤlt, als ohne denselben. Es ist wahrscheinlich, daß dieses Harz nicht ganz aufgeloͤst wird, und daß auch eine geringere Menge desselben dem obigen Zweke vollkommen entsprechen wuͤrde. Man kann viel mehr Copal aufloͤsen, wenn man obigen Ingredienzen drei Quentchen Kampfer zusezt; mehr darf man aber hiervon nicht nehmen, da der Firniß dadurch einiger Massen erweicht wird. Wir werden in der Folge noch mehr Gelegenheit haben, von der Anwendung des Kampfers zur Erleichterung der Aufloͤsung des Copales in Alkohol zu sprechen. Man empfiehlt zur Digestion der Ingredienzen zur Verfertigung dieses Firnisses und anderer aͤhnlicher einen glaͤsernen Kolben, und er verdient auch in einiger Hinsicht den Vorzug indem die Durchscheinenheit des Glases die Beobachtung der Fortschritte der Aufloͤsung gestattet. Erfahrene und geschikte Arbeiter koͤnnen ein glaͤsernes Gefaͤß wohl brauchen; aber in gewoͤhnlichen Haͤnden ist die Gefahr immer groß, und mal sollte vielmehr zinnerne Gefaͤße waͤhlen. Diese Firnisse koͤnnen durch Kattunlappen filtrirt werden, oder so lange stehen bleiben bis alle Unreinigkeiten sich zu Boden gesezt haben, wo man sie dann sorgfaͤltig abgießt. Wir ziehen immer dieses leztere Verfahren vor.