Titel: Musikalisches Tasten-Instrument, an welchem derjenige, der es spielt, im Stande ist, die Noten nach Belieben auszuhalten oder zu verlängern, und eben so nach Belieben den Ton zu verstärken, worauf Goldsworthy Gurney, Wundarzt, Argyle-Street, Hanover-Square, Middlesex, sich am 11. Januar 1825 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 24, Jahrgang 1827, Nr. XC., S. 418
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XC. Musikalisches Tasten-Instrument, an welchem derjenige, der es spielt, im Stande ist, die Noten nach Belieben auszuhalten oder zu verlaͤngern, und eben so nach Belieben den Ton zu verstaͤrken, worauf Goldsworthy Gurney, Wundarzt, Argyle-Street, Hanover-Square, Middlesex, sich am 11. Januar 1825 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts N. 76. S. 340. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Gurney's, musikalisches Tasten-Instrument. Das Neue an diesem Instrumente ist die Anwendung musikalischer Glaser an einem Forte-Piano oder Tasten-Instrumente mit Saiten. Der Patent-Traͤger schlaͤgt vor, Reihen von Glasroͤhren von verschiedener Laͤnge in senkrechter Stellung in dem Kasten der kleineren aufrechten Forte-Pianos anzubringen, oder glaͤserne Becher oder Gloken in den groͤßeren horizontalen Forte-Pianos so zu stellen, daß leicht auf denselben gespielt werden kann, und ein Band oder eine Art von Violin-Bogen uͤber die Oberflaͤche derselben laufen zu lassen, um dadurch eine Schwingung zu erzeugen, und einen musikalischen Ton dem Glase zu entloken. Der Bau dieser Instrumente kann nach Umstaͤnden abgeaͤndert werden, und ist, in gewisser Hinsicht, dem Ermessen des Verfertigers des Instrumentes uͤberlassen. Die Art, wie der Patent-Traͤger sein Instrument einrichtete, ist folgende. Fig. 10. zeigt den Durchschnitt eines senkrecht stehenden Instrumentes; a, ist eine der Tasten; b, eine Glasroͤhre in senkrechter Stellung auf dem Resonanzboden, c, befestigt. Die Tasten laufen, wie gewoͤhnlich, in einer Reihe vorne an dem Instrumente hin, und eine correspondirende Anzahl Glasroͤhren, b, ist den Tasten gegenuͤber angebracht. Zwei cylindrische Walzen, d, wovon man in der Figur bloß eine sieht, stehen auf senkrechten Achsen, und nehmen ein Band auf, das als Laufband auf denselben gespannt ist, und vorne uͤber die Glasroͤhren herlaͤuft. Dieses Laufband wird mittelst des Tretschaͤmels, e, in Bewegung gesezt, welcher, wenn er von der spielenden Person getreten wird, das Flugrad, f, in Bewegung sezt, woran sich Rollen befinden, von deren einer aus eine Schnur oder eine Saite uͤber die Rolle, g, laͤuft, und so die Walzen und das Laufband auf denselben vor den Glasroͤhren in Bewegung sezt. Wenn der Spielende eine Taste beruͤhrt, so macht er das Stuͤk, h, vortreten, und das Stuͤk, i, wird vorgeschoben. Dieses druͤkt das Laufband gegen die Glasroͤhre, b, und so wie dieses durch die Bewegung des Flugrades auf derselben hin und her laͤuft, erzeugt es durch seine Reibung eine Schwingung am Glase und einen musikalischen Ton. Die Glasroͤhren, b, sind von verschiedener Laͤnge nach dem Tone, den sie erzeugen sollen, und in der dargestellten Art auf dem Resonanz-Boden befestigt. Sie fallen in der Latte, k, in kleine halbkreisfoͤrmige Ausschnitte, die dieselben in ihrer Lage erhalten helfen, und werden durch Drahte, die mit kleinen Federn, I, hinter dem Resonanzboden verbunden sind, befestigt. Sie werden durch das Wegschleifen des Endes der tiefsten Roͤhre gestimmt. Um die Schwingung der Glasroͤhre mit der gehoͤrigen Sicherheit zu erzeugen, wird das Laufband mit einer Art Firniß oder Harzbereitung uͤberzogen, und da etwas Wasser auf die Oberflaͤche der Glasroͤhren gebracht werden muß, wenn ein Ton erzeugt werden soll, so wird ein Gefaͤß mit Wasser, wie bei einer gewoͤhnlichen Dochtlampe, in eine solche Lage hinter das Band gebracht, daß dasselbe durch Reibung an dem Dochte, welcher durch Capillar-Attraction immer etwas Wasser anzieht, immer etwas Wasser bekommt. Wenn Glasbecher oder Glasgloken statt der Roͤhren gebraucht werden, so werden diese auf dem Resonanzboden aufgekittet und ohne alle Ordnung so hingestellt, daß ihre Oberflaͤchen sich nicht beruͤhren, und die Tasten bei ihrer gewoͤhnlichen Stellung auf dieselben wirken koͤnnen. Hier muß nun das Laufband, das sich an den Glasern reibt, uͤber, mehrere Rollen und Walzen Zigzag laufen, und die Schieber, die dasselbe an die Glaͤser druͤken, muͤssen, insofern sie von den Tasten zu dem Glase laufen, in verschiedener Laͤnge seyn.