Titel: Ueber Zubereitung und Bleichen des Flachses und Hanfes. Von Hrn. Gill.
Fundstelle: Band 24, Jahrgang 1827, Nr. XCVI., S. 428
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XCVI. Ueber Zubereitung und Bleichen des Flachses und Hanfes. Von Hrn. Gill. In dessen technical Repository. Maͤrz. 1827. S. 133. Gill, uͤber Zubereitung und Bleichen des Flachses und Hanfes. Wir fanden im Philosophical Magazine (Februar. S. 119.) einen Aufsaz des hochw. Hrn. Emmett uͤber eine Methode den Flachs zu bleichen und zuzurichten. Er findet sich im polytechn. Journ. Bd. XXIV. S. 228. bereits uͤbersezt. Da wir mehrere Aufsaͤze uͤber diesen wichtigen Gegenstand in unserem Journale bereits geliefert haben, so war unsere Aufmerksamkeit auf diesen Artikel gespannt; bei Durchlesung desselben sahen wir aber, daß er nicht das leistete, was er versprach, und bloß ein Verfahren den Flachs zu bleichen, nicht aber auch denselben zuzubereiten oder zuzurichten enthaͤlt. Er bleicht den Flachs dadurch, daß er denselben in einer schwachen Aufloͤsung basisch kohlensaurer Soda oder Pottasche kocht oder beucht, um den Faͤrbestoff, das Harz etc. auszuziehen, und, nachdem er das Alkali ausgewaschen hat, die Bleiche dadurch vollendet, daß er fein gepuͤlverte Holzkohle mit einer großen Menge Wassers mengt, und den Flachs oder Hanf, den er 20 bis 24 Stunden darin beucht, gaͤnzlich davon durchdringen laͤßt. Den Flachs oder Hanf legt er, mit der noch beigemengten Holzkohle, auf das Gras, sezt denselben der Einwirkung der Luft und des Lichtes aus, und wascht dann die Holzkohle aus demselben. Von dem weit wichtigeren Verfahren bei dem Roͤsten, Brechen, Hecheln, welches als Zubereitung dem Bleichen vorausgehen mußte, kommt kein Wort vor.Wenn sich das Verfahren des Hrn. Emmett's, den Flachs zu bleichen bewahrt, so hat derselbe deßhalb schon ein großes Verdienst um die Veredelung des Flachses, denn das Zurichten und Verfeinern des Flachses ist nicht Sache des Bleichers, sondern des Mechanikers. A. d. R. Bei dem gegenwaͤrtig tief herabgesunkenen Zustande der Leinwand-Manufacturen in Ireland, die nothwendig damit enden muͤssen, daß sie allen Credit verlieren, und um so weniger mehr eine haltbare Leinwand liefern werden, als sie offenbar alle Mittel ergreifen, um das schnelleste Zugrundegehen derselben waͤhrend des Tragens herbeizufuͤhren, wuͤrden wir die Einfuͤhrung irgend eines Verfahrens gluͤklich preisen, welches die natuͤrliche Staͤrke der Flachsfaser erhalten hilft: bei dem wiederholten Mißlingen der Versuche zur Verbesserung der Leinen-Manufacturen, namentlich jener des seligen Hrn. Lee und des Hrn. Salisbury, sind aber, wir gestehen es aufrichtig, unsere Erwartungen sehr herabgestimmt worden. Um jedoch unsere Leser in Kenntniß der Mittel zur Erhaltung der natuͤrlichen Staͤrke und Schoͤnheit der vegetabilischen Faser zu sezen, wollen wir unsere Leser an einen Artikel des Hrn. Gavin Inglis erinnern, den wir aus dem Philos. Journal in unser Repository Bd. VI. S. 328. (Polytechn. Journ. Bd. XVI. S. 459.) aufnahmen, und an jenen des Hrn. Hondt, (Ebend. S. 281. Polytechn. Journ. Bd. XVI. S. 472.) (Hr. Gill bemerkt, daß dasselbe Verfahren, naͤmlich das Roͤsten in einem stark fließenden Wasser, auch bei der Segeltuch-Fabrik zu Yeovil in Sommersetshire mit dem besten Erfolge angewendet wurde, und schreibt diesem die Festigkeit und Dauerhaftigkeit dieses Segeltuches, und des aus demselben verfertigten Papieres zu. In der dem angefuͤhrten Aufsaze beigefuͤgten Anmerkung, in welcher Hr. Gill des Verfahrens des sel. Lee erwaͤhnte, sezt er noch bei:)Hr. Gill liefert hier einen Auszug aus diesem Aufsaze: wir wollen indessen unsere Blaͤtter, deren Raum ohnedieß zu beschraͤnkt ist, nicht mit Auszuͤgen von Aufsaͤzen fuͤllen, die wir bereits in Extenso geliefert haden. A. d. Ueb. Wir koͤnnen gegenwaͤrtig noch beifuͤgen, daß Hr. Lee vorher die Flachsstaͤngel auf seiner verbesserten Breche so lange brach, bis alles Holz abgesondert war, und er aus dem Flachse, durch Ineinandersteken der beiden Enden der Reise eine Art Laufband ohne Ende bildete, welches er zwischen Walzen durchlaufen ließ, durch deren Furchen oder Zaͤhne die Querfasern, welche die Laͤngenfasern unter einander verbinden, so zerbrochen wurden, daß sie als feiner Staub unter die Walzen fielen. Hierauf erst zog er den Flachs durch warmes Wasser, das davon gelb wurde, und dann durch schwache Seifenlauge, oͤffnete hierauf den Buͤndel, legte ihn auf das Gras, kehrte ihn einige Mahle um, und ließ ihn dann wieder durch die Walzen laufen, wodurch er weiß und glaͤnzend wie Seide wurde. Wir haben an einem Morgen zu Merton-Abbey, in Surrey, wo Hr. Lee seine Patent-Maschine hatte, einige feine Flachsstaͤngel aus einem Buͤndel ausgelesen, und sahen sie unter unseren Augen auf die angegebene Weise behandeln. Am folgenden Tage erhielten wir sie gebleicht und gehechelt, als den schoͤnsten Flachs, der vielleicht in irgend einem Lande erzeugt werden kann. Wir werden immer die Ursachen zu beklagen haben, die eine Unternehmung aufgeben ließen, welche Englands Leinen-Manufacturen auf den hoͤchsten Grad von Vollkommenheit gebracht haben wuͤrden.Und diese Ursachen waren – das Patent-Wesen. Hr. Lee hielt sein Verfahren geheim; wollte mit einem Mahle reich werden, und starb, ehe er es geworden ist. A. d. Ueb. Ich weiß nicht, wie der Flachs in Yorkshire zubereitet wird.Wo naͤmlich Hr. Emmett schrieb. A. d. Ueb. Wenn er in stark fließendem Wasser geroͤstet wird, so wird er so schoͤn weiß werden, wie jener des Hrn. Inglis, der schon im Jahre 1801, also 25 Jahre vor Hrn. Emmett, eine schwache alkalische Lauge zum Beuchen anwendete. Was die Kohle betrifft, so bewies Hr. Lee, daß man ohne dieselbe den Flachs schoͤn weiß bleiben kann. Wir wissen wohl, was Kohle, zumahl thierische Kohle, bei dem Bleichen vermag; wenn aber der Flachs, nach der gewoͤhnlichen hoͤchst schaͤdlichen Weise, in stehendem Wasser geroͤstet, mit dem schwarzen Schlamme der Suͤmpfe, wie gegenwaͤrtig in Ireland, bedekt, und dadurch gefaͤrbt wird, so zweifeln wir sehr, ob irgend ein chemisches Mittel, wie man es gegenwaͤrtig zum Verderben aller Festigkeit des Flachses in Ireland anzuwenden pflegt, die schlechte Farbe aus demselben wegzuschaffen vermag.