Titel: Analyse einer Varietät von Spatheisenstein, welche bei Tinzen, Canton Graubünden, in der Schweiz vorkommt, von Hrn. Lassaigne.
Fundstelle: Band 25, Jahrgang 1827, Nr. XLV., S. 150
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XLV. Analyse einer Varietaͤt von Spatheisenstein, welche bei Tinzen, Canton Graubuͤnden, in der Schweiz vorkommt, von Hrn. Lassaigne. Aus den Annales de Chimie et de Physique. Mai. 1827. S. 93. Lassaigne's, Varietaͤt von Spatheisenstein. Hr. Levrat, welcher in mehreren Cantonen der Schweiz Eisenbergwerke besizt, schikte mir neulich unter anderen Mineralien eine Probe von Spatheisenstein, die er fuͤr reines kohlensaures Eisen erhalten hatte. Da mir aber die physischen Eigenschaften dieses Minerales hiermit nicht uͤbereinzustimmen schienen, so analysirte ich dasselbe, um seine Bestandtheile kennen zu lernen. Dieses Mineral hat eine weiße, schwach gelbliche Farbe; es ist in Rhomboïden krystallisirt; wenn man es vor dem Loͤthrohre erhizt, so verknistert es, wird dunkler, gelb, und endlich weiß: gluͤht man es aber in einer unten verschlossenen Glasroͤhre, so steht man, daß sich viel Wasser oben an den Seiten der Roͤhre sammelt. Sezt man den beim Ausgluͤhen gebliebenen Ruͤkstand in einem Platintiegel einige Zeit der Dunkelrothgluͤhhize aus, so erhaͤlt er einen aͤzenden Geschmak; wenn man ihn nun in einer kleinen Menge Wasser aufweicht, und ein durch eine Saͤure geroͤthetes Lakmuspapier in die Fluͤßigkeit taucht, so erhaͤlt es seine blaue Farbe wieder. Die Dichtigkeit desselben fand ich bei 12° C. (9,5° R.) = 2,927. Hierin unterscheidet sich also das Mineral von dem kohlensauren Eisenoxydul, dessen Dichtigkeit, nach Kirwan, = 3,640 bis 3,810 ist. Verduͤnnte Salzsaͤure loͤst dieses Mineral unter Aufbrausen ganz auf. Die farbenlose Aufloͤsung hinterlaͤßt beim Abrauchen bis zur Trokne einen Ruͤkstand, der sich sodann im Wasser wieder aufloͤst, ohne eine Spur von Kieselerde zuruͤkzulassen. Waͤhrend des Abrauchens faͤrbt sich die salzsaure Aufloͤsung nach und nach, anfangs gruͤn, und dann gelblichgruͤn, indem das Eisenoxydul sich hoͤher oxydirt. Daß die Aufloͤsung anfangs das Eisen als salzsaures Eisenoxydul enthaͤlt, geht daraus hervor, daß sie das salzsaure Gold reducirt, so wie aus den Niederschlaͤgen, welche die Alkalien und das eisenblausaure Kali darin hervorbringen. Nachdem ich mich durch vorlaͤufige Versuche uͤberzeugt hatte, daß die salzsaure Aufloͤsung Kalkerde, Bittererde und Eisenoxydul enthaͤlt, schritt ich zur quantitativen Analyse, um das Verhaͤltniß, in welchem diese drei salzfaͤhigen Grundlagen in dem Minerale vorkommen, kennen zu lernen. Der Wassergehalt desselben wurde dadurch bestimmt, daß man 10 Grammen des gepulverten Minerales in einer kleinen gewogenen Glasretorte der Dunkelroth-Gluͤhhize aussezte. Nach dem Mittel aus zwei Versuchen ist es darin zu 22,13 Procent enthalten. Der nach dem Ausgluͤhen gebliebene Ruͤkstand wurde in reiner Salzsaͤure aufgeloͤst, und die Aufloͤsung sodann zur Trokne verraucht, nachdem sie zuvor mit Salpetersaͤure versezt worden war, um das Eisen auf das Maximum der Oxydation zu bringen. Ammoniak brachte in der Aufloͤsung dieses Minerales einen flokigen, etwas blaßen, roͤthlich gelben Niederschlag hervor, der aus Eisenoxyd und Bittererde bestand. Um leztere abzuscheiden, wurden beide in schwefelsaure Salze umgeaͤndert, und diese in einem Platintiegel erhizt, um das schwefelsaure Eisenoxyd zu zersezen. Die Kalkerde erhielt man, indem man die von obigem Niederschlage abfiltrirte Fluͤßigkeit mit sauerkleesaurem Ammoniak faͤllte. Nach der Faͤllung der Kalkerde schlug aͤzendes Kali noch etwas Bittererde nieder, welche mit der zuerst erhaltenen vereinigt wurde. Nachdem das Verhaͤltniß, in welchem diese verschiedenen Oxyde vorkommen, bekannt war, brauchte man nur die Kohlensaͤure zu berechnen, welche jedes derselben saͤttigt, um die Zusammensezung des Minerales kennen zu lernen, vorausgesezt, daß man das Eisen dabei als Oxydul in Anschlag bringt, in welchem Zustande es in dem Minerale vorkommt. Nach meinen Versuchen besteht diese Varietaͤt des Spatheisensteins, aus: Kohlensaurer Kalkerde   47,46; Kohlensaurer Bittererde   19,33; Kohlensaurem Eisenoxydul   11,08; Wasser   22,13. –––––– 100,00. Berechnet man die Zusammensezung dieses Minerales nach Atomen, so findet man, daß sie durch folgende Zahlen ausgedruͤkt werden kann: Kohlensaures Eisenoxydul   1 Atom. Kohlensaure Bittererde   3   – Kohlensaure Kalkerde   5   – Wasser 13   –