Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 25, Jahrgang 1827, Nr. CXXIV., S. 432
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CXXIV. Miszellen. Miszellen. Verzeichniß der vom 21. Junius 1827 bis 18. Julius zu London ertheilten Patente. Dem Heinr. Raper, Esqu., Rear-Admiral an der Flotte, Baker Street, Mary le Bone, Middlesex; auf ein neues und verbessertes Signal-System, 1) um am Tage mittelst Flaggen zwischen Schiffen auf der See oder anderen weit von einander entfernten Oertern ohne die gewoͤhnlichen Farben, die bisher zu Signalen dienten, und durch welche entweder wegen der großen Entfernung oder aus anderen Ursachen so oft Mißverstaͤndnisse entstehen, Signale zu geben; 2) um waͤhrend der Nacht zwischen Schiffen auf der See und anderen weit von einander entfernten Oertern mittelst Lichter zu signalisiren: dieses Signal-System ist deutlicher, leichter und sicherer, als irgend ein anderes bisher gebraͤuchliches. Dd, 21. Junius 1827. Dem Jak. Marshall, Lieutenant an der k. Flotte zu Chatham, Kent; auf Verbesserungen in der Montur der Schießgewehre und Kanonen zum See- und Landdienste. Dem Joh. Felton, Verfertiger von Maschinen zu Henckley, Leicestershire; auf eine Maschine, Messern, Barbier-Messern, Scheren und anderen schneidenden Instrumenten mit Leichtigkeit eine genaue feine Schneide zu geben. Dd. 28. Jun. 1827. Dem Thom. Fuller, Kutschenmacher zu Bath, Somersetshire; auf Verbesserungen an Wagenraͤdern. Dd. 28. Jun. 1827. Dem Walter Hancock, Mechaniker zu Stratford, Essex; auf Verbesserungen an Dampfmaschinen. Dd. 4. Jul. 1827. Dem Wilh. Wilson, Hut-Fabrikanten in Martin's Lane, Cannon Street zu London; auf Mittel und Verfahren, Geister und andere Aufloͤsungsmittel, durch welche man verschiedene Arten von Gummi aufloͤsbar und zum Steifen der Huͤte, Muͤzen, Kappen und anderer Artikel brauchbar macht, auszuziehen und durch Rectification anwendbar zu machen. Dd. 4. Jul. 1827. Dem Rene Florentin Jenar, Gentleman zu Bunhill Row; auf Verbesserungen an Lampen. Dd. 4. Jul. 1827. Dem Georg Poulton, Schneider in Stafford Street, Old Bond Street, Middlesex; auf ein Instrument oder eine Vorrichtung zum Schreiben, die er eine selbst sich fuͤllende Feder (a self-supplying pen) nennt. Vom 4. Jul. 1827. Dem Thom. Sowerby, Kaufmanne in Change Alley, Cornhill, London; auf Verbesserungen an Schiffswinden. Dd. 4. Jul. 1827. Dem Rene Florentin Jenar (wie oben) ; auf eine Methode, die Maschen in Metall-Geweben mit Metall oder mit einer anderen schiklichen Masse auszufuͤllen, welche Gewebe er Metall-Leinwand (Metall-Linen) nennt. Dd. 4. Jul. 1827. Dem Joh. Snelson Shenton, Bleiroͤhrenleger und Glaser zu Husband Bosworth, Leicestershire; auf Verbesserungen an Abtritten. Dd. 12. Jul. 1827. Dem Edward Barnard Deeble, buͤrgert. Baumeister in St. James's Street; Westminster, Middlesex; auf seine neuen Baue und Verbindungen aus Metallbloͤken, mit welchen er Grundfesten, Pfeiler, Quays, Leuchtthuͤrme, Mauern etc., und was sich aus Metall bauen laͤßt, aufbaut. Dd. 12. Jul. 1827.Was aus Eisen seyn kann, soll nicht aus Holz oder Stein seyn: dieß haben wir schon zum oͤftern im polyt. Journ. gesagt. Dem Rob. Vazie, buͤrgerl. Baumeister in York Square, Middlesex; auf Verbesserungen an gewissen Verfahrungs-Weisen und Apparaten zur Zubereitung und Aufbewahrung verschiedener Nahrungsmittel, welche Apparate von verschiedener Groͤße sind, und einzeln angewendet werden koͤnnen. Dd. 12. Jul. 1827. Dem Wilh. Curch, Esq., zu Birmingham; auf Verbesserungen an Spinn-Apparaten. Dd. 13. Jul. 1827. Dem Georg Ant. Sharp, Esq. zu Putney, Surrey; auf eine verbesserte Tafel-Urne. Dd. 18. Jul. 1827. Dem Rob. Moore, zu Unterwood, Sterlingshire; auf Verbesserungen in dem Verfahren bei Bereitung und Abkuͤhlung der Wuͤrze zur Gewinnung von Alkohol. Zum Theile mitgetheilt von einem Fremden. Dd. 18. Julius 1827. Demselben; auf Verfahrungs-Weisen zur reichlicheren Alkohol-Gewinnung. Zum Theile mitgetheilt von einem Fremden. Dd. 18. Jul. 1827. Verzeichniß der jezt vom Januar 1813 an verfallenen Patente.Wir verweisen bei diesen verfallenen Patenten nochmals auf die Note Bd. XXV. S. 257 in diesem polyt. Journale. A. d. R. Joh. White, Prince's Street, Soho; auf eine Kochmaschine ohne Feuer und Holz. Dd. 3. Maͤrz 1813. (Repertory, 39. B. S. 7. S. S.) Jak. Thompson, Calico-Druker zu Primrose Hill bei Clithero; auf eine Methode, Muster auf einem vorlaͤufig tuͤrkisch Roth gefaͤrbten Grunde sowohl auf Leinen- als auf Baumwollen-Geweben zu erzeugen. Dd. 3. Maͤrz 1813. (Repertory, 23. B. S. 183. S. S.) Alexis Delahante, Great-Marlborough-Street; auf eine gruͤne Farbe und deren Anwendung. Mitgetheilt von einem Fremden. Dd. 3. Maͤrz 1813. Repertory, 30. B. S. 271) Rich. Green, Eisenhaͤndler fuͤr Sattelzeug, Lisle Street, Leicester Square; auf einen Steigbuͤgel mit einer Feder im Bogen und am Bodenstuͤke desselben, zur Sicherheit gegen das Haͤngenbleiben im Steigbuͤgel, damit man nicht geschleift wird. Dd. 3. Maͤrz 1813. Sir Thom. Cochrane, gewoͤhnlich Lord Cochrane genannt; auf eine Methode, Staͤdte, Maͤrkte und Doͤrfer besser zu beleuchten. Dd. 5. Maͤrz 1813. (Repertory, 24. B. S. 193. S. S.) Friedr. Hanck, in High Holborn, Verfertiger musikalischer Instrumente; auf Verbesserungen an musikalischen Instrumenten. Dd. 3. Maͤrz 1812. Josua Stopford, Clerk zu Belford; auf eine Mange zum Mangen der Leinwand und anderer Stoffe, die er the complete Family accomodation Mangle nennt. Dd. 3. Maͤrz 1813. W. Mitchell, Wundarzt, ehevor zu Ayr, jezt zu Edinburgh; auf eine wichtige Entdekung beim Seifensieden. Dd. 3. Maͤrz 1813. Benj. Merriman Coombs, Eisenhaͤndler, Fleet-Street; auf einen verbesserten Apparat zum Kochen, wodurch viel Brenn-Material erspart wird. Dd. 9. Maͤrz 1813. Georg Duncan, Seiler zu Liverpool; auf verschiedene Verbesserungen in der Seilerei und in den zu derselben noͤthigen Maschinen. Dd. 13. Maͤrz 1813. (Repertory, 26. B. S. 65, 129. S. S.) Sigism. Renßsch, Uhrmacher in George Street, St. James's Square; auf ein hydrostatisches oder pneumatisches Chronometer. Dd. 13. Maͤrz 1813. Benford Deacon, Gentleman, Croß Street, Islington; auf eine Methode, Luft zum Haus- und Fabrik-Gebrauche zu verwenden, und bessere Herde und Ziegel dabei zu gebrauchen. Dd. 15. Maͤrz 1813. Robinson Kittoe, Gentleman zu Woolwich; auf eine doppelt kegelfoͤrmige sich drehende Achse fuͤr Kutschen. Dd. 13. Maͤrz 1813. Preise, welche die Society of Arts am 4. Julius vertheilte. Fuͤr Akerbau. Hrn. P. Green, Esqu., Crookham, Berks; fuͤr einen Wagen, auf welchem man die Laͤmmer lebendig zu Markt fuhren kann. Die silberne Ceres-Medaille. Hrn. W. Thorold, Great Melton, Norfolk, fuͤr seine Maschine zum Turnipsschneiden. Die silberne Ceres-Medaille. Hrn. W. Withers jun., Esqu., Holt, Norfolk; fuͤr seine Versuche uͤber Wirkung des Duͤngers bei Pflanzung der Forstbaͤume. Die große silberne Medaille. Hrn. W. Long, Esqu., Preshaw House, bei Alton, Hants; fuͤr Bepflanzung von 195 Acres mit Forst-Baͤumen. Die goldene Ceres-Medaille. Hrn. C. C. Western, Esq., Mitgl. d. Parliam., Felix Hall, Kelvedon, Essex; fuͤr seine lange Anglo-Merino-Wolle. Die goldene Ceres-Medaille. Hrn. C. Poppy, jun., Witnesham, bei Ipswich; fuͤr seine Methode, Turnips vor der Fliege zu sichern. Die goldene Ceres-Medaille. Fuͤr Mechanik. Hrn. W. J. Hood, Lieut. an d. k. Flotte; fuͤr seine Eissaͤge. Die große silberne Medaille. Hrn. Jos. Hillmann., Schiffbaumeister an der k. Doke, Deptford; fuͤr sein schiebbares Ruder. Die große silberne Medaille. Hrn. J. Weckes, Schiffbaumeister an der k. Doke, Chatham; fuͤr seine Methode, die sogenannten todten Augen an den Schiffen zu sichern Die große silberne Medaille. Hrn. Jak. Hookey, Midshipman an der k. Flotte; fuͤr sein verbessertes Log. Die große silberne Medaille. Hrn. Bothway, Canonier an der k. Flotte; Devonport; fuͤr seinen verbesserten Kazen-Blok(cat-block?). Die silberne Vulcan-Medaille. Dem J. Hewks, Esqu.; fuͤr sein sich drehendes Licht auf Dampfbothen. Die große silberne Medaille. Dem Hrn. J. B. Kooystra, Lieut. auf d. k. Flotte; fuͤr seine Methode, den Halter an einem Ketten-Seile zu befestigen. Die silberne Vulcan-Medaille. Dem R. Cowen, Esqu., Carlisle; fuͤr seinen Heber, Steinbruͤche troken zu legen. Die goldene Vulcan-Medaille. Dem Hrn. J. P. Paine; fuͤr seine Methode, die Uhren der Kirchthuͤrme zu beleuchten. Die große silberne Medaille. Dem Hrn. G. Smart, Broudstairs; fuͤr seine Dachsparren aus geschlagenem Eisen. Die silberne Vulcan-Medaille. Dem Hrn. W. H. Perkins, Stanstead, Heartshire; fuͤr seine verbesserte Kappe an Malzdarren. Die große silberne Medaille. Dem W. J. Charlton, Esqu., aus dem Kriegs-Buͤreau; fuͤr sein Portefeuille. Die silberne Vulcan-Medaille. Dem W. Caffin, Esqu., Woolwich; fuͤr sein Instrument zum Patronen fuͤllen, und Korn zu messen etc. Die große silberne Medaille. Dem Hrn. Jon. Thurrell; fuͤr seine verbesserte Mange. 5 Pf. Sterl. Dem Hrn. Ad. Reid, zu Woolwich; fuͤr sein Compensations-Pendel. 5 Pf. Sterl. Dem Hrn. W. Burn, Kirby-Street; fuͤr seine Walzenpresse fuͤr Buchbinder. Die silberne Vulcan-Medaille. Dem Hrn. G. Machin, Wolverhampton; fuͤr seinen sich ausbreitenden Schluͤssel bei einem Schlosse. Die silberne Vulcan-Medaille. Dem Hrn. J. Bower, Clerken-Well Green; fuͤr seine verbesserte Pfanne an der Drehedank. Die große silberne Medaille. Dem Hrn. J. Packham, Maidstone; fuͤr sein sich selbst anlegendes Bruchband. Die silberne Vulcan-Medaille. Dem Hrn. G. Gibson, Crescent, Birmingham; fuͤr seine Lettern fuͤr Blinde. Die goldene Vulcan-Medaille. Dem Hrn. Jaime Isern; fuͤr sein Instrument, Blinde Musik sezen zu lehren. Die große silberne Medaille. Dem Hrn. W. Thorold, Melton; fuͤr seinen Rechen zu Capt. Manby's Apparate. Die silberne Vulcan-Medaille. Dem Hrn. J. Callaghan; fuͤr seinen Gesichtsschirm fuͤr Schmelzer 5 Pf. 5 Shill. Fuͤr Chemie. Dem Hrn. G. Field, Syon Hill Park; fuͤr seinen farbenlosen Lak-Firniß. 20 Pf. Dem Hrn. H. Luning, Apothecaries-Hall; fuͤr seinen farbenlosen Lak-Firniß. 20 Pf. Dem Hrn. C. Cameron, zu Glasgow; fuͤr seine Soda-Lauge fuͤr Faͤrber. 5 Pf. 5 Sh. Fuͤr Manufacturen. Den HHrn. J. und A. Muir, Greenock; fuͤr ihre Huͤte nach Livorner Art. 21 Pf. Denselben fuͤr ihre schoͤnen Geflechte. 10 Pf. 10 Sh. Dem Hrn. Jos. Long, Claydon, Suffolk; fuͤr schoͤne Geflechte aus englischem Strohe. 5 Pfe 5 Sh. Dem Hrn. James; fuͤr seine Methode Horn zu oͤffnen. Die silberne Vulcan-Medaille und 5 Pf. 5 Sh. Fuͤr Handel. Dem Hrn. Fr. Collison, Esqu. am Vorgebirge der guten Hoffnung; fuͤr vortrefflichen Cap-Wein. Die große goldene Medaille. (London Journal of Arts. Jul. S. 295.) Ueber die englischen Patent-Geseze sagt der ruͤhmlichst bekannte Hr. Benjamin Rotch im London Journal of Arts, Julius 1827, S. 280: „Es gibt kein Land dießseits und jenseits des atlantischen Meeres, wo die Patent-Geseze so schlecht abgefaßt und so schlecht verwaltet wuͤrden, Holland vielleicht allein ausgenommen, als in England.Offenbar spricht hier National-Haß; denn die hollaͤndische Regierung ist jezt eine der ehrwuͤrdigsten auf dem festen Lande, wenn sie auch gegen uns Deutsche ungerecht ist. Virtus in hoste laudanda. A. d. U. Es ist ein gerechter Vorwurf, den man jezt dem Lande machen kann, dessen Erfindungs-Geist in jedem Winkel der Erde sich die Oberhand auf den Messen zu verschaffen wußte, daß die große Quelle seines National-Wohlstandes keinen Schuz mehr in den Gesezen findet, die jeder neu gebakene Richter durch seine widersinnigen und sich widersprechenden Urtheile gaͤnzlich kraftlos macht. Wir haben Parliaments-Acten daruͤber, wie man seinen Blumen-Topf vor das Fenster stellen muß, und unsere wichtigsten Erfindungen finden keinen Schuz, so theuer man ihn bezahlen muß. Man hat allerdings von Zeit zu Zeit Versuche gewagt, das Parliament auf diese Maͤngel aufmerksam zu machen; allein es fand sich meistens, daß hier nur Privat-Interesse mit im Spiele war, und so mußten diese Versuche mißlingen. Es ist unbegreiflich, wie eine so ausgezeichnete Classe von Maͤnnern, wie die der englischen. Mechaniker, nicht schon laͤngst die Regierung auffordern konnte, ihren Beschwerden endlich abzuhelfen: wenn eine solche Versammlung von Maͤnnern sich an das englische Parliament wenden wuͤrde, wuͤrde lezteres den Vorstellungen desselben nicht widerstehen koͤnnen.“ „Das Schwierigste bei dem Patent-Wesen ist die Bestimmung des Begriffes des Wortes Neu in dem Ausdruke neue Erfindung. Dadurch werden neun Zehntheile der angesuchten Patente bestreitbar, und die Anspruͤche der Richtet uͤber diesen Punct haben das Wort neu um allen Sinn gebracht. Man darf nur einen Menschen suchen, der schwoͤrt, daß er diese oder jene wirklich neue Erfindung schon seit mehreren Jahren kennt (und wie leicht findet man solche Individuen), so wird es dem Erfinder fuͤr immer unmoͤglich, ein Patent zu erhalten. Nach dem gesunden Menschen-Verstande sollte man fuͤr jede Erfindung ein Patent ertheilen, die zur Zeit, wo um das Patent angesucht wird, nicht allgemein benuͤzt wird. Wer beweisen kann, daß er sich dieser Erfindung schon vor dieser Zeit bediente, soll das Recht haben, dieselbe weiter zu benuͤzen, ohne einer Licenz von Seite des Patent-Traͤgers hieruͤber zu beduͤrfen.“ Dieß wuͤrde nur zu neuen Calamitaͤten fuͤhren. Patent ist Monopol, und Monopol ist Verbrechen der beleidigten Menschheit: kein Mensch hat mehr Recht als der andere. A. d. U. „Patente muͤssen bei uns sechs Monate lang in der Kanzlei liegen bleiben, ehe sie ausgefertigt werden, und sind hier allen Intriguen des Kanzlei-Voͤlkchens und jedem zufaͤlligen Verrathe ausgesezt: in Frankreich erhaͤlt der Patent-Werber sein Recht von dem Tage an, wo er sein Gesuch um dasselbe einreicht. Warum kann dieß bei uns nicht auch seyn? Bei uns duͤrfen nicht mehr als 5 Personen an einem Patente Theil haben!“ „Es wird bei diesem Unwesen schleunige und kraͤftige Abhuͤlfe nothwendig: denn der Maͤngel sind zu viele.“ Bericht der Société d'Encouragement uͤber ihre Arbeiten vom 24. Mai 1826 bis 23. Mai 1827. In der am 25. Mai gehaltenen General-Sizung der Gesellschaft wurde Bericht uͤber die Arbeiten der Gesellschaft im verflossenen Jahre erstattet, Rechnung gelegt, und einige neue Fabrikate und Kunstwerke wurden vorgestellt. Unter diesen zeichnete sich eine Aequations-Uhr des Hrn. Wagner aus, die Viertel schlaͤgt, durch das Viertel-Schlagwerk aufgezogen wird, und deren Hauptraͤder aus Kupfer sind. 2) Legte Hr. Chaussonet feine eisernen Knoͤpfe vor, die wie seidene Knoͤpfe aussehen. 3) Zeigte Hr. Coletta seine Tabatieren aus Buchs und Flader mit Schildkroͤte gefuͤttert, von außerordentlicher Leichtigkeit und Schoͤnheit, vorzuͤgelich die mit in das Holz eingelassene Charniere.Diese Dosen werden schon seit einiger Zeit in Nuͤrnberg elegant und billig verfertigt. A. d. R. 4) Waren aus der Porzellan-Fabrik zu Bayeux, Depart. Calvados, eine Menge Kaffeegeschirre, Tassen etc. aufgestellt, welche man unmittelbar an das Feuer stellen kann. Dieses Porzellan ist so hart, daß man Rollen daraus verfertigen kann, die weit fester und dauerhafter sind, als Holz. Es dient auch sehr gut zum Numeriren der Haͤuser, zu Aufschriften auf denselben, zur Bezeichnung der Gassen mit ihren Namen, und sieht sehr elegant aus. 5) Rothe und weiße Ziegel aus der Fabrik des Hrn. Sargeant zu Auteuil. 6) Leinen-Garn und Zwirn, auf der Maschine gesponnen, und Leinwand aus diesem Garne,Wir sind in Bayern in dieser Industrie ziemlich weit vorwaͤrts gekommen, und zur Erzwekung der hoͤchsten Vollkommenheit fehlt es nur noch an etwas Unterstuͤzung. Wuͤrde bei uns die Haͤlfte dessen der Industrie zu Theil, was auf die sogenannte Kunst verwendet wird, dann koͤnnten wir bald in vielen Erzeugnissen mit den Nachbarstaaten, so wie mit dem Auslande ruhmvoll in die Schranken treten. A. d. R. von HHrn. Schlumberger Vater und Sohn, und von Hrn. Breidt, zu Nogent-les-Vierges, bei Creil. 7) Eine Zeichnung des Staͤrkemessers der Ketten- und Hanfseile, worauf Hr. de Montaignac sich am 15. Jaͤnner 1827 ein Patent ertheilen ließ. 8) Die Tapeten der HHrn. Vernet zu Bordeaux.Vergl. die Abhandlung in diesem Journalhefte S. 389. A. d. R. 9) Zwei kleine Destillir-Apparate von Hrn. Ch. Derosne. 10) Eine Maschine zum Hanf- und Flachsschwingen, von Hrn. Roux. 11) Ein geruchloser Nachtstuhl, von Hrn. Cordier zu Chartres. ÷ 13) Wasserdichte Schuhe von Hrn. Thiel. 14) Barometer nach Gay-Lussac's Systeme; Thermometrograph nach Bellani; Heber aus Glas; Aerostate etc. von Bunten. 15) Lampen ohne Docht. Die Zahl der Mitglieder, die im Jahre 1826 sich auf 1136 belief, hat dieß Jahr noch um 130 zugenommen. Unter diesen befinden sich die ausgezeichnetsten Gelehrten und Fabrikanten Frankreichs, und auch mehrere Pairs. Die Gesellschaft ist bereits ein National-Institut geworden, das sich uͤber ganz Frankreich verbreitet. Unter den Arbeiten der Gesellschaft nahm die Dampfmaschine natuͤrlich den ersten Rang ein. Die Gesellschaft hat sich durch die Bemuͤhungen der HHrn. Gaultier de Claubry, Hallette, Colardeau, Baillet, d'Arcet, Molard uͤberzeugt, daß die Platten aus leicht schmelzbarem Metalle, wenn sie auf einem Roste von Gußeisen ruhen, das sicherste Mittel gegen Explosionen der Dampfkessel sind. Dadurch wurden neuerlich zwei Dampfbothe, eines auf der Rhone, das andere auf der Seine, gerettet.Die uͤbrigen Arbeiten, von welchen hier die Rede ist, sind aus den fruͤheren Bulletins bekannt. A. d. Ueb. Die Einnahme der Société bestand in diesem Jahre aus 63,604 Fr. 54 Cent; wovon der Bulletin im Verkaufe 5197, und das Abonnement der Regierung auf denselben 4000 Franken betrug. Die Ausgaben beliefen sich auf 47,985 Franken, 80 Cent., wovon die Drukkosten des Bulletin allein 25,443 Franken, und die Redactionskosten 3,697 Franken betragen. Der Ueberschuß von 15,618 Franken befand sich in den Haͤnden des Hrn. Montamant, als dieser ploͤzlich starb, so daß die Société jezt Proceß mit dessen Erben hieruͤber hat. (Aus ihrem Bulletin Nr. 275. Im Auszuge.) Ueber Symington's und Bell's Anspruͤche auf Erfindung der Dampfbothe, erweiset Hr. P. Miller, Esq., urkundlich im Edinburgh New Philosophical Journal, N. 5, S. 87, (wie er schon fruͤher in derselben Zeitschrift, Julius 1825, polytechn. Journ. Bd. XVII. S. 503) bewiesen hat, daß sein sel. Vater, Miller von Dalswinton, im Fruͤhjahre 1788, Hrn. Symington kommen ließ, um ihm eine Dampf-Maschine auf ein kleines Both zu sezen, das er durch Ruder-Raͤder treiben ließ, und mit welchem er auf dem See zu Dalswinton die ersten Versuche anstellte. Im J. 1789 schikte Hr. Miller, der Vater, den Mechaniker Symington an die Carron-Compagnie, um eine groͤßere Dampfmaschine fuͤr ein groͤßeres Both zu bestellen, das er zu Leith fuͤr einen zweiten groͤßeren Versuch bauen ließ. Mit diesem mit der groͤßeren Dampfmaschine ausgeruͤsteten Bothe wurden nun Versuche im December 1789 auf dem Forth und Clyde-Canal angestellt, die vollkommen gelangen. Das Both war indessen zu leicht fuͤr die See, und die Maschine wurde aus dem Bothe genommen. Zwoͤlf Jahre spaͤter bediente sich der sel. Lord Dundas des Hrn. Symington, um, nach Hrn. Miller's Plan, Schiffe auf dem Forth und Clyde-Canal mittelst eines Dampfbothes statt der Pferde ziehen zu lassen. Im J. 1803 hatte Symington das Dampfboth „Charlotte Dune das“ fertig, und zog mit demselben 2 Fahrzeuge, jedes von 70 Tonnen Last, im Canale mit einer Schnelligkeit von 19 1/2 engl. Meilen in 6 Stunden gegen einen starken Wind. Symington, der die Einrichtung eines Dampfbothes, nirgendwo, als bei Hrn. Miller sah, der ihn als gewoͤhnlichen Arbeiter benuͤzte, ließ sich im J. 1801 auf Dampfbothe ein Patent ertheilen, ohne Miller's zu erwaͤhnen; diese Verraͤtherei veranlaßte Hrn. Miller die Sache gaͤnzlich aufzugeben. Vor Kurzem gab Hr. Bell ein Anlangen bei dem Parlamente um Unterstuͤzung ein, indem er schon im J. 1789 Versuche mit Dampfbothen anstellte, die er 10 Jahre lang fortsezte, wo er dann der Erste in diesem Lande wurde, der die Dampf-Schifffahrt in Ausuͤbung brachte.“ Wirklich war er der Erste, der das Dampfboth „the Comet“ im J. 1811 erbaute, und Waaren und Guͤter damit verfuͤhrte. Die Erfindung des Dampfbothes gehoͤrt aber Hrn. Miller zu Dalswinton. Hr. Bell (der urspruͤnglich ein Maurer, dann ein Baumeister war), gesteht selbst in einem Brief, daß der amerikanische Mahler Fulton, der zum Maschinenzeichnen nach England geschikt wurde, ihm den Auftrag gab, zu Hrn. Miller zu Dalswinton zu gehen, und zu sehen, wie es dort mit dem Dampfbothe steht, wovon er ihm Zeichnung und Beschreibung schiken soll. Dieser Brief ist im Caledonian Mercury vom 28. October 1816 abgedrukt. Er ging zu Hrn. Miller, der ihm, wie er in diesem Schreiben bekennt, alle Aufklaͤrung hieruͤber gab, die er wuͤnschen konnte. Zwei Jahre darauf (im J. 1801), erhielt Bell ein Schreiben des Hrn. Fulton, in welchem ihm derselbe meldete, daß er, nach den von ihm eingesandten Zeichnungen, ein Dampfboth baute, welches wahrscheinlich seinem Zweke entsprechen wird, aber noch einiger Verbesserungen bedarf. Notiz uͤber die Erfindung und Verbreitung des Porzellans. Die neueste Nummer des New London Mechanics' Register, N. 21., theilt S. 485 eine Notiz uͤber Erfindung und Verbreitung des Porzellanes mit, die vielleicht auch fuͤr manche deutsche Techniker, die nicht aus des alten heil. Vaters der Technologie in Deutschland, aus Beckmann's, Schule sind, neu seyn duͤrfte. Die aͤlteste Nachricht, die man in den chinesischen Annalen uͤber Porzellan findet, ist vom J. 442, vor Christus Geburt, zu welcher Zeit einige Toͤpfer in der Provinz Feoulean ein Privilegium auf Verfertigung dieser Toͤpferwaare besaßen. Porzellan heißt im Chinesischen Tse-ki; die europaͤische Benennung Porzellan kommt von dem Portugiesischen Worte porcelena Schale; da die Portugiesen zuerst Porzellan-Schalen aus China nach Europa brachten. Das beste chinesische Porzellan wird gegenwaͤrtig zu King-te-sching verfertigt; die Fabriken, die man zu Pekin und Nankin errichtete, liefern weit schlechtere Waare. Es ist merkwuͤrdig, daß die aͤltesten Stuͤke chinesischen Porzellans eben so gut und eben so gestaltet sind, als die neuesten. Die Kunst hat also seit Jahrtausenden keine Fort schritte gemacht, wie lang mochte es aber hergegangen seyn, ehe sie es bis zu diesem Grade von Vollkommenheit brachte? Nach Grafen Caylus hatten die Aegypter Porzellan, wie derselbe aus zwei Statuen der Isis beweisen will, und Sealiger und Cardanus erklaͤren die vasa myrrhina der Roͤmer, die man bei Pompejus Triumph zuerst sah, fuͤr Porzellan. Wann die Portugiesen das erste Porzellan aus China nach Europa brachten, weiß man nicht mehr. Die Venezianer versahen Europa mit demselben im 16. Jahrhunderte fast ausschließlich. Hr. White erzaͤhlt nun die Geschichte der Erfindung des Porzellanes durch den Goldmacher und Adepten Boͤtticher zu Dresden im J. 1706, die wir aus Beckmann besser wissen. Porzellan war in England unter der Koͤniginn Elisabeth schon ziemlich allgemein verbreitet, und im J. 1631 von der ostindischen Compagnie eingefuͤhrt. Die erste Porzellan-Fabrik in England ward im J. 1751 zu Worcester errichtet, wo man bald die Kunst erfand, Kupferstiche auf demselben abzudruken. Gegenwaͤrtig versieht die Porzellan-Fabrik zu Worcester Ost-Indien mit ihrem Porzellan, und fuͤhrt dasselbe selbst zu Canton, in China ein. Durch unsere Einfuhrs-Verbothe haben wir die chinesischen Porzellan-Fabriken, die vor hundert Jahren England mit Porzellan versahen, beinahe alle schon zu Grunde gerichtet.“ Und wir sind in * * so einfaͤltig, und lassen auslaͤndische Fabrikanten bei uns jene Waaren einfuͤhren, die wir selbst mit Vortheil erzeugen koͤnnten, damit die wenigen Fabriken noch zu Grunde gehen, die wir haben. A. d. U. Beitrag zur Geschichte der Erfindung des Strikens. Vor dem Anfange des 16. Jahrhundertes findet man keine Spur von Strikerei. Nach Einigen soll diese Kunst um diese Zeit in Schottland entstanden und von da nach Frankreich eingewandert seyn, wo im J. 1527 eine Striker-Zunft den Heiligen Fiacre (St. Fiacre), einen schottischen Moͤnch, zu ihrem Schuzpatrone hatte. Im J. 1530 findet sich das Wort Knit striken, zuerst in einer englisch franzoͤsischen Grammatik, die ein franzoͤsischer Sprachmeister fuͤr die Prinzessinn Marie, Heinrichs VIII. Tochter, schrieb. In des Ritters Sir Thomas l'Estrange Tagebuͤchern kommen im J. 1733 „acht Shillings fuͤr 4 paar gestrikte Struͤmpfe“ vor (peyd for 4 peyr of Knytt hose, VIII. s.) Stowe erzaͤhlt, daß im J. 1564 Wilh. Rider, ein Lehrling von Meister Thom-Burdett, zufaͤllig bei einem italiaͤnischen Kraͤmer ein paar zu Mantua gestrikte Struͤmpfe aus Worsted sah, und dann ein aͤhnliches Paar fuͤr den Earl of Pembroke strikte. Diese Wollenstrikerei verbreitete sich schnell in England, und ward schon im J. 1579 die Beschaͤftigung der Maͤdchen zu Norwich. Aus dem Umstande, daß Heinrich VIII. im J. 1530 ein paar gestrikte seidene Struͤmpfe aus Spanien zum Geschenke erhielt, wollen Einige vermuthen, daß das Striken eine spanische Erfindung ist. (White im New Lond. Mechan. Regist. N. 23. S. 51.) Ueber einige Anstalten zum Fein-Machen des Goldes und Silbers in Paris. Das im Handel vorkommende SilberVorzuͤglich das ungarische. A. d. Ueb. haͤlt immer noch eine bedeutende Menge Goldes, die es der Muͤhe werth ist davon abzuscheiden. Das alte Verfahren, das Silber mittelst Salpetersaͤure fein zu machen, ward aufgegeben, seit Hr. Dizé die Schwefelsaͤure hierzu benuͤzen lehrte, bei deren Anwendung aber zu viel Schwefelsaͤure und schwefeligsaures Gas verdampft, woruͤber die Nachbarkeit klagte. Hr. Lebel, Feinmacher im Parke Saint-Fargeau, zu Menil-Montant, war der Erste, der, gequaͤlt von seinen Nachbarn, auf einen Verdichtungs-Apparat dachte, der indessen noch nicht Alles leistete. Man errichtete eine aͤhnliche Feinmachungs-Anstalt mitten in Paris, gegen welche sich aͤhnliche Klagen erhoben, bis Hr. Guichard und Hr. Legendre durch ihre Verdichtungs-Apparate dem Uebel abhalfen. Hr. Gautier errichtete eine aͤhnliche Anstalt, rue de Basfroid, an welcher der Muͤnz-Wardein von Paris, Hr. Serbat, einen kleinen Apparat anbrachte, der seinem Zweke vollkommen entsprach: ein kleiner Strom salpetriger Saͤure, aus dem mittelst Salpetersaͤure gereinigtem Silber, wurde mit der schwefeligen Saͤure in eine Bleikammer geleitet. Diese Anstalt hoͤrte bald auf. Die Verfolgungen, welche die HHrn. Lebel, Guichard, Legendre zu erdulden hatten, machten die Regierung aufmerksam, und sie erlaubte den HHrn. Saint André, Poisat und Comp. die Errichtung einer neuen Anstalt dieser Art zu Paris mehr unter der Bedingung, daß Hr. Caplain, als Chef der Compagnie, sich verpflichtete, seine Anstalt alsogleich aufzugeben, wenn man nicht finden sollte, daß in derselben alle Daͤmpfe vollkommen verdichtet werden. Er konnte sich hierzu verpflichten; denn d'Arcet hatte sein Laboratorium gebaut. Die Fabrik dieser Herren war schon lang im Gange, ehe die Nachbarschaft etwas hiervon geahndet hat. Dieses Laboratorium wurde in den Annales mensuelles beschrieben (welches wir demnaͤchst in dem polytechn. Journ. mittheilen.) Die Société d'Encouragement beschloß Hrn. Caplain mit einer mention honorable zu belohnen, welche sie auch den Papier-Tapeten der HHrn. Vernet zu Bordeaux zuerkannte. Ausbeute an Gold und Silber zu Guanaxuata vom J. 1801 bis 1818. Textabbildung Bd. 25, S. 440 Silber; Gold (Aus dem Report of the United Men-Mining Association. March, 1827 im Philosoph. Mag. Julius 1827, S. 71.) Gediegenes Eisen zu Canaan in Connecticut. Hr. W. Barrall, d. Vater, fand vor ungefaͤhr 3 Jahren auf dem Gipfel eines 7 bis 800 Fuß hohen Berges, am Canaan-Berge, 1 1/2 Meilen vom South-Meetinghouse, gediegenes Eisen in Glimmerschiefer, in welchem es in einer duͤnnen Schichte vorkommt. Die Magnet-Nadel geraͤth an dieser Stelle sehr in Unordnung, und die nahe stehenden Baͤume werden haͤufig vom Blize zerschmettert. Beim ersten Anblike sieht dieses gediegene Eisen aus, wie krystallisirtes Reißblei, von welchem es auch wirklich mit einer sehr duͤnnen Lage uͤberzogen ist. Das Gefuͤge desselben ist krystallinisch. Es springt in pyramidale Stuͤke, und noch haͤufiger in schiefe Tetraeder, und zwischen diesen liegen sehr feine Schuppen von Reißblei. Es laͤßt sich haͤmmern, aber nicht so gut, wie Meteor-Eisen, welchem es auch an Zaͤhigkeit und Biegsamkeit nachsteht. Es ist auch mehr silberweiß. An Haͤrte und Magnetismus kommt es beinahe dem reinen Eisen gleich. Seine specifische Schwere ist zwischen 5,95 und 6,72. Es kommt auch gediegener Stahl dazwischen vor. Ein ekiges Stuͤk von ungefaͤhr 8 Gran war sehr bruͤchig und hart genug, um Glas zu rizen. Man konnte auch mit dem Mikroskope nichts von Reißblei in demselben entdeken. In verduͤnnter Salpetersaͤure aufgeloͤst zeigte sich an der Oberflaͤche eine bedeutende Menge schwarzer Kohlenstoffiger-Masse. Bei unternommener Analyse zeigte dieses Eisen, mit Ausnahme des Reißbleies, das 6 p. C. betrug, sich vollkommen rein. (Aus Silliman's Journal, March. 1827 in dem Philosophical Journal, Juli 1827, S. 71.) Ueber den Bergbau auf Zinn und Kupfer in Cornwallis. Der Bergbau steht in England, nach dem Gestaͤndnisse der Englaͤnder selbst, noch auf einer sehr niedrigen Stufe. Ueber die Zinn- und Kupferbergwerke in Cornwallis enthaͤlt das Quarterly Review, N. 71. Jun. 1827, und aus diesem das New Lond. Mechanics' Register, S. 63, einen halb poetischen, halb technischen Artikel, worauf wir Techniker, die Muse uͤbrig haben, aufmerksam machen wollen. Uebersezen wollen wir diesen Artikel nicht lassen; denn wir sind der Ueberzeugung, daß alles, was halb ist, nicht ganz ist, und daß Poesie in irgend einer rein prosaischen Sache eine wahre Ungluͤksmutter wird, wie wir dieß an einer von einem Poetaster geleiteten Lehranstalt jezt schon auf 300 □ Meilen weit verspuͤren. Glanzkohle als sehr brauchbares Brenn-Material. Wir haben schon oͤfters in unseren Blaͤttern aus Gill's technical Repository, die neueren Versuche angefuͤhrt, diese ehevor so sehr verschrieene Steinkohle (Anthracite Hauͤy: Stone-coal der Englaͤnder und Nord-Americaner; Glance coal Jam.; als Brenn-Material zu benuͤzen. Das Franklin Journal weiset in einem seiner lezten Hefte (Vergl. Gill's technical Repository, S. 50) nach, daß man schon im J. 1770 sich dieser Kohle im Wyoming Thale in Nordamerica ausschließlich bediente, und daß man sich jezt in allen Vereinigten Staaten immer mehr und mehr uͤberzeugt, daß diese Kohle das beste Brenn-Material ist, das man haben kann, und selbst den erdharzen Steinkohlen und dem Holze vorzuziehen ist. – Wir haben diese Kohle auch in Bayern, und zwar in der Naͤhe eines schiffbaren Stromes; man hat aber in Bayern eine solche Sorglosigkeit fuͤr die Foͤrste, die doch den einzigen positiven Handels-Artikel dieses Landes bilden, und einen solchen Abscheu gegen Steinkohlen, daß vielleicht 100 Herde in ganz Bayern (den Rheinkreis ausgenommen), damit besorgt werden. Man wird nicht ehe in Bayern an Steinkohlen denken, bis die Oberschreiber und die Beneficiaten kein Bier mehr haben werden die Maß um 4 kr., und dahin wird es bald kommen. Vielleicht erbarmen sich noch die Bierbrauer uͤber die Steinkohlen, und die Glanzkohle insbesondere, zumahl wenn sie hoͤren, daß die Glanzkohle jezt in Nord-Amerika vorzuͤglich zum Malzdarren sehr gesucht wird, weil sie keinen Rauch gibt. Beitrag zur Geschichte der Schifffahrt. Die erste regelmaͤßig beobachtende Sternwarte in Europa ward in Deutschland, und zwar zu Cassel, im J. 1561, errichtet, und dem beruͤhmten Tycho Brahe, vom Landgrafen Wilhelm I., uͤberlassen. Sechzehn Jahre spaͤter erst, im J. 1577, baute Friedrich II. Koͤnig von Daͤnemark die beruͤhmte Sternwarte, Uranienborg, auf der Insel Hwen im Sunde, und beinahe ein ganzes Jahrhundert spaͤter, erst im J. 1675 erhielt derjenige Staat, der am meisten Entdekungen im Himmel und auf Erden gemacht, seine erste Sternwarte zu Greenwich. (New London Mechanics' Register, N. 23, S. 44.) Ungeheure Wasserraͤder nach verbesserter Bau-Art. Das London Mechanics' Magazine, N. 241. 21sten Jul. l. J. erzaͤhlt S. 12, daß die HHrn. Fairbairn und Lillie zu Manchester gegenwaͤrtig nach Hrn. Hewes Plane vier Wasser-Raͤder verfertigen, welche fuͤr eine Baumwollen-Spinnerei in Schottland bestimmt sind. Achse, Naben, Felgen sind aus Gußeisen, Speichen und Schaufeln oder Eimer aus geschlagenem Eisen. Jedes Rad hat die Kraft von 96 Pferden, hat 50 Fuß im Durchmesser, und wiegt 54 Tonnen (1080 Ztr.). Die Schaufeln haben 12 Fuß Breite. Alle diese Raͤder kommen auf dieselbe Achse, theilen ihr ungeheures Moment der Spinn-Maschine mit, die sie in Bewegung sezen. Es ist offenbar, daß diese Raͤder nicht nach dem alten Grundsaze gebaut seyn koͤnnen, nach welchem die Kraft des Rades durch die Achse desselben fortgepflanzt wird. Die Kraft ist hier an der inneren Peripherie des Rades angebracht.Unsere Leser werden sich erinnern, daß der Uebersezer in diesen Blaͤttern seit Jahren immer darauf drang, die Kraft an der inneren Peripherie des Rades zu benuͤzen, und nicht an der Achse desselben. Man scheint in Deutschland nicht darauf geachtet zu haben. In England faͤngt man jezt an diese Idee, die jedem Fuhrmanne sich aufdraͤngt, wenn er steken bleibt, im Großen zu benuͤzen, und sie kann eine Revolution in der Mechanik erzeugen. A. d. Ueb. Wieder eine Kutsche, die ohne Pferde laͤuft. Ein Weiß-Schmid zu Dartmouth, Hr. Woodmason, hat eine Reisekutsche verfertigt, in welcher vier Personen sizen koͤnnen. Sie wird mit den Haͤnden getrieben, und mit den Fuͤßen geleitet. Die Kraft eines Mannes, oder selbst eines Jungen reicht zu, um sie auf ebenem Wege in Einer Stunde 8 englische Meilen (zwei bayerische Meilen, oder Eine Post) weit zu treiben. Wo es. bergan geht, braucht man hoͤchstens soviel Kraft, als zum Rudern eines kleinen Boches nothwendig ist. Bergab maͤßigt ein Regulator den Lauf so, daß der Wagen selbst an steilen Abhaͤngen augenbliklich still gehalten werden kann. (Mechanics' Magazine, N. 202. 7. Julius 1827. S. 432.) Trab-Wette in England. Hr. Bullock wettete, mit seinem Pferde im Trabe 40 englische Meilen (10 deutsche Postmeilen) in vier Stunden zu reiten. Er ritt auf der 10 englische Meilen langen Straße vor Huntingdon zwei Mahl hin und zwei Mahl her, und gewann die Wette von 200 Guineen, denn er kam noch um 10 Minuten fruͤher. Ein englischer Wettgeher, Hr. Rob. Skepper, ging, zwanzig Tage lang nach einander, taͤglich 56 englische (14 deutsche Postmeilen).Lezteres will nicht viel sagen. Denn, taͤglich 20 bis 22 Stunden Weges, 11 bis 14 Tage lang ununterbrochen, ohne Rasttag, ist der Uebersezer selbst oͤfters gegangen; es kommt nur darauf an, daß man die ersten 2–3 Tage nicht zu sehr sich anstrengt. Am ersten Tage 10–12 Stunden; am zweiten 14–15; dann werden am dritten Tage 18–20 Stunden eine Kleinigkeit, die mit jedem Tage leichter wird. Nur darf man waͤhrend des Marsches nicht foͤrmliche Mahlzeit halten, oder laͤngere Zeit uͤber still sizen bleiben, oder gar sich der Laͤnge nach nieder legen; man muß, wenn man auf seinen zwei Stelzen weiter will, wie die Schwaben sehr richtig sagen: als fort; als druff; dann gehts ohne alle Muͤhe. Wir wollen hier noch die Schnelligkeit eines Rennthieres angeben. Man faͤhrt in Lappland mit demselben uͤber Berg und Thal 150 englische Meilen in 19 Stunden. Im Wettlaufe laͤuft ein Rennthier, nach Pictets genauer Bemessung, 19 englische (4 3/4 deutsche) Meilen in Einer Stunde. (Siehe: Travels in Lappland by Capt. Brooke. London 1826 bei Murray.) (The Edinburgh New Philos. Journal. N. 5. S. 194.) Ueber Vergroͤßerungs-Glaͤser. Der beruͤhmte Professor Amici aus Modena befindet sich gegenwaͤrtig in London. Sein Refractions-Mikroskop wurde als das beste anerkannt, das man bisher gesehen hat; nach dem seinigen kam Tully's achromatisches Mikroskop und dann Cuthbert's Miniatur-Copie von Amici's Mikroskop. (Vergl. Gill's techn. Repos. Julius, S. 16.) Rothes Feuer fuͤr Theater. Das New London Mech. Reg. gibt a. a. O. S. 74 hierzu folgendes Recept. 40 Theile trokenen salpetersauren Strontian; 13 Theile fein gepuͤlverten Schwefel, 5 Theile chlorsaures Kali, und 4 Schwefel-Spieß-Glanz. Die lezteren Bestandtheile sollen einzeln in einem Moͤrser gestoßen, und dann erst der uͤbrigen gepulverten Masse zugesezt werden. Zuweilen soll auch noch Realgar (um die Luft zu vergiften?), und, wenn die Farbe zu dunkel ist, Kohlenpulver zugesezt werden. Ueber Wetter-Abliter. Hr. Fischer behauptet, daß Wetter-Ableiter, wenn sie magnetisch geworden sind, ihre Leitungskraft verlieren, und empfiehlt Kupfer statt Eisen zu Wetter-Ableitern. Dagegen behauptet Hr. Abraham, daß magnetisches Eisen die Electricitaͤt weit besser leitet, als jedes andere. Wer hat Recht? Nach Versuchen scheint die Wahrheit auf der Seite Abrahams. (New Lond. Mech. Reg. a. a. O. S. 73.) Wetterableiter excommunicirt in England von Hrn. Pringle Green. Sollte man glauben, daß es noch irgendwo auf beiden Hemisphaͤren und an beiden Polen der Erde ein verstaͤndiges Wesen gibt, das Franklin's Entdekung nicht dankbar segnen und benuͤzen wuͤrde? Es gibt aber ein solches, und zwar in der Hauptstadt des Landes, in welchem die Physik in den lezten Jahrzehenden so große Fortschritte machte. Hr. Pringle Green zu London, Nr. 1, Adelphi-Street, beweiset uns, daß es nichts Einfaͤltigeres und Gotteslaͤsterischeres geben koͤnne, als Wetterableiter, und zwar im Mechanics' Magazine, N. 241, am 21. Julius des J. 1827 nach Christi Geburt. Wie das Mechanics' Magazine solchen Unsinn aufnehmen kann, waͤre uns unbegreiflich, wenn wir nicht wuͤßten, daß in England der bodenloseste Aberglauben und die tiefste Unwissenheit mit den hellsten Ansichten und dem gruͤndlichsten Wissen so oft gepaart sind. Dieselbe Nummer dieses Journales bringt uns S. 40 folgendes Recept, Rindfleisch und Kalbfleisch lange frisch zu erhalten. „Sobald der Braten kalt geworden ist, schneidet man ihn in Stuͤke, und bestreut ihn mit folgenden Ingredienzien: Lignum sanctum, fein gespanelt, 1 Pfund; Kochsalz, 8 Loth) Braunzuker, 8 Loth; Sal prunellae, 1 Loth; wenn die Stuͤke damit gehoͤrig bestreut sind, wikelt man sie in Blei-Papier, legt sie in eine Kiste, und fuͤllt diese mit frischen Saͤgespaͤnen. Wenn man es zum Gebrauche noͤthig hat, schabt und wischt man es rein, und bratet es so schnell als moͤglich. Auf diese Weise laͤßt es sich 2 Monate lang sehr schoͤn und gut erhalten.“ Jak. Cox. Es waͤre uͤberfluͤßig uͤber dieses Recept aus der englischen Kuͤche (der schlechtesten auf dem Erdballe) einem deutschen Gaumen eine Bemerkung zu machen, denn in Deutschland wuͤrde wahrscheinlich kein Hund einen Braten fressen, der nach Lignum sanctum und Saͤgespaͤnen riecht; aber darauf muͤssen wir aufmerksam machen, daß man fette und gesalzene und gezukerte Braten nicht in Bleipapier einwikeln darf, wenn man sich nicht mit dem dadurch entstehenden Bleikalke vergiften, und wahrscheinlich seinen lezten Bissen daran essen will. Wie Hr. Cox so ein Ochs seyn, und dem Publicum ein solches Recept mittheilen kann, ist fuͤrwahr eben so unbegreiflich, als wie das Mechanics' Magazine eine solche Giftmischerei im Volke verbreiten kann. Parallele zwischen englischer und franzoͤsischer Lebensweise in Bezug auf Getraͤnke. Die Lebensweise in Europa hat seit drei Jahrhunderten sich gaͤnzlich umgestaltet, und Dinge, die man vor dieser Zeit kaum dem Namen nach kannte, sind gegenwaͤrtig beinahe so nothwendig wie Brod geworden, und bilden jezt die wichtigsten Handels-Artikel. Nach officiellen oͤffentlichen Angaben verbrauchte Textabbildung Bd. 25, S. 444 England; Frankreich; Zuker; Thee; Kaffee; Tabak; Wein (Old-Gallons; ungefaͤhr 10 Pfd.); Branntwein im Jahre 1826 auslaͤnd., inlaͤnd.; Bier (Bier-Gallons) Vertheilt man diesen Jahres-Verbrauch nach der Zahl der Einwohner, so ergibt sich jaͤhrlich Textabbildung Bd. 25, S. 444-445 Eine Million Englaͤnder; Eine Million Franzosen; Zuker; Thee; Kaffee; Tabak; Wein (Old-Gallons); Branntwein ditto; Bier (Bier-Gall.) (New London Mechanics' Register, N. 24. S. 72.) Hrn. Champion's luft- und wasserdichte Gewebe. Hr. Champion, der die Ellen- oder Maßstab-Baͤnder verfertigt, wovon wir bereits im polytechnischen Journale Meldung thaten, erhielt fuͤr seine luft- und wasserdichten Gewebe, die leichter sind als alle anderen aͤhnlichen, trokenen, weniger riechend, weniger undurchsichtig, weniger an einander klebend, selbst bei einer Hize von 30 und 35 Graden, und deren man sich nicht bloß als Gesundheits-Taffet, sondern auch als Ueberzuͤge uͤber Saiten-Instrumente und uͤber Waaren, die man vor Staub und Insecten schuͤzen will, mit Vortheil bedienen kann, die Ehren-Medaille. Baͤnder und Schnuͤre, die der Luft und der Witterung ausgesezt sind, wie an Jalousien, werden durch seine Ueberzuͤge gleichfalls viel dauerhafter. Es gelang ihm auch Papier auf diese Weise zuzubereiten, welches als Pakpapier treffliche Dienste leistet.Der Wichstuch-Fabrikant, Hr. Valentin Weber in Haunstetten bei Augsburg verfertigt wasserdichte Gewebe (Percals), die in Hinsicht ihrer Elasticitaͤt, Unklebrigkeit, Leichtigkeit und Bequemlichkeit zu Ueberkleidern fuͤr Reisende u.s.w. nichts zu wuͤnschen uͤbrig lassen. Auch verfertigt derselbe das Wichspapier, das zu kleinen Verpakungen die Wichsleinwand ersezt. A. d. R. Englische Landwirthschaft. Ein Hr. Joh. Harriot kaufte die Insel Rushley zwischen Great Wakering und Foulneß von 216 Akres, die bei jeder Fluth mit Wasser bedekt, und nur waͤhrend der Ebbe troken war, fuͤr 40 Pf. Sterl. (448 fl.) Durch Daͤmmung gewann er 142 Acres der See ab, und diese Daͤmmung kostete ihm 570 Pf., und spaͤter noch 50 Pf. Man prophezeite ihm seinen Untergang bei dieser Unternehmung, und er stellte die Gruͤnde so her, daß er jezt einen Acre nicht um 2 Pf. hergibt, obschon er zwei Jahre warten mußte, bis das Land ganz troken wurde. (Vergl. IV. B. der Transactions of the Society for Encouragement und Gill's techn. Repos. Julius, S. 58.) Nekrologie des Herzoges de la Rochefoucauld-Liancourt, Censeur de la Société d'Encouragement. Der vortreffliche Baron Degérando liefert in dem Bulletin de la Société d'Encouragement, N. 257, S. 178 eine kleine Biographie des unsterblichen Herzoges de la Rochefoucauld-Liancourt, die wir sehr gern in extenso in unseren Blaͤttern uͤbersezt einruͤken wuͤrden, wenn der Raum derselben nicht eben so sehr beschraͤnkt waͤre, als der Ruhm des verklaͤrten Herzoges unermeßlich, und nicht bloß uͤber Europa, sondern uͤber beide Indien, uͤber den Erdball verbreitet ist. Wir halten es fuͤr unsere Pflicht, die Redactoren so vieler Zeitschriften unseres Vaterlandes, denen es oͤfters an gediegenen Materialien zu fehlen scheint, weil sie nur zu oft ihre Blaͤtter mit abgeschmakten Artikeln fuͤllen, auf diese Biographie aufmerksam zu machen, und sie einzuladen, eine gute Uebersezung hiervon zu liefern; denn nicht jeder Staat hat einen Rochefoucauld; nicht jeder hatte, wie Preußen, einen Bernstorf, wie Bayern einen Montgelas, wie Oesterreich einen Saurau; und doch ist dieß das Erste, woran es jedem Staate Noth thut. Das Gute muß von oben kommen. Es ist weit gefaͤhrlicher, wenn der Adel eines Landes in Unwissenheit und Unsittlichkeit versinkt, als wenn das Volk aufgeklaͤrt wird; ein aufgeklaͤrtes Volk kann, durch seine hoͤhere Aufklaͤrung, seine Pflicht, hoͤherer Weisheit zu gehorchen, nur desto deutlicher erkennen; ein unwissender und in Laster versunkener Adel wird aber nicht nur seinem Fuͤrsten und seinem Vaterlande nicht nuͤzen koͤnnen, sondern er wird dem Glanze des einen und dem Wohle des anderen durch seine eigene Nichtswuͤrdigkeit gleich verderblich werden. Und daß er dieses werde, das ist jezt die große Arbeit derjenigen, die die Erziehung und Bildung des Adels, vorzuͤglich in den katholischen Staaten, an sich zu reißen suchen; die das alte, notwendige Band zwischen Thron und Volk zerreißen, den Adel zu ihrer Puppe machen, und sich mit ihren bleiernen Ketten der Unwissenheit und des Aberglaubens zwischen Thron und Volk stellen, und beide zugleich beherrschen wollen. Wie troͤstlich ist es, noch Laͤnder zu wissen, in welchen der Adel sich vor den Fallstriken einer gewissen Kaste zu huͤthen, und mit dem ritterlichen Schwerte seiner Ahnen dieselben zu zerhauen weiß. Wie beruhigend muß es fuͤr die Fuͤrsten seyn, wenn sie selbst in jenem Lande, wo noch vor Kurzem der Adel der Gegenstand des blutigsten Hasses war, den Tod eines Adeligen vom hoͤchsten Range als Nationale Verlust betrauern sehen. Der edle Herzog de la Rochefoucauld „lebte aber auch beinahe ein Jahrhundert lang, nur um Gutes zu thun.“ Er hielt es nicht unter der Wuͤrde seines uralten herzoglichen Hauses, eines der ehrwuͤrdigsten unter dem aͤltesten franzoͤsischen Adel, in Gefaͤngnisse zu Verbrechern und zu Verurtheilten, in Spitaͤler und Versorgungs-Haͤuser zu Ungluͤklichen und Verarmten, in die Werkstaͤtte der Handwerker hinabzusteigen, und uͤberall menschliches Elend zu mildern und zu mindern, uͤberall nuͤzliche Kenntnisse zu verbreiten; er nuͤzte seinem undankbaren Vaterlande auch dann noch, als er dem Blutgerichte desselben entfliehen mußte, und mußte sein Exil zu einer Reihe von Wohlthaten fuͤr diejenigen zu machen, die nach seinem Blute duͤrsteten. Er lehrte die alte, faul gewordene, Welt durch das Beispiel der neueren, daß selbst der Verbrecher noch Menschenwerth hat, und daß es eine Schande fuͤr Europa ist, solche Gefaͤngnisse zu dulden, wie mancher Staat sie noch jezt hat. Zuruͤkgekehrt in den Schoß seines Vaterlandes ward er bald der Armen-Vater von ganz Frankreich, das damahls beinahe mehr Arme, als Einwohner zaͤhlte, und that mehr als einzelnes Individuum, als alle Tausende von barmherzigen Bruͤdern und Schwestern vor ihm nicht gethan haben durch Reihen von Jahrhunderten. Ihm verdankt Frankreich den besseren Unterricht der Jugend, den man fruͤher untergrub, und jezt wieder zu vertilgen sucht. Ihm verdankt Frankreich die Wohlthat der Vaccination, die man so undankbar in diesem leichtfertigen Lande aufnahm. Ihm verdankt Frankreich die Bildung der unteren Classe feiner Einwohner, der Handwerker; ihm die Veredlung derselben; ihm den Aufschwung, den seine Industrie, und man darf auch sagen, seine Moralitaͤt (ehe die Missionare sie wieder zerstoͤrten) genommen hat. „Der Groß-Kammerherr am Hofe Ludwig XV. und XVI.“ sagt Baron Degérando „ist Frankreichs Franklin geworden.“ Lust und Liebe zur Arbeit zu weken galt ihm uͤber Alles; denn er wußte, daß Muͤßiggang aller Laster Anfang ist. „Seine Schloͤsser zu Liancourt hatte er schon im J. 1790 in Fabriken verwandelt, die damahls die ersten waren, und jezt noch unter den besten sind; die Zahl der Einwohner seiner Doͤrfer hat sich verdoppelt, und ihr Wohlstand verzehnfacht. Eben so thaͤtig foͤrderte er den Akerbau auf seinen Guͤtern zu seinem Vortheile sowohl als zu jenem seiner Unterthanen. Er war der Schoͤpfer der Ecoles d'arts et métiers unter Ludwig XVI., des Conservatoire des arts et métiers; Er stiftete die Spar-Cassen und eine Reihe von Anstalten. Unermuͤdet in der Aufsicht der Anstalten, die er gruͤndete oder leitete, taͤglich, entweder in Gefaͤngnissen, oder in Spitaͤlern und Armenhaͤusern, oder in Schulen, oder in Fabriken und Werkstaͤtten fand er noch Zeit genug zu einer Menge nuͤzlicher und sehr schoͤn geschriebener Werke. Noch in seinem 80sten Jahre, 1826, schrieb er die Statistique du Canton Creil, ein Werk von 103 Seiten, von welchem nur 100 Exemplare abgezogen wurden; und er hielt es nicht unter seiner Wuͤrde, gut geschriebene Werke zu uͤbersezen. So uͤbersezte er Morton Eden's Werk uͤber die arbeitende Classe in England, unter dem Titel: Histoire des classestravaillantes en Angleterre, 1797. – Wir wollen hier nur einige Werke dieses Nestors unter den Menschenfreunden anfuͤhren: 1) Plan du travail du comité pour l'extinction du mendicité. 4. 1790. 2) Travail du Comité de Mendicité, 8. 1780. 3) Opinions prononcés àl'Assemblée nationale 1789–91. 4) Des prisons de Philadelphie. 1796. 5) Voyages dans les Etats-Unis d'Amérique en 1795–98. 1800. 6) Notes sur la législation anglaise des chemins, 1801. 7) Recueil de Mémoires sur les établissemens d'humanité, traduis de l'Anglais. 8) Système anglais d'instruction p. Jos. Lancaster. 9) Reflexions sur la translation à Toulouse de l'Ecole roy. des arts et mètiers de Chalons. 1823. 10) Discous, Rapports et Comptes rendus à l'Ecole de Châlons, à la Société de la morale chrétienne, à la caisse d'épargnes depuis 1800–1823. 12) Opinions prononcés à la Chambre des Paris depuis 1814–1826. Er schrieb viele kleine Werke im 32° fuͤr den Volks-Unterricht.“ Frankreich muͤßte noch ein Mahl seinen Ruhm verlieren „(La France, veuve de sa gloire),“ wenn Rochefoucauld's Werke nicht bald in einer vollstaͤndigen Sammlung erschienen.Der Uebersezer kann nicht umhin, hier eine Anekdote wieder zu erzaͤhlen, die ihm im J. 1811 zu Chalons uͤber den alten Herzog erzaͤhlt wurde. Ein Hofmann aus dem neuen Hofe Napoleon's fragte den alten Herzog: „Aber wie koͤnnen Sie soviel arbeiten, soviel schreiben?“ „In unserer Familie ist es Fidei-Eommiß,“ sagte der alte Herzog, „daß kein Rochefoucauld von einem Abbé erzogen werden darf; der Erzieher muß ein verheiratheter Mann seyn, und selbst Kinder haben.“ „Und dann“ sagte der Hofmann. „Und dann wird jeder Rochefoucauld die Kinder gern haben“ fuhr der Herzog fort „fuͤr ihre Erziehung sorgen; die Armen verpflegen; wird nicht L'Hombre spielen; nicht in die Theater laufen oder gar selbst dem Volke eine Komoͤdie auffuͤhren.“ Ein alter Freund des Herzoges erzaͤhlte dieß in der Pappel-Allee vor Chalons im J. 1811. A. d. U. –––––––– Wir koͤnnen nicht umhin, auf Rochefoucauld's Grab noch eine Blume zu streuen, die auch ein Herzog und Pair von Frankreich, auch ein Censeur de la Société d'Encouragement, wie Rochefoucauld gewesen ist, fuͤr dasselbe pfluͤkte: naͤmlich der Herr Herzog von Cadore. Dieser wuͤrdige Pair fand es nicht unter seiner Wuͤrde, in der Versammlung der Gesellschaft vom 24. Mai l. J. derselben Bericht uͤber ihren Cassen-Zustand zu erstatten, und schließt denselben mit folgenden Worten:Wir uͤbersezten hier so treu als moͤglich. Die Worte eines Herzogs von Cadore muß ein Uebersezer in Ehren halten. A. d. U. „Ich kann, meine Herren, diesen Bericht nicht schließen, ohne Sie an das schmerzliche Ereigniß zu erinnern, welches die Gefuͤhle von ganz Frankreich so lebhaft in Anspruch nahm, und die Industrie und die Menschheit erschuͤtterte. So glaͤnzend schoͤn auch die Lobrede ist, die wir so eben auf den Hrn. Herzog de la Rochefoucauld gehoͤrt haben, und so wenig sie uͤber den Gegenstand unserer tiefsten Trauer zu sagen uͤbrig laͤßt, so bleibt es fuͤr mich noch immer eine heilige Pflicht, einige Worte des Schmerzes uͤber einen Verlust, den Niemand tiefer fuͤhlen kann, als ich, bei dieser Gelegenheit auszusprechen. Ich war sein College als Censor bei unserer Gesellschaft; ich war fruͤher sein College in der Assemblée constituante, und zulezt in der Kammer der Pairs. Fuͤr unsere Société d'Encouragement ist dieser Verlust unermeßlich. Das Gute, das er sich vorsezte zu thun, hat er mit ihr zugleich gethan; er that es aber auch ohne sie. Er belebte den Kunststeiß nicht bloß durch seine Unterstuͤzung, sondern auch durch seine Lehren, durch sein Beispiel, das sein hoher Rang in der Gesellschaft so sehr unterstuͤzte. Er war als großer Herr, als Hofmann geboren; seine Liebe fuͤr alles Gute machte ihn zum Gewerbsmann. Der Bezirk, den er bewohnte, ward durch ihn eine neue Schoͤpfung. Sein Einfluß erstrekte sich uͤber die Hauptstadt, und dem Beispiele, das er gegeben hat, danken wir so unendlich viele Verbesserungen in unseren Werkstaͤtten, in unseren Schulen, in unseren Spitaͤlern, in unseren Gefaͤngnissen; soviele Wohlthaten, deren die aͤrmere Classe und die leidende Menschheit so sehr bedarf. Aber wir alle, Reiche und Arme, Staͤdter und Landleute, Maͤnner und Weiber (und vorzuͤglich unsere Kinder, die ihm die Einfuͤhrung der Vaccination zu verdanken haben), wir alle sind ihm gleichen Dank schuldig; und auch die Nachwelt: denn diese wird, seine Wohlthaten inniger fuͤhlend, ihren Dank mit dem unsrigen vereinen. Wenige standen so hoch, wie er; Wenige thaten aber auch so viel Gutes. Er war kein Minister; er that aber so viel Gutes, als man von dem geschiktesten und maͤchtigsten Minister nur immer erwarten konnte. Es war seinem Herzen Beduͤrfniß, Armen-Vater zu seyn; er that es nicht, um nach Volksgunst zu haschen: er hat diese eben so sehr verschmaͤht und zuruͤkgewiesen, als er jede Ehrenstelle verachtet haben wuͤrde, die ihn gehindert haͤtte, nuͤzlich zu seyn. Er nahm nur solche Aemter an, bei welchen Wohlthaten erweisen zu koͤnnen sein einziger Lohn seyn durfte. Er war groß, weil er gut war; er war aber gut aus Verstand und ohne Schwaͤche; er war gut aus Grundsaz und aus seinem Gemuͤthe. Sein Genie war Gutes thun; und diese Art von Genie hat auch ihre Begeisterung, und wahrlich nicht die schlechteste. Sein Name gehoͤrt unter diejenigen, die aus diesem Jahrhunderte in die Nachwelt uͤbergehen, die dieser fortan angehoͤren werden. Oder sollten die Menschen diejenigen vergessen koͤnnen, die ihre Wohlthaͤter waren?Allerdings. Wir kennen die Namen der Erfinder der wichtigsten Befriedigungen unserer physischen und moralischen Beduͤrfnisse nicht. A. d. U. Moͤchten alle, die Staaten regieren, eben solche Segnungen in ihre Gruft mitnehmen, und eben so segenvolles Andenken zuruͤklassen! Es ist ein Trost, nach einem solchen Verluste unter den Praͤsidenten unserer Gesellschaft einen Verwandten des Unsterblichen unter uns zu sehen, der seinen Namen fuͤhrt; einen Namen, der seit Jahrhunderten Talent und Tugend in sich vereinigte; der des Ruhmes genoß, wohlthaͤtig und geistvoll zugleich zu seyn, und der, man mochte ihn hinstellen wo man wollte, und entweder seinem Verdienste oder dem eigenen Gewissen Gerechtigkeit wiederfahren lassen, immer das Gute wollte, dasselbe zu thun wußte, und die Gelegenheit es zu thun nie unbenuͤzt voruͤber gehen ließ. Ich beweine die unermeßliche Leere, die der Verlust des sel. Herzoges in unserer Gesellschaft zuruͤklaͤßt mit Ihnen. Mir ist sie aber zu schmerzlich, da ich allein jezt ausfuͤllen soll, was er vorher mit mir zu theilen gewohnt war. Ich fand schon fruͤher nicht mehr Staͤrke genug in mir, an seiner Seite stehen zu bleiben, und bath den Praͤsidenten um meine Entlassung: wie koͤnnte ich jezt noch, da ich meine Stuͤze verloren habe, mit Nuzen fuͤr Sie unter Ihnen verweilen.“