Titel: Ueber Bereitung und Gebrauch des Mastix-Firnisses, vorzüglich für Oehlgemählde. Von Josua Shaw.
Fundstelle: Band 27, Jahrgang 1828, Nr. LI., S. 187
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LI. Ueber Bereitung und Gebrauch des Mastix-Firnisses, vorzuͤglich fuͤr Oehlgemaͤhlde. Von Josua Shaw. Aus dem Franklin-Journal, in Gill's technical Repository. Novbr. 1827. S. 304. Shaw, uͤber Bereitung und Gebrauch des Mastix-Firnisses, vorzuͤglich fuͤr Oehlgemaͤlde. Sammler und Liebhaber von Gemaͤhlden wuͤnschen oͤfters einen Firniß, um ihre Gemaͤhlde zu restauriren oder zu erhalten. Ich theile hier folgende Bemerkungen uͤber Bereitung eines solchen guten Firnisses, und uͤber die beste Art, denselben aufzutragen, mit. Erfahrung hat gezeigt, daß Mastix-Firniß zu diesem Zweke am besten dient, vorzuͤglich in den Haͤnden solcher Individuen, die in dem Auftragen des Firnisses nicht sehr gewandt sind, und vielleicht auch, mit einigen Ausnahmen, selbst noch in den Haͤnden eines Adepten. Dieser Firniß wird gewoͤhnlich auf folgende Weise bereitet. Man loͤst den Mastix in Terpenthingeist in einem Sandbade in einem gut glasirten Gefaͤße auf, oder auch in einem kupfernen Gefaͤße; schuͤttelt oder ruͤhrt ihn gelegentlich auf, bis er ganz aufgeloͤst ist, was gewoͤhnlich noch ehe geschieht, als die Temperatur die Siedehize erreicht hat, seiht die Aufloͤsung hierauf durch ein Stuͤk Baumwollentuch durch, (was besser ist, als durch Leinwand, weil dadurch weniger Fasern in den Firniß kommen, die bei dem Auftragen viele Ungelegenheit verursachen), und bewahrt die Aufloͤsung in einer gut zugestoͤpselten Flasche auf, die man zwei oder drei Wochen lang in die Sonne stellt, wo sich dann eine Menge schleimiger Materie zu Boden sezt, und die Aufloͤsung vollkommen wasserhell wird. Man gießt sie hierauf in eine andere Flasche uͤber, und bewahrt sie zum Gebrauche auf. Auf diese Weise wird der in den Kramlaͤden kaͤufliche Mastix-Firniß bereitet. Um aber einen Firniß zu erhalten, auf welchen man sich verlassen kann, muß man sich folgender Methode zur Verfertigung desselben bedienen. Aller Mastix muß auf einem Farben-Reibsteine mittelst eines Laͤufers gerieben werden; auf diese Weise wird man alsogleich die weichen oder oͤhligen Thraͤnen entdeken, welche weggeworfen werden muͤssenDie großen Vorzuͤge des farbenlosen Lak-Firnisses des Hrn. Field bestehen hauptsaͤchlich darin, daß er durchaus nicht klebrig ist; denn, nach seiner Verfahrungsweise, wird das Wachs, welches natuͤrlich in dem Lake vorkommt, zugleich mit dem Faͤrbestoffe desselben weggeschafft. A. d. R., indem, wenn diese in der Masse auch mit aufgeloͤst werden, sie den Firniß hindern zu einer fetten harten Masse zu werden, indem sie an ihrer Oberflaͤche schmierig und klebrig sind. Der zweite wichtige Punct ist, sich, wenn moͤglich, einen Terpenthin zu verschaffen, der zwei Mahl destillirt wurde: wenn man keinen solchen in den Kramlaͤden bekommen kann, muß man wenigstens die beste Sorte von Terpenthingeist sich zu verschaffen suchen: wenn er nicht vollkommen klar und farbenlos ist, erhaͤlt man durchaus keinen guten Firniß. Er darf auch nicht, wie in Kramlaͤden gewoͤhnlich geschieht, durch Oehlmaße zugemessen, sondern muß unmittelbar aus dem Gefaͤße kommen, das dabei nicht stark geruͤttelt werden darf. Wenn man an der Reinheit desselben nur den mindesten Zweifel hat, gibt man zwei Eßloͤffel voll davon auf eine gewoͤhnliche weiße Tasse, und laͤßt ihn in der Sonne verduͤnsten, was in zwei oder drei Stunden geschehen ist; wenn ein fettiger Ruͤkstand oder eine weiche klebrige Masse zuruͤkbleibt, darf man sich desselben nicht bedienen. Nur derjenige ist gut, der gaͤnzlich verschwindet.Unsere deutschen Kuͤnstler koͤnnen sich das Terpenthinoͤhl zu diesem Behufe in den Apotheken rectificiren lassen. A. d. R. Auf diese Weise, mit gutem Terpenthingeist und mit ausgesuchtem und abgeriebenen Mastix bereitet, wird der Firniß gut werden, wenn man diese beiden Bestandtheile desselben in eine reine Flasche gibt, das Harz ohne alle Waͤrme, und bloß dadurch, daß man es eine halbe Stunde lang in der Hand schuͤttelt, aufloͤst, die Aufloͤsung auf obige Weise durchseiht, und, wie oben angegeben wurde, weiter behandelt. Die Franzosen bereiten zuweilen ihren Gummi mit Weingeist (reinem Alkohol); dieser erstarrt (friert) aber oft auf dem Gemaͤhlde, und erzeugt mit der Zeit weiße Schuppen, die dem Glanze des Gemaͤhldes Eintrag thun. Wenn er auf die angegebene Weise behandelt wurde, nimmt man 6 Unzen gestoßenen Gummi auf 14 Unzen reinen Terpenthingeist, und sezt, wenn diese Mischung zu dik ausfallen sollte, noch mehr Terpenthin zu. Er wird auf das Gemaͤhlde mittelst eines weichen flachen sogenannten Kamehlhaar-Pinsels aufgetragen, (der aber eigentlich aus den Haaren der Eichhorn-Schwaͤnze verfertigt wird), und zwar so schnell als moͤglich, damit der Firniß, wie die Kuͤnstler sagen, immer lebendig bleibt, und dem Pinsel nachfließt. Man darf nicht vergessen, daß kein Firniß auf irgend ein Gemaͤhlde aufgetragen werden darf, ohne daß dasselbe zuerst gepuzt wurde; auf ein neues Gemaͤhlde darf der Firniß nicht ehe aufgetragen werden, als bis dasselbe vollkommen hart geworden ist, wozu fuͤnf bis sechs Monate gehoͤren. Vor dem Auftragen desselben muß alles Fett von der Oberflaͤche weggeschafft werden, was mittelst einer Lage von Kreide (whiting), nicht Kalk, geschieht, die man mit Wasser mengt, und so auftraͤgt, daß sie das Gemaͤhlde gaͤnzlich bedekt und verstekt. Diese Lage laͤßt man troken werden, und eine oder zwei Stunden lang auf dem Gemaͤhlde liegen, worauf man sie mit Schwamm und reinem Regenwasser von demselben wegwaͤscht. Nun erst kann der Firniß in einer Stube, wo alles still ist, kein Staub und keine Floke sich regt, aufgetragen werden. Nicht selten geschieht es, daß ein Gemaͤhlde, nachdem der Firniß aufgetragen ist, zu stark glaͤnzt und spiegelt, was sowohl unangenehm fuͤr das Auge, als nachtheilig fuͤr den Effect des Gemaͤhldes ist. Um diesem Nachtheile abzuhelfen, darf man nur, nachdem der Firniß vollkommen troken geworden ist, in 10 oder 14 Tagen naͤmlich, das Gemaͤhlde mit einem in reines Regenwasser getauchten Schwamme ein Paar Minuten lang uͤberfahren, und, nachdem man den Schwamm ausgedruͤkt, und das Gemaͤhlde mit demselben so troken gemacht hat, als dieser es erlaubt, sehr schnell mit einem reinen seidenen Saktuche uͤber dasselbe hinfahren, bis es vollkommen troken geworden ist, wo dann das ganze Gemaͤhlde eine gewisse helle Durchscheinenheit erhalten wird. Wenn man gelegentlich auf das Gemaͤhlde haucht, um es anlaufen zu machen, so wird diese Arbeit, waͤhrend man mit dem Saktuche daruͤber faͤhrt, erleichtert.