Titel: Ueber die verschiedene Güte des Schießpulvers.
Fundstelle: Band 27, Jahrgang 1828, Nr. LXXIV., S. 278
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LXXIV. Ueber die verschiedene Guͤte des Schießpulvers. Aus dem „American Shooter's Manual,“ besonders abgedrukt im Franklin Journal, und aus diesem in Gill's technical Repository. December. 1827. S. 353. Ueber die verschiedene Guͤte des Schießpulvers. Gutes Schießpulver muß sich schnell entzuͤnden, stark und frei von aller Unreinigkeit seyn, und darf keine Feuchtigkeit aus der atmosphaͤrischen Luft anziehen. Die gewoͤhnliche Weise, Schießpulver auf seine Reinheit zu pruͤfen, besteht darin, daß man dasselbe auf reinem weißen Papiere verbrennt. Man macht, in dieser Hinsicht, zwei oder drei kleine Haͤufchen aus demselben nahe an einander, und zuͤndet eines dieser Haͤufchen an. Wenn der Rauch senkrecht in die Hoͤhe steigt, und kein Schmuz auf dem Papiere zuruͤkbleibt, und die uͤbrigen Haͤufchen sich nicht entzuͤnden, so haͤlt man dieß fuͤr ein Zeichen, daß die Bestandtheile dieses Pulvers von gehoͤriger Guͤte sind, und gehoͤrig gemischt wurden. Wenn sich aber auch die anderen Haͤufchen entzuͤnden, das Papier verbrennt oder Schmuz auf demselben zuruͤkbleibt, so laͤßt sich vermuthen, daß der Salpeter unrein war, daß die Kohle nicht gehoͤrig gepuͤlvert wurde, oder daß diese Pulvermaterialien nicht gehoͤrig gemengt wurden. Es ist merkwuͤrdig, daß dasselbe Pulver bei derselben Art von Probe zu verschiedenen Zeiten des Tages verschiedene Resultate gibt; wir wissen nicht, woher dieß kommt, und gestehen aufrichtig, daß wir mit der Natur und mit den Eigenschaften dieses Koͤrpers noch nicht im Reinen sind, obschon wir uns desselben bereits vier Jahrhunderte lang taͤglich bedienen. Man hat verschiedene Methoden zur Pruͤfung der Staͤrke des Schießpulvers angegeben: keine derselben, wenn man vielleicht Hrn. Dupont's Probier-Buͤchschen (Eprouvette) ausnimmt, gewaͤhrt aber vollkommene Gewißheit bei den feineren Pulver-Arten. Der Moͤrser ist hoͤchst unzulaͤßig, und die Feder-Probierbuͤchse ist schlechter als gar nichts, und sollte endlich einmahl aufgegeben werden. Es gibt gewiß kein Volk in der Welt, dessen Fabriken so sehr den Ruf verdienten, in welchem sie stehen, als das der Britten; unter allen englischen Waaren verdient aber das englische Schießpulver gewiß den Vorrang. Man lobt das franzoͤsische Schießpulver sehr; nach den mit dem sogenannten Koͤnigs-Pulver (poudre royale) angestellten Versuchen zeigte es sich aber, daß dieses, ausschließlich fuͤr den Koͤnig von Frankreich und seinen Hofstaat bereitete Pulver, welches doch ohne Zweifel das beste in Frankreich seyn wird, keinen Vergleich mit dem englischen Pulver der HHrn. Pigou, Andrews und Wilkes zu Dartford in Kent aushaͤlt, welches unstreitig das beste Pulver ist, das jemahls in unsere Staaten eingefuͤhrt wurde. Dupont's Eprouvette ist nicht mehr und nicht weniger als eine kleine Buͤchse oder Kammer, die ungefaͤhr gerade so viel Pulver faßt, als zur Ladung einer Vogelflinte mit einer Patent-Kammer nothwendig ist. Sie wird senkrecht gestellt, so daß die Wirkung des Pulvers nach aufwaͤrts geht. Nachdem sie geladen ist, wird ein Gewicht von vier Pfunden an einem Hebel angebracht, und die Kammer mit dem Gewichte bedekt. An dem beweglichen Ende des Hebels ist ein in Grade getheiltes Band angebracht, so daß, wenn das Pulver verpufft, das Gewicht in die Hoͤhe geworfen wird. Dieses Gewicht reißt das Band, welches durch ein kleines Loch laͤuft, mit sich fort. Das Gewicht faͤllt nothwendig auf seine alte Stelle nieder; das Band wird aber an dem Puncte, bis zu welchem die Gewalt des Pulvers das Gewicht in die Hoͤhe geworfen hat, mittelst eines Schiebers festgehalten. Nachdem man die Starke des Pulvers probirt hat, pruͤft man dasselbe auch auf die Schnelligkeit, mit welcher es sich entzuͤndet, nach einer gleichfalls von Hrn. Dupont erfundenen Methode. Diese Methode ist einfach, und gibt hinreichende Gewißheit. Sie besteht darin, daß man auf einem Brette zwoͤlf Fuß lange Streifen der verschiedenen zu probirenden Pulver-Arten anzuͤndet. Da diese Streifen parallel neben einander hin gesaͤet sind, und das Brett, auf welchem sie aufgestreut wurden, in Grade getheilt ist, so laͤßt die Schnelligkeit, mit welcher jede Art von Pulver sich entzuͤndet, sich sehr leicht und vollkommen bestimmen. Bemerkungen uͤber die wesentlichen Eigenschaften eines guten Schießpulvers, und uͤber die Methoden, die Staͤrke desselben zu pruͤfen. Von Josua Shaw, Esqu. (Ebendaselbst.) Der lezte (obige) Aufsaz in Ihrem Journale hat meine Aufmerksamkeit in Anspruch genommen, in so fern er einen Gegenstand betrifft, in welchem ich durch mehr als dreißigjaͤhrige Erfahrung auf der Jagd, und durch viele eigene angestellte Versuche, wobei ich die Versuche und Meinungen anderer nicht uͤbersah, mir einige Kenntnisse erworben zu haben glaube. Obschon ich in einigen Puncten nicht der Meinung der Verfasser des Manual bin, so kommen wir doch alle darin uͤberein, daß gutes Schießpulver sich schnell entzuͤnden, stark und frei von allen Unreinigkeiten seyn muß, und keine Feuchtigkeit aus der Luft anziehen darf. In dem obenerwaͤhnten Werke heißt es: „Man hat verschiedene Methoden zur Pruͤfung der Staͤrke des Schießpulvers angegeben: keine derselben, wenn man vielleicht Hrn. Dupont's Probir-Buͤchschen (Eprouvette) ausnimmt, gewaͤhrt aber vollkommene Gewißheit.“ Nach meiner Meinung ist aber dieses Probir-Buͤchschen eben so mangelhaft, als die uͤbrigen, und schlechter, als gar nichts. Der große Fehler dieses Buͤchschens ist, daß schwaches Pulver, das sich schnell entzuͤndet, mittelst desselben einerlei Resultat mit dem staͤrksten Pulver gibt, das sich langsam entzuͤndet. Die wahre Staͤrke des Pulvers haͤngt von der Menge des Gases ab, welches sich bei der Explosion entwikelt. Groͤberes Pulver entwikelt gewoͤhnlich mehr Gas als feines. Jeder erfahrene Jaͤger weiß, daß er mit grobem Pulver Voͤgel in einer weiteren Entfernung schießen kann, als mit dem feinsten und besten (best canister), wenn er auch, dem Maße nach, gleichviel von beiden nimmt, wo dann das feinere, dem Gewichte nach, noch mehr betragen wird, als das groͤbere. Das feinere Pulver wird bei dem Abfeuern zwar einen staͤrkeren Stoß an der Schulter fuͤhlen lassen, als das groͤbere, bei welchem man oͤfters kaum einen Stoß fuͤhlt. Die Ursache hiervon ist diese, daß das groͤbere Pulver sich verhaͤltnißmaͤßig weit langsamer entzuͤndet, und, da es viel Gas hierbei entwikelt, die elastische Kraft zunimmt, bis der Schuß die Muͤndung des Laufes verlaͤßt, waͤhrend das feinere Pulver, das sich gewoͤhnlich schneller entzuͤndet, in jedem Koͤrnchen beinahe zugleich Feuer faͤngt, seine Kraft ploͤzlich aͤußert, und diese, wie ein Schlag von einem Hammer, fuͤhlbar wird. Diese Kraft haͤlt aber nicht an, sondern laͤßt bereits nach, ehe der Schuß noch aus dem Laufe ist, der dann in Folge der Reibung langsamer ausfaͤhrt, und immer mir abnehmender Geschwindigkeit fortfaͤhrt. Bei einiger Aufmerksamkeit wird man sich uͤberzeugen, daß dasjenige Pulver, welches sich am schnellsten entzuͤndet, aber nicht immer das staͤrkste dasjenige seyn wird, welches in obigem Probir-Buͤchschen, oder in anderen fuͤr das beste gelten wird. Allerdings kann ein Pulver, das sich am schnellsten entzuͤndet, auch das staͤrkste seyn; obige Probe-Art ist aber truͤglich, und kann in Irrthum fuͤhren. Wenn ferner auch diese Art von Probe wirklich gut waͤre, so koͤnnten nur Wenige sich derselben bedienen, indem nur Wenigen ein gutes Instrument hierzu zu Gebothe steht. Ich will daher eine Pruͤfungs-Methode beschreiben, deren ich mich bediente, und deren jeder sich bedienen kann; ich muß aber vorher noch einige Worte uͤber die Eigenschaften des Schießpulvers selbst vorausschiken. Die sogenannten Schlag-Flinten (Percussion-Guns, Detonations-Flinten mit der Knall-Composition) haben in der Jagd eine ganze Revolution hervorgebracht, indem sie jener Art von Pulver zu Ehren halfen, die man ehevor verwarf. Man will jezt Staͤrke, nicht schnelle Entzuͤndung. Staͤrke ist der Hauptpunct geworden, indem das, Knallpulver, dessen man sich als Zuͤndkraut bedient, das Feuer mit der Schnelligkeit des Blizes durch die ganze Ladung verbreitet, und jedes Korn des Pulvers in demselben Augenblike entzuͤndet. Auf diese Weise wird nun das Pulver, welches bei den alten Flinten faules Pulver (slow pouder) hieß, wenn es auf obige Art angezuͤndet wird, um vieles schneller, als das am schnellsten sich entzuͤndende Pulver ehevor nicht gewesen ist. Ein Pulver, das schon an und fuͤr sich, sich schnell entzuͤndet, muß auf die neue Weise durch das Knallpulver sich noch schneller entzuͤnden, und folglich den Lauf in Gefahr des Springens bringen. Die englischen Gewehr-Fabriken wissen dieß wohl; sie haben bei einer Menge neuer Flinten, die neulich bei uns (zu Philadelphia) eingefuͤhrt wurden, die Pulver Kammer diker gemacht, und, damit der Lauf nicht zu schwer wird, an anderen Stellen, wo das Metall ohne Gefahr erspart werden konnte, denselben verduͤnnt. Die Wirkung einer zu schnellen Explosion laͤßt sich durch die Wirkung der Knallpulver erklaͤren, deren es mehrere Arten gibt. Die kleinste Ladung von Knallpulver sprengt die staͤrkste Vogelflinte, und wirft die Kugel nicht zehn Schritte weit. Obschon Staͤrke im Pulver eine Hauptsache ist, so ist es doch offenbar, daß die Verwechselung der Staͤrke und der schnellen Entzuͤndbarkeit hoͤchst gefaͤhrlich werden muß. Unreines, schmuziges Schießpulver ist der Abscheu aller Jaͤger, und diesem Fehler laͤßt sich nicht abhelfen. Wenn das Pulver zu schwaͤch ist, kann man mehr davon zur Ladung nehmen, und diesem Uebel ist auf diese Weise leicht abgeholfen. Ich habe mich haͤufig des Pulvers von Dupont de Namur und Co's Brandywine, so wie Pigou's und Comp. Pulvers bedient, und meine Freunde daruͤber gesprochen; alle kamen darin uͤberein, daß das Brandywine Pulver das staͤrkste ist, und am schnellsten Feuer faͤngt; alle kamen aber auch darin uͤberein, daß das Brandywine Schießpulver die Flinte mehr verunreinigt, als das von Pigou, und das Wasser, mit welchem man das Gewehr auswaͤscht, schwarz, wie Tinte, faͤrbt, waͤhrend lezteres dieses Wasser bloß grau macht, und demselben seine Durchscheinenheit nicht benimmt. Wenn man englisches Kanonen-Pulver probirt haͤtte, so wuͤrde man wahrscheinlich gefunden haben, daß unser Pulver dem englischen nicht gleich kommt. Dieß war der Fall mit dem Pulver auf dem Schiffe Lady Johnson, das man auf seiner Fahrt nach Canada waͤhrend des lezten Krieges kaperte. Jeder, der Gelegenheit hatte, dieses Pulver zu probiren, wird dieß bezeugen koͤnnen. Dieser wichtige Gegenstand verdient die Aufmerksamkeit der Regierung eben so sehr, als unsere Pulvermuͤller. Meine Methode, das Pulver zu probiren, ist folgende. Wenn sie auch nicht rein wissenschaftlich ist, so gibt sie doch sichere und gleichfoͤrmige Resultate. Ich befestige ein Brett senkrecht, in dessen Mitte sich ein Loch von 6 bis 8 Zoll im Durchmesser befindet, und uͤber diesem Loche nagle ich ein Buch Papier mit seinen beiden oberen Eken aus Schreibpapier, aus der Mitte eines Risses, ist das beste hierzu, da die Blaͤtter dicht auf einander liegen. Dieses Buch Papier ist meine Zielscheibe, und auf dieses feuerte ich in einer Entfernung von 30 bis 35 Yards (90 bis 105 Fuß). Das Pulver wird genau gemessen, und das Blei gewogen, und ehe ich auf diese Scheibe feuere, schlage ich 6 oder 8 Blaͤtter von diesem Papiere um, und bringe ein Brett daruͤber an, um sie gegen die Schrote zu schuͤzen. Ich schieße dann Schrote, z.B., von Nr. 6. ab, und, wenn das Pulver stark ist, werden mehrere Schrote durch das Papier durch und durch gehen. Wenn mehr, als die Haͤlfte derselben, durchfaͤhrt, lege ich einige Blaͤtter Papier wieder darauf, und fahre so lange fort, bis das Papier wieder von der Haͤlfte der Schrote durchgeschlagen wird. Nun vergleiche ich anderes Pulver mit dem vorigen. Das eine wird vielleicht alle Schrote durch das Papier durchjagen, waͤhrend das andere nicht einen einzigen durchtreibt. Durch Vermehrung oder Verminderung der Zahl der Bogen wird man Unterschiede von 20 p. C. finden, und dieß zuweilen zu Gunsten eines Pulvers, das sich auf dem Probir-Buͤchschen als das schwaͤchste Pulver zeigte. Erfahrung zeigte, daß diese Probe, die auch mit der practischen Anwendung des Pulvers am meisten Aehnlichkeit hat, die beste ist. Die Probe mit dem Anzuͤnden des Pulvers auf weißem Papiere ist aͤußerst truͤglich. Einige Pulverarten beschmuzen das Papier gar nicht, und verschleimen doch, wie man zu sagen pflegt, die Flinte; und manches Pulver entzuͤndet sich in losen Haufen sehr schnell, waͤhrend es, mit dem Ladstoke eingestoßen, sehr langsam anbrennt. Ich habe gezeigt, daß schnelle Entzuͤndung heute zu Tage nicht mehr eine so wuͤnschenswerthe Eigenschaft am Schießpulver ist, als ehevor, und daß Reinheit und Staͤrke die Haupterfordernisse an demselben sind. Wenn Sie wuͤnschen, daß ich Ihnen meine Methode mittheile, durch welche ich die Schnelligkeit der Entzuͤndung des Pulvers mit solcher Genauigkeit bestimmen kann, daß, bei mehreren wiederholten Versuchen, die Resultate nur in Bruchtheilen von einander abweichen, so werde ich dieß mit Vergnuͤgen thun. Es handelt sich bei mir nur um Wahrheit, nicht um Eitelkeit; ich gebe nur die Resultate meiner Erfahrungen.