Titel: Neue und verbesserte Art, Wege, Straßen und Pläze zu pflastern, worauf Joh. Jak. Alexand. Macarthy sich am 10. Novbr. 1825 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 27, Jahrgang 1828, Nr. CXVI., S. 439
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CXVI. Neue und verbesserte Art, Wege, Straßen und Plaͤze zu pflastern, worauf Joh. Jak. Alexand. Macarthy sich am 10. Novbr. 1825 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal Arts, Novbr. S. 144. Nebst Zusaͤzen aus dem Recueil industriel, Novbr. S. 148 mit Abbildungen aus lezterem auf Tab. IX. Macarthy's neue und verbesserte Art, Wege, Straßen etc. zu pflastern. Da die gewoͤhnliche Pflasterungs-Methode, nach welcher die Steine keilfoͤrmig und mit dem schmaͤleren Ende unten gelegt werden, dem Patent-Traͤger als eine große Ungereimtheit erscheint, so hat er den Steinen eine andere Form gegeben, nach welcher sie oben und unten zwei vollkommen ebene und parallele Flaͤchen bilden, auf weiche beide die vordere und hintere Flaͤche des Steines unter einem rechten Winkel steht, die beiden Seitenflaͤchen aber in einen Winkel ausgeschnitten sind, dessen Scheitel an der einen Seitenflaͤche hervorragt, an der anderen in den Stein hineintritt, wie die Figur A zeigt: Die in dieser Form genau unter demselben Winkel zugehauenen Steine werden auf ein festes ebenes Lager so gelegt, daß sie genau in einander schließen, und bilden auf diese Weise ein ebeneres und festeres, dauerhafteres Pflaster, als man bisher noch auf keine Weise erhielt. Dieß ist die Hauptsache in diesem Patente; das Uebrige ist nur Nebensache, naͤmlich bloße Erklaͤrung, wie die Steine reihenweise uͤber die Straße zu legen und zu beiden Seiten feste Lager anzubringen sind, gegen welche sich die Steine so stuͤzen koͤnnen, daß sie nicht nach den Seiten hin nachgeben und ausweichen koͤnnen, wenn Wagen mit schweren Lasten uͤber dieselben rollen. Wenn Straßen, welche auf diese Weise gepflastert wurden, gelegentlich ausgebessert werden sollen, wird ein Schraubenknecht mit einer Klaue am Ende zwischen zwei und zwei Steine so eingebracht, daß die Klaue unten den Stein faßt, wo dann, mittelst eines Hebels, die Schraube gedreht und der Stein in die Hoͤhe gezogen wird. Wenn einmahl der erste Stein gehoben ist, so sind alle uͤbrigen Steine in der Reihe geloͤset und koͤnnen mit Leichtigkeit ausgehoben werden. Soweit das London Journal. Das Recueil industriel gibt dieselbe Form der Steine an, liefert noch die hier Fig. A gegebenen Zeichnungen dazu, nennt aber den Patent-Traͤger Monsieur Mac-Namara. Es fragt sich nun, da Hr. Mac-Namara auch uͤber Pflaster schrieb, welcher Name der wahre ist? Franzosen sind mit der Wiedertaufe sehr freigebig. Auch erscheint hier diese Pflasterungs-Methode unter dem Namen Systeme binaire. Das Recueil bemerkt sehr richtig, daß in keinem Lande mehr gefahren wird, als in England, und fuͤhrt als Beispiel die zufaͤllig von einem Reisenden bemerkte Zahl 7529 auf einem Fiaker, und N. 169,882 auf einem Miethkarren an. Die Straßen in einem Lande, wo so viel gefahren wird, muͤssen daher nothwendig mehr leiden, als irgend anderswo: daher auch die groͤßere Aufmerksamkeit, die man in England auf dieselben wendet. Hr. Mac-Namara (wie das Recueil seinen Auctor nennt) faͤngt seine Patenterklaͤrung mit einer gerechten Lobrede auf die ehrwuͤrdigen alten Aedilen bei den Roͤmern und mit einer Strafpredigt gegen die unwissenden Pflasterer unserer Zeiten an, die ohne alle Kenntnisse, und nur durch Eigennuz geleitet, Wege anlegen, die von heute bis morgen dauern, waͤhrend die roͤmischen Straßen den Verheerungen zweier Jahrtausende zu widerstehen vermochten. Er laͤßt Hrn. Mac-Adam alle Gerechtigkeit widerfahren, und bemerkt nur, daß das in weiten Straßen treffliche System desselben in engen Gassen nicht anwendbar ist, und daß gutes Pflaster immer dem Macadamisiren vorzuziehen seyn wird. Er zeigt die Ungereimtheit der gewoͤhnlichen Art zu pflastern, nach welcher die breitere Flaͤche der Steine nach oben gekehrt ist, so daß der Stein nach unten sich vielmehr eingraͤbt, als daß er sich stuͤzt, woher dann auch bei solchen Steinen, die unten spiziger sind, als ihr Nachbarn, die vielen Loͤcher und Gruben in dem Pflaster entstehen, die man selbst an frisch gelegtem Pflaster findet. Man sieht oͤfters Pflastersteine auf zwei Stoͤße mit der Ramme in die Erde fahren, waͤhrend andere deren zehn und noch mehr beduͤrfen, um mit den uͤbrigen gleich hoch eingerammt zu werden. Man hat uͤberall, wo man bei Anlegung des Pflasters auch denkt, diese absurde Methode aufgegeben, legt die Steine mit ihrer breiteren Flaͤche auf die Erde, und fuͤllt die oben entstehenden Zwischenraͤume mit kleineren Steinen aus. Fig. 26. zeigt die Art, wie die Steine zugehauen werden (im Recueil; und diese Behauung ist von jener im London Journal verschieden, da sie auf allen 4 Seiten Statt zu haben scheint, waͤhrend die Steine im London Journal, nach Macarthey, nur von 2 Seiten behauen gezeichnet sind). Fig. 27. zeigt die Oberflaͤche der gezeichneten Straße. Fig. 28. die Art und Weise, das Pflaster aufzureißen. Da jeder Pflasterstein in Beruͤhrung mit 6 anderen ist, die auf dieselbe Weise mit ein- und vorspringenden Winkeln versehen sind, so bildet die Oberflaͤche wirklich ein Ganzes, das so unter sich verbunden ist, daß keine auch noch so schwer und schnell darauf wirkende Last dasselbe zu trennen vermag, indem ein Stein den anderen am Verschieben hindert. Die Vortheile bei Mac-Namara's Systeme sind: vollkommene Ebene und Gleichfoͤrmigkeit, Reinlichkeit und Entfernung alles Laͤrmens; Staͤrke und Dauerhaftigkeit; Schnelligkeit bei Anlegung und Ausbesserung des Pflasters; Erhaͤrtung des Bodens, auf welchem das Pflaster ruht. Das Recueil bemerkt, daß der einzige Einwurf, den man gegen dieses Systeme binaire machen kann, in den Kosten der Behauung des Steines liegt. Es fragt sich aber, ob die Ausbesserungskosten des schlechten Pflasters in 50 Jahren nicht noch hoͤher kommen. Das Recueil meint ferner, daß man, sich dieser Pflasterungs-Methode vorzuͤglich in sumpfigen, sogenannten schwammigen Gruͤnden mit Vortheil bedienen koͤnnte, wo man nur Bohlen in den Grund und dann die auf obige Weise behauenen Steine auf dieselben legen duͤrfte. Das Holzwerk wird sich gut erhalten, sobald der atmosphaͤrischen Luft durch dieses Pflaster der Zutritt zu demselben abgeschlossen ist. Es meint auch, daß Mauerwerke in Hafen, bei Schleusen, Bruͤten etc. aus Steinen aufgefuͤhrt, die auf diese Weise behauen sind, dauerhafter seyn wuͤrden, und daß diese Pflasterungs-Methode sich vorzuͤglich fuͤr Rinnsale in Kloaken, Straßen etc. eignete.

Tafeln

Tafel Tab. IX
Tab. IX