Titel: Ueber farbenlose Lak-Firnisse; von Hrn. G. Field, Syon Hill Park, Isleworth, und Hrn. H. Luning, Apothecaries Hall.
Fundstelle: Band 28, Jahrgang 1828, Nr. XXX., S. 145
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XXX. Ueber farbenlose Lak-Firnisse; von Hrn. G. Field, Syon Hill Park, Isleworth, und Hrn. H. Luning, Apothecaries Hall. Aus den Transactions of the Society Die Society gab jedem der beiden Herren 20 Guineen. for the Encouragement of Arts etc. XLV. Bd. in Gill's technical Repository. Febr. 1828. S. 88. Field, uͤber farbenlose Lak-Firniß. Firniß aus Schell-Lak in Alkohol aufgeloͤst, uͤbertrifft bekanntlich an Haͤrte und Glanz alle anderen Arten von Firniß, den Copal-Firniß vielleicht allein ausgenommen, welcher jedoch wegen seiner schmuzigen, gelblich braunen Farbe nur selten von Mahlern benuͤzt werden kann. Die Society etc. hat vor einigen Jahren die Aufmerksamkeit der Kuͤnstler auf diesen Gegenstand zu lenken versucht, und einen Preis auf farbenlosen Firniß fuͤr Mahler ausgeschrieben. Hr. Field und Hr. Luning warben dieß Jahr um den Preis, und da beide den Firniß fuͤr Mahler gleich gut bereiteten, erhielten sie beide denselben. Hrn. Field's Verfahren ist folgendes: Sechs Unzen grob gestoßener Schell-Lak werden bei gelinder Waͤrme in einer Pinte Weingeist aufgeloͤst. Diesem wird dann Bleich-Fluͤßigkeit zugesezt, die man sich aus einer Aufloͤsung von kohlensaurer Pottasche bereitet, welche man so lange mit Chlorin-Gas schwaͤngert, bis alle Kieselerde niedergefallen ist, und die Aufloͤsung etwas gefaͤrbt wird. Man nimmt von dieser Bleich-Fluͤßigkeit 1 bis 2 Unzen auf obige Lak-Aufloͤsung in Alkohol, und ruͤhrt die Mischung gehoͤrig durch einander; Es entsteht ein Aufbrausen, und wenn dieses aufhoͤrt, wird keine Bleich-Fluͤßigkeit mehr zugesezt. Auf diese Weise faͤhrt man so lange fort, bis die Farbe der Mischung bleich geworden ist. Nun sezt man eine zweite Bleich-Fluͤßigkeit zu, die man aus Salzsaͤure mit drei Mahl so viel Wasser (dem Umfange nach) verduͤnnt bereitet, indem man so lange gepuͤlverten Mennig zusezt, bis die lezten zugesezten Theilchen desselben nicht mehr weiß werden. Von dieser sauren Bleich-Fluͤßigkeit gießt man, in kleinen Quantitaͤten, in die halbgebleichte Lak-Aufloͤsung, wobei man jedoch jedes Mahl das Aufbrausen, Welches bei jedem frischen Eintroͤpfeln Statt hat, sich legen laͤßt, ehe man neuerdings davon zutroͤpfelt. Hiermit faͤhrt man so lange fort, bis der nun weiß gewordene Lak sich aus der daruͤber stehenden Fluͤßigkeit zu scheiden anfaͤngt. Diese daruͤber stehende Fluͤßigkeit wird nun weggegossen, und der Lak zu wiederholten Mahlen im Wasser gewaschen, und endlich zwischen Tuch ausgerungen. Der auf obige Weise erhaltene Lak wird nun in ungefaͤhr Einer Pinte Alkohol, mehr oder weniger, je nachdem der Firniß stark seyn soll, aufgeloͤset, und, nachdem er eine Zeit uͤber in gelinder Waͤrme gestanden ist, wird die klare Fluͤßigkeit, welche den Firniß bildet, von dem Bodensaze abgegossen. „Der so bereitete Firniß,“ sagt Hr. Field, troknet, wenn er in einer Temperatur von nicht weniger als 60 Graden angewendet wird, in wenigen Minuten, und friert oder bluͤht, wie man zu sagen pflegt, in der Folge nicht leicht mehr. Er laͤßt sich also auf Zeichnungen und Kupferstiche, die geleimt worden sind, leicht anwenden, und eben so sicher und vorteilhaft auch auf Oehlgemaͤhlde, die bereits gut ausgetroknet sind, indem er die Farben unter dem besten Effecte heraushebt. Er dient eben so gut bei Vergoldung, und ist ein trefflicher Leder-Firniß fuͤr Buchbinder, die sich desselben bereits mit dem besten Erfolge bedienen, da er der Waͤrme der Hand nicht nachgibt, der Feuchtigkeit widersteht, und folglich dem Schimmel an neugebundenen Buͤchern vorbeugt.“ „Da Lak, schon dem Namen nach, die Basis aller Metall-Lake ist, so kann farbenloser Lak auch von Silber- und Stahl-Lakirern ohne Truͤbung des Glanzes dieser Metalle verwendet werden. Dieser Firniß polirt sich besser, als jeder andere, und laͤßt sich auch von Juwelieren benuͤzen, die sich desselben bereits bedient haben. Farbiges Holz und elegante Moͤbeln lassen sich gleichfalls damit, nach franzoͤsischer Art uͤberziehen, und es laͤßt sich gar nicht zweifeln, daß man auch gefaͤrbte Lake und Firnisse von besonderer Schoͤnheit daraus verfertigen kann. Ueberhaupt laͤßt sich dieser Firniß uͤberall, mit derselben Vorsicht, anwenden, wo man andere weiße oder farbenlose harte Firnisse mit Vortheil aufzutragen pflegt.“ Nun folgen Zeugnisse. Hr. G. Veale, Norris-Street, erklaͤrt ihn fuͤr eine sehr schaͤzbare Entdekung, und biethet in dem Namen eines anderen Kuͤnstlers und Fabrikanten Hrn. Field hundert Pfund Sterl. fuͤr die Mittheilung seines Verfahrens. – Hr. Beechey, Hr. G. F. Joseph, Hr. Varley, Hr. Akermann, Hr. Linnell, erklaͤren alle diesen Firniß in Bezug auf Haͤrte, Durchscheinenheit, schnelles Troknen ohne alle Klebrigkeit und ohne alles Frieren fuͤr ein bisheriges Desideratum. Bei Pruͤfung dieses Firnisses vor dem Ausschusse zeigte es sich, daß derselbe auf dem Lakmuß-Papier etwas freie Saͤure enthielt, und es entstand die Frage, ob zarte Farben nicht dadurch leiden koͤnnen. Dieß veranlaßte Hrn. Field zu folgender Erklaͤrung. „Wenn mein Firniß freie Chlorine enthielte, so muͤßte er das Lakmuß-Papier bleichen, aber nicht roͤthen. Dieß ist aber auch bei anderen Firnissen der Fall. Farben, die so schwach sind, sollten nicht angewendet werden; viele Farben werden durch schwache Saͤuren erhoͤht. Auch der braune Lak-Firniß, der Mastix-Firniß, der Mohn-Oehl und selbst der Weingeist-Firniß roͤthen das Lakmuß-Papier. Die Mahler bedienen sich haͤufig weit sauerer Fluͤßigkeiten, des Essiges, der mit Saͤuren gebleichten Oehle, bei der Wasser-Mahlerei des Gummi-Schleimes, der selten frei von Saͤuren ist; essigsaures Blei, schwefelsaurer Zink werden haͤufig zum Troknen gebraucht, ohne daß die Farben dadurch leiden; selbst Salze, die nicht immer neutral sind, wie Gruͤnspan, werden hierzu verwendet. Stahl leidet durch meinen Firniß eben so wenig, als blankes Eisen. Ich sende hier meinen Firniß ohne alle Wirkung auf das Lakmuß-Papier. Ich lege eine illuminirte Zeichnung bei, die nicht geleimt wurde, und auf welcher weder das von Saͤuren so leicht angegriffene Ultramarin noch das durch Chlorine so leicht entfaͤrbte Krapproth im Mindesten gelitten hat.“ Hrn. Lunings Verfahren ist folgendes: Man loͤst fuͤnf Unzen Schell-Lak in Einem Quart rectificirten Weingeistes auf, und kocht es einige Minuten lang mit 10 Unzen gut gebrannter und frisch gehizter thierischer Kohle. Wenn etwas von dieser Fluͤßigkeit abgezogen und filtrirt wird, und noch nicht farbenlos ist, so muß neuerdings solche Kohle zugesezt werden. Wenn endlich alle Farbe verschwunden ist, druͤkt man die Fluͤßigkeit durch Taffent (Leinen verschlukt zuviel Firniß), und filtrirt sie hierauf durch feines Drukpapier. Wo man das in dem Schell-Lake enthaltene Wachs scheuen sollte, darf man bloß kalt filtriren, wo es nicht schadet, filtrirt man heiß. Bei Vergleich von Hrn. Luning's Firniß mit jenem des Hrn. Field sah man, daß ersterer duͤnner, und von einigen Wachs- und Kohlen-Theilchen getruͤbt war. Nach dem Filtriren durch weißes Filtrir-Papier ward er noch farbenloser, als jener des Hrn. Field, was aber davon herkam, daß er duͤnner oder fluͤßiger gewesen ist; denn bei einiger Verdampfung erhielt er die gelbliche Farbe des lezteren, so daß also beide gleich gut sind. Hr. Varley verglich beide durch Anwendung derselben, und zieht jenen des Hrn. Field vor, weil er diker ist, und folglich schneller troknet: nach seiner Ansicht soll Firniß so dik seyn, daß man ihn kaum auftragen kann, indem er dann weniger auf die Farben und auf das Oehl des Gemaͤhldes wirkt. Hrn. Luning's fand er zu fluͤßig, da er oͤfters drei Lagen desselben auftragen mußte. Er fand ihn auch etwas schmuziger, wegen des Wachses, das er noch enthielt, und das auch etwas Kohle hielt. Er zieht daher ersteren vor. Um das Wachs niederzuschlagen, sezte er Terpenthingeist zu, ungefaͤhr 1 Theil Terpenthingeist auf 3 Theile dieses Firnisses, oder noch etwas mehr Terpenthin. Der Firniß troknete dann eben so gut. Auf diese Weise behandelt, ward Hrn. Luning's Firniß heller, als jener des Hrn. Field, jedoch wieder eben so gefaͤrbt, so bald man ihn diker machen wollte. Hr. Varley meint, man koͤnnte beide Verfahrungs-Weisen mit einander verbinden, und auf diese Weise endlich einen wasserhellen Firniß erhalten. Nach einer Analyse des Hrn. Hatchett im 84. Bande der Philosophical Transactions bestehen 100 Theile Schell-Lak aus 90,9 Harz, 4 Wachs, 2,8 Leim, und 0,5 Extractiv-Stoff. Alkohol loͤst, kalt, 81 Theile Harz auf, und laͤßt das Wachs und den Leim unberuͤhrt. Es waͤre daher vielleicht gut, wenn man den Lak zuerst kalt im Weingeiste aufloͤste, und nicht warm.