Titel: Beschreibung einer von Herrn Saulnier verbesserten Dampfmaschine.
Fundstelle: Band 28, Jahrgang 1828, Nr. XXXVII., S. 170
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XXXVII. Beschreibung einer von Herrn Saulnier verbesserten Dampfmaschine. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement. N. 282. S. 424. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Saulnier's Beschreibung einer verbesserten Dampfmaschine. Diese Maschine verdient eben so sehr wegen ihrer Einfachheit, als wegen der Sorgfalt, mit welcher alle Theile derselben ausgefuͤhrt sind, besondere Aufmerksamkeit. Der Zwek des Hrn. Saulnier war, alle Theile derselben so zusammenzudraͤngen, daß die Maschine den moͤglich kleinsten Raum einnimmt, und alle jene Stuͤke wegzulassen, die nicht unumgaͤnglich nothwendig sind. Die Maschine arbeitet unter mittlerem Druke und mit Sperrung des Dampfes und Verdichtung. Mittlerer Druk ist bei Hrn. Saulnier ein Druk von 1 1/2 bis 2 Atmosphaͤren, wobei auf der Sicherheits-Klappe nur ein Gewicht von 5 bis 10 Hektogrammen auf das Quadrat-Centimeter Oberflaͤche nothwendig wird. Der Cylinder ist mit einem Mantel umgeben, und der ringfoͤrmige Raum, welcher dadurch entsteht, dient nicht jenem Dampfe, der unmittelbar von dem Kessel herkommt, sondern jenem, der bereits zum Treiben des Staͤmpels gedient hat, als Durchgang, um aus dem Cylinder in den Verdichter zu gelangen. Hr. Saulnier legt indessen auf diese leztere Vorrichtung keinen besonderen Werth, indem es hieruͤber noch an vergleichenden Versuchen fehlt. Bis diese Versuche angestellt seyn werden, oder bis die Physiker diese Frage auf eine entscheidende Weise geloͤst haben werden, betrachtet Hr. Saulnier dieselbe auf folgende Weise. Er untersucht zuerst, was geschieht, wenn der Mantel mit Dampf versehen wird, der unmittelbar aus dem Kessel kommt. In diesem Falle verwendet man fuͤr jeden Staͤmpelzug: 1) Eine bekannte Menge Dampfes um den Cylinder zu fuͤllen. 2) Eine nicht so leicht zu bestimmende Menge Dampfes, die sich an den Waͤnden des Mantels verdichtet, vorzuͤglich an der aͤußeren Wand desselben. Wenn man aber den Zwischenraum zwischen Mantel und Cylinder nur als Durchgang des Dampfes zum Verdichter betrachtet, so hat man als verwendeten Dampf: 1) Fuͤr den Cylinder eben so viel, wie in dem vorigen Falle. 2) Eine andere Menge Dampfes, sie zur Unterhaltung der Temperatur des Cylinders nothwendig ist, und die nur der Menge Dampfes gleich kommt, die nach dem Verdichter geht. Die Aufgabe besteht also darin, den Unterschied zwischen den Mengen Dampfes zu finden, die man, in jedem dieser beiden Faͤlle, mehr braucht, als um den Cylinder zu fuͤllen. Diese neue Maschine ist im Ganzen und im Detail auf Tabelle I. und IV. vorgestellt. Fig. 1. Tab. IV. ist ein Seiten-Aufriß der Maschine von der dem Flugrade gegenuͤberstehenden Seite. Fig. 2. Ein Aufriß von vorne, von der Seite, wo der Dampf eintritt. Fig. 3. senkrechter Durchschnitt des Cylinders, seines Mantels, und der Klappenbuͤchsen nach der Mitte ihrer Achsen. Fig. 4. senkrechter Durchschnitt des Verdichters und der Luftpumpe. Fig. 5. horizontaler Durchschnitt der Haͤlfte des Cylinders und seines Mantels. Fig. 6. Die Vertheilungs-Lade und ihre Platte im Einzelnen. Fig. 7. Die Sperrungs-Klappe und ihre Platte im Einzelnen. Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde in allen Figuren der beiden Platten. A, Buͤhne aus Gußeisen zur Verbindung aller Theile der Maschine. B, unteres Gestell, das auf dichtem Mauerwerke ruht. C, Saͤule, welche die Hauptbuͤhne tragen. Sie sind, in der Richtung ihrer Achsen, von eisernen Bindstangen durchzogen. C', Schraubenniete der beiden eisernen Bindstangen, die in das Gemaͤuer eingelassen sind. D, Mantel des Dampfcylinders. E, Mittel-Hohlraum zwischen dem ringfoͤrmigen Raume, S, des Mantels und dem Verdichter. E', Roͤhre, welche die Verbindung zwischen dem Hohlraume, E, und dem Verdichter herstellt. F, Verdichter, welcher die Luftpumpe in sich schließt. G, Entleerungs-Schale der Luftpumpe. H, Speisungspumpe des Kessels. I, Zugstange der Brunnenpumpe, die das Wasser in einen Behaͤlter hebt. J, Roͤhre, die aus diesem Behaͤlter auslaͤuft: sie ist mit einem Hahne versehen, der die Menge des einzuleitenden Verdichtungs-Wassers regulirt. K, Schwingungs-Saͤule, die unten in einem festen Puncte Per Buͤhne, q, eingelenkt ist, und oben mit dem Schwungbalken, L, in Verbindung steht, welcher aus zwei eisernen Baken besteht, die durch die durchlaufenden eisernen Schraubenbolzen zusammengehalten werden. M, gegliederte Baͤnder, die die Staͤmpelstange senkrecht halten helfen.Die geometrische Demonstration dieses Mechanismus wurde von Hrn. Baillet im Bulletin der Société 1821. N. CCIII. p. 129 gegeben. A. d. O. N, eiserne Stoß-Stange. O, O, senkrechte Pfeiler, die an dem Mantel des Cylinders angebracht sind, und deren oberes Ende den feststehenden Schraubenbolzen der Baͤnder, M, traͤgt. P, Strebebaͤnder zur groͤßeren Befestigung der Pfeiler. Q, Fig. 3 und 5. Dampfcylinder. R, Staͤmpel mit Metall-Fuͤtterung. S, ringfoͤrmiger Raum, zwischen dem Cylinder, Q, und seinem Mantel, D. Dieser Raum steht mit dem Hohlraume, E, durch eilf Loͤcher, a, a, in Verbindung, die in dem Zaume und im Boden des Cylinders angebracht sind. T, Oeffnung, durch welche eben dieser Raum mit dem oberen und unteren Ende des Cylinders, nach der verschiedenen Lage der Vertheilungs-Lade, b, in Verbindung steht. U, Canal, der oben zu dieser Verbindung dient. V, Canal fuͤr den unteren Theil. X, Kasten der Vertheilungs-Lade, b. Y, Buͤchse der Sperr-Klappe: sie kann mit dem Kasten, X, nur durch die Oeffnung, c, correspondiren. Z, Regulir-Klappe, die durch die Kurbel, d, gestellt wird, die mit dem Centrifugal-Moderator correspondirt. A', Flugrad. B', Stange des Staͤmpels, R. C', Schlußbuͤchse, durch welche diese Stange laͤuft. D', Achse des Flugrades. F', Kurbel. a, Oeffnungen zur Verbindung zwischen dem ringfoͤrmigen Raume, S, und dem Hohlraume, E. b, Vertheilungs-Lade. c, Verbindung zwischen der Buͤchse, Y, und dem Kasten, X. d, Kurbel der Regulir-Klappe. e, Sperrungs-Klappe; f, excentrisches Rad an der Achse des Flugrades, A', um die Vertheilungs-Lade, b, in Thaͤtigkeit zu sezen. g, Stange, Achse, Schwingbalken etc., wodurch diese Bewegung der Lade mitgetheilt wird. h, excentrische Scheibe, deren Geschwindigkeit doppelt so groß ist, als die des Flugrades, um die Sperrungs-Klappe, e, in Bewegung zu sezen. i, Stange, Achse, Schwingbalken etc., wodurch diese Bewegung mitgetheilt wird. k, Gegengewicht der Vertheilungslade und ihres Zugehoͤres. l, Gegengewicht fuͤr die Sperrungs-Klappe, e. m, Federn, welche die Lade, b, und die Klappe, e, hindern die Oberflaͤche zu verlassen, auf welcher sie sich hinschieben. n, Raͤder, welche im Verhaͤltnisse von 1 zu 2 in einander eingreifen, und die Sperrungs-Klappe, e, mittelst der excentrischen Scheibe, h, in Bewegung sezen. p, Stange, welche die Sperrungs-Klappe in Bewegung sezt, und durch eine Schlußbuͤchse laͤuft. q, fester Punct der Saͤule, k. r, Bewegungs-Stange der Vertheilungs-Lade, b. Erklaͤrung der Vertheilung und Sperrung des Dampfes. Die Lade, b, vertheilt den Dampf, wie bei den meisten Maschinen, uͤber und unter dem Staͤmpel, waͤhrend sie den entgegengesezten Dampf, der ausgeleitet werden muß, nach dem Verdichter fuͤhrt. Die schiebbare Klappe, e, vor der Lade hat den Zwek, den Austritt des Dampfes bei dem halben Laufe des Staͤmpels zu sperren. In dieser Hinsicht ist der Spielraum, in welchem diese Klappe sich bewegt, mehr als doppelt so groß, als die Hoͤhe des Canales, c, so daß sie noch fortfaͤhrt niederzusteigen, nachdem sie diesen Canal geschlossen hat. Die Oeffnung geschieht also ploͤzlich, jedoch ohne Stoß, in dem Augenblike, wo die Kurbel des Flugrades in die Senkrechte tritt. Man kann die excentrische Scheibe, h, immer reguliren, indem man sie auf der Achse des Rades dreht, das sie fuͤhrt, oder indem man das Eingreifen dieses Rades um einen Zahn wechselt, so daß die Dauer des Ausstroͤmens des Dampfes laͤnger oder kuͤrzer werden kann. Es versteht sich, daß, wenn man die Lage der excentrischen Scheibe aͤndert, man die Klappe in ihre wahre Lage mittelst zwei der Schraubenniete, p, zuruͤkfuͤhren muß, die durch die Schlußbuͤchse laͤuft.