Titel: Verbesserungen im Baue sich drehender Dampfmaschinen, und der hierzu nöthigen Apparate, worauf L. J. M. Marquis de Combio, geborner Franzose, gegenwärtig zu London in Leicester-Square, sich in Folge einer Mittheilung eines im Auslande wohnenden Fremden am 23. Mai 1826 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 28, Jahrgang 1828, Nr. XCI., S. 334
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XCI. Verbesserungen im Baue sich drehender Dampfmaschinen, und der hierzu noͤthigen Apparate, worauf L. J. M. Marquis de Combio, geborner Franzose, gegenwaͤrtig zu London in Leicester-Square, sich in Folge einer Mittheilung eines im Auslande wohnenden Fremden am 23. Mai 1826 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts. Maͤrz 1828. S. 362. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Marquis de Combio's Verbesserungen im Baue sich drehender Dampfmaschinen. Diese Verbesserung besteht in einem Dampfrade, an welchem die Form und die Einrichtung des sich drehenden Staͤmpels und die Dampfsperre neu ist. Fig. 5. zeigt diese Maschine von der Seite (mit Hinweglassung kleinerer und ohnedieß bekannter Theile) und Figur 6. die Achse mit dem an derselben angebrachten Staͤmpel. Der Staͤmpel bildet eine kreisfoͤrmige Scheibe, a, und ist auf der Achse, b, gehoͤrig befestigt. Die Kammer, in welcher der Staͤmpel spielt, ist eine ringfoͤrmige Roͤhre, c, c, c, deren innere Flaͤche vollkommen kreisfoͤrmig ist, damit die Staͤmpel-Scheibe, c, genau in alle Theile derselben paßt, so wie sie sich dreht. Dieses Schließen wird durch Metall-Fuͤtterung noch vollkommener luftdicht gemacht: die Metall-Fuͤtterung selbst besteht aber aus metallenen Kreis-Ausschnitten, welche durch Keile und Federn, nach Art von Barton's Patent-Metall-Fuͤtterung, nach auswaͤrts getrieben werden. Die ringfoͤrmige Roͤhre ist an den senkrechten Pfeilern, d, d, befestigt, so wie an den uͤbrigen feststehenden Theilen des Gestelles: vorher wird jedoch die Scheibe in dieselbe eingefuͤgt, und an einem von der Achse auslaufenden Arme befestigt. Wenn nun Dampf in die ringfoͤrmige Kammer eingelassen wird, so wird der Staͤmpel durch die elastische Kraft desselben umgetrieben, und fuͤhrt die Achse, b, mit sich umher. Um nun einen Dampfhaͤlter oder eine Dampfsperre zu bilden, wodurch der elastischen Kraft des Dampfes bei dem Vorwaͤrtstreiben des Staͤmpels Widerstand geleistet wird, sind abwechselnd zu jeder Seite der Dampfkammer bei e, und, f, horizontale Schieber angebracht, welche so vorgerichtet sind, daß jeder Schieber aus der Kammer zuruͤktritt, so wie der Staͤmpel sich demselben naͤhert, damit naͤmlich der Staͤmpel vorbei kann. Sobald dieser aber vorbei ist, wird die Dampfsperre wieder vorwaͤrts geschoben, um die Widerstand leistende Flaͤche zu bilden, gegen welche der elastische Dampf wirken muß, wenn er den Staͤmpel treiben soll. Man schlaͤgt vor Dampf von hohem Druke zu gebrauchen, welcher durch die Roͤhren, g, und, h, in die ringfoͤrmige Kammer mittelst Einleitungs-Klappen gelangt, welche durch irgend einen bequemen Mechanismus, der mit den bewegenden Theilen der Maschine in Verbindung steht, geoͤffnet oder geschlossen werden. Dieser Mechanismus ist in der Figur weggelassen, damit sie nicht uͤberladen wird. Man seze der Staͤmpel befinde sich an jenem Theile der Kammer, der in Fig. 5. durch punctirte Linien angedeutet ist, und sey so eben vor der Einleitungs-Oeffnung, e, die von, g, links herkommt, vorbei gegangen, so wird der Schieber nun in der Kammer vorwaͤrts geschoben, und bildet eine Scheidewand oder einen Aufhaͤlter, eine Sperre, gegen welche der Dampf mit seiner vollen elastischen Kraft wirkt, und so den Staͤmpel vorwaͤrts treibt. Nachdem der Staͤmpel eine Streke weit in der ringfoͤrmigen Kammer fortging, wird die Einfuͤhrungs-Klappe geschlossen, und der sich ausdehnende Dampf treibt den Staͤmpel fort, bis er rechts zur Einleitungs-Oeffnung, f, gelangt. In dem Augenblike, wo der Staͤmpel vor dieser Oeffnung voruͤber ist, wird der Schieber in der ringfoͤrmigen Kammer vorwaͤrts gebracht, und bildet wieder eben so, wie vorher, eine Scheidewand. Der nun aus der Roͤhre, h, eingelassene Dampf wirkt gegen diesen Schieber, und treibt den Staͤmpel durch die andere Haͤlfte seines Umlaufes auf die oben beschriebene Weise; und nachdem er wieder vor der Oeffnung, e, links, voruͤber ist, schiebt sich dieser Schieber, wie vorher, aus. Der verwendete Dampf tritt vor dem Staͤmpel aus, und zwar durch die Ausfuͤhrungs-Oeffnung in der Achse bei, i, Fig. 6., welche, waͤhrend gewisser Perioden der Umdrehung, unbedekt bleibt, und so den Dampf durch die hohle Achse, welche in der lezten Figur durch Puncte angedeutet ist, ausblasen laͤßt. Auf diese Weise wird durch den Durchgang des Staͤmpels durch die ringfoͤrmige Kammer oder Roͤhre der Achse in dem Mittelpuncte der Maschine eine umdrehende Bewegung gegeben, die als Triebkraft zum Treiben irgend einer Maschine dient. Die Art, wie die schiebbaren Dampf-Sperren in Bewegung gesezt werden, ist in Fig. 5. durch Puncte angedeutet. Auf der Central-Achse der Maschine, b, ist eine kreisfoͤrmige Platte, k, angebracht, welche ein zahnfoͤrmiges Muschelrad, I, fuͤhrt. Dieses Rad hat Zapfen, oder gerade Zaͤhne; an einem Theile seines Umfanges, und schiefe oder Sperrzaͤhne auf dem anderen Theile desselben. Diese lezteren sind bestimmt, so wie die Achse sich dreht, in andere Fangzaͤhne auf der Kante der Kurbelstuͤke, m, n, einzugreifen. Die Achsen der Stuͤke, m, und, n, sind an den feststehenden Theilen der Maschine befestigt: ihre Enden oder Kurbeln naͤmlich an den oberen Enden der Wechselhebel, o, und, p, die zur Bewegung der Schieber dienen. Wenn man nun sezt, daß der Staͤmpel in der Richtung des Pfeiles durch den Ring laͤuft, so wird, da der gezaͤhnte Theil der Muschel, l, in Beruͤhrung mit der halbkreisfoͤrmigen Kante des Kurbelstuͤkes, m, kommt, derselbe dieses zur Haͤlfte herumdrehen, und den Hebel, o, in die durch Puncte angedeutete Lage bringen, durch welche Bewegung des Hebels, o, die Stange, r, Fig. 5. einwaͤrts gezogen, und das Ende der Dampfsperre, das an dieser Stange mittelst eines Zapfengewindes, s, angebracht ist, horizontal in die Kammer eingeschoben wird, und so die Scheidewand zu dem oben bemerkten Zweke bildet. So wie die Muschel, I, in ihrer Umdrehung weiter fortfaͤhrt, kommt sie gegen die Sperrzaͤhne des anderen Theiles der Kurbel, n, welcher dadurch eben so gedreht wird, wo dann der Hebel, p, indem er in die durch die Puncte angedeutete Lage faͤllt, die Dampfsperre links sich zuruͤkschieben laͤßt, damit der Staͤmpel frei durch die ringfoͤrmige Kammer durchlaufen kann. Auf diese Weise schwingen sich die Wechsel- oder Stoßhebel auf ihren Stoßpuncten durch die umdrehende Bewegung der Muschel auf der Hauptachse, und die schiebbaren Dampfsperren werden in die ringfoͤrmige Kammer genau in dem Augenblike eingeschoben, wo sie die verlangte Wirkung hervorbringen sollen. Um die inneren Theile immer schluͤpfrig zu erhalten, und die Reibung des Staͤmpels zu vermindern, wird Oehl oder irgend ein Reibung verminderndes Mittel in die ringfoͤrmige Kammer durch den oben angebrachten Trichter, t, eingelassen, in dessen Halse ein Hahn angebracht ist, welcher gelegentlich durch irgend eine mit dem Treib-Apparate der Maschine verbundene Vorrichtung, oder auf irgend eine andere schikliche Weise gedreht wird. Der Patent-Traͤger sagt, daß diese Maschine auf dem Dampfbothe Dauphin auf der Seine im Gange ist; er beschraͤnkt sich aber nicht bloß auf diese Vorrichtung allein, sondern nimmt alle Abaͤnderungen derselben als sein Patent-Recht in Anspruch.