Titel: Ueber das Ausschmelzen des Talges.
Fundstelle: Band 31, Jahrgang 1829, Nr. X., S. 37
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X. Ueber das Ausschmelzen des Talges. Aus den Annales de Chim. et de Phys. Bd. XXXVIII. S. 221. [Ueber das Ausschmelzen des Talges.] Der Talg verbreitet waͤhrend er schmilzt, einen sehr laͤstigen Geruch, welchen man durch verschiedene Mittel zu zerstoͤren suchte. Man hat versucht ihn im Wasserbade zu schmelzen, aber ohne Erfolg; die Temperatur, welche man bei diesem Verfahren erhaͤlt, ist bei weitem nicht hoch genug, die Griefen halten zu viel Talg zuruͤck, und der uͤble Geruch wird nicht hinreichend zerstoͤrt. Man hat auch versucht, die Talgliesen mit einer Aufloͤsung von Chlorkalk zu waschen, und man behauptet, daß dadurch der uͤble Geruch der Daͤmpfe, welche sich waͤhrend ihres Schmelzens erheben, bedeutend vermindert worden ist. Um dieses Verfahren gehoͤrig zu wuͤrdigen, braucht man sich nur zu erinnern, daß das Chlor sich mit dem Talg verbindet, welches ein großer Uebelstand ist, und daß ferner der Talg, weil er bloß auf seiner Oberflaͤche gewaschen wird, deßwegen keinen weniger unangenehmen Geruch geben kann, indem dieser das Resultat des Schmelzens selbst ist. Hrn. Gannal ist es in einer Fabrik (dans la plaine de Mousseaux, près de Paris), die er dirigirte, gelungen, den Geruch, welchen der Talg waͤhrend seines Schmelzens verbreitet, dadurch zu vermindern, daß er den Talg mit einer gewissen Quantitaͤt einer Saͤure, (welcher, gab er nicht an,) versezte und ihn noch vollkommen zu zerstoͤren, indem er die Daͤmpfe, welche sich aus den Kesseln erhoben, durch eine Schichte gluͤhender Kohlen leitete. Aehnliche Verfahrungsarten wurden von Hrn. D'Arcet angegeben und mit einer von dem Conseil de salubrité de Nantes vorgeschlagenen Verbesserung ausgefuͤhrt; sie haben den doppelten Vortheil, einen Talg von besserer Qualitaͤt ohne Pressung der Griefen zu geben und den uͤbeln Geruch, welchen der Talg waͤhrend seines Schmelzens verbreitet, vollkommen zu zerstoͤren. Das erste Verfahren des Hrn. D'Arcet besteht darin, in einen hinreichend großen, recht reinen kupfernen Kessel mit großer Oeffnung, 100 Kilogramm in kleine Stuͤke zerschnittene Talgliesen, 50 Kilogr. Wasser und 1 Kilogr. Schwefelsaͤure von 66° zu bringen. Bei diesem Verfahren entstehen viel weniger stinkende Daͤmpfe, welche jedoch noch sehr unangenehm sind. Das Conseil de salubrité de Nantes schlaͤgt vor, in dem Kessel eine bewegliche mit Loͤchern durchbohrte Scheidewand anzubringen, um zu verhindern, daß sich der Talg nicht an dem Boden des Kessels anhaͤngt, und diese Abaͤnderung kann nur vorteilhaft seyn, wenn es wahr ist, daß die Griefen manchmal ankleben. Bei diesem Verfahren schmilzt der Talg in viel kuͤrzerer Zeit, als wenn man keine Saͤure anwendet, und kann vortheilhafter verkauft werden; die Griefen brauchen nicht gepreßt zu werden; sie halten jedoch noch Schwefelsaͤure zuruͤk und wenn man ihnen diese nicht ganz entziehen kann, wuͤrden sie nicht mehr als Nahrung fuͤr die Thiere angewendet werden koͤnnen, was ein Uebelstand waͤre. In einem anderen Verfahren, wobei den Griefen ihre alte Bestimmung bleibt, beschraͤnkt sich Herr D'Arcet darauf, die Talgdaͤmpfe unter das Feuer der Kessel, worin man schmilzt, zu leiten, wobei sie durch das Feuer streichend, vollkommen verbrennen und allen Geruch verlieren. Das Conseil de salubrité de Nantes hat den Erfolg bei Anwendung der Schwefelsaͤure bestaͤtigt, und schlaͤgt vor, die beiden Verfahrungsarten des Hrn. D'Arcet zu vereinigen, indem man die Wasserdaͤmpfe in einem Refrigerator verdichtet, ehe man sie in das Feuer leitet. Bei einem von Hrn. Thibault angestellten Versuche gaben 100 Kilogr. in Stuͤke zerschnittene Talgliesen bei Anwendung von Schwefelsaͤure 95 Kilogr. geschmolzenen Talg und 5 Kilogr. Abfall, waͤhrend derselbe Talg, nach dem alten Verfahren geschmolzen, einen Abfall von 8 bis 10 Procent gab.