Titel: Beschreibung eines Wekers, der zugleich ein Licht anzündet; erfunden von Ferdinand Oechsle in Pforzheim.
Fundstelle: Band 31, Jahrgang 1829, Nr. XXVI., S. 95
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XXVI. Beschreibung eines Wekers, der zugleich ein Licht anzuͤndet; erfunden von Ferdinand Oechsle in Pforzheim. Mit Abbildungen auf Tab. II. Oechle's Beschreibung eines Wekers, der zugleich Licht anzuͤndet. Die vielerlei Uhren mit Weker, welche bekannt wurden, sind meistens complicirt, denn bei allen erfordert die Laͤrmgloke ein besonderes Laufwerk, welches durch ein Gewicht oder Federkraft in Bewegung gesezt werden muß. Dieses Laufwerk wird von der Uhr zur bestimmten Stunde ausgeloͤst, und in Thaͤtigkeit gesezt, aber an keinem habe ich noch eine mechanische Vorrichtung gefunden, vermittelst welcher ein Licht angezuͤndet wird, wenn die Uhr zu weken aufgehoͤrt hat. Ich nahm mir vor, eine Weker-Uhr zu construiren, die so einfach als moͤglich seyn, und zugleich ein Licht anzuͤnden sollte. Mein erster Gedanke fiel auf die Zuͤndhoͤlzchen mit chlorsaurem Kali (Kali muriaticum oxigenatum), welche in Schwefelsaͤure eingetaucht sich entzuͤnden. Ich verfertigte mir eine Vorrichtung, an welcher ein Glaͤschen mit Schwefelsaͤure angebracht war, das einen glaͤsernen Dekel hatte, der sich von selbst oͤffnete, wenn das sich an einem Schwefelfaden befindliche chlorsaure Kali eintauchen und sich entzuͤnden sollte. Diese Einrichtung erfuͤllte den beabsichtigten Zwek immer, wenn alles gut angeordnet war, aber sie hatte den Uebelstand, daß im Augenblik des Entzuͤndens immer kleine Troͤpfchen Schwefelsaͤure umhergesprizt wurden, welche nicht nur den Weker, sondern auch den Tisch, worauf er stand, uͤbel beflekten. Ich verwarf deßwegen diese Einrichtung, und versuchte das Licht vermittelst des gluͤhenden Platindraths, oder der sogenannten Davy'schen Gluͤhlampe ohne Flamme, zu entzuͤnden. Dieses gelang so weit, daß mir nichts mehr zu wuͤnschen uͤbrig blieb. Der ganze Mechanismus besteht aus einem Taschen-Uhrwerk, einer Gloke an einer Uhrfeder befestigt, einer Davy'schen Gluͤhlampe und einem Wachslicht, nebst Schwefelfaden und Zunder. Diese Gegenstaͤnde stehen auf folgende Weise mit einander in Verbindung. Fig. 1, A, A, A, A, ist ein Kaͤstchen von Holz, worauf das Werk einer Taschen-Uhr dergestalt angebracht ist, daß sich die Uhr samt dem Gehaͤus, B, herum drehen laͤßt. C, C, ist ein hoͤlzerner Arm, der die Gloke, D, an der Uhrfeder, F, traͤgt. Bei d, ist die Gloke durchbohrt, damit man sie in den Haken, g, einhaͤngen kann. Der Haken, g, ist in einem Charniere beweglich und endigt sich mit einer kurzen Klappe, x. Das Wachslicht stekt in einer conisch ausgedrehten, messingenen Roͤhre, H, die auf einem vierekigen Holze, I, befestigt ist. Lezteres laͤßt sich in die Hoͤhe heben, und durch eine schmale Feder, K, welche vorspringt, festhalten. Die Gluͤhlampe, L, stekt in einem runden Loch, und sizt mit dem Boden, auf einem hoͤlzernen Fuß, M. An dem Wachslicht ist ein Schwefelfaden mit einem Stuͤkchen Zunder befestigt. Lezterer liegt in einer messingenen Gabel, damit er seine Lage und Richtung behaͤlt. Fig. 2. zeigt den Weker im gespannten Zustande. Fig. 3. zeigt solchen im Grundriß. Will man ihn gebrauchen, so zieht man die Uhr auf und richtet den Zeiger auf die Tagesstunde. Das Richten des Zeigers verrichtet man mit dem Uhrschluͤssel, indem man ihn auf das Minuten-Vierek sezt, und so lange ruͤk- oder vorwaͤrts dreht, bis der Zeiger auf der Tagesstunde steht. Wollte man um 2 oder 3 Uhr gewekt seyn, so muͤßte man das Uhrgehaͤus so lange drehen, bis das bewegliche Linial, v, Fig. 3. obige Stunde anzeigen wuͤrde; um aber dieses gehoͤrig zu bewerkstelligen, muß man das Linial, v, Fig. 3. mit einem Finger fest halten, und zwar so, daß die Kante des Linials mit der Kante der Unterlage, y, zusammen trifft. Nun wird die Gluͤhlampe mit Weingeist gefuͤllt, und der Docht mit dem Platindrath wieder eingesezt. Man zuͤndet die Gluͤhlampe mit einem Licht an, und nachdem der Weingeist einige Sekunden gebrannt hat, blaͤst man das Flaͤmmchen wieder aus. Ist der Platindrath nicht in seiner Richtung zerdruͤkt, so wird er sogleich zu gluͤhen anfangen, und so lange fortgluͤhen, bis der Weingeist verdampft ist. (In 24 Stunden wird eine Unze Weingeist verdampft.) Der Zunder mit dem Schwefelfaden wird auf die Art an das Wachslicht befestigt, daß man mit der dabei befindlichen, hinten zugespizten Zange, ein Loch neben dem Docht des Wachslichtes sticht, den Schwefelfaden hineinstekt, ein bis zwei Mal um den Docht herum wendet, und mit den Fingern fest druͤkt. Der Zunder wird in die Gabel gelegt, damit er die erforderliche Richtung und Lage behaͤlt. Das vierekigte Holz wird in die Hoͤhe gezogen, bis die leichte Feder einschnappt, und es fest haͤlt. Die Gloke wird in den Haken gehaͤngt, und somit ist alles zum Weken und Lichtanzuͤnden bereitet. Kommt nun der Uhrzeiger nach und nach herbei, so druͤkt er zulezt an das Linial, v, Fig. 3; lezteres druͤkt die leichte Feder, K, Fig. 2, das vierekigte Holz faͤllt, die Gloke wird ausgehaͤngt und faͤngt an zu lauten, der Zunder beruͤhrt den gluͤhenden Platindrath, faͤngt Feuer, und das Wachslicht wird durch den Schwefelfaden entzuͤndet. Die Schwefelfaͤden werden auf folgende Weise bereitet: Man schneidet von Baumwollen-Strikgarn Faͤden in der erforderlichen Laͤnge von circa zwei und einem halben Zoll. Diese Faͤden taucht man zwei Zoll tief in zerflossenes Wachs, den uͤbrigen halben Zoll aber, in zerflossenen Schwefel. Hat man eine beliebige Menge solcher Faͤden, so schneidet man einen guten lokern Zunder in vierekigte Stuͤkchen, legt sie in einer Reihe auf den Tisch, zuͤndet die aͤußerste Spize des Schwefelfadens an, bringt sie geschwind auf ein Stuͤkchen Zunder, und druͤkt das Feuer aus, wodurch der Schwefel an dem Zunder festhaͤlt. Wuͤrde man den Faden ganz in Schwefel eintauchen, so wuͤrde er beim Abbrennen einen uͤbeln Geruch verbreiten. Einen schoͤn gearbeiteten Weker dieser Art, mit mehreren Hundert Zuͤnd- oder Schwefelfaͤden, nebst zwei Platindrachen, verkaufe ich fuͤr Fl. 22.

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