Titel: Oefchen der HHrn. d'Arcet und Thénard, dessen sie sich zum Ueberziehen feuchter Wände mit einer Wachs-Composition bedienen, um alle Feuchtigkeit von denselben abzuhalten.
Fundstelle: Band 31, Jahrgang 1829, Nr. LXXVII., S. 285
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LXXVII. Oefchen der HHrn. d'Arcet und Thénard, dessen sie sich zum Ueberziehen feuchter Waͤnde mit einer Wachs-Composition bedienen, um alle Feuchtigkeit von denselben abzuhalten. Nach dem Recueil Industriel. November 1828. S. 205. Mit Abbildungen auf Tab. IV. d'Arcet's und Thénard's Oefchen etc. Der Recueil industriel hat in seinem II. B. S. 117 (und wir haben aus dem Journ. de Phar. im Polytechn. Journ. B. XX. S. 280.) Hrn. d'Arcet's und Thénard's Verfahren beschrieben, nach welchemEs unterliegt keinem Zweifel, daß man durch den, a. a. O. angegebenen Wachs-Ueberzug feuchte Waͤnde troken legen kann, wenn diese Waͤnde aus schlechten Steinen aufgefuͤhrt wurden, oder, indem sie in nassem Grunde stehen, durch die Capillar-Attraction Wasser einsogen und aus der Erde immerdar in die Hoͤhe fuͤhren. Es gibt aber eine andere Ursache der Feuchtigkeit der Waͤnde, in Gebaͤuden, die man mit keinem Wachs-Ueberzuge, selbst nicht mit Staniol-Bekleidung abzuhalten vermag, und diese ist die Kaͤlte der Mauern bei warmer feuchter Luft. Man sehe nur in gewissen Kirchen die Marmor-Saͤulen oder den mit Marmor ausgelegten Fußboden derselben, in großen Gebaͤuden, deren Gaͤnge mit Marmor- oder geschliffenen Kellheimer-Platten ausgelegt sind, im hohen Sommer an, wenn entweder ploͤzlich viele Leute sich in denselben versammeln, oder wenn eine schwuͤle feuchte Luft als Vorbote eines nahen Regens in dieselben dringt. Die Marmor-Saͤulen schwizen, daß das Wasser herablaͤuft, und auf den Marmor-Platten am Fußboden steht das Wasser in Tropfen, als ob es geregnet haͤtte. Der gemeine Mann, dem dieses Phaͤnomen nicht entgangen ist, sagt mit Recht: „die Steine schwizen; es wird bald regnen.“ Dieses, Schwizen der Marmor-Waͤnde ist ein Beweis, daß die Luft, die dieselben beruͤhrt, mit sehr vielen Wassertheilchen geschwaͤngert ist, die zwar in der Luft durch die Waͤrme derselben noch in luftfoͤrmigem Zustande aufgeloͤst erhalten werden koͤnnen, die aber, sobald der Luft die Waͤrme, die diese Wassertheilchen in luftfoͤrmigem Zustande aufgeloͤst erhaͤlt, durch die Kaͤlte der glatten Marmorwaͤnde entzogen wird, diese Wassertheilchen in tropfbar fluͤssigem Zustande fallen laͤßt. Die kalten Marmorwaͤnde, die der sie beruͤhrenden Luft den Waͤrmestoff immerdar entziehen, werden daher auch immer naß werden, sobald die Luft Feuchtigkeit enthaͤlt. Diesen Wasser-Erzeugungs-Proceß sieht man vielleicht nirgendwo in einem Gebaͤude in Europa schoͤner, als in der Kirche der h. Wallburga zu Eichstaͤdt, wo an der Marmorwand, die das kuͤhle Grab dieser heiligen Aebtissinn dekt, das Wasser an derselben immerdar in Tropfen herabtraͤufelt. Dieses Wasser wird gesammelt, und als Wallburgis-Oehl als Heilmittel gegen alle Krankheiten in kleinen Flaͤschchen verkauft: eine Traffik, die dieser Kirche jaͤhrlich zwischen 42-20,000 fl. traͤgt. Alle Thénard's und d'Arcet's werden dem Wasser-Praͤcipitations-Processe an diesem Grabe mit allen Wachsuͤberzuͤgen kein Ende machen, so lang die Kirche nicht kaͤlter, und die Gruft und der Stein, der sie dekt, nicht waͤrmer wird. Alle sehr diken Waͤnde sind kalt, und daher an ihrer Oberflaͤche feucht, und sogar naß, sobald die Luft, die sie umgibt, einen gewissen Grad von Temperatur am Thermometer und einen gewissen Grad von Feuchtigkeit am Hygrometer zeigt, und nicht in einer raschen Stroͤmung erhalten wird. Die Physiker haben sich, so viel wir wissen, noch nicht die Muhe gegeben, das Verhaͤltniß der Temperatur einer Wand zu der Temperatur der von derselben eingeschlossenen Luft und des Grades der Feuchtigkeit der lezteren, als den drei Bedingungen zur Wassererzeugung an einer Wand, zu bestimmen: es waͤre indessen eben so sehr der Muͤhe werth hier den Thaupunkt zu bestimmen, als man ihn in freier Luft und an den Fensterscheiben durch Daniell's Versuche bereits kennt. Wir koͤnnten dadurch vielleicht die Aufgabe, zu trokenen Waͤnden zu gelangen, in einigen schwierigen Faͤllen leichter loͤsen, denn wir sehen in Pallaͤsten wie in Kerkern und in Kirchen wie in Schauspielhaͤusern oft das Wasser von den Waͤnden laufen. Insofern Wachsuͤberzug die Waͤnde glatt macht, muͤssen sie sogar, unter den eben angegebenen Bedingungen, noch feuchter werden, da glatte Flaͤchen an einem Koͤrper immer kaͤlter sind, als rauhe an eben demselben.A. d. U. die Kuppel der Kirche St. Geneviève troken gelegt wurde. Da dieses Verfahren immer mehr und mehr Anwendung gewinnt und auch zur Auskleidung von Cisternen, zur Erhaltung von Statuͤen und Basreliefs verwendet wird, so theilte der Recueil diesen Aufsaz noch ein Mal mit, und fuͤgte demselben Abbildung und Beschreibung des Oefchens mit, das bei dem Auftragen dieser Wachs-Composition unentbehrlich ist. Dieses Oefchen (der Vergolder-Ofen, réchaud du doreur) ist so eingerichtet, daß das Brenn-Material auf einem senkrecht stehenden Roste brennt, ungefaͤhr so, wie bei den Brat-Oefchen und bei dem Oefchen der Siegellak-Fabrikanten. Man bedient sich desselben, um Flaͤchen damit zu waͤrmen, die senkrecht stehen oder mehr oder minder gegen den Horizont geneigt sind; auch um die Deke von Zimmern oder Saͤlen damit zu waͤrmen. Fig. 10 zeigt dieses Oefchen von der Vorderseite und im Perspective. Der Dekel, A, B, C, D, wird mittelst des Griffes, P, abgehoben, und dreht sich in den beiden Gewinden, E, E, wie man in Fig. 11 sieht, und in Fig. 12 und 13 bei, C. N, N, N, N, N, N, sind sechs starke Eisendrathe, die die Kohlen in dem Oefchen zuruͤkhalten. Die Enden derselben stehen auf der rechten Seite der Figur vor, und man sieht sie in ihrem Durchmesser in den Punkten, N, N, an Fig. 12 und 13. Das Oefchen ist unten durch das Blech, F, G, H, I, geschlossen, welches zugleich als Aschenherd, M, fuͤr die niederfallende Asche dient. Wenn man sich dieses Oefchens bedienen will, oͤffnet man den Dekel, A, B, C, D, fuͤllt es mit gluͤhenden Kohlen, schließt den Dekel, und traͤgt es mittelst des Stieles, L, dort hin, wo man es haben will. Dieser Stiel, L, den man in Fig. 12 und 13 sieht, kann entweder unter einem rechten Winkel auf das Oefchen, wie in Fig. 13, oder unter einem schiefen, wie in Fig. 12, angebracht seyn, je nachdem es die Arbeit fordert. (Er wuͤrde sich wohl auch in einer Art Nuß mit einer Stellschraube so anbringen lassen, daß er nach Belieben gestellt werden kann.) Fig. 11 zeigt das Oefchen von hinten. B, C, ist die hintere Linie des Dekels und, E, E, sind die beiden Gewinde. P, ist der Griff. I, ist eine kreisfoͤrmige oder elliptische Platte, die die Hand des Arbeiters gegen die Einwirkung der Hize schuͤzt, wenn er das Oefchen bei dem Griffe umher traͤgt. I, in Fig. 13, zeigt die Lage dieser Platte zwischen dem Oefchen und der Hand des Arbeiters. Man kann in diesem Oefchen Holzkohlen und Kohks brennen. Das Feuer wird, wie gewoͤhnlich, unterhalten. Bei dem Gebrauche haͤlt man es gegen den Gegenstand hin, den man damit troknen oder erwaͤrmen will, und faͤhrt damit hin und her. Die Menge des Brennmaterials, die Entfernung, die mehr oder minder senkrechte Lage bleibt der Erfahrung des Arbeiters und dem Zweke desselben uͤberlassen. Man verfertigt diese Oefchen in verschiedener Groͤße und in verschiedenen Formen, so wie die Arbeit es erfordert. In Fig. 10 haͤlt die Linie, A, D, 18 Zoll. Hieraus ergeben sich die uͤbrigen DimensionenEs scheint uns, daß die Kohlen in diesem Oefchen ohne allen Luftzug nicht lang genug brennen werden, und daß man durch den Stiel oder auf irgend eine Weise Luft in denselben schaffen muͤsse.A. d. U..

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