Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 31, Jahrgang 1829, Nr. LXXXXI., S. 319
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LXXXXI. Miszellen. Miszellen. Ueber die Industrie zu Muͤhlhausen und in den naͤchsten Umgebungen dieser Stadt. Die vortreffliche Société industrielle de Mulhausen liefert in der 7ten Nummer ihres Bulletin einen Bericht uͤber die am 11. Sept. 1828 in diesem Staͤdtchen gefeierte Industrie-Ausstellung. So troken und nuzlos Berichte uͤber aͤhnliche Kunst-Ausstellungen gewoͤhnlich sind, so muͤssen wir doch gestehen, daß dieser Bericht fuͤr den Freund der Industrie lehrreich, wenigstens weit lehrreicher, als die Berichte uͤber die Industrie-Ausstellung zu Paris und London, ausgefallen ist. Muͤhlhausen, das kleine Muͤhlhausen, das einst eine freie Reichsstadt gewesen ist, seit ungefaͤhr zwei Jahrhunderten eine kleine aristokratische Republik war, die mit Frankreich und mit der Schweiz zugleich in Allianz stand, und dessen einzige universalhistorische Merkwuͤrdigkeit diese war, daß der unsterbliche Lambert in ihren Mauern geboren wurde, war noch vor 70 Jahren kaum dem Namen nach in der Handelswelt bekannt, und ist heute zu Tage eine der beruͤhmtesten Fabrik-Staͤdte Frankreichs. Zu jener Zeit bestand seine Industrie bloß in der Verfertigung grober Wollentuͤcher, welche besonders von den Landleuten gesucht waren. Es ist sehr wahrscheinlich, daß dieser Industriezweig großen Gewinn brachte, denn ein Theil der Buͤrger befuͤrchtete, der Reichthum und der Einfluß einiger Fabrikanten moͤchte sich uͤber alles Verhaͤltniß uͤber die Macht und den Einfluß der anderen Buͤrger vermehren, und bewirkte beim Magistrate im Jahre 1750 den Erlaß eines Ediktes, welcher die Anzahl der Tuͤcher, welche jaͤhrlich aus einer einzigen Werkstaͤtte hervorgehen duͤrften, auf eine bestimmte Zahl beschraͤnkte. Diese Beschraͤnkung blieb aber ziemlich ohne Wirkung, denn sie wurde sehr haͤufig uͤbertreten, weil die Geldstrafe, welche man im Betretungsfalle zu bezahlen hatte, in Verhaͤltniß zu dem bei einer ausgedehnten Fabrikation zu erlangenden Vortheile sehr gering war. Tuͤcher, welche lange Zeit den Haupthandel Muͤhlhausens ausmachten, machen heute zu Tage nur einen kleinen Theil desselben aus, seitdem von dieser Stadt unabhaͤngige Umstaͤnde ihre Ausfuͤhrung sehr vermindert haben, besonders aber seitdem die Kattun-Weberei und Kattun-Drukerei einen so großen Aufschwung nahmen. In diesem Zustande war die Industrie Muͤhlhausens, als im Jahre 1746 drei Muͤhlhaͤuser, die HHrn. Samuel Koͤchlin, Johann Jacob Schmaltzer und Johann Heinrich Dollfus eine Kattun-Drukerei errichteten, und so den ersten Grund zum spaͤteren Wohlstande dieser Stadt legten. Die Ersten, die in der Mitte des 8ten Jahrzehendes des vorigen Jahrhundertes die Kattundrukerei anfingen zu vervollkommnen, waren die HHrn. Oberkampf, Widmer, und J. M. Haußmann, dessen Soͤhne gegenwaͤrtig in der Nahe von Kolmar eine der schoͤnsten Kattun-Fabriken besizen. Nach und nach brachten und machten andere verdiente Maͤnner neue Erfindungen; Hr. Hartmann brachte den sogenannten Lapis aus England, der erst in dem Hause Nik. Koͤchlin und Bruͤder die gehoͤrige Vervollkommnung erhielt. Hr. Dan. Koͤchlin-Schuch erfand im Jahre 1810 zuerst die Kunst, auf baumwollenen Zeugen einen tuͤrkisch-rothen Grund hervorzubringen, was bis auf jene Zeit nur bei Garn geschehen konnte; alsdann erfand er das Verfahren, auf eben diesem Grunde alle sogenannten Schilderfarben wegzuaͤzen und so elegante und bunte Muster hervorzubringen, die besonders durch ihre Reinheit merkwuͤrdig warenWir haben gleichzeitlich diesen Industriezweig ins Leben gerufen und ihn in unseren Augsburger Fabriken eingefuͤhrt (Bancrofts Faͤrbebuch Bd. II. S. 438 und 472.), wo er bis jezt noch, nach weiteren Vervollkommnungen dieser HHrn. Fabrikanten, einen Hauptzweig der Fabrikation ausmacht.A. d. R.. Kattun-Weberei brachte Hr. Risler vorzuͤglich in Aufnahme. Man begnuͤgte sich bis zu Anfang dieses Jahrhundertes mit tuͤrkischer Baumwolle, die in den Vogesen mit der Hand gesponnen wurde. Erst unter des unsterblichen Kaisers weisem Continental-Systeme wurden Spinn-Muͤhlen im Elsaß errichtet; erst im J. 1806 zu Wesserling die erste) dann eine im J. 1807 zu Masevaux, zu Muͤhlhausen im J. 1809 und zu Guebwiller im J. 1810. (In Oesterreich, wo Joseph zum Wohle seiner Unterthanen das so sehr verschriene Continental-System fruͤher befolgte, waren diese Spinnmuͤhlen 10 Jahre fruͤher.) Napoleon schenkte Muͤhlhausen die Ehre, mit Manchester und Glasgow in Concurrenz zu treten, und das kleine Muͤhlhausen mit seinen naͤchsten Umgebungen (lediglich von Reformrirten bewohnt) hatte bald mehr Industrie, als zehn andere Departemente Frankreichs zusammengenommen: seine Industrie-Produkte haben die der stolzen Insel in den ersten 10 Jahren schon uͤbertroffen. Allein, so wie mit Napoleon das Einfuhr-Verbot englischer Waaren in Frankreich zu Grunde ging, und Italien und Piemont, wieder von Frankreich getrennt, gleich im Anfange ihrer Trennung mit englischen Waaren uͤberschwemmt, und spaͤter in Piemont und Ober-Italien, ganz nach Joseph's und Napoleon's Grundsaze, Einfuhr-Verbot auslaͤndischer Fabrikate wieder hergestellt wurde, erlitt die Industrie des suͤdlichen Elsasses einen Stoß, der ihre Riesenkraft fuͤr eine Reihe von Jahren laͤhmte. Wir werden nicht Nro. fuͤr Nro. alle Industrie-Produkte dieser gewerbfleißigen Stadt, die in dieser lehrreichen Industrie-Aufstellung glaͤnzten, hier aufstellen. Am allerwenigsten koͤnnen wir bei den Werken der schoͤnen Kuͤnste, der Mechanik und Chemie, verweilen, wenn wir auch zu vorzuͤglichen Ehren dieser achtbaren Gesellschaft bemerken muͤssen, daß sie uns mehr, als manche Akademie, den magischen Kreis, zu zeichnen und richtig zu berechnen versteht, der die schoͤnen und hoͤheren Kuͤnste mit den nuͤzlichen vereint. Die Gesellschaft scheint mit jenem weisen Roͤmer zu sagen: nisi utile est, quod facimus, stulta est gloria; und manche Akademie scheint heute zu Tage behaupten zu wollen: nisi futile est, quod facimus, stulta est gloria. N. 1. HHrn. Schlumberger und Rott. Adrianopelroth. Diese Herren sezen jaͤhrlich an 15,000 Stuͤke solcher Kattune ab. N. 2. HHrn. Dan. Baumgartner und Comp. Hoͤchst feine Perkals und Jaconnats. Diese Herren verfertigen bloß weiße. Waaren und beschaͤftigen 170 Arbeiter. N. 5. HHrn. Schmaltzer-Hartmann. Feine Billards-Tuͤcher, zu 30 Franken die Elle; Tuch zum Walzen-Druke etc. N. 7, 17, 44. HHrn. Casp. Dollfus, Huguenin u. Comp. Tuͤrkisch-rother Croise mit Golddruk. N. 8. HHrn. Mart. Thyß u. Comp. Sehr schoͤne Wollentuͤcher; vorzuͤglich leichte, die drapszéphirs. Sie erhielten bereits zwei Mal Medaillen bei den Ausstellungen zu Paris. N. 9. HHrn. Matth. Mieg u. Sohn. Wollentuͤcher. Ihre Tuchfabrik ist die aͤlteste zu Muͤhlhausen. N. 10. HHrn. Dietrich. Eine Tuchfabrik, die sich schnell hebt. N. 11. HHrn. Rob. Bovet. Kattunfabrik. Sie hat bloß Handstuͤhle in der Gegend von Thann. N. 12. HHrn. Bruͤder Katz. Sie erzeugen viel ordinaͤres Tuch auf Kunststuͤhlen und scheren mit Collier's Maschine. N. 13. HHrn. Schlumberger. Ihre Spinnmuͤhle liefert ihnen Garn fuͤr 800 Stuͤhle, mit welcher sie jaͤhrlich an 30,000 Stuͤke Calicos erzeugen, die sie selbst druken, großen Theils mit Cylindern. Sie beschaͤftigen 16–1700 Arbeiter. Zwei Drittel ihrer Waaren wird in Frankreich, ein Drittel ungefaͤhr im Auslande abgesezt. N. 14. Hr. Dav. Koͤnig. Er verfertigt bloß weiße Baumwollen-Waaren, die vorzuͤglich nach Paris gehen. Er beschaͤftigt ungefaͤhr 200 Stuͤhle, die in den naͤchsten Doͤrfern zerstreut sind, und erzeugt jaͤhrlich an 6000 Stuͤke. N. 15. HHrn. Schlumberger-Steiner u. Comp. Sehr schoͤne Jaconnats, seine Percale, Matapolams-Calicots etc. Ihre Spinnmuͤhle von 7000 Spindeln liefert ihnen taͤglich uͤber 3 Ztr. Garn, das auf 500 Armstuͤhlen zu ungefaͤhr 300,000 Ellen jaͤhrlich verarbeitet wird. Sie beschaͤftigen an 900 Arbeiter. N. 16. Hr. Js. Koͤchlin. Diese Fabrik ist die aͤlteste, und verfertigt sehr schoͤne Calicots. Sie hat ihre eigene Spinnmuͤhle und 240 Kunst-Stuͤhle. Hr. Js. Koͤchlin war der Erste, der den Muth hatte, Kunst-Stuͤhle im Großen einzufuͤhren. N. 18. HHrn. Schlumberger, Grosjean u. Comp. Schoͤne Percale und Jaconnats. Sie haben 820 Stuͤhle im Gange, und ihre Spinnmuͤhle von 12,000 Spindeln liefert ihnen taͤglich 630 Pfd. Garn. Sie verfertigen sehr schoͤne Mousseline mit Atlasstreifen. Alles, was Chemie und Mechanik in ihrem Fache Neues hat, findet sich in ihrer Werkstaͤtte. N. 20. HHrn. Reber, Mieg u. Comp. Schahle und gedrukte Kattune. N. 21. HHrn. Nik. Schlumberger u. Cp. Ihre Baumwollen-Spinnerei ist so gut, wie jede englische. Sie wurde waͤhrend der glaͤnzendsten Epoche Frankreichs, im J. 1810, errichtet, wo kein englisches Garn eingefuͤhrt werden durfte. Sie haben ihre eigenen großen Werkstaͤtten, in welchen alles, was zu einer Spinnmuͤhle gehoͤrt, verfertigt wird. Ihr Faden, N. 240 Metrique, wurde bisher in Frankreich noch nicht erreicht, viel weniger uͤbertreffen. Zwei Wasserraͤder und eine Dampf-Maschine geben ihren Spinnmuͤhlen die Kraft von 80 Pferden, die ihre 52,000 Spindeln treiben. 1130 Menschen spinnen und 280 sind mit Verfertigung der zu den Spinnmuͤhlen noͤthigen Werkzeuge beschaͤftigt. N. 22. Lor. Weber Witwe. Sie verfertigt schoͤne Siamoises und Saktuͤcher, und sezte viel nach Spanien ab. Der lezte spanische Krieg hat ihr, so wie der Industrie der Elsasser uͤberhaupt, sehr geschadet. N. 23. HHrn. Nik. Koͤchlin und Bruͤder. Sie spinnen auf 26,000 Spindeln mit 6–700 Arbeitern taͤglich an 7 Ztr. Garn, woraus sie jaͤhrlich an 68,000 Stuͤke gedrukte Waare erzeugen. Sie haben noch nicht viele Kunststuͤhle, schweifen aber auf der Maschine. Ihre Drukerei, vorzuͤglich durch Entfaͤrbung und Anwendung des Chromes, ist eine der vorzuͤglichsten. N. 24. HHrn. Gros, Davillier, Roman u. Comp. Ihre Spinnerei ist eine der aͤltesten, und ward erst vor Kurzem ganz neu umgeschaffen. Sie weben sehr schoͤnen Baumwollen-Damast und bedienen sich hierzu der Stuͤhle a la Jacquard, die die alte Damast-Weberei gaͤnzlich verdraͤngen werden. N. 25. Hr. Koͤchlin-Ziegler verfertigt und gravirt herrliche Walzen zum Cylinder-Druke. Sein Stich ist weit tiefer als der der Englaͤnder, die gewoͤhnlich nur mit falschen Farben druken. N. 26. HHrn. Kestner, Vater und Sohn, zu Thann. Chemiker, die jaͤhrlich 30,000 Kilogramm (mehr als 600 Ztr.) Weinsteinsaͤure erzeugen, „wovon ungefaͤhr die Haͤlfte nach Baiern und nach der Schweiz geht“ (dont la moitié est environ exportée et achetée principalement par la Baviére et la Suisse); 20,000 Kilogramm Zinnsalz, „das nach eben diesen Laͤndern geht“ (dont les débouchés sont les mêmes); 20,000 Kilogramm Bleisalz fuͤr die Elsasser Fabriken. Sie erzeugen auch brennzelige Holzsaͤure, essigsaures Eisen etc. N. 27. HHrn. Scherrer, Zuͤrcher u. Cp. zu Thann. Ihre Drukerei ist eine der vorzuͤglichsten. Sie druken so schoͤn, als die besten englischen Fabriken. Zwei Dampfmaschinen geben ihren Maschinen die Kraft von 32 Pferden; außer diesen haben sie noch vier Wasserraͤder. Sie druken auf 120 Tischen und beschaͤftigen 350 Arbeiter, die 24–25,000 Stuͤke gedrukter Waare liefern. N. 28. Hr. Xav. Jourdain u. Comp. Hr. Jourdain hat seine Fabrik selbst mit 100 Kunststuͤhlen versehen, zu deren Bedienung er 50 Arbeiter, Jungen und Maͤdchen von 12–18 Jahren verwendet. Ein solcher Arbeiter verdient sich an 2 Stuͤhlen, die er besorgt, so viel als Ein Weber auf Einem Handstuhle; 1 1/4–1 1/2 Franken. Ein ganzes Stuͤk Calicot kommt ihm an Arbeitslohn nicht hoͤher als 2 Frank, 85 Cent. Seine Stuͤhle sind sehr einfach und gehen sehr leicht. N. 29. HHrn. Großheintz und Hartmann. Sie haben ihre eigene Spinnmuͤhle und Fabrik, und erzeugen jaͤhrlich an 12,000 Stuͤke Calicots. Ihre Spinnmuͤhle mit 7000 Spindeln beschaͤftigt an 120 Arbeiter, und liefert taͤglich 2 Ztr. 20 Pfd. Garn. N. 30. Hr. Alex. Franck. Er verfertigt eine neue Waare: Mousseline-Guingham; schoͤne Halstuͤcher und Matapolams. Er beschaͤftigt 120 Stuͤhle. N. 31. Hr. Pet. Kohler; ein Mechaniker von seltenem Talente, der mit sehr schlechten Werkzeugen die zusammengeseztesten Modelle sehr nett zu arbeiten versteht. N. 33. HHrn. Bruͤder Risler; Mechaniker, die die fuͤr die uͤbrigen Fabriken noͤthigen Maschinen verfertigen und vorzuͤglich schoͤne Kardaͤtschen. Sie haben seit 4 Jahren bereits 25 Dampfmaschinen verfertigt, die zusammen die Kraft von 340 Pferden betragen, und, seit ihre Fabrik besteht, 56 Spinnmuͤhlen in Frankreich und im Auslande vollstaͤndig eingerichtet. In manchem Jahre brauchen sie bis an 700 Arbeiter. Ihre Gießerei ist herrlich eingerichtet. Sie verfertigen auch Kunststuͤhle, und haben deren bisher nicht weniger als 980 geliefert. Die Zahl der von ihnen gelieferten Spindeln zu Spinnmuͤhlen belaͤuft sich beinahe auf 300,000 Stuͤke. N. 34. Hrn. Heilmann's neue Spinnmuͤhle werden wir in einem der naͤchsten Hefte mittheilen. N. 35. Hr. Martin Ziegler. Er verfertigt Calicots, Percale, Mousseline und faconnirte Stoffe. Gewoͤhnlich beschaͤftigt er 1100 Stuͤhle, in manchem Jahre 1500. Sein Vater, der diese Fabrik im J. 1786 gruͤndete, fand die Baumwollen-Manufaktur noch in ihrer Kindheit. Er mußte die tuͤrkische Baumwolle auf die benachbarten Doͤrfer vertheilen, und wenn er auch Tausende von Weibern und Kindern beschaͤftigte, so war der taͤgliche Verdienst eines solchen Arbeiters doch nicht viel uͤber 6–8 Sous. Die Weber waren gleichfalls in den Doͤrfern vertheilt, und erhielten fuͤr ein Stuͤk von 14–15 Ellen 2 1/2 Franken Weberlohn. Seit dieser Zeit stieg der Arbeitslohn ungemein. Vom J. 1808 bis 1813 mußte man 20 Sous fuͤr die Elle bezahlen. Gegenwaͤrtig bezahlt man wieder nur 5–6 Franken fuͤr ein Stuͤk von 27–28 Ellen. Schon im J. 1805 fuͤhrte Hr. Ziegler das fliegende Schiffchen (la navette volante) ein, das er bei den Schweizern kennen lernte; allein, die Baumwollen-Manufaktur blieb noch zuruͤk, weil es an Spinnmuͤhlen fehlte. Die Wolle, die im J. 1806 das Pfd. 16 Franken kostete, kommt jezt bei den Spinnmuͤhlen auf 2 Franken. Die rohe amerikanische Baumwolle, die ehevor das Pfd. 7–10 Franken kostete, kommt jezt auf 1 Franken oder 1 Franken 10 Cent., und so sank auch der Preis eines Stuͤkes Calicot, wovon ehevor die Elle 4 1/4–4 1/2 Franken kostete, auf 1 Franken. Man sieht hieraus, wie viel man den Maschinen zu verdanken hat, und wie viel der Akerbau durch die zunehmende Industrie gewinnt. Mit der Nachfrage nach Baumwolle stieg die Cultur derselben, und dadurch, daß mehr Nachfrage nach Baumwolle wurde, und die Cultur derselben daher zunahm, ward die Baumwolle um zehn Mal wohlfeiler. N. 36. HHrn. Wagner und Schwarz. Die Bandfabrik dieser Herren ist bisher die einzige zu Muͤhlhausen, und besteht erst seit einem Jahre. N. 37. HHrn. Andr. Koͤchlin. Das Gußwerk dieser Herren ist eine ganz ausgezeichnete Anstalt. Sie gießen Stuͤke von 80 Ztr. Schwere und daruͤber, und schmelzen in ihren beiden Oefen regelmaͤßig 20 Ztr. Eisen in Einer Stunde. Ihr Geblaͤse nach Art einer Archimed'schen Schneke ist ganz vortrefflich. Sie beschaͤftigen sich vorzuͤglich mit Verfertigung von Geraͤthschaften, die zur Baumwollen-Manufaktur nothwendig sind. N. 38. HHrn. Mantz und Heilmann. Vorzuͤglich schoͤne Sak- und Halstuͤcher. N. 39. HHrn. Dollfus-Mieg u. Comp. Dieses Haus besizt eine sehr große Spinnerei 24,000 Spindeln, die 500 Arbeiter beschaͤftigen und taͤglich 6 Ztr. 28 Pf. Garn liefert, das bei Hause verarbeitet wird, und eine verhaͤltnißmaͤßige Kattun-, Calicot- und Percal-Fabrik. Diese Fabrik webt jezt ein Stuͤk um 2 Franken, das ehevor 5 Franken 60 Ct. Weberlohn kostete. Sie ward unter Napoleon im J. 1812 gegruͤndet, und mußte, da es in Elsaß an Webern fehlte, Weber aus der Schweiz kommen lassen. Sie mußte fuͤr ein Stuͤk von 20 Ellen 16 Franken Weberlohn bezahlen, waͤhrend ihr jezt ein Stuͤk von 28 bis 30 Ellen nur 4 1/2 Franken Weberlohn kostet. Alles zusammen genommen kommt die Elle ihr nur auf 80 Cent. 20 Ellen kommen demnach jezt im Ganzen gerade so hoch, als ehevor das bloße Weberlohn derselben. Dazu mußten aber die Leute, wenn man so sagen darf, erst abgerichtet werden, und das Haus Dollfus-Mieg hat, seit 1812, deren uͤber 10,000 abgerichtet. Sie druken jaͤhrlich zwischen 50 und 60,000 Stuͤke. N. 40. HHrn. Thierry-Mieg. Diese Herren beschranken sich vorzuͤglich aus Adrianopel-Roth, das sie vorzuͤglich schoͤn liefern. N. 42. Hr. Engelmann, der zu Muͤhlhausen, wie zu Paris und London, seine Lithographie hat. N. 43. HHrn. Blech, Fries u. Comp. Dieses alte Haus hat eine Spinnerei von 13,000 Spindeln, eine Drukerei, eine Dampffaͤrberei, und beschaͤftigt an 2400 Arbeiter. N. 45. HHrn. Risler und Koͤchlin. Schoͤne Schahls und Halsbinden. N. 46. HHrn. Schlumberger und Dettwiller. Schoͤne Tuͤcher. N. 47. Frau Marie Dollfus, Witwe Meyer. Eine Spinnerei von 10,800 Spindeln, die jaͤhrlich an 2000 Ztr. Baumwollengarn liefert. N. 48–55. HHrn. Joh. Zuber u. Comp. Papier-Tapeten-Fabrik. Diese Herren erzeugen gegenwaͤrtig an 90,000 Rollen jaͤhrlich, außer 1000 großen Landschaften und 4–5000 einzelnen Gegenstaͤnden. Sie ließen mehr als 4000 Platten stechen. In ihrer Fabrik wurden mit Beihuͤlfe ihres Schwagers, des Hrn. Spoͤrlin zu Wien, die sogenannten nuances fonderes gedrukt, die auch in den Kattundrukereien eingefuͤhrt wurden. Ihre Tapeten sind so rein und schoͤn, daß sie mit Recht den Namen papiers taille douce verdienen. Diese Herren besizen eine eigene Papier-Muͤhle, die jaͤhrlich 5000 Rieß Papier fuͤr ihre Fabrik, 4000 Rieß Schreib- und Drukpapier und 2000 Rieß ordinaͤres Papier verfertigt. Sie verfertigen auch das feine Papier fuͤr Copier-Pressen, das sogenannte Schweizer-Papier fuͤr Lithographie und Kupferdruk. Sie haben ferner eine chemische Fabrik zur Farbenbereitung, und verfertigen sehr schoͤnes neutrales und saures chromsaures Kali; Spießglanz- und Soda-Hydrosulfat; essigsaures Kupfer und Kalk. Sie haben buchstaͤblich das ganze Chrombergwerk im Departement du Var erschoͤpft, und ließen dann Chrom aus Nordamerika kommen. Seit dieser Zeit verfertigen sie jaͤhrlich zwischen 40–60 Ztr. chromsaures Kali. Sie koͤnnten noch mehr erzeugen, wenn das Ministerium sie fuͤr die Salpeter-Accise bei der Ausfuhr entschaͤdigen wuͤrde, indem sie dann das Kilogramm um 5 Franken wohlfeiler geben koͤnnten. N. 49. HHrn. Ferguson und Bornégue. Sie besizen eine Spinnerei von 5000 Spindeln. N. 50. Hr. Ferd. Heilmann gravirt Walzen zum Walzendruke ungemein schoͤn und richtig. Er besizt zu seiner Arbeit eine eigene Maschine, die hier etwas undeutlich beschrieben ist. Wir wissen nicht, ob es die Maschine der HHrn. Chapman, Jopling etc. ist, mit welcher diese die Wunderwerke drechseln, die man zuweilen im Mechanics' Magazine abgebildet findet, und die in der Model-Schneiderei eine Revolution hervorbrachten. N. 51. Hr. Studer, Mechaniker, stellte eine Schnellwage aus, die ganz nach den Grundsaͤzen der Wage des Hrn. Quintenz eingerichtet ist, und die er fruͤher verfertigte, als Hr. Quintenz die seinige in den Handel brachte. N. 57. HHrn. Heilmann, Vater und Sohn. Sie verfertigen Kunststuͤhle, die weit einfacher sind, als die englischen, und nur 350 Franken kosten. Diese Stuͤhle sind unter dem Namen Elsaͤsser Stuͤhle bekannt, und sind aͤlter als jene von Débergue. N. 58. HHrn. Humbert und Borel, Metall-Gießer. Sie beschaͤftigen sich vorzuͤglich mit Walzenguß. N. 59. Hrn. Neisser's Spar-Ofen, der sehr gelobt wird. Wir sehen also hier aus einem Staͤdtchen, das vor zwei Generationen kaum dem Namen nach bekannt war, einen Fabrikort hervorgehen, der, bloß nach fragmentarischen Angaben, uͤber 12,000 Arbeiter beschaͤftigt, uͤber 300,000 Stuͤk Waaren erzeugt, uͤber 5000 Weberstuͤhle im Gange haͤlt. Alles dieß entstand mitten unter den Schreknissen einer Revolution, und mitten unter einem verderblichen 20jaͤhrigen Kriege, der mit dem Untergange des Reiches sich endete, dem dieses Staͤdtchen angehoͤrt; entstand unter der Leitung eines Mannes, der weise genug war, einzusehen, daß Frankreich dasjenige nicht soll aus England und der Schweiz kommen lassen, was in Frankreich selbst erzeugt werden kann; der also Einfuhr aus dem Auslande auf das Strengste verbot, und dadurch theils Englaͤnder und Schweizer noͤthigte, ihre Fabriken nach Frankreich uͤberzutragen, theils die franzoͤsischen Capitalisten ermunterte, ihr Geld auf Fabriken zu verwenden. So entstanden unter Napoleon's weisem Einfuhr-Verbote nicht bloß der groͤßte Theil der hier angefuͤhrten Fabriken, sondern der groͤßte Theil der gegenwaͤrtig noch in Frankreich vorhandenen. Als das „beweinenswerthe“ Ministerium, schelsuͤchtig auf den zunehmenden Wohlstand der Buͤrger, der theils aus dem Gelds hervorging, das nun in Frankreich blieb, waͤhrend es, ehevor nach England zog, die kraͤftigen durchgreifenden Maßregeln Napoleon's in halbe Maßregeln verwandelte, sank die franzoͤsische Industrie bis zu einer Tiefe, die ihrem Einsturz drohte. Wir wissen, welche Erschuͤtterungen das gute Muͤhlhausen erlitten hat. Vorschlag in Staffordshire eine Compagnie zu errichten, die das Gas in eisernen Roͤhren laͤngs der Chausseen nach London leiten soll. Das Repertory of Patent-Inventions enthaͤlt im Februar-Hefte S. 89. den gigantesken Vorschlag, Leuchtgas an den Steinkohlengruben von Staffordshire zu erzeugen, und 110 englische (27 1/2 deutsche) Meilen weit laͤngs der Heerstraße zu leiten. Das Gas wird besser, je laͤnger es laͤuft. Die Kosten sollen kein hoͤheres Capital fordern, als das der London Gas Company (409,000 Pfd. Sterl. in Actien zu 30 Pfd. Sterl). Die Londoner Gas-Gesellschaften zahlen ihren Actionaͤren 6, 8, 40 p. C., und muͤssen den Chaldron Kohlen mit 38 Shill. kaufen, waͤhrend der Chaldron Kohlen am Berge in Staffordshire nur 5 Shill. kostet. Der Arbeitslohn wird in dieser Entfernung von der Hauptstadt nur die Haͤlfte betragen, und das Gas, das auf diesem langen Wege immer reiner wird, wird doppelt so viel Licht geben. Der Arbeitslohn kostet den Londoner Gas-Gesellschaften jaͤhrlich ungefaͤhr 75,000 Pfd. Sterl.; in Staffordshire wuͤrde er vielleicht nur 19,000 betragen. Kohks sind von den Fabrikanten in Staffordshire so sehr gesucht, als von den Vornehmeren und von gewissen Arbeitern zu London. London wird von den verderblichen Ausfluͤssen so vieler Manufakturen, die die Luft und selbst das Wasser der Themse vergiften, befreit. Man erwartet nun den Ausspruch des Publikums uͤber diese Universal Gas-Company,“ mit welcher alle uͤbrigen Gas-Compagnien zu London zur Verbindung eingeladen sind. Das bedaͤchtliche Repertory findet diesen Vorschlag nicht so ganz verwerflich, obschon noch Erfahrungen uͤber die Leuchtbarkeit des Gases durch eine so lange Streke fehlen. Es bemerkt bei dieser Gelegenheit, daß die allgemein angenommene und so oft wiederholte Behauptung, daß das Gas der Chartered Gas-Company zu London 130 englische Meilen weit geleitet wird, ein reiner Irrthum ist, indem bisher noch keine Gas-Leitung bekannt ist, die, in gerader Linie vom Gasometer, weiter reichte, als drei englische Meilen. Wenn auch die ganze Roͤhren-Streke dieser Compagnie so viel, oder noch mehr als 150 engl. Meilen, betragen sollte, so reicht sie doch vom Gasometer bis zur Lampe nicht weiter als 3 englische Meilen. Eine Compagnie versuchte es ein Mal, das Gas fuͤnf engl. Meilen weit zu leiten, fand aber, daß das Gas eben so viele Stunden brauchte, um an seine Bestimmung zu gelangen, und mußte daher diese Unternehmung aufgeben. Kosten des neuen Baues der London-Bruͤke. Das Repertory of Patent-Inventions, Februar, 1829. liefert S. 102. eine aͤußerst interessante detaillirte Liste uͤber die bisherigen Ausgaben beim neuen Baue der Londoner Bruͤke. Sie betrug nicht weniger als 575,552 Pfd. Sterl. oder 6,906624 Fl. Merkwuͤrdig ist es, daß von diesen Kosten nicht weniger als 74,160 Fl. (6180 Pfd. Sterl.) dem Parliamente fuͤr die Erlaubnis des Baues, und an Prozeß-Kosten, fuͤr die Streitigkeiten, welche sich waͤhrend des Baues aus verschiedenen Gruͤnden ergaben, nicht weniger als 81,832 Fl. (6736 Pfd. Sterl.) bezahlt werden mußten. Die Schreiber verschlangen also von diesen 6,906624 Fl. nicht weniger als den vier und vierzigsten Theil? So einfach und wohlfeil ist die Gesezgebung in England, oder vielmehr solche Wallfische sind die Schreiber im Dienste derselben. Die Londoner Schiffs-Doke trug im lezten Halbjahre 1828 der London-Dok-Compagnie 101,510 Pfd. Sterl., und, mit den uͤbrigen Einnahmen, 174,885 Pfd., 3 Shill., 4 Den. Die Ausgaben beliefen sich auf 68,110 Pfd. 12 Shill. Hrn. Julius Griffith's Dampf-Wagen. Das Register of Arts gibt in seiner neuesten Nummer, 57. 30. Jaͤner 1829. S. 131. eine Notiz uͤber Hrn. Julius Griffith's Patent-Dampf-Wagen, aber ohne Zeichnung. Es bemerkt, daß, obschon die mit diesem Dampf-Wagen angestellten Versuche der Erwartung nicht entsprachen, mehrere Vorrichtungen an demselben seinen Nachfolgern nuͤzliche Winke geben koͤnnen, die sie bisher uͤbersehen haben. Ohne Zeichnung, die das Register nicht mittheilt, weil es keine erhielt, sind aber die hier mitgetheilten Notizen ohne Nuzen. Hr. Julius Griffith, der schon vor 8 Jahren, (im Januar 1821) ein Patent auf seinen Dampf-Wagen nahm, und der auch in Deutschland durch seine Reise nach Ostindien und durch die Herausgabe mehrerer Reisen seiner Landsleute als geistreicher Schriftsteller vorteilhaft bekannt ist, wird, wenn auch seine Erfindung unausgefuͤhrt blieb, immer das Verdienst haben, der Erste gewesen zu seyn, der kostbare Versuche uͤber die Anwendung der Dampfmaschinen zur Bewegung der Kutschen angestellt hat. Wenn er das Loos fast aller Erfinder hat, seine Erfindung nicht vollendet zu haben, so gereicht ihm dieß um so weniger zur Schande, als seine Nachfolger, die einst seine Erfindung vollenden werden, ihm nie die Ehre werden rauben koͤnnen, daß er der Erste war, der die Bahn gebrochen hat. Inventis facile est addere. Die Bruͤsseler Baͤker nehmen blauen Vitriol zu ihrem Brote. Die koͤnigl. niederlaͤndische Regierung fand sich gedrungen durch eine eigene Ordonnance den Baͤkern zu Bruͤssel unter Strafe des Gefaͤngnisses und der Einziehung des Gewerbes zu verbieten, blauen Vitriol bei dem Brotbaken zu gebrauchen, indem die schaͤdlichen Wirkungen hiervon sich an mehreren Einwohnern Bruͤssels deutlich zeigten. (Galignani Messenger. N. 4. 310.)Es waͤre wahrhaftig wieder noͤthig, daß ein Howard Europa durchreiste, der bei allen Baͤkern der Staͤdte, durch die ihn sein Weg fuͤhrt, Brot kauft, und Qualitaͤt und Quantitaͤt desselben aufzeichnet. (Bekanntlich war dieß das Geschaͤft jenes großen Menschenfreundes, Howard, der die Gefaͤngnisse in Europa bereiste, und zuerst auf eine Notwendigkeit der Verbesserung derselben aufmerksam machte. Bei der Redaction seiner Notate uͤber das Brot uͤberraschte ihn der Tod in der Krimm.) Es ist unglaublich, wie schlecht die Baͤkerei in vielen Laͤndern, namentlich in England, Frankreich, in den Niederlanden und im noͤrdlichen Deutschlande bestellt ist. Man kann sagen, daß man nur in der Schweiz, im ehemaligen Salzburg'schen, in Ober-Oesterreich, in Wien und Ungarn zumal in Debreczin, dann in der Tuͤrkei, gutes, schmakhaftes und gesundes Brot findet. Die franzoͤsische Akademie hat trefflich, Parmentier unsterblich uͤber die Kunst des Brotbakens geschrieben; aber die Franzosen koͤnnen kein Brot baken. Sie konnten sich an dem oͤsterreichischen, an dem ungarischen Brote nicht satt essen. C'ut du gâteau! riefen sie aus. Das schmekt wie Kuchen! Ein Oesterreicher kann das franzoͤsische Brot kaum hinabwuͤrgen, und mit dem englischen Ziegelstein-Brote ergeht es ihm noch schlechter. Es ist unglaublich, daß der menschliche Geist sich soweit sollte verirren koͤnnen, daß er ein solches Gift, wie blauer Vitriol, zum Brotbaken sollte verwenden wollen. Wahrscheinlich ist bei dem Berichte uͤber die Natur des Kupfers im Bruͤsseler Brote ein Irrthum unterlaufen. Es war allerdings Kupfer im Brote, aber kein schwefelsaures, sondern essigsaures. Der Baker hat es nicht absichtlich zum Brote genommen, sondern es ist durch seine Nachlaͤssigkeit und Unreinlichkeit in das Brot gekommen. Die Baͤker in den Niederlanden haben, wie die englischen Baͤker, kupferne Geschirre statt der in Deutschland uͤblichen hoͤlzernen, und durch diese kupfernen Geschirre kommt bei dem Gaͤhrungs-Prozesse des Teiges in der Baͤkerstube sehr leicht Kupfer, kohlensaures und essigsaures, in das Brot, zumal wenn man so unreinlich ist, wie der katholische Brabanter und Flamaͤnder es gewoͤhnlich ist, bei welchem Schweinerei aller Art eben so zur zweiten Natur geworden ist, wie bei dem protestantischen Hollaͤnder die hoͤchste Reinlichkeit. Aber selbst bei dieser wird der Gebrauch des Kupfers in Baͤkerstuben immer gefaͤhrlich und schaͤdlich; denn wenn man Brotteig auch auf der reinsten Kupferplatte knetet, oder stehen laͤßt, so wird der Teig immer einen Kupfergeruch und Kupfergeschmak erhalten, der auf eine feine Zunge und auf einen empfindlichen Magen immer nachtheilig wirken wird, auch Kupfergehalt durch Reagentien zeigen wird. Einen deutlichen Beweis, wie sehr die Koch- und Bakkunst in London selbst noch zuruͤk ist, lieferten wieder die lezten Weihnachten, wo man fuͤr die Armen nach uraltem Herkommen einen Budding von 1306 1/2 Pf. verfertigte, zu welchem (nach dem Standard, Galignani N. 4341) 475 Pfd. Mehl, 144 Pfd. Fett, 300 Pfd. Weinbeeren, 44 Pfd. Zuker, 3 Pfd. Ingwer, 2 1/2 Pfd. Gewuͤrznelken, 160 Quart Milch und 11 Quart starkes Bier kamen. Was kann aus einem solchen Bazen werden! Dieß war die Spende fuͤr 7–800 Arme. Sie kostete 23 Pfd. Sterl. oder 276 Fl. Wie kann man zu einer Zeit, wo der Arme zu London auf der Straße buchstaͤblich verhungerte, eine so alberne Spende an Arme machen. Um wieviel weiser, als die Gemeinde von Lambeth, handelte Baron Honywood, der den Armen auf seinen zwei Guͤtern zu Elmsted und Waltham ein Weihnachtsgeschenk von zwei fetten Ochsen und einigen Wagen voll Brot, und Carl Thannet, der dasselbe Weihnachtsgeschenk seinen armen Unterthanen machte! Auch der Koͤnig ließ an 800 Arme zu London zu Weihnachten Fleisch und Brot ertheilen. Dafuͤr regalirte aber, zum Christtage ein anderer englischer Herr sich und 51 Gaste an seiner Tafel mit einem Baron-Beefsteak, einem Schweinshaupte und mit einer Pastete, an welcher vier Bedienten zu tragen hatten. Da dieß eine alt englische Mahlzeit seyn sollte, so durfte kein Wein auf den Tisch, und die Gaste bekamen nur starkes Weizenbier (Strongale) und Schnapps. Cobbetts Papier aus den Spelzen des Mays. Wir, haben neulich von diesem Papier Nachricht gegeben. Nach einem neuen Bericht im Globe (Galignani 4320) gelingen die Versuche recht gut. Die Spelze (d.h. die feinen Blaͤtter, die den Fruchtkolben umhuͤllen) geben Schreibpapier, die Staͤngel Pakpapier. Hr. Cobbett ließ einige Stoͤke im Felde bis zum neuen Jahre stehen: die Frucht hatte nicht im Mindesten durch die Kaͤlte gelitten. Er erhielt von Einem Acre 400 Bushels. Feste und reine Gartenwege anzulegen. Um Gartengaͤnge und Eingaͤnge vor dem Hause immer troken und rein zu halten, empfiehlt das Register of Arts N. 57., 30. Jan. 1829. S. 144. Straßenkoth gut getroknet und durchgesiebt mit Steinkohlen Theer gut zu mengen und etwas feinen Schutt zuzusezen. Damit wird der anzulegende Weg in einer maͤßig diken Schichte gleichsam wie mit einem Grundlager belegt, und auf diesen Grund der gewoͤhnlich feine Schutt und Sand aufgefahren. Auf diese Weise werden alle Wuͤrmer und Insekten und auch alles Unkraut wird von diesen Wegen verbannt, und die Wege bleiben auch in nasser Witterung immer troken.