Titel: Bemerkungen über Hrn. Taylor's Versuche über die Verbrennung des Kohlengases, und über die beste Form der Gasbrenner. Von Hrn. William Lowry, Civil-Ingenieur.
Fundstelle: Band 32, Jahrgang 1829, Nr. XCVI., S. 419
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XCVI. Bemerkungen uͤber Hrn. Taylor's Versuche uͤber die Verbrennung des Kohlengases, und uͤber die beste Form der Gasbrenner. Von Hrn. William Lowry, Civil-Ingenieur. Aus dem Philosoph. Magazine and Annals of Philos. Mai 1829, S. 375. Bemerkungen uͤber Taylor's Versuche. Die Versuche des Hrn. Taylor (man sehe die vorhergehende Abhandlung) sind gewiß nicht neu; denn als ich in den Jahren 1823 und 1824 Gelegenheit hatte, den Gasverbrauch bei verschieden eingerichteten Argand'schen Brennern zu untersuchen, erhielt ich einige Resultate, welche beim ersten Anblik paradox schienen und wurde dadurch veranlaͤßt, die Versuche auf jegliche Art abzuaͤndern, wodurch ich uͤber den Gegenstand Aufklaͤrung erhalten zu koͤnnen hoffen konnte; im Verlauf meiner Untersuchungen kam ich auf die von Hrn. Taylor angegebenen Thatsachen. Ehe ich meine Versuche auseinanderseze, muß ich, wenigstens fuͤr diejenigen, welche mit dem Gegenstand nicht voͤllig vertraut sind, bemerken, daß ich bei jedem Versuche die Flamme so hoch sich erheben ließ, als es die vollstaͤndige Verbrennung des Gases zuließ, und daß die Resultate der Versuche nicht mit einander, sondern mit dem Licht verglichen sind, welches eine Quantitaͤt Gas hervorbringt, die mit einer gegebenen Hoͤhe der Flamme durch Brenner von gewoͤhnlicher Einrichtung verzehrt wird. Ich pruͤfte Brenner, welche in einem Umkreise von 5/8 Zoll im Durchmesser, von fuͤnf bis fuͤnfzehn Loͤcher hatten, und bei der groͤßten Anzahl der Loͤcher wurde immer die geringste Menge Gas verbraucht; man bemerkte jedoch keinen großen Unterschied, wenn die Loͤcher einander so nahe waren, daß die Flammen sich vollkommen mit einander vereinigen konnten. Eine Vergroͤßerung der Loͤcher bewirkte ebenfalls eine Ersparniß. Wenn die mittlere Luftoͤffnung ganz oder zum Theil verstopft wurde, erhob sich die Flamme betraͤchtlich, war aber kegelfoͤrmig und matt; wenn man hingegen die mittleren und aͤußeren Oeffnungen verhaͤltnißmaͤßig verkleinerte, so wurde die Flamme glaͤnzend und cylindrisch. Als man den glaͤsernen Schornstein verkuͤrzte, erhielt man aus einer gegebenen Quantitaͤt Gas mehr Licht, und als man das Glas ganz abnahm, wurde in Verhaͤltniß zu dem erzeugten Lichte, weniger Gas verzehrt. Man legte oben auf den glaͤsernen Schornstein ein durchbohrtes Blech und die Quantitaͤt des Lichtes wurde dadurch vergroͤßert; dasselbe fand Statt, als man ein Glas gebrauchte, dessen Durchmesser oben gleich den Oeffnungen war, die man in dem durchbohrten Blech am vorteilhaftesten fand. Als man die Hoͤhe des glaͤsernen Schornsteines verdoppelte, verminderte sich die Flamme um ungefaͤhr die Haͤlfte ihrer vorigen Hoͤhe. Da alle diese Versuche (mit Ausnahme des lezten, welcher das Umgekehrte der uͤbrigen ist) entweder die Quantitaͤt der dem Brenner zugefuͤhrten Luft vermindern, oder das Gas mit dieser Quantitaͤt in einem groͤßeren Koͤrper in Beruͤhrung bringen, so scheint zu folgen, daß dem ausgetretenen Gasvolum ein gewisses Verhaͤltniß Luft zugefuͤhrt werden muß, und daß, wenn dieses Verhaͤltniß eine gewisse Graͤnze uͤberschreitet, das Gas verzehrt wird, ohne so viel Licht hervorzubringen, als es zu erzeugen faͤhig ist, wovon das Extrem sich bei der explodirenden Mischung zeigt, wobei eine große Menge Gas in einem Augenblik verzehrt werden kann und fast gar kein Licht erzeugt wird. Andererseits verschwindet, wenn zu wenig Luft zugefuͤhrt wird, der Glanz der Flamme und das Gas entweicht, ohne vollkommen verbrannt zu seyn. Hieraus schloß ich, daß die geeigneten Verhaͤltnisse zwischen den beiden Extremen liegen, und die ganze Schwierigkeit schien darin zu bestehen, den Punkt zu treffen, wobei ohne Beeintraͤchtigung des Glanzes der Flamme, moͤglichst viel Gas erspart wird; ich suchte daher einen Brenner so zu construiren, daß er nicht nur die geeignete Quantitaͤt Luft zustroͤmen ließ, sondern auch zugleich das Gas auf die guͤnstigste Weise damit in Beruͤhrung brachte. Nach mehreren Versuchen schien die groͤßte Wirkung hervorgebracht zu werden, wenn die Loͤcher zahlreich und eher groß als klein waren, die mittlere Oeffnung eng und das Glas nahe an der Flamme war, und die aͤußere Oeffnung zur inneren in solchem Verhaͤltnisse stand, daß die Flamme cylindrisch blieb. Wenn jedoch diese Construktion auf das Extrem getrieben wird, so ist sie mit einigen praktischen Nachtheilen verbunden; denn wenn die Brenner, wie es oft der Fall ist, in Lagen kommen, worin sie dem Winde ausgesezt sind, so bringt die geringste Bewegung der Luft die Flamme in Beruͤhrung mit dem Glas, so daß Rauch entsteht, und da das Glas stark erhizt ist, so zerspringt es leichter. Ich erreichte meinen Zwek eben so gut dadurch, daß ich die Luftoͤffnung vergroͤßerte, indem ich den glaͤsernen Schornsten eher weiter als kuͤrzer machte und auf diese Art den Durchzug der Luft durch denselben verminderte. Als ich im Jahre 1825 die Gaswerke zur Beleuchtung von Dumfries einrichtete, machte ich die Brenner von der angegebenen Construktion und die Erfahrung hat gezeigt, daß sie dem Zwek vollkommen entsprechen, naͤmlich weniger Gas als andere Brenner erfordern und dessen ungeachtet eine eben so glaͤnzende und vielleicht noch schoͤnere Flamme geben; auch fand ich mich durch spaͤtere Versuche nie veranlaͤßt, eine andere Einrichtung anzunehmen. Die Brenner einer ganzen Stadt zu veraͤndern, wuͤrde jedoch eine kostspielige und muͤhselige Arbeit seyn. Als ich die Brenner fuͤr Greenock machte (in welcher Stadt ich in den lezten sechs Monaten die Gasbeleuchtung einfuͤhrte), haͤtte ich Gelegenheit gehabt, Verbesserungen einzufuͤhren, wenn ich aus irgend einem Grunde das fruͤher fuͤr Dumfries angenommene Princip zu aͤndern fuͤr gut befunden hatte. Greenock den 10ten Maͤrz 1829.