Titel: Ueber das Illuminiren der Kupferstiche und über verschiedenfarbige Tinten.
Fundstelle: Band 33, Jahrgang 1829, Nr. XXXIX., S. 108
Download: XML
XXXIX. Ueber das Illuminiren der Kupferstiche und uͤber verschiedenfarbige Tinten. Aus dem Journal des Connaissances usuelles im Franklin Journal, Decbr. 1828. S. 417. Ueber das Illuminiren der Kupferstiche. Die Kunst Kupferstiche zu illuminiren ist sehr leicht zu erlernen und kann von Personen ausgeuͤbt werden, welche mit der Zeichnungskunst nicht bekannt sind. Fuͤr den Anfang hat man nur so viel Geschiklichkeit noͤthig, als zum Nachahmen guter Vorlagen hinreicht; ein wenig Uebung wird dann die Arbeit erleichtern und den Geschmak verbessern. Da diese Kunst fuͤr Kinder sehr unterhaltend ist und den Frauenzimmern eine angenehme Beschaͤftigung gewaͤhrt, so entlehnen wir aus der Encyclopaedia Moderne einige Winke fuͤr ihre Ausuͤbung. Die Bilderbuͤcher und diejenigen Kupferstiche, welche die Buͤcher in unseren Buchlaͤden zieren, werden gewoͤhnlich durch Frauenzimmer illuminirt. Die ganze Kunst besteht darin, den gedrukten Kupferstichen vermittelst des Pinsels diejenigen Farben zu ertheilen, welche den natuͤrlichen Farben der Gegenstaͤnde, die sie darstellen, entsprechen; in der neuesten Zeit ist sie sehr vervollkommnet worden; um sich davon zu uͤberzeugen, braucht man nur Redouté's Sammlung von Rosen oder Décourtils medicinische Flora der Antillen zu betrachten. Die Farben, welche man gebraucht, sollten durchsichtig und duͤnn seyn; man waͤhlt daher diejenigen aus, welche am wenigsten Koͤrper haben; oder man zieht vielmehr solche Farben vor, welche gar keinen Koͤrper haben, wie diejenigen, welche man aus den Blumen erhaͤlt (Saftfarben), und diese eignen sich auch zu dieser Arbeit am besten. Wenn man genoͤthigt ist, groͤbere Farben zu gebrauchen, so schlaͤmmt man sie oͤfters, so daß man wirklich nur die feineren Theile erhaͤlt. Die blauen Blumenblaͤtter der Iris geben einen gruͤnen Saft; er ist aber nicht so schoͤn wie derjenige, welchen man von den reifen Beeren des Kreuzdorns erhaͤlt und den man Saftgruͤn nennt. Die Beeren des Niederholders geben eine violette Farbe, welche durch Zusaz von Alaun blau wird. Noch viele andere Beeren geben ebenfalls gefaͤrbte Saͤfte; dahingehoͤren die Stachelbeere, die Kirsche, die Brombeere, der Krappsaamen und der Holder. Auch wendet man oft einen Absud von Farbhoͤlzern, wie von Gelbholz und von Campescheholz an. Ein Gelb wird mit Gummigurt und Wasser bereitet; ein Carmoisin mit Carmin und schwachem Gummiwasser; die Wasserfarbe mit Bergblau, das man mit Weinstein verbindet; Blau mit Indigo und Alaun, oder mit Berlinerblau; eine Rehkalb-Farbe erhaͤlt man mit Blutwurz; und Schwarz mit Tusche oder mit Blutwurz und Eisenvitriol. Alle diese gefaͤrbten Saͤfte kann man in die Form von Kuchen bringen; man braucht sie nur nach dem Kochen mit etwas Fischleim zu versezen und sodann in Formen eintroknen zu lassen, die aus Kartenpapier verfertigt und um das Anhangen zu verhindern, zuvor mit Butter oder Fett ausgestrichen worden sind; sie erhalten dann die Consistenz der Tusche und koͤnnen auf dieselbe Art gebraucht werden. Wenn diese Farben concentrirt werden, kann man sie als gefaͤrbte Tinten gebrauchen. Unter diesen wird im gemeinen Leben hauptsaͤchlich die rothe Tinte angewandt; nur selten gebraucht man gruͤne oder gelbe oder anders gefaͤrbte Tinte. Hier folgen einige Recepte fuͤr Tinten, welche bei gehoͤriger Verduͤnnung auch zum Illuminiren der Kupferstiche angewandt werden koͤnnen. Rothe Tinte. – Hr. Ribaucourt empfiehlt folgende Bereitungsart derselben: man laͤßt 4 Unzen gemahlenes Brasilienholz drei Tage lang in Weinessig aufweichen; man erhizt es dann bis zum Sieden und erhaͤlt es eine Stunde lang in dieser Temperatur, worauf man es filtriren muß. Waͤhrend es noch heiß ist, loͤst man darin den dritten Theil einer Unze arabischen Gummis auf und eben so viel Zuker und Alaun; nach dem Erkalten bringt man die Tinte in Flaschen, welche man gut verschließt. Eine noch schoͤnere Tinte erhaͤlt man, wenn man einen Coschenille-Absud anwendet und ihn mit Ammoniak versezt. Die schoͤnste rothe Tinte erhaͤlt man endlich, wenn man Carmin in fluͤssigem Ammoniak aufloͤst, das uͤberschuͤssige Ammoniak verdunsten laͤßt und eine geringe Menge farbloses arabisches Gummi zusezt. Gruͤne Tinte. – Nach Klaproth gibt folgendes Recept eine sehr schoͤne gruͤne Tinte: man kocht zwei Theile Gruͤnspan und einen Theil Weinstein in acht Theilen Wasser, bis es auf die Haͤlfte eingekocht ist, seiht die Fluͤssigkeit sodann durch ein Tuch und bringt sie nach dem Erkalten in Bouteillen, die man verkorkt. Gelbe Tinte. – In einem Quart siedenden Wassers loͤst man eine Unze Alaun auf; man sezt dann ein halbes Pfund Avignons-Beeren zu, erhaͤlt die Mischung eine Stunde lang im Kochen, seiht die Fluͤssigkeit durch, und loͤst darin etwas mehr als den vierten Theil einer Unze arabischen Gummis auf. Wenn man dasselbe Verfahren befolgt, aber an Statt der Avignons-Beeren eine viel geringere Menge Saffran nimmt, so erhaͤlt man ein viel schoͤneres Gelb. Eine noch dauerhaftere Farbe erhaͤlt man mit Gummigutt, wenn man davon so lauge in Wasser aufloͤst, bis es die gewuͤnschte Nuance hat. Durch concentrirte Aufloͤsungen der meisten Farbestoffe kann man Tinten jeder Art bereiten; gewoͤhnlich muß man etwas Gummi zusezen, um den Faͤrbestoff suspendirt zu erhalten; bisweilen muß auch zur Verhinderung des Schimmels, Queksilber-Sublimat zugesezt werdenDer Zusaz von Queksilber-Sublimat ist verwerflich, weil die Illuminirer den Pinsel oft in Mund nehmen und dadurch schmerzhafte Krankheiten, ja selbst der Tod dadurch herbeigefuͤhrt werden kann. Ein paar Tropfen Weingeist der Farbe zugesezt, sind hinlaͤnglich die Bildung des Schimmels zu verhindern. A. d. R..