Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 34, Jahrgang 1829, Nr. XCIII., S. 398
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XCIII. Miszellen. Miszellen. Ueber Patentwesen in England. Das Repertory of Patent-Inventions liefert im November- Hefte S. 675–703. Auszuͤge aus dem Protokolle des Zeugenverhoͤres, welches der Ausschuß des Unterhauses, der waͤhrend der lezten Sizung das Patentwesen zu untersuchen hatte, bei seiner Untersuchung aufgenommen hat. Dieses Protokoll wird ein ewiges Denkmal des niedertraͤchtigen, schaͤndlichen Verfahrens seyn, mit welchem das lezte Parliament die heiligsten Angelegenheiten des Wohles seines Vaterlandes behandelte. Eine aͤhnliche Buͤberei, wie dieses Protokoll, wird man schwerlich in irgend einer Staͤndeverfassung aufzufinden vermoͤgen. Wenn es so in dem englischen Parliamente zugehen darf, so darf man sich nicht wundern, wenn die angesehensten Maͤnner Englands fuͤr immer aus dem Parlamente austraten, und die Moralitaͤt und Industrie Englands mit raschen Schritten ihrem gaͤnzlichen Untergange entgegen eilt. Solcher ministerielle Hocus Pocus war bisher in den Annalen der Menschheit unerhoͤrt. Armes England! Atlee's Patent-Mast- und Bogspriet-Baͤnder. Hr. Thom. Falconer Atlee, Gentleman in Prospect Place, Deptford, Kent, ließ sich am 15. Jaͤner 1828 ein Patent auf Reife und Baͤnder zur Befestigung der Maste, Bogspriete und Rahen ertheilen. Das Repertory of Patent-Inventions theilt im November-Hefte 1829. S. 664. die Beschreibung im Auszuge ohne Abbildung mit, und bemerkt bloß, daß, „wenn diese Baͤnder wirklich so stark sind, als sie gezeichnet sind, sie nur an den Stellen allein, wo die Schrauben sie anziehen, die Theile, die sie binden sollen, beruͤhren werden, an den uͤbrigen Stellen aber aus der Beruͤhrung kommen.“ Dieß ist nun eine uͤble Sache fuͤr ein festes Band. L. Reper Fitzmaurice's Patent-Schiffspumpen. Das Repertory of Patent-Inventions gibt im November-Hefte 1829. S. 666. eine Beschreibung dieses Patentes, und bemerkt in einer Anmerkung, daß Hrn. Fitzmaurice's Patent-Schiffspumpe den Patent – Schiffspumpen des Hrn. Siebe sehr aͤhnlich sind, und daß vor Jahren schon Schiffspumpen verkauft wurden, die Siebe's Pumpen aͤhnlich waren; daß endlich dieser Apparat zum Treiben der Schiffe nach fruͤher angestellten Versuchen nichts taugt. Die Englaͤnder lassen jezt ihre Schiffe haͤufig in fremden Hafen ausbessern, weil sie dabei wohlfeiler wegkommen, als auf ihrer Insel. (Galignani. 4567.) Neues Brennmaterial fuͤr Dampfbothe und Dampfwagen. In den Leuchtgasbereitungsanstalten, in welchen man das Leuchtgas aus Harz und Oehl bereitet, gewinnt man eine bedeutende Menge fluͤssigen Oehles, das sehr gut brennt. Dieses fluͤchtigen Oehles bedient man sich gegenwaͤrtig zu Leeds an den daselbst betriebenen Oehlgaswerken, um vier Retorten zu heizen, welche 600 Kubikfuß Gas in jeder Stunde geben. Die hierzu noͤthige Hize wird den ganzen Tag uͤber gleichfoͤrmig, ohne die geringste Veraͤnderung, mit 2 Gallons dieses fluͤchtigen Oehles auf die Stunde unterhatten. Dieses Oehl gibt weder den mindesten Rauch noch den mindesten Geruch. Dieses Brennmaterial scheint daher fuͤr Dampfbothe sowohl, als fuͤr Dampfwagen, von der hoͤchsten Wichtigkeit. Zwei Gallons (1 Gallon haͤlt 10 Pfd. destill. Wassers) wiegen nur 46 Pfd. und geben so viel Hize, als 112 Pfd. Kohlen oder Kohks: eine Verminderung von 7/8 in der Schwere des Brennmateriales! (Leeds Merc. Mech. Mag. 325. S. 176.) Was bei Erdbeben an Kettentauen der Schiffe geschehen kann. Ein Schiff, das vor Kurzem aus Suͤdamerika nach Portsmouth zuruͤkkehrte, lag waͤhrend eines Erdbebens an der Kuͤste von Suͤdamerika vor Anker. Derjenige Theil seines Kettenankertaues, welcher im Schlamme im Grunde des Meeres lag, ward zu großen kugelfoͤrmigen Massen zusammen geschmolzen, und theilweise ganz verschlakt, wie Eisenschlaken in einer Schmiede. (Gill's technol. Repos. November 1829.) Hoͤrroͤhren auf Schiffen. Wir haben bereits im Polytechnischen Journale von der Eigenschaft gesprochen, die der Schall besizt, sich durch Roͤhren leicht und unveraͤndert kraͤftig fortzupflanzen. Dieß veranlaßte Hrn. Parsons den Hauptmast des Schiffes Briton mit einer zinnernen Roͤhre zu versehen, um bei stuͤrmischem Wetter von der Cajuͤte aus den Waͤchter im Mastkorbe commandiren zu koͤnnen und von demselben Bericht zu erhalten. Die Roͤhre hat einen Zoll im Durchmesser (Mech., Mag. 325. S. 176. – Man muß aber nicht vergessen, daß diese Roͤhre ein Blizableiter ist, und gerade bei Gewitterstuͤrmen es unmoͤglich machen kann, sich derselben ohne Gefahr zu naͤhern. Eine hoͤlzerne Roͤhre wuͤrde besser seyn. A. d. Ue.) Ueber die thermo-elektrische Kraft der Metalle hat Hr. Becquerel in den Annales de Chimie, August, S. 353. einen interessanten Aufsaz mitgetheilt, der nicht bloß die Physiker, sondern auch die Metallarbeiter, die mit Ueberlegung arbeiten wollen, sehr interessiren muß. Wir muͤssen uns begnuͤgen, sie auf denselben aufmerksam gemacht zu haben, da er wohl bald in irgend einer deutschen Zeitschrift fuͤr Physik uͤbersezt erscheinen wird, und wir bei dem beschraͤnkten Raume unserer Blaͤtter denselben nicht aufnehmen koͤnnen. Platinna und Kupfer vermehren die Verbrennbarkeit der Kohle. Hr. Waͤhler hizte geraspelten Kork in verschlossenen Gefaͤßen mit Platinna-Ammonium-Muriat, und auch mit Gruͤnspan. Die hierdurch erhaltene Holzkohle entzuͤndet sich, wenn sie nur leicht gehizt wird, und brennt dann fuͤr sich selbst fort. In Hinsicht auf Platinna hat dasselbe Statt, was Doͤbereiner entdekte, in Hinsicht auf Kupfer aber ist diese Entdekung neu, und erklaͤrt eine andere Erscheinung. Man hat bekanntlich gruͤne Wachskerzen, die mit Gruͤnspan gefaͤrbt sind. Waͤhrend des Brennens dieser Kerzen reducirt sich zuweilen das Kupfer fuͤr einige Zeit am Dochte. Wenn nun eine solche Kerze ausgeblasen wird und der Docht gluͤhend bleibt, so brennt das Wachs langsam fort, Stunden und Tage lang, bis entweder alles Wachs verbrannt, ist, oder irgend ein fremder Koͤrper dem weiteren Verbrennen ein Ende macht. Daher sind gruͤne Wachskerzen gefaͤhrlich. (Royal Institute Journ. Oct. 1829. Philos. Magaz. and Journ. 1829. S. 394). Hrn. Ibbetson's geometrische Drehebank. Hr. Ibbetson, den seine Landsleute so oft wegen Geheimnißkraͤmerei bei seiner unvergleichlichen Drehebank anließen, erklaͤrt im Mech. Mag. N. 326. S. 187. 7. Nov., daß er, in Folge so vieler Ansuchens die an ihn gestellt wurden, seine ganze Kunstdrehebank den beruͤhmten Drechslern zu London, HHrn. Holtzapffel, Charing-cross, uͤberlassen habe, bei welchen man dieselbe nun haben kann. Unsere Fabrikanten moͤgen nun, wenn sie schoͤnere und wohlfeilere Desseine, als die bisherigen, haben wollen, sich an ihren ehemaligen Landsmann, Hrn. Holtzapffel wenden, bei welchem sie solche Drehebaͤnke, die wahrhaftig das Unglaubliche leisten, haben koͤnnen. Ueber den Widerstand bei Drehung oder Windung der Platten oder steifen Stangen befindet sich in den Annales de Chimie, August, S. 373. eine Abhandlung des Hrn. Fel. Savart, welche fuͤr Drathzieher, die gute Mathematiker sind, und uͤberhaupt fuͤr Alle, welche die Staͤrke der Koͤrper und den Widerstand, den sie leisten, wenn sie gedreht oder gewunden werden, genau kennen lernen wollen, sehr wichtig ist. Sie sezt indessen so viele mathematische Kenntnisse voraus, daß wir bei dem gegenwaͤrtigen Zustande der Bildung unserer Arbeiter wenig Nuzen fuͤr sie aus derselben erwarten koͤnnen, und sie daher lediglich als einen neuen Beweis betrachten muͤssen, wie nothwendig es ist, daß gruͤndliche mathematische Kenntnisse unter der arbeitenden Classe verbreitet werden. Waͤhrend wir aber in Staͤdten polytechnische Schulen errichten, wird der Unterricht in den Landschulen, aus welchen die Arbeiter in den Staͤdten hervorgehen, von Jahr zu Jahr schlechter, und zwar so schlecht, daß sehr viele Kinder, die die Schule 7 Jahre lang besuchten, nicht lesen und nicht schreiben koͤnnen. Woher dieß kommt, wird jeder wissen, der da weiß, von wem und wie die unteren Schulen gegenwaͤrtig geleitet werden. Tragbare Schraubenpresse. Der Bulletin d. Scienc. technol. Sept. 1829, erwaͤhnt einer tragbaren Schraubenpresse aus dem Industriel belge, April 1829, S. 283. die das Unglaubliche leisten, und beinahe so stark als eine hydraulische Presse wirken soll. Leider ist keine Beschreibung und Abbildung gegeben, und man wird sich unmittelbar an den Industriel wenden muͤssen, wenn man eine solche Presse haben will. Nadelmacherei zu Aachen. Ein Englaͤnder schreibt im Mech. Mag. 326. S. 192. „die Naͤhenadel- und Steknadel-Fabriken um Aachen stehen noch ein halbes Jahrhundert hinter den englischen, und ein Briefchen echter englischer Naͤhenadeln ist noch immer ein erwuͤnschtes Geschenk fuͤr eine niederlaͤndische Dame.“ – Wir koͤnnen aber versichern, daß wir selbst in England Naͤhenadeln fanden, die um 2 Jahrhunderte hinter den Aachenern zuruͤk waren. Die Tuchmanufakturen zu Elboeuf und Louviers verfertigen jezt Tuͤcher, ohne die Wolle zu fetten, wodurch Zeit und Geld gewonnen wird, ohne daß das Tuch an Guͤte verliert. (Mech. Mag. 325. S. 176.) Hrn. Skiakan's Wollenmesser. Das Bullet. d. Sc. technol. Sept. 1829. fuͤhrt S. 57. aus dem Bullet. du Nord, Moscou 1828, aus der Revue enc. T. 40. Decembr. 1828, S. 768. aus dem Industriel belge, April 1829, ein Instrument zum Messen der Feinheit der Wolle an, welches Hr. Skiakan, Guͤterbesizer im Gouvern. Woronesch, erfunden hat, und das den Namen Eriometer (Eriomètre, also auf Deutsch Wollenmesser) fuͤhrt. Es wird keine Beschreibung dieses merkwuͤrdigen Instrumentes gegeben, sondern bloß gesagt, daß man mittelst desselben den hunderttausendsten Theil eines Zolles messen kann, und daß es genauer ist, als unsere Mikroskope. Hr. Skiakan hat mittelst desselben gefunden, daß der Faden eines Spinnengewebes noch viel diker ist, als fein geschlagenes Gold. Es wird versichert, daß man mittelst dieses Instrumentes sehr leicht und schnell und sicher die Feinheit eines Wollenhaares bestimmen kann, ohne daß man seine Augen anzustrengen brauchte; daß es vor allen aͤhnlichen Instrumenten den Vorzug verdiene, daß es aber nie allgemein eingefuͤhrt werden wird, weil es sehr hoch zu stehen kommt. Fuͤr Heerdenbesizer soll es indessen unentbehrlich seyn. Gelegentlich wird hier des Eriometers des Hrn. P. Dollom zu London vom J. 1811, des Hrn. Nebours zu Paris, der Mikrometer der HHrn. Voigtlaͤnder zu Wien, Schimer zu Donbravine „(?)“ in Mahren und Winckler zu Berlin endlich auch des Instrumentes des Hrn. Koehler zu Zwickau erwaͤhnt, welches Hr. Ternaux nach Paris brachte, und welches, wie es hier heißt, „unter allen das unbequemste ist.“ Wo ist eine Beschreibung und Abbildung dieses so nuͤzlichen Instrumentes zu finden?A. d. Ue. Die Hexe in der Baumwollenweberei. Die nothgedraͤngten englischen Weber erfanden mit Huͤlfe einer Hexe (witch – einer neuen Maschine, schnell und leicht gebluͤmte Zeuge zu verfertigen) einen neuen Modeartikel, der einige Stuͤhle beschaͤftigt. Blankets verkauft man jezt in England nach dem Pfunde, das Pfd. um 1 Shill. 4. P. bis 2 Sh. 6 P. (48 kr. bis 1 fl. 30 kr.) (Leeds Mercury. 4549.) Brand der Rochdale Baumwollenfabrik zu Manchester. Zu Manchester brannte gegen Ende Octobers die Rochdale Baumwollenfabrik nieder. Der Schaden wird auf 30–50,000 Pfd. Sterl. geschaͤzt (360–600,000 fl.) Nichts war assecurirt. Man weiß nicht, wie das Feuer ausgekommen ist. (Courier Mercury. 4563.) Papier aus Agave (Maquey). Der Congreß zu Mexico hat allen Regierungskanzelleien befohlen, sich keines anderen Papieres, als desjenigen, welches in der Republik aus der einheimischen Maquey (agave americana) bereitet wird, zu bedienen. Dieses Papier ist sehr gut, und erspart Geld fuͤr europaͤisches Lumpenpapier. (Mech. Mag. 326. S. 192.) Ueber die Ursachen der Diffraction findet sich ein Auszug aus einer Abhandlung des Hrn. Halbat in den Annales de Chimie, August, S. 424, auf welche wir einstweilen Physiker' und Optiker aufmerksam machen wollen, bis die Abhandlung selbst irgendwo gedrukt erscheint. Hrn. Maͤlzel's musikalische Maschinen (Automate). Hr. Maͤlzel, Bruder des beruͤhmten Mechanikers und Tonkuͤnstlers Maͤlzel zu Wien, hat zu Boston nicht weniger als 42 musikalische Automate verfertigt, die ein ganzes Orchester bilden. Die hoͤchste Bewunderung erregen die Violinspieler. Eine Gesellschaft in Amerika wollte ihm fuͤr dieses Automaten-Orchester bereits 300,000 Dollars bezahlen; er will aber 500,000, und wird sie vielleicht erhalten. (Mech. Mag. N. 326. 7. Nov. S. 192.) Hr. Brosson Erfinder der Anwendung der Domites zu Werken der schoͤnen Kuͤnste. Hr. Brosson hat in einer eigenen Broschuͤre gegen die HHrn. Ledru und Roger, die sich im J. 1824 ein Patent auf die Anwendung der Domites Steinemail fuͤr Hausnummern, Straßennamen etc. ertheilen ließen, die Prioritaͤt der Erfindung reclamirt. Der Titel dieser Schrift ist: Application dans les Arts des Domites etc. Réclamation de Mr. Brossom contre un Mémoire de MMs. Mr. Ledru et Roger. 4. Paris. 1824. ch. Pillet. Kuͤnstliche Blutegel. Ein Mechaniker zu Bruͤssel verfertigt ein chirurgisches Instrument, welches vollkommen die Stelle eines Blutegels vertritt, und nur 5 fl. kostet. Du die Blutegel durch das neue Blutegelsystem der Aerzte so theuer geworden und in manchen Gegenden gar nicht mehr zu haben sind, so waͤre es der Muͤhe werth ein solches Instrument nach Deutschland kommen zu lassen, um zu sehen, ob dieser belgische kuͤnstliche Blutegel Vorzuͤge vor den deutschen kuͤnstlichen Blutegeln besizt. (Vergl. Industriel belge. 1829. p. 455. im Bullet. d. Sc. technol. Septbr. p. 30.) Kuͤnstliche Hefen. Der Industriel belge, Mai 1829, S. 395, aus diesem das Journal des Connaiss. usuell. N. 50. 1829. S. 215, und der Bullet. d. Sc. technol. S. 215. gibt folgende Bereitungsart kuͤnstlicher Hefen (Germ, in Suͤddeutschland): Wenn man diese Hefen im Großen bereiten will, braut man 75 Kilogramm (150 Pfd.) Wuͤrze aus 50 Kilogramm (100 Pfd.) Malz, welches aus zwei Drittel des besten Gerstenmalzes, einem Drittel Roken, 5 Kilogr. (10 Pfd.) Hopfen besteht. Man sondert sie nach dem Kochen sorgfaͤltig von den Trabern und vom Hopfen ab, und dampft sie bis auf 87 Kilogr. (175 Pfd.) ein. Diese Wuͤrze vertheilt man in mehrere Gefaͤße, damit sie sich so schnell als moͤglich abkuͤhlt, schuͤttet sie hierauf in Ein Gefaͤß zusammen, und sezt 16 Kilogr. (32 Pfd.) Vierhefen zu. Fuͤr die folgenden Suͤde bedient man sich immer der kuͤnstlichen Hefen. Die Masse wird bald in Gaͤhrung gerathen, und nach drei bis fuͤnf Stunden mit einem diken, weißen, den gewoͤhnlichen Hefen aͤhnlichen Schaume bedekt seyn. In dem Augenblike, wo der Schaum sich hebt, mengt man die Masse gehoͤrig durch, und sezt, unter bestaͤndigem Umruͤhren, 50 bis 75 Pfd. (25–37 Kilogr.) Gersten- oder Rokenmalz zu, oder auch feines Roken- oder Gerstenmehl, und stellt die Mischung an einen kuͤhlen Ort. Wenn man diesen kuͤnstlichen Hefen Mehl genug zusezt, um ihnen die Consistenz eines diken Breies zu geben, so halten sie sich im Sommer 10–15 Tage, im Winter 4–6 Wochen. Man kann sich derselben bedienen um Kornbrantwein, Bier, Bieressig, Aepfelmostessig, Weinessig, Brot, Bakwerk, mit einem Worte alles dasjenige in Gaͤhrung zu sezen, wozu man. die besten Bierhefen (Spundhefen, levuro de bondon) nur immer brauchen kann. Um diese Hefen laͤngere Zeit uͤber aufbewahren zu koͤnnen, muß man sie taͤglich ein paar Mal umruͤhren. Man kann sie auch bei maͤßiger Waͤrme troknen und dann puͤlvern. Das Pulver wird in steinernen Kruͤgen aufbewahrt, und wenn man sich desselben bedient, verduͤnnt man es mir 4 Pinten (Liter) Wasser bei 17–19° R. Man erhaͤlt hiervon dieselbe Wirkung, als ob man eben so viel Bierhefen genommen haͤtte. Wenn man solche Hefen im Großen fuͤr Brantweinbrenner, Baͤker etc. bereiten will, darf man sie nur mit der noͤthigen Menge Wassers verduͤnnen, um ihr die gehoͤrige Dike zu geben. Maschine zum Kneten des Teiges zum Brote. Man bedient sich der sogenannten Knetemaschinen nun auch in Holland, wo Oberst Montferrat sie einfuͤhrte. Der Bulletin d. Sc. techn. Septbr. 63. beschreibt sie, nach dem Industriel belge, Jun. 1829, S. 451. als bestehend aus einem hohlen eisernen Cylinder in einer Kiste aus Eichenholz mit concavem Boden. Der Cylinder, welcher die Kiste gleichsam in zwei Theile theilt, wird von einer Kurbel getrieben. Der Teig kommt an einer Seite der Kiste hinein, und wird durch die Umdrehungen des Cylinders auf die andere Seite geschafft; wenn der Cylinder nach der anderen Seite gedreht wird, schafft er den Teig wieder zuruͤk. In 11 Minuten hat man 30 Pfd. Teig geknetet; man fand den Teig hinlaͤnglich geknetet, und das aus demselben gebakene Brot gut, und laͤnger, wie man sagt, saftig, als Brot, das auf die gewoͤhnliche Weise geknetet wurde. Maschinenbaͤkerei bei der koͤnigl. Flotte in England. Nach dem Courier (Galign. 4548.) wird kuͤnftig alles Brot und Zwiebak fuͤr die koͤnigl. engl. Flotte mittelst Maschinen verfertigt. Sogar der koͤnigl. Staͤmpel wird von einer Maschine aufgedruͤkt. Man findet das bei den ersten Versuchen verfertigte Brot und Zwiebak besser, als das bisherige. Preise der Lebensmittel in Neu-Holland. Rindfleisch kostet das Pfd. 4 Pence (12 kr.); Brot, der Laib zu Pfd 4 Shill. 1 P. (39 kr.), Mehl das Pfd. 6 Pence (18 kr.); Weizen, das Bushel 14 Shill. (6 fl. 36 kr.); Mais das Bushel 5 Shill. 9 P. (3 fl. 27 kr.); Gerste 3 fl.; Erdaͤpfel der Ztr. 9 Shill. 6 P.; Butter das Pfd. 1 Shill. 10P. (1 fl. 6 kr.); Eier das Duzend, 2 Shill. 1 P. (1 fl. 15 kr.); ein Paar Enten 5 Sh.; ein Paar Huͤhner 4 Shill. 3 P.; ein Paar Gaͤnse, 12 Sh. 6 P.; ein Paar Indianen 15. Sh.; Heu, die Tonne (20 Ztr.) 12 Pfd. Sterl.; Stroh, die Last 2 Pfd. (Sidney Gazette. Galignani. N. 4564.) Steinkohlen in Van Diemens Land. Man fand in Van Diemens Land Steinkohlen, die in Guͤte den schottischen Steinkohlen von der Sorte Elgin's Wall's End,“ die man zur Dampfschifffahrt vorzuͤglich geeignet haͤlt, vollkommen gleich kommen. (Globe Galignani. 4566.) Fortwaͤhrendes Fallen der Eisenpreise in England. Der sicherste Maßstab des Sinkens und Steigens der Industrie in einem Lande ist das Sinken und Steigen der Eisenpreise. In England wichen die Eisenpreise Ende Oktobers wieder um 5 Shill. die Tonne Roheisen und um 10 Shill. die Tonne Stabeisen. (Globe. Galign. 4563.) Gegenwaͤrtiger Zustand der Weber in England. Die fleißigsten und geschiktesten Weber in der Gegend von Carlisle koͤnnen sich gegenwaͤrtig, bei taͤglich 16–18stuͤndiger Arbeit, nicht mehr verdienen als 5 bis 7 Shillings die Woche (d. i., nach unserem eigentlichen Geldwerthe, hoͤchstens 6 kr. des Tages.) (Atlas. Galignani. 4567.) Ueber Erhaltung des Holzes hat Hr. Gossier in der Biblioteque physico-econom. Juli. 1828, S. 9. einen Aufsaz mitgetheilt, der sich, mit zwei Worten, darauf zuruͤkfuͤhren laͤßt, daß man das Holz gerben soll. Die Redactoren der Bibl. phys. finden diesen Vorschlag nicht ungeeignet, die Ausfuͤhrung aber zu kostspielig. Sie wollen versuchen das Holz erst in kochsalzsauren Kalk, dann in eine Auflosung von schwefelsaurer Soda und schwefelsaurem Eisen einzutauchen, und meinen, daß es gut waͤre, dem kochsalzsauren Kalke auch arseniksaure Soda zuzusezen. (Gegen leztere protestiren wir feierlichst; denn wenn Arsenik im Holze bleibt, so wird ein kleiner Splitter, der in der Haut steten bleibt, schnell den Brand erzeugen und das Individuum, in dessen Haut er gerieth, tobten koͤnnen, abgesehen von den vielen uͤbrigen verderblichen Folgen, die diese Holzvergiftung haben kann, welche man schon fruͤher auch in England vorschlug, und gegen welche wir schon fruͤher warnten. Uebers.) (Vergl. Bullet. d. Sc. technol. Septbr. 1829. S. 4.) Wandernde Dreschmaschine. Man faͤhrt jezt Dreschmaschinen in England umher, die des Tages fuͤr eine Guinea jedem zu Diensten sind. Dabei werden die irlaͤndischen Drescher erspart. (Sheffield Iris. Galignani. 4570.) Amerikanische Methode Aepfel aufzubewahren. Im Massachusett's Agricult. Repos. (Mech. Mag. 326. S. 192.) wird empfohlen, die Aepfel, die so spaͤt, als es die Witterung erlaubt, vom Baume genommen werden muͤssen, alsogleich in vollkommen trokenem Sande schichtenweise zu legen, jede Schichte gut mit Sand zu bedeken, und so aufzubewahren. Auf diese Weise bleiben die Aepfel bis Junius des naͤchsten Jahres vollkommen wohl erhalten, und so frisch und schmakhaft, als ob sie erst vom Baume gepfluͤkt worden waͤren. Der Sand muß rein gewaschen und vollkommen gut getroknet seyn. – (Wir haben diese Methode schon vor vielen Jahren von einem ehrwuͤrdigen alten ungrischen Edelmanns preisen hoͤren: wir haͤtten also fuͤr eine gute Theorie im Osten und Westen bestaͤtigende Erfahrung. Es ist unglaublich, wie viel Obst durch schlechte Aufbewahrung jaͤhrlich zu Grunde geht. Schwere Aepfel. Man verkaufte auf dem Londoner Obstmarkte einige Aepfel von einem Apfelbaume, der aus Amerika eingefuͤhrt wurde. Jeder Apfel wog Ein Pfund. (Galign. 4451.) Litteratur. Deutsche. Von dem im polyt. Journal Bd. XXXIII. S. 79. angezeigten Werke: J. Dumas, Handbuch der angewandten Chemie. Aus dem Franzoͤsischen vonDr. Friedrich Engelhart. Nuͤrnberg, bei Joh. Leonhard Schraͤg, ist bereits die zweite und dritte Lieferung erschienen.